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Naunhofer Nachrichten 11 Uhr am Tage dcS Erscheinens. Die Daunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage?. Eclg'N! der '^^aenannadme. 23. Jahrgang Sonntag den 27. Oktober 1912. Nr. 128. Mit einer vierseitige» Illustrierte« So««tagSbeUa-e Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei ins HauS durch die Post Mk- 130 vierteljährlich. Verlag und Druck: Gü«z L Eule, Naunhof. Redaktion. Robert Münz, Ns««HOs. Anküudigungen: Für Inserenten der AmtShauptmana« schast Grimma 12 Pfg. die fünfge« spallene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige !5 Pfg Bei Wiederholungen Rabatt. Amtliches Sitzungsbericht. In der gestrigen 26. diesjährigen Sitzung wurde folgendes beraten und beschlossen. 1. Auf Ansuchen des Herrn Baumeister Herfurth wurde die Einfriedigung seines Neubaugrundstückes an der Klingaer Straße bedingungslos, und des Herrn Hunger die teilweise Einfriedigung seines Bauplatzes, Ecke Garten- und Grimmaer Straße, unter der Voraussetzung genehmigt, daß die nach 8 45 >der Ortsbauordnung geforderte Sockelmauer hergestellt wird. 2. Von der erfolgten Wahl des Herrn Werkmeisters Friedrich August Quaas als unansässigen Stadtverordneten nahm man Kenntnis. 3. Gelegentlich der örtlichen Prüfung der Rechnungen hat durch Hern Rechnungsrevisor Pretzsch eine Revision der sämtlichen städtischen Kaffen stattgefunden. Von deren Ergebnis nahm man Kenntnis. 4. Voy der Eingabe des Herrn Dienstmann Lehmann um Gewährung von Schutz wegen Ausübung des Dienstmann- gewcrbes wurde Kenntnis genommen und die Sache durch die getroffenen Anordnungen als erledigt erklärt. 5. Die Verfügung der Kircheninspektion für Naunhof vom 19. ds. Mts., wo nach gesetzlicher Bestimmung zufolge die Aufstellung der Dienstanweisung für den Totenbettmeister dem Kirchenvorstand zusteht, wurde zunächst Kenntnis genommen. 6. Die Stadtgemeinde soll vom 31. März 1913 ab als Mitglied des Deutschen Vereins von GaS- und Wafferfach- männern abgemeldet und von diesem Zeitpunkte ab das GaS- journal zum vollen Preis von 20 Mk. jährlich weiter bezogen werden. Der Eintritt des Bürgermeisters als Mitglied in den Verein soll nicht erfolgen. 7. Von der Einladung der freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz zu dem am 2. November 1912 stattfindenden Stiftungsfest nahm man Kenntnis. Bezüglich der für die Mit glieder der Kolonne! gewünschten Eingehung einer Haftpflicht versicherung sollen zunächst beim Gemeindeversicherungsverband zu Leipzig Erkundigungen eingezogen werden. Auf das Gesuch um Bewilligung eines Beitrages, wurde einstimmig beschlossen, einen solchen einmalig in Höhe von 100 Mk. aus der Stadt kaffe zu bewilligen. 8. Der Bürgermeister berichtete über das Ergebnis des bisherigen Seefischverkaufs, man ist damit einverstanden, daß der Verkauf wie er zuletzt gehandhabt wurde, weitergeführt wird. 9. Von der Zuschrift des Herrn Fuhrmann vom 25. d. M-, wonach er seine Mehrforderung für die Parthenberichtigung demnächst zu begründen beabsichtigt, nahm man Kenntnis. Es wurde bestimmt, vor weiterer Zahlung an Herrn Fuhrmann Entschließung zu fassen. Die Firma Beyer L Lepitz in Leipzig ist zur Anfertigung der Unterlagen für die Abrechnung und Abtrennungen in der Parthenberichtigung mit 4 wöchentlicher Frist erinnert worden, zufolge Beschlusses vom 11. Oktober d. I. 10. Für die Gaststube des Ratskellers, sowie für das Hostor des Rathauses sind Türschließer zu beschaffen, die Aus wahl und Bestellung überläßt man dem Bauausschuß. Die Kosten für Ausbesserung eines Ofens in Höhe von 10 Mark sind der Vertragsbestimmung zufolge von dem Herrn Ratskeller pächter einzufordern. Die Instandsetzung der Notlampen für den Rathaussaal muß dem Herrn Narskellerpächter überlasten bleiben. Bezüglich des angeblich noch schadhaften Giebels im Hause des Herrn Rüdiger wird dem Bauausschuß die anderweite Besichtigung und endgültige Entschließung über die notwendige nochmalige Ausbesserung überlasten. 