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Nachrichten für Naunhof : 26.01.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191901261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-01
- Tag 1919-01-26
-
Monat
1919-01
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 26.01.1919
- Autor
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Zuständige TageSpaufe verlangt, so wird ersichtlich, -atz 1LU Arbeitsstunden übrig bleiben. Dabei wird offenbar in Betracht gezogen, daß jedwede Hausarbeit dem Ver pflichteten öfter eine kleine Ruhepause gestattet, und Latz ein großer Teil der Hausarbeit nicht wesentliche körper liche Anstrengungen erfordert. Es scheint sicher, daß der Achtstundentag für die Hauswirtschaft ebensowenig in Frag« kommt wie für die Landwirtschaft. Für beide würbe er ein schweres Hemmnis insbesondere währen der Übergangswirtschaft bedeuten, die doppelt intensive Arbeit erfordert. -4.-/), Nah und Fern. o Aufschub der Leipziger Frühjahrsmesse. Die dies- jährige auf den 2. bis 8. März anberaumte Frühjahrs- mustermefse wird ausnahmsweise eine Verschiebung er fahren, und zwar wird der Aufsichtsrat des Meßamtes eine solche bis Ende April beschließen. Die Hauptgründe dafür sind die Verkehrs- und Ernährungsschwierigkeiten, die Unsicherheit in der Rohstoffbeschaffung und damit der Preisstellung und ähnliches. 0 Postanweisungen an deutsche Gefangene in ameri kanischen Lagern auf französischem Boden sind zugelassen worden. Die Beträge sind in üblicher Weise der Ober postkontrolle in Bern zur Weiterleitung zuzusenden. 0 Keine Rückkehr der Kaiserin. Den holländischen Blättern wird aus Amerongen berichtet, dort sei nichts davon bekannt, daß die frühere Kaiserin den Wunsch ge äußert habe, nach Deutschland zurückzukehren. o Die dritte französische Brücke über den Rhein. Nus Mainz wird berichtet: Von den französischen Generalen Mangin und Fayolle ist bei Budenheim eine neue Brücke über den Rhein gebaut worden. An der Stelle ist der Fluß 60V Meter breit. O Bankuotenschmuggler. An der holländischen Grenze bei Emmerich wurde eine Anzahl Personen verhaftet. Sie wollten deutsche Banknoten nach Belgien schmuggeln, wo die Noten von Spekulanten mit höherem Preisaufschlag eingelöst werden. Bei den Schmugglern wurde über eine Million Noten, die in den Kleidern eingenäht waren, be schlagnahmt. o Eltern gegen Schülerräie. Fünfhundert Eltern der Schüler des Gymnasiums in Hagen waren zusammen gekommen, um über die Bildung von Schulgemeinden und Schülerräten gehört zu werden. In einer Entschließung lehnten die Eltern einstimmig solche Bildungen ab, die nur geeignet sind, das schon bedenklich genug ins Wanken geratene Autoritätsgefühl der Schüler noch mehr zu unter graben. o Belgische Gerichtsbarkeit im besetzte« Gebiet, über Urteile des belgischen Militärgerichts Kleve wird folgendes berichtet: Vier Briefe, die von einem Kaufmann nach dem rechtsrheinischen Gebiet geschmuggelt werden sollten, fielen in die Hände der belgischen Behörden. Der Kaufmann erhielt einen Tag Gefängnis und 3000 Frank Geldstrafe. Rechtsrheinische Zeitungen waren trotz Verbotes durch die Post ausgetragen worden. Der Postdirektor als ver antwortlicher Leiter des Postamts