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Naunhofer Nachrichten Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jcdcn Dkrislag, DonnerSlag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage?. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittag? 11 Uhr am Tage deS Erscheine«-. 23. Jahrgang. Mittwoch den 27. November 1912. Nr. 141. Mit einer vierseitige» Illustrierte» So««1a-SPeUaM Bezugspreis: Frei in- HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich Frei inS HauS durch die Post Mk. 1 30 vierteljährlich. Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. «nkSudiguuge« - Für Inserenten der AmtShauptmann« schäft Grimma 12 Pfg. die fünfge« spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtig« 15 Pfg. Bei Wtedcrholungm Rabatt. Verlag und Druck: «üuz L Eule, Naushof. Redaktion: Nsvert Gü»r, M«e»tzOs. Bekanntmachung. Einstellung von Dreijährig Freiwilligen. Die Mmenabteilung in Luxhaven stellt im Frühjahr 1913 dreijährig freiwillige Mlnenmatrosen und Minenheizer ein und zwar ») al- Miueumatrosen Seeleute, See- und Flußschlfser, Fischer, Handwerker und andere Berufe, b) al- Minenheizer Maschinisten und Heizer, Maschinenbauer, Kesselschmiede, Kupfer schmiede, Elektrotechniker, Mechaniker und ähnliche Berufe. Dreijährige Zivillehrzett und Bestehen einer Prüfung (Deutsch, Rechnen, Zeichnen) gibt die Möglichkeit zur Kapitulation für die Minenmaschinistenlaufbahn. Junge Leute, die beabsichtigen, als Freiwillige einzu treten, müffen ein Gesuch mit einem selbstgeschriebenen Lebens lauf, ihren Zeugnissen und einen vom Ziviloocsitzenden der Ersatzkommission zu erbittenden Meldeschein zum freiwilligen Eintritt baldigst an das Kommando der Minenabteilung in Euxhaven einsenden. Die ärztliche Untersuchung wird dann durch das Bezukskommando veranlaßt. Öfterreicks Mekrkrakt. (Don unserem militärischen Mitarbeiter.) Die Spannung der internationalen Lage, in der das Interesse der österreichisch-ungarischen Monarchie so scharf hervortritt, lenkt Lie Blicke auf die Wehrmacht unseres Bundesgenossen. Vor sechs Jahren trat zum erstenmal an die stelle des obersten Kriegsherrn in Osterreich-Ungarn der Thronfolger als Manöverleiter. An der dalmatischen Küste fanden dre kombinierten Übungen von Landheer und Flotte statt. Da- Urteil war vernichtend. Diesen gedrungenen, wie aus Erz gemeißelten Erz herzog Franz Ferdinand lernte man fürchten, denn rück sichtslos trat er alles überlebte und namentlich alle ge schäftigen Nichtstuer nieder. Unter den Exzellenzen gab eS lange Gesichter; und ein österreichischer Prinz nach dem anderen nahm seinen Abschied. Vieles, sehr vieles mochte übertrieben sein, denn di« österreichisch-ungarische Wehr macht war nicht schlecht, aber trotzdem tat der eiserne Besen gut. An d-e Spitze des Heeres und der Flotte traten Männer, die ihre Aufgabe dahin auffaßten, daß sie die Streitkräfte der Monarchie zum Kriege vorzubereiten hätten. Der militärischen Presse, insbesondere Danzers bekannter Armeezeitung, wurden die Zügel locker gelassen — fast schrieb sie so kriegerisch, wie in Paris die „France Militaire". In Osterreich-Ungarn denken der älteste General und der jüngste Kadett seit langem nur an eins: an den Krieg. Gleichviel an welchen, aber an den Krieg, ob nun gegen Italien oder Serbien oder Rußland, denn zum Krieg führen ist die Armee da und nicht zum Herumsitzen in Kaffeehäusern und zum Tanzen. Das muß man hervor heben, wenn man von Österreichs Wehrkraft spricht, denn eS wird zur psychologischen Erklärung österreichischer Siege nötig sein, wenn erst einmal die Kanonen donnern. Dank dem Thronfolger Franz Ferdinand lebt in seiner Armee ein geradezu überpreußischer Drang nach vorwärts. Die große Militärvorlage ist ja drüben