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Naunhofer Nachrichten Dit Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. Schlich der Anzeigenannahme: Vormittags I l Uhr am Tage dcS Erscheinen?. 23. Jahrgang Sonntag den 9. Juni 1912 Nr. 68. Mit einer vierseitige» TLußtrierte« Sonuta-sbeUage Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1 30 vierteljährlich. Rnkuudiguttge«: Für Inserenten der Amtshauptmann« schäft Grimma !2 Psg. die sünfge« spaltcnc Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg- Bei Wiederholungen Rabatt. Verlag und Druck: Günz L Eule, Naunhof. Redaktion: «obert Gün», Nnnntzss. Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Amtliches Laternenwärtergesuch. Zur Bedienung eines Teiles der hiesigen Straßenlaternen wird baldigst ein Laternenwärter gesucht. Die jährliche Vergütung beträgt 400 Mk. Gesuche sind bis zum 13. Vs. Mts. hier anzubringen. Naunhof, am 4. Juni 1912. Der Stadtgemeinderat. Kirsche«- und Granttpachtuaz. Die Verpachtung der diesjährigen Kirschennutzung sowie der Grasnutzung der Straßengräben und sonstigen Rasen flächen soll Mittwoch, den 12. Juni 1912, nachmittag 6 Uhr im Ratskeller statlfinden. Naunhof, am 5. Juli 1912. Der Stadtgemeinderat. Die Grasnutzung der Wirtschaftswege soll Sonnabend, den 15. Juni abends 7 Uhr im Rathause verpachtet werden. Die Flurgenofsenschaft. Vereiusbauk Naunhof verzinst Spareinlagen mit 4°/^ mit günstiger Kündi gungsfrist. Mas gibt es l^eues? (Telegraphische und Korrespondenz-Meldungen.) Zurückgewiesene italienische Leichtfertigkeiten. Berit», 7. Juni. Halbamtlich tritt heute die »Nordd. Lllg. Ztg.' den italienischen Ausstreuungen über mangel haften Schutz der Italiener in der Türkei durch die deutschen Behörden entgegen. Der Abgeordnete Barzilai hatte sich ln der italienischen Kammer zum Sprachrohr dieser Ver dächtigungen gemacht. Dazu bemerkt das offiziöse Blatt: »Amtliche Feststellungen haben, wie zu erwarten war, er geben, daß diese Geschichten in der leichtfertigsten Weise in die Welt gesetzt worden sind und daß ihnen keinerlei Tat sachen zugrunde liegen." Landsberg soll's nicht wieder tun. Magdeburg, 7. Juni. In einer sozialdemokratischen Wählerversammlung ging man letzte Nacht dem hiesigen Reichstagsabgeordneten, dem Sozialdemokraten Landsberg, scharf zu Leibe. Er hat bekanntlich bei einem Kaiserhoch den Reichstagssaal nicht verlassen. Landsberg wies die des halb erhobenen Vorwürfe energisch zurück. Was er getan, sei würdiger als das, was die Reichstagsfraktion durch ihr Hinauslaufen aus dem Sitzungssaal getan habe. Er bleibe trotzdem Sozialdemokrat und Republikaner. Die Meinung der Versammlung blieb geteilt, Landsberg fand ebensoviel Beifall wie seine Gegner, so daß das beabsichtigte Miß trauensvotum nicht zustande kam, obwohl der Vorsitzende das Verhalten Landsbergs bedauerte. Das Ende des Streites wird wahrscheinlich sein, daß man dem wider spenstigen Abgeordneten den »freundschaftlichen Rat' gibt, es nicht wieder zu tun. von weiteren Zwangsmaßregeln aber absieht. Russisch-englisch-franzöfische Freundschaften. Petersburg, 7. Juni. Ende deS Sommers wird der König von England eine Begegnung mit dem Zaren in den finnischen Schären haben. So erzählt man sich augen blicklich mit geheimnisvollem Augenzwinkern in hiesigen Diplomatenkreisen. Und