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Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Sachs. Landeszeitung Sllustr. Sonntagsbeilage Fernsprecher Rr.» für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdorf, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seisertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna rc. ErjchelNl wöchentlich dreimal: Dieirtag, Donnerstag und Sonnabend, abends 6 Uhr Bezugspreis vterteljähri. 2 Mk. 10Pfg., monaft 70 Pfg., durch die Post bezogen inki. der Postgebühren 2MK. 20Psg. Anzeigenpreis: die sechsgespaltene Petitzeile 20 Pfg., auswärts 25 Pfg. Amtlicher Teil 40 Pfg. Reklamezeile 50 Pfg. Beilagegebühr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr oorm. - — Im Fall, hüherer S-wall, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinenbruch, BelriebsstSrung im Beiried der Druckerei oder unserer Lieferanten hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreis«,. Nr. 20. Freitag, den 14. FebrUar 1919. 30. Jahrgang. Amtliches. Die Bekanntmachung vom l l. Januar 1919 — No. 131 — wird, soweit sie BeleuchlungseinschrSnkungen aussprichl, aufgehoben; das Beheizungsverbot bleibt bestehen. Die einschränkenden Bestimmungen der Stadträte, sowie etwa noch von den Vertrauensleuten der Gaswerke zu treffenden Anord nungen werden dadurch nicht berührt. Grimma, 12. Februar 1919. tto.404 Die Amtshauptmannschaft. I. V.: Dr. o. Schwartz. Der Arbeiter- und Soldatenrat. Gey Schreiber. Mhlimg -rr milchgebeniik« und tngen-eu Iikgkn. Auf Grund der Verordnung des Wirtschaftsministeriums vom 29. Januar 1919 über den Verkehr mit Ziegenmilch und Ziegenkäse wird folgendes angeordnet.- I. Wer milchgebendc oder tragende Ziegen hält, ist verpflichtet, seiner Ortsbehörde bis zum 18. Februar anzugeben 1. wieviel Personen sein Kausholt umfotzt, 2. wieviel vollmilchberechtigte Personen (Kinder unter 6 Jahren, werdende und stillende Mütter, Kranke) darunter find, 3. wieviel milchgebende Ziegen er hat, 4. wieviel tragende Ziegen er hat. Wer mehr als drei mtlchgebende oder tragende Ziegen hält, hat außerdem anzugeben, ob und welche Mengen Ziegenmilch oder Zie genkäse er bisher an andere abgegeben hat und an wen. II Die Orlsbehörden haben die Meldungen in Listen einzutragen, die ihnen noch zugehen werden und zwar getrennt nach Ziegenhaltern, die zugleich Kuhhalter sind, und solchen, die keine Kühe halten. Die , Ortsbehördcn haben nachzuprüsen, ob sämtliche Ziegenhalter der Ge- ! meinde einschließlich der Gutsbezirks die Anmeldung bewirkt haben und ob die Meldungen den Tatsachen entsprechen. Die Ortsbehörden haben diese Ziegenhalterliflen an den Milch- ausschutz adzugeben, eine Abschrift dieser Liste ist bis zum 25. Februar 1919 an den Bezirksverband einzureichen. III. Wer die Meldungen nicht oder unrichtig oder unvollständig oder nicht in der festgesetzten Frist erstattet, kann nach Z 5 der Bundes ratsverordnung über Auskunstspslicht vom 12. Juli 1917 (Reichs-Ges.- Bl. S. 604) bestraft werden. Grimma, den 12. Februar 1919. ffe. 129. Der Bezirksverband der Amtshauptmannschaft. I. D.: Dr. v. Schwartz. Der Arbeiter- und Soldatenrat. G ey. Schreiber. Sitzung des Ttadtgemeinderates Freitag, den 14. Februar ISIS abends /,8 Uhr. Tagesordnung. 