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zunächst in Dampssorm, die bekannte „wasserdampf gesättigte" Luft. Ein Regentropfen bildet sich nur bei Vorhandensein hygroskopischer, d. h. wasseranziehender Staubteilchen, die außerordentlich klein sind und die Zentren siir die Tropfen abgebcn. Als Negentropscngrenze hat Lenard einen Durchmesser von einem Hundertstel Zentimeter fcstgestellt; die Regentropfen sind also ur sprünglich sehr viel kleiner, als man denkt und vergrößern sich erst während des Falles. Die Fallgeschwindigkeit eines solchen Regentropfens beträgt in der Sekunde 30 Zentimeter, in der Minute 18 Meter, in der Stunde 1080 Meter; sic ist gleichfalls viel geringer, als man anzunehmcn geneigt ist, und jedenfalls vermag man es auch kaum zu glauben, daß ein Tropfen, der uns auf die Nase sällt, schon eine oder zwei Stunden unterwegs sich befindet. Kirchliche Wachrichten. Parochie Schandau. Am 5. Sonntag n. Trin., 22. Juni, vorm. '/r9 Uhr Gottesdienst mit Predigt durch Herrn Pfarrer Fischer aus Lichtenhain. Kirche zu Porschdorf. 5. Trinitntissonntag, 22. Juni, vormittags >/r9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Fichtenhain. 5. Sonntag n. Trin., 22. Juni, vorm. 9 Uhr Lcsc- gottesdienst. Nachm. 2 Uhr Kindergottesdienst. Parochie Neinhardtsdorf. 5. Sonntag n. Trin., 22. Juni, vormittags '^9 Uhr Lescgoltesdienst in Neinhardtsdorf. >^9 Uhr Gottesdienst mit anschließender Feier des hl. Abendmahls in Krippe». (Herr Pfarrer Fröhlich aus Bodenbach). Mittwoch, den 25. Juni, 12 Uhr Wochenkommunion in Neinhardtsdorf. (Herr L. Besser aus Papstdorf). Parochie Papstdorf. 5. Sonntag n. Trin., 22. Juni, vormittags 8 Uhr Beichte und Abendmahlsseier, 8'/r Uhr Predigtgottesdlenst. Parochie Cunnersdorf. 5. Sonntag n. Trin., 22. Juni, nachmittags V/2 Uhr Kindergottesdienst. Parochie Königstein. Sonnabend, 21. Juni: Borm. '/<11 Uhr Beichte und Abendmahl. Herr Pfarrer Hoyer. Sonntag, 22. Juni: Vorm. '^9 Uhr Predigtgottes- dienst. Herr Pastor Seeliger. Abends >/z8 Uhr Jung srauenverein. Das Wochenamt hat Herr Psarrer Hoyer. Literarisches. — Niemals werde ich den Augenblick vergessen, als ich zum ersten Male den Kaiser sah. Es war an jenem Jattuartage vor 12 Jahren, als die sterblichen llcbcrrcstc Viktorias, der Königin zur See, über die Gewässer von Southampton von der Insel Wight ans her unter dem donnernden letzten Gruß der mächtigen englischen Flotte heimgefiihrt wurden nach Alt-England. Hinter der Geschützprotze, die mit der Nationalflagge geschmückt war und die tote Königin von OSbornc House zur Wasscrkaut führte, giugcu Kaiser, Könige, Königinnen und Prinzen einher, unbedeckten Hauptes, zu den ernsten und getragenen Klängen von Ehopins unsterblichem Trancrmarsch. Eine Gestalt ragte ans dem erhabenen Gefolge heraus und zwang alle Blicke ans sich: der Großsoy» Viktorias, Wilhelm von Deutschland, der eine große historische Feier im eigenen Lande verlassen Halle, den letzten Tribut vcrwandschaftlichcr Hochachtung und Liebe Englands Königin zu erweise». Für ciucu Augenblick schwankte mein an geborenes Ncpnblikancrtum und der mir innewohnende, ererbte Gegensatz zn Königen und Kronen. Völlig gefangen von der männlich-kriegerischen Haltung und der königlichen Pose des Deutschen Kaiser», ertappte ich mich, wie ich zu mir sprach: „Bei den Göttern, da ist ein Mann, der jeder Zoll König ist l Von ihm beherrscht zn sein, must ein Vorzug sein!" Diese charakteristischen Acnßcnmgc» des Amerikaners Fredcric William Wile, des Eheskorrespondcntcn der „London Daily Mail" und der „New Aork Times" für Deutschland und des Verfassers „Men Around the Kaiser" ist wiedcrgcgcbcn in dem Heft 24 des „Salonblntt" einem außerordentlich reich nnsgestatletcu Werk über Kaiser Wilhelm II. Unter den Antorcu der famosen Nummer nennen wir den Ncichstagsvizepräsideutcn Dr. Paasche, den bekannten Berliner Journalisten Wilhelm von Massow, Otto von Lohberg, Kapitän zur See Persius, den Ncichstagsabgcorductcn Dr. Maximilian Pfeiffer, die Ncichsgräsin Hedwig uon Platen- Hallcrmnnd. Unter dem überreichen schönen Bildcrschmnck, znm Teil in farbigen Wiedergaben, finden sich auch einige Ha»d- zcichnnngcn des Kaisers, die dem „SalonblaU" znr Verfügung gestellt wurden. Dieses starke Heft, das nnr 50 Pf», kostet, »nd in jeder Buchhandlung zu kaufen ist, stellt eine volkstümliche Fcst- und Jubilänmsgabe und eine Zierde für jeden Bücherschrank dar. — Südamerika ist in letzter Zeit mit nnö in ebenso nahe, gemeinsame Beziehungen getreten, wie Nordamerika. Ja, vielleicht besitzt cö unsererseits ein weitergchcndes Interesse, da cS in weit höherem Maße ein Betätigungsfeld für unsere Jugend nnd ein Absatzgebiet für unsere Industrie ist, nud hoffentlich sein wird. In dieser Erkenntnis hat die „Gartenlaube" eine» Malersmann hinausgcsaudt, der in Wort und Bild davon Kunde geben soll, wie er drüben Land nnd Leute gefunden hat nnd besonders wie es dort heute nm das Deutschtum bestellt ist. In der Nummer 23 berichtet er nun über „Nio de Janeiro nnd sein Dcntschtnm". Nenn charakteristische Originalzcichnnngen des Verfassers gewähren uns interessante Einblicke in das landfchaftlichc nnd das Straßcn- bild. Der Text bildet dazu eine vollkommene Ergänzung. In eigenartiger Weise wird hier das Bild der modernen Großstadt Nio de Janeiro gekennzeichnet. Was ihm aber seinen besonderen Nciz verleiht, sind die Ausführungen über die Stellung, die die Deutschen in der Stadt cinnchmcu, nnd de» Anteil, den sic an der Entwicklung der brasilischen Hauptstadt haben. — „Sie fürchten, Gnädigste, in der Gesellschaft nicht zu gefallen?" Und nur deshalb, weil Sic nicht hübsch zu sein glauben? Sic wissen eben nicht, worauf cS nnkomml. Lassen Sic sich belehren! Kleidet sich eine Dame chik, so wird sic, selbst wenn sic nicht hübsch ist, immer noch eine weit hübschere audstechcn, die fich auf Toiletc nicht versteht. Das ist wohl zweifellos nnd lehrt die tägliche Erfahrung. Wie aber kleidet man sich billig nnd chik zugleich? Dicfes Nälscl löst aufs einfachste das tonangebende Weltmodcnblnlt „Große Mo den well" mit Fächcrvigucttc, Verlag John Henry Schwerin, G. m. b. H., Berlin W. 57. lind dabei lehrt dieses vorzügliche Blatt nebenbei noch lcichtvcrstäudlich, wie auch die Unerfahrenste sich das eleganteste Kostüm für wenig Geld selbst Herstellen kann. Abonncmcnts auf „Große Modcnwclt" mit Fächcrvigncitc (man achte genau auf dcu Titel!) zn 1 Mark vierteljährlich, nehmen sämtliche Buchhandlungen nnd Postanstalten entgegen. Probcunmmcrn bei erstere» n»d dem Verlag Joh» Henry Schwerin, G. m. b. H., Berlin W. 57. M MckrmslMtt Sparkasse in