erhielt acht Tage Ge fängnis und 5000 Frank Geldstrafe. O Ein Pferdefleisch-Fcsteffeu, woran die Spitzen der Behörden, u. a. auch Oberprasident von Batocki, „tätigen Anteil* nahmen, Hal man dieser Lage in Königsberg i. P. veranstaltet, um die fast allgemeine Scheu vor Pferde- Kmsch durch gutes Beispiel zu beheben. Gleichzeitig sind in allen Stadtteilen Königsbergs Verkaufsstellen für Pferdefleisch eröffnet worden. Q Musikerstreik in Frankfurt n. M. DaS Orchester des Opernhauses von Frankfurt a. M. stellte seine Tätigkeit ein. Die Orchestermitglieder begründen ihren Entschluß der Öffentlichkeit gegenüber mit den wirtschaftlichen Nöten infolge schlechter Bezahlung und fordern das Publikum zur moralischen Unterstützung auf. 0 Liebkuccht-Luxemburg-Ehrungen. In der Industrie stadt Hamborn a. Rh. wurde auf Beschluß des Arbeiter rates die Kaiser-Wilhelm-Straße in Karl-Liebknecht-Straße und die Kaiser-Friedrich-Straße in Rosa-Luxemburg-Straße umbenannt. 0 7OOOOO Mark beschlagnahmt. Durch zwei Mit glieder der republikanischen Soldatenwehr wurden auf dem Bahnhof Alexanderplatz in Berlin drei Personen verhaftet, die in einem Koffer über 700000 Mark in Papiergeld bei sich führten. Sie waren von Kattowitz mit der Bahn ein getroffen. Es handelt sich um Geldschmuggler, die das Geld einem holländischen Agenten zur Ausfuhr übergeben wollten. Der holländische Agent ist gleichfalls verhaftet. 0 Der frühere Grohherzog vo« Hefte« mid die Wahl. In der Wahlliste war der frühere Großherzog von Hessen wie folgt eingetragen: Ernst Ludwig von Heften. Stand oder Beruf: Großherzog. Die Eintragung in die Wahlliste ist in dieser Weise auf Grund eigener Eintragung in das Anmeldeformular erfolgt. Ernst Ludwig von Brabant wird der Großherzog von der jetzigen Re gierung genannt. 0 Gut eingedeckt. In Römhild in Thüringen wurden zwei Berliner Soldaten folgende gehamsterte Lebensmittel abgenommen: 336 Pfund Weizenmehl, 71 Pfund Schweine fleisch, 24 Pfund Rauchfleisch, 32 Pfund Rindfleisch, 68 Eier und 10V, Psund Butter. 0 Das Lebewohl eines Kriegsgefangenen an Deutsch land. In dem Anzeiger für Bäthen-Tangerhütte verab- ! schiedet sich ein Russe, der etwa 3 Jahre in Tangerhütte als Gefangener zugebracht hat, mit Veröffentlichung folgenden Abschiedsgrußes: „Bei, meiner Abreise in die Heimat sage ich allen Bekannten hiermit ein herzliches Lebewohl und danke allerseits für freundliche Aufnahme in der Zeit meines Hierseins. Alexander Unicowitsch." S Prozeß gegen den Schweizer Munitiouskönig. Wie man aus Bern meldet, hatte sich der sogenannte Munitions könig Bloch in La Chaux de Fonds vor dem Bundes strafgericht in Lausanne wegen Beamtenbestechung zu ver antworten. Er ist beschuldigt, der Eidgenossenschaft elf Millionen Frank Steuern hinterzogen und einen eid genössischen Steuerbeamten durch Geschenke bestochen zu haben. Bloch lieferte Munition für Frankreich. Sein Ge winn betrug im Jahre 1916 47 Millionen Frank, 1916 19 759 000 Frank, 1917 14 056 000 Frank; er stand mit der Firma Schneider u. Creuzot in Paris in Geschäfts verbindung. S Starke Regengüsse in Ägypten. Ägypten wurde von starken Regengüssen heimgesucht. Die Umgebung Kairos gleicht einem See. Hunderte arabischer Wohnung n fino emgestürzt. T Schweres Schiffsunglück. Der von Marseille mit 650 Passagieren, zumeist Griechen, Serben und Russen, nach dem Piräus ausgelaufene französische Dampfer „Chafroi* ist zwischen Skylla und Charibdis etwa 50 See meilen vom Leuchtturm von Messina auf eine Treibmine I gelaufen und infolge der Explosion in weniger als vier Minuten gesunken. Eß gelang dem englischen Dampfer „Eaghestou", etwa 150 Passagiere und den Kommandanten der .Lhasroi* zu retten. 