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Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk- 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 130 vierteljährlich. Mtt ei«er vierseitige» MuWrierie» Verlag und Druck: tSiinz är Eule, Naunhof. Redaktion: Nuvert WÜNH, WgMNDO^ AnkSndi-nn-e«: Für Inserenten der Amt-Hauptmann« schäft Grimma 12 Psg. die sünfge- spaltme Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 1 l Uhr am Tage deS Erscheinens. Nr. 40 Freitag, den 3. April 1914. 25. Jahrgang. Amtliches Stadtgemeinderatssitzung Freitag, den S. April abends 8 Uhr. Tages-Ordnung. 1. Bausache Lerscht. 2. Entscheidung der Königlichen Kreishauptmannschaft auf den Rekurs gegen das OrtSgesetz über die Fleischbeschau. 3. Beschleusungsangelegenheiten. 4. Verwendung des vorjährigen Sparkassenüberschusses. 5. Beratung der Gemeindefteuerorknungen. Grundstücksanschlüffe an die Ortsbeschleusung. Die hiesige Ortsbeschleusung ist soweit gediehen, daß mit den Arbeiten für die Grundstücksentwässerungen begonnen werden kann. Alle Grundstücke, von denen Abwässer jeder Art (auch Regenabwässer) abflteßen und die an beschleusten Straßen oder Plätzen liegen, müssen, soweit dies möglich ist, durch eine selbst ständige Leitung an die Straßenschleuse angeschlossen werden. Die Eigentümer der vorerwähnten, an die Straßenschleuse anzuschließenden Grundstücke werden hierdurch aufgefordert, baldigst die vorgeschrtebenen Pläne zu den Grundstücksentwässerungen sich unfertigen zu lassen und hier einzureichen. Die näheren Bestimmungen, namentlich über die Ein richtung der Entwäsierung in den Grundstücken und Gebäuden, sowie über die Beschaffenheit der Pläne sind aus dem im Rat haus, MeldeamtSzimmer auSliegenben OrtSgesetz-Entwurfe zu ersehen. Naunhof, am 30. März 1914. Der Stadtgemeinderat. Der auf dem städtischen Hause, Lange Straße 17 liegende Schiefer soll mit den dazu gehörigen Dachlatten verkauft werden. Angebote werden bis zum 1«. April d. I. erbeten. Der Stadtgemeinderat. Städtische Sparkaffe Naunhof. Rücklagenbektand 440 ooo Mk. - Pfg. Sparverkehr im I. Vierteljahre 1914: 2424 Einlagen im Betrage von 174055 Mark 02 Pfg. 1987 Rückzahlungen im Betrage v. 642152 Mark 52 Pfg. Kasfenumsatz .... 1833916 Mark 62 Pfg. Geschäftszeit: Jeden Werktag von vormittags 8 bis 12 Uhr und nachmittags 2 bis 4 Uhr. Sonn abends durchgehend von vormittags 8 biS nachmit tags 1 Uhr. Tägliche Verzinsung der Einlagen mit 3Prozent. Naunhof, am 1. April 1914. Die Gparkafsenverwaltung. rz Jakre Keicksmarineamt. Als unser Kaiser seine Regierung antrat, war die ,Admiralität" die oberste Marinebehörde, der Chef der Admiralität aber war ein General der Infanterie. Das war kein Wunder. Bei den paar Fregatten und Korvetten, die wir damals hatten, dachte kein Mensch etwa an Schlachten auf hoher See, sondern nur an sogenannten .Küstenschutz", wobei die Schiffe, dicht am Strande sich haltend, als schwimmende Batterien zu dienen hätten. Da genügte natürlich ein Infanterie-General als Chef. Aber Kaiser Wilhelm erkannte sofort, daß man wirk« lichen Schutz des Landes weit nach vorwärts verlegen müsse; wer überhaupt nicht angreifen kann, kann auch nicht verteidigen. So begann denn das großartige Werk der Reorganisation unserer Flotte. Als Werkzeug dazu s Huf sich dec Kaiser als zentrale Verwaltungsbehörde der Flotte das Reichsmarineamt mit