Niedereinsicdel (Nordböhmcn) an der NcichSgrcnzc unter Staatsaufsicht «ud (Yemeiudenarantie verzinst Einlagen in Mark dciitscherReichSwährnngaus Einlagcbüchcr vom Tage des ErlageS bis znm Nückzahlnngs- tagc mit 41° bei halbjähriger Zinsenzu- schrcibnng. Prospekte auf Wunsch dnrch die Direktion. Einzahlungen können er folgen im Dcntschcn Reich auf unser Konto beim Postscheckamt in Leipzig Nr. 10084 mittels Zählkarten, die kostenlos vcr- abfolgt werden. Rückzahlungen auch ohne Kündigung dnrch Vermittelung der Post Porto- n. spesenfrei. Festverzinsliche, sichere Vcrmögenöaulage, befreit von jeder Steuer und Ab gabe. Briefliche Aufträge finden postwendende Erledigung. Sämtliche Spareinlagen sind zufolge kaiserlichen Patentes mündelsicher! Strengste Gchcimhaltnng! Sicher und schmerzlos wirkt das echte Radlauer sche Hiihneraugenmittel. Fl. 60 Pfg. Nur echt aus der Kronen-Apotheke, Berlin 8. Zu haben in Apotheken und Drogerien. 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Es sollte auch keiner jemals davon erfahren — selbst Tante Inge Mellien nicht, der sie doch alles anvertraute. „Harry ist ein guter Junge," meinte Frida leichthin, „ein bißchen grün noch dazwischen." „Aber nein," entfuhr es Olly gegen ihren Willen. „Doch mein Herz," erwiderte Frida überlegen. „Tante Eken wünscht sehnlichst, daß er sich bald ver heiratet, sie beschloß sogar, eine Verbindung zwischen Harry und mir in die Wege zu leiten — da wurde ich ungezogen, glaube mir's, Olly." „Das passiert dir öfter," bemerkte ihr Vater behaglich, während ihm der Stolz über seine hübsche Tochter aus den Augen leuchtete. „Bewahre, Papa, ich bin nur immer, unter allen Umständen, aufrichtig," verteidigte sich Frida. Und nun entspann sich ein lustiges Wortgefecht zwischen Vater und Tochter. Olly hörte stumm zu, und dachte, was für ein Gesicht wohl ihr Vater dazu machen würde, wenn sie so kameradschaftlich mit ihm umspringen wollte, wie Frida es tat. Nach zehn Tagen Berlin erklärte Baron Egge, nun hielten ihn keine zwanzig Pferde mehr in diesem — „Sündenbabel," er habe Sehnsucht nach der „Herta", dem einzigen vernünftigen Frauenzimmer ans Gottes Erdboden, und nach einem Atemzug frischen Ostseewindes. Olly lief in der elterlichen Wohnung so geräuschlos als möglich treppauf und treppab, um ihre Siebensachen für die Jachtfahrt zu packen. Das Terrarium wurde der Mutter dringlich ans Herz gelegt. Dann kam der Abschied. Ollys Augen glänzten in der Vorfreude. Doch im Gärtchen blieb sie plötzlich stehen — lief dann eilig in den Hausflur zurück, fiel der Mutter, die am Treppenpfvsten lehnte, die Hand bereits auf dem Geländer, im Begriff, zum Vater hinaufznsteigen, um den Hals und fliisterte in einer ihr selber ganz unbegreiflichen Rührung: „Mutti, arme Mutti, daß du hicrbleiben mußt — so allein! Sott ich lieber absagen und bei dir bleiben?" „Aber Olly . . ." Frau Lore umschloß das Gesicht ihrer Tochter mit beiden Händen und schaute, mit von aufsteigenden Tränen umdunkelten Blick in die sonst immer so frohen, braunen Augen, die eben merkwürdig ernst aussahen. „Geh' nnr, mein Kind, reise, amüsiere dich, genieße die Fahrt — schreibe — und nimm dich hübsch in acht unterwegs. Wir reisen ja anch bald irgendwohin, Papa und ich." „Ja — in ein Fischerdorf, wo es gar nichts zu sehen gibt. Das kann ich mir