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Naunhofer Nachrichten Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DienStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden lageS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittag? II Uhr nm Tage deS Erscheinen». 25. Jahrgang. Freitag, den 21. August 1914. Nr. 99 Mit einer vierseitige» -Ankerte« Gg«niaO4VeÄ«O» Vezugspreis: Frei inS tzauS durch Austräger Mk. 1.2V vierteljährlich Frei inS HauS durch dir Post Mk 1 30 vierteljährlich. Berlag «ud Druck: Gü«z L Eule, Naunhof. Redaktion: »ü«», Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend «nkündtgun-en: Für Inserenten der Amt-Hauptmann- schäft Grimma !2 Pfg. die sünfge- , spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige I5 Pfg Bei Wiederholungen Rabatt / Amtliches Stadtgemeinderatssttzung Freitag, den LI. August 1914, abends 8 Uhr. TageS-Ordnung. 1. Bewilligung des Aufwandes für das Schulfest aus der Stadtkafse. 2. Aenderung der Brücke über die Parthe in Erdmannshain. 8. Beschleusungsangelegenheiten. 4. Mahnahmen infolge des Kriegszustandes. Sitzungsbericht In der gestrigen Sitzung ist folgendes beraten und be schlossen worden. 1. Von der Mitteilung des Stadtgemeinderates über die erfolgte Neuwahl der Schulvorstandsmitglieder, wonach die Herren Stadträte Beyer, Wagner und Dr. Richter, Stadtver ordnete Herfurch, Heyde, Mischkewitz, Quaas und Reifegerste, sowie der unterzeichnete Bürgermeister dem Schulvorstand auf die nächsten 3 Jahre anzugehören haben, wurde Kenntnis ge nommen. 2. Auf Zuruf wurde der unterzeichnete Bürgermeister als Vorsitzender, Herr Pfarrer Herbrig als stellvertretender Vor sitzender und der bisherige Protokollant als Schriftführer wiedergewählt. 3. Dir notwendig werdende Ausbesserung eines Heiz kessels in der Schule soll der Firma Hugo Freisold in Leipzig zu dem veranschlagten Preise übertragen werden. 4. Von der Abrechnung über das Schulfest, wonach 505 35 H Kosten entstanden find, nahm man Kenntnis. Der Stadtgemeinderat soll ersucht werden, den Fehlbetrag aus der Stadtkasse zu bewilligen. 5. Der Herr Schuldirektor hat mitg,teilt, daß 4 ständige Lehrer und der Vikar zum Heeresdienst eingezogen worden sind und daß versucht werden soll, den Unterricht durch Zusammen legen der Klaffen weiter zu erteilen. 6. Ein Gesuch um Befreiung vom Besuche der hiesigen Fortbildungsschule wurde unter der üblichen Bedingung, daß die Hälfte des Schulgeldes gezahlt wird, genehmigt. 7. Auf ein Schulgelderlaßgesuch wurde beschlossen, das Schulgeld für einen Fortbildungsschüler zu erlassen, solange 4 Kinder der betreffenden Familie gleichzeitig die Schule besuchen. Naunhof, am 18. August 19l4. Der Schulvorstand. Die Grundsteuer auf den 2. Termin ist am 1. August 1914 fällig und bis spätestens den 14. August 1914 die Gemeindeabgaben auf den 2 Termin waren am 30. Juli 1914 fällig und sind bis spätestens den SO. August 1914 an die Stadtsteuereinnahme zu bezahlen. Naunhof, am 31. Juli 1914. Der Stadtrat. Quartiergelder-Auszahlung Die Einquartierungsgelder für die vom 3. bis 6. August d. I. untergebrachten Offiziere, Mannschaften und Pferde werden Sonnabend den LS. Augnft 1914 in der hiesigen Stadtkaffe während der üblichen Kaffenzeit auS- gezahlt. Die Quartlerbescheinigungen sind dabei abzugeben. Naunhof, am 19. August 1914. D** Bürgermeister. Mobiliar (Kahrnis)-Berficherung. Herr Kaufmann Kurt Wendler in Naunhof, Gartenstraße 16 ist alb Geschäftsführer der Landesbrandverficherungs- anstalt, Abteilung für Mobiliar-(Aahrnl-)-Ber stcherung eingestellt worden. Naunhof, am 19. August, 1914. Der Bürgermeister. Rom, den L«. Uugust. Heute Ngcht L Uhr ist der Papst an den Folge« einer Nierenkrank heit gestorben. Zur Kriegslage. Nun schiebt sich's an unseren Grenzen zusammen — Heervolk, Wehrvolk — zu Stoß und Schlag auf den Feind. Die großen Schlachten stehen bevor, der große europäische Krieg geht seinen ehernen Schritt. Kaum ein Teil der weiten Welt soweit er überhaupt nur in leise Beziehungen zur menschlichen Kultur gekommen ist, wird von der Kriegswoge völlig verschont bleiben. Denn selbst die ihrer eigenen