Volltext Seite (XML)
Uaunhofer Nachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post M 1 30 vierteljährlich Mit ei» er vierseitige« -Lußvkierte» Vsmttag-veiLODA Verlag und Druck: Güuz L Eule, Naunhof. Redaktion: »udert GS«», «nküudiguugeu Für Inserenten der AmtShauptmann- schäft Grimma 12 Psg. die fünfge- spaltenc Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Psg- Bei Wiederholungen Rabatt. Die Raunhofer Nachrichten erscheinen jeden DienStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage?. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens. Nr. 106 Sonntag, den 6. September 1914. 25. Jahrgang. Amtliches Sitzungsbericht. In der gestrigen 20. diesjährigen Sitzung ist folgendes beraten und beschlossen worden. 1. Gegen die von Herrn Privatmann Ernst Wagner ge plante Ausführung seines Wohnhausneubaues im Grundstück Langestraße 7 nach den eingereichten Deckzeichnungen bestehen keine Bedenken. 2. Für das Rathaus und die Schule soll wie im Vor jahre die Lieferungen von 400 Zentnern Braunkohlen und 300 Zentnern Briketts ausgeschrieben werden. 3. Von dem Ergebnis der Verhandlungen des Beschleu- sungSausschusseS mit der Kremergesellschaft in Berlin wegen Ab schluß des Vertrags über die Kläranlage wurde Kenntnis ge nommen und mit der Festsetzung des Preises auf 77 650 Mk. Einverständnis erklärt. Der Vertragsabschluß mit der Gesell schaft kann nunmehr erfolgen, wenn der BeschleusungsauSschuß nach nochmaliger Durchsicht des Vertrags Bedenken hiergegen nicht einzuwenden hat. Die zunächst nötige Auffüllung des Platzes soll von der Stadt au-geführt und sofort durch Ein stellung von Arbeitern aus hiesigem Orte in Angriff genommen werden. 4. Auf die von der Firma Paul Schmidt Sohn einge reichten Rechnungen für vertragsmäßige und außervertragS« mäßige Leistungen wurde eine Abschlagszahlung im Gesamtbe träge von 20 000 Mark vorbehältlich der rechnerischen Nach prüfung gewährt. 5. Mit Rückficht auf die jetzige Arbeitslosigkeit soll die Auffüllung der Wiesenstraße durch die Stadt vorgenommen und mit den Arbeiten sofort begonnen werben. 6. Vor Entschließung über die von der Wasserwerks- Verwaltung des Rates der Stadt Leipzig beantragte Ausbesserung der Umkleidung des Leipziger Wafferletrungsdruckrohres im Parthenbelt soll eine Besichtigung durch den BeschleusungsauS schuß in Gegenwart eines Leipziger Ingenieurs erfolgen. 7. Das Gesuch um Bestätigung über die Abnahme der Schleuse in der Lenaustraße mußte abgelehnt werden, weil die Abnahme der Straßen und auch der Schleusen nach den Be stimmungen des Baugesetzes und der hiesigen Bauordnung sich richten. 8. Von der zu gründenden Kriegskreditbank für das Königreich Sachsen sollen 10 Aktien zu je 1000 Mark aus Sparkaffenmitteln gezeichnet werden. Hierauf geheime Sitzung. Naunhof, am 5. September 1914. Der Gtadtgemeinderat. Alle deutsche« Berluftlisten liegen in der Kanzlei der Königlichen Amtshauptmannschast z«r Einsichtnahme ans. Grimma, 4. September 1914. Die Königliche Amtshauptmannschast. Die Entschädigungen für anSgehobene und abgelieferte Pferde, Fahrzeuge und Geschirre im PferdeaushebungSbezrrke Brandis werden an die Empfangsberechtigten in Naunhof Mittwoch, den N. September LS14, vormittags " ik» bis nachmittags S Uhr im Ratskeller zu Naunhos ausgezahlt werden. Die zugestellten Anerkenntnisse sind abzu geben. Wechselgeld ist auf jeden Fall mitzubringen. Naunhof, am 5. September 1914. — — Der Bürgermeister. Die Entschädigungen sür ausgehobeue und ab- gelieferte Pferde, Fahrzeuge «nd Geschirre im Pferdeaushebuugsbezirke Brandis werden an die Empfangsberechtigten 1. aus den Gemeinden Altenbach, Borsdorf, Gerichshain, Leulitz, Lübschütz, Machern, Plagwitz, Püchau und Zeititz Dienstag, den 8. September IVI4, vormittags 8 IL Uhr im Wilhelmschen Gasthofe in Machern, 2. aus der Stadt Brandis und den Gemeinden Beucha, Cämmerei, Kleinsteinberg, Polenz, Wolfshain und Zweenfurth Dienstag, den 8. September LVL4, nachmittags L—S Mr im Gasthofe znr Eisenbahn in Urandis. 3. aus der Stadt Naunhof und den Gemeinden AlbrechtS- hatr, Belgershain, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Kleinpösna, Klinga, Köhra, Lindhard', Pomßen, Rohrbach, Scifertshain und Threna Mittwoch, den S September I9L4, vorm. /zlS—nachm. 5 Uhr, im Ratskeller zu Naunhof, 4. aus den Gemeinden Altenhain, Ammelshain, Bach, Pausitz, Rothersdorf, Seelingstädt, Siaudtnitz und Walzig Donnerstag, den LV. September ISI4, vormittags 8—IL Uhr im Gasthofe zu Altenhain ansgezahlt werden. Grimma, 3. September 1914. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Der Königlichen Amtshauptmannschaft sind verschiedene Beschwerden darüber zugegangen, daß bedürftigen Frauen und Kindern zur Fahne Einberufener die durch Relchsgesetz be stimmte Unterstützung mit der Begründung verweigert worden sei, „es fehle noch die Anweisung der Zahlung durch die König liche Amtshauptmannschast." Wie u. a. schon in der Bekanntmachung des Bezirks ausschusses vom 14. vorigen Monats ausdrücklich bemerkt worden ist, ist „wirklich Bedürftigen — nur diesen, nicht alle An gehörigen von Einberufenen haben einen Unterstützungsan spruch — natürlich sofort Unterstützung zu gewähren". Wenn die Festsetzung erbetener Unterstützungen von dem erweiterten Bezirksausschüsse noch nicht hat erfolgen können, so ist dies in der Hauptsache allein darauf zurückzuführen, daß feiten der Ortsbehörden die Unterlagen, die zu einer sorgfältigen Prüfung und gerechten Entscheidung der Anträge unerläßlich sind, leider vielfach nicht oder nicht genügend eingereicht worden sind. Bis heute sind bereits rund 1400 Anträge geprüft und ungefähr 30 000 Mk. zur Zahlung angewiesen. Die OrtSbehärden derjenigen Orte, aus denen noch unge prüfte Gesuche vorliegen, werden hiermit nochmals besonders angewiesen, in zweifelfreien Fällen unbedingt und unerwartet der Anweisung der Königlichen Amtshauptmannschast, die ihrer seits die Bearbeitung der Anträge möglichst beschleunigt, auf Antrag die reichsgesetzliche Unterstützung sofort verlagSwetse zu zahlen, wie dies in sämtlichen Städten des Bezirks und zahlreichen Landgemeinden bereits geschehen ist. Die Frauen und Kinder eines im Felde stehenden Verteidigers des Vater landes dürfen nicht in Not geraten. Grimma, 3. September 1914. Die Königliche Amtshauptmannschast. Vereivsbank Nauobof i» Haunbos. Einlagen aus Sparbücher: Tilgt. Verzinsung mit 4°/», von 1000 Mk. an bei '/, jähriger Kündigung mit 4' Creditgewährung. Diskontierung und Einziehung von Wechseln und Checks. Frrnsprech.r 44. VeschSstrzett: 10—l Uhr. Postschrck-TonI, 10 783 Leipzig. bin Veutsck-^merikaner über den Krieg. Was er in Deutschland sah. Uber ein halbes Jahrhundert lebt Colonel Max Burgheim, ein geborener Deutscher, in Amerika. Er ist Herausgeber und Chefredakteur der „Cincinnati Freien Presse" und kämpft unablässig für deutsches Wesen und deutsche Kultur. Wie im Jahre 1870 hat ihn der Krieg auch diesmal in der alten Heimat überrascht: er weilte zur Kur in Karlsbad, packte bei den ersten Nachrichten vom Ausbruch eines Zwistes seine Koffer und eilte nach Berlin. Am 13. August traf er in Newyork ein, und die ersten Worte, die er an die ihn umringenden, nachrichten hungrigen Journalisten richtete, waren: „Lassen Sie sich nicht irremachen, meine Herren, behalten Sie Ihren Glauben an Deutschland. Sein Heer ist unbesiegbar, denn das ganze Volk steht dahinter und ein unerschütter licher Glaube an die Gerechtigkeit seiner Sache, eine un beschreibliche Begeisterung, eine Opferwilligkeit, wie sie einzig in der Geschichte ist, eine eiserne Entschlossenheit, die alles vor sich herfegen und nach Westen wie Osten den deutschen Truppen ihren Weg bis vor die Tore der feindlichen Hauptstadt bahnen wird. Seit einem Menschenalter zieht es mich jährlich zur alten Heimat, und Jahr um Jahr habe ich mit heimlichem Stolz und mit steigender Be wunderung diesen fest auf ein Ziel — Deutschlands Gröbe — gerichteten Volkswillen beobachtet, habe Ver gleiche gezogen zwischen deutschen Truppen und dem französischen Heer, das, von Eifersüchteleien, Rassenhaß und politischen Machinationen zerfetzt, mehr und mehr jenen Elan verloren hat, der in früheren Zeiten