denken." „Aber Herzenskind, ich brauche doch nichts mehr," erwiderte Frau Lore lächelnd. „Aber nun beeile dich, der Zug wartet nicht auf euch." In der Gartenpforte wandte Olly sich noch einmal um; da stand die Mutter in ihrem Hellen Sommerkleid in der grünen Laubumrahmung vor den Treppenstufen und winkte mit der Hand. Dieses letzte Bild ihrer Mutter nahm Olly auf; den Vater hatte sie nur grüßen lassen — er durfte um diese Vormittagsstunde beileibe nicht gestört werden. * * Bei der Stadt Swinemünde ankerte die kurländische Jacht „Herta". „Kinder", sagte Baron Egge im Eisenbahnwagen von Berlin aus immer wieder zu den beiden jungen Damen, „wenn ihr bloß eine Ahnung hättet, wie froh ich bin, bald Schiffsplanken unter meinen Füßen zu haben. Kann es wohl für einen Strandgutsbesitzer etwas Schöneres geben, als so während der Heuzeit, wo man auf dem Lande als Gutsherr sehr wohl ent behrlich ist, loszugondeln — immer der Nase nach." „Dem Kompaß nach," schob Frida ein. „Still, Frechdachs, Friß! Aber sagen Sie mal, Ollychen, wie steht es nun eigentlich bei Ihnen mit der Seekrankheit?" „Ich fürchte mich nicht," versicherte Olly. „Als ob es damit abgetan wäre," schmunzelte der Baron, „wenn so eine Regenbö daherkommt, die Jacht sich auf die Seite legt, und die Wellen über Bord gehen, daß es eine Lust ist, was sagen Sie dann dazu, kleines Fränlein?" „Laß dich doch nur nicht von Papa bange machen," tröstete Frida, „er freut sich nämlch diebisch, wenn jemand an Bord das „graue Elend" hat. Ich bin zum Glück seefest, aber unser Schiffsjunge, der arme, kleine Iakob, war zum Erbarmen anzusehen, als die „Herta" bald nach Danzig ordentlich zu tanzen anfing. Wie bleibt es übrigens mit dem Ersatzmatrosen, Papa? Denke dir bloß Olly, wir haben nämlich nnr einen Vollmatrosen, unser Steuermann erkrankte am Vor abend unserer Abreise. Da habe ich Papa häufig am Steuer abgelöst, aber wenn wir nach Schweden gehen —" „Ist alles schon in Ordnung: ich habe den Ersatz- mc in brieflich nach Swinemünde nachbeordert. Er kommt über Riga per Schiff und ist seit heute nach mittag vermutlich schon an Bord der „Herta". „Wer ist es denn? Einer von unseren Leuten?" „Habe an Harry — ich hoffe, daß er schon wieder zu Hause ist — geschrieben, er soll mir einen Mann aus seinem Dorf senden. Die Leute aus Kleindangen sind die zuverlässigsten auf See." Baron Egge hatte seinen Geldbeutel nicht geschont. Was er und Frida alles in Berlin eingekauft hatten, grenzte ans Märchenhafte. Koffer, Kartons, Reisekörbe nnd Plaidtaschen häuften sich auf einer Gepäckdrvschke, die sich unter ihrer Last schwankend, vom Bahnhof in Swinemünde aus in Bewegung setzte. „Die Leute aus den Straßen bleiben ordentlich stehen und gucken uns nach," sagte Frida lachend. „Einen Bärenhunger habe ich", erklärte der Baron, „Nun verstauen wir den ganzen Kram unter Deck und dann futtern wir schleunigst." Angestarrt von einem halbwüchsigen Hafenpublikum, hielten die beiden Droschken am Quai. „Schau mal," rief Frida, „schau Olly, dort ankert die Herta!" Ein paar Meter weit vom Ufer entfernt, lag die schlanke, hellgrau gestrichene Jacht. Schlank ragte der Mast mit einem Wimpel in kurländischen Farben in die Abendlnst empor. Ganz, ganz langsam schien sich das schmucke Fahrzeug um sich selber, zu drehen. Fortsetzung sollst.