dann spricht man von einem bevor stehenden englisch-französischen Bündnis besonderer Art. hofft dabet allerlei von der Monarchenbegnung — alles z» »friedlichen Zwecken'. Wer wollte daran zweifeln? Roosevelt verliert Bode«. Chtkago, 7. Juni. Der Nationalausschub, der den am 17. Juni zusammentretenden republikanischen National konvent vorbereitet, wurde heute eröffnet. Die ersten Ab stimmungen waren ungünstig für Roosevelt, so daß sich die Aussichten Tafts für oie Präsidentenwahl sichtlich besserten. Es gilt als sicher, daß der Ausschuß alle .be strittenen' Delegationsmandate der Rooseveltpartet für un gültig erklären und Taft zusprechen wird. Die Anzahl der bisher für Taft stimmenden Delegaten zum Nationalkonvent beträgt 4S2, während für Roosevelt 464 Delegierte gewählt sind. Als Präsident des Konvents wird wahrscheinlich ein Anhänger Tafts gewählt, der ehemalige Staatssenetär Root. Roosevelts Einspruch wurde zurückgewiesen. Studentenrüpeleien wider Carnegie. Aberdeen, 7. Juni. Als heute der von der hiesigen schottischen Universität unlängst zum Ehrendoktor ge. wählte Milliardär Carnegie seine Antrittsrede kalten wollte, wurde er von den Studenten in so rüpelhafter Weise empfangen, wie man es von Angehörigen einer Akademie, die Carnegie so viel zu verdanken hat, sicher nicht erwartet hat. Er sprach vor allem gegen das Rauchen und sagte auch sonst mancherlei, das nicht jedermanns Beifall finden wird, aber deshalb hatten die Studenten nicht nötig, sich folgendermaßen aufzuführen: Sie zerschlugen nicht weniger als 120 Stühle und bombardierten einander mit den Trümmern. Kanonenschläge und andere Feuerwerke wurde« entzündet und Kindertrompeten geblasen, bis der Milliardär die Rednerbühne räumte. Professor Sputer schlug nun vor, daß Mr. Carnegie der Dank der Universität ausgesprochen werde, aber die Studenten wollten nichts davon wissen. Streik der Rechtsanwälte. Mailand, 7. Juni. Die hiesigen Rechtsanwälte und Gerichtsprokuratoren wollen in den Ausstand treten. So hat der Vorstand des Advokatenkollegiums heute beschloffen. Die Arbeitsniederlegung soll am 11. Juni beginnen. Ein Rechtsanwaltsausstand — das ist jedenfalls eine neue und originelle Bereicherung der Streikstatistik. Die Herren wollen mit ihrem Vorgehen gegen die ungenügende Richterzahl und die mangelhaften Gerichtslokale demonstrieren. Attentat gegen ^lisLa. Die Sturmszenen im ungarischen Abgeordnetenhause erneuerten sich heute wieder. Die ausgewiesenen Ab geordneten waren vor Beginn der Sitzung in den Saal gedrungen und hatten ihre Plätze eingenommen. Sie wurden durch Polizisten entfernt, ohne daß diese Gewalt anwenden mußten. Nachdem Präsibent Graf Tisza die Sitzung eröffnet hatte, erhob sich unter den Oppositionellen, die noch nicht ausgewiesen waren, der übliche Lärm. Revolverschüffe im Parlament. Der oppositionelle Abgeordnete Julius Kovacz rannte auf den Präsidentensitz zu, rief: „Noch ist eine Opposition vorhanden. Dieser Elende wird hier nicht kommandieren!" Darauf schoß er aus einem Revolver drei Kugeln auf den Grafen Tisza, den Schriftführer Baron Nudzyansky und auf die Galerie ab, ohne jedoch jemanden zu treffen. Kovacz' Selbstmordversuch. Die erschrockenen Abgeordneten eilten auf ihn zu, um ihm die Waffe zu entreißen, aber ehe sie zugreifen konnten, schoß sich Kovacz zwei