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Nachrichten für Naunhof : 26.01.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191901261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-01
- Tag 1919-01-26
-
Monat
1919-01
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 26.01.1919
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Beilage zu den Nachrichten für Naunhof. Nr. 12. Gin Rechenexempel zur Beachtung für die Arbeiter. In der Zeitschrift .Die Post' finden sich folgende beachienswerte Ausführungen eines deutschen Auslandskaufmanns: Als ich l880 nach der Republik Äolumbia kam, wertete der ein» heimische Dollar, Peso genannt, etwa 4,20 Mark. Durch die vielen Revolutionen und die endlose Ausgabe von Staatsbanknoten fiel der Peso im Jahre 1903 aus etwa einen halben Pfennig, und er ist jetzt etwa vier Pfennig wert. Dabet exportiert Kolumbien Bodenerzeug- niste wie Tabak, Kaffee, RinderhSute, Kölzer, Smaragden, Gold und Silber. Deutschland hat an Bodenprodukten nur Kali und Steinkohlen, und sein Nationalvermögen vermehrt sich durch die Ausfuhr von In dustrieerzeugnissen, welche aus ausländischem Material, wie Baumwolle, Molle, Jute, usw. hergestellt wurden. Müssen wir diese Produkte bei dem gesunkenen Kurs der Reichsmark und bei unerschwinglichen Löhnen hoch bezahlen, dann können wir überhaupt nicht wieder aus- führen, weil das Ausland, trotz hoher Löhne billiger anbteten kann, als Deutschland. Außerdem mutz Deutschland erst wieder selber mit Lebensnotwendigkeiten, wie Anzüge, Wäsche usw. versorgt werden. Rutzland ist ein reiker Agrarslaat. Seine Industrie genügt nicht einmal für das eigene Land. Rußland erholt sich daher weit schneller als Deutschland, weil es eigene Bodenprodukte, wie Getreide, Butter, Vieh usw. exportieren kann. Unter heutigen Umständen ist Deutsch land das unglücklichste Land der ganzen Welt. Selbst ein Kommunismus aus breitester Grundlage, wie Ver staatlichung sämtlicher Fabriken, Gruben, des Landbesitzes usw., schafft keine Werte des Austausches mit dem Auslande zur Einfuhr von Rohstoffen. Dazu treten die Unkosten für Wiederherstellung Belgiens, Nordfrankreichs und einer unerschwinglichen Kriegskontribution. Im Jahre l9I3 führte Deutschland für rund 600 Millionen Mork Baumwolle und für fast 400 Millionen Mark Wolle ein. Der Wert der Mark tm Ausland ist inzwischen auf etwa 40 Pfennige gesunken, und wenn die revolutionären Zuckungen andauern, und die Liebknechtgruppe und die ihr verwandten Unabhängigen ans Ruder kommen, die von volkswirtschaftlichen Gesetzen keine Ahnung haben, wird der Wert immer weiter herabgehen bis auf 20 und 10 Pfg. Wenn der Wert der Mark nur auf 20 Pfg. sinkt, kostet die selbe Menge Baumwolle und Wolle, die wir 1912 für rund eine Milliarde erhielten, bereits 5 Milliarden Mark. Das heißt, den An zugsstoff werden wir fünfmal so teuer als vor dem Kriege bezahlen müssen. Dazu kommen dann noch die gewaltig gestiegenen Löhne. Ein Anzug, der vor dem Kriege 100 Mark kostete, stellt sich demnach künftig auf etwa 800 bis 900 Mark. Daß das Ausland ihn — wegen -es gesunkenen Markkurses — für 180 Mark kaufen kann, denn jede Mark ist dort ja nur 20 Pfg. wert, ist richtig. Aber man täuscht sich doch ganz gewaltig, wenn man glaubt, daß der niedrige Markkurs als Ausfuhrprämie wirken würde. Das Ausland wird die Verteuerung der Waren nicht mitmachen, die