jetzt auch glücklich unter Dach und Fach. Im Kriegsfall stellt die Monarchie weit mehr Soldaten auf die Beine, als die Handbücher angeben; man kann auf gut 1800 (XX) Mann ohne den Landsturm rechnen. Ein wenig rückständig ist noch die Artillerie mit ihren alten Bronzerohren, die vom nächsten Jahre an ersetzt werden sollten. Dafür ist die Reiterei schlechthin die erste der Welt. Das Gros der Offiziere der Infanterie, der geschniegelten, gebügelten, mit unter sogar ein Korsett tragenden „gschütten" Herren, macht auf preußisch-deutsche Augen einen nicht immer militärischen Eindruck. Aber dieselben Offiziere leisten im Felde Hervor ragendes. Das Training ist seit einigen Jahren so bitter scharf, das alles Schlaffe dabei ausgemerzt worden ist. Den gefürchteten Franz Ferdinand fängt man mm auch an zu lieben. In Heer und Flotte ist nur eine Stimme der Begeisterung für ihn; er hat in wenigen Jahren Ungeheures geleistet, üLerall den rechten Mann an die rechte Stelle gesetzt und kann sich auf seine Leute verlassen. Freilich nicht auf alle, denn daS Völkergemisch, das auf drei verschiedene Kontingente verteilt ist, das gemein same, da- österreichische, das ungarische Heer, ist mitunter nur mit Vorsicht zu genießen. Es gibt unbotmäßige und meuternde Südslaven darunter. Um an der serbischen Grenze nur zuverlässiges Material zu haben, ist deutscher, polnischer, madjarischer, rumänischer Ersatz dorthin geschickt worden. „ , Aber die riesige Maschinerie klappt trotz aller gelegent- lichen Reibungen, die der Sprachen- und Raffenunterschied bringt, mit vollkommener Akkuratesse. Leider kommt in dem möglicherweise (manche sagen sogar: wahrscheinlicher- weise) bevorstehenden Konflikt eines nicht recht zur Wirkung, nämlich die Schnelligkeit der prompten Mobil machung. Rußland schlägt nicht los, ehe es nicht auch selber fertig ist, Österreich aber greift vorher nicht an, weil der Dreibundvertrag unsere Beteiligung nur an einem Verteidigungskrieg des Nachbarn vorsieht. Wird das anderweitig schon beschäftigte Osterreich-Ungarn von Ruß land angegriffen, so müssen wir Rußland angreifen, greifen wir Rußland an, so muß Frankreich uns angreifen, greift Frankreich uns an, so muß Italien Frankreich angreifen, greift Italien Frankreich an, so muß England Italien an greifen: wie man sieht, sind es lauter Defensivbündnisse, aber sie können ganz Europa aufrollen. Das einzige, worauf man sich in so gewitterschwangerer Zeit verlassen kann, ist die eigene Wehrkraft. Die Osterreich-Ungarns war immer gut, ist seit sechs Jahren vortrefflich. Und wir, — nun, wir stehen auch unsern Mann. GewitterMmmung I Di« internationale Lage hat sich über Sonntag nicht geändert; sie ist aber auch um keinen Deut besser geworden. Man möchte eher das Gegenteil behaupten, denn je länger die Luft derart mit Elektrizität geladen ist, wie im Augen blick, desto gefährlicher kann der Blitz werden, der auf Europa herniedersaust. Rußland treibt sein verwerfliche- Spiel weiter und stärkt den anmaßenden serbischen Politikern den Rücken gegen Osterreich-Ungarn. Kein Wunder daher, daß die Herren in Belgrad einen Ton riskieren, der sich mit der diplomatischen Wohlanständigkeit kaum noch vereinbaren läßt. Ihnen wäre eine wohl verdiente Züchtigung schon zu wünschen. Deutsch-englisch« Friedensmahnmrg. Die Erregung unter der Bevölkerung der europäisch« Großmächte ist durch von allen Seiten kommende alar mierende Nachrichten aufs höchste gestiegen. Das beweist am besten die Haltung der Börsen am Montag. Wieder sind die Kurse, namentlich in Berlin, rapide gefallen. DaS gibt endlich der deutschen Reichsregierung Veranlassung, auS ihrer bisherigen Reserve herauszutreten. Sie läßt an auffallender Stelle in her Montag-Ausgabe