Suche löschen...
02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 18.01.1914
- Titel
- 02-Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-19140118023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-1914011802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-1914011802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-18
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
- Titel
- 02-Ausgabe Naunhofer Nachrichten : 18.01.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«mm ök Ulbanefe« ober Nr«mten, wie man sie nannte, di« blutgierigsten Truppen, die im Dienste deS Halb- «mdeS ge^en Ungarn, gegen Wien losstücmten. DaL Volk ist nie eine Nation gewesen, ein National« «fühl existiert nicht, genau so wie die Jndianerhorden am Lmazmrenstrom oder die Neger am Kongo sich nicht als Mtion auffasten. In neuerer Zeit wandern massenhaft Wbanrsen aus. Wohin, und was au- ihnen wird, weist »an nicht; sie verschwinden einfach im VvUergemisch deS »eiten Orients. Als die grase Stunde der le neu Balkan« kriege schlug, wußten sie nicht, was sie tun sollten. Vor de« Kriege hatten sie gegen die türkischen Paschas re voltiert, und man glaubte in Europa schon an eine albanische Nationalbewegung, wo es sich wohl nur um italienische- Geld handelte. Als der Krieg ausbrach, kämpften sie mit den Türken gegen die Serben. Zurzeit hat Albanien etwa zwanzig Regierungen. Offiziell regiert in Albanien ein internationales Komitee, da- in Skutari sitzt, dazu kommt Essad Pascha in Durazzo, Ismael Kemal Bei in Valona, ferner acht Miriditen- Häuptlinge in Berat, Elbassan, Alessi, Oroschi und den übrigen „Städten", und dann noch acht oder zehn Malissoren-Lhefs in der weiteren Umge^ ing. Neuerdings erschien am Horizont noch Izzet Pa,cha, der frühere Krieg-minister de- Türkensmtans, als Thronbewerber. Alle diese Häuptlinge wollen gern in altangestammter Weise ihr Leben weiter führen und fragen weder nach einem Oberherrn, den ein nationales Komitee ihnen ein fetzt, noch nach einem Fürsten von internationaler Zukunft. Komnck der Prinz Wied ins Land, so werden sie ihm kine Schwierigkeiten machen, aber er soll sie auch in Ruhe lassen. Von Politik ballen sie nichts. Verzichtet der Prinz angesichts der ersichtlichen nationalen Unfähig keit auf seine Aufgabe, so mag man mit Albanien machen, was man will: sein Schicksal ist, Stück für Stück von Süden und Norden her in griechischen und serbischen Besitz zu kommen und al- selbständiges Gebilde zu verschwinden — nachdem es niemals seit Menschengedenken ein selb- ftürrdigeS Gebilde geweien ist. -ft, Mas äie dni-vetter angericktet baden. Noch ist die Höhe des Schaden- nicht festgestellt, den da- Unwetter angerichtet hat, mit dem das alte Jahr sich verabschiedete, und schwerer noch alS der Dezember schädigte der Januar da» Land. Namentlich ist es wieder die Ostseeküste, wo Sturmfluten in einer Stärke, wie sie glücklicherweise nur selten bei uns sich zu zeigen pflegen, gehaust haben. Die Befürchtung, die man namentlich an der pommerschen Küste für das Leben vieler Fischer hatte, ist glücklicherweise behoben. Al» der Sturm abflaute, ge lang es der hundertköpfigen Einwohnerschaft von Damkerort, sich einen Weg nach dem benachbarten Steinort zu bahnen, wo sie hilfsbereit ausgenommen wurde. Baffem»«- der Lage. Für den Augenblick ist die Gefahr durch Abflauen de- Winde- beseitigt. E- werden selbstverständlich