Erklärung nach neutralen Staaten werden in Liebe und Haß politisch, wirtschaftlich und kulturell, in diesen Riesenkampf aller gegen alle mit hineinge zogen. Ja, man weiß heute weniger als je, wie weit sich noch die unmittelbare Teilnahme am Kriege erstrecken wird. Und über ein anderes muß man sich klar sein; dieser Krieg wird von beiden Seiten mit der Aufbietung aller Kräfte geführt werden. Nichts könnte gefährlicher wirken, als wenn man sich in der Hoffnung wiegen wollte, daß es unsere Gegner nicht ernstlich meinten. Nur keine Illusionen, auch nicht der englischen Weltmacht gegenüber! England wird alles aufbteten, um überall in der Welt einen Gegendruck zu der deutsch-österreichischen Machtentfaltung zu erzeugen. Wir müssen uns durchhauen, zu Wasser, wie zu Lande. Unterliegen wir, so wird es nirgends einen Pardon für uns geben: Grund genug für uns, alle Kraft, jeden Mann, jedes Pferd jedes Schiff einzusetzen, um die Partie zu gewinnen. Zwölf Kriegserklärungen Nicht weniger als 12 bestimmte Kriegserklärungen liegen nunmehr vor: 28. Juli: Oesterreich-Ungarn an Serbien. 2. August: Deutschland an Rußland. 3. August: Deutschland an Frankreich. 3. AugusÄ: Deutschland an Belgien. 4. August: England an Deutschland. 5. August: Oesterreich-Ungarn an Rußland. 7. August: Montenegro an Oesterreich-Ungarn. 11. August: Serbien an Deutschland. 11. August: Frankreich an Oesterreich-Ungarn 12. August: Montenegro an Deutschland. 13. August: England an Oesterreich-Ungarn. 13. August: Aegypten an Deutschland. Das Geheimnis von Lüttich kann entschleiert werden. Uns waren Nachrichten zugegangen, daß vor Ausbruch des Krieges französische Offiziere und viel leicht auch einige Mannschaften nach Lüttich entsandt waren, um die belgischen Truppen in der Handhabung der Festung?- geschütze zu unterrichten. Vor Ausbruch der Feindseligkeiten war dagegen nichts einzuwenden. Mit Beginn des Krieges und des Neutralitätsbruches durch Frankreich und Belgien mußte der Fall anders beurteilt werden. Wir mußten schnell handeln. Die ntchtmobillsierten Regimenter wurden an die Grenze ge worfen und auf Lüttich in Marsch gesetzt. Sechs schwache Friedens-Brigaden mit etwas Kavallerie und Artillerie haben Lüttich eingenommen. Darnach wurden sie dort mobil und erhielten als erste Ver stärkung ihre eigenen Ergänzungsmannschaften. Zwei weitere Regimenter konnten nachgezogen werden, die ihre Mobilmachung soeben beende; hatten. Unsere Gegner wähnten bei Lüttich 120 000 Deutsche, die den Vormarsch wegen Schwierigkeiten der Verpflegung nicht antreten konnten. Sie haben sich geirrt. Die Pause hatte einen anderen Grund, jetzt erst begann der deutsche Aufmarsch. Die Gegner werden sich überzeugt haben, daß die deutsche Armee gut verpflegt und ausgerüstet den Vor marsch antrat. Se. Majestät hat sein Wort gehalten, an die Einnahme der Forts von Lüttich nicht einen Tropfen deutschen Blutes mehr zu setzen als unbedingt nötig war. Der Feind kannte unsere schweren Angriffsmittel nicht, Dagegen glaubte er sich in den Forts sicher. Doch schon die schwächsten Geschütze unserer schweren Artillerie veranlatzten jedes durch sie beschossene Fort nach kurzer Beschießung zur Uebergabe. Die noch er haltenen Teile der Besatzung retteten dadurch ihr Leben. Die Forts aber, gegen die unsere schweren Geschütze feuerten, wurden in allerkürzester Frist in Trümmerhaufen verwandelt, unter denen die Besatzung begraben wurde. Jetzt werden die Forts aufgeräumt und wieder zur Verteidigung eingerichtet. Die Festung Lüttich soll den von unseren Gegnern vorbereiteten Plänen nicht mehr dienen, sondern dem deutschen Heere ein Stützpunkt sein. Wie Spreu vor dem Winde verweht vor diesen nüchternen Tatsachen alles Lüttich-Geschwätz, das mit tausend Wenns und Aber« noch immer an dem Riesenerfolg der Erstürmung dieses Waffenplatzes herumzumäkeln suchte. In hellstem Lichte aber zeigt sich zugleich die ungeheure Ueberlegenheit der schweren deutschen Artillerie. Das Ausland hat einst über die Nichtig keiten des Krupp Prozesses sich köstlich amüsiert, jetzt möge es sehen, wie es mit Krupp-Zuckerhüten fertig wird! Lüttich be