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Amtlicher Anzeiger Slluftr. So««tag»beUag< Sachs. Landeszeitung Serafprecher Rr.» für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdorf, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seisertshain, Sommerfeld, Staudtnitz,Threna re. Erschein! wöchentlich dreimal: Dienctag, Donnerstag und Sonnabend, abends 6 Uhr Bezugspreis vierteljährl. 2 Mk. 10 Psg., monatl. 70 Psg., durch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 2 Mk. 20Pfg. Anzeigenpreis: die sechsgespaltene Petitzeile 20 Pfg., auswSrts 25 Psg. Amtlicher Teil 40 Psg. Reklamezeile 50 Pfg. Beilagegebühr pro Tausend lO Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. Dm Fall» höherer Sewall, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinenbruch, Betriebsstörung im Beiried der Druckerei oder unirrer Lieferanten hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung de, Bezugspreises. - Nr. 5. Freitag, den 10. Januar 1919.30. Jahrgang. Höchstpreise für Gemüse. Nach der Bekanntmachung des Arbeits- und Wirtschafts» Ministeriums vom 27. Dezember 19t8 gelten bis auf Weiteres nachstehende Groß- und Kleinhandelspreise für Gemüse: Erzeugerpreis Großhandels- Kleinhandels- iNertragsfreie War») iVertragswar») preis preis 1. Dauerweitzkohl 6,25 Pfennig« je Pfund 6,5 8,5 11,5 2. Dauerrotkohl 10,- 10,5 14,- 18,— 3. Dauerwirftng- kohl 9,5 10,- 12,5 16,— 4. Grünkohl 9,5 10,- 13,— 17,5 5. Rote Möhren u. längt. Karotten (ohne Kraut)! 7,5 8,- 10,- 14,5 6. Gelbe Möhren (ohne Kraut) 5,75 6,— 7,50 10,5 7. Weitze Möhren (ohne Kraut) 3,- 4>- 5,50 8,5 8. Kleine runde Karotten 13,- 16,- 22,- 9. Rote Rüben (rote Beete) 8,— 9,- 11,- 16,5 10. Gelbe Kohlrüben 1'—15. Ian. 3,75 6,15 9,— 16.-31. , — 3,90 5,30 9,8 11. Weihe Kohlrüben 1.-15. Ian. 2,5 5,15 7,- 16.-31. , 2,65 — 5,30 7,5 12. Zwiebeln (ohne Kraut) mit Sack 16,5 19,- 24,5 32,- 13. Kerbst-, Wasser-, Stoppel-Mairüben 1.-15. Ian. 2,25 3,05 5,5 1S.-31. ,, 2.40 — 3,20 6,- 14. Runkelrüben (Futterrüben) 1.15. Ian. 2,75 3,55 6,- 16.-31. 2,90 — 3,70 6,- Sr,rugeipr»te öberdt«,: 8 ros, Handelspreis Kleinhandelapreir 15. Spinat 18 23 — 30,- Die Erzeugerhöchslpreise umfassen die Kosten der Beförderung zur nächsten Verladestelle uisch der Verladung, sowie die Vergütung für besondere Aufwendungen oes Anbauers an Arbeit oder an Kosten für Ausbewahrunc, (Einmieten, Einkellern und dergl.) Die Preise gelten für gesunde, marktfähige Kandelsware. Die Bcbauntmachung des Bezirksverbandes vom 9. Dezem ber 1918 — O. u. O. 768 — wird hierdurch ausgehoben. Gri in ma, 7. Januar 1919. 6. u. O. 4. Die Amtshauptmannschaft. I. V.. Or. v. Schwartz. Der Arbeiter- und Soldatenrat. Gey. Schreiber. Die Stellvertretung für den verstorbenen Bezirksarzt vr. Kindt ist von -er Kreishauolmannschaft Leipzig bis auf weiteres dem Be- zirksarzte Or. Lutze in Oschatz übertragen worden. Grimma, 7. Januar 1919. 41 ff. Die Amtshauptmannschaft. I. V.: Reg.-Rat Vr. v. Schwartz. Der Arbeiter- und Soldatenrat. Gey. Schreiber. Betr. Saatgut Nach der Saatgutoerordnung dürfen Landwirte selbsterbautes Getreide, das sich zur Saat eignet, gegen Saatkarte obgeben, wenn sie vom Bezirksverbande hierzu Genehmigung erholten haben. Diese Genehmigung mutz vor der Abgabe bei der Getreidegeschäftsstelle nachgesucht werden. Um eine genaue Ueberstcht zu gewinnen, können nur Gesuche um Genehmigung zur Saatgutabgabe berücksichtigt werden, wenn sie dis zum 1s. Februar dieses Jahres hier eingehen. Gr imma, 2. Januar 1919. 6etr. 2984. Der Bezirksverband der Amtshauptmannschaft. 2. V.: Dr. v. Schwa r tz. Der Arbeiter- und Soldatenrat. Gey, Schreiber. Stadtratsfitzung Freitag, den L0. Januar LSI» abends '/»8 Uhr. Tagesordnung: 1. Bausache s, Arnhold b, Becker o, Lentsch. 2. Gesuch des Vorstandes der Kleinkinderbewohranstalt Elisabeth- stist um Erhöhung der Iahresbeihtlfe. 3. Mitteilung des Äirchenoorslpndes über die Köhe der Kirchenan lagen im Jahre 1919. 4. Vergebung des Gaswassers aus der Gasanstalt. 5. Gesuch einiger Gewerbetreibender um bevorzugte Berücksichtigung bei städtischen Arbeiten. 6. Abtretung von Stratzenland in der Schlotzstratze. 7. Anstellung eines Desinfektors. 8. Gewährung eines Staatsdarlehns an einen Gewerbetreibenden. 9. Wiederantritt des 3. Schutzmanns, etwaige Entlastung der Kilfs- Kraft. 10. Verzeichnis der ruhegehaltsberechtigten Beamten für den Landes- pennonsoerband. 11. Freigabe der durch Versicherung gedeckten Dienstsicherheit des früheren Stadtkassterers Eckert. 12. Vorübergehende Beschäftigung eines Kafsendeamten. 13. Gewährung einer Äriegsteuerungszulage an den Schulhausmann. 14. Notstandsarbeiten. 15. Gesuch um Entschädigung angeblich verloren gegangenen Alu miniums. 16. Sparkassendarlehns-Gesuch. 17. Steuersachen. 18. Armensachen. _ Die Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung find auf den 19. Januar 1919 anberaumt worden. Für die Stimmberechtigten in der Stadt Naunhof findet die Wahl in der neuen Schule, Schulstratze 6 statt. Die Stadt Naunhof bildet einschließlich des selbständigen Gutsbezirks Staatsforstrevier Naunhof einen Stimmbezirk. Die Wählerliste ist getrennt worden, und zwar: 1. nach den Stimmberechtigten, deren Familiennamen mit den Buchstaben bis 1^ und 2. nach den Stimmberechtigten, deren Familiennamen mit den Buchstaben K4 bis 2 beginnen. Die Wahl hat von vormittags 9 bis nachmittags 8 Ilhr zu erfolgen und zwar für die Wahlberechtigten unter 1 bis II im Erdgeschoß, Opseite des Schulgebäudes ZimmerS, für die Wahlberechtigten unter 2 (K4 bis 2) im Erdgeschoß, Westseiie des Schulgebäudes Zimmer 4. Wahlvorsteher ist der unterzeichnete Bürgermeister, Stellver treter Herr Tischler Gustav Thiemann hier. Naunhof, am 8. Januar 1919. Willer, Bürgermeister und Wahlvorsteher! Räucher-Fische. Freitag, den 10. d. M. wird in den hiesigen Landelsge- schäften geräuchertes Fischfleisch auf die Gemetndelebensmittel- Karten verkauft. Abgegeben werden auf die Karten '/» Pfund, ö V« Pfund, 6 1 Pfund zum Preise von 4 Mk. — Pfg. je Pfund. Der Verkauf findet statt auf die noch rückständigen Mar ken 8 vormittags bis mittags 12 Uhr, von da ab aus die Marke 9. Naunhof, am 9. Januar 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Berliner Revolutionsbilder. <Von unserem ständigen Mitarbeiter.) Nur wentge bürgerliche Zeitunge« unter Vorzensur. — NoSke Oberbefehlshaber. — LS Tote vor der Reichskanzlei. Wolffbureau, Vorwärts, Hanpttelegraphenamt, Eisenbahn, direktton 1« Händen der Spartaktde«. — Nuch die Börse geschloffen. — Nene Massendemonstrationen. Berlin, 7. Januar. Heute wie gestern. Am Morgen keine Zeitungen, die Straßen der Stadt vom frühen Vormittag an in lebhafter Bewegung. Gerüchte schwirren umher. Bald heißt es, die Reichsbank, das Kriegsministerium seien von den Spartakusleuten besetzt, bald hört man, Herr Noske, der in der Tat zum Oberbefehlshaber in den Marken, oder wie sonst der neue Titel lautet, den man ihm verliehen hat, ernannt worden ist, habe seine Visitenkarte damit abgegeben, daß er den Marstall von den Matrosen durch die Garde-Füsiliere, also die sogenannten Maikäfer, habe räumen lasten. In der Stadt selbst hört man bald, daß gestern abend in der Wilhelmstraße ein Sturm auf das ReichSkanzlerpalais oersucht, aber blutig abgeschlagen worden sei. 23 Tote und eine Anzahl schwer Verwundeter sind auf der Strecke liegen geblieben. Andere versichern, daß eS auf die Groß- Berliner Rathäuser abgesehen sei, die Spartakus in die Hand bekommen wollte, um durch Unschädlichmachung der Wählerlisten wenigstens in der Reichshauptstadt bas Wahl- geschäft am 19. Januar gründlich zu verleiden. Wie eS ' mit dem Gebäude der Eisenbahndirektion Berlin steht, ist mit Bestimmtheit nicht zu erfahren; gestern abend soll eS von Regierungsgegnern besetzt, heute früh aber wieder zurückerobert worden sein. Die Freiheit verkündet, daß die Leitung der Unabhängigen sich Ler Regierung zu Ver- mittlungsdiensten angeboten habe — also wieder ein Strahl von Hoffnung, oder soll man sagen: wieder die Möglich keit einer neuen Verschleppung? Ob in den Fabriken gearbeitet wird oder nicht, ist mit Sicherheit nicht zu er fahren. Machen wir einen Bummel durch die Stadt, vielleicht kann unS der Augenschein Wahrheit und Dichtung bester zu unterscheiden lehren. Im ZeitungSoiertel alles unverändert. Das Wölfische Telegraphen-Bureau von Be waffneten umstellt, darunter auch von Zivilisten, die aus sehen, als wenn sie extra für diesen Dienst mit gewissen Anstaltskleibern versehen worden wären. Keine angenehmen Erscheinungen. Haupttelegraphenamt und Eisenbahn- Lirektion sind von Aufrührern besetzt. Um den Vorwärts hemm wieder et« Kranz von Maschinengewehren. Die Straßenbahnen werden ängstlich um daS Hallesche Tor herumgeleitet — alles harrt hier der Dinge, die da kommen müssen. Auch bei Scherl, bei Moste werden Maschinengewehre bereitgehalten. Die Wachtmannschaften kontrollieren jeden Verkehr, sperren die Nebenstraßen oder geben sie frei, ganz wie eS ihnen gut scheint, und reißyl zwischendurch, sowie sich Gelegenheit dazu findet, vorbei kommenden Feldgrauen die Kokarden von den Mützen. Die Leipziger Straße ist dicht belebt wie an einem Festtage. Flugblätter werden wieder verteilt, als könnte man mit ihnen seinen Hunger stillen. Auch Demonstrationszüge sind natürlich wieder unter wegs, wenngleich anscheinend nicht in so großer Auf machung wie am gestrigen Tage. Unter den Linden ein Treiben, als gelte es, heimkehrende Truppen festlich zu begrüßen. Gespannte Erwartung, lüsterne Neugierde auf vielen Gesichtern, zwischendurch allerdings auch mancherlei Gestalten, die man sonst an dieser Stelle nicht anzutreffen pflegt. Die großen Juwelengeschäfte haben ihre Aus lagen geschlossen, an der Ecke Friedrichstraße hat ein Leierkasten Aufstellung genommen, der bereits mit den neuesten Gassenhauern aufwarten kann. Je näher der Wilhelmstraße zu, desto gröber wird daS Gedränge. In dieser selbst wogen die Demonstranten auf und ab, jedoch macht das Ganze einen überwiegend friedfertigen Eindruck. Bor dem ReichSamt des Innern staut sich die Menge, die Balkontür der ersten Stage ist geöffnet und man erwartet die Bekanntgabe wichtiger Ent schlüsse, zu deren Vorberatung die Vertrauensleute der sozialdemokratischen Partei gegen Mittag in daS Haus gebeten worden waren. Ein paar Häuser weiter vor dem Reichskanzlerpalais ist die Straße vollkommen gesperrt durch eine aufmerksam zuhörende