alle Vor kehrungen getroffen, um die Wiederholung eines derartigen Unglück- zu verhüten, da» wieder heraufbeschworen wird, wenn die Schneeschmelze eintritt. Von Deep au» begaben sich mehrere Fischer über das Eis hinweg nach Laase und brachten den dort angstvoll Harrenden Lebensmittel und namentlich Brot, da- besonders mangelte. Von Köslin au- ist ein gröberer Leben-mitteltransport abgegangen. Pri«» Eitel Friedrich i» Überschwemmungsgebiet. Der Statthalter von Pommern, Prinz Eitel Friedrich, fuhr am Montag von Berlin nach Köslin, um von dort au- in Begleitung de- Oberpräsidenten von Pommern, v. Laldcw, und de- Landrat- v. Eisenhart-Rothe au- lW-ltn da- Überschwemmungsgebiet zu besichtigen. Von Köslin gingen 50 Mann des Infanterie-Regiments Nr. 54 zur Hilfeleistung nach Nest, um an der Verbreiterung deS ziemlich eng gewordenen Tief- zu arbeiten. Regierungs präsident Drew- au- Kö» in und Geheimer Baurat Wilhelm- begaben sich nach Rügeuwalde, um von dort au- Damkerort zu erreichen. Etnleituug «iuer Hilfsaktion. Da» unter dem Protektorat de» Kronprinzen stehende Ständige Hochwafsrrkomitee in Berlin ist zusammen- geirrten und hat für die durch die gegenwärtige Katastrophe schwer geschädigten Mitbürger eine Hilfsaktion eingeleitet. An der Svit^ steht der Minister des Innern. Schnelle Drückende Keilet«. Koman von H. v. Echmid-Riesemann. <7 Recht tiek hinein — über Henschläge, auf d«n«ü das Grus nach dem ersten Samirt wieder zu wachsen begonnen, war er eilenden Fußes dahingeschritlen. Gr hatte keine» Blick stir die Landschaft, welche ihn mngao, er eilte me chanisch durch Busch und Brach, de-Weges kaum achtend; nun stand er plötzlich vor einem kleinen Kanal, der sein dunkles Wasser durch ein Torsinoor führte. Bom Mer neigten sich tleiue. schlanke Birken über das träge fließende Wässer. Es lag eine schwüle Rube iider dem Moorgrund, der in seinen, indifferenten Stillehalten, einerlei wem — Sonne, Sturm oder Reuen — etwa- an fich hatte, da- ans den menschlichen Sinn läbmend wirkte. Die Torfmooreinsamkeit, welche trotz de- grellen Sonnenlichte- etwa- Verlassenes, Vernachlässigtes an stch batte Rembert lehnte sich an den Stamm eitler Birke und blickte in da- stille Wasser. Er gekörte eigentlich nicht zu den Naturen, welche ost ihre geheimsten Seelenialten prü« ien nnd über stch selbst Gericht hatten In seinem Wesen lag eine gewisse Herrschsucht, gepaart mit Entschlossenheit im Handeln. Wie alle Männer, war er Egoist, nur in der Hand ! es einzigen Menschen war er biegsam wie Wachs gewesen, La »vor 'ein Herrentum zu etwas Wesenlosem zerschmolzen p ' er batte nur den Willen der Heißgeliebten, Glinge» s annt —den Willen seiner Mutter. Au emer zweiten Persö»- I.chkeit prallte sein Wollen und Wünschen ab — und ihn ge- lüstet« es auch nicht, hier sein Herrenrecht zu üben, iveil er e uen idm völlig gleichgültigen Menschen weder umzilmo- deln, noch zu beherrschen wünschte — und üie'er Memch war seine Fran Sie kannte seine Wünsche und Ansichten — rich tete ste stch nicht nach denselben, so mochten die Dinge ihren Lani gehen, ihm war e- einerlei. Hier im stillen Torfmoor hält Rembert Haldburg Einkehr in seine Seele Und er sieht, dich er eine» Leben- Glück verloren und verspielt, aus blin der, gehorsamer Sohue-liebe. Deutlich steht ihm seine Eil fahrt in der Erinnerung, feile Fahrt, vor welcher er von Ge sina kühlen, schriftlichen Abschied