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Fernsprecher Nr. 22. 'Die „Sächsische Clbzcitmy;" erscheint Dienstag, DonnerS- tag und Sonnabend. Die Ausgabe des Blattes erfolgt Tan? vorher »achi». 4 Uhr. .AbonncmentS.Prcis vicrtcl- Mrlich 1.50 Mk, Linonatlich 1 Ml., 1 monatlich 50 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. 'Ute kaiserlich. PostanstaUcn, Postboten, sowie die FeilnngSträger nehmen stets Bestellungen auf die „Sächsische Clbzcitnng" an. Tägliche Roman-Beilage. Sonnabends: „IllnstrierteS ttnterhaltungsblatt". 5DWje ZbzcitMis. Amtslilgtt iöl ks Rmliäliik dis RWWt yiWtftüiMi ud dkl !» sidiik sn k« FtidiUMkindkrai z» H«b«sitii>. Verantwortlicher Redakteur: H ugo Leh m nun, Schandau. — Druck und Verlag: Legler L Zeuner Nachf. Tel.Mdr.: Elbzeitung. Anzeigen, bei der weiten Ver breitung d. Bl. von großer Wirkling, sind Montags Mittwochs und Freitags bis spätestens vormittags!> Uhr aufzugcben. Preis für dir 5 gespaltene Petitzcile oder deren Naum 15 Pfg. (tabel larische und komplizierte An zeigen nach Uebcreinkuust.) 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An hNStMt« MSkckifl iitt AM dn Äi^iMl MkMIM der Steinkoloß auf Leipzigs Flur: In deutscher Treue allgewaltig: Hoch Er Hecht die kommenden Geschlechter, zu wandeln aus der Ahnen Spur, Der Ahnen, die vor hundert Jahren ihr Blut und Gut all' gaben hin, Das teure Vaterland zu retten, nur ihm zum bleibenden Gewinn — Wohlan, so mög' die Weiheseicr aus Leipzigs blutgetränktem Hag Die deutschen Herzen all' erheben, jetzt, morgen und am fernsten Tag — Laut aber soll es heute klingen vom Watzmann bis zum Eiderstrand die Namen dieser wieder genannt Entscheidung in Kampfe zugunsten Helden immer werden. Die dem gesamten der Verbündeten Hundert Jahre vollenden sich an den jetzt herangekvmmenen Tagen des 1i>. bis 18. Oktober, das; aus den Fluren Leipzigs eine der gewaltigsten Ent scheidungsschlachten aller Zeiten geschlagen wurde, die Välkerschlacht, welche Deutschland von der jahrelangen drückenden Fremdherrschaft des ersten Napoleon endlich völlig be freite und weiter in ihren Folgen zum schließlichen Sturze des kor sischen Eroberers sührte. Die in der Weltgeschichte beispiellos da stehende opscrreiche, begeisterte Er hebung des preußischen und deutschen Volkes im Jahre 18lü fand ihren Höhe- und zugleich Schlußpunkt in den mehrlagigen blutigen Kämp fen, welche sich rings um Leipzig zwischen den Heeresmassen der Ver bündeten und den Streitkräften Napoleons abspielten, und die mit der definitiven Niederlage und Zer trümmerung des französischen Heeres endeten. Nahezu eine halbe Million Streiter waren es, welche sich damals in furchtbar erbittertem Ningen mit einander maßen, denn Napoleon befehligte Uber 180 000 Mann, während das verbündete Heer, nachdem es noch im Verlause der Schlacht namhaste Verstärkungen empfangen hatte, zuletzt bei nahe 300 000 Mann zählte. Repräsentanten der verschiedensten Völker, von den Steppen Russisch-Asiens an bis zu den Pyrenäen und bis zu den Gestaden Schwedens, stießen da in wildem Kampsgewühl aufeinander, und so erweist sich der Sammelname der Völkerschlacht, welchen jene Reihe von Einzelkämpsen, aus denen die Leipziger Schlacht zusammengesetzt war, schließlich erhielt, als ein durchaus berechtigter. Dieses Massenringen bei Leipzig stellte den letzten Versuch des Korsen dar, den Sieg wieder dauernd an seine Fahnen zu fesseln und seine wankende Herrschaft wieder zu festigen, und es bedurfte der Ueber- macht der Verbündeten und der heldenmütigsten Anstrengungen ihrer Truppen, um die auch bei Leipzig aufs tapferste kämpfenden Heerscharen des Franzosen kaisers niederzuringen und zum Rückzüge nach Frankreich zu zwingen. Her vorragenden Anteil aber an diesem für die verbündeten Wassen glücklichen brachte der 18. Oktober, am Abend dieses Schlachttages muhte Napoleon erkennen, daß er das Spiel ver loren habe, und demgemäß sah er sich genötigt, den Rückzug seiner Truppen anzuordnen; die am 19. Oktober erfolgte Erstürmung Leipzigs seitens der verbündeten Truppen besiegelte die Niederlage Napoleons, der mit den Trümmern seines Heeres nach Westen, nach Frankreich, abzog. Mit brausender Begeisterung aber ward damals in ganz Deutschland die Sicgeskunde von Leipzig ausgenommen, denn sie bedeutete eben in erster Linie die Befreiung Deutschlands von dem schmachvollen französischen Joche, und die demütigende Katastrophe von Jena war nunmehr wettgemacht worden. Der grandiose Wafsenerfolg auf Leipzigs Fluren krönte herrlich den