VolkSmafse. In der Fensteröffnung des südlichen Flügels steht der-Vorwärts"» Redakteur Erich Kuttner und spricht zum Volke. Eine Rede, wie man sie schon hundert» und tausendfach in diesen Tagen und Wochen gehört hat. Er zieht gegen die Un abhängigen vom Leder, denen er vorwirft, daß sie die Stimme deS Volkes gewaltsam unterdrücken, weil sie wissen, daß daS Volk nicht für sie ist. So sollte der Vorwärts zum Beispiel heute Nacht in einer privaten Druckerei hergestellt werden. AlS es aber so weit war, daß daS fertige Blatt den Straßenhändlern auSgegeben werden sollte, erschien ein bewaffneter Spartakushanfe und warf die ganze Auflage deS Blatter in die Spree. Er weist auf die Wahlen in Baden hin, wo daS Zentrum mit einigen 340 000 Stimmen an der Spitze steht, dann die Mehrheitssozialisten mit etwa 330 000 Stimmen und nach ihnen die bürgerlichen Demokraten mit einigen 320000 Stimmen folgen, während auf die Unabhängigen ganze — 40000 Stimmen entfallen sind. Unterdessen geht eS drüben im Kaiserhof auch recht munter zu. DaS ganze Haus wimmelt von militärischer Besatzung und an der einen dem Untergrundbahnhof rüge- kehrten Ecke scheint sich gerade ein kleiner Konflikt ent» spinnen zu wollen. Laute Kommandorufe ertönen plötzlich und bas Publikum stürmt in wilder Hast auseinander. Nicht lange, und die Aufregung hat sich wieder gelegt. Die Menschen, schwache Geschöpfe wie sie nun einmal sind, schwanken überall ständig zwischen Angst und Sensations lust, und da sie sehen, daß eS verhältnismäßig selten nur ernst wird, siegt bei den meisten schließlich immer wieder die Lust, ein Stückchen Revolution wenigstens einmal leibhaftig mitzumachen. Börse und Banken, auch viele Geschäftshäuser sind geschlossen. WaS mag indessen in den Regierungsstuben vor sich gehen. Auch am ReichS- kanzlerpalais finden, wie sich denken läßt, wichtige Bs- ratungen statt. An Vorbereitungen für de« Ernstfall hat man es, soviel ist sicher, nicht fehlen lassen. Man spricht davon, daß die Lübbener Jäger erwartet werden, und baß Artillerie an die Stadt herangezogen worden ist, versichern mehrere Passanten mit eigenen Augen gesehen zu haben. Andere kündigen an, baß von Krupp in Essen Flammenwerfer unterwegs seien und verschiedene Gebäude, denen man nicht gut mit Artillerie zuleide gehen könne, mit dieser Waffe auszuräuchern. Aber das unsichtbare Hauptquartier der Spartakusgesellschaft. wie steht es mit ihm? Wird die Regierung den Mut haben, hier ihre Flammenwerfer anzusetzen, wenn sie überhaupt dazu imstande ist, oder wird sie vor der Liebknechtschen Drohung, daß es eher keine Ruhe geben werde in Berlin als bis diese Regierung gestürzt sei, den Kürzeren ziehen? Für die Zaudertaktik der Wilhelmstraße hat daS Volk nicht mehr das geringste Verständnis. Wer aber ist in der Lage zu beurteilen, ob die Regierung überhaupt imstande ist, zu einer anderen Taktik überzugehen? * Der Sturm gegen die Kinooperateure. Berlin, 7. Jan., nachm. 4^/r Uhr. Die Spartakusleute unternahmen soeben unter starkem Feueraufwand Sturm auf das bekannte Hotel Adlon. Sie suchten in daS Hotel einzudringen unter dem Vorgeben, auf dem Dach des HauseS waren Maschinengewehre aufgestellt. Italienische Offiziere, die im Hotel wohnten, begaben sich auf daS Dach und stellten fest, daß dort amerikanische Kinooperateure mit ihren Apparaten sich befanden, welche die Vorgänge auf der Straße abkurbelten. Nachdem diese Tatsachen den Angreifern mitgeteilt waren, wurde der Ansturm eingestellt.