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Nachrichten für Naunhof : 04.04.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191904047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-04
- Tag 1919-04-04
-
Monat
1919-04
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 04.04.1919
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Polizei. Es MtwickÄten sich Schießereien, die Mele Verwundete gefordert haben. Zahlreiche Verhaftimsen wurde» svrgenMwiett. Der ^LvaM" sittdert die Arbeiter auf, »Mn Protest gegen diese Vorkommnisse »in den Generalstreik einzutreten. Nus I» imö Wwkmd. B«U«. Die Parteiführer der Nationalversammlung sind «u den Bekirechungen mit dem Kabinett über die Lanziger Frage in Berlin eingetroffen. Lissa 1. P. Die Mitteilung, bah Landrat v. Kardorff vom Arbeiterrat abgelebt sei, ist falsch. Wien. Der Außerordentliche Gesandte der französischen Republik, Allize, hat dem Staatssekretär Dr. Bauer seinen Antrittsbesuch gemacht. Wien. Wie die .Wiener Reich-post" meldet, soll die Aentralbewirtschaftung in Deutsch-Dsterretch rum 1. Juli aufgehoben werden. Paris. Das Berufungsgericht hat die Berufung Lottins, des Urhebers des MordanschlazeS aufLlemenceau, verworfen: Loftin soll den KaffationSchei anrufen wollen. Part». Im Viermännerrat der Pariser Friedens« kvnieren, wurde« die Grenzen de» tfchecho-flowakischen Staate» grundsätzlich festgelegt. Paris. Eine Abordnung de» amerikanischen Kon« «resse» ist in Part» eingetroffen und hat mit Wilson beraten. Sugauo. Exkaiser Karl ist in Begleitung de- englischen Obersten Strutt hier eingetroffen. Belgrad. Oberst Vix ist nach fünftägiger Internierung M seinem Absteigequartier in Budapest mit ben Mitgliedern der französischen, englischen und serbischen Missionen hier ein- getroffen. Kairo. Die Eisenbahnlinien nördlich von Kairo wurden wieder hergestellt. Großer Aufruhr herrscht noch in den fern von den Verbindungslinien liegenden Gebieten. Viele Bahn höfe sind zerstört. Streiks und Unruhen. Ausbreitung des Ruhrstreiks befürchtet. Der von spartakistisch-kommrmistischen Kreisen veran laßte sogenannte Generalstreik im Gebiet deS Ruhrkohlen bergbaus beschränkte sich bisher auf eine teilweise Arbeits niederlegung. Der Streik Ist durchgefsthrt auf den Zeche« der Bezirke Bochum, Witten, Dortmund, Esten, Botrop, Recklinghausen und Gladbach. Im ganzen sind in diesen Bezirken KO Zechen stillgelegt, S« 100 Bergarbeiter feiern. Nach Westen zu wird im Ruhrgebiet nicht gestreikt. Bon der gesamten Belegschaft deö Ruhrgebiets, die 4S0 000 Berg arbeiter umfaßt, feiert also etwa der achte Teil. Zu Unruhen und Sabotageakten in größerem Umfange ist eS auch in jenem Teile des Ruhrgebietes, in dem ge- streik wirb, nicht gekommen. Infolge der Gassperre konnten die Volksküchen in Bochum kein Esten mehr ver abfolgen. Wenn der Streik auf der Zeche .Hibernia* noch anhält, wird Bochum in den nächsten Tagen auch ohne elektrisches Licht und elektrische Kraft sein, da das Elektrizitätswerk Westfalen von „Hibernia* mit Licht und Kraft versorgt wird. Verschärfung der Lage? Wie auS Essen gemeldet wird, hat die Stretklagr im Rnhrbezirk Mittwoch eine bedenkliche Berfchärfnng er fahren. Während eS gestern «och de« Eindruck machte, als ob die große Mehrzahl der Bergleute der kommunistischen Generalstreikparole nicht Folge leisten würde, kommen Heute a«S alle« Tellen deS