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Nachrichten für Naunhof : 14.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191902144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-14
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 14.02.1919
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wiederum nichts von ihrem Vermögen ein, und dieser steigt buchmäßig entsprechend der Verringerung des Wertes der Währungsmünzen in seinem Goldwerte. Mit anderen Worten: wenn in den erwähnten Zeiten in Rußland ein Bauerngut 20 000 Rubel alter Münze wert war, so war es nach der Kerabsetzung des Rubelwertes 30 000 neue Rubel wert. Die Schädigung aller derjenigen, die Außenstände irgend welcher Art haben, ist wie erwähnt, beim Währungsbankerott wesentlich tiefergehend als beim eigentlichen Staatsbankerott. Gesetzt den Fall, das Deutsche Reich sähe sich gezwungen, den Feingehalt der Mark auf die Kälfke herobzusetzen, so hieße das nichts anderes, als daß jeder der bisher über ein Vermögen von 40 000 Mark ver fügte, zwar dem Namen nach ebenso viel erhielte, während aber diese 40 000 Mark früher in runder Summe 2 000 Pfund Sterling wert waren, sind sie nachher nur noch 1 000 Pfund Sterling wert, d. h. also, man kann mit der entwerteten Münze zunächst aus dem Weltmärkte im Auslande, sehr bald aber auch im Inlands nur noch halbsoviel kaufen, wie früher. Um nochmals zusammenzusafsen: Beim eigentlichen Staatsban kerott wird einem Teile des Volkes, und zwar allen denjenigen, die Forderungen an den Staat haben, also z. B. Staals» oder Reichs» anleihen besitzen, ein Teil dieser Forderungen für ungültig erklärt und dieser Dolksletl wird dadurch ärmer und weniger kauskräftig. Beim Währungsbankerott ist das gleich mit allen denen der Fall, die überhaupt Forderungen im Inlands oußenstehen haben. Line derartige Verringerung der Kaufkraft weitester Kreise im Inlands bedeutet in ihrer Wirkung eine gewaltige Verarmung des inneren Marktes, eine Schädigung der Kaufkraft der breiten Massen und deren Aufnahmefähigkeit für alle Gegenstände, die man überhaupt erwirbt. Daß dies auf Industrie und Kandel in stärkstem Maße zurückwirken muß, ist selbstverständlich. t.. lt. Bezirksausschutzfitzung in Grimma. An der am 10. Februar 1919 unter dem Vorsitze des Reg.- Rats Dr. v. Schwartz abgehaltmen 3. diesjährigen Sitzung des Be zirksausschusses nahmen dessen sämtliche Mitglieder und als Bericht erstatter Reg.»Ass. Dr. Benecke, sowie die Assessoren Pasig und Dude und die beiden Volkskommissare Gey und Schreiber teil. Genehmigt wurden die Satzung über Errichtung einer Freibank in Nemt, Nachträge zum Ortsgesetze für Borsdorf über die Wahl von Gemeindeoertretern und zur Satzung über Gewährung des not dürftigen Unterhalts der Kebamme im zusammengesetzten Kebammen- bezirke Großdardau-Großbothen, sowie Gesuche aus Falkenhain, Kohburg und Naundorf um Ausnahmebewilligungen zu Grundstücks» abtrennungen. Dem Vereine für Krankenpflege der Kirchsahrt Schön bach wurde auch für 1919 eine Beihilfe bewilligt. Weiter wurde eine Beihilfe gewährt zu den Kosten der Unterhaltung Les Säug lings-und Kinderheims in Brandts. Den Vorschlägen der Amts hauptmannschaft wurde zugestimmt wegen der Verteilung der Staats» beihltfen für Wegebauten für 19t9 und der Bewilligung der für gute Ergebnisse der Brennesselsammlung von einem Rittergutsbesitzer auch für 1918 ausgesetzten Belohnungen. Nach einem Berichte -es Kommerzienrates Baeßler über die in Aussicht