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Nachrichten für Naunhof : 12.01.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191901127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-01
- Tag 1919-01-12
-
Monat
1919-01
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 12.01.1919
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Llugüktt. X Die Regierung Karolyis ist entschlossen, gegen den Terror vorzugehen, da die neuesten Ausschreitungen den letzten Rest der ungarischen Kohlenerzeugung bedrohen. Die Stadtbahnen sind gezwungen, auf weiten Strecken den Betrieb wegen Kohlenmangels zeitweilig ganz einzustellen. Falls die Sozialdemokraten der Eindämmung der kom munistischen Bewegung, die durch eine entsprechende Regelung der Heeresverhältnisse erfolgt, nicht zustimmen, gedenkt Karolyi die Sozialdemokraten aufzuforde,rn, d'- ganze Regierungsgewalt und damit die Verantw rt ug für die kommenden Dinge allein zu übernehmen. Rußland. X Nach Meldungen aus Moskau ist Lenin verhaftet und seines Amtes enthoben worden, was auf Trotzkis Befehl erfolgte. Trotzki hat sich zum Diktator ausrufcn lassen. Der Staatsstreich Trotzkis ist darauf zurückzuführen, daß Lenin für eine Politik der Mäßigung gegenüber den bürgerlichen Elementen einzutreten begann und eine An näherung an die Menschewiki suchte. Aus In- und Ausland. München. Wie soeben bekannt wird, haben sich die Unabhängige sozialdemokratische* Partei und die Mehrheits sozialisten Bayerns zu einer Linkssozialistischen Arbeits gemeinschaft für Bayern zusammengetan. Stuttgart. Der vor 14 Tagen zum stellvertretenden Leiter des württembergischen Kriegsministeriums ernannte Generalleutnant v. Hofacker ist von seinem Posten bereite wieder zurückgetreten. Esse». Der Bergarbeiterstreik auf den Zechen des Mülheimer Bergwerkvereins ist beigelegt, nachdem die Ver waltung sich bereiterklärt hat, die Hauerlöhne für Serie nbcr nachträglich noch aufzubefsern. Auf den in Mülheim gelegenen Schachtanlagen ist die Arbeit wieder ausgenommen worden. Bromberg. Wie verlautet, hat Paderewski in Posen erklärt, daß die Entente mit dem Vorgehen der Polen ntüu einverstanden sei und ihnen die Provinz Posen nicht zu spreche. Wie«. Hier sind gleichfalls 20 russische Bolsche miste« eingetroffen, deren Aufgabe es ist, ähnlich wie in Deutschland die bolschewistische Aktion ins Leben zu rufen. Lugano. In ganz Italien ist eine große Lebensmittel» not ausgebrochen. Zürich. Wie der »Matin* berichtet, hat Deutschland bis jetzt 122 Tauchboote an die Entente abgeliefert. 60 wettere U-Boote müssen noch avgeliefert werden. Bern. Nach Pariser Meldungen beabsichtigt die Entente, das Protektorat über Polen, die Ukraine, die Rand- siaaten und über die Balkanstaaten zu übernehmen. Arbeiten . . . arbeiten! Als wir noch auf dem Höhepunkt unserer militärischen Erfolge standen, hatten die zuständigen Behörden einen großzügigen Plan entworfen, um der mit dem Frieden zu erwartenden Arbeitslosigkeit zu steuern. Unser Zusammen bruch und die daraus folgende überstürzte Demobilisation hat aber diese Pläne zunichte gemacht und über das deutsche Volk die schwerste Erschütterung seines wirtschaft lichen Lebens gebracht. Millionen von Arbeitslosen häufen sich in den Städten, da die Industrie infolge des Versagens oder des Mangels an Maschinen und infolge des völligen Mangels an Rohstoffen nicht in der Lage ist, die notwendige Umstellung auf die Friedenswirtschaft oor- zunehmen. Es muß damit gerechnet werden, daß in Deutschland in kurzer Zeit etwa 6 Millionen Menschen arbeitslos sein werden, L. h. also der größere Teil der in der Industrie tätigen Arbeiter. Dazu kommt noch, daß der immer fühlbarer werdende Kohlenmangel die industrielle Krise verschärft und daß leider mit seiner Steigerung gerechnet werden muß, da nicht alle deutschen Kohlengebiete sich an der Kohlen förderung beteiligen und da ein Teil von ihnen (in Lothringen) wahrscheinlich für immer verloren ist. Endlich erhöht sich die Schwierigkeit der Arbeitslosenfrage noch durch die Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit, di«, eine Begleiterscheinung der Revolution des 9. No vember, sich einerseits in den das Wirtschaftsleben aufs äußerste gefährdenden Lohnbewegungen und anderseits in den kommunistischen und spartakistischen Treibereien in Berlin und anderen Industriezentren bemerkbar macht. Die historische Entwicklung des Verhältnisses zwischen Kapital und Arbeit ist durch diese Folgeerscheinungen der Revolution gewaltsam unterbrochen worden und der — auch von bürgerlicher Seite durchaus gebilligten — Sozicüisierung droht durch sie die schwerste Gefahr; denn ganz wie in Rußland unter dem bolschewistischen Regime wird auch bei uns der Produktionsprozeß nicht für die Allgemeinheit nutzbar gemacht, sondern er wirb durch diese Störungen und Eingriffe gelähmt, wenn nicht gänzlich still gelegt. Letzten Endes ist auch die Lohnsteigerung und der gewaltsam durchgeführte Kommunismus in seiner Vor stufe des MassenterrorS eine der Ursachen der steigenden Arbeitslosigkeit. Ohne Zweifel st in allen kriegführenden Ländern die industrielle und agrarische Produktion in die größte Kalamität geraten, die sich naturgemäß in den von » der Blockade hartgetroffenen besiegten Ländern zur schwersten Krise steigern mußte. Die Unruhen der Revolution, die auf das Höchstmaß angespannte Frauenarbeit, der Mangel an Kohle und Rohmaterialien, der finanzielle Ruin, die Durchführung der Waffenstillstandsbedingungen, all das mußte auf das Wirtschaftsleben drücken und die überhastete Demobilisation mußte zu der Krise der Arbeitslosigkeit führen, die wir jetzt erleben. Allerdings, die Sache hat eine Kehrseite. Überall auf dem flachen Lande fehlt es an Arbeitskräften, während die Judustriegegenden die vielen, allzuvielen Hände gegen wärtig und wahrscheinlich auch für die nächste Zukunft nicht beschäftigen können. Daraus ergibt sich die selbst» verständliche Schlußfolgerung, daß man mit einer Erwerbs losenunterstützung allein das Problem nicht lösen kann. Sie war ein augenblicklicher Notbehelf. Soll sie aber ein wirksames Abwehrmittel sein, so muß ihr zur Seite der ArbettSzwang treten. Hat nach den sozialistischen Grundsätzen der Republik der Staat die Pflicht, für seine erwerbslosen Bürger zu sorgen, so hat er unbedingt auch das Recht, von seinen gesunden Erwerbslosen jede Arbeits leistung zu verlangen, die ihren Kräften entspricht und dem Allgemeinwohle dient. Die Allgemeinheit, aus deren Mitteln die Erwerbslosenunterstützung aufgebracht wird, hat daS Recht zu fordern, daß nicht Arbeitsßnwillige auf Staatskosten ernährt werden. Nur wenn die Regierung das Erwerbslosenproblem unter diesem Gesichtswinkel bettachtel und mit aller Energie diesen Grundsätzen Geltung verschafft, wird sie der Arbeitslosigkeit steuern und der drohenden Katastrophe Herr werden können. 4t. ^4.-D. Beginn -er Ariedensverhan-lungen. Erste Sitzung am 18. Januar. Genf, S. Januar. Nach Meldungen auS Paris wird die erste Besprechung der Alliierte« am 13. Januar, die erste Vollsitzung am 18. Januar stattfiuden. Das Ergebnis der Beratuuac» wird den feindlichen Delegierten Anfang März mitgctei t werden. Ihne» wird ein Monat Zeit bewilligt werden, um die Zustimmung ihrer Regierungen einzuholen. Danach zu urteilen, kommt es so, wie man vielfach befürchtet hat, daß uns die Entente einfach den fertigen Friedensoertrag vorlegt, den wir dann anzunehmen haben. Richtige kontradiktorische Verhandlungen will die Entenke auf diese Weise verhindern. Eine Btuinachi im Baltikum. Ermordung der Deutschen. Berlin, 9. Januar. Der deutsche Gesandte im Baltikum berichtet, daß die russischen Bolschewisten nach ihrem Einrücken in Riga unter der dortigen Bevölkerung, namentlich aber unter i n Reichsdeutschen und Deutschbalten