500 Personen sind ertrunken. O Feftgenommene Falschmünzer. Die Konditorsehe leute Gräf und der Zeichner Iakob Rotermund in Nürn berg hatten falsche Gutscheine über 20 Mark der Städte Nürnberg-Fürth bergestellt. Die Falschmünzer wurden verhaftet, ehe sie die Scheine in den Verkehr bringen konnten. T Französischer Sanitätszug verunglückt. In der Nähe des Bahnhofs von Mauoages stieß ein Sanitätszug mit einem Urlauberzug zusammen. 16 Tote und 41 Ver wundete wurden alsbald festgestellt, 10 Waggons find zerstört. o Im Waylstreit erschaffen. In Wriezen a. O. hat der Amtsrichter Dr. Steinberg den Medizinalrat Dr. Fritz Jahn, mit dem er in einen politischen Streit über die Wahl gekommen war, erschossen. Beide Herren hatten sich nach einer Wahlversammlung in ihrem Stammlokal ge troffen. Es kam zwischen den beiden dort zu heftigen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf der Amtsrichter den Revolver zog und auf den Arzt drei Schüsse ab feuerte. Dr. Jahn erlitt schwere Verletzungen, denen er nach kurzer Zeit erlag. O Notwohnungen in einer Kaserne. Der Chemnitzer ASR verhandelt zurzeit mit dem Retchsministerium für Militärwesen über die unentgeltliche Überlassung der neuen Jnfanteriekaserne der 104 er an die Stadt. Die Kaserne soll in Wohnungen für kinderreiche Familien, Kriegs beschädigte und Kriegsinvaliden umgebaut werden. G Fliegerlandung ans dem Dache. Der erste Flieger, dem es gelang, auf dem Dache eines Pariser Hauses zu landen und den hierfür ausgesetzten Preis von 25 000 Frank zu gewinnen, ist Vedrines. Seine Landung erfolgte auf der Dachterrasse des Warenhauses Galeries Lafayette. Sein Apparat wurde dabei leicht beschädigt. Vedrines plant jetzt einen Flug um die Erde. G Der Erfinder deS „FletchernS". Der Amerikaner Horace Fletcher ist, 70 Jahre alt, in Kopenhagen, wo er seit Jahren wohnte, gestorben. Er hatte ursprünglich eine Dachpappenfabrik in Newoo'-k und benutzte das dort er worbene Vermögen, um für dar von ihm erworbene Kau system -u werben. Fletcher pries gründliches Kauen Ms das beste Mittel, um die Nahrung so weit wie möglich auSzunützen und Magen- und Darmsystem zu entlasten. Er hielt Vorträge über seine Lieblingstheorie und schrieb Bücher darüber. Seine Methode ist unter dem Namen Jletchern" in der ganzen Welt bekanntgeworben. S Klöster als Mittelstandswohnungen. AuS Trog wird berichtet: Alle nichttschechischen Mönche wird die tschecho-slowakische Regierung zur Auswanderung auf fordern. Die zurückbleibenden tschechischen Mönche dürfen sich nur mit der Krankenpflege, nicht mehr aber mit dem Unterricht befassen. Die freiwerdenden Klöster will die tschechische Regierung zu Arbeiter- und Mittelstands» Wohnungen einrichten. o Ein englisches Sanitätskorps in Berlin. Ein englisches Sanitätskorps mit 55 Kraftwagen ist, aus Köln kommend, in Berlin eingetroffen. Das Korps steht unter dem Befehl des englischen Obersten Bollock. Seine Aus gabe ist, bei dem Abtransport der erkrankten englischen Kriegsgefangenen mitzuwirken. DaS Korps wird den Generalkommandos zugeteilt und mit diesen gemeinsam wirken. 