in Deutschland durch die gewaltige Aufblähung des Geldes und seine Entwertung erzwun gen werden wird. Wenn der Schilling in England künftig fünsmäl jo viel wert ist als die Mark, halt sich der Arbeitslohn in normalen Grenzen. Er wird nicht fünfmal, sondern zehnmal niedriger sein als in Deutschland. Und auf allen Auslandsmärkten müssen englische Textilwaren wohlfeiler sein als die deutschen. Deutschland wird Tex tilwaren nicht ausführen können: sein Export wird überhaupt auf ein Minimum beschränkt sein. Dafür wird oder dieselbe Einfuhr menge für die wir 1913 zehn Milliarden Mark zahlten, 50 Milliarden kosten. Und es wird reißend bergab gehen, um so reißender, je mehr die Spartokusse und ihr Anhang ihre Radikal-Politik der Straße weiter treiben. Oder glaubt man ernstlich, daß das Ausland uns haben will, wenn der Irrsinn, der Unverstand, der Vernichtungskoller in Deutschland die Kerrschaft an sich reißen wollen? Wir können nur wieder Kredit bekommen, wenn Ruhe wird und wenn die Leute, die das unglückliche Land immer nicht zur Ruhe kommen lassen, kaltgestellt werden. Dar Grab unserer Industrie. Kohleimot und Streiks. Die Krise, in der sich unser gesamtes Wirtschaftsleben nun schon seit Wochen windet, darf nicht länger andauern, sonst ist es endgültig vorbei und niemand kann ihm wieder auf die Beine heften. Unser ganzes künftiges Sein ist einfach in Frage gestellt, wenn sich jeder und alle bloß vom Augenblick leiten und die Warnung der Volks beauftragten unbeachtet lassen, daß „Revolution nicht Lohn bewegung" ist. Bei dem bisherigen Tempo von Streiks und Lohnforderungen hat es die Regierung schon gar nicht mehr nötig, sich mit Sozialisierungsplänen sowie Kriegs- und Kapitalsteuern zu beschäftigen, denn in wenigen Monaten ist überhaupt nichts mehr zu sozialisieren und einzuziehen da. Betriebskapitalien, Reserven und Aktien besitz sind dann aufgezehrt, und wo nichts ist, hat auch der Kaiser sein Recht verloren. Dazu werden wir dann einen Lohnsiurz erleben, wie er in der Welt noch nicht dagewesen ist und auch die glückliche Errungenschaft des Achtstunden tages geht dahin und wird uns nur noch eine traumhaft schöne Erinnerung sein, von der es heißt: Es war ein mal . . .l Zunächst die Streiks. Sie bringen naturgemäß Lohn erhöhung; Folge: Preisteuerung. Diese bedingt eine weitere Lohnerhöhung und diese wieder eine Entwertung deS Geldes, die im Quadrate der Schnelligkeit wächst, mit der die Notenpressen laufen. Die grobe ReichLdruckerei kann es schon nicht mehr leisten und man hat zur „Geld- fabrikation" Privatbetriebe herangezogen. Der Ausweis der Reichsbank stellt sich als eine trostlose Wüste dar und von Golddeckung der Noten kann kaum noch die Rede sein. Die deutsche Ptark ist im Auslande 30 Pfennige wert. Wie und womit sollen wir da im Auslande Lebens mittel und Rohstoffe einkaufen? Oder denken leicht gläubige Leute, die Entente schenkt uns die Lebensmittel? Siehe Wien, wo ein Brot aus amerikanischem Getreide die Kleinigkeit von ß'/z Kronen kostet. Also müssen wir pro duzieren und nach dem Ausland exportieren, um auf diese Weise zu zahlen. Damit ist es aber auch nichts, weil unsere Gestehungskosten derartig hoch sind, daß wir auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrieren können. Unsere Gegner bieten die gleichen Waren 30 bis 40 °ä> billiger an und wir dürfen zusehen, wie sie ihr Geschäft