der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" erklären: „Die hiesige Börse war heute ungünstig beeinfluß» durch einen Artikel der „Neuen Gesellschaftliche« Cor re» spondenz", der sich auf eine „besondere vorzüglich unter richtete Seite" beruft. Er enthält folgende tatsächliche Behauptungen: 1. Der russische Minister Ssasonow habe vor vier Tagen seinen Standpunkt in der serbischen Hafen- frage geändert. Dies ist schon deshalb unrichtig, weil die Mächte übereingekommen sind, sich in keiner einzelnen Frage auS dem Balkanproblem zum Vorau» festzulegen. S Österreich-Ungarn habe fünf Armeekorps mobilisiert. Die» entspricht nicht den Tatsachen, wie sich jeder- mann auS den offiziellen Wiener und Budapester Dar legungen überzeugen kann. ». Österreich - Ungarn beab- sichtige, in wenigen Tagen ein Ultimatum in Belgrad zu überreichen. Auch diese Behauptung ist unwahr. Wie schon oben gesagt, soll die albanische und adriatische Frage erst Im Verein mit den anderen aus den Vorgängen am Balkan entstandenen Fragen diskutiert und geregelt werden. ES ist besonders unverantwortlich, durch derartige unlautere Nachrichten die öffentliche Meinung in einem Augenblick zu beunruhigen, in dem die Regierungen aller Großmächte ernsthaft bemüht find, für immerhin schwierige Fragen etue friedliche Lösung zu finden." Das ist eine Sprache, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt und sicherlich etwas zur Beruhigung dienen wird. Auf der andern Seite verkennt aber auch die Reichsregierung nicht, daß .schwierige Fragen" der Lösung harren. Hoffen wir, daß den Bemühungen der Mächte in diesem Falle, wo sie ihr eigenes Fell zu Markte tragen, mehr Erfolg beschieden sei, wie beim Ausbruch des Balkankrieges. Eine gleich scharfe Sprache führt auch England in der offiziösen „Westminster-Gazette". Dort heißt es, es sei eine wilde Absurdität, zu denken, daß England wegen einer Frage, wie Serbiens Zutritt zum Meer, in einen Konflikt zwischen Österreich und Rußland zusammen mit Deutschland, Frankreich und Italien hineingezogen werden könne. Die Welt könne nicht so verrückt sein. England fühle sich jedenfalls nicht verpflichtet, die serbischen An sprüche zur Parteifrage zwischen Dreibund und Tripel entente zu machen. Serbiens Landhunger. Der serbische Ministerpräsident Paschitsch treibt ein gefährliches Doppelspiel, das sich Osterreich-Ungarn kaum noch lange gefallen lassen wird. Amtlich erklärt er. die ganze Adriafrage und alles, was damit Zusammenhänge könne erst nach Beendigung des Türkenkrieges angeschnitten werden. Nebenher jedoch erzählt er jedem, der es wissen will, von den Forderungen Serbiens. Belgrad, 25. Noo. Der gestrige u«ter dem Vorsitz de» König- abgehaltene Mtnisterrat beschloß, Österreich mttzuteilen, daß vor der endgültigen Beendigung der KriegSoperattone« und ohne Zusammenwirkung und Zu- sttmmung aller Bundesftaaten des Balkan» vorläufig «och keine definitive Antwort erteilt werden kann. Nach dem Friedensschluß mit der Türkei werde die An gelegenheit eine Lösung finden, mit der Österreich zu frieden sein würde. Das war amtlich; jetzt kommt aber Herr Paschitsch gleich hinterher von der anderen Seite und erklärt einem Berichterstatter haarklein, was Serbien will. Das ist erstens wirtschaftliche Unabhängigkeit, wofern nicht mit den anderen Balkanstaaten ein Zollverein abgeschlossen wird; und zweitens freier und angemessener Zugang zum Adriatischen Meer. Darunter versteht man in Belgrad einen mit dem eigentlichen Serbien verbundenen 50 Kilometer langen Küstenstreifen von Alessio nach Durazzo. Das ist genau das, was Österreich unter keinen Umständen zugeben will. Es ist auch nicht anzunehmen, daß Österreich sich mit dem serbischen Ministerratsbeschluß bescheiden und sich