0 Der Zugverkehr nach Posen ist neuerdings wieder von den gegen Westen zu oorbringenben Polen gesperrt worden. Die Personenzüge, die bisher noch bis Posen verkehrten, werden nur noch bis CchwiebuS oder dis Bentschen gefahren werden. Der Schnellzugsverkehr nach Thorn—Brest-Litowsk—Königsberg wird wie bisher um geleitet. Die Züge auf dieser Strecke in beiden Richtungen, ebenso dse Züge über Frankfurt-Oder nach Breslau—Ober- schlesien verkehren bis zur Stunde regelmäßig. Dec Personenverkehr ist stark zurückgegangen. 0 Verfehlungen eines Bürgermeisters. Eine 18jährige Kontoristin in Dortmund hatte sich als Angestellte des dortigen Ki iegswirtschaftSumts Buttermarken beschafft und darauf große Mengen Butter bezogen. Vor der Straf kammer gab sie zu ihrer Entschuldigung an, ihr Abteilungs- Vorsteher, Bürgermeister a. D. Kohl, und beinahe sämtliche anderen Angestellten hätten es ebenso gemacht. Bürger meister a. D. Kohl habe in jedem Vierteljahr mehrere hundert Fleisch- und Buttermarken von ihr verlangt und auch bekommen. Kohl lehnte es ab, sich zu äußern. Er wurde seiner Stellung enthoben. G Der erste Farbige im britischen Ministerium. Mit der Ernennung des Indiers Sir Sinha zum Unterstaats sekretär für Indien ist das erstemal ein Farbiger in das britische Kabinett ausgenommen worden. s Im Flugzeug von England nach Indien. Nach einer Reutermeldung ist ein Handley Page-Flugzeug, das kürzlich zu einem Fluge von England nach Indien auf gestiegen war, glücklich in Indien angelangt. — Ler amerikanische Luftsckiffahrtsklub wird im nächsten Juni eitlen Flug in die Pg/gebiete und, wenn möglich, nach dem Nordpoi veranstalten. Die Expedition soll Rooseuelt- Erinnerungsexpedition heißen. T Japauitche Justiz. Gelegentlich der japanischen Intervention in Sibirien fielen neun Koreaner, die bei den Russen als Kulis dienten, in die Hände der Japaner. Sie wurden nach Söul geschafft und vor Gericht gestellt. Das Gericht entschied, daß ihnen kein Vorwurf zu Machen sei. da sie kein Gesetz übertreten haben, daß es aber doch besser sei, sie auf ein Jahr auf einsame Inseln zu ver bannen! Der Beschluß des Gerichts wurde auLgeführt. o Der Postverkehr mit dem Glsast. Nack zu verlässigen Meldungen auS Straßburg wi^t mit dem 1. Februar der postalische Verkehr zwischen dem Elsaß und Deutschland geöffnet werben. Eine ähnliche Maßnahme wird auch für die übrigen besetzten Teile erfolgen. s Lord Northeliffe schwer erkrankt. Nach Meldungen französischer Blätter ist Lord Northeliffe in Südfrankreich eingetroffen, wo er mehrere Monate zu seiner Erholung verbleiben muß. Der Lord ist, wie «S heißt, infolge Überanstrengung, schwer erkrankt. Die Arzte haben ibm jede Betätigung untersagt. Aus dem Gerichtssaal. tz Lebenslang!iwcrr Nerter für eine» Raubmörder. AuS Wien wird gemeldet: Der Staatsrat hat den Raubmörder Emo David, der dekanntlich seinen Vurenukollcgcn Kurt Franke zur Ermordung und Beraubung der Gesellschafterin der Baronin Bn antc. Julia Earl, angestiftet hatte, nunmehr zu lebenslänglichem Kerker begnad.gt. Bergmanns Töchterlein. Roman von Martin Förster. 