genommene Aende- rung der Satzung der Kreditbriefanstalt sächsischer Gemeinden, der der Bezirk als Mitglied angehört, wurde beschlossen, der Bezirksver sammlung zu empsehlen, auch nach ersolgter Satzungsänderung die Mitgliedschaft beizubehalten. Kingegen wurde beschlossen, sich an der etwa vom Staate geplanten Einrichtung von Kraftwagenkolonnen zu nächst nicht zu beteiligen. Die Einführung einer Tanzsleuer — als Bezirksabgabe — soll nach Einvernehmen mit den Stadträten im Bezirke dem Bezirkstage nach dem Vorgehen einiger anderer Amts- hauptmannjchasten gegebenenfalls empfohlen werden. Wegen der an geregten Anstellung eines Bezirksobstbaumwärters werden vor end gültiger Entschließung noch weitere Erörterungen angestellt werden. Kenntnis wurde genommen von einem Berichte über die Kohlenoer- sorgung und davon, daß den Gemeinden des Bezirkes zwecks geord neter Durchführung von Nachtwachen zum Schutze der Ortssicherhett — besonders in den kommenden Monaten — die Aufstellung von ortspolizeilichen Bestimmungen nach einheitlichem Muster von der Amtsyouptmannschast empfohlen worden sei. Aus dem Berichte über die Kohlenoersorgung ist besonders zu erwähnen, daß eineregelmäßige und bessere Belieferung der Kohlenbezugsscheine und -Karten mit Rücksicht auf die geförderten geringeren Mengen, die Verkürzung der Arbeitszeit, die Arbeitsniederlegungen in großen Kohlenrevieren und nicht zuletzt in dem Rückgänge der Beförderungsmöglichkeit mit der Eisenbahn auch in der nächsten Zeit leider nicht zu erwarten stehe. Endlich wurden die Zinsen der König Albert-Bezirksstiftung auf 1918 an bedürftige Ortsarmenoerbänüe des Bezirks — atsBei- htlfen zu den Kosten der Unterbringung von Personen in Ler Be zirksanstalt — vorschlagsgemäß verteilt. Aus dem die Lebensmittelversorgung betr. Teile LerBeratungen ist folgendes zu erwähnen: Kenntnis nahm der Ausschuß von Be richten über den Stand der Maßnahmen zur strengeren Erfassung von Milch und Buller, über die Kartofselverforgung und über die Zusammenlegung der Fleischereien, die von den Oderbehörden fortge setzt gefordert wird. Aus Lem Berichte über die Kartofselverforgung ist heroorzuheben, daß die Weigerung gewisser Kreise im Bezirke, di« über die herabgesetzte Kartofselverbrauchsmenge hinousgehende Menge Speisekartoffeln abzugeben —, besonders in der gegenwärtigen Kälteperiode — wohl verständlich sei, daß auf der Abgabe im In teresse einer sofortigen ausreichenden Belieferung der Großstädte, be sonders Leipzigs, mit Speisekartofseln nach den Anordnungen der Oberbehörden jedoch unbedingt bestanden werden müsse. Von den vom Landeslebensmitkelamke erlassenen Bestimmungen über den Verkehr mit Ziegenmilch und Ziegenkäse wurde Kenntnis genommen und die Amlshauptmannschast zum Erlasse der nötigen Aussührungsbestimm- ungen ermächtigt. 1 Sächsische and Lokale Mitteilungen. Naunhof, den 13. Februar. Merkblatt für de» IS. Februar. Sonnenaufgang 7" S Mondaufgang S" Sonnenuntergang ! ff Monduntergang 6" 1883 Richard Wagner gest. — 1892 Afrikareisenb« Jucker gest. — 1912 Die Konstituierung der Republik China wird den Mächten angezeigt. o Aum Verkehr mit Süßigkeiten hat die Reichszuckerkelle Ausführungsbestimmungen erlassen, die sich an die im Dezember 1918 ergangene Verordnung über den gleichen Gegenstand anschließen. Es bleibt bei der bisherigen Regelung, daß Süßigkeitenbetriebe, die im Wirtschaftsjahre 1914/15 mindestens 52 Doppelzentner Zucker, verarbeitet haben, von der Zucker-Zuteilungsstelle für