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Fernspreckstelle Nr. 82. Die „Skchsilche Elbzeltung" erscheint DlenSlag, Donners- Ing und Sonnabend. Die Ausgabe des Blattes erfolgt Tag« vorher nachm. >1 Uhr. Abonnements Preis viertel' jährlich l Ml. KN Psg., zwei- monatlich I Ml., einmonal- lich KN Pfg. Einzelne Nummern 10 Pf. Alle kaiserÄ Posianstalten, Postboten, sowie die DeilnngSträger nehmen stet« Bestellungen aus die „Sächsische Elbzeitung" an. Sonnabends: „Mchr. tlnlerlmiinngsbiail". !ÄWc AmtZIllütt sür das AmiiWk Allilsunicht des Rchlichc ßWpizslllimt Nil kli AiKail jll Zchmk«, smc siir kn Staklikinkinklni zn Hahnsitin. Druck und Verlag: Legler K Zeuner Nachs. — Verantwortlicher Redakteur: Paul Runge, Schandau. Tel.-Adr.: Elbzeltung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mit twochS und Freitag« biS spätesten- vormittags 9 Uhr aufzugcben. Preis filr die gespaltene CorpuSzeile ober deren Raum lö Pf. (tabellarische und komplizierte nach Übereinkunft.) „Eingesandt" unterm Strich 80 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent- sprechender Rabatt. Donnerstag: „Lan-wIrlschasiUcht Scilage- „Seifenblasen". Inseraten-Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaukenstraße 131; in Dresden und Leipzig: die Annoncen>BureauS von Haascnstein K Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse: in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Mi. IStt. Schandau, Donnerstag, den 26. November 1908. Amtlicher Teil. 52. Jahrgang. Alarm Uevung betreffend. Behufs Abhaltung einer gemeinsamen Ucbung werden die Mannschaften der Pflichtfeuerwehr und der freiwilligen Tnrnerfenerwehr in den nächsten 14 Tagen alarmiert werden. Die Mannschaften der freiwilligen Turnerfeucrwehr haben sich a« der Turnhalle, diejenigen der Pflichtfeuerwehr im Neupark Hinterm Bade, Hh- dranten-Abteilung bei Mertig, Wach-Abteilung am Bafteiplah zu ver sammeln. Die Mannschaften haben bis zum Eingänge eines Befehls an den Ver sammlungsorten zu verbleiben. Uniform beziehentlich Binden sind anzulegen. Dabei wird noch besonders darauf hingewiesen, das; die Bestimmungen in tz 7 der Fcucrlöschordnung für die Stadt Schandau, insbesondere diejenigen über die Verpflichtung der am Erscheinen behinderten Feucrwchrmannschaften zur Entschuldigung und über die Bestrafung wegen uncntschuldigtcn Ausbleibens oder wegen Ausbleibens ohne genügende Entschuldigung auch auf die Alarmiibung Anwendung zu finden haben. Schandau, den 23. November 1908. Der Stadtrat. vr. Voigt, Bürgermeister. Mehzählung betreffend. Das Königliche Ministerium des Innern hat durch Verordnung vom 26. vorigen Monats die Vornahme einer beschränkte Viehzählung am 1. Dezember 1908 angeordnct. Diese Zählung erstreckt sich auf Pferde, Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Die Zählung selbst wird durch unsere Schutzmannschaft auSgeflihrt werden. Schandau, am 24. November 1908. Der Stadtrat. vr. Voigt, B tt r g e r m e t st e r. Hrlskrankenkaffe zu Schandau. Sonnabend, den 28. November 1vo8 abends 8 Uhr 2. diesjährige ordentt. Generalversammlung im Gasthaus zur Gambrinusbrauerei. Tages-Ordnung. 1. Ergänzungswahl des Vorstandes. 2. Wahl der Rechnungsprüfer. 3. Kasfenangelegenheiten. Der Vorstand der Ortskrankenkasse zu Schandau. Hering, Vorsitzender. Gerechtigkeit erhöhet ein Volk. Die innere Krisis ist im wesentlichen überwunden, da der Kaiser die Ausführungen des Reichskanzlers im Reichstag gebilligt und somit — wenn auch mir indirekt — eine Abkehr von dem bisherigen Wege der unmittel baren, verfassungswidrigen Beeinflussung der äußeren Politik zugcsagt hat. Damit sind natürlich manche Organe der öffentlichen Meinung nicht zufrieden. Wenn das bei dem „Berliner Tageblatt", der „Kölnischen Volks zeitung" und natürlich dem stets verneinenden „Vorwärts" zu begreifen ist, so Ist eS doch vollkommen unfaßbar, wie ein streng national gerichtetes Organ wie die „Rheinisch- Westfälische Zeitung" aus Anlaß der Verständigung zwischen Kaiser und Kanzler in dasselbe Horn tuten und geradezu rabiate Töne anschlagcn kann. Was will denn dieses Blatt, was will sein in nationalen Kreisen wohl bekannter Herausgeber? Glaubt etwa irgend ein halb wegs Vernünftiger, durch Erzwingung ein Thronwechsels oder gar durch