Ruhrbezirks Meldungen über die ueue Arbeitseinstellungen, so daß es den Anschein gc wtnnt, als ob der Streik doch ziemlich allgemein wcrdcn wird. Bergarbeiterdeputation in Weimar. NuS dem Ruhrgebiet sind zwei Abordnungen der streikenden Arbeiter bei dem Arbeitsminister Bauer in Weimar eingetroffen. Der Minister Bauer hat bereits mit ihnen Besprechungen abgehalten und wird mit ihnen gemeinsam nach Berlin reisen, um dort in enger Ver bindung mit dem Gesamtkabmett die Aussprache fort- zusetzen. ES kann aber nach von zuständiger Seite gewordenen Mitteilungen keinerlei Zweifel darüber auf- kommen, daß die streikenden Bergleute mit ihren kommu nistischen Forderungen aus ein Entgegenkommen bei der ReichSregierung nicht werden zu rechnen haben. Di» Frankfurter Ereignisse. DaS Frankfurter Polizeipräsidium teilte in der Nacht auf Mittwoch mit: Die Situation ist um 11 Uhr abends so, daß nach allen vorliegenden Berichten volle Ruhe in der Stadt herrscht. Die gemischten Sicherheitspatrouillen setzen ihre Tätigkeit in der bisherigen Weise fort. Am Dienstag find außer der Plünderung eines Bäckerladens in der Stoltzestraße und kleineren Vorkommnissen in der Schnurgaste keine ernstlichen Vorfälle zu verzeichnen. Die Straßen waren schon in den frühen Morgenstunden bis in den späten Nachmittag hinein sehr lebhaft besucht, jedoch größtenteils von Neugierigen. Am PeterStor wurde aus einem Hause mehrfach geschossen. Hierdurch wurden ein Wachtmeister und zwei Hilfspolizisten verletzt. Im Lause des TageS wurden noch zahlreiche Verhaftungen von Per- fonrn oorgenomme», die an den Plünderungen beteiligt waren und bei denen auch verschiedene Gegenstände ge funden wurden. In der Stadtverordnetenfitzung wurde festgestellt, daß di« Unruhen kaum politischen Charakter tragen, sondern direft auf den Lebens mittel mang el zurückzuführen find. Kartoffeln mangeln fast vollständig. Die Sicherheils- wehr ist vollständig Herr der Lage. Di« Arbeiter organisationen habm sich den SicherheitSorganen zur Ber- Mgung gestellt, um weitere Unruhen zu verhüten. * Zwischenfälle in Stuttgart. Din großer Demonstrantenzug stieß Dienstag kurz nach Mittag mit Regierungstruppen zusammen. GS gab Mehrere Tote und Verwundete. Im Laufe des Nach mittag» kam es zu neuen Zwischenfällen. Ein für die Truppen bestimmter Wagen mit Brotlaiben wurde von der Menge zu plündern versucht, worauf aus der Rotebühl- Kaserne heraus Maschinengewehrfeuer eröffnet wurde. Bier oder fünf Personen wurden getötet und einige weitere verwundet. Gegen Abend wurde bei einem nochmaligen Zusammenstoß in ber Nähe der Kaserne noch eine Person »etStet. Verstärkungen auS dem Lande find bereit- ein getroffen. Sämtliche Stuttgarter Zeitungen haben sich dem bürgerlichen Abwebrstreik angeschlossnH infolgedessen erscheinen keine Zeitungen mehr. AngeftelltevGreik in Beilin. Mittwoch früh st«p di« technischen «nd knnfinännischen LsgesteLte« t« der Berliner Metallindustrie w de« Aus« stand »«tret«. Die Zahl der Streikenden, unter denen sich aste Ang«st»8te»kategorien befinden» Oberingeuieure, Fn- Genie««-, Techniker, Zeichner, Werkmeister vnd Expedient««, ' Lohnschretber «nd Stenotyptstinne«, beläuft sich «ach einer ungefähren Schätzung auf über SO 000. Die Ursache deS Streiks liegt in Gehalts- und anderen Forderungen, die die Angestellten durch den Bund der technisch-industriellen Beamten im November