Kugeln in die Schläfe und brach zusammen. Es entstand ein unbeschreiblicher Tumult. Die Abgeordneten schrien den Journalisten zu: »Ihr habt ihn hineingelassen". Die Journalisten bestritten dies energisch. Kovacz wurde in das Nrztezimmer des Abge ordnetenhauses gebracht und dann in ein Sanatorium übergeführt, wo er im Todeskampfe liegt. Die Sitzung geht weiter. Präsident Tisza hatte sich bei den Schüssen erhoben, nahm aber bald darauf ruhig seinen Sitz wieder ein und sagte: „Da es sich um die Tat eines Wahnwitzigen handelt, der sich der irdischen Gerechtigkeit entzogen hat, frage ich: Gehen wir darüber zur Tagesordnung über?" Da nicht widersprochen wurde, setzte der Präsident seine Aus führungen fort. Stimmung im Lande. Die ausgeschlossenen Oppositionellen wirken hier und im Lande durchaus nicht als Märtyrer. Großes Interesse machte sich für ihr Verhalten nicht bemerkbar, und man konnte sagen, daß sie anfingen lächerlich zu wirken. Durch das Attentat und den Selbstmord des Abgeordneten Kovacz wird ja das Publikum für einige Stunden wieder mehr auf die Ereignisse im Parlament hingewiesen, aber von nachhaltiger Dauer wird wohl auch dies Ereignis nicht sein. Es herrscht überall vollständige Ruhe. Oer Heluch cies Kulgarenrars. m, Berlin, 7. Juni. Bei schönstem Wetter trafen mittels bulgarischen Sonderzuges heute mittag kurz vor V2I2 Uhr auf dem Bahnhofe Wildpark der König und die Königin der Bulgaren, der Kronprinz, Prinz Kyrill, Ministerpräsident Geschow und das Gefolge ein. Auf dem Bahnsteig waren zur Begrüßung erschienen: Der Kaiser, die Kronprinzessin als Vertreterin der Kaiserin, der Reichskanzler, Staats sekretär 0. Kiderlen-Wächter und andere Würdenträger. Beim Einlaufen deS Zuges spielte die Musik die bulgarische Hymne. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung, bei der die Monarchen einander wiederholt umarmten und küßten, und nachdem der Kaiser die Königin mit Handkuß begrüßt hatte, erfolgte die Vorstellung der Prinzen und Prinzessinnen, der Umgebungen und Gefolge. Von einer Eskorte des Leib-Garde-Husarenregiments begleitet und von Hochrufen begrübt, fuhren die Majestäten nach dem Neuen Palais. Die Wohnung der bulgarischen Herrschaften ist in den Roten Kammern des Neuen Palais. Nachmittags gegen ZV. Uhr trafen der Kaiser und der König von Bulgarien auf der Rennbahn im Grunewald ein und wohnten dem Rennen bei. Auszeichnungen. Eine große Reihe von Ordensauszeichnungen ist er folgt: Der Kaiser verlieh dem König die Kette zum Schwarzen Adlerorden, der Königin den Luisenorden mit der Jahreszahl 1813/14, dem Prinzen Kyrill den Schwarzen Adlerorden, ! (Kronprinz Boris besitzt den Orden schon.) Der Kaiser hat ferner den König der Bulgaren zum Chef des 4. Thüringischen Infanterieregiments Nr. 72 ernannt und dem Ministerpräsidenten und Minister des Auswärtigen Geschow das Großkreuz des Roten Adlerordens, dem hiesigen bulgarischen Gesandten Geschow den Kronenorden Erster Klasse, dem Generalaüjutanten Markow den Roten Adlerorden Erster Klasie und dem Chef des bulgarischen Eisenbahnwesens Morphow den Roten Adlerorden Zweiter Klaffe verliehen. politische R,unäsckau. Deutliche» Ke1<ch. 4- Soeben ist in Weimar der Deutsche Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation gegründet worden, da die deutsche Frauenbewegung eine Bahn