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Nachrichten für Naunhof : 06.04.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191904060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-04
- Tag 1919-04-06
-
Monat
1919-04
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 06.04.1919
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1^ Mar? ein Pfund Schinken oder ein Pfund Kitter, und sein Schnäpschen kostet ihm nur 12 Pfennig. Allerdings ist in England nicht die Rede von der Abschaffung deS Privatkapitals. Dein englischen Unter bause ist sogar der Vorschlag zugegangen, bar Privat- kapital aus Staatsmitteln zu erhöhen. Diejenigen Be triebe, die nicht genügend Reserven besitzen, um ohne ge schäftliche Schädigung die Kriegssteuer abführen zu können, Zolle» Erleichterungen erhalten. Bei unS werden die Reserven durch die heutigen Löhne so aufgebraucht, daß die Werke nichts mehr haben, um neue Rohstoffe kaufen zu können. Ob nun die russische ober die englische Wirt schaftspolitik besser ist, das muß jeder einzelne bei unS durchdenken und seine Folgerungen daraus ziehen. Davon hängt es ab, ob wir nach wenigen Monaten überhaupt noch zu effen haben oder mitsamt unseren Kindern buch stäblich verhungern müssen. In England leben die Leute jetzt auf. In Rußland sterben täglich Hunderttausende an Entkräftung. Wir haben die Wahl. Viele unserer Volksgenossen handeln nach der Parole: ES geht doch alles kaputl Damit erzwingen sie sich viel leicht noch eine kurze Zeit deS Wohllebens, soweit man unter den heutigen Verhältnissen überhaupt davon sprechen kann, bringen sich und unS allen aber den sicheren Unter gang. politische Rundschau, veussches Reich. 4- Geplante Spartakusdemonftrationen in Weimar. In Weimar find gelbe Handzettel verteilt worden, in denen gegen die Nationalversammlung Stimmung gemacht wird mit der Behauptung, daß seit Beginn ihrer Tagung ave Lebensmittel, besonders für die ärmere arbeitende Bevölkerung, immer knapper und durch den dauernd zu nehmenden Schleichhandel teurer geworden seien. ES wird unter diesem Vorwande zu einem Demonstrattons- -uge nach dem Volkshause aufgefordert, der am National- theater vorbei zum Marktplatz führen soll, wo vor dem Rai Hause sofortige Auflösung der Freiwilligenoerbände und Entfernung der Berliner Wachtmannschaften gefordert werden soll. Diese Heiden Forderungen beweisen, daß der wahre Grund zur Demonstration nicht so sehr eine Magen- alS vielmehr eine Machtfrage ist und daß jetzt der Versuch gemacht werben soll, die spartakistische Bewegung auch nach Weimar zu verpflanzen. 4- Veränderungen im diplomatischen Korps. Wie d« Vorwärts schreibt, ist eine weitgehende Erneuerung deS diplomatischen Korps geplant. Verschiedene wichtige Posten sollen mit Sozialdemokraten besetzt werden. Für den Botschafterposten in London soll Bernstein aus ersehen sein. >4 Die Reichskonferenz deutscher Eisenbahnarbeiter in Frankfurt a. M. hatte Beschwerde erhoben, weil der jetzige preußische Eisenbahnminister Oser den Delegierten zur Konferenz den Urlaub dazu verweigert haben sollte. Diese Behauptung entspricht nicht den Tatsachen. ES ist lediglich ein Erlab ergangen, der die Fortzahlung der Löhne für die Delegierten als unzulässig erklärt. Die Löhne dürfen nur für tatsächliche Leistungen und darüber hinaus bei Vorhandensein dienstlicher Interessen gezahlt «erden. Derartige Gründe lagen nicht vor, und eS müßten vorerst die geschlichen Bestimmungen geändert werden, um die Löhne fortzahlen zu können. 4- Eine Reichseiukommeusteuer soll zur Einführung go- langen, die gewissermaßen als Zuschlag zu Ler Einkommen steuer der Einzelstaaten und der Kommunen gedacht ist. Von dieser Reichseinkommensteuer sollen nur Einkommen von 40 000 Mark an erfaßt werden. Bei Junggesellen be ginnt die Steuergrenze bereits bei 30 000 Mark. Bei Ver heirateten, die Kinder haben, ermäßigt sich daS steuer pflichtige Einkommen für jedes Kind um 2000 Mark, so Laß also beispielsweise ein Verheirateter mit einem Ein kommen von 60000 Mark, der fünf Kinder hat, hie Reichs einkommensteuer nur für 40000 Mark zu zahlen hat. Die Steuersätze sollen progressiv mit 5 N beginnen und bei den sehr hohen Einkommen die oberste Grenze von 30 erreichen. Stus Irr- und Auslau». Berlin. Die Zeitungsnachricht von einer bevorstehenden Ernennung des Sozialdemokraten Poller »um Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein ist nicht »utrestend. Berlin. Der sozialdemokratische Parteitag findet am 10. Juni in Weimar statt. Darmstadt. Der Abgeordnete der Hessischen Volkskammer Bauer (Zentr.) wurde in Mainz, im Begriff ,u den Kammer fitzungen zu fahren, von den Franzosen verhaftet. Gera. Der gemeinsame Landtag für die beiLen Frei- staaten Reuß lehnte den vom VerfaffungSauSschuß vorge schlagenen Namen .Volksstaat Ostthüringen* ab und stimmte dafür, daß die Freistaaten Reuß unter dem Rainen .VolkSstaat Reuß' »u einem Staat verschmolzen werden. Warschau. Der Ministerrat verhängte Hher das ganze Gebiet KongreßpolenS den Ausnahme» Kl and auf die Dauer von drei Monaten. London. Neun britische Offiziere sind in Ägypten im Eisenbahn,uge von Eingeborenen ermordet worden. Pari-. Die Friedenskonferenz bat aus Zweckmäßigkeits gründen verfügt, daß Fiume und Spalato den Italienern überlasten werden sollen. Moskau. Für die erste« sechs Mouate des laufende« Jahres beträgt nach amtlicher Angabe das Defizit rund SS Milliarden Rubel. I« Wahrheit soll das Defizit diel größer sein. 142 000 streikende Bergarbeiter. BesserungSausfichten im Ruhrrevier. Im allgemeinen batte sich die Lage bei den streikenden Bergarbeitern im Ruhrrevier bis Freitag nicht geändert. Auf einigen Zechen ist allerdings die Arbeit wieder aus genommen worden. Ebenso werden die Notstandsarbeiten in den vom Streik betroffenen Zechen unverändert weiter geführt, nur auf einigen Zechen verweigern die Arbeiter die Ausführung dieser Arbeiten. Im allgemeinen ist die Stimmung Ler Bergleute mehr denn je für eine Wieder aufnahme der Arbeit, so daß mit einer baldigen Beendi gung deS Streiks zu rechnen ist. Der Höhepmttt der Bewegung scheint überschritten. Der Streik hat sich zwar im Westen deS betroffene« Gebiets ausgedehnt, doch hat im Zentrum der Bewcgrmg, in Dortmund, Bochum, Witten, di» Zahl der ««-ständigen abgeuomme«. I« Gffev streikt «ur «och die Hälfte der Bergarbeiter. Arbeitsniederlegung im Gtsen- und Hütten- betrieb ist nicht zu erwarte», falls die Kohlen!teseruug aus- recht erhalte« bleibt. Die Zahl der streikenden Bergarbeiter betrug Freitag 142 VOV Bezeichnend ist, daß fortgesetzt Dampfer mit amerika nischer Kohle bet DuiSburg rbeinaufwärts fahren, um die Schweiz mit Kohlen zu versorgen, da die amerikanische Kohle schon heute von Ler Schweiz zu billigeren Preisen bezogen werden kann als die Kohle deS RuhrreoierS. Die ersten Lebensmittelsenöungen find im Streikgebiet eingetroffen und eS werden von jetzt ab an die fördernden Bergleute recht erhebliche Fettmengen verteilt. ES bestätigt stch, daß hauptsächlich die sehr schlechten Ernährunos- Verhältnisse bas Anwachsen der Streikbewegung begünstigt haben. So konnte in Bottrop seit zwei Wochen keine Fleischration mehr auSgegeben werden. Einigung im Helmstädter Bezirke. Anfang der Woche hatten sich Differenzen im Helm- stadt-Schöninger Braunkohlenrevier gezeigt. Auf einer Anzahl Gruben legten die Arbeiter die Arbeit wegen Lohnforderungen nieder. Braunschweiger Volkskommissare begaben sich in das Revier. Die Verhandlungen haben zu einer Einigung geführt. Die Arbeit wutde am Freitag morgen auf allen Gruben wieder ausgenommen. Es werden Teuerungszulagen bewilligt, und zwar an Leute bis zu 18 Jahren 1 Mark täglich und an solche über 18 Jahre bis 2,60 Mark. Es wurden Betriebsräte ge bildet, die die weiteren Verhandlungen führen sollen. * Ruhe und Verhandlungen in Stuttgart. Die Gefahr in Stuttgart und im übrigen Württem berg kann als überwunden angesehen werden. Der Donnerstag und die darauf folgende Nacht verliefen im allgemeinen ruhig, wenn auch noch einige Schiebereien vorkamen. Der Aufforderung der Regierung znr Arbeitsaufnahme ist zunächst nur im beschränkten Umfange uach rekommeu worden. ES schweben noch Verhandlungen. Post, Eise», bahn- und Straßenbahnverkehr ruhen noch. Auch der bürgerliche Abwehrstreik dauert noch sott. Nach den polizeilichen Feststellungen betrug in Groß- Stuttgart die Zahl der Opfer bei den bisherigen Straßen kämpfen 15 Tote und 40 bis 60 Verwundete. Die Re gierung beherrscht die Lage. politisches aus Sachsen. Beseitigung des Religionsunterrichts in Sachsen. Wie aus Dresden gemeldet wird, beschäftigte stch der Gesetzge- dungsausschuß der Volkskammer mit dem Antrag der Sozialdemo kraten auf Notregelung der Schulfrogen. Einstimmig wurde die Ein- führung der allgemeinen Volksschule mit Schulgeldfreiheit gebilligt, nur über den Zeitpunkt und die näheren Umstände bestehen noch Gegensätze. Dann aber beschlosten die beiden sozialistischen Fraktionen die Abschaffung der konfessionellen Volksschule und stellten weiter sol- gende Programmpunkte auf: „Aller Unterricht ist 8efi««u«gS- unterricht. Religionsunterricht wird in der Schule nicht er- teilt. In de« beiden obere« Schulklasse« erfolgt wöchentlich t« zwei Stunde« sittliche Unterweis««-." Hiergegen stimmten die Bürgerlichen geschlossen, doch wurden alle Anträge mit Mehrheit angenommen. Die gesamten bürgerlichen Parteien erblicken, so wurde in der Debatte betont, in dem sozialdemokratischen Antrag die Einführung des sozialistischen Dogmas als Zwangsfach in die Volksschule. Die Eltern würden damit gezwungen, ihre Kinder in der sozialistischen Weltanschauung erziehen zu lasten, zumal Privatschulen verboten werden sollen. Es wurde den Sozialdemokraten mit aller Eindring lichkeit Lesagt, daß sie die Mehrheit hätten und insolgedessen alle Beschlüsse durchdrücken könnten; aber ste übernehmen hiermit auch die Verantwortung für ihre Beschlüste. Es fällt vor allem die Eile aus, mit der die Sozialdemokraten ihre Schuldeschlüsse durchsetzen wollen, ehe Weimar stch grundsätzlich zu dieser Frage geäußert hat. Bezirksausschutzfitzung in Grimma. An der am 2. April ISIS unter dem Vorsitze des Reg.-Rats Dr. v. Schwartz abgehaltenen 5. diesjährigen Sitzung des Bezirksausschusses nahmen außer dem entschuldigt fehlenden Rittergutsbesitzer Nette des sen sämtliche Mitglieder und als Berichterstatter Reg. Ast. Dr. Benecke und Kommiss. Rat Rost, sowie weiter die Assessoren Pasig und Dud« teil. Die beiden Volkskommissare waren wegen anderweiter Abhal tung an der Teilnahme behindert. Die Tagesordnung wies 32 Punkte auf. Genehmigt wurden Gesuche aus Köhra und Neunitz um Aus- nahmebewilligungen zu Grundstücksabtrennungen und die Schanker- laudnisgesuche Engelmann's-Brandis, Felgenhauer's-Nepperwitz, Grö- oel's-MÜHlbach (Kornhain) und der Wojowa-Nemt (Uedertragungen), sowie Franke's-Leupahn und Täger's-Dornreichenbach (Erweiterung gen). Die 4. Derbandssatzung der Haftpflichtversicherung Les Ge meindeversicherungsverbandes wurde zu befürworten und auf Anre gung eines Rittergutsbesitzers das bereits bestehende Verbot des Be- tretens von Scheunen und Ställen mit brennender Zigarre durch die Zeitungen des Bezirks erneut einzuschärfen beschlossen. Die Geneh migung zum Verkaufe eines Bauerngutes in Serichshain wurde ver sagt; vor Entschließung auf ein gleiches Gesuch aus Würschwitz soll zunächst eine Ortsbesichtigung durch einen Sachverständigen stallfin den. Nach dem Vorschläge der AmtshauptMannschafl wurde wegen der Höhe der den Gemeindevorständen zu Bernbruch, Grechwitz und Machern zu gewährenden Entschädigungen Entschließung gefaßt und die Wahl eines stellv. Mitgliedes in Staatseinkommensteuer-Einschä- tzungskommissionen vorgenommen. Mit Bedauern wurde Kenntnis davon genommen, daß die Gültigkeitsdauer der Gutscheine des Be- zirksoerbandes zu 5 und 20 Mk. nicht verlängert worden sei; mit Rücksicht darauf, daß die Einlösung aller Gutscheine bis zur festge setzten Zeit undurchführbar erscheint, wurde die Einlüsungsfrist bis IS. April verlängert. Zustimmend wurde Kenntnis genommen von den neuen Bestimmungen über die Sonntagsruhe im Kandelsgewerbe und von der Verordnung über Bildung von Bezirks-Bauern- und Landarbeiterräten. Festgesetzt wurde die Höhe des vom Bezirksver- bande an die Stadtkasse zu zahlenden Mietzinses sür Benutzung der Kutscherwohnung der Amlshauptmannschaft als Geschäftsräume. Die Vermehrung der außerregulativmäßigen Tanzmusiken, wie sie ein An- trag des Verbandes der Saalinhaber bezweckt, vermochte der Aus- schuß nicht zu befürworten, sprach sich aber dasür aus, einige Erleich terungen bezüglich der regulattomätztgen Tanztage eintreten zu lassen. Kenntnis wurde genommen vdn Dankschreiben und von Berichten über Lest Stand der Errichtung einer staatlichen Krastwagenllnie Grimma—Bad Lausick—Borna—Altenburg und über die Erbauung einer neuen Muldenbrücke bei Sermuth, sowie weiter von einer Bitt schrift um Erbauung einer Eisenbahn von Großbothen nach Bad Laustck— Borna als Notstandsarbeit. Endlich wurde die Entschließung auf ein Unterstützungsgesuch der Amtshauptmannschaft überlasten, zur Unter haltung der.Bezirksanstalt eine besondere Beihilfe bewilligt und nach einer längeren Aussprache die Aufnahme eines in 33 Jahren tilgbaren Darlehns bei der Kreditbriefanstalt sächsischer Gemeinden, deren Mit glied der Bezirk Grimma ist, zur teilweisen Rückzahlung der zur Deckung der Famtlienunterstützungen an Einberufene ausgenommenen Darlehns unter den vorgeschlagenen Bedingungen einhellig beschlossen. Aus dem die Lebensmittelversorgung betr. Teile der Beratungen ist folgendes beroorzuheben: Es wurde zustimmend Kenntnis genom men von Berichten über die Aartoffelversorgung und den Saatkarios- felbezug, sowie weiter von der Aufhebung der Eierbewtrtschaftung. Hinsichtlich der Mtlchpreisermäßigungen für Minderbemittelte, über de ren Fortbestehen oder Aufhebung die Ansichten der Städte und Land gemeinden auseinandergehen, beschloß der Ausschuß, die Einkommens- grenze sür die Bezugsberechtigten aus 2500 Mk. herabzusehen und der Einfachheit halber die Ermäßigung durch die MiMSndler in bar gewähren zu lasten Mi! der Uedcrtraguug der Warenvertei lungsstelle in Nerchau erklärte sich der Ausschuß vorschlagsgemäß ein verstanden und wies die in der Angelegenheit aus Nerchau gegen den Bezirksverband erhobenen Vorwürfe als unberechtigt zurück. Die Notwendigkeit der von den Bäckern des Bezirks beantragten Er höhung des Drotpreises vermochte der Ausschuß nicht cinzufehen, setzte jedoch den Mehlpreis vom 13. April ab etwas herab und beschloß den Wegfall der Gebühren für Ausstellung -er Mehlbezugsscheine. Gtadtgemeinderatsfitzung. Der letzten Sitzung wohnten außer Stadtr. Dr. Richter sämtliche Mitglieder bei. Erledigung fanden 6 Punkte. l. Die zur Genehmigung vorgelegien Bausachen fanden Befür wortung. 2. Der Bildung von Bauern- und Landarbeiterräten konnte Zustimmung nicht erteilt werden, da hierorts Landwirtschaft in wesent- lichem Umfange nicht betrieben wird. 3. Auf das Gesuch der Ladeninhaber um Festsetzung des Ge- schäftsschlufses (im Sommer um 7., im Winter um 6 Uhr) wurden Einwendungen nicht erhoben. Dagegen wurde noch im Stadtgemeinde rat der Antrag gestellt, allgemein eine Mittagspause eintreten zu lassen und dieselbe strikt einzuhalten. Begründet wurde dieser Antrag damit, daß verschiedene Ladeninhaber Angestellte beschäftigen. Diesen sowohl als auch den Geschäftsinhabern selbst tu« eine Ruhepause während der Mittagszeit dringend not. Nicht nur für die gewerb lichen Betriebe gelte die achtstündige Arbeitszeit, sondern auch für den Kandel. Von Seiten der unabhängigen Stadtverordneten wurde zum Ausdruck gebracht, daß stch auch die Geschäftsleute den neuzeit lichen Verhältnissen anzupassen haben; das Los der Angestellten sei vielfach kein günstiges zu nennen, auch diese sollten sich nun als Menschen fühlen — Lehrlinge müßten teilweise noch 14—16 Stunden arbeiten. Der Stadtgemeinderat trat obigem Anträge einmütig bei und beschloß, daß die Ladeninhaber ihre Geschäfte in der Zeit von 1—' ,3 Uhr geschlossen zu halten haben. 4. In Sachen der Ausführung der Familienwohnhäuser durch die Stadt hotte sich der Bauleiter, Kerr Scholler, nochmals an die Oderbaubehörde gewandt, und den Bau eines .Gruvpcnhauses" vorgeschlagen. Stadtv. Schimpf rügt zunächst, daß sich der gen. Bauleiter mit der Oberbehörde selbst in Verbindung gesetzt habe, da durch verzögere sich die Bauinangriffnahme immer mehr. Im übrigen ließ die Durchberatung des Vorschlages erkennen, daß die geschlossene Bauweise der Stadtgemeinderat nicht für praktisch hielt. Eine solche Bauart eigne sich wohl für Groß-, aber nicht für Kleinstädte. Obwohl billiger, sei sie nicht vorteilhast genug, vor allem würden die Gärten zu schmal, aus deren genügende Ausdehnung aber doch hier besonders Wert gelegt werden müsse — auch lasse stch ein Gruppenhaus schwerer verkaufen, als Einzelhäuser. Stadtv. König aber tritt für den Bau „billiger" Wohnhäuser deshalb ein, weil ein Teil der Hauswirte ge waltig die Mieten steigere. Der Stadtgemeinderat bleibt bei dem Beschluß des ursprünglichen Enlwurfs bestehen. 5. Die gesorderten Entschädigungsansprüche der beiden Anlieger der Grundstücke Leipziger Straße 10 und 12 in Höhe von je 15000 Mark sür Ausfüllung des Weges zwischen den beiden Grundstücken wurden als zu hoch erachtet und mutzten abgelehnt werden. Als 6. Punkt stand die Beratung der diesjährigen Kaushaltpläne auf der Tagesordnung. Nach den Darlegungen des Vorsitzenden sind 1919 solgende Fehlbeträge zu verzeichnen: Armenkasse 9000 Mark, Schulkosse 45000 Mark, Kirchenkasse 11000 Mark, Stadtkasse 91000 Mark, zusammen 156000 Mark. Im Jahre 1918 betrug der Fehl betrag nur 80000 Mark. Der Mehrbetrag verteilt sich wie folgt: Erhöhung der Bezirkssteuer von 25-/« auf 45°/« des Steuersolls, nötig zur Verzinsung der Darleyne sür die Familienunterstühungen des Bezirks, dann infolge Vermehrung der Armenlasten, Lohn- und Gehaltszulagen, Verzinsung der Schleusenbaudarlehne, Wegfall des Schulgeldes, Uebernahme der Lernmittel bei der Schulkasse. Hiervon wurde genehmigend Kenntnis genommen. Die Kaushaltpläne sollen in Druck gegeben und vorher ausgeschrieben werden. Kierauf geheime Sitzung. ?. Sächsisch« und Lokal« Mitteilung««. Naunhof, den 5. April 1919. Merkblatt für den «. und 7. April. Sonnenaufgang 5^ (5") ii Mondaufgang 9'° (10'1 Sonnenuntergang 6'« (6")!! Manduntergang 12" (1»«; 6. Aprll. 