Aeuderuug der Staatsform eine Gesundung unserer Zustände herbciführen zu können? Solche roten Phantasien sollte inan doch anderen Leuten überlasten. Wir glauben auch nicht, daß die erwähnte Zeitung, deren nationale und monarchische Uebcrzcugung sich oft bewährt hat, im Ernst an dergleichen denkt. Um so mehr müssen wir solche Paroxysmen augenblicklicher ZorncSwallung als unbegreiflich unklug bezeichnen. Der halbverrückte Gouverneur von Berlin, Graf Schulenburg, hat einst nach der Schlacht bei Jena das be—rühmte Wort geprägt: Ruhe ist die erste Bürger pflicht. Wer so etwas in Tagen schwerer Not sagt, der gehört auf die Anklagebank oder in die Anstalt. Aber nach schweren Krisen, wie wir sie durchgcmacht haben, ist in der Tat Ruhe und Besonnenheit die allererste Pflicht des Staatsbürgers. Selbstverständlich ist damit nicht die Ruhe der Lethargie und Apathie gemeint, sondern die der Entschlossenheit und Selbstbeherrschung. Unser Kaiser weiß jetzt ganz genau, dus; die deutsche Nation, die vor seinen hohen und edlen Charaktereigenschaften die höchste Achtung hat, ihm doch auf eigenwillig gewählten Pfaden autokratischer Gottesgnadcnpolitik nicht folgen will; nun aber heißt cs für uns innehaltcn, die Hand erfassen, die der Monarch uns hinstrcckt, und im festen Bunde mit ihm voranschreiten auf dem Wege zur inneren Genesung. Denkt nn das Ausland, Ihr Sturmläufer gegen die Machtstellung des Kaisertums! Seht das höhnische Grinsen, mst dem man dort unter der Maske aufrichtiger Billigung unsere inneren Kämpfe betrachtet! Noch ist kein unheilbarer Schaden geschehen, noch überwiegt im Ausland das Gefühl des halb unbewußten Respekts vor dem einmütigen Fcontmachen des deutschen Volks gegen eine Politik „romantischer Vellcitätcn und impulsiver Entschlüsse", gegen Bevormundung und Entrechtung in Lebensfragen der Nation. Aber nur noch ein bischen länger braucht das pessimistische Nörgeln und Schimpfen zu dauern, und die Wirkung ist unzweifelhaft ein völliger Verlust des deutschen Ansehens im Ausland. Wenn neulich behauptet wurde, mit unserer Negierung könne man keine Politik treiben, da sie von der sprunghaften Laune eines Einzelnen abhäuge, so kann noch viel be stimmter jetzt gesagt werden: unsere Negierung kann keine N ichtamtltwer Teil. Politik treiben, wenn das Ausland glaubt, das deutsche Volk stände nicht hinter ihr. Es ist falsch zu glauben, alles wäre gut, wenn der deutsche Kaiser sich Hinfort jeder Einmischung enthielte. Wer hat Preußen geschaffen und groß gemacht. Seine Könige. Wer hat das Reich geschaffen und trägt es noch jetzt? Das preußische König tum, allerdings durch die Kraft des von ihm, bezw. von dem großen Bismarck aufgegriffenen nationalen Gedankens. Und dieses preußische Königtum, das jetzt zum deutschen Kaisertum hcrangcwachsen ist, will man depoffedieren, zu einem Schatten herabdrücken? Noch dazu in einem Reiche, dessen Bevölkerung zu neun Zehnteln politisch noch un reif ist? — Es ist ja möglich, daß die Republik die Staatsform der Zukunft ist. Aber erst liefere man uns den Beweis, daß ein Volk in seiner großen Mehrheit zur Wahrung seiner Existenz und seiner Freiheit von fremdem Joch entschloßen ist, ehe man ihm die Zügel selbst in die Hand gibt. Einstweilen aber steht es noch so, daß bei unseren zerfahrenen Parteiverhältniffcn kein Ehrlicher eine Erschütterung des ausglcichendcn Faktors Monarchie wünschen darf. Nachdem der Höhepunkt der Krisis überschritten und eine gewiße Beruhigung der Gemüter eingetreten Ist, macht sich erst in vollem Maße die Bedeutung der Steucrvorlagen geltend. Fürst Bülow hat dieselben, so weit sie für das Reich gelten, selbst im Reichstag eln- gesührt. Nörgler' behaupten, seine Rede sei nur matt gewesen, und folgern daraus allerhand über die wirklichen Ergebnisse der Verhandlungen zwischen Kaiser und Reichs kanzler. Aber man wird zugcstchen müßen, daß ein so spröder und widerhaarigcr Stoff sich unmöglich auf eine begeisternde Weise etnführcn läßt. Daran wäre der größte Ncdekünstlcr gescheitert. Bülow hat jedenfalls den Hauptpunkt klar genug hcrvorgchoben, daß nämlich große neue Einnahmen für das Reich unbedingt erforderlich sind, wenn es sich behaupten will. Und auch das erweist seine Rede unwiderleglich, daß alle die ein schweres