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02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 24.05.1914
- Titel
- 02-Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-19140524022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-1914052402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-1914052402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-24
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Titel
- 02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 24.05.1914
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unä fern. o Sperrung des Groftglockner für Touristen. Der Sohn des Baumeisters Wielers aus Bochum hat dem Hauptausschuß des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins mitgeteilt, daß er das ganze Gebiet des Großglockner in den Salzburgischen Alpen käuflich erworben habe und abzusperren beabsichtige, um dort Steinwild züchten zu können. Er sehe sich gezwungen, nur einige Tourtsten- wege für den Touristenverkehr freizugeben. Herr Wielers hat das Gebiet von dem früheren Besitzer für 60 000 Kronen gekauft, nachdem der Besitzer es bereits früher der Sektion Berlin für 350 000 Mark angeboten hatte. T Zugzusammenstost Infolge falscher Weichenstellung. Zwischen Diedenhofen und Longuyon stieß der Güterzug nach Briey mit einem mit deutschen Ausflügler» stark be setzten Personenzug zusammen. Der Personenzug war infolge falscher Weichenstellung auf das Gleis des Güter zuges geraten und der Lokomotivführer hatte den Irrtum zu spät bemerkt. Zwei Güterwagen und ein Wagen des Personenzuges wurden vollkommen zertrümmert. Mehrere Reisende erlitten Verletzungen; ein Bremser des Güter zuges wurde getötel. O Zusammenbruch einer Landungsbrücke. Als am Himmelfahrtstage ein mit Ausflüglern besetzter Ver- gnügungsdampfer von Berlin an der Haltestelle in Caputh aulegte, brach die Anlegebrücke wegen Überlastung durch die darauf auf den Dampfer harrende Menschenmenge zusammen. Etwa 20 Personen fielen ins Wasser, es gelang glücklicherweise, alle aufs Trockene zu bringen. T Rassenkämpfe zwischen Negern und Indianern. An Guatemala haben blutige Kämpfe zwischen amerika nischen Negern und indianischen Landleuten stattgefunden. Die Kämpfe vollzogen sich auf einer am Montaguafluß betriebenen Plantage. Sie waren entstanden, weil ein indianischer Vater seine Tochter im Würfelspiel an einen Neger verloren hatte. In dreitägigem Morden wurden über 1ÄO Neger uud Indianer getötet. G Waldbrand in Japan. Ein sehr umfangreicher Waldbrand hat die Forsten von Kitami auf der Insel Hokkaido vernichtet. Die Gewalt der Flammen konnte im Laufe des Tages nicht gebrochen werden, da der Holz- bestand infolge der großen Dürre sehr trocken ist. Die ganze Bevölkerung beteiligte sich an den Löscharbeiten. Wie es heißt, sollen 13 Personen dabei verbrannt sein. O Die erste Reise des „Vaterland". Das Riesenschifi „Vaterland- der Hamburg-Amerika-Linie hat seine erste Reise nach Newyork glücklich beendet. Wie gemeldet wird, ist es auf drahtlosem Wege unterwegs von einer schweren Gefahr benachrichtigt worden, die es bedrohte, nämlich des Vorhandenseins von Eisbergen auf der Fahrtroute. Der deutsche Dampfer erhielt das Warnungssignal durch den amerikanischen Passagierdampfer „Miami". Der Kapitän änderte darauf sofort seinen Kurs und ging 30 Meilen südlicher. Der Dampfer hat eine durchschnitt