ein furchtbares Blur bad angerichtet haben. Die drei Beamten der deutschen Gesandtschaft, die m Vertrauen auf die Exterritorialität zurückgeblieben siuo, wurden verhaftet. Ihre amtlichen Gelder in Höhe von einer halben Million sind beschlagnahmt. In Tukkum und einigen anderen Orten ist man mit den Batten ebenso verfahren. Die Deutsch-Balten und auch die Letten und andere Personen wurden verhaftet, die in der deutschen Gesandtschaft gearbeitet haben während der Okkupationszeit. Ein Beweis, Laß die Bolschewikis die Exterritorialität unserer Gesandtschaft nicht respektiert haben und sich über alles Völkerrecht hinwegsetzen. Deutsch-Österreich in Gefahr! Die Habsburger im Einverständnis mit Frankreich. Aus eittwandSfreier Quelle wird berichtet, der ehe malige Kaiser Karl sucht durch seine in Bern weilende» Mittelsmänner bei der Entente zu erreichen, daß sie ihre» ganzen Einfluß zugunsten der Bildung eines StaateubundcS geltend macht, dem alle auf österreichischem Boden nru- gebildeten Nationalstaaten angehöreu sollen. Frankreich hat bereits seine Zustimmung erklärt. Die Nachricht klingt durchaus glaublich. Der 40 Millionenstaat Frankreich hat natürlich daS größte Interesse daran, daß Lie 70 Millionen des Deutschen Reiches nicht noch durch 10 Millionen Deutsch-Osterreichs verstärkt werden. Ministerpräsident Clemenceau hat denn auch schon vor einigen Wochen die Mittelsmänner Kaiser Karls wissen lässen, daß die habsburgischen Bestrebungen seine vollen Sympathien haben. Eine Wiener Prefsestimme. Der Wiener .Mittag* schreibt zu diesen Plänen: .Daß zwischen den Absichten der Habsburger zur Rettung ihrer Thronansprüche und den Machenschaften deutsch- österreichischer Parteien und Gruppen ein innerer Zu sammenhang besteht, ist wohl nicht gut zu leugnen. Wenn die Entente Deutsch-Osterreich pom Deutschen Reich ge trennt halten will, so beabsichtigt sie selbstverständlich nicht, dem deutschen Volke Wohltaten zu erweisen, denn Frank reich ist der deutsche Erbfeind und hat als solcher nur das Bestreben, dem deutschen Volke soviel wie möglich zu schaden. Mit diesen feindlichen Bestrebungen verbinden sich also Kaiser Karl und seine Getreuen, um Deutsch- Osterreich abermals in ein Staatengebilde einzufügen, in dem es seiner ganzen Wesensart nach fremd sein muß.* Wiener Absage an Berlin. In der gesamten Wiener Presse macht sich,Att herbe Enttäuschung über die Entwicklung der Dinge WDeutsch- land und besonders in Berlin geltend. Zum Sprachrohr der allgemeinen Stimmung macht sich das Deutsche Volks blatt, indem es schreibt: .Für unser junges Staatswesen, dessen Existenzbedingungen so überaus schwierig sind und dessen Selbständigkeit durch die wirtschaftliche Abhängig keit von den nichtdeutschen Nachbarstaaten sehr bedroht ist, wäre es von größtem Wert gewesen, wenn eS nicht nur einen moralischen, sondern auch einen tatsächlichen Rückhalt am Deutschen Reich gehabt hätte. Diese Stütze fehlte aber bisher infolge der ungeklärten Verhältnisse. Wenn nicht ein für allemal mit dem Bolschewismus in Berlin Abrechnung gehalten wird, ist eS für uns undenk bar, unser Schicksal mit einem der Anarchie zusteuernden Deutschland zu verbinden." Revoluiionsmusik. Der neuerstandene Leierkasten in Berlin. Ein gelegentlicher Mitarbeiter schreibt uns: Eine der Haupterrungenschaften der Revolution ist das Wieder erscheinen deS Leierkastens im Straßenleben von Berlin. Es ist wieder einmal anders gekommen, als wir dachten. Als der Krieg ansbrach, sprachen wir alle die bestimmte Erwartung auS, daß die Erscheinungen der Zeit nach 1870 nicht wieder auftauchen würden: eS sollte für alle Kriegs- verletzte so ausgiebig gesorgt werden, daß der Invalide mit Stelzfuß und Leierkasten uns erspart blieben. Wir wollten diesen beschämenden Anblick nicht haben, und diese gräßliche Musik schon gar nicht. Nun ist der Leierkasten, den die Polizei und die Abneigung deS Publikums schon längst unterdrückt hatten, mit einem Male wieder da, und zwar in Massen. Aber es sind durchaus nicht bloß Kriegs- verletzte oder Feldgraue, welche die Kurbel schwingen — im Gegenteil, das Zivil ist ebenso stark vertreten, ja viel leicht überwiegt es sogar. Freilich, die Zeit, seitdem man die vergessenen Kästen aus irgendwelchen versteckten Winkeln hervorgeholt hat, war kurz, und die Entwicklung ist deshalb noch in den Anfängen. Nach 1870 war die Musik viel mannigfaltiger. Da zog ein Mann, der sich gewöhnlich als Kriegsinvalide aufspielte, mit seinem Dudelkasten von Hof zu Hof, und mit ihm seine Frau, die mit wunderbarer Stimme die schönen Lieder sang und die Texte verkaufte, wir Kinder standen andächtig um ihn herum und sammelten die aus den Hoffenstern herabregnenden Dreier und Sechser ein. War Ler eine Hof abgegrast, so ging eS auf den andern, und wir Kinder immer hinterdrein, in langem Schwarme. War die Musik besonders schön, wurde auch getanzt, und sang die Frau eines der neuen schönen Lieder von einem unsterblichen Dichter, der dabei ein reicher Mann wurde, so sangen wir mehr oder minder schön mit. Manchmal wurde das Orchester auch verstärkt durch ein weiteres Mitglied der Künstlerfamilie. daS den Triangel schlug ober die Harmonika zog. tt«d das höchste der Genüsse waren die Böhmaken, diese vielseitigsten aller Musikanten. Da trng einer auf dem Rücken eine Paüke, die er mit dem Schlägel mit Hilfe seines Ellbogens bearbeitete; vom Stiefelabsatz herauf zog sich durch einige Ösen eine Schnur, die schallende Erz becken in Bewegung setzte, die linke Hand arbeitete mit einem Schellenbaum oder hielt die Trompete, Flöte, den Dudelsack oder sonst etwas — so bediente ein Mann drei bis vier Instrumente, und eine Kapelle von vier Mit gliedern stellte einen erheblichen Lärm her, den zu über- tönen die weibliche Singstimme ziemliche Mühe hatte. Und was waren das für schöne Lieder, die da gesungen wurden! Bon dem Wandersmann, der müde zurückkam zu der holden Gärtnersfrau, von Piefke, der die Stiefel schief lief, vom Schiffer, der daS Mädchen hinüberfahren sollte, von der gemütlichen Pferdebahn, von dem süßen Röschen mit dem Piepmatz, von dem Hauptmann mit dem Schnurr bart, der mich traf mit seinem Blick, und der Guste, der bewußten, die daS Butterbrot geschmiert — oder gar von der neuesten Moritat, die sich in der neugebackenen Reichs- Hauptstadt zugetragen hatte. Ja, zu einer Entwicklung gehört Zeit. Jetzt g«ht eS einfacher her. Man findet auch Gruppen, die zusammen arbeiten: einer mit der Ziehharmonika und zwei, die dazu die von den Wandervögeln eingeführten Zupfgeigen bearbeiten, und dergleichen. Aber der Einzel- Unternehmer herrscht vor. Er bringt ein versöhnliches Element in die aufgeregte Stimmung. ES wird auch an erkannt, und die Groschen fließen reichlich. Da stehen sich an der Ecke der Leipziger- und der Friedrichstraße, oder am Potsdamer Platz oder am Belle- alliance-Platz große Knäuel demonstrierender Volksmassen gegenüber. Wenn die einen »hoch!* schreien, betätigen sich die anderen mit .nieder!* und Liebenswürdigkeiten fliegen durch die Lust; Gruppen von fünfzig bis hundert Personen scharen sich um einen Redner, der seine Weltanschauung preisgibt, oder um zwei Gegner, die eifrig miteinander disputieren, Zwischenrufe und Gelächter ertönen, so daß man von der Rede und dem Wortstreit nur abgerissene Fetzen vernimmt; aber mitten im Gewühl, wie der Fels im Meer, steht ein Leiermann und dreht unentwegt einen Walzer, einen Gassenhauer, eine Operettenmelodie oder ein Wanderlied, für die Regierungssozialisten ebenso gut wie für die Spartakusse, für das Bürgertum und die Arbeiterschaft, für Männlein und Weiblein und für die liebe Jugend. Dazwischen schreit einer die Abendzeitung aus: Der Lerrohr in Berlin (er sagt .Terrohr"), und ein anderer oerkaust die neueste Broschüre: Was will der SpartaahkuS- bund? (er sagt .SpartaahkuS*), Extrablätter werden ver teilt und Entrüstung wird kundgegeben, bis der entfernte Knall eines Maschinengewehres auf kurze Zeit die Menge aufhorchen läßt — aber der Leiermann läßt sich nicht stören, die Kunst steht über den Parteien und den flüchtigen Tagesbegebenheiten, wie es stets ihre hohe Mission war, und sie geht nach Brot, wie sie ja leider immer mußte. Das Neue ist, daß sie jetzt die Höfe meidet, dafür aber die Straße erobert hat, denn die Polizei hat nichts mehr zu sagen. 