vorigen Jahres aufgestellt hatten. Die Angestellten verlangten damals ein Mitbestimmungsrecht der Angestellten-Aus« schüste, eine Aufbesserung der Gehälter und eine Regelung der Urlaubsfrage. Am 10. März wurde ein Schiedsspruch gefällt, der aber infolge verschiedener Auslegung zu keiner Einigung führte. Die Betriebe arbeiten einstweilen fort, da die Arbeiter nicht streiken. Dem Vernehmen nach soll ein Schiedsspruch neuerlich herbeigesührt werden, durch den dem Streik ein Ende gemacht werden könnte. Russischer Groß-Angriff bei Mitau. Heftige Artilleriekämpfe. Berlin, 2. April. Nach dem Bericht der Obersten Heeresleitung greifen die Bolschewisten seit dem SO. März auf der kurländtschcn Front von Saldaen bis Schlok an, und zwar unter Etnsa« beträchtlicher Verstärkungen «nd mit starker Artillerie. T, s Kämpfe wurden am S1. fortgesetzt und dauern bei Stolgcn südöstlich Mitau und Kaluzen südlich Schlok noch an. Sonst find die Bolschewisten zurückgcschlagen. Auch die Polen machen sich wieder bemerkbar. An der Posener Front war die agressive Tätigkeit der Polen besonders lebhaft im Abschnitte Kempen—Fraustadt, stärkere Patrouillen mußten nordwestlich Kempen und bei Lissa abgewiesen werden. Die Polen beschossen GoUkow südlich Skalmierschütz, sie unterbinden dort auch jeden Verkehr der Zivilbevölkerung. Polnischer Vorstoß gegen die Zuckerfabrik von Zduny wurde abgeschlagen. Drohender Bürgerkrieg in Frankreich. Die Gärung unter den Sozialisten. Ber», 2. April. Nach Meldungen aus Parts steht der sozialistische Skineverband die Freisprechung deS Mörders von Jaurvs als Kampfansage und Proklamierung des Bürgerkrieges au. Der Vertreter der linksstehenden Gruppe betoute nach drücklich die Notwendigkeit einer Diktatur deS Proletariats. Sämtliche Diskusfiousreduer waren/ in der Empörung j über die verkehrte Politik der Führer Frankreichs einig. ! Das von Lyoner Blättern gleichzeitig veröffentlichte > Manifest der französischen Sozialistenpartei erklärt, nur ! eine sozialistische Internationale werde in der Lage sein, die Ordnung in der Welt wieder herzustellen. Erst eine sozialistische Revolution könne wirkliche Demokratie schaffen. Auf die Übernahme ber Macht durch das Proletariat werde voraussichtlich eine Periode der Diktatur folgen. Daher müsse eine verfassunggebende Versammlung einbe rufen werden, um die für das wirtschaftliche nnd politische ! Leben des Landes notwendigen neuen Institutionen zu schaffen. Das Manifest spricht sich gegen alle Friedens- t dedingungen aus, die die überlebte Form eines überlebten Chauvinismus fordern. Das Manifest bedauert, daß der gerechte Frieden die französische Regierung zu seinem offenen oder geheimen Gegner zu haben scheine. Die Partei bekennt sich zu dem Gedanken des Völkerbundes, der von allen Völkern mit gleichen Rechten und Pflichten, nicht aber von einigen Regierungen gebildet werden solle. „Temps* kommentiert in einem sehr ernst gehaltenen Artikel dieses Manifest und erklärt, die Forderungen, für die die sozialistische Partei Frankreichs und die voukelle- t rütiou xsvvrkle du lEM sich einsetzen wollen, ebneten der i sozialistischen Revolution und der Diktatnr des Proletariats den Weg. Etaat unk» Kirche. Verhandlungen im Verfassungsausschuß her Nationalversammlung. mt. Weimar, 2. April. Die Beratungen über Artikel 80 des Verfassungsentwurfe- i wuchsen sich gestern zu einer aus dem Durchschnitt heraus- steigenden Höhe aus. Der Artikel lautet im Entwurf: Die volle Glaubens« und Gewissensfreiheit verbietet die behördliche Frage nach der Zugehörigkeit zu einer Religtonsgesellschast. soweit davon nicht Rechte und Pflichten abhängen, macht die bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte sowie die Zulassung zu öffentlichen Ämtern von dein religiösen Bekenntnis unabhängig und sichert die freie Aus übung gottesdienstlicher Handlungen, zu denen anderseits niemand gezwungen werden darf, sowie die Freiheit der Vereinigung zu Religionsgesellschaften. Verschiedene Anträge liegen dazu vor. Das Zentrum will die Frage nach der religiösen Zugehörigkeit so gestellt sehen, daß Auskunft nur insoweit zu erteilen ist, als davon Rechte und Pflichten abhängen; ferner soll niemand »von Staatswegen"' zu einer kirchlichen Handlung oder Feier ge zwungen oder an der Erfüllung feiner religiösen Pflichten ge- hindert werden dürfen: endlich soll auch die Vereinigung zu geistlichen Gesellschaften (Orden) freistehen. Die Sozial- demokratie beantragt, daß die Frage nach der Religions zugehörigkeit »für öffentliche statistische Zwecke" gestellt werden kann, daß die Religionsübung „innerhalb der durch die guten Sitten und öffentliche Ordnung gezogenen Schranken" frei ist und daß die Religionsgesellschaften bei sonstiger Freiheit den allgemeinen Gesetzen unterworfen find. Die Aussprache bewegte sich in einer der sublimen Eigenart de- Stoffe» angemessener Form. Gleich der erste Redner, der sozialdemokratische Abgeordnete Meerfeld schlug entgegenkommende Töne an. Er bekämpfte »war den Zentrum-standvunkt, weil er die freie Kirche im unfreien Staat wolle. Weiter versicherte er aber, daß sich über die Form der Durchführung durchaus reden lasse, daß die Sozial demokratie weit entfernt sei von kultu: kämpferischen Neigungen und daß ber hohe Wett der Pflege rettgtSS-stttttcher Gesinnung von seiner Pattei durchaus anerkannt werde. Für die deutsche Volkspartei forderte Abg. Dr. Kahl Festlegung der Grund rechte für Religionsgesellschaften in der Reichsverfassung. Er itt für vollkommene Gewissensfreiheit, für Aufhebung deS Eidzwanges, für möglichste Teilung der Zuständigkeiten, wenn er auch vollständige Trennung von Staat und Kirche nicht für möglich hält. Abg. v. Naumann von den Demokraten will alle Fragen im Einklang mit den Übrigen Parteien im Sinne des Friedens und der Verständigung geregelt sehen. Bei der Trennung bandelt es sich um ote Stellung, die die Kirche als solche kn Staat der Republik haben solle. Für den Staat bedeute die Trennung eine Entlastung, für die Kirche einen Zwang zum inneren Zusammenschluß. Die evangelische Kirche sei in Deutschland bisher nie eigenen Rechte» gewesen, sie habe beim Staate gleichsam zur Miete gewohnt. Jetzt werden wir sie nicht einfach auf die Straße setzen wollen, ohne für ihren neuen Zustand mitbesorgt zu sein. Auch der kleineren freArchllcheu Gruppen müssen wir in diesem Zu sammenhänge gedenken. Wichtiger aber noch ist der Zu sammenschluß ber evangelischen Kirche im ganzen, wozu wir hier die Vorbedingungen schaffen, indem wir eine alte Periode abschließen unb Rechtssormen der Zukunft gewinnen. Dr. MauSbach (Ztr.) führte au», da» VrinK» . Religion M Privatsache" bedürfe ber Ergänzung durch Ke soziale Be« deutmrg der Religion und der Religionsgesellschaften. Neben den