81 Rach Sachse- Unterredung mit dem Rechtsanwalt Will- «1H war der erstere vollständig beruhigt nach Hause ge kommen, und war er hier berichtete, hatte genügt, um diel Rosen auf Juttas Wangen zurückzuzaubern und ihr Herz mit neuer Hoffnung zu erfüllen. Nur wenige Tage noch, und die Frist bis zur Wiederauf- nähme von DegowS Fall war abgelaufen. Der Gerichtshofs versammelte sich von neuem, und trotz der bitteren Kälte hatte sich wiederum eine zahlreiche Zuhörerschaft eingefundeu. Die Gesichter des Minenbesitzers und seines Neffen drück ten schlecht verhehlten Triumph auS, als der Vorgeladene nicht erschien, und besten Anwalt mit der größten Seelen-l ruhe bekundete, daß sein Klient höchstwahrscheinlich entwichen sei. Weder Willroths noch Sachses Züge zeigten dabei eine Spur von Erregung, während die meisten in sichtbarer Un ruhe mit einander flüsterten, und unter der Menge im Gaal «in hörbares Gemurmel entstand. Es blieb schließlich nichts übrig, als den Termin um eine «eitere Woche zu vertagen. Mar Degow bis dahin nicht er schienen, so würde er als deS Verbrechens geständig angesehen und ihm die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt werden. Zu gleich würden Sachse und Willroth sich genötigt sehen, die großmütig übernommene Bürgschaftksumme von tausend Mark zu erlegen. Als die sich als zwecklos erwiesene Versammlung ausein- mderging, wurde es zu allgemeinem Befremden bemerkt, daß die beiden Letztgenannten nichts mehr mit einander zu bera ten hatten, sondern so ruhig und gleichgültig auseinander gingen, als sei nichts oorgefallen. Die Arbeiter und Dorfbewohner waren doch aufs äußerste überrascht. Bis zum letzten Moment hatte man an eine Auf klärung des rätselhaften Falles, an Degows Wiedererscheinen geglaubt. Nun keins von beiden erfolgt war, halten selbst Franzens wärmste Anhänger Mühe, ihn zu verteidigen und die eigene günstige Ansicht über ihn festzuhalten. Die meisten bedauerten tief, sich in ihrem Vertrauen getäuscht zu sehen, und die öffentliche Meinung tat ihn in Acht und Bann. Albert Diedrich war seinerseits fest überzeugt, daß Franz zu den Dieben in Beziehung stand. Er frohlockte aufs äußerste über seines Widersachers Niederlage und glaubte, da sein Neffe seiner Ansicht nach nicht in Betracht kam, nun in Bezug auf die schöne Jutta gewonnenes Spiel zu haben. Die gemachte Erfahrung war für sie nicht allein schmerz lich, sondern im höchsten Grade demütigend. Ihr Liebhaber hatte sie getäuscht, hatte Schmach und Schande über sie ge bracht. Würde — mußte sie nun nicht mit tausend Freuden die Gelegenheit begrüßen, dem Unwürdigen ihre Verachtung zu zeigen und sich selbst eine Stellung zu schaffen, die sie plötz lich aus dieser Erniedrigung über den ganzen sie nmgeben- den Kreis erhob? Mußte nicht ihr verständiger Vater alles aufbieteu, nur sie nach dieser Richtung hin zu beeinflussen? Diedrich war zn weit gegangen, um seinen Wünschen entsagen zn können. Seine Liebe für das Mädchen war mit den Hindernissen nnr gewachsen und hatte sich zu einer