Volltext Seite (XML)
Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Sachs. Landeszeitung Illustr. Sonntagsbeilage Fernsprecher Nr. 2 für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg,Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna rc. ErichelNl wöchentlich dreimal: Dieiclag, Donnerslag und Sonnabend, abends 6Uhr Bezugspreis vierteljährl. 2 MK.IOPfg., monall.;70 Psg., durch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 2MK. LOPfg. Anzeigenpreis: die sechsgespaltene Petitzeile 20 Psg., auswärts 25 Pfg. Amtlicher Teil 40 Psg. Reklamezeile 50 Pfg. Betlagegebühr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. Im Fall« höherer Kewalt, Krieg. Streik, Aussperrung, Waschinenbruch, Delrlebrstörung im Betrieb der Druckerei oder unserer Lieferanten hat drr Dezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Nr. 23. Freitag, den 21, Februar 1919.30. Jahrgang. Aufruf zur Arbeit! Die junge Deutsche Demokratische Partei hat bei den vergan genen Wahlen die Feuerprobe in Ehren bestanden. Sie hat dank der hingebungsvollen Mitarbeit vieler Männer und Frauen einen schönen Erfolg erzielt. Wil dem Erreichten dürfen wir uns aber keineswegs begnügen, sondern wir müssen uns weitere Ziele flek- ken. Die Grundlage jedes Wahlerfolges ist eine gute Organisa tion. Nur dann sind wir dem Andrängen unserer Gegner von rechts und links in Zukunft gewachsen, wenn wir durch rastlose Kleinarbeit eine straffe lückenlose Organisation schaffen. Es ist falsch, bloß vor den Wahlen zu arbeiten. Die Partei mutz ge- pflegt werden, soll sie leistungsfähig sein. Die Deutsche Demokra tische Partei betrachtet die politische Arbeit als Dienst am Daler- lande. Die Geschäftsstelle der Deutschen Demokratischen Partei im Bun desstaat Sachsen befindet sich in Leipzig, Töpferslraße 4, Fernruf 2692 (Generalsekretär Dr. Iohannes Brüß, Prioatwohnung Leipzig-Gohlis, Weinligstr. 15, Fernruf 50188.) Die Geschäftsstelle der Deutschen Demokratischen Partei für Leip- zig und Ilmgegend ist vorläufig in Müllers Kotel, Leipzig, Matthäi- kirchhof 12/13, untergebracht. Fernruf 10584, Postscheckkonto 55144 (Generalsekretär Ernst Ehrich, Privatwohnung Leipzig-R. Söschen- straße 22, Fernruf 60003). Amtliches. Arbeiter, die während der Zeit der wirtschaftlichen Demobil machung entlassen sind und während der ersten 5 Tage nach der Kündigung nach ihrem Keimatsorke fahren, erhalten für sich und ihre Familienangehörigen zu diesem Zwecke freie Lisenbahnfahrt in der 4. Klasse der sächsischen Staatsbahnen. Ausweise dazu sind bei den Ortspoltzeibehörden (Stadträte, Bürgermeister und Gemeindevor- stände) erhältlich. Grimm a, 12. Februar 1919. e II 558.^ Die Amtshauptmannschast. I. V.: Dr. v. Schwartz. Der Arbeiter- «nd Soldatenrat. Gey. Schreiber. Auf Grund der Verordnung des Staatssekretärs des Krtegs- ernährungsamtes über die Bewirtschaftung von Milch und den Ver kehr mit Milch vom 3. 11. 17 (Reichsgesetzbl. S. 1005) sowie der dazu ergangenen Anordnung der Reichsstelle für Speisefette vom 8. 11. 17 (Reichsanzeiger Nr. 226) und der Verordnung des Ministe riums des Innern vom 11. 9. 18 über die Bewirtschaftung von Milch und Mtlcherzeugnissen sieht sich der Bezirksverband gezwungen, mit Rücksicht auf die mangelhafte Ablieferung von Milch und Milch erzeugnissen in den Gemeinden Ballendorf, Burkartshain, Lollmen s b. W., Denkwitz, Erlln, Fremdtswalde, Lornewitz, Grethen, Groß- bardau, Klinga, Pyrna, Roda, Tanndorf, Thallwitz, Staudnitz und t n den Rittergütern Burkartshain und Böhlen den Milchablieferungs- zwang einzusuhren. 