Staatsschulen muß die Möglichkeit freier Prioatschulen bestehen bleiben. Der deutsch-nationale Redner Abg. Düringer betonte, e» sei für jeden Staat und insbesondere für den neuen deutschen ein Lebensinteresse, die sittlichen Kräfte, die in den Nrchlichen Gemeinschaften gepflegt werden, zu erhalten und zu beleben. Die Neuregelung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat müsse durch die Verfassung verankert werden, um die einzelstaatliche Gesetzgebung vor Eigenmächtigkeiten auf diesem Gebiete zu bewahren und die Änderung der Be stimmungen später zu erschweren. Exzellenz v. Harnack, der an den Verhandlungen teilnahm, ist dagegen für ein be« sondere» Reichsgesetz. Die Sozialdemokraten, sagte Harnack,« zeigen jetzt ihren erfreulichen Wtrkltchkeitssinn, von dem alle Parteien gelernt haben, auch auf das Gebiet der ideellen Kräfte ausgedehnt. Wir werden nicht um diese Aufgabe herumkommen, sowohl in den Grundrechten wie in der Ver fassung und in der Landesgesetzgebung, insbesondere in einem grunosätzltchen Gesetz über das Verhältnis von Staat und Kirche Bestimmungen zu treffen. Aber nicht ohne weiteres lassen sich Religionsgesellschaften und geistliche Gesellschaften zusammenstellen, und so ist noch anderes zu nennen, was aus führlicher gefaßt werden muß. Es ist mein Standpunkt, daß der Religionsunterricht unter Leitung Ler ReUgtonsgesell- schaften erteilt wird, aber es müßte htnzugesügt werden: un beschadet des technischen und pädagogischen Aufsichtsrechts deS Staates. Wir brauchen ein grundiätzliches Gesetz. Es liegt eine große ideale Erziehungskraft in der Kirche, die jedem Menschen in der Jugend einen festen Halt gibt. Man kann die Religionsgesellschaften nicht mit Kegelvereinen gleich stellen. Nach der Entwicklung von beiden Setten werden wir einen Boden gewinnen, um Tüchtiges für das Vaterland zu schaffen. Wahlfreier Religionsunterricht in Preußen. Berlin, 2. April. Die neueste Verfügung des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung erklärt es als vor nehmste Pflicht eines freien Staatswesens, die Gewissens freiheit sicherzustellen. Das gelte besonders für da- Gebiet des religiösen Lebens und der religiösen Erziehung. Deshalb müsse der Religionsunterricht wahlfrei sein. Bis zum Erlaß künftiger Gesetze, die die Beziehungen von Staat, Kirche und Schule zueinander auf neue Grundlagen stellen, ist deshalb den nachstehenden Grundsätzen gemäß zu verfahren: 1. Soweit nicht bereits nach den bisherigen Bestimmungen Schüler der öffentlichen Schulen von der Teilnahme am lehr- planmäßigen Religionsunterrichte befreit sind oder bestell werden können, sind sie auf Antrag von der Teilnahme an dem Religionsunterricht zu entbinden. Zur Stellung des Antrags sind diejenigen befugt, welche die Religion, in der die Schüler zu erziehen sind, »u bestimmen haben,, bezw. nach Erreichung deS religionsmündtgen Alters die Schüler selbst. 2. Schüler, die von der Teilnahme am Religionsunterricht befreit sind, sind auch nicht zur Teilnahme an Schulfeiern mit religiösem Charakter verpflichtet. , , 8. Lehrern und Lehrerinnen an öffentlichen Schulen — mit Ausnahme der eigens für den Religionsunterricht an- gcstellten —, die aus Gewissensbedenken um Befreiung von der Verpflichtung zur Erteilung von Religionsunterricht nach» mchen, ist die Erteilung des Religionsunterrichts abzunehmeu, ohne daß sie deshalb in ihren Dienstbezügen gekürzt oder von den Aufsichtsbehörden zurückgesetzt werden dürfen. Diese Lehrer (Lehrerinnen) sind auch zur Teilnahme an Schulfeiern mit religiösem Charakter nickt verpflichtet. 