einem Admiral an der Spitze. Das war im April 1889, ehe das erste Regierungs jahr des Monarchen zur Rüste gegangen war. Heute haben wir in unserer Seemacht dieselbe Dreiteilung der höchsten Ämter wie bei dem Landheer: Reichsmartneamt (Kriegsministerium), Admiralstab (Grober Generalstab), Marinekabinett (Militärkabinett) und dazu selbstverständlich außerhalb dieser Behörden den Kaiser als obersten Kriegsherrn und unter ihm die direkten Kommando- steilen: der Hochseeflotte, der Marinestation der Oft- und Nordsee usw. Auf die abgelaufenen 25 Jahre kann die Flotte mit Stolz zurücksehen, und daß der Kaiser tüchtige Leute an die Spitze deS RetchSmarineamts zu stellen wußte, das geht schon daraus hervor, daß in der ganzen Zeit nur drei Admirale die Stellung des Staatssekretärs eingenommen haben, und daß der dritte, Großadmiral v. Tirpitz, noch heute an der Spitze des Amtes steht. Was das Amt in dieser Zeit geschaffen hat, das zeigen unsere Flottenlisten: wir haben eine achtung- gebietende Seemacht, und zwar nicht von zusammen- gekauften Schiffstypen verschiedenster Art, sondern einheit liche Geschwader von stärkster Ausnutzung des De placements und von einer ganz außerordentlichen Kampf kraft im Vergleich zu ihrer Größe. Selbst in den Zeiten, in denen die Engländer uns weit voraus waren, entweder m der Mächtigkeit der Schiffe oder in der Größe der Geschütze, haben wir uns in der konstruktiven Durch bildung unserer Panzerkolosse wacker gehalten: die jeweils kleinere Nummer konnte der jeweils größeren englischen ruhig die Spitze bieten. Der vorige Staatssekretär des Reichsmarineamts, Admiral Hollmann, hatte bereits Großes geleistet, aber erst Tirpitz bekam es fertig, für seine wirklich weit ausschauenden Pläne, die die Pläne des Kaisers waren, die gesamte öffentliche Meinung und das Parlament zu gewinnen. Dabei mit kluger Mäßigung. Gelegentlich galt der Staatssekretär den weitgehendsten Flottensreunden sogar als .mäßig", und wiederholt machte der deutsche Flottenverein Front gegen das Reichsmarineamt. Aber in stetiger Arbeit wurde erreicht, was der Kaiser er reichen wollte: wir bekamen eine Flotte, gerade so stark, Laß sie genügte, um im Ernstfall sich nicht in die deutschen Flußmündungen verkriechen zu müssen, sondern um den Feind auf hoher See aufsuchen zu können. Und das in einer Zeit, in der über „Uferlosigkeit" der Flottenpläne gesprochen wurde, dem Volke verständlich zu machen, prägte das Reichsmarineamt das glückliche Wort von dem „Risitogedanken" in unserem Flottengesetz. Danach sei es so, daß wir nicht etwa die absolute Seeherrschaft erstrebten, daß es aber fortan Nr sogar die größte See macht sehr riskant wäre, mit uns anzubinden. In der Tat hat England dieses Risiko 1911, wo man zum Kriege draus und dran war, gescheut, weil wir schon zu stark ge worden waren. Das verdanken wir nächst dem Kaiser Herrn v. Tirpitz und seinem Amt. Während das Marinekabinett die Personalien des Seeoffizierkorps zu bearbeiten und überall den rechten Mann an die rechte Stelle vorzuschlagen hat, während der Admiralstab die fremden Marinen studiert und für die eigene die besten Aufmarschpläne und die beste Taktik er probt, hat das Reichsmarineamt die Aufgabe, das Material bereitzustellen, das Schiffs-, das Artillerie- und das Menschemnaterial. Dazu dient die Vorbereitung des alljährlichen Etats und der