eingeschlagen hat, auf der sie dahin gelangen muß, die Grundfesten unseres arg bedrohten Staatswesens noch mehr zu er schüttern. In dem Programm der neuen Vereinigung ist gesagt, daß die schematische Gleichstellung von Mann und Frau bekämpft werden soll. Die Politisierung der Frau soll verhindert werden. Aktives und passives Wahlrecht für Landes-, Gemeinde- und Kirchenvertretung sollen dem Manne vorbehalten bleiben, ebenso Staatsverwaltung, geistliche und richterliche Ämter. Die Gemeinschafts erziehung (Koedukation) ist zu verwerfen, alle Bestrebungen, die Ehe zu lockern, die Familie zu schädigen, die Begriffe von Zucht und Sitte zu verwirren, sind zu bekämpfen. — Da sich sofort eine sehr große Zahl Mitglieder des neuen Bundes meldeten und fortgesetzt weitere Anmeldungen er folgen, darf man annehmen, daß er einem Bedürfnis ent spricht. Politische oder konfessionelle Tendenzen find aus geschlossen. Der preußische Kultusminister Trott zu Solz wirb sich Ende nächster Woche nach der Provinz Posen be geben, um das dortige Schulwesen z« inspiziere«. In der Hauptsache gilt der Besuch den Volksschulen, höhere Schulen kommen weniger in Bettacht, Der Minister will sich persönlich von der Durchführung der neuesten Lehr methoden und deren Erfolgen überzeugen und sich auch über den Ausbau einzelner Schulen resp. vermehrter Be willigung von Staatsmitteln hierfür ein Bild machen. 4- Infolge ministerieller Bestimmungen werden gegen wärtig die Ortspolizeibehörden in Preußen erneut ange wiesen, von allen in ihrem Geschäftsbezirke vorkommenden erheblichen Unglücksfälle« und anderen ungewöhnlichen Ereignissen sofort ohne den mindesten Zeitverlust dem betreffenden Reffortminister unmittelbar Bericht zu erstatten. Eine Abschrift mit dem Vermerk, daß direkte Bericht erstattung an den Minister stattgefunden hat, ist durch Vermittlung der Landratsämter den Regierungspräsidenten einzureichen. In Frage kommen größere Feuersbrünste, Überschwemmungen, Raubanfälle, Mordtaten, bedeutende und gewaltsame Diebstähle, schwere Sittlichkeitsverbrechen, namentlich an Schulkindern und Jugendlichen usw. Auch von allen interessanten Vorgängen auf dem Gebiete der Kommunalverwaltung ist Meldung zu machen. frankrelck. x Die Erstarkung des kriegerischen Sinnes in Frankreich hat während der letzten Jahre große Fortschritte gemacht. Es kann daher nicht wundernehmen, wenn der Senat darüber interpelliert wurde, wie sich im Falle eines Krieges die Regierungsweise in Frankreich gestalten würde. Die Verfassung von 1875 regelt diesen Punkt nicht. Kriegsminister Millerand erwiderte nur in all gemeinen Darlegungen. Es liege eine Reihe von Projekten vor, doch sei es unmöglich, Einzelheiten dieser Projekte anzugeben, aber alles werde dem einen Gedanken unter geordnet werden, Frankreich den Sieg um jeden Preis und mit allen Mitteln sicherzustellen. Deshalb werde der militärischen Autorität volle und uneingeschränkte Freiheit eingeräumt werden, und jede andere werde demgegenüber verschwinden. Es wurde eine Tagesordnung angenommen, durch die die Erklärungen des Ministers gutgeheißen werden. OUrkei. X Von Mitrovitza rückten acht Bataillone türkischer Truppen unter Hassan Bey gegen Ipek vor. Sie wurden von den Albanesen aus gedeckten Stellungen angegriffen. Das Feuer der Maschinengewehre vertrieb sie nