Volltext Seite (XML)
Fernsprechstell« Nr. 22. Di- „Sächsische Elbzeitung" erscheint DienStag, Donner«, tag und Sonnabend. Die Nu-gabe des Blatte« erfolgt Lag« vorher nachm. 4 Uhr. Abonnement«. Preis viertei- sährlich I Mk. 50 Pfg., ,wei. monatlich 1 Mk., «inmonat- lich 50 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pf, All« kaiserl. Postanstaltrn, Postboten, sowie die Zeitungsträger nehmen stet» Bestellungen auf die .Sächsische Elbzeitung" an. MW MW. Amtsblatt sii kr WM WM« MIMI ««d iln Wtnt zi kW«, smit fit i>n MtMiÄmi n SM!«. MU „Allaftrtert. G-oataßsSlatt^'. Mit Humor. Beilage „E«tfe«»laseu". Mit „Lanhwirtschaftl. lvtila««". Tel.: Ndr.-MzeitüNg. Inserate, hei der weiten Verbreitung d.Bl. von großer Wirkung, sind Montag«, MittwochSundFreitag« bis spätesten» vormittag« 0 Uhr auf,»geben. Preis fllr die gespaltene CorpuSzeil« oder deren Raum 15 Pf. (tabellarische und kompliziert« nach Über«inlunft.) „Eingesandt" unterm Strich SO Pf. die Zeil«. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Inserat««» Nnnahm«st«llen: In Schandau: LxP«dition Zaukenstraß« 184, in D««den und Ltipzlg : di« Annonc«n - Bureau« von Haasrnstein L Bögler, Invalidendank und Rudolf Moff«, in Frankfurt a. M.: S. L. Daube L To. Schandau, Dienstag, den 2. Juni 1908. Hi . «S. 52. MlMg. Amtlicher Teil Versteigerung. Mittwoch, den S. Juni 1VV8 norm. 10 Uhr sollen lm Versteigerungs- lokale des hiesigen Amtsgerichts 1 Tofa, 2 Sessel (braune Plüschgarnitur) 2 runde Tische, 1 Schreibtisch, L Vertiko, 1 Pfeilerspiegel mit Marmoplatte, S Rohrstiihle, ll Hänge lampe, L Ofenschirm, L Bild gegen Barzahlung meistbietend versteigert werden. Schandau, den 29. Mai 1908. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Die in städtischem Besitze befindliche Volksbücherei wird dem Publikum zur fleißigen Benutzung empfohlen. Die Ausgabe der Bücher erfolgt an den Freitagen jeder Woche nach mittags zwischen 4 und 5 Uhr im neueren Schulgebäude, 1. Etage, durch Herrn Lehrer Sommer. Der Ausschuß für Verwaltung der Volksbücherei, lln. Voigt, Bürgermeister. Eine eindriiigliihe Wammig. Seit Monaten tobt in Marokko ein harter Kampf zwischen Franzosen und Marokkanern. Bedauerlicher noch als dieser Krieg ist die Tatsache, daß in Marokko viele deutsche Söhne für Frankreichs Ehre ihr Blut vergießen. Unter den Kämpfern auf französischer Seite sind nämlich viele Hunderte von Frcmdenlegionären, die sonst in Algerien stehen. Im französischen Militärwochcnblatt „Uranos miiitairo" steht über das für die Franzosen siegreiche Gefecht bei Manabba vom 16. April folgender Bericht: „Krüger, Vizefeldwcbel, hat seinen Zug mit Tatkraft und Kaltblütigkeit geführt. Die Gefreiten Lucke und Heumann, die Soldaten Mayer, Koffer und Heintz zeigten vorzügliche Haltung im Feuer. Gefreiter Petzold bewies als Führer eines AußcnpostenS, der von einem stark überlegenen Feinde angegriffen wurde, im heftigsten Feuer Kaltblütigkeit und Entschlossenheit. Morgenstern hielt sich Int Gefecht ausgezeichnet." Die Abteilung des französischen Offiziers Picrron hatte nach einem anstrengenden Marsche ein Biwak be zogen. Als die Mannschaften im tiefsten Schlafe lagen, wurden sie von den Marokkanern überfallen. Die fran zösische Abteilung wäre aufgetricben worden, wenn sich nicht ein Hauptmann mit einer Schar deutscher Frcmden- legionäre dem Feinde entgegengeworfen hätte. Schließ lich wurden die Marokkaner völlig geschlagen. Also lanter deutsche Namen sind in dem Bericht genannt, und durch Deutsche ist der Ucberfall siegreich abgewehrt worden. Es ist wohl anzunehmcn, daß noch mehr glänzende Wasfenerfolge der Franzosen mit großenteils deutschem Blute erkauft sind. Sicher ist auch wohl, daß die An erkennung nur den überlebenden deutschen Fremden- lcgionären gezollt wird. Man liest nichts davon, daß man auch der gefallenen deutschen Söhne ehrend gedenkt. Unstreitig sind doch in den vielen Gefechten viele deutsche Fremdcnlcgionäre geblieben. Wieviele mögen es sein, deren Namen niemand nennt I Es sind ja „nur Fremde" I Die braucht man nicht zu nennen, genug, wenn sie ihr Blut gegeben haben! Wieviele deutsche Elternherzcn mögen trauern um Söhne, in Marokko gefallen für eines fremden Volkes Ehre! Wie sind die deutschen Söhne in die Fremdenlegion hlneingekommen? Viele trieb die Abenteuerlust, und sie ließen sich freiwillig anwerben in der Hoffnung auf ein freies, freudenvolles Leben. Viele werden auch von den Werbern für die Fremdenlegion einfach mit Gewalt und List verschleppt. In noch frischer Erinnerung dürfte der Fall sein, wie im vorigen Jahre ein badischer Schul lehrer auf heimtückische Weise zu den Frcmdenlegionären gebracht wurde. Die, die mit den schönsten Hoffnungen in diese französische Truppen cintratcn, sind sämtlich aufs bitterste enttäuscht worden. Das Leben dort ist nichts weniger als frei und freudenreich, cs ist hart und barbarisch in jeder Beziehung. Für immer von der Heimat, von Vater und Mutter und Verwandten ge trennt, wenn nicht ein glücklicher Zufall die Befreiung bringt, gehen stark »/w aller Fremdcnlcgionäre einem rühmlosen Untergang entgegen. ES ist schon häufig das Leben in der französischen Fremdenlegion geschildert worden, dennoch sind immer wieder viele deutsche Jünglinge so töricht, den Lockungen der Werber zu folgen. Haben sie sich verkauft, so gibts kein Zurück mehr. So ehrenvoll sich auch die deutschen Fremdenleglonäre geschlagen haben, so bleibt doch richtig, daß deutsche Söhne zu schade sind, für Frankreichs Ehre zu bluten und zu sterben. Es ist die heilige Pflicht jedes deutschen Mannes, vor allem Pflicht jedes Kameraden, unsere jungen Leute unablässig und eindringlich vor der Fremdenlegion zu warnen. Den deutschen Soldatenrock zn tragen, ist ehrenvoll, den der Fremdenlegion anzu- ziehcn, ist rühmlos und eines deutschen Jünglings durch aus unwürdig. Nichtamtlicher Teil. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Zum Empfange des schwedischen KönigSpaareS hatten sich auf dem Lehrter Bahnhöfe eingcfunden der Kaiser, die Kaiserin, die Kronprinzessin, sämtliche hier und in Potsdam weilenden Prinzen und Prinzcssincn des König!. Hauses, der Fürst von Hohenzollern, die hier und in Potsdam anwesenden Prinzen und Prinzessinnen der regierenden deutschen Häuser, die Generalität, die Ad miralität, der Kriegsminister, der Staatssekretär des Ncichsmarincamts, der Staatssekretär des Auswärtigen, der Polizeipräsident, die Herren und Damen der schwedi schen Gesandtschaft und zahlreiche Mitglieder der schwedi schen Kolonie. Der König und die Königin wurden vom Kaiserpaar aufs herzlichste begrüßt. Nach dem Ab- schreitcn der Front der Ehrenwache begaben sich die Fürstlichkeiten zu den Wagen. Im ersten vierspännigen offenen Wagen mit Spitzenreitern nahmen der Kaiser und der König Platz, im zweiten gleichgeschirrten die Kaiserin und die Königin. Ein zahlreiches Publikum begrüßte die Majestäten mit Hochrufen. Auf dem Wege zum Branden burger Tore bildeten Innungen und Vereine Spalier. Am Pariser Platz wurde um 5^ Uhr kurze Zeit Halt gemacht. 200 weiß gekleidete Schülerinnen mit Kränzen in schwedischen Farben waren zur Begrüßung ausgestellt. Der Einzug im Schlosse erfolgte unter Glockengeläut. In der Halle vor der Mecklenburgischen Wohnung im Schlosse, worin das Königspaar Wohnung nimmt, fand großer Empfang statt. An diesem Mittwoch finden die Nenwahlcn zum preußischen Abgeordnetenhaus« nach einer im allgemeinen recht ruhig verlaufenen Wahlbcwcgung statt. Besondere Uebcrraschungen find von den Wahlen schwerlich zu er warten, die bisherige politische Zusammensetzung der preußischen Volksvertretung dürfte jedenfalls keine ein- schneideren Veränderungen erfahren. Immerhin kann man dem Wahlausfall in einer ganzen Reihe von Wahl kreisen, in denen die Verhältnisse nicht vollständig klar liegen, mit Interesse entgegensetzen. Die Voruntersuchung im Falle Eulenburg, welche Landgcrichtsdirektor Schmidt-Berlin führt, wird zweifellos noch vor Pfingsten zum Abschluß gelangen, nachdem Herr Schmidt die Vernehmung der wetteren Zeugen in der Affäre Eulenburg in München, Starnberg usw. zu Ende gebracht hat. Es gilt als nicht ausgeschlossen, daß die Verhandlung gegen den Fürsten Eulenburg bereits In der am 15. Juni beginnenden neuen Sitzungsperiode des Berliner Schwurgerichtes erfolgt. Die Zweite sächsische Kammer erledigte und ge nehmigte am Freitag in der Schlußbcratung wiederum mehrere Etatssache, unter ihnen auch den Justizetat, letzteren allerdings erst nach stundenlanger Debatte. Auch am Sonnabend hielt die Kammer ausnahmsweise eine Sitzung ab. Die Sommcrvertagung des Reichstages soll am Freitag vor Pfingsten cintreten. — Die WahlrechtS- dcputation der Zweiten sächsischen Kammer berieten am Sonnabend den von den Berichterstattern Dr. Kühlmorgen und Hettner nach den Kompromißvorschlägcn cingcarbeitetcn und vorgelcgten NegierungScntwurf in zweiter Lesung. Nach längerer Debatte nahm die Kommission die Vor lage gegen 4 Stimmen an. Die Negierung erklärte sich auch jetzt noch nicht zum Kompromiß. Die beiden königlich-sächsischen Infanterie-Regimenter Nr. 106 und 107 in Leipzig begehen an diesem Dienstag das Jubiläum ihres 200jährigen Bestehens. König Friedrich August und Prinz Johann Georg werden diese militärische Jubelfeier auszcichnen. Frankreich. Präsident Fallldres ist von seinem Besuche am eng lischen Hofe am Freitag wieder in Paris eingetroffen, bei der Ankunft von sämtlichen Ministern empfangen und vom Publikum lebhaft begrüßt. Vor dem Verlassen Englands hatte Falliöres in einer Depesche an König Eduard für den ihm in London bereiteten herzlichen Empfang nochmals seinen herzlichen Dank ausgesprochen. Rußland. In Jckaterinodar ist ein deutscher Untertan namens Truhn, von betrunkenen Polizisten, welche eine Haus suchung Vornahmen, ganz grundlos niedergeschossen worden. Die deutsche Botschaft in Petersburg will selt samerweise noch ohne eine Meldung über die Ermordung TruhnS sein. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und Persien wird als bevorstehend erachtet. Die Lage ist ernst. Türkei. Die Unruhen auf der türkischen Insel Samos tragen nach den neueren Meldungen hierüber den Charakter eines förmlichen Aufstandes der Bevölkerung gegen die Negierung des Fürsten Kopassis Effendi wie gegen die Pforte selbst. Der Fürst und die Garnison sollen in Samos von den Insurgenten blockiert sein. Die Pforte will ein Geschwader von Kriegsschiffen mit erheblichen militärischen Verstärkungen an Bord nach Samos zur Unterdrückung des Aufstandes entsenden. Schiffe des englischen und des französischen MittelmcergeschwaderS sind ebenfalls nach Samos beordert worden. Ostasieu. Der Ausstand in Korea gegen die japanische Herr schaft soll nach einer Darstellung von japanischer Seite alles organisatorische Ansehen verloren haben, seitdem sich der eigentliche Führer der Insurgenten den Japanern ergeben hat. Immerhin haben bis jetzt zwischen den Japanern und den koreanischen Rebellen im ganzen 53 Gefechte stattgefunden, bet denen die Rebellen 549, die japanischen Truppen 30 Mann verloren. Marokko. Die bei Fez stehende Streitmacht des Gegensultans Mulm) Hafid hat in den letzten Tagen noch bedeutende Verstärkung durch das Zuströmen verschiedener Stämme und Retterabteilungen erhalten. Außerdem wurden aus Fez acht Kanonen zu der Mahalla Mulay Hasids gebracht. Lokale- und Sächsisches. Schandau, den 1. Juni 1908. Diese Trauerbotschaft traf am Freitag nachmittag plötzlich und unerwartet bei uns ein und veranlaßte die Redaktion zur Herausgabe eines Extrablattes. Wenn auch schon vorauszuschen war, daß der Körper nicht mehr lange mit dem Fcucrgeiste Schritt halten werde, wenn also das Ableben des nunmehr Dahtngeschiedcnen schon von Tag zu Tag immer näher gerückt mar, so täuscht sich doch so gern der Mensch über die Tatsachen hinweg und klammert sich, gleichsam wie ein Ertrinkender an den Strohhalm, an das geringste Ausflackern des Lebenslichtes; und wie es uns allen just um dieselben Tage vor zwanzig Jahren erging, als aller Augen nach dem Kaiserschloffe in Berlin gerichtet waren, wo der große Dulderkaiser in letzter Kraft mit dem unerbittlichen Sensenmann rang, so erging es auch jetzt unsern Bürgern, unserer ganzen Einwohnerschaft, selbst den unter uns weilenden Gästen. An jedcnl Morgen die gleiche Frage: Wie geht es unserm Bürgermeister, unserm Wieck ? Und gewöhn lich ging der Antwort Erheischende gesenkten Kopfes von uns, im Auge aber doch einen Hoffnungsschimmer mit nehmend. Gleich „unserm Fritz" hat auch „unser Wieck" lange Tage mit dem Tode ringen müssen, gleich ihm hat er jedoch ruhig und mutig ausgehalten, wie er während der zwanzig Jahre auf seinem nicht immer freudvollen Amte zu Nutz und Frommen unseres Städt chens ausgcharrt hat. Auch auf ihn paßt so recht das zum geflügelten Wort gewordene: Lerne leiden ohne zu klagen. Wer war Wieck? — Unser Bürgermeister! Im Jahre 1886 wurde er, von Glauchau kommend, von