8 1- Allen Kuhhaltern dieser Gemeinden wird jede Verarbeitung, ins besondere die Verbutterung untersagt. 8 2. Sämtliche Vollmilch haben diese Kuhhalter, soweit sie die Milch nicht schon auf Grund bestehender Lieferungsverträge an eine Molkerei oder Milchhandlung abliesern, nach Deckung des eigenen Bedarfs (V. Ltr. aus den Kopf und Tag) zu liefern Nr. an die Molkerei in aus den Ortschaften 1. Lannewitz Denkwitz, Fremdiswalde, Görne- Witz, Roda, 2. Colditz Bavendorf, Erlln, Tanndorf, 3. Grimma Grethen Großbaroau, Rittergut Böhlen, Burkartshain mit Rittergut, Pyrna, 4. Kühren 5. Naunhof Röcknitz Klinga, Staudtnitz, 6. Lollmen b. W. 7. Thallwitz Thallwitz, 8 3. Die Abgabe von Vollmilch an versorgungsberechtigte Personen wird untersagt. Die Versorgungsberechtlgten erhalten auf Vollmilch- Karten die ihnen zustehende Vollmilch durch einen vom Bezirksver- bande bestimmten Kuhhalter. 8 4. Alle Kuhhalter der Gemeinde erhalten die ihnen zustehenden Buttermöngen einmal wöchentlich und 40'« der gewonnenen Mager- und Buttermilch von der Molkerei geliefert. 8 S. Das Zurückkaufen von Butter, Mager- u. Buttermilch oder Quark hat zu den gesetzlichen Köchstpretsen zu erfolgen Die Milch ist nach Fettgehalt zu bezahlen. Die Abrechnung mit den Molkereien hat monatlich zu erfolgen. 8 6. Die Abholung der Vollmilch u. Rücklieferung der Magermilch liegt den Molkereien ob. Die Gemeindebehörden haben ortsüblich be kannt zu machen, wann die Milch zur Abholung bereit stehen muß. 8 7- Streitigkeiten zwischen den Kuhhaltern und den Molkereien aus den Milch- uud Butterlieferungen entscheidet der Bezirksverband. 8 8. Der Kuhhalter muß sich von der Molkerei die Ablieferung von Milch, und die Molkerei von dem Kuhhalter die Lieferung von But ter, Mager- und Buttermilch oder Quark allwöchentlich bi» Montag früh aus vorgeschriebenem Lieferschein bestätigen lasten. - 8 9. Wer den in dieser Anordnung erlassenen Vorschriften zuwider handelt, wird gemäß 8 16 der Verordnung des Kriegsernahrungs- amtes vom 3. 11. 17 bestraft werden. Neben der Strafe kann auf Ein ziehung der Erzeugnisse und der Geräte, die zur verbotswidrigen Kerstellung von Butter benutzt worden sind, erkannt werden ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. Auch der Versuch ist flrasbar. 8 w. Diese Bekanntmachung tritt mit dem 24. Februar 1919 in Kraft. Grimma, den 17. Februar 1919. 67 k^e. Der Bezirksoerband der Amtshauptmannschast. I. V.: Dr. v. Schwartz. Der Arbeiter- und Soldatenrat. Gey. Schreiber. Kartoffel Lieferungen. Nach Eintritt milder Witterung müssen nunmehr die Kartoffel- lieferunaen nach den Großstädten, in denen größte Knappheit an Kartoffeln besieht, ungesäumt wieder ausgenommen werden. Zunächst werden die gemäß Bekanntmachung vom 31. v. Mts., 112 2, infolge der Rationskürzung sowohl bei Selbstversorgern als auch bei Versorgungsberechtigten ersparten Kartoffeln von den örtlichen Sammelstellen bez. den Gemeinden abgerufen werden. Der Verladeanweisung der Kommissionäre ist zur Vermeidung weiterer Stockung der Lieferungen pünktlichst Folge zu leisten. Den Sammelstellen werden oie von ihnen in Verwahrung ge nommenen Kartoffeln von den Kommissionären zum wirklichen ve- skehungspreise — zuzüglich einer Gebühr von 35 Pfg. je Ztr. — vergütet. Es müssen nunmehr alle entgegen der Bekanntmachung vom 31. v. Mls. noch zurückgehalkenen Kartoffeln abgeliefert bez. zur Sammelslelle gebracht werden. Auf die Strafvorschristen unter VII der mehrgedachten Bekanntmachung wird Bezug genommen. In den nächsten Tagen werden vom Bezirksverbande beauf tragte Sachverständige gelegentlich der Nachprüfung der Beslandser- Hebung vom 15. d. M. die Erfüllung der Ablieferungspflicht in den einzelnen Kaushaltungen — Selbstversorger und Versorgungsberech tigte — feststellen. Grimma, 19. Februar 1919. 