opserschweren nationalen Aufschwung des deutschen Volkes in den unvergeßlichen Frühlingstagen des Jahres 1813, aber zugleich ward auch durch die heiße Oktoberschlacht bei Leipzig der eigentliche Grund zur nationalen Wiedergeburt Deutschlands, zur Errichtung des machtvollen neuen Deutschen Kaiserreiches gelegt, ohne den Sieg der deutschen Waffen bei Leipzig wäre Sedan nicht kläglich gewesen. Und zur bleibenden sichtbaren Erinnerung an die gewaltige Oktoberschlacht des Jahres 1813 ist nun auf Leipzigs Fluren ihr imposantes Denkmal errichtet worden, dessen Weihe am 18. Oktober in Gegenwart des Kaisers, aller deutschen Bundessürsten und der Fürstlichkeiten aus dem Auslande stattfindet. Möge dieser Festtag dazu beitragen, das Gedenken der Leipziger Völkerschlacht im deutschen Volke wach zu erhalten! Doch soll dies Monument auch künden von deutschem Mut und deutscher Krast, Von jenen Kriegern, die gestritten bei Leipzig einst so heldenhaft, Die dort für Deutschlands Freiheit starben, zum Tod getreu dem Vaterland, Die fern der Heimat längst nun schlummern den letzten Schlaf am Plcißestrand. Ein Ehrenmal soll ihnen allen das hehre Bauwerk stetig sein, Da sie befreit die deutschen Lande vom Memel bis zum grüncu Rhein, Da sie bei Leipzig legen halsen den Grund zum neuen Deutschen Reich, Und darum sei den toten Helden gereicht im Geist der Lorbeerzweig. H^o heute vor nuu hundert Jahren getobt die grimme Niesenschlacht, In der bei Leipzig auf dem Hage zerschellt des Korsen Glück und Macht, In der die Ketten sind gefallen, in denen Deutschland lange lag, Die Schlacht, die glänzend hat vergolten von Jena wohl die schwere Schmach, Dort grüßt heut' zum Gedenken dessen das einzigstolze Ruhmesmal, Errichtet aus des Volkes Spenden, die hierzu stossen sonder Zahl, Dort ragt empor es in die Lüste, dem ganzen deutschen Volk geweiht, Als deutsche Jrminsul wird's prangen gewiß noch bis in fernste Zeit! Und eine Mahnung soll auch bilden Kaiser, Reich und Vaterland. Ausgange des großen Dölkerringens hatte vor allem Preußens Heerführer, Blücher, der so populäre „Marschall Vorwärts", sein genialer Generalstabs- chef Gneisenau, der eiserne Bülow, der knorrige Hock, und wenn jetzt das deutsche Volk das hundertjährige Gedenken der Leipziger Riesen schlacht begeht, so müssen auch Die große weltgeschichtliche und nationale Bedeutung der Völkerschlacht, die nach dreitägigem Ringen am 18. Oktober 1813 die Niederlage des von unersättlichem Ehrgeize erfüllten Franzosenkaisers herbeisührte und damit den Völkern Europas wieder das Recht ihrer freien Selbstbestimmung gab, hat vor 15 Jahren die Patrioten Leipzigs und auch von ganz Deutschland dazu begeistert, zum Andenken an die große Völkerschlacht bei Leipzig ein Denkmal zu schaffen, wie es in seiner Größe und Eigenart auf der ganzen Welt wohl einzig dasteht. Sechzehn Mal größer an Rauminhalt als das herrliche Kyff häuser-Denkmal ragt das Völkerschlachtdcnkmal im Osten von Leipzig gerade dort aus dem Teile des blutigen Schlachtfeldes, wo Napoleon am 18. Oktober als der Geschlägene seinen Rückzug antreten mußte, wie ein riesiger Koloß empor, und die Weihe des herrlichen Denkmals wird nach der Einladung des Königs Friedrich August von Sachsen in Gegenwart des Kaisers und aller deutschen Bundessürsten, sowie auch des Thronfolgers von Oesterreich als des Vertreters des Kaisers Franz Josef, des Großfürsten Kyrill als Ver treter des Kaisers von Rußland und des Prinzen Wilhelm von Schweden, sowie unter Teilnahme der Vertreter der deutschen Regierungen, des Heeres und der Flotte, der Nachkommen der in der Schlacht bei Leipzig gefallenen Angehörigen der Adelsgeschlechter Deutschlands, Oesterreichs und Rußlands, der Vertreter der Stadt Leipzig und des Vorstandes des deutschen Patrioten bundes, der das Denkmal in nahezu zwanzigjähriger unermüdlicher Opser- arbeit geschaffen, sowie unter Teilnahme vieler Deputationen und Vereine am 18. Oktober zur Hundertjahrfeier des Gedenkens der Völkerschlacht bei Leipzig stattfinden. Bei dieser erhebenden Gedenkfeier und Denkmalsweihe sei besonders auf die Eigenart des Niesendenkmals hingewiesen, das jeden Personenkultus bezüglich der Helden der Völkerschlacht ausschaltet und in großen Symbolen die erhabenen Gefühle und die in der Menschheit waltenden höheren Kräfte, die das Geschick der Völker bewegen und entscheiden, darstellt. Die gewaltigen Symbole des Denkmals stellen den Heldenmut, den Opfermut, die Dolkskraft und die Glaubensstärke dar und die Trauer um die gefallenen Helden.