bis zum Friedensschluß an der Nase wird herumführen lassen. In Wien läßt man zwar mit aller Deutlichkeit versichern, daß keinerlei Ultimatum nach Serbien abgegangen ist. Wenn es sich aber zu allem noch bestätigt, daß der österreichische Konsul in Prizrend wirklich von serbischen Soldaten ermordet worden ist, wie es jetzt in Wien heißt, dann dürfte doch wohl ein solcher Schritt erfolgen. Verschiedene Meldung«. Smyrna, 25. Nov. Das österreichisch-ungarische Geschwader, daS sich hier befand, ist plötzlich abgefahren. Wohin es gefahren ist, weiß man nicht. . , Wien, 25. Nov. Die auswärts verbreiteten Gerüchte betreffend die Überreichung eines österreichisch-ungarischen Ultimatums an Serbien sind, wie das Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-Bureau erfährt, vollständig unbegründet. Konstantinopel, 25. Nov. Es wird der Gedanke erwogen, die Mattosen der fremden Kriegsschiffe wieder einzuschiffen. Athen, 25. Nov. Ein griechisches Torpedoboot hat im Hafen von Aivaly ein türkisches Kanonenboot zum Sinken gebracht. Mas gibt es j^eues? (Telegraphische und Korrespondenz-Meldungen.) Zwei Deutsche i« Neuguinea erschlagen. Berlin, 25. Nov. Wieder kommt eine betrübliche Kunde aus den deutschen Schutzgebieten, die den durch Eingeborenen- Hand verursachten Tod zweier Deutschen meldet. Aus Deuttch-Neuguinea berichtet ein Telegramm des Gouverneurs, daß die Pflanzer Gebrüder Weber auf Umboi, einer größeren Insel zwischen dem Festlande von Neuguinea und Neupommern, von eingeborenen Bergstämmen ermordet worden sind. Die Familienangehörigen sind geborgen. Gegen die schuldigen Bergstämme soll eine Straferpedttion entsandt werden. Französische« Spion in Beuthe«. Beuthe«, 25. Nov. Unter dem Verdacht der Spionage wurde hier ein Mann verhaftet, der einem Unteroffizier der hiesigen Garnison 2000 Mark für ein Gewehrschloß bot. Der Unteroffizier zwang den Verdächtigen, mit auf die Wache zu kommen. Dort stellte eS sich heraus, daß der Verhaftete ein Franzose war. Er wurde den Zivilbehörden übergeben. Graf PosadowSky Mr Besitzsteuer». Bielefeld, 25. Noo Der frühere Staatssekretär deS Innern und jetzige Retchstagsabgeordnete für den hiesigen Dom Kriegsschauplatz. Vor Tschataldscha gehen die Waffenstillstand». Verhandlungen ihren Weg, währen- lustig die Kanonen ihr Lied dazu fingen. Beide Parteien wollen offenbar Zeit gewinnen und weitere Reserven bezw. die Verbündeten rum Endkampf heranziehen. Die Lage der Türken in ihrer festen Stellung ist nach wie vor eine durchau- günstige, so daß sie den kommenden Ereignissen mit einiger Ruhe entgegensetzen können. Die Cholera ist dank um fangreicher Vorsichtsmaßregeln ebenfalls im Mmehmen begriffen. Weniger gut scheint eS den Bulgaren zu gehen; sie kommen weder vor Tschataldscha noch bei Adrianopel einen Schritt weiter. Es hat den Anschein, als ob die bei Saloniki freigewordenen griechisch-bulgarischen Streit kräfte gegen die Dardanellenforts herangeführt werden sollen. Die Türken treffen daher unter General Torgut Schewket an den Dardanellen ihre Abwehrvorbereitungen. Vom westlichen Krtegstheater liegen folgende Meldungen vor. Flüchtlinge aus Prizrend und anderen Orten Albaniens berichten, daß die Serben die albanesische Bevölkerung niedermetzeln. AuS Pana kommt die Nachricht, daß die Serben ihre türkischen Gefangenen töteten. Die Mohammedaner bitten den österreichischen Konsul um Schutz für ihre Familien für Len Fall deS serbischen Einzuges in Durazzo, in dem er sie entweder auf einen Dampfer im Hafen befördern oder ihnen im Konsulat ein Asyl gewähren soll. - Die Armee des '"bischen Kronprinzen erbeutete in Monasttr 51 türkische Geschütze. Insgesamt sind bisher 200 Geschütze erobert worden. In Monasttr wurden 10 000 Gefangene gemacht.