machen. Wir leben eben nicht allein auf der Welt und müssen uns in Zukunft nach der Decke strecken und die wird nicht hoch sein. DaS Schlimmste ist indessen die Kohlennot. Wir sind mit Kohlenschätzen reich gesegnet und in der Lage, beliebig viel davon exportieren zu können, leiden aber zurzeit dank der Streiks und Lohnbewegungen an einer Kohlennot, wie sie noch nicht da war. Sehr treffend nennt denn auch der Vorwärts die Kohlennot den „Tod für unsere Industrie" und knüpft daran folgende Warnung: „Unser ganzes Wirtschaftsleben hat derart gelitten, daß der völlige Stillstand droht. Wenn es nicht möglich ist. in nächster Zeit die Leistungen aller wirtschaftlich wichtigen Betriebe Sonntag, den 26. Januar 1919. aus ein Vielfaches der ;e!ftgcu Unproduktivität zu bringet!, werden in Deutschland Millionen Menschen elend zugrunde gehen." Auch die Sozialistische Korrespondenz erhebt ihre warnende Stimme und sagt: „Die Regierung würde ihre Pflicht versäumen, wenn sie nicht mit der größten Energie gegen diese Zustände eiu schritte. Die fortgesetzten Lohnforderungen schaden niemandem mehr als den Arbeitern, denn sie vergrößern fortdauernd die Arbeitslosigkeit und machen schließlich die Fortführung der Produktion überhaupt unmöglich. Gemeinwirtschaft ist un denkbar, wenn jede lebenswichtige Arbeiterkatcgmie in jedem Augenblick die Brocken hinschmeißen kann. Die Reichs regierung ist in die ernsteste Beratung dieser Fragen ein getreten. Sie wird sich zweifellos davon überzeugen müssen, daß Arbeitslosenunterstützung ohne schärfste Kontrolle und Pflicht zur Annahme angemessener Arbeit unmöglich ist und daß Löhne und Preise behördlich zwingend geregelt werden müssen, wenn die Weiterführung der Wirtschaft überhaupt möglich sein soll. Die notwendigen Maßnahmen werden unpopulär sei». Aber es geht jetzt nicht um den Wahlerfolg, sondern um das Leben, Wenn die sozialistische Regierung die deutsche Volks wirtschaft in denselben Zustand herabsinken läßt, in den unter der Regierung Kerenski die russische Wirtschaft geriet, bis sie schließlich von den Bolschewiki ganz vernichtet wurde, dann hat der Sozialismus in Deutschland für absehbare Zett aus gespielt.' Das Reichskabinett hat sich denn auch bereits ein gehend mit diesen Lebensfragen btschäftigt, ebenso wie mit der Arbeitslosenangelegenheit. Vorläufig scheint man aber nur beschlossen zu haben, daß die unter Scheidemann stehende Abteilung zur Heimatsaufklärung eine stärkere Propaganda entfalten solle, um die Arbeitslosen zur Ab wanderung von Berlin und zum Aufsuchen der Arbeits gelegenheiten auf denk Lande zu veranlassen. Berliner Feuer- und Lichinot. D Berlin, W. Januar. Nachdem die Reichshanplitadt — noch ist sie eS ja, wenn auch die Nationalversammlung bereits nach Weimar auswaudern will — nachdem also Berlin über einen Tag lang inner allen Schrecken des Esektrizitätsarbeiierstreiks gelitten hat, wird ihm heute eine Atempause zur Erholung gegömtt. Der Streik der Elettrizitätsarbetter ist be endet, auf Grund einer Einigung vor dem Gewerbe gericht erhalten die Arbeiter rückwirkend vom 15. Januar ab Stundenlöhne von 2,65 bis 1,80 Mark herab, außerdem wird in entsprechender Weise Sommerurlaub gewährt. Die Vereinbarung gilt bis zum 15. April d. I., dann soll ein Tarifvertrag in Kraft treten. Da die Arbeit sofort wieder ausgenommen würbe, brennen die Lampen wieder, die elektrische Straßenbahn schleppt ihre Passagiere wie vorher durch die Straßen und dieser Schreck ist — einstweilen — vorbei. Aber neue Überraschungen klopfen bereits an. Von übermorgen ab werden Gassperrstunden für Groß-Berlin eingeführt. In der Zeit zwischen 8^ bis 11 Uhr morgens und 2 bis 5 - Uhr nachmittags wird die Gaszuführung eingestellt. Welche enormen Schwierigkeiten und Schädigungen das private und wirtschaftliche Leben der Millionenstadt durch diese Maßregel erleiden muß, läßt sich zurzeit noch nicht übersehen. Man denke nur an die ungeheuren Mafien von Arbeitern und Angestellten, die nur zu bestimmten Stunden ihr auf Gas lin Ermangelung von anderen Ein richtungen und Feuerungsmitteln) hergestellteS warmes Esten verzehren können, an die zahlreichen gewerblichen Unternehmungen, die mit Gaseinrichtungen arbeiten, au die Restaurants- und Wirtschaftsbetriebe, durch deren Ein schränkung ungezählte Existenzen beeinträchtigt werden. Die Polizeistunde für Gastwirtschaften wird auf V-10 Uhr abends gelegt, Theater, Zirkus, KinoS, Konzerte erfahren gleichfalls Einschränkung. Straßen- und Untergrundbahnen müssen um 10'/i Uhr Feierabend machen — eine große Ruhe wird sich auf die Stadt senken, keine Ruhe der Er holung, sondern die Grabesruhe der wirtschaftlichen Er krankung und der Verderbnis. Erzwungen sind die üblen Maßnahmen durch die andauernden Streiks in de«^ Kohlengebieten Schlesiens und Westfalens und die da durch bedingte mangelnde Kohlenzufuhr. Diesmal sind also die Berliner selbst nicht schuld au den Zuständen, wie man sonst wohl im Reiche mit schaden frohem Lächeln feststellte, wenn wieder einmal ein Not schrei aus dieser Stadt erscholl, der im Kriege sowohl wie nachher Lasten und Entbehrungen aufgebürdet wurden, wie kaum einem andern Orte im Reiche. Und diese Laste», diese Entbehrungen, diese Auspowerung durch Wucher und unerschwingliche Preise trugen nicht die vielbeschrieeneu „bösen" Berliner, sondern die arbeitsamen, fleißigen und anständigen Menschen, deren es hier genau so viel gibt wie anderswo. Der berühmteste Mann -er Welt. Eine Umfrage bet englischen Schülern. Kein Zweifel, der englische Lehrer, der an die Schüler die Umfrage richtete: »Wer ist gegenwärtig der berühmteste Mann der Welt?" erwartete sicherlich, daß nur Persönlich keiten der Entente genannt werden würden. Mit dieser Annahme hat er nicht ganz recht behalten. Einige Kinder bliebe« unparteiisch und suchten auch im Lager der Gegner Leute, die sie als die berühmtesten Männer der Welt zu bezeichnen den Mut fanden. Der achtjährige Fred HegginS antwortete folgender maßen: „Der berühmteste Mann, der zurzeit auf der Welt lebt, ist unzweifelhaft Präsident Wilson. Ihm ist eS zu verdanken, daß die Feinde niedergeschmettert wurden, und es wäre uns schlecht gegangen, wenn die Amerikaner nicht unter dem Oberbefehl des Präsidenten (!) auSgerückt wären. Meiner Meinung nach wird, der amerikanische Präsident für das, was er an un- getan hat, viel zu wenig geehrt.* Ein anderer Junge, Harry ThaiteS, stellte sich mit folgender Antwort ein: „Der berühmteste Mann der Welt ist meiner Meinung nach Lloyd George. Er hat die Truppen, als sie schon verzagen wollten, immer wieder und wieder zum Sturm gMhrt und ihnen Mut zugesprochen. Er hat es sich nicht nehmen lassen, den Union Jack mit eigener Hand auf den feind lichen Stellungen aufzupflanzen, und deshalb hat ihm auch unser König den Hosenbandorden verliehen, den Lloyd George mehr verdient als ave andern Feldherren der Welt.