weist, sie sind von ganz besonderer Güte! Knapp und bündig bestätigt die zweite Nachricht das schon bisher über Mülhausen berichtete: Das Gefecht bei Mühlhause« war ein Gelegenheitsgefecht. Einundeinhalbes feindliches Armee korps war in Ober-Elsaß eingedrungen, während unsere dort befindlichen Truppen noch in der Versammlung begriffen waren. Sie griffen trotzdem den Feind ohne Zaudern an und warfen ihn auf Belfort zurück. Darnach folgten sie ihrer Aufmarsch- Bestimmung, d. h. sie rennen sich ganz gewiß nicht an Belfort die Köpfe ein. Eine Schlappe bei Tchirmeck. Eine kleine Festungs-Abteilung aus Straßburg hatte am 14. August eine Schlappe erlitten. Zwei Festungsbataillone mit Geschützen und Maschinengewehren des Festungsbestandes waren an diesem Tage am Vogesenpaß von Schirmeck vorge gangen. Sie wurden durch feindliches Artilleriefeuer vom Donon her überfallen. In der engen Paßstraße sind die Geschütze und die Maschinengewehre zerschossen' und unbrauch gemacht, liegen geblieben; jedenfalls sind sie vom Feinde erbeutet. Der Kampf bei Schirmeck ist ein unbedeutendes Kriegsereignis, das keinerlei Einfluß auf die Operationen hat, aber den Truppen gegen Tollkühnheit und Unvorsichtigkeit ein warnendes Beispiel sein soll. Die wiedergesammelten Festungstruppen haben den Festungswall unverfolgt erreicht. Sie hatten zwar ihre Geschütze, aber nicht den Mut verloren. Ob bet diesem Vorgang Verrat der Landesbewohner mitgcwirkt hat, wird noch festgestellt werden. Der Krise,* rn seine Ganäe. Bevor das Leibregiment der Hohenzollern, das Erste Garde-Regiment zu Fuß, seine Garnison Potsdam verließ, hat sich der Kaiser als Chef des Regiments von seinen Grenadieren mit einer Ansprache verabschiedet, die folgenden Wortlaut hatte: Die früheren Generationen und auch alle, die heute hier stehen, haben die Soldaten des Ersten Garde-Regiments und Meiner Garde an diesem Orte schon öfter versammelt gesehen. Sonst war es der Fahneneid, das Gelübde, das wir vor dem Herrn schwuren, das uns hier vereinte. Heute sind alle hier erschienen, den Segen für die Waffen zu er« bitten, da es jetzt darauf ankommt, den Fahneneid zu be weisen bis zum letzten Blutstropfen. Das Schwert soll ent scheiden, das ich jahrzehntelang in der Scheide gelaffen habe. Ich erwarte von meinem Ersten Garde-Regiment zu Fuß und meiner Garde, daß sie ihrer glorreichen Geschichte ein neues Ruhmesblatt hinzufügen werden. Die heutige Feier findet uns im Vertrauen auf den höchsten Gott und in Erinnerung an die glorreichen Tage von Leuthen, Tblum und St. Privat. Unser alter Ruhm ist ein Appell an das deutsche Volk und sein Schwert. Und das ganze deutsche Volk bis auf den letzten Mann hat das Schwert ergriffen. Und so ziehe ich denn das Schwert, das ich mit Gottes Hilfe Jahrzehnte in der Scheide gelaffen habe. Bei diesen Worten zog der Kaiser das Schwert an der Scheide und hielt es hoch über seinem Haupte. „Das Schwert ist gezogen, das ich, ohne siegreich zu sein, ohne Ehre nicht wieder etnstecken kann. Und ihr alle sollt und werdet mir dafür sorgen, daß eS erst in Ehren wieder eingesteckt werden wird. Dafür bürgt ihr mir, daß ich den Frieden meinen Feinden diktieren kann. Auf in den Kampf und nieder mit den Feinden Brandenburgs! Drei Hurras auf unser Heer! Der Regimentskommandeur antwortete mit einer be geisterten Ansprache, in der er den Kaiser der Treue bi- in den Tod versicherte. Der Krieg. Unser Volk geht groben Tagen entgegen. Die Geduld, die eS übt, das unbegrenzte Vertrauen, das es der deutschen Heeresleitung entgegenbringt, werden den schönsten Lohn haben, der gläubiger Zuversicht werden kann. Die allgemein militärische Lage im Westen berechtigt -« guten Hoffnungen. Das ist die frohe Botschaft, die von Berlin her zu uns klingt. Einzelheiten können bisher nicht mitgeteilt werden, da die Dinge noch in Fluß sind und bei unserem Kriege nach drei Seiten die strengste Verschwiegenheit un bedingt geboten ist. * Auch von unserer Ostgrenze liegt eine erfreuliche Meldung vor. Veutf^er Sieg bei Stall upönen. Der Plünderungslust der Russen ist ein kräftiger Dämpfer aufaesetzt worden. Das Generalkommando des