169. Der Bezirksverband der Amtshauptmannschast. I. V.: l)r. v. Schwartz. Der Arbeiter- und Soldalenrat. Gey. Schreiber. Sitzung des Gtadtgemeinderates Freitag, den 21. Februar iVi» abend- /,8 Uhr Tagesordnung. 1. Verpflichtung des als Stadtrat gewählten Kerrn Stadt verordneten Thiemann. 2. Einweisung des Kerrn Kugo Oberläuler als Stadtver ordneter. 3. Wahl der Ausschüsse u) Sparkasse: 1 Stadtrat, 4 Stadtverordnete; von den Stadtverordneten müssen mindestens 2 ansässig sein, b) Finanz- und Schätzungswesen: 3 Stadtgemeinde ratsmitglieder, c) Bauwesen: 3 Stadtgemeinderatsmitglieder, ct) Gasanstalt: 2 Stadtgemeinderatsmitgiieder, e) Feuerlöschwesen: 3 Stadtgemeinderatsmitgiieder, k) Marklwesen: 2 Stadtgemeinderatsmitglieder, als Marktgehilsen, g) Ortsbeschleusung: 4 Stadtgemeinderatsmitglieder, 4. Bestimmung des regelmäßigen Sitzungstages. 5. Bausache Müller. 6. Verpachtung des Ratskellers. 7. Bewilligung der Kosten für die diesjährige Flurbewachung. 8. Gesuch um Weiterpachtung eines Flurstücks. 9. Aenderung in der Buttervertetlung. 10. Beurlaubung des Skadlwachtmeisters, 11. Umzug der Volksküche. Sta-tveror-netenwahl. Nachdem Kerr Gustav Thiemann als Sladtrat gewählt wurde, ist an seine Stelle ein anderer Bewerber aus demselben Wahloorschlage als Stadtverordneter zu berufen. KierfÜr ist Kerr Kaufmann KugoOberläuter von dem Wahlausschuß bestimmt worden. Naunhof, am 20. Februar. Der Wahltommissar. Willer. Dertilgmg von GWamsWiiliM Alle Besitzer von Obstbäumen werden angewiesen, sofort die Vertilgung aller Obstbaumschädltnge und Obstbaumkrank heiten vorzunehmen oder durch Sachverständige vornehmen zu taffen. Aus die in den Nachrichten für Naunhof vom 16. d. M. abgedruckte Bekanntmachung der Amtshauptmannschast Grim ma vom 8. d. M. wird noch besonders hingewiesen. N a u n h o s, am 20. Februar 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Oer innere Krieg. Auch diesmal hat General Foch alle Bitten und Be schwörungen unseres Unterhändlers um Milderung der feindlichen Bedingungen, um menschliche Rücksichtnahme auf unsere Frauen und Kinder, auf ein Mindestmaß von Erbarmen für unsere armen Gefangenen mit der kühlen Bemerkung abgetan: Wir haben noch keinen Frieden, wir haben noch Krieg — ein Drittes kennt er nicht. Und so bleibt die völkerrechtswidrige, die menschenmordende Blockade in voller Grausamkeit bestehen, und Frankreich verschleppt wirklich an die Zweimalhunderttausend deutsche Männer nach dem ehemaligen Kriegsgebiet, um sie dort schimpfliche Sklavenarbeit verrichten zu lassen. Und damit wir nur ja nicht etwa aufzuatmen anfangen, werden die Waffenstillstandsbedingungen von Monat zu Monat ver schärft, statt, wie es natürlich wäre, von Verlängerung zu Verlängerung dem endlichen Friedenszustand mehr und mehr angenähert zu werden. Die deutsche Regierung aber muß trotzdem eingestehen, daß das deutsche Volk in einem völlig unbegründeten Optimismus über seine Lage dahinlebe, so sehr, daß man garnicht ernsthaft daran denken könne, es durch hartes Aufbegehren gegen die schimpflichen Zumutungen unserer Feinde aus seiner Stumpfheit auf- -ustören. Sicherlich haben wir diese unsäglich traurige Erscheinung zu einem Teil auf die vorangegangenen seelischen Überspannungen zurückzuführen: der Rückschlag mußte ja einmal kommen. Nur ist er leider zu früh ge kommen; wie auf änderen Gebieten manch eine lehrsame Erkenntnis unS leider zu spät gekommen ist. Wer im Innern Krieg zu führen, Bruder gegen Bruder, Klasse gegen Klaffe, dazu reicht die Spannkraft unseres Volkes immer noch aus. Als gäbe es keine dringendere Parole für uns als die, nur ja keine Ruhe im Lande eintreten zu lassen, wird das Feuer des Bruder kampfes immer wieder angeschürt, wenn es ja schon ein mal in sich zusammenzufwken droht. Der Feldzug gegen die Polen ist ja nun wohl bis auf weiteres beendet, und damit wird also im Osten. sozusagen „Ruhe" eintreten. Dafür lodert der Brand wieder um so gefahrdrohender im Westen auf und scheint eine neuere Periode innerer Kämpfe durchmachen zu sollen. DaS ganze Ruhrrevier steht in Flammen. In größter Eil« werden Regierungstruppen in die Grubenbezirke geworfen, wo eine Schreckensherrschaft aufgerichtet ist, die jedeproduktive Arbeit unmöglich macht. Gewalttaten werden verübt, Geiseln genommen — es wird also regelrechter Krieg ge führt. Deutsche gegen Deutsche! Die Macher des Ganzen nennen es allerdings Generalstreik und zu tun ist es ihnen um den Sturz der Regierung, derselben Regierurrg, die eben erst von der gesamten Vertretung des deutschen Volkes mit erdrückender Mehrheit in ihr Amt eingesetzt worden ist. Aber wenn die Gewalt auch in unserem inneren Staatsleben über das Recht triumphieren sollte, dann würden wir jeden Anspruchs auf den Namen eines Kulturvolks verlustig gehen, dann würden wir versinken in Barbarei und in Hunnentum, und wir würden uns selbst zu dem erniedrigen, was die Feinde vom ersten Tage des Weltkrieges an aus uns gemacht hatten. Dann würde eine Gewalt immer nur die aridere ablösen, und auch der innere Friede würde uns in unerreichbare Formen entschwinden. So lange wir aber noch eine Re gierung haben, kann sie unmöglich darauf verzichten, Gesetz und Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten. So traurig es ist, daß auch eine sozialdemokratische Regierung die Gewalt der Waffen gegen eigene Volksgenossen anwenden Muß, Herr Scheidemann sieht sich fortgesetzt dazu ge zwungen, leider ohne hoffen zu dü^en, auf diese Weise die ihm nicht gehorsamen Teile der Arbeiterschaft zur Ver nunft zu bringen. Im Gegenteil, je schärfer er eingreifen muß> desto mehr Erbitterung wird erzeugt. Wie man aus diesen! unglückseligen Kreislauf herauskommen soll, ist eine schier unlösbare Aufgabe. Das ist der eine Krieg, den wir im Innern zu führen haben, der Spartakuskrieg. Daneben haben wir noch in Berlin, aber nicht nur in Berlin Lie aus gedehntesten Lohnbewegungen, die, wie es scheint, auch nicht zur Ruhe kommen dürfen, damit wir uns nur ja nicht wieder ungestörter Arbeit hingeben können. Nach den Arbeitern sind jetzt die kaufmännischen Angestellten an der Reihe. Das ganze Geschäftsleben der Reichs hauptstadt wird lahmgelegt, Tausende und aber Tausende müssen feiern, bloß weil es noch nicht gelungen ist, über einen Teilanspruch, der in dem Gesamtstrauß neuer Forde rungen eine verhältnismäßig nebensächliche Rolle spielt, eine volle Einigung zu erzielen. Daneben bläht sich der Machtanspruch einer Organisation auf, die für sich allein als die ausschließliche Vertretung der Angestellten gelten will. Um solcher Lappalien willen — Lappalien in Angesicht der gesamten Lage, in die wir durch den Verlust des Krieges geraten sind — wird das Leben eines Niesen gemeinwesens auf das eiWfindlichste bedroht. Wenn wt'