Lei denschaft gesteigert, welche glaubte, alle Schwierigkeiten über winden zu können. Am Abend des Tages, an welchem Franz Degows Ver schwinden bekannt wurde, ging Albert Diedrich auf dem schneebedeckten Wege nach Sachses Hänschen. Er fand den Unleraufseher zu Hause, aber allein. „Nun, Sachse, was haltet Ihr jetzt von Eurem Schütz ling?" begann er, während er seine frierenden Hände am Ofen zu erwärmen suchte. „WaS soll ich von ihm halten?" war die ausweichende Antwort. » Der Besucher lachte höhnisch. „Da bleibtnichtS zu wollen," sagte er händereibend. „Er ist schnldig. Seht zu, ob Ihr ihn noch verteidigen könnt." „Wird mir wohl schwer fallen, Herr Diedrich," meinte Sachse gelassen. „Vielleicht sah er keine Aussicht, seine Unschuld beweisen zu können. Und wenn er eS nicht tun konnte, dann hätte er nach meiner Ansicht ins Gefängnis wandern müssen. Je denfalls recht hübsch von ihm, Euch und seinen vorzüglichen Verteidiger mit den tausend Mark reinzulegen." Sachse zuckte die Achseln, ließ sich aber trotz aller Be mühungen deS anderen nicht bewegen, «ine Ansicht zu äußern. „Ich bedauere die ganze Geschichte mehr um Eurer- als um meinetwillen, sagte dieser schließlich. Wie verträgt «S Eure Tochter? Schwer genug, sollte ich meinen!" „Ja, sie hielt viel von ihm. Aber," fügte Sachse mit schlauer Berechnung hinzu, „sie wird sich zu trösten wissen." „Laßt unS das hoffen!" rief Diedrich enthusiastisch. „Na türlich, sie würde sich ja einfach lächerlich machen, wenn fi« ihin jetzt noch nachtrauern wollte. DaS Mädchen ist stolz." „Und ob!" meinte Sachse, setzte aber dann kopfschüttelnd hinzu: „Aber wer kann sich auf «in Frauenzimmer »erlassen? Sie Überraschen einen stets." „Ja, wankelmütig sind sie," bestätigte der Miuenbesitzer nachdenklich. „Unsereins ist anders. Haben wir unseren Sinn ans ein bestimmtes Ziel gerichtet, so setzen wir alle« daran, um das zu erreichen. Ein echter Mann wenigstens soll so sein, und ich bin einer von diesen. Sie erinnern sich meiner früher ausgesprochenen Wünsche in Bezug auf Ihre Tochter? Ich halte vollständig daran fest. Nun, wa« sagt Ihr dazu? Nicht jeden, Mädchen wird unmittelbar auf eine empfindliche De mütigung eine so glänzende Aussicht geboten." Mit triumphierender Miene blickte er dein Vater seiner Er wählten ins Gesicht, offenbar unter den Umständen einen überschwänglichen Dank erwartend Zu seiner größten Enttäu schung entgegnete dieser jedoch mit völlig unbewegter Miene: „Ich kann nur wiederholen, waS ich früher gesagt habe, Herr Diedrich. Meine Tochter hat absolut freie Hand, nach ihren. Gefallen zu wählen. Wenn Sie glauben, daß sie nach der Weudnng der Dinge ihren Sinn geändert hat oder ändern wird, so müssen Sie sie noch einmal fragen." „DaS werde ich so bald al- möglich tun. Aber, waS ich sonst noch sagen wollte, wen habt Ihr für DegowS Posten in Aussicht genommen?" „Bis jetzt noch keinen!" „Aber e- muß doch wieder jemand angestellt werden. Wa in eint Ihr zu Neumann?" „Iakob Neumann?" 237.20 „Jawohl. Ich meine, er ist ein erfahrener, tüchtiger Mensch, der schon seit Jahren häufig im Herrenschacht gearbeitet bat." »Jawohl. Erarbeitete schon unter Herrn Wiedemann "
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