* Llovd George wird wohl sehr verwundert fein, wenn. « hört. Laß man von ibm erzählt. 30. Jahrgang er habe die deutschen Stellungen erstürmt. Sehr nett ant wortete der achtjährige Percy Winnen: „Der berühmteste Mann der Welt ist unbedingt der Erfinder der Tanks, wenn auch die Allgemeinheit seinen Namen nicht kennt. Er hat den Krieg zu unsern Gunsten entschieden, er ist schuld daran, daß die Feinde fliehen mußten, die diesen mächtigen Kriegsmaschinen nicht standhalten konnten und besiegt wurden Ich bin dafür, daß man diesem Manne m allen großen englischen, ame ikanischen, französischen und belgischen Städten Riesenstandbilder setzt, damit auch die, die nach uns kommen, an das, was er für uns ge leistet hat, erinnert werden. J.H bin auch dafür, daß man diesem Menschen eine Staatspension in Höhe von zwei Millionen Pfund im Jahre aussetzt, damit er sich alle- gönnen kann und imstande ist, in Überfluß zu leben, wie er es ja durch seine Erfindung auch uns ermöglicht hat, sorglos und angenehm unser Dasein zu verbringen, wo bei unsern Gegnern lange nicht der Fall sein wird/ Nachdem einige Kinder abwechselnd den Feldmarschall Haig, Foch, Clemenceau und den König von Belgien als die berühmtesten Männer der Welt bezeichnet haben, läßt sich Dick Grainger folgevdermaßen vernehmen: „Der be rühmteste Mann der Welt hängt meiner Meinung nach nicht mit dem Kriege zusammen, und sein Name wurde auch in diesem Zusammenhangs nicht genannt, es ist Thomas A. Edison, und ich bin überzeugt, daß es keinem meiner Mitschüler einfallen wird, ihn zu erwähnen, weil alle glauben, daß sie unbedingt einen Mensäeu nennen müssen, der ein Feldherr oder ein großer Staats mann ist. Thomas A. Edison hat aber viel mehr für die Menschheit geleistet als alle jene, die in den letzten viec Jahren in aller Leute Mund waren, und deshalb gebührt ihm die Palme, wenn man die Frage aufwirft, wer gegenwärtig der berühmteste Mann der Welt sei/ Ähnlicher Ansicht wie der kleine Dick ist sein Schul genosse Maurice A. Fenton, Ler der Überzeugung ist, daß Marconi gegenwärtig der berühmteste Mann der Welt, und daß niemand imstande sei, ihm den Rang streitig z» machen. Das einzige, was er bedauert, ist, daß sein Ideal kern Engländer, wie er selbst, sondern ein Italiener ist. „Aber-, so fügt er hinzu, „es ist wenigstens sehr erfreulich, daß der Mann, der eine so gewaltige Erfindung gemacht hat, wenigstens nickt in einem uns feindlichen Lande ge boren wurde/ Botha, dann der eben verstorbene Theodor Roosevelt und der Papst haben Stimmen bekommen. Ei« Junge, dessen Name geheimgehalten wirb, hat kurz und bündig geschrieben: „Tde Kaiser" (Wilhelm II.). ES ist sehr wahrscheinlich, daß er seine Kühnheit ebenso mit einigen Stunden Karzer zu büßen hatte wie jener Junge, der die kurze und bündige Antwort gab: „Hindenburg. Das neue Dienstbotenrecht. Von einem praktischen Volkswirt. Im Volksstaate Bayern ist jüngst eine neue Dienst botenordnung erlassen worden, die das „Recht des Gesindes" auf eine neue Grundlage stellt, nachdem durch den Aufriß der Volksbeauftragten des Reiches mit Gesetzeskraft die Außerkraftsetzung aller Gesindeordnungen ausgesprochen worden war. Diese neue bayrische Gesindeorünung setzt fest: 1. Alle 14 Lage Sonntags 6 Stunden Ausgang, 2. in jeder Woche von einem frei zu wählenden Wochen tage 4 Stunden Ausgang, 8. an jedem Tage 2^ Stunden Arbeitspause, 4. 