liche Geschwindigkeit von 23,2 Knoten in der Stunde ent wickelt. Die Newyorker Blätter widmen dem „Vaterland" spaltenlange illustrierte Artikel. Besonders interessant ist eine Äußerung des Erbauers des englischen Dampfers „Titanic", Carlisle, der erklärte, er habe den Bau eines derartigen Schiffes nicht für möglich gehalten; als der „Imperator" gebaut wurde, habe er geglaubt, mit diesem Riesenschiff sei das letzte Wort gesprochen. Nun erkenne er an, daß die deutsche Schiffsbaukunst unbegrenzt und die höchstentwickelte der Welt sei. In ähnlichem Sinne haben sich die andern Sachverständigen an Bord des Dampfers „Vaterland" geäußert. O Enthüllung eines Ariesendenkmals. In Hertwarden bei Nordenham a. Weser wurde in Gegenwart des Groß herzogs und der Großherzogin von Oldenburg am Himmelsahrtstage ein Denkmal enthüllt zum Andenkenan den letzten Freiheitskampf der Friesen vor 400 Jahren, in dem das Land seine Unabhängigkeit an die Oldenburger Grafen verlor. Der Düsseldorfer Bildhauer Emil Jungblut ist der Schöpfer des wirkungsvollen Monuments. 0 Ein deutscher Reorgauisator im Auslaud ge storben. An den Folgen einer Blutvergiftung ist in Bangkok der Reorganisator und Leiter des siamesischen militärischen Sanitätswesens, Oberstabsarzt a. D. Dr. Friedrich Schäfer, gestorben. Nach Beendigung des russisch-japanischen Krieges, den er im Auftrage des preußischen Kriegsministeriums zum Studium sanitärer Fragen auf russischer Seite mitgemacht hatte, wurde Dr. Schäfer von dem König von Siam berufen, um das dortige, schwer darniederlieaende Heeressanitätswesen nach 1 ».1 1 1 europäischem Muster neu zu organisieren, waS ihm auch trotz manigfachen Widerstandes gelang. Er erbaute dort ein großes Krankenhaus nach deutschem Muster und unter deutscher Leitung in Verbindung mit einer medizinischen Akademie. Für das Deutschtum, das in Siam in scharfem Wettbewerb mit England, Frankreich und Dänemark steht und dabei nicht immer im Vordertreffen war, hat der Verstorbene sehr viel getan. T Petersburger Schachmeifterturuier. In den ent« scheidenden Schlußspielen des Petersburger Schachmeister« turniers zeigt Lasker wieder seine Meisterschaft. Nach hartnäckigem Endspiel gewann er seine Partie gegen Alechin und endete die Partie gegen Tarrasch mit Remis. Capablanca ist durch das Vorrücken Laskers an zweite Stelle gekommen, behauptet diese aber. Er gewann eine Partie gegen Marshall. Aber erst die letzte, in der Lasker gegen Marshall und Capablanca gegen Alechin spielt, wird den Ausschlag über den ersten Preis geben. Bis dahin ist der Stand desTurniers folgender: Lasker V2, Capablanca 12, Alechin 10, Tarrasch 8Vr und Marshall 8. T Suffragetten als Palaststürmer. Um dem Könige eine Petition für das Frauenstimmrecht zu übergeben, ver suchten am Sonntag über 200 Londoner Suffragetten in den Buckinghampalast einzudringen. Es kam zu einem Handgemenge mit der Polizei, vielen Beamten wurde der Helm vom Kopf geschlagen. 46 Verhaftungen wurden vorgenommen, auch Frau Pankhurst wurde festgenommen. ** Jungdeutschlaudbuud. In Stuttgart ist gleichzeitig mit der Eröffnung der Ausstellung für Jungdeutschlands bedarf der erste Kongreß des Jungdeutschlandbundes zu sammengetreten. Den Vorsitz führt Generalfeldmarschall v. d. Goltz. Auf der ersten Versammlung sprach General major Jung über das Wesen und Wirken des Jung deutschlandbundes. Die Versammlung nahm einstimmig einen Antrag an, der die baldige Einführung eines Nach weises ausreichender körperlicher Vorbildung für den ein jährig-freiwilligen Dienst für wünschenswert hält. -A Personalveranderunge» tn der Armee. Generalmajor Graf v. Schmettow, Kommandeur der 6. Kavalleriebrigade, ist zum Generalleutnant befördert und zur Vertretung des beurlaubten Inspekteurs der 4. Kavallerie-Inspektion kom mandiert worden. Mit der Führung der 6. Kavalleriebrigade ist Oberst v. d. Schulenburg, bisher Kommandeur des Dragonerregiments Nr. 18 beauftragt worden. General major Messing, Inspekteur des Militär-Luft- und Kraft fahrwesens wurde zum Generalleutnant befördert. G Militärische Erutcurlanber werden auch in diesem Jahre wieder gestellt. Die Landwirte werden daher ersucht, sich möglichst frühzeitig wegen der Gestellung militärischer Ernteurlauber an die Landwirtschaftskammern oder an die landwirtschaftlichen Kreisvereine zu wenden, direkte Gesuche an die Truppenteile selbst müssen unberücksichtigt bleiben. Die Truppen werden angewiesen, zur Erntehilfe in erster Linie nur solche Leute zu beurlauben, die am landwirtschaft lichen Unterricht teilgenommen haben. G Englischer Flottcnbesuch in Kiel. Wie die englische Admiralität bekannt gibt, wird das englische zweite Schlacht schiffgeschwader, bestehend aus vier Schlachtschiffen und drei Kreuzern Kiel vom 23. Juni bis 30. Juni einen Besuch ab statten. Das erste Schlachtschiffgeschwader, bestehend aus vier Schlachtkreuzern und zwei leichten Kreuzern wird Reval am 17. Juni, Kronstadt am 22. Juni und Riga am 30. Juni besuchen. Das zweite Kreuzergeschwader wird in Trondjhem und Bergen vom 15. Juni bis zum 1. Juli, das dritte Kreuzergeschwader, bestehend aus drei Schiffen, wird in Kristiania vom 15. bis 23. Juni verweilen, ein Schiff wird Kristiansund anlaufen. Alsdann werden alle Schiffe dieses Geschwaders sich zu einem Besuche in Kopenhagen vom 24. Juni bis 1. Juli aufhalten. tNrgevnttfe des Prittz-Vemrich-FtttgeS. Nach der bis herigen Übersicht, die noch auf die Richtigkeit der Zeiten- berechnung nachzuprüfen fein wird, ist das voraussichtliche Ergebnis des Zuverlässigkeitsfluges folgendes: Erster: Leut nant Freiherr v. Thüna mit 170« Stunden: zweiter: Ober leutnant v. Beaulieu mit 17V- Stunden: dritter: Leutnant v. Butlar mit 17'/« Stunden. Den vierten Platz wird wohl Leutnant Bonde erhalten, während als fünfter der Zivil flieger Krumsiek in Frage kommen dürfte. § Rekordfahrt des „L. L". Das am Donnerstag morgen in Friedrichshafen zu einer 36stündigen Übungsfahrt auf gestiegene neue Marineluftschiff „L. 3." ist am Freitag nach mittag glatt in Johannisthal bei Berlin gelandet. Das Schiff war über Basel, Frankfurt. Metz, Bingen, Bremen, Helgoland, Potsdam, Stettin, über das Haff und zurück nach Berlin gefahren. § Im Flugzeug über den Ozean. Die viel angefeindete Ozeansahrt im Flugzeug soll nun doch durchgeführt werden. Der Flieger Gustav Hamel beabsichtigt in diesem Sommer, womöglich noch vor August in einem großen Martinsyde« Eindecker, der in Brooklands gebaut wird, mit einem er fahrenen Flieger als Passagier von Westen nach Osten ohne Landungen über den Atlantischen Ozean zu fliegen. Die Maschine wird von einer Sette bis zur anderen 21 Meter messen und Motoren von etwa 230 Pferdestärken besitzen sowie Funkenapparate führen. Todessturz eines russischen Fliegers. Der Flieger Wlynsky ist mit seinem Mechaniker in der Nähe von Moskau aus 20 Meter Höhe abgestürzt. Wlynsky brach beide Veine, der Mechaniker war sofort tot. Leipzig, 22. Mai. Heute nachmittag entstand auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik im linken Flügel des Verwaltungsgebäudes ein Feuer, das den Dachstuhl zum Teil zerstörte. Loudon, 22. Mat. Eine Frauenrechtlerin hat heute vor mittag tn der Nationalgalerie fünf Gemälde beschädigt. Sie wurde verhaftet. Odessa, 22. Mai. Bei einer Bootsfahrt aus dem Käme- fluß bet Sarapul sind der Direktor der Realschule, ein Lehrer und drei Schüler ertrunken. Hamburg, 22. Mai. Der englische Marineminister Churchill wird als Gast des Generaldirektors Ballin an der diesjährigen Kieler Woche teilnehmen und dabei auch vom Kaiser empfangen werden. Dresden, 22. Mai. Der Vorstand der Fortschrittlichen Volkspartei Sachsens hat in seiner gestern unter Vorsitz des Landtagsabgeordneten Günther abgehaltenen Sitzung das Wahlabkommen mit der nationalliberalen Partei ein stimmig genehmigt. Petersburg, 22. Mai. Der Marineminister hat in der Reichsduma eine geheime Gesetzesvorlage betreffend Ge währung eines Kredits von hundert Millionen Rubel zur Verstärkung der Flotte des Schwarzen Meeres ein gebracht. Athen, 22. Mai. Die in Deutschland bestellten sechs neuen Torpedobootszerstörer sind im Hafen von Piräus eingetroffen. Washington, 22. Mai. Hier sind Nachrichten aus San Diego eingegangen, wonach die Konstitutionalisten bei der Einnahme von Tepic 400 Mann verloren haben und jetzt in Stärke von 5000 Mann auf Guadalajara marschieren. kuntt Teilung. Tas Rote Krenz bei Wassersnot. Wenn elementare Katastrophen weite Lanstrecken verwüsten, so schreibt Sekretär W. Borchert, dann regt sich der Wunsch zu helfen. Das Rote Kreuz hat schon oft Hilfe gebracht, so auch bei Hochwasser- und Überschwemmungsschäden. Zum ersten Male 1872 bei der Verheerung der Ostseeküste durch Sturm fluten, dann 1882, als der Rhein über die Ufer trat, und in den Jahren 1888/89 bei den Überschwemmungen in den östlichen Provinzen. 1909 brach eine verheerende Wassers not über ausgedehnte Landesteile von Bayern, Thüringen, die Provinzen Sachsen, Hannover, Hessen-Nassau und das Rheinland herein. Auch nach der in frischer Erinnerung stehenden Sturmflut an der Ostseeküste zu Anfang dieses Jahres suchte das Rote Kreuz nach Kräften zu helfen. In allen diesen Fällen wurden Sammlungen veranstaltet, und so ein Beweis geliefert, daß das Rote Kreuz, wie in Kriegszeiten für unsere Brüder in Waffen, so bei Friedensnotständen für unsere hilfsbedürftigen Mitbürger eintritt. Wo werden die meisten Bücher gekauft? Allgemein hört man, daß der Deutsche zu wenig Bücher kaufe. Dieser Vorwurf trifft insofern zu, als beispielsweise Wien in der Reihe der deutschen Städte weit über unseren Reichsstädten steht. Im reichsdeutschen Sprachgebiet steht an erster Stelle Berlin, es folgen dann laut einer buch händlerischen Statistik Leipzig, München, Hamburg, Stutt gart, Dresden, Bremen, Halle, Frankfurt, Graz, Kiel, Magdeburg usw. Das geringste literarische Interesse offenbart augenscheinlich das Rheinland, die rheinisch-west fälische Schwerindustrie lassen das Buch nur wenig heroortreten. Überall da, wo in fremden Ländern Deutsche wohnen, kauft man auch reichlich deutsche Bücher. Ver gleichsweise ist der Bücherabsatz in der Schweiz viermal gröber als in Deutschland selbst. Ein ganz hervor ragender Konsument deutscher Bücher ist die russische Stadt Riga, die mit ihren 100 000 deutschen Einwohnern verhältnismäßig zweimal so viel deutsche Bücher kauft wie Berlin. Paris im Kampf gegen Auswüchse der Mode. Der Versuch einiger Pariser Schauspielerinnen, den Strumpf zu verbannen, hat in der Stadt der Modetorheiten schnell fruchtbaren Boden gefunden und man sah an öffentlichen Orten, im Theater Damen mit nackten Beinen, die nur mit winzigen Schuhen bedeckt waren. Die Polizei hat sich die Sache einige Zeit angesehen, jetzt aber ist sie da gegen eingeschritten. Eine strumpflose Dame wurde von einem Hüter der öffentlichen Ordnung höflich, aber energisch 26 Teurer, unserer § lieben lernte, es versprochen hatte, schrieb er schon am nächsten ! Tage an Tante Aurelia eiueu langen Bries, in dem er sie in ! den herzlichsten Worten bat, seiner Torheiten doch zu ver- ! gessen, uud ihr non seiner anmutigen, reizenden und lie- ! benswürdigkm Brant und von dem reichen Glück sprach, das er sich an ihrer Seite erhoffte. Zum Schluß bat er die alte Noch in nämlicher Stunde schrieb sie Arnold, daß sie seiner Bitte willfahren wolle und er ihr nur rechtzeitig den Tag seiner Trauung bekannt machen möge. „Wie mich diese Nachricht glücklich macht," sagte Ga briele illit freudig glänzendell Augen, als Arnold ihr den Brief der alten Dame vorgelesen hatte. „Sie zürnt Dir nicht mehr und Du wirst eine Mittler alt der Seite haben, die uns segnen wird. Aber sie soll einige Tage früher kommen, meinst Du nicht?" Als das Fräulein von Hollen, am Westbahuhofe auge langt, dem Eisenbahnabteil entstieg, sah sie sich schon ihrem Neffen uud seiner Brant gegenüber, bereit einfach-vornehme Erscheinung uud sanftes, liebenswürdiges Benehmen sofort ihr ganzes Herz gewann. Als Gabriele die Hand des alten Fräuleins an ihre Lippen zog, sagte dieses mit ehrlicher Be wegung : „Umarme und küsse mich, mein Kind, und versuche mich alte Frau ein wenig zu lieben. Willst Du, Kleine?" „Ich denke, daß mir dielet nicht schwer fallen dürfte," ent gegnete Gabriele mit ihrem reizenden Lächeln. Während der Fahrt nach Hanse plauderten die beiden so lebhaft miteinander, als wären sie schon lauge mitein- „Du wirst es dumm von mir finden, aber mir ist seum Blick nnangeuehm, auch die Baronin von Fianelli mißfällt mir eigentlich sehr, etwas in ihrem Hanse paßt mir nicht und das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter finde ich auch höchst sonderbar. Wir werde» in Znknnft nicht viel mit Brandt und der Baronin verkehren." Imhoff seufzte unwillkürlich auf und blickte ernst vor sich hin. „Gott, wenn Gabriele erst die entsetzliche Wahrheit wüßte!" Zum Glück trat jetzt Fran Berkow, gefolgt von einer mit Paketen beladenen Dienerin in den Salon. „Kommt, Kinder, soeben hat man mir die bestellten Sei denstoffe gebracht, schaut, sind sie nicht reizend?" Obivohl Imhoff diesen Dingen sonst nicht viel Interesse entgegeubrnchte, beeilte er sich jetzt, froh dieses ihn peinlich berührende Gespräch unterbrochen zn sehen, der Aufforde rung Frau Berkows nachzukommen, uud trat mit Gabriele au den Mitteltisch heran, auf desseu Teppich glänzender At las und schillernde Seide zur reiche» Answahl ausgebreitet lagen. Wie Arnold feilt« Braut, die er von Tag zu Tag mehr Dame »och, seiner Trammg beiwohnen zu wollen, „denn ohne die Gegenwart derjenigen, die mich stets wie eine Mittler geliebt hat, ich würde mich trotz »reines Glückes ge wissermaßen vereinsamt fühlen," lauteten seine diesvezügli- chen Worte, die das gute alte Fräulein, deren Groll gegen de» Neffe» ja doch längst im Schwinden begriffe» war, bis zn Träne» rührte». „Armer Imrge, ja, ich will komme» und auch an Dei nem Ehrentage Ätutterstelle bei Dir vertrete». Schließlich ist Der Kerr von Imkoff. Roman von Bl. Weidenan. „So werden wir sie wieder versöhnen, mein willst Du ihr nicht schreiben und sie bitten, zu Vermählungsfeier zu kommen?" „Um Deinetwillen, mein Herz, will ich es tun." Mit retzendem Lächeln bot ihm Gabriele die Hand dar. „Ich bi» überzeugt, daß die alte Dante nur auf das erste bittende Wort von Dir wartet, nm sich wieder mit Dir ausznsöhuen. Uud, Arnold, um eines möchte ich Dich »och fragen: seit wann ist denn dieser Herr von Brandt Dein Freund?" „Seit wann? Mein Gott, wir kennen uns seit mehr den» zehn Jahren, studierte» ei» paar Semester zusammen er doch'anch flicht ganz allein seine Schuld, daß er sich' zu- gmg dann ans Rette» vo» emer futtme» rsremidschaft ^mutu: gerichtet hat, man hat ihn falsch erzogen, den» als kamt eigentlich mcht so recht die Rede sem. Aber warum frag- meme Hände kam, war er scholl zu alt, als daß man ihn test Du auch etgentllch?" ! „och h^te ändern können." ander bekannt, dann entschuldigte das junge Mädchen die Mutter, daß diese nicht auch auf de» Bahnhof mitgekommen sei. „Sie trifft im Hause noch Vorbereitungen, nm ihre Gäste würdig empfange» zn können." „Ich frene mich, Deine Mutter kennen zu lernen," erwi derte die alte Dame freundlich. Als aber Frau Berkow dann das Fräulein von Hollen im großen Salon ihrer Wohnung empfing, hatte die vor nehme alte Dame Mühe, ihre nnangenehme Ueberraschmig beim Anblicke der überladenreichen Toilette der Fabrikanten- witwe zu verberge», wie auch deren etivas lautes, rasches Spreche» sie nervös machte. Welch ein Uitterjchied zwischen dieser in ihrem Putz und ihren Juwelen nichts werliger als fein anssehenden Fran und deren reizender Tochter. Gabriele begriff um allzu bald, daß das vornehme Fräulein von Hollen von der Mutter keinen günstigen Eindruck empfangen hatte, und bemühte sich, diesen durch vermehrte Liebenswürdigkeit ! wieder zu verwischen. „Liebe Tante, darf ich Dich nach Deinem Zimmer ge leite», dainit Dl» Deine Toilette wechseln kaimst?" „Ja, mein Kind, komme nur!" Als die Damen allein waren, umarmte Tante Aurelio nochmals die neue Verwandte. „Nun sage mir einmal, Gabriele, wie Du eigentlich mit meinem Neffen bekannt geworden bist?" „O, ganz einfach. Im Hanse einer Baronin von Fianelli." „Also eine Italienerin ist diese Dame?" „Nein, ihr Gemahl war Italiener, sie selbst ist Parise rin —" „Eine Pariserin, sagst Du?" unterbrach das Fräulein vo» Holle» die Nichte mit solchem Entsetzen in Blick und Stimme, daß diese ganz verblüfft anfschaute. „O Taute." stotterte Gabriele endlich, „warum alteriert Dich dies so?" „Weil ich alles, was von Paris kommt, verabscheue. Ge fällt Dir diese Baronin, die eine Pariserin ist, eine» Italiener zum Gatte» hatte »»d nun in Wien lebt?" 213,20 „Wenn ich ehrlich sein will — nein," entgegnete das juuge Mädchen sinnend, „aber ihre Tochter ist mir sympathisch."
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