11. Von der Zuschrift der Gesellschaft für Wasserver sorgung und Abwässerbeseitigung in Leipzig vom 11. ds. Mis. und von dem Schreiben des Herrn Dr. Heyd vom 20. ds. Mts. nahm man Kenntnis. Herrn Or. Heyd soll geantwortet werden, daß mit der Ausschreibung bis auf weiteres gewartet werden fall, um die grundsätzliche Meinung der Aufsichtsbehörde abzuwarten. 13. Ueber die in Nr. 121 der Naunhofer Nachrichten ent haltene Aeußerung des Haus- und Grundbesitzervereins in der BeschleusungSangelegenhelt, fand zwischen den einzelnen Stadt- gemeinderatSmitgliedern eine lebhafte Aussprache statt, womit die, Angelegenheit für erledigt erklärt wurde. Die Übrigen Punkte der Tagesordnung wurden wegen der vorgerückten Zeit abgesetzt. Naunhof, am 26. Oktvber 1912. Der Sta-tgemeinderat. Angestellten - Versicherung. Die Wahl der Vertrauensmänner und Ersatzmänner für die Angestelltenversicherung findet für den Stimmbezirk D im Wahlkreise Amtshauptmannschaft Grimma, nämlich für die im Bezirke der Gemeindekrankenversicherung zu Naunhof und Umgegend und der Ort-kranke« kaffe Threna wohnhaften Stimmberechtigten Sonntag, den L7 Oktober 1912 von II Uhr vormittags bis I Uhr nachmittags im Gesellschaftszimmer des Rathauses zu Naunhof statt. Wahlberechtigt von den Angestellten sind volljäh rige, also über 21 Jahre alte, Deutsche männlichen und weiblichen Geschlechts. Der Wahlberechtigte darf sein Stimmrecht nur in dem Stimmbezirk, in dem er wohnt, ausüben. Als Ausweis zur Wahlberechtigung dient die Berficherungs- karte. Die zur Abstimmung erforderlichen Umschläge sind im Wahlraume bei der Wahl zu entnehmen. Für die Arbeitgeber findet keine Wahl statt Im übrigen wird auf die in den Nummern 206 und 246 der Nachrichten für Grimma erschienenen Bekanntmach ungen der Königlichen Amtshauptmannschaft Grimma hingewiefen. Naunhof, am 23. Oktober 1912. Der Wahlvorsteher. Pserdevormusterung. Dienstag, den L9. Oktober dS. IS., findet in der Kaiser Wilhelm-Straße hier eine Bormusterung der in Naunhof gehaltenen Pferde statt Die Pferdebesitzer haben ihre Pferde ^IL Uhr Vor mittags zu stellen. Vorzuführen sind: 1. die bei der Vormusterung am 23. Mai 1911 ausgehobenen, 2. die als vorübergehend kriegsunbrauchbar bezeichneten und 3. die feit der letzten Vormusterung in Zugang gekommenen Pferde, auch wenn diese nach Angaben der Vorbesitzer als kriegsunbrauchbar erklärt worden sind. Ausgenommen von der Vorführung sind: a) die unter 4 Jahre alten Pferde, b) die Hengste, o) die Stuten, die entweder hochtragend sind oder inner halb der letzten 14 Tage abgefohlt haben, ä) die Vollblutstuten, die im .Allgemeinen Deutschen Ge stütbuch" oder den dazu gehörigen offiziellen — vom Unionklub geführten — Listen eingetragen und von einem Vollbluthengst laut Deckschein belegt sind, auf Antrag des Besitzers, s) die Pferde, die auf beiden Augen blind sind, f) die Pferde, die wegen Erkrankung nicht marschfähig sind oder wegen Ansteckungsgefahr den Stall nicht ver laffen dürfen, 8) die Pferde, die bei einer früheren in Naunhof ab gehaltenen Musterung als dauernd kriegsunbrauchbar bezeichnet worden sind, b) die Pferde unter 1,50 m Bandmaß, i) die zum Dienstgebrauch der Staats- und Reichsbeamten gehaltenen Pferde, K) die Pferde der Aerzte und Tierärzte, soweit sie zur Ausübung ihres Berufes am Tage der Musterung un bedingt notwendig sind. Die Pferde sind ohne Geschirr, auf Trense mit 2 Zügeln vorzuführen und mit 6 w großen Abständen aufzustellen. Bei unruhigen Pferden sind die rechten Zügel durch den linken Trensenring durchzuziehen, so daß sie gleich einer Kinnkette wirken. Die Hufe sind zu reinigen, aber nicht zu schmieren. Den Beschlagsschmieden und den Pferdebesitzern wird die Beteiligung an der Musterung empfohlen. Pferdebesitzer, welche ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht rechtzeitig oder vollzählig vorführen, haben außer der ge setzlichen Strafe zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten eine zwangs weise Herbeischaffung der nicht gestellten Pferde vorgenommen wird. Naunhof, am 21. Oktober 1912. , DerBürgermeifter. Vereinsbank Naunhof verzinst Spareinlagen mit 4°/» mit günstiger Kündi gungsfrist Versteigerung. Dienstag, den 2S. Oktober ISIS, vorm. II Uhr solltn in Naunhof im Rathause I großer Wandspiegel mit Unterbau, I Sofa und I Schränkchen mit Marmorplatte geqrn sofortige Barzahlung an den Meistbietenden öffentlich ver- st'igerl werden. Naunhof, am 26. Oktober 1912. Der Verwaltungs Vollstreckuugsbeamte. Schröter. Dienstag, den LS. ds. Mon., mittag IL Uhr gelangen in Alvrechtshaiu 8 Schock Roggen, 12V Ruten anstehende Kartoffeln und 12 Schock Weizen meistbietend gegen sofortige Barzahlung öffentlich zur Versteigerung. Bieler sammeln sich daselbst im Gasthofe von Dägelmann. Grimma, den 25. Oktober 1912. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Kuna um clie Mocbe. tKrieg. überall Krieg!) .Man hört sein eigenes Wort nicht mehr!* klagen in dem allgemeinen Kriegslärm die Politiker. Wem fällt eS noch ein, Leitartikel über irgendeine Versammlung, irgendeiner Partei zu schreiben, wo die Versammlung der Truppenteile auf den Kriegsschauplätzen spaltenlang Raum wegnimmt? Wir leben angeblich in einem Jahrhundert des friedlichen Fortschritts, und angeblich halten die Nationen den Krieg für etwas Schreckliches und über lebtes Aber es geht ihnen, wie dem alten Trompeter schimmel, der längst schon zum Ackerpferd oder Droschken gaul geworden ist, und doch mit seinen steifen Beinen unter freudigem Wiehern sich in Galopp setzt, sobald er irgendwo zufällig ein Trompetensignal hört. Die Lust am Kriegshandwerk ist nicht auszurotten. Der alte türkische Löwe jcheint zahnlos geworden zu sein und wird von den Balkanmächten geschlagen werden, daß es einen Hund jammern könnte: das ist der Eindruck der letzten Tage. Die Montenegriner können in dem Alpengebiet ihres Kriegsschauplatzes natürlich nur Schritt für Schritt vorwärtskommen, die Serben gewinnen schon schneller Terrain, die Griechen haben mit ver blüffender Geschwindigkeit den Rücken der türkischen Epirus-Armee gewonnen, und die Bulgaren brechen wie ein wütender Stier durch die Reihen der Hauptmacht der Feinde. Allmählich werden die drei kleineren Mächte sich die Hände reichen können, — der von den Türken besetzte Zwischenraum wird kleiner und kleiner. Und dann geht es in gemeinsamen Eilmärschen auf den Hauptkriegsschau platz, um zu vollenden, was die Bulgaren noch übrig ließen, etwa um das eingeschlossene Adrianovel vollends zu Fall zu bringen. Der gegen starke Feldbefestigungen bei Kirk-Kilisse erfolgte Sieg der Bulgaren ist von ungeheurer Bedeutung nicht nur deshalb, weil er ein gut Stück Weges nach Konstantinopel freigibt, sondern auch, weil er ganz naturgemäß die türkische Armee mutlos machen muß. Kisinet! Allah will den Untergang! Da ist nichts zu machen. Und die Türken denken kaum daran, daß sie selbst die größte Schuld tragen: ein Offizierkorps, das durch drei Revolutionen hindurchgegangen ist, ein Offizier korps, das keinen obersten Kriegsherrn in altem Sinn mehr besitzt, hat die Hälfte seiner Kraft von oorherein verloren. Die Leute sind eifrige Politiker, gute Patrioten, tüchtige Kriegsakademiker, aber es fehlt ihnen der große Inhalt des Lebens, der frühere Generationen jauchzend in den Tod gehen ließ, — für den Glauben und den Padischah. Die jetzigen Herren sind nicht Fisch, nicht Fleich, keine rechten Türken mehr und noch lange nicht rechte Westeuropäer, über sie hin aber braust jetzt die unverbrauchte unbändige Naturkraft der Bergvölker ringsum. Jetzt könnte man den Frieden vielleicht noch billig haben, jetzt würde der Balkanbund den Türken wenigstens die Wilajets Adrianopel und Konstantinopel lassen, geht der Krieg aber in dem bisherigen Stile weiter, so wird es zuletzt heißen, die Türken müßten ganz hinaus aus Europa. Und es ist fraglich, ob dann die Großmächte etwas dagegen ausrichten könnten. „Wo alles kriegt, kann's Karl allein nicht lassen!" Wenistens einen Berliner Fleischkrieg haben wir in unserem füllen Deutschen Reiche zu verzeichnen, bei der Hammelviertel zu Schwertern und Würste zu Schlag ringen wurden. Publikum und Fleischer bildeten die beiden feindlichen Lager. Die Sache ist ernst genug — wer dächte nicht an den Bäckerkrieg von 1848 in Berlin zurück — aber wird wohl schnell beigelegt werden, aller dings vermutlich unter Schädigung des Fleischergewerbe-,