1. Bousachen u) Arnhold, b) Arnhold, e) Schneider 6) Thieme, e) Richter, l) Ulbricht. 2. Ergebnis über die Untersuchung des Leitungswoffers. 3. Ausstellung einer neuen Geschäftsordnung. 4. Wahl eines Stadtrates. 5. Bestätigung der vom Arbeiterrate mit den Beigeordneten und vom Stadtrate gefaßten Beschlüste. 6. Erhebung der diesjährigen Kirchenanlagen. 7. Entschließung über Fortführung der Volksküche. 8. Verpachtung des Ratskellers. 9. Bewilligung der Kosten für die vorjährige Flurbewachung. 10. Gesuch um Weiterpachtung eines Feldgrundstückes an der Weststraße. 11. Abhaltung der Jahrmärkte in diesem Jahre. Ausgabe -er Lebensmittelkarten Die Ausgabe der Brot-, Fleisch» und Zucker- karten findet Sonnabend, den 15. Februar 1919 im Rathausfaale für die Einwohner Naunhofs statt. Die Karten werden ausgegeben von 8 bis 1« Uhr vormittags für die Einwohner der Badergasse, Bahnhofstraße, Bis- marckstratze, Göthestraße, Großsteinberger Straße, Kaiser- Wilhelm-Strahe, Klingaer Straße, Lutherstraße, Markt, Melanchthonstraße, Moltkestraße, Mühlgasse, von Iv vormittag- bis 12 Uhr mittag- für die Einwohner der Gartenstraße, LangeStraße, Nord- stratze, Oststraße, Parthenstraße, Schillerftraße, Schloß- ftraße, Schulstraße, Wiesenstraße, von 12 Uhr mittags di- 2 Uhr nachmittag- für die Einwohner der Brandiser Straße, Breite Straße, Grimmaer Straße, Kainstraße, König - Albert - Straße, Körnerstraßs, Kurze Straße, Leipziger Straße, Waldstrahe, Wasserwerk l und ll, Weststraße, Würzner Straße, selbständiger Gutsbezirk Staatsforstrevter Naunhoft Die Kaushaltungsvorstände werden aufgefordert, entweder selbst oder durch zuverlässige Personen, die Auskunft über die zur Kaushaltung gehörigen Personen geben können, die Karten an der genannten Stelle zu entnehmen. Vorherige oder nachträgliche Abholung kann nicht ftatlfinden. Naunhof, am 13. Februar 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Milch-Berkauf. Bei RichardKühne, Kaiser Wilhelm-Straße 24 und dem Konsum-Verein, Markt 9 wird Freitag, den 14. d. M. gesüßte Schweizer Voll milch ausgewogen verkauft. Auf jede Marke 11 der Gemein- delebensmiitelkarten wird '/. Pfund zum Preise von 80 Pfg. abgegeben. Kuh- und Ziegenhalter find ausgeschlossen. Wer das Abholen versäumt, verliert den Anspruch. Naunhof, am 13. Februar 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Reichspräsident Ebert. ? Weimar, 11. Febr. In der heutigen Sitzung derNationakversamml«ng wurde der VolkSbeanftragte Ebert zum Präsi denten der dentsche« Volks republik mit 277 Stimme« vou S7S Anwesenden gewählt. S1 Ab geordnete enthielten sich der Ab stimmung, 4S Stimmen fielen auf Graf Posadowsky, 2 Stimme« waren zer splittert. Ebert nahm die Wahl dankend an. Drei Monate lang hat das Deutsche Reich, nach der erzwungenen Abdankung Wilhelms II. ohne Oberhauut dagestanden. Wir hatten eine vorläufige Regierung, wir hatten aber keinen vorläufigen Regenten. Jetzt hat das Vertrauen der National-Versammlung Herm Ebert mit der Präsidentenwürde bekleidet und damit einen ein fachen Mann aus dem Volke an die Spitze des Reiches gestellt. Nicht als Herm und Gebieter seines Schick sals, weder als abso luten noch auch nur als konstitutionellen — die Zeiten sind vorüber, wie man annehmen darf, endgültig vorüber. Der wahre Souoerain des deutschen Volkes ist und