9 stündige Nachtruhe, 5. nach 1 jähriger Dienstzeit 8 Tage Urlaub. Für die Entlohnung ist M Normal-Dienstvertrag ausgearbeitet worden, der die Lohn- Verhältnisse entsprechend der örtlichen Lage regelt. Es wird nun allgemein angenommen, daß dieser bayerische Entwurf in allen Bundesstaaten zum Muster genommen und auf diese Weise ein neues einheitliches Dienstbotenrecht geschaffen werden soll. Das ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr beruht das Verhältnis zwischen Dienstgeber und Hausangestellten (in Stadt und Land) bis auf weiteres auf die Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetz buches, dessen Vorschriften über den Dienstvertrag mit der Aufhebung der Gesindeordnung in Kraft getreten sind. Jedermann, der Hausangestellte hält, wird gut tun, sich dies« Vorschriften genau einzuprägen. Das B.G.B. sagt im §«21: Ist die Vergütung nach Tagen bemessen (Tage lohn), so ist die Kündigung an jedem Tage für den folgenden Tag zulässig, ist die Vergütung nach Wochen bemesse« (Wochenlohn), so ist die Kündigung nur für den Schluß einer Kalenderwoche zulässig: sie bat spätestens am erste« Werktage der Woche zu erfolgen. Ist die Vergütung nach Monaten bemessen (Monatslohu), so ist die Kündigung nur für den Schluß eines KalendermonatS zulässig; sie hat spätestens am 15. des Monats zu erfolgen. § 623 be« / stimmt: Ist die Vergütung nicht nach Zeitabschnitten be- messen, so kann das Dienstverhältnis jederzeit gekündigt werden: bei einem die Erwerbstätigkeit der Verpflichteten (der Dienstboten) vollständig oder hauptsächlich in An spruchnehmenden Dienstverhältnis ist jedoch eine Kündigungs frist von zwei Wochen einzuhallen. Über Arbeitszeit und Arbeitsleistung wird also in: B. G. B. nichts gesagt. Natürlich ist eS der Dienstherr schaft wie dem Dienstboten freigestellt, einen von den Be- stimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches völlig unab hängigen freien Dienstvertrag zu schließen. Dabei ist zu beachten, daß dieser Vertrag nicht Bestimmungen «nt- kalten darf, deren Rechtsgültigkeit durch Abschaffung brr Gesindeordnungen hinfällig geworden ist. Die Aus schließung oder die überlange Ausdehnung der Kündi gungsfrist in solchem freien Vertrage dürste als gegen die guten Sitten verstoßend betrachtet werden. Es ist anzu nehmen, daß LaS Dienstverhältnis für HausangesteM meist durch freien Dienstvertrag geregelt werde und daß die Praxis bald ergeben wird, welche Bestimmungen etwa für den Entwurf eines Normal-Arbeits-VertrageS für LaS Gesinde geeignet find. Wichtig ist, daß mit der Außerkraftsetzung der Ge- finbeordnung da- sogenannte Angeld (Mielstaler) in Wes fall kommt, daß der Dienstherr das Recht zur körperlichen Züchtigung verliert und daß der körperliche Zwang zur Arbeit abgeschafit ist, d. h. der Dienstherrschaft steht künftig nicht mehr da- Recht zu, daS feinen Dienst ver lassende Gesinde mit polizeilicher Gewalt zur Arbeit zurückführen zu lasten. Es ist nun vielfach die Fr«e aufgeworfen worben, ob der Achtstundentag auch für daß Gesinde Geltung haben soll. Zurzeit ist die Frage »och nicht geklärt. Wenn man aber dir neue bayerische Ge- sindeor-nung betrachtet, die neWch-ydigr AUjWHß Vst
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