bas Deutsche Süßigkeitengewerbe in Würzburg, die anderen Süßigkeiten betriebe von dem zuständigen Kommunaloerband nach Maßgabe der von diesem erlassenen Bestimmungen mit Zucker beliefert werden. Die von der Würzburger Zu- teilungsstelle mit Zucker belieferten Hersteller von Süßig keiten dürfen ihre Erzeugnisse in der Regel nur an die Zwischen- und Kleinhändler absetzen, mit denen sie im Wirtschaftsjahre 1914/15 in Geschäftsverbindung gestanden haben, und zwar nach dem Verhältnis ihrer eigenen jetzigen Zuckerbezüge und nach dem Verhältnis der Bezüge der Abnehmer im Wirtschaftsjahre 1914/15. Weiterhin ist vorgeschrieben worden, daß Mischungen von Waren ver schiedener Preislagen in der Regel nicht oorgenommen werden dürfen und daß die Abgabe von Süßigkeiten in nicht handelsüblichen Verpackungen, z. B. in sogenannten Attrappen, Tassen usw., grundsätzlich nicht zulässig ist. — Naunhof. GebühcenerhöhungfürPaketbe- siellungen. Infolge der außerordenllich starken Steigerung der Kosten des Postfuhr- u. Paketbestelldienstes Hai sich die unab weisbare Notwendigkeit ergeben, die Gebühren für die Bestel lung der Pakete bet allen Postanstalten zu erhöhen. Vom 15. Februar ab werden daher folgende Gebühren erhoben werden: Im Ortsbestellbezirk bei den Postämtern 1. Klasse für Pakete dis 5 Kilogramm einschl. 2V Pf., für schwerere Pakete 30 Pf.; bei den übrigen Postanstalten (Postämtern 2. und 3. Klasse und Postagenturen) für Pakete bis 5 Kilogramm einschl. 10 Pf., für schwerere Pakete 15 Pf. Im Landbestellbezirk für Pakete bis 2' z Kilogramm einschl. 15 Pf., für schwerere Pakete 30 Pf Für die Einsammlung von Paketen werden erhoben: im Ortsdesiellbezirk für jede Sendung ohne Rücksicht auf das Ge wicht 10 Pf.; im Landbestellbezirk für Pakete bis 2*/z Kilo gramm einschl. 10 Pf. und für schwerere 30 Pf. — Naunhof. Von jetzt ab sind im Verkehr zwischen französischem Besatzungsgebiet —ausgenommen Elsaß-Loihr. — ».unbesetztem Deutschland Postkarten in Familienangelegen heiten in französischer und deutscher Sprache zugelasfen. Deut liche Angaben von Namen und Wohnung des Absenders er forderlich. A.— Schlittevverkans. Seitens der Militärverwaltung werden die erst ausgehobenen Personen- und Lastschlitten — zum Teil in ausgebefsertem Zustande — wieder zum Verkaufe gestellt. 1 Lastschlitten kostet 20—60 Mk. und 1 Personen schlitten 100—600 Mk. Kauflustige wollen sich an das Train- depoi XIX, Leipzig wenden. Kriegsanleihestücke werden zum Nennwerte in Zahlung genommen. — Urber den geplante» wirtschaftlichen Wiederaufbau Sachsens machte der Arbeitsmtnister Schwarz einem Presse vertreter gegenüber Angaben. Wir werden, so führte er aus, sobald es die Witterung erlaubt, große Erdarbeiten vornehmen. Bei dem jetzigen Frost läßt sich das nicht machen; es würde da das Unternehmen ebenso wie dir Arbeiter selbst geschädigt; denn ein stundenweises Arbeiten hat natürlich keinen Zweck. Weiter steht in Aussicht, daß in Bälde auch Kanalarbeiten für den Elster—Saale-Kanal etnsetzen. Ferner soll der Ausbau der Eisenbahnen in Angriff genommen werden, soweit sie noch nicht viergle'.stg ausgebaut sind, wenigstens in dem bisher gesetzlich festgesetzten Maße und soweit in den früheren Etats die grund sätzliche Zustimmung oorliegt. Größere Aufträge werden wahrscheinlich die Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen erhalten können. In gleicher Weise werden die Feinmechanik, die Uhrenindustrie und die optische Industrie Aufträge erhalten. Des