1884 Dichter Emanuel Geibel gest. — 1909 Peary erreicht den Nordpol. — 1917 Österreich - Ungarn bricht die diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten ab. 7. April. 1814 Napoleon I. entsagt dem Throne und wird nach Elba verbannt. — 1874 Maler Wilhelm v. Kaulbach gest. — 1875 Dichter Georg Herwegh pest. — 1898 Otto Baensch, Er- bauer tes Nordostseekanals, gest. — 1906 Ende der Marokko konferenz in AlgectraS. — Naunhof. Wenn dich, du einsamer Wanderer, dein Weg nächtlicherweile über den Marktplatz führt, so blinkt dir ein mildes, freundliches Licht gar heimelig entgegen von einem Sause herüber, das dir über ein Jahr hindurch ein ungastlich finsteres Gesicht gezeigt hat. Du denkst vielleicht mit stiller Wehmut der sorglos heiteren Stunden, die du vor Jahren dort in fröhlicher Runde verlebt hast, als noch das prächtige Wirts paar Dürichen darin waltete .... Freund, laß das Grübeln sein! Ein neuer „ Stern * ist ausgegangen! Und das liebe neue Sternenlicht ladet dich freundlichst ein, einzutreten in die wohl bekannten, neuvorgerichteten Räume. Dort in der gemütlichen Gaststube kannst du des Tages Mühe und Qual vergessen, ein erfahrener, bewährter Wirt und seine Gattin bemühen stch, dir deinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, und eine nimmermüde, schmucke Hebe kredenzt dir den Trank der Labe. — Wir aber'wünschen Herrn Teubner und seinem Lause von Lerzen Glück und fröhliches Gedeihen! — Naunhof. Wir erhalten folgende Zuschrift: Caglio» stro kommt am Mittwoch, den 9. April nach dem Ratskeller, saal. Einen besonderen Kunstgenuß soll uns das Theater Caglio- stro im Reiche der Wunder bieten. Der Name Cagliostro hat einen guten Klang durch die ganze Welt. Wer sollte auch von dem Theater noch nichts gehört haben. Sicher doch ein jeder. In allen Orten ist es von jeher lebhaft bedauert worden, wenn man den Vorstellungen nicht beiwohnte. Ein Zaubertheater hat von jeher schon einen großen Reiz auf die Menschheit ausgeübt. Nichts ist genußreicher, nichts ist schöner, als stch vom Theater Cagliostro in das Zauberland orientalischer Märchen versetzen zu lasten und die Eindrücke des Publikums gipfeln in öem Ge danken, als wären die Wunder von tausend und einer Nacht wahrgeworden. — Naunhof. Am Mittwoch hielt der hiesige Stenographenverein .Gabelsberger' seine diesjährige Äauipoersammlung ob. In seiner Bearützungsansprache gab der derzeitige Vorsitzende, Kerr Kranken- Kassenkassierer Franz seiner Freude über den guten Besuch Ausdruck und begrüßte weiterhin die aus dem Felde heimgekehrten Feldgrauen. Zu Ehren des gefallenen Kelden, Kerrn Koley, erhob stch die Ver sammlung von den Plätzen. Aus der Versammlung selbst ist folgendes zu berichten. Der Verein zählt gegenwärtig 55 Mitglieder. Zum Heeresdienst waren zuletzt 15 Kunstgenossen eingezogen. Während der Kriegsjahre ist im Verein fleißig gearbeitet worden. Die Uebungs- stunden waren durchschnittlich von 20 Mitgliedern besucht. Es haben wiederholt Dereinswettschreiben mit sehr gutem Erfolg stattgefunden. An verschiedenen Verbandwettschreiben hat stch der Verein ebenfalls beteiligt. Auch sind während der Kriegszeit ^wei Ansängerkurse bei guter Beteiligung abgehalten worden. Das Gesellige ist im Verein ebenfalls nicht zu kurz gekommen. Die Stiftungsfeste sind regelmätzig im Rahmen von Theaterabenden, Gabelsbergers Geburtstag im Rahmen einfacher Unterhaltungsabende gefeiert worden. Zu erwähnen ist noch, daß der Verein im Laufe der Kriegsjahre insgesamt 80 M. zum Besten der Kriegsnotspende und für den Verein Heimatdank Grimma-Land bewilligt hat. Außerdem ist zu Weihnachten 1917 eine öffentliche Abendunterhaltung veranstaltet worden, bet der sich
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