4k. Arbeiter Deutschlands! Die unterzeichneten Lehrer der Wirtschaftswissenschaft an den deutschen Hochschulen sehen in Euch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft unseres unglücklichen Vaterlandes. Mit allem, was sie gelernt haben, werden sie freudig daran Mitarbeiten, daß Deutschland in der Ausgestaltung der Grundsätze der Frei- heit und Gleichheit als soziale Republick vorbildlich Hrroorleuchte unter allen Staaten. Aber dieses große Ziel ist nicht von heute aus morgen zu erreichen. Zunächst mutz der oielverzweigte Apparat unseres Wirtschaftslebens für die friedliche Produktion wieder hergertchtet werden. Das ist bet einer Arbeiterschaft von Millionen an sich eine unendlich schwierige Aufgabe und sie ist durch die überstürzte Demobilmachung und die Fortdauer der Blockade fast bis zur Unlösbarkeit weiter erschwert worden. Darum helft in Eurem eigenen Interesse die Vorbedingung für alles weitere zu schaffen! Folgt Euren Gewerkschaften und Gewerkvereinen, die mit der deutschen Friedensproduktion so gut vertraut waren und daher wissen, worauf es in dieser furcht baren Not ankommt. Gelingt es nicht, die heutige Unordnung schnell zu überwinden und das deutsche Wirtschaftsleben bald wieder in vollen Gang zu bringen, dann müßt Ihr alle Eure Hoffnungen begraben. Dann kommt für lange Zeit ein namen loses Elend über unser ganzes Volk und ganz besonders über Euch und Eure Kinder. Erst muß die Arbeit wieder in Gong sein, erst dann kann sie neu geregelt werden. Zeigt, daß Ihr den großen Aufgaben der Revolution gewachsen seid! Recht fertigt das Vertrauen, das gerade wir in Eure Einsicht und Be sonnenheit, Eure Bildung und Selbstbeherrschung fetzen. Stellt mit Silfe Eurer bewährten Gewerkschaften und Gewerkvereine Ordnung wieder her, ohne die keine Freiheit und ohne die kein Fortschritt denkbar ist. Dann werdet Ihr etwas Großes schaffen, das als Vorbild vor der Menschheit stehen wird. Sonst gibt es einen Zusammenbruch, von dessen abschreckender Fürchterlichkett Ihr Euch kaum ein Bild machen könnt. Nur Ihr könnt Helsen! Helft schnell! Helft alle! Die Professoren der Wirtschaftswissenschaft a» deo deutsche» Hochschule«. Handwerkerprogramm der Deutschen demokratischen Partei. Die Deutsche demokratische Partei hat ihre Stellung zu den Handwerkerfragen folgendermaßen programmatisch formu liert : Die Deutsche demokratische Partei, von dem Wert und der Unentbehrlichkeit des Landwerks und Kleinhandels über zeugt, fordert die Wiederaufrichtung des Landwerks durch Zuführung von Arbeit, Rohstoffen und Kredit. Zur dauern den Erhaltung eines kräftigen gewerblichen Mittelstandes ver langt sie weitgehende berufliche Selbstverwaltung, freiheitlichen Ausbau der Sandwerkskammern, Innungen und sonstiger Berussverbände, freie Bahn für die Entfaltung des Genossen- schvftswefens aus der Grundlage des angemessenen Preises, ausreichenden Schutz gegen den Wettbewerb der Sesängnisar- beit und der öffentlichen Regiebetriebe, Lebung der technischen und kaufmännischen Leistungsfähigkeit des Landwerks, Auf rechterhaltung der Sandwerkslehre, Berufsberatung und Lehr- stellenvexmittlung, Mitwirkung der Berufs Vertretungen am Fach- und Fortbtldungsschulwesen, Meisterkurse. Die zur Wiederaufnahme der Bautätigkeit erforderlichen Maßnahmen find schleunigst zu treffen.
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