Flottenvorlagen, sowie ihre Vertretung vor dem Reichstage; aber auch die Festlegung der einzelnen Schissstypen und ihrer Armierung. Eine ungeheure geistige und technische Arbeit wird jedes mal im Reichsmarineamt vollbracht, ehe die Werften ans Werk gehen und die fertigen Riffe ausführen können. Wie glücklich diese Arbeit war, geht schon daraus hervor, daß manche- davon selbst die Engländer uns nachgemacht haben. Wir aber können mit stolzer Freude auf diese 25 Jahre znrückblicken und nicht nur dem Reichsmarineamt, sondern auch uns gratulieren. Der Oeutlcke Kaiser unä bpirus. Ersuchen um Vermittlung. Wien, 1. April. In hiesigen diplomatischen Kreisen erklärt man mit Bestimmtheit, der König von Griechenland werde bei seiner Begegnung mit Kaiser Wilhelm auf Korfu versuchen, durch die Vermittlung des Kaisers außer den bereits zugebilligten Grenzberichtigungen noch eine weitere Gebietsabtretung in Epirus zu verlangen und mit dieser Errungenschaft die aufgeregte öffentliche Meinung seines Landes zu beruhigen. Man glaubt jedoch nicht, daß er für einen solchen Wunsch beim Deutschen Kaiser Geneigtheit finden wird. Kaiser Wilhelm hat sich in Wien sowohl wie in Venedig von de« festen Willen seiner beiden Verbündeten über zeugen können, die südalbantsch^ Frage gemäß den Be° fttmmuugev der Londoner Botschafterr^union z« regeln. Weiter versichert man: Sollte Griechenland nicht in absehbarer Zeit seine Truppen zurückziehen, werden Osterreich-Ungarn und Italien Maßregeln in Erwägung ziehen, welche notwendig sind, um den Willen der Groß mächte zur Durchführung zu bringen. Die griechische Re gierung hat den Mächten mitgeteilt, daß es infolge der Unruhen in einigen Gebieten des Epirus notwendig sei, die griechischen Truppen dort noch längere Zeit zn be lassen. OnfaU des prinren ^oackim von pneuken. Sturz aus dem Wagen. Kassel, (.April. Die Kaiserin ist heute mittag zu einem kurzen Besuch bei ihrem Sohne dem Prinzen Joachim hier eingetroffen und von dem Prinzen am Bahnhof empfangen worden. Der Prinz batte aus der Fahrt -um Bahnhof einen leichten Unfall. Das Pferd des Dogcarts, in welchem der Prinz fuhr, glitt auf dem Bahnhofsvorplatz auS und stürzte, sprang jedoch gleich wieder auf. Durch den Stoß infolge des Sturzes des Pferdes flog der den Prinzen begleitende Adjutant auf das Straßenpflaster. Der Prinz, der nach den Zügeln griff, stürzte nach vorn vom Wagen, wobei er mit den Füßen im Vordersitz hängen blieb und so zwischen Pferd und Wagen schwebte. Paffanten eilten herbei und befreiten den Prinzen auS der unbequemen Lage. Der Prinz und der Adjutant haben keine Ver letzungen erlitten. Sx Präsident Koolevelt verkebvcundenl Sein gefahrvolles Unternehmen. Newhork, I. April. Aus JquitoS in Peru ist hier ein Telegramm des Inhalts eingetroffen, daß Roosevelt auf seiner inner amerikanischen Expedition, die er im vorigen Monat angetreten hat, im Inneren Brasilien- in ernste Gefahr geraten sei. In Begleitung Roosevelts befindet sich sein Sohn. Die Bewohner ver von Roosevelt aufgesuchten Gegenden sind meist wilde Indianer, denen schon mehrfach Weiße zum Opfer gefallen sind. Die unberührte Schön heit ihres Landes und dessen vielberühmter Gold» reichtnm ließen immer wieder Forscher den Versuch machen, inS Innere einzudringen. Roosevelt wollte auch nach den m den Urwäldern verschollenen nordamerikanischen Forschungsreisenden