genommen. Warum hatte er ihr damals uicht gesagt, daß er sie liebe — deun geliebt hat er sie jahrelang — unbewußt — er aber war der Mei- unb kräftige Unterstützung wird erbeten. Da» Bureau befindet sich Alsenstrahe lO. Die nationalüberale Frakt'on des Abgeordnetenhauses hat den Antrag gestellt, die St mlsregierung anfzu'ordern, die Maßregeln zu ergreifen, die erforderlich find, nm den durch Stürme und Wasjergewalt scbwergeschüd.gten und in ihrer Existenz gefährdeten Anwohnern der Ostsee zu Hilfe zu kommen. Zu dieser Materie liegen bereits gleiche Anträge und eine Interpellation von den Konservativen und den Freisinnigen vor. Die Regierung wird bereits bei der ersten Losung des Etats die Erklärung abgeben, daß sie alles tun werde, um den durch die Stürme ge schädigten Gemeinden in finanzieller Hinsicht Hilfe zu bringen. Zurzeit läßt stch die Höhe des Schadens '«doch noch nicht übersehen. D>e Prooinzialin anzen sind bereits angewiesen worden, fich der Bewohner der überschwemmten Dörfer auf da» nachdrücklichste anzunehmen. Schneeverwehungen im Reiche. Während die Küstengebiete, von Schleswig-Holstein bis Ostpreußen, durch Wauerfluten verheert wurden, kommen aus allen Teilen des Reiches Meldungen über Schneeverwehungen und Anichwellen der Flußläufe. In Bayern sind mehrere Eisenbahnzüge im Schnee stecken geblieben, teilweise mußte der Eisenbahnverkehr auf einzelnen Strecken völlig eingekeilt werden. Am Rhein wird ständiger Hochwassernachrichtendienst und an niedriger gelegenen Ortschaften werden Nachtwachen unterhalten. In einzelnen rechtsrheinischen Seitentälern hat das Hochwasser bereits große Verheerungen angerichtet. Noch größer ist der im Auslande angerichtete Schaden. In Belgien sind mehrere tausend Hauser unt r den Waffereinbrüchen eingenürzt. Das Lütticher Spital Hodimont mußte eiligst geräumt werden. Die Nonnen des Klosters Dolhain ergriffen die Flucht vor den Fluten. Der Eisenbahnverkehr Lüttich Maastricht ist eingehellt. Im Tale des Vesdre schätzt man den bisher angerichteten Schaden auf mehrere Millionen. dnlere Kolonien. Ihre Entwicklung an Hand des Etats. Bei den bevorstehenden Reichstagsverhandlungen wird der Kolonialetat diesmal besonderes Interesse beanspruchen, da der Kolonialstaatssekretär Dr. Solf eben eine Reise durch die Kolonien hinter sich hat und außerdem mehrere Gouverneure zurzeit in Berlin sind. Da ist es von Wert fe i zustellen, daß es mit unseren Kolonien erfreulich vorwärts geht. Das beweisen scholl die Bevölkerungszahlen. In unseren Schutzgebieten gibt es jetzt 23 342 weiße Bewohner gegen 6067 im Jahre 1901. Das ist ein beträchtlicher Schritt vorwärts. Von diesen mehr als 23 000 Weißen wohnten >4 816 in Südwestasrika, 4866 in Ostafrika, 1537 in Kam run, 1278 in Neu-Guinea, -00 in Samoa und 345 m Togo. Das sind also schon recht stattliche werße Siedlungen. Aber noch immer fehlt es an lebhaften weißen Familien, an Frauen. In Deutschland gibt es mehr Frauen als Männer. In Neudeutschland fehlen sie. In Südwestafrika finden wir neben 9046 weißen Männern nur 2808 weiße Frauen. Dazu treten noch 2962 Kinder, d. h. Personen unter 15 Jahren. In Ostafrika beläuft sich die Zahl der Männer auf 3239, die der Frauen auf 919 und die K nder auf 708. Im allgemeinen nimmt aber die weiße Bevölkerung ständig zu, besonders in Südwest- und in Ostafrika. Seit zwölf Jahren hat sie sich nahezu verviersacht. Der Gesamthandel belief sich im Rechnungsjahr 1911 auf 240,2 Millionen Mark. Davon kamen auf die Ein fuhr 142,2 Millionen, auf die Ausfuhr 98 Millionen. Den stärksten Anteil hatte mit 73,9 Millionen Südwest- afrika. Ihm folgt Ostafrika mit 68,3 Millionen, dann kommen Kamerun Mit 50,6, Togo mit 18,9, Neu-Guinea mit 20 und Samoa 8,5 Millionen Mark. Di« Pflanzungen von Europäern umfaßten in Ostafrika 447 331 Hektar, davon waren 81 831 Hektar be baut und 43 183 Hektar ertragsfähig. In Kamerun waren 20 000 Hektar bebaut, in Togo 1071 Hektar, in Neu-Guinea 28 165 Hektar und in Samoa 8353 Hektar. Die angebauten Flächen haben fich stark vermehrt, be sonders in Ostafrika, wo sich die Bananenkulturen, die Kautschuk- und Sisalpflanzungen kräftig entwickeln. Außer dem gab es in Ostafrika 386 Farmbetriebe im Besitz von Europäern. Sie wiesen einen Viehstano von 42 927 Stück Rindvieh, 33 406 Stück Kleinvieh und 3076 Schweinen auf und ver ügten über 58 085 Hektar Weideland. Die E n- geborenen besitzen 2 Millionen Stück Rindvieh und 5 Mil lionen Stück Kleinvieh. uung gewesen, daß ste ihm nicht- mehr bedentete al- eine anmutig« Mädchenerscheinung, der er ans ieinern Lebenswege begegnet, und in der er mehr gefunden, al- in mancher ihrer Alter-genoisinnen. Damals aus i«nem Heim >ang vom Waldschnepsenstand, batte ibre Definition de- Glückbegrif- '?« ihn gefesselt — sie wollte kür 'ich kein Atttag-glück — wlglich war sie kein AUmgsgeschövff keine- jener nnr über Toiletten. Courmacher nnd »ene'te» Gesellichastsklatsch reden den Wesen, für welche die Allmiitter Natur ihre abgedro schensten Schablonen bat. Hätte Rembert vor fünf Jahren ernstlich um Gesina geworden, sein Leden wäre jetzt «in an- bere- Er entsinnt sich noch vollkommen dentlich bi» in die Details jener aufregenden Fahrt, welche er nach Empfang der Depesche mit der schlimmen Nachricht über den Gesundheits zustand seiner Mittler nach Menwne gemacht. Unterwegs hatte er sich einer unbehaglichen Empfindung, welche an ein Schnld- bswußlieiil Gesina gegenüber gegrenzt, nicht zu erwehren vermocht. Ader vollkommen eingestanden hatte er es stch damals nicht, daß es ein Unrecht gewesen, ein Mädchenherz zu betören. 207,20 „Bah—die Kleine ist vielzn vernünstig, um stch etwa- em- znbilden," hatte er sein Gewissen beruhigt und dann war wie der die sorgende, verzweifelnde Angst nm seine Mutter in d«n Vordergrund 'einer Gedanken getreten. Ein trüber Morgen dämmene durch das Lonpeesenster herein — der Zug brauste -bereits jeuseitß der Grenze dahin — Esthland und Gesina Geldern — beides lag iiir Rembert weit zurück. Dann ka men in Mentvne für ihn Wochen herbster Seetenqual. Es ivar ein stetes Schweben zwischen Furcht und Hoffnung, ein snrchtbares Ringen mit dem erbarmimg-losen Tod, der die sensenbewaffnete Hand nach der sichere» Bente ansstreckte. In jener für Rembert schreckliche» Zeit offenbarte sich die volle Größe 'einer Liebe zur Mutter. Weil ste, die Sterbende, e- wünschte, in der vagen, vom Arzt bestätigten Hoffnung, sie dnrch die Erfüllung ihre- Lieblingswunsche- »vm Rande deS Grabes zurückznreißen, willigte er in seine Verbindung mit Elly Dimpfen. Da- Wunder vollzog stch. — Frau von Hald burg, die von den Aerzten anfgegeben, kehrte in den Kreis der Lebenden zurück und Gott schenkte ihr di« große Gnade, daß sie in den Jahren, welche ihr noch vergönnt waren, auf In Güdwestafrika zählt« man 1245 Farmen mit europäischen Besitz.rn oder Pächtern. Sie nahmen ins gesamt >3 Millionen Hektar Lano ein, wovon 5274 Hektar bebaut sind. An Vieh waren vorhanden: l40 510 Stück Großvieh und 631 4t 1 Stück Kleinrieh. Zu diesen Farmen treten noch 815 Kleinsiedlungen mit 317 Hektar bebauten Landes und 13 000 Stück Viry. Welche Mengen V.