Un recht begehen, die jetzt bei der Verteidigung ihrer mehr oder weniger berechtigten Interessen gegen die Steuer vorlagen sich anstelle», als ob die Welt zugrunde gehen müßte, wenn diese Vorlagen Gesetzeskraft erhielten. Ueber die einzelnen Vorschläge der NeichSrcgierung läßt sich natürlich streiten. Man bedenke aber, daß der Bundes rat sie gebilligt hat und somit die Gcsamtvorlagc schon ein Kompromiß bedeutet, bei dem die Interessen der einzelnen Länder und ErwcrbSgruppen sorgsam abgewogen sind. Wieviel Tabak, Bier, Wein und vor allem Brannt wein tragen können, darüber darf man verschiedener Meinung sein. Eine Gas- und Elcktrizitätssteuer erscheint uns als ungerecht und kulturwidrig. Wie man aber gegen jede progressive Erhöhung der Einkommensteuer und gegen die Nachlaßsteuer prinzipiellen Einspruch er heben kann, ist schwer zu begreifen. In einer Zeit, in der ein Drittel des Volkes unter sozialdemokratischer Führung eine völlige Expropriation aller Besitzenden an strebt, sollte doch die Zumutung der alljährlichen Opferung eines kleinen Teils dieses Besitzes nicht als himmelschreien des Unrecht hingestellt werden, zumal wenn cs gilt, auf diese Weise Reich und Staat und somit auch den Besitz gegen jene Bestrebungen zu schützen. Natürlich müßen die kleinen Vermögen verschont bleiben, und wenn der ländliche Besitz als solcher schon zu stark belastet ist, so müßen für Ihn besondere Vorzugsbestimmungen getroffen werden. Aber im allgemeinen gibt es gar keine gerechtere als die Nachlaßsteuer, und die breiten Maßen des Volkes, vor allem die der Arbeiter, würden es nicht verstehen, wenn irgend welche Bedenken idealer oder auch agrarischer Natur hier als ausschlaggebend anerkannt würden. „Gerechtigkeit erhöhet ein Volk." Politische Rundschau. Deutsches Reich. Neben dem im „Daily Telegraph" veröffentlichten Kaiser-Interview hatte in den letzten Wochen auch eine Unterredung von sich reden gemacht, welche vom Kaiser Wilhelm dem amerikanischen Journalisten Hale gewährt worden mar. Ueber diese Unterredung hatte zunächst der „New-Jork American" einiges wiedergegeben, so Acußerungen, welche der Kaiser über die amerikanische Flottcnfahrt, dem amerikanisch-japanischen Gegensatz, die möglichen Gefahren für England aus seinem Bündnisse mit Japan usw. gemacht haben sollte; diese Auslastungen klangen auch nicht unwahrscheinlich und waren zudem unbedenklich. Nun aber kam das New-Iorker Sensations blatt „World" mit allerlei „Enthüllungen" über die Audienz des Herrn Hale bei dem deutschen Kaiser hinter her, wonach sich der Monarch besonders über England in der bittersten und schärfsten Weise ausgesprochen hätte, Acußerungen, die, wenn sie wahr gewesen wären, in England einen furchtbaren Sturm der Entrüstung gegen den Kaiser hätten Hervorrufen müssen. Indessen, wie zu erwarten war, zeigt es sich, daß die Angaben der „World" über die Acußerungen des Kaisers in der Hauptsache böswillige Erfindungen des genannten Blattes waren, denn der „Ncichsanzeiger" bringt ein energisches amtliches Dementi der Mitteilungen in der „World" die von Anfang bis Ende als haltlose Er findungen bezeichnet werden. Hoffentlich nimmt auch die öffentliche Meinung jenseits des Kanals die not wendige Notiz. Der deutsche Kronprinz wohnte am Montag abend im Blüthncrschcn Saale zu Berlin einem Konzert des groß-russischen Balalaika-OrchesterS aus Petersburg bei, welches von Basil v. Ardrof geleitet wurde. Der Kron prinz zeichnete die Darbietungen des Orchesters durch lebhaften Beifall aus. Der „Berliner Lokal-Anzeiger" veröffentlicht ein Interview des KricgSmiuistcrS v. Einem, wonach letzterer die Vorwürfe des Abgeordneten Payer in der Nölchs- tagssitzung vom 23. November zurückweist. Seine Tätigkeit beschränkte sich auf die Entscheidung über die Abnahme oder Nichtabnahme des Zeppclinschen Luft schiffes. Nach Anhörcn des Gutachtens der Kommissare erachtete er die Abnahmefähigkeit für vorliegend, und nahm das Schiff offiziell ab. Ueber die finanzielle Seite mit Zeppelin zu verhandeln, lag nicht in seiner Zu ständigkeit. König Friedrich August traf am Dienstag vormittag aus Dresden in Leipzig ein, wo er sofort das neue Soldatenheim besichtigte. Dann wohnte er im Hofe der Kaserne der 107er der Vereidigung der Rekruten