William Page und William Corner suchen. , W Grapkometrie. Von Wilhelm Langenbruch, Lichterfelde. Der weitbekannte Verfaffer. den ein Fach blatt kürzlich als einen der ersten Graphologen unserer Zett bezeichnete, stellt hier auf unsern Wunsch das von ihm erfundene „geometrisch- mathematische Jdentifizisrungsverfahren" in gemeinverständlicher Weise dar. Die Erfin dung erregt in beteiligten Kreisen das größte Interesse. Die Handschrift als Beweismittel war von jeher ein Schmerzenskind der Rechtspflege. Niemand bezweifelt zwar den dokumentarischen Charakter einer Schrift, denn das Individuell-Charakteristische, das in jeder natürlichen Handschrift steckt, ist schließlich nicht zu leugnen. Allein die Leistungen der sogenannten Schreibsachoerständigen sind nie hoch bewertet worden. Das hat darin seinen Grund, daß die Sachverständigen sich sehr häufig wider sprachen und mitunter dem Irrtum verfielen. Die Schwierig keit der Schriftvergleichung wird allgemein ganz er heblich unterschätzt. Weil es so ist, werden bisweilen Personen als Sachverständige vereidigt, die für ihre Eignung nichts weiter geltend machen können, als daß sie mit Schreiben und Lesen beschäftigt sind. Irgendeiner Prüfung brauchen sie sich nicht zu unterwerfen. Ist es nun zu verwundern, daß unter solchen Umständen Sachverständige sich widersprechen? Auf diese unhalt baren Zustände ist vielfach nachdrücklich hingewiesen worden, besonders von dem bekannten Kriminal- Psychologen Professor Dr. Hans Groß in Graz, dessen Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik Nr die Kriminalwissenschast die größte Bedeutung allerorts hat. Angesichts dieser Sachlage habe ich mich bestrebt, auf einen anderen gangbaren Weg zu sinnen, der unbedingt eine PrüNng der Experten vor ihrer Vereidigung zur Voraussetzung hat. Besitzt jedermann seine eigene, indi viduell-charakteristische Handschrist, so muß sie natur- notwendig auch seinen Bewegungsrhythmus enthalten, ganz so, wie er im Gang, in der Art des Sprechens, in den Gesten und in allen Zweckbewegungen deS täglichen Lebens zum Ausdruck gelangt, von der Kunstbetätigkeit ganz zu geschweigen. In der Tat haben wir Graphologen längst den Schreibrhythmus erkannt und auch bemerkt, wie er sich in den Schriftzügen äußert. Nur daß diese Äußerung so mathematisch exakt geschieh^ daß man ihn mit dem Zirkel messen, ihn gewissermaßen mit Zirkel und Lineal einfangen könne, das hat bisher niemand gewußt und wohl auch niemand geahnt. Auf dieser meiner Ent deckung der Meßbarkeit des Rhythmus beruht das neue Jdentifizierungsoerfahren „Graphometrie". Der Laie, der zuhi erstenmal davon hört, mag erstaunt fragen: Wie kann man zwei Unterschriften oder Wörter durch Messungen feststellen, da wir doch immer verschieden schreiben, bald lang, bald kurz, bald klein, bald groß, bild schräg, bald steil usw.! DieS ist an sich ganz richtig. Aber wir schreiben trotz aller Variabilität stet- in den gleichen Proportionen. Die Größen- und Aus dehnungsverhältnisse sind also nicht absolut gleich, sondern nur proportional gleich. Wer z. B. seine Schrift verkleinert (zum Zwecke der Verstellung beispielS- weise), der schreibt sie nicht bloß niedriger, sondern auch enger und zierlicher, ebenso umgekehrt.Natürlich dient in dem neuen Verfahren als vornehmstes Handwerkszeug nicht ein ge wöhnlicher, sondern ein Dovvelzirkel, der infolge Ver»