«.)s in diesem Schutzgebiet vorhanden sind, beweist die Tat sache, daß dort für 1912 einschließlich des Besitzes der Eingeborenen nicht weniger als 171 784 Stück Rindvieh gezählt wurden, neben 415 069 Schafen, 448 279 Ziegen, 13 840 Pferden, 7195 Schweinen und 4879 Eseln. Im ganzen wurden 110 969 farbige Arbeiter in euro päischen Betrieben beschäftigt, zum Teil auch auf den Tanantfeldern in Südwest. Allmählich werden die Kolonien also bald soweit sein, daß sie sich selbst erhalten können. —us. Vic 400-M1lionen-Znleike preulZens. Berlin, 16. Jan. Da- preußische Finanzministerium hat deute an das Preubenkonsortium 400 Millionen Mark -prozentiger auslösbarer Schatzan weisungen begeben. Während daS Reich zunächst noch ohne Inanspruch nahme des Geldmarkts auskommt, kommt Preußen ver hältnismäßig früh im Jahre mit einer Anleihe von 400 Millionen Mark heraus. Schon seit langem ist man auf das Erscheinen dieser Anleihe gesaf-t gewesen, und mit ganz besonderer Spannung wurde der Art entgegengesehen, die diesmal für die Anleihe gewählt werden würde. Es wurde von vornherein erwartet, daß von der üblichen Anleiheform abgesehen und die Form einer Schatz anweisungsanleihe gewählt werden würde. Mit den Schatzanweisungen hat man zwar im vorigen Jahre keine besonders gute Erfahrung gemacht, aber vielleicht lag dat daran, daß die kurzbefristete Form von vier Jahren vielen Kreisen nicht sonderlich lag. Diesmal tritt man nun mit einem ganz andern Typ hervor und begibt sich damit überhaupt auf einen vollständig neuen Weg. Während früher die Anleihen gewissermaßen als „ewige" zu be zeichnen waren, ist bei der Schatzanweisungsanleihe von 1914 die Auslosung eingeführt worden. Die Schahanweisungsanleihe ist in 16 Serien zu je 25 Millionen Mark eingestellt. Jedes Jahr wird eine Serie durch Auslosung zur Rückzahlung zum Nenn verte bestimmt. Bestimmend für diese Wahl waren wohl die Er fahrungen, die bei der letzt « Begebung der Renienanleihe des Reiche- und Preußens gemacht worden sind. Bei diesen war eine starke Zmükhaltung des Privatkapitals wie der zur Bilanzau stellung verpflichteten Anstalten und Kassen, soweit sie nicht zur Anlegung ihrer Bestünde in Staatspapieren verpflichtet sind, zu beobachten. Diese Abneignung hatte ihren Grund in den Kursverlusten, die an den Staatsanleihen in den letzten Jahren erlitten worden sind. Freilich ist zu berückachtigen, daß auch last alle andern festverzinslichen Wertpapiere im Inland wie im Ausland die gleichen oder noch höhere Kurseinbußen erfahren haben und die Verluste an Divid ndenprpieren beim Umschwung der Koniunltur neuerdings meist noch viel erheblicher waren. Außer der Verlosbarkeit ist nun der springende Punkt bei der neuen Anleihe, daß die auSgelosten Stücke zum Nennwert, also zum Kurse von 100, eingelöst werden. Vor Kursverlusten sind also die Besitzer der neuen Papiere bewahrt. Dieser Umstand ist so bedeutsam, daß er zweifellos der neuen Anleihe einen großen Erfolg sichern wird, ganz abgesehen davon, daß der Zeichnungspreis mit 97 Prozent außerordentlich niedrig ist. Für