das Gegengewicht zu der Unfähigkeit der Führenden bot. . . Die Verantwortung für diesen furchtbaren Krieg fällt auf Rußland und seinen Herrscher. Was menschenmöglich war, den Streit zu vermeiden, ist von Deutschlands Kaiser getan worden, und das Volk wußte dies, wußte, daß es nicht um der Laune eines gekrönten Hauptes willen, sondern um seinen eigenen Herd zu verteidigen die Waffen aufnehmen werde. Am 29. Juli fuhr ich von Berlin nach Hamburg. Auf jeder Station waren die Bahnhöfe schwarz von Menschen, . und überall klang mir die gleiche Begeisterung, die gleiche Siegeszuversicht entgegen. Selbst das nüchterne Hamburg war von dem Rausch erfaßt, und auf dem Jungfernstieg mußten Polizisten durch die singenden Massen mit Gewalt einen Weg für den Wagenverkehr frei machen. Bis in die Nacht dauerten die Umzüge, klangen patriotische Lieder zu meinem Hotelfenster empor. Bis zum Freitag blieb der Jubel, blieben die Szenen in allen Straßen die gleichen. Um so jäher war der Wechsel am Sonnabend. Jeder wußte, die Kriegserklärung lag in der Luft, jedem kam plötzlich die Gefahr, in der das Vaterland schwebte, zum Bewußtsein. Wieder waren die Straßen schwarz von Menschen, aber in stillen ernsten Gruppen standen sie überall beisammen und besprachen die Lage. Da, gegen 6 Uhr, klangen von der Druckerei einer Hamburger Zeitung her die ersten Rufe: „Extrablatt! DerKrieg erklärt!", undwieeine Sturmflut packte es plötzlich die ganze sich stauende ge waltige Menschenmasfe. Erst ein jähes Erschrecken, wie es den Tapfersten selbst auf einen Augenblick überkommt, dann ein Aufatmen, ein Losbrechen des Jubels, wie es keine Feder beschreiben kann. Der Krieg ist erklärt! Der Krieg ist erklärt! Einem Lauffeuer gleich pflanzte sich der Ruf fort von Mund zu Mund. Einer schrie es dem andern zu, in allen Augen war plötzlich ein Helles Leuchten, und auf allen Gesichtern war der Abglanz eines neuen großen Gefühles, dessen keiner dieser von den Sorgen des Alltags erdrückten Menschen sich vorher für fähig gehalten hätte. Der Krieg ist erklärt! Das Vaterland ist in Gefahr! Zu den Waffen! . . . Eine Stimme begann es erst, aber im Augenblick waren es hundert, tausend, und immer weiter schwoll der Sturm, ward zum Orkan und brauste daher: ^Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein." Junge wie Alte packte es gleich, Junge und Alte sangen es mit, das alte Trutzlied der Deutschen. Fremde umfingen sich Brüdern gleich. Tränen waren in aller Augen, aber keine der Furcht, sondern nur der übermächtigen Erregung, die sich Bahn schaffen mußte. Der Krieg ist erkärt, da schwinden alle Schranken und Grenzen. Brüder sind wir, die morgen zusammen marschieren und in einer Woche vielleicht Seite an Seite schon vor dem Feinde fallen. Und über Reichen und Armen, über dem Mann mit Mitteln und Orden, wie über dem, der Zeit seines Lebens im Dunkeln stand, hebt sich dann namenlos ein schlichtes weißes Kreuz mit der Inschrift: „Gefallen fürs Vaterland!" Im fHarlck auf Paris. lBon unserem militärischen Mitarbeiter.) Der 2. September hat uns eine weitere herrliche Siegesbotschaft gebracht. Zwischen Reims und Verdun ist die letzte große Armee, die die Franzosen dem deutschen Generalmarsch auf Paris entgegenstellen konnten, gründlich geschlagen worden. Versuche, durch Ausfälle aus der Festung Verdun die deutsche Flanke aufzurollen, sind ge scheitert. Etwa 3M 000 Mann, 10 Armeekorps, die die französische Oberleitung zum letzten verzweifelten Wider stand gegen die deutschen Heereswogen ansetzte, sind in der Karte deS deutsche» Sieges zwischen RetmS und Verdun. Richtung auf Paris zurückgeflüchtet. Die deutschen Ver folger bleiben ihnen hart auf der Ferse. Immer enger zieht sich das Netz um die französische Hauptstadt zu sammen. H Als Sieger vom Sedantage ist in der Depesche des Generalquartiermeisters nur der Deutsche Kronprinz ge nannt, der den Widerstand des letzten Restes des Millionen- heeres gebrochen hat, das die Franzosen gegen die lothringische Grenze vorschukten. Die siegreichen deutschen Truppen schließen sich jetzt auch an dieser Stelle in den