weiteren planen wir sehr umfangreiche Renovationsarbeiten an öffentlichen Gebäuden. Wie weit sich die Textilindustrie und die Metallindustrie beleben läßt, steht allerdings dahin. In der Bauindustrie wird es sich darum bandeln, inwieweit die Ziegeleien mit Kohlen beliefert werden können. Im großen und ganzen ist anzunehmen, daß die Kohlenproduktton mit Eintritt der besseren Jahreszeit einer günstigeren Regelung entgegensteht. Zurzeit kann, soweit Tagebau in Frage kommt, eine große Lebung der Förderung nicht etntreten, weil die WttterungsVerhältnisse zu ungünstig sind. Zudem fehlt es an Unterkunstsräumen, an Schuhwerk und der notwendigen Be kleidung. - Ueber die Lebensmittelfrage bemerkte der Mini ster: Aller Wahrscheinlichkeit wird damit zu rechnen sein, daß die heimischen Produkte in der neuen Ernte in der Preisbildung sinkende Tendenz aufweisen. — Wie dre „Dresdn. Nachr." hören, hat das Kultus ministerium mit der Ausarbeitung eines neuen Bolksschulge- setzentwurfe-j begonnen. Der Entwurf des früheren Kultus ministers Beck aus dem Jahre 1912 ist bekanntlich nicht Ge setz geworden, da Regierung und Erste Kammer sich nicht mit der Mehrheit der Zweiten Kammer einigen konnten. Die Kämpfe von damals werden sich diesmal wohl kaum wieder holen, da jetzt eine demokratisch-sozialdemokratische Mehrheit vorhanden ist, die ohne weiteres die damals abgelehnten Wün sche durchsetzen kann. Es dürfte aber noch einige Zeit vergehen, bis die neue Vorlage der Kammer zugehen wird; denn die Ar beit befindet sich noch im Ansangsstadtum. — Altkleiderbewirtschaftung durch die Gemeinden. Nach eingehenden Erwägungen hat die Reichsbekleidungsstelle auf mehrfache Anregung hin beschlossen, die Monopolstellung der Kommunalverbände bei Bewirtschaftung getragener Kleidung und Wäsche bis aus weiteres fortdestehen zu taffen. Da die Retchsbekleidungsstelle diese Angelegenheit dauernd mit Auf merksamkeit verfolgt, um zu geeigneter Zeit eine Aenderung herbeisühren zu können, find ihr Aeußerungen und Anträge der Kommunalverdände hierzu von besonderer Bedeutung. Des halb ist es wünschenswert, daß die Kommunalverbände auf das Rundschreiben vom 10. Januar 1919 betr. «Abbau der kom munalen Altbekleidungsstellen", soweit dies nicht schon innerhalb der dort bezeichneten Frist geschehen ist, möglichst viele und möglichst umgehende Antworten unter Darlegung der Geschäfts verhältnisse ihrer All bekleidungsstellen an die Reichsbekleidungs stelle gelangen lassen. Bis zum Erlaß anderweiter Bestimmungen sind die Kommunalverbände auch weiterhin verpflichtet, die Be wirtschaftung der getragenen Kleidung und Wäsche nach den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen sortzuführen. Sie sind nicht befugt, ihre Altbekleidungsflellen aufzulösen. Sollte der Geschäftsbetrieb einzelner Altbekleidungsstellen nicht mehr nen nenswert sein und die benötigten Aufwendungen nicht mehr rechtfertigen, so können die Kommunaloerbände bei den zustän digen Landeszentralbehörden Zusammenlegung mit anderen Kommunaloerbänden zwecks gemeinsamer Durchführung der Bewirtschaftung beantragen. -j- DerIahrgangS9 kann aus wichtigen Gründen einstweilen noch nicht entlassen werden. Es ist ganz selbstver ständlich, daß beim Abbau nicht im Keller, sondern beim Dach angefangen werden muß. Und wie bei einem Lause, so auch im Leere, das zuerst einmal seine älteren Jahrgänge und die abrüsten muh, die so und so lange im Kriegsdienst waren. Und dann ein weiteres: Im Leere gibt es noch ungeheure Werte zu betreuen — Pferde und Waffen und Gerät allerArk, die Milliarden an Nationalvermögen darstellen. p.-j-Keine Osterprüfungen. Das Kultusministe rium hat angeordnet, daß in Anbetracht der mannigfachen Störungen des Unterrichtsbetriebes im laufenden Schuljahre die öffentlichen Prüfungen an den Volks- und Fortbildungs schulen zu Ostern d. I. wegfallen können. -j- Entgegen anders lautenden Meldungen soll eine Der- staatlichung der Schulbüch er nicht in Frage kommen. -f Die wendischen Arbeiter der sächsischen und preußischen Oberlausttz erhoffen von einem selbständigen Wen denstaat nichts Gutes. Die wendischen Arbeiter betonen, daß sie mit Gewalt die Bildung eines Wendenstaates verhindern wollten. Dem wendischen Volke drohe die Vernichtung, wenn es sich nicht baldigst vom wendischen Nationalausschuh lossagt. -s- Phantasiepreise für Ferkel. Den hohen Saug ferkelpreisen geht der Landrat in Bad Wildungen mit einem Schwetneausfuhroerbot und einem Richtpreis von 40 bis 50 Mark für 4—6 Wochen alte Tiere zu Leibe. Man hat für Aergmanns Töchterlein. Roman von Martin Förster. "5 Er legte beschwörend die Hand aufs DegowS Arm und sprudelt- einen Bericht hervor von einem nächtlichen Aufruhr, bei dem eine Anzahl streikender Ungarn, die von Longholm angeführt wurden, niedergeschosseu waren. Nun hatten deren Landsleute geschworen, bittere Rache an ihren Mördern zn nehmen, zugleich auch bei dem Anstifter, der sie inS Unglück gestürzt. »Aber sprechen muß ich ihn," sagte Degow ratlos. „Aber nur nicht jetzt!" warnte Connelly. „Entgehen wird er Ihnen schon nicht, da er vorläufig jedenfalls hier bleibt. Er wird gut bezahlt für seine Arbeit." „Wenn ich ihm nur einen Zettel schicken könnte!" murmelte der junge Mann, während er nach der Tür sah, in welcher Norton Longholm stand und sich mit einem Mann unterhielt. „Jawohl, Herr, schreiben Sie eilten Zettel und warten Sie, bis einer von den Leuten hier vorbeigeht." „Da kann ich vielleicht die ganze Nacht warten," brummte Degow verdrießlich. „Aber es wird wohl nicht anders gehen," fügte er hinzu, indem er sein Taschenbuch hervorzog und in der zunehmenden Dämmerung die folgenden Worte auf das Papier schrieb: „Geehrter Herr Longhvlm! Ich warte täglich vergebens. Wann werden Sie Ihr Versprechen halten? Da Sie meine Adresse besitzen, bitte ich Sie, mir zu schreiben. Er- gebenst Franz Degow." Degow faltete den kurzen Brief zusammen und fragte sich «ml, wie er ihn wohl am sichersten abliefern könnte. Da be merkte er gerade, wie Longholm mit einem seiner Genossen ins Gebäude trat. Einige Minuten später kam der Letztere wieder heraus und schritt direkt auf Degow und den Irlän der zu. Ehe der Erstere sich einig war, wie er ihn anreden sollte, blieb der Mann vor ihn» stehen und sagte in herausfordern dem Tone: „Sind Eie der Herr, welcher Mr. Norton Long- Holm zu sehen wünschte?' „Ja." „Gut. Hier ist ein Brief von ihm." „Ich danke Ihnen," sagte Franz erregt, ihm daS Schreiben abnehmend. „Wollen Sie ihm dies dafür geben?" Der Mann nickte und eilte davon, und Franz erbrach den Brief und las folgendes „ES tut mir leid, Sie getäuscht zu haben, aber ich konnte weder zu Ihnen kommen noch an Sie schreiben, da ich hier zn sehr in Anspruch genommen war. Viel leicht kann ich Sie aber heute noch sehen. Warte», Sie bis Mitternacht auf mich. Wenn es möglich ist, daß ich mich hier fortstehlen kann, will ich Sie in Ihrer Wohnung besuchen. Wenn ek nicht geht, komme ich morgen in aller Frühe. N. L." Mit erleichtertem Herzen begab sich Degow ip seine Woh nung zurück und wartete. Aber es schlug elf, «S schlug zwölf, Mitternacht ging vorüber, und der Erwartete kam nicht. Aufs neue enttäuscht mußte Franz schließlich sein Lager aufsuchen. Würde ihm der folgende Tag die erhoffte Auskunft bringen? Das warme Sonnenlicht strömte inS Fenster, als er am nächsten Morgen durch ein starkes Klopfen an der Tür geweckt wurde. „Wer ist da?" fragte er, als er sich aufrichtete und die Au gen rieb. „Ich bin es," antwortete seine Wirtin. „Bitte, stehen Eie auf, es ist ein Herr hier, der Sie zu sehen wünscht." Degow sprang auf, kleidete sich in großer Hast an und eilte die Treppe hinab, wo ihn die Wirtin des Hauses in ihr kleines Wohnzimmer wies. Er trat ei», in der bestimmten Voraussetzung, Mr. Norton Longholm zu finde»», und »vac nicht wenig erstaunt, als ihn, ei>» völlig Fremder entgegentrat, ein älterer Herr mit weißen, Haar und glatt rasiertem Gesicht. Er trug einen dunklen An- zug, und Franz glaubte, in ihm erneu Geistlichen zu erken nen. Er stellte sich auch sogleich vor als Mr. Broadford, der Prediger an der Methodistenkirche der Stadt, und sagte: „Ich komme auf die Bitte eines ManneS, welcher Eie zu kennen behauptet und Sie baldigst zu sehen wünscht." „Ist es Mr. Norton Langholm?" „Derselbe. Sind Eie bereit, mich zu ihm zu begleiten? Wir haben keine Zeit zu verlieren. Gr hat Ihnen etwas sehr wichtiger mitzuteilen, wie er sagt." „Ich bin natürlich bereit, Mr. Broadford, aber was bedeu tet dies alles ? Warum kömmt Mr. Longholm nicht zu mir? Wo ist er?" „Im Hospital." „So ist ihm etwas zugestoßen?" fragte Franz erschrocken, als er mit seine»,, Begleiter daS HauS verließ. „Ja. Sie haben noch nicht gehört, was sich in dieser Nacht in der Tarndale-Mine ereignete? Eine Rotte betrunkener Ar beiter, lauter Ausländer, Polen, Russen und Ungarn, griff die Wächter dort an und sprengte mehrere Gebäude mit gestohle nem Dynamit in di« Luft. Dabei wurden etwa zehn Menschen getötet und gefährlich verwundet." „Und Longholm befand sich unter den letzteren?" „Ja, er liegt nun im Hospital in sehr bedenklichem Zu stande. Die Aerzte sagen, daß er höchstens ein paar Tage, möglichenfalls nur noch Stunden zu leben hat. Als ich ge rufen wurde, gab er mir Ihre Adresse und bat mich dringend, Sie sofort zu ihm zu führen. Wir wollen die Pferdebahn be nutzen, Mr. Wiedemann." „Sagte er Ihnen, warum er mich so dringend zu sehen wünschte, Mr. Broadford," fragte Degow, als sie in dem vorüberfahre,,den PferdebahnivaAkn saßen. „Er sprach nicht viel, denn er litt heftige Schmerzen, aber ich verstand, daß e« sich um eine Sache handelte, die sein Seelenheil betrifft." Der Geistliche machte einen so vertrauenerweckenden Ein druck, daß Franz sich unschwer entschloß, ibn in dw Angelegen heit einzuweihen, die ihn mit jenem Unglücklichen zusam mrengeführt. Die beträchtlich lange Fahrt gewährte hinrei chende Zeit dazu. Als sie di« Unfallstation erreichten, wo der Verletzte lag, erfuhren sie, daß ihm der Arzt ein schmerz stillendes Mittel gegeben, daS den Leidenden in einen beruhi genden Schlummer versenkt hatte. Franz erschrak über die Ver änderung in den Zügen de- Schlafenden. Der ganze Kopf war mit Binden umwunden, daS Gesicht bleich und eingefallen wie daS eines Loten. Lon der Pflegerin «fuhr er, daß da« rechte Vein vollständig zerschmettert sei und der Kranke wohl kaum diesen Tag überleben würde. 287,20
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