4. Die Teilnahme von Lehrern und Schülern an kirch lichen Veranstaltungen außerhalb der Schule ist stets freiwillig. Bei organisch vereinigten Kirchen« und Schulämtern bleibt die Ausübung der kirchlichen Amtspflichten der Stelleninhaber späterer Regelung Vorbehalten. Diese Bestimmungen treten mit Beginn des neuen Schnljahres in Kraft. Wett- und Volkswirtschaft. * Keine Marmelade mehr. Die zuständige Reichs- stelle gibt bekannt,, daß sie demnächst mit der Lieferung von Marmelade für die Bevölkerung aufhören müsse. Ob wohl in diesem Jahre 2 bis 3 Millionen Pfund Obst mehr zur. Herstellung von Marmelade zur Verfügung stände, könnte jetzt keine Marmelade mehr hergestellt werden, weil die Reichszuckerstelle erklärt habe, daß sie nicht mehr in der Lage sei, Zucker abzugeben. Es sei nicht recht erklärlich, wo unser Zucker geblieben ist; jeden falls aber stünde sein Verschwinden mit den politischen Ereignissen der neuen Zeit in Verbindung. Die Fabriken seien in ihrer Leistungsfähigkeit sehr zurückgegangen und unzweifelhaft seien auch große Mengen von Zucker ent wendet, vielfach auch von örtlichen Arbeiterräten beschlag nahmt worden. Die Reichsstelle für Obst und Gemüse werde das zur Marmeladeherstellung noch vorhandene Obst konservieren, so daß e» im nächsten Jahrs noch verwendet werden kann. * Aufhebung der MschauSfuhrverboie nach Deutsch, land. Der amerikanische Gesandte in Stockholm hat vom obersten Blockaderat telegraphisch die Nachricht erhalten, daß alle Norwegen, Schweden und Dänemark auferlegten Fischausfuhroerbote nach Deutschland aufgehoben worden sind. Das Schwedische Rote Kreuz ist somit in die Lage versetzt, 200000 Tonnen Heringe nach Deutschland aus zufuhren. 4c Amerika hält Schuhe für uns bereit. Im Schuh handel wird immer dringender die sofortige Auflösung der Zwangswirtschaft bei weitester Öffnung der Grenzen für die Einfuhr gefordert; doch haben in dieser Hinsicht bis jetzt noch immer die Bedenken den Ausschlag gegeben, daß möglicherweise der Warenbezug für den kleinen Händler erschwert würde, und daß für die Einfuhr nicht die nötigen Zahlungsmittel zur Verfügung stehen. Auch das Be streben des ReichSwirtschaftsamtes, möglichst Rohstoffe einzuführen und diese im Lande zu veredeln, verhindert zunächst die Einfuhr fertiger Erzeugnisse. Da aber uu genügende Deckung deS inländischen Bedarfs durch ine deutsche Industrie zunächst nicht zu denken ist, wird wobt in absehbarer Zeit Schuheinfuhr einsehen müssen, um w mehr, als Amerika große Mengen von Schuhen für die Ausfuhr bereit hält und sie bei den Mittelmächten abseheu möchte. Auch ist zwischen allen in Betracht kommenden Kresten, einschließlich der. Industrie, grundsätzliche Einigung über die Einfuhr erzielt worden. Deutsches Hilfswerr für die Kriegs- und Zivilgefanstenen. Opferwoche. Vom 3. bis 10. Mai ds. Is. wird im ganzen Deutschen Reiche eine Opserwoche veranstaltet in der Art, daß un ein unt, demselben Orte nicht länger als zwei Tage hintereinander öffent liche Sammlungen slatlfinden. Gemeinsam milden bisherigen Fürsorgeorgantsalionenhut der Volßsbund zum Schutze der deutschen Kriegs« und Zivtlge-
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