die Besitzer der Anleihe kann so z. B-, wenn die Auslosung ihrer Serie schon im nächsten Jahre erfolgt, allein einen Gewinn von 3 Prozent heraus kommen. Dieser Modus dürste zudem der Anleihe einen gleichbleibenden Kurs sichern. Wichtig ist, daß die Schatzanweijungen auch in kleinen Stücken herab bis zu 100 Mark ausgefertigt werden sollen. An der Berliner Börse fand die neue Anleihe eine sehr günstige Aufnahme, zumal der Auleihebetrag we ent« lich niedriger war, als früher verbreitet wurde. Ek ist jedoch anzunehmen, daß mit den 400 Millionen Mark der Bedarf Preußen- in diesem Jahre noch keinesfalls gedeckt ist, so daß später noch mit einer neuen Anleihe zu rechnen ist. E- ist weiter anzunehmen, daß, falls die neue Be gebung einen guten Erfolg hat, auch für die weiteren An leihen die Form der zum Nemuve-te auslosbaren Schatz« anweisvngen gewählt wird. Mit der Form der aus'os« baren Anleihen erfüllt übrigens die. .Fmanz 'erwaltung Erden zn wandeln, nie zum Bewußtsein gelangte, daß ihr egoistisches Verlangen das Unglück ihre- Sohnes ver'chulder. Erst jetzt, wo ar stch seiner Lieb« zn Genua bewußt gewor den, ermaß Rembert die Größe seines Unglücks Wie konnte ein Man» mit seinen Charaktereigenschaften e- weiterMn aiishalten neben dieser ihm geistig w miebenbnrtige» Fran ? Wäre sie wenigue»» gntmülig, aber sogar die'es lai'.dlänsige Adjektiv, welche- dem Dummen oft anhäiigt. kehlte ihr. Sie war vor allen Dingen herzlos — nnd da- vergab Rembert einer Fra» am wenigsten. „Eine Fran muß Herz besitzen, sonst ist sie wie eine Königin ohne Krone," pflegte er zu sagen. Wenn er jetzt in seinen Gedanken Elly mit Gesina oerglich — «- war, um rasend z» werden — vielleicht wäre e- für ihn am besten, wenn er sich vom Fleck weg eine Ku gel dnrch di« Schläfe jagte Es trieb ihn zugleich mächtig dazu, zu Gesina hmznstürzen — und ihr zu sagen: „Dich allein liebe ich, Dn bist allein vom Schicksal für mich bestimmt — bist ein Stück von meinem Ich, ein Teil meiner Seele." — Allein al- vernünftiger, wohlerzogener Mensch dnrfte er nicht so handeln. Diese Wohlerzogenheit, die einem im Blut fleckt. Als ob man dadurch bester und edler wird, wenn inan die unan-gesprochene Worte-last mit sich herinnschleppt — oder schlechter, wenn man sich die Seele frei redet, mctn al? Parketlmenkch handelt, sondern als echter, urwüchsiger, der furchtlos sagt, was er denkt und fiihlt. Wen fürchtete erde»»? Seine Nebenmenschen, die unter den gleichen Verhältnissen eben 'vlche Feiglinge wären, wie er, Rembert, eS eoen ist. Oder bangt ihm vor seinem eigenen Gewissen? Das bleibt so wie so beschwert, denn die Grdankenslinden sind die schlimmste», weil von wideren uiikoiitrollierbar. Aber wozn gab Gott dem Menschen Herz nnd Seele? — „Damit wir lernen sollen, beide- zn bezwingen." Schöne Glückselig keit auf Erden! Rembert lachte bitter auf. „Die furchtbarste Rette ist die, men» man sich sagt, daß es nur an einem selbst gelegen, alles ander- zn gestalten. Wie sagte doch Gesina einst in jener Zeit, wo ich, ein blinder Tor, vor einem Glücke stand, da- größer war als alle- in der Welt und nicht zu griff, weil ich eben mit wahnsimuger Blindheit geschlagen ivar, wie sagte sie: „Nicht-wiegt schwerer als nngessrochene Worte" — dre volle Bedeutung dieses Ausspruches verstehe ich erst heute, wo drr Ehrbegriff meine Lippen versiegelt.'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)