bleibt fortan die Natio- naloersammlung.und die Ausübung der Macht ist in vollem Umfange in die Hände der Reichs regierung gelegt, die der Volksvertretung für ihr Tun und Lasten verantwortlich bleibt. Aber was unter solchen, von Grund aus verän derten Zeitoerhältnissen dem Reichsoberhaupt an Bedeutung verbleibt, auch baS soll auf einen echten und wahren Volksmann über tragen werden, damit die Einheit des Fühlens und Denkens, die Geschlossenheit des Wollens und Handelns unter allen Um ständen gewahrt wird. So ist die erste Wahl eine» Präsi denten für den neuen deutschen Volksstaat auf den Führer der Sozialdemokratie gefallen. Ein Mann, dem selbst seine Freunde zwar keine überragenden Eigenschaften zu erkennen, dessen unbedingte Zuverlässigkeit, dessen maß- volles Wesen, dessen selbstlose Uneigennützigkeit aber von allen, die ihn kennen, nach Gebühr geschätzt werden. Kein fürstlicher Glanz, kein höfisches Gepränge wird ihn um geben, wenn er jetzt vom Platze des Ministerpräsidenten auf den Sessel deS Reichspräsidenten hinaufsteigt. Aber nach diesen äußeren Anzeichen von Macht und Ansehen trägt das deutsche Volk auch gar kein Verlangen mehr. WaS eS will, ist treue, redliche Arbeit zum Wohle deS Landes; ein gutes Vorbild für Arm und Reich, für Hoch und Niedrig; eine sichere Bürgschaft für Freiheit, Gleich, heit und Brüderlichkeit, die wir bis jetzt vielfach nur auf dem Papier, nicht aber in der Wirklichkeit deS Lebens besitzen. Präsident Ebert kennt dieses Sehnen deS Volkes und er wird gewiß seine ganze Kraft dafür einsetzen, um ihm gerecht zu werden. Möge sein Wirken gesegnet sein,, auf daß es unS endlich Len Ausblick eröffnet, in eine neue, in eine bessere Zukunft. Die Antrittsrede, die Eber! als Reichspräsident unmittelbar nach seiner Wahl in der Nationalversammlung hielt, erfuhr im Kaufe eine außergewöhnlich warme Aufnahme. Eine gleiche Stimmung löst sie auch in allen Kreisen außerhalb der N.-V. aus, denn sie ist, wie die ganze Per sönlichkeit des neuen Reichspräsidenten, klar, offen, rückhaltlos. Der erste Präsiden! der deutschen Republik. Fritz Ebert, ist geboren am 4. Februar 1871 in Keidelberg als Sohn eines Schnei dermeisters in dürftigen Verhältnissen. Der Knabe besuchte die Volksschule und erlernte dann das Sattlerhandwerk. Als ausge lernter Geselle ging Ebert auf die Wanderschaft und wurde mit den Ideen der sozialistischen Bewegung bekannt. Er trat bald unter seinen Gesinnungsgenossen als Agitator hervor und nahm regen An teil an der Begründung und dem Ausbau der Berufsorganisation. Die erfolgreiche Tätigkeit im Dienste der Partei führte ihn schließlich zur Aufgabe des bisherigen Berufs und er trat 1892 in die Redak- tion der sozialistischen »Bremer Bürgerzeitung" ein. Später wurde er Arbeitersekretär und von 1900 bis 1906 Mitglied der Bremer Bürgerschaft 1905 wählte ihn der Jenaer Parteitag in den Partei vorstand nach Berlin. Die Zentralstelle für die arbeitende Jugend Deutschlands ernannte ihn zum Ehrenvorsitzenden. Im Parleioor- stande verwaltete er das Amt des Schriftführers und als Kaase in- folge der Begründung der sozialistischen Arbeitsgemeinschaft, der Unabhängigen, aus der alten Partei schied, fiel Ebert der Vorsitz der Partei zu. In Len Reichstag kam der jetzige Reichspräsident 1912, entsandt durch den Wahlkreis Elberseld-Barmen; er hat also dem früheren Reichsparlament nur während seiner letzten Legislaturperiode ongehört. Der am 11. Mai 1894 geschloffenen Ehe Eberts mit seiner Ge- mahlin Louise ged. Kump find vier Söhne und eine Tochter entsprossen. Zwei von den Söhnen find dem Präsidenten durch den Krieg ent rissen worden. Der Wohufitz -e- Präftdente«. Der neue Präsident wird zunächst seinen Sitz in Weimar beide- halten, schreibt der Vorwärts, um mit der Nationalversammlung und der Regierung in ständiger Fühlung zu bleiben. Später wird er seine Uebersiedlung nach Berlin vollziehen, das Sitz der Reichszenlrale bleibt. Es ist selbstverständlich, daß der Kaushalt des Präsidenten an republikanischer Einfachheit den aller anderen Oberhäupter grö ßerer Staaten übertreffen und aus Reoräsentalionspslichten nur soweit Rücksicht nehmen wird, als dies unbedingt notwendig ist. Das Kaus, in dem der Reichspräsident in Berlin seinen Wohnsitz nehmen wird, ist noch nicht bestimmt. Die Meldung, daß das Schloß Bellevue bereits dazu ausersehen sei, ist falsch. Den Ministerpräsidenten wird die bisherige Reichskanzlei aufnehmen, und auch die übrigen Reichs- ämter bleiben in -er Kauptsache, wo sie sind. * ! Scheidemann Ministerpräsident. Weimar, 11. Febr. Nach seiner Wahl -um Präsi denten der deutschen Volksrepublik ernannte Ebert de« bisherigen Volksbeauftragten zum Ministerpräsidenten und beauftragte ihn mit der Bildung eines Kabinetts. Scheide mann ging sofort an die Ausführung des Auftrages, und es wird angenommen, daß spätestens morgen daS Reichs- Ministerium gebildet sein wird. Weimar, 11. Febr. Die Zivilliste des neuen Präsidenten soll eine Million Mark jährlich betragen. Als Wohnung des Präsidenten wird daS Schloß Bellevue in Berlin bezeichnet. * Für unsere Kriegsgefangenen. Weimar, 11. Febr. Der Nationalversammlung ist folgender von Mitgliedern aller Parteien unterzeichnet« Antrag zugegangen: „Die deutsche Nationalversammlung erhebt Einspruch gegen die Zurückhaltung von Kriegs- und Zioilgefangenen. Die Gefangenen der Alliierten sind ihrer Heimat zurück- gegeben. Es ist eine Forderung der Menschlichkeit und Gerechtigkeit, daß auch die Leidenszeit der deutschen Kriegsgefangenen schleunigst beendet wird. Die National versammlung ruft die Neutralen und daS Gewissen der ganzen Welt auf, sich mit ihr zu vereinigen in der Forderung, den Gefangenen die Heimat, den Familien den Gatten und Vater zurückzugeben, die jahrelang von den Angehörigen getrennt, mit Ungeduld die Erlösung aus der Gefangenschaft erwarten. Die dentsche Nationalversammlung sendet den Brüdern jenseits der Grenze den Gruß der Heimat zu. Die Noiverfassung. Die Arbeiten der Nationalversammlung. > mL Weimar, 11. Februar. Der heutige Tag war ein vielversprechender Auftakt für die praktischen Arbeiten der Nationalversammlung. Die heutige Präsidentenwahl in Verbindung mit der gestrigen Annahme des NotoerfassungsgesetzeS hat dem Reiche eine feste Grundlage gegeben, hat die ver fassungsmäßig verantwortlichen und vor allem die ver- handlungsfähigen Faktoren sichergestellt — die Übergangs zeit mit ihren Gesetzen des augenblicklichen Bedarfs ist beendet, der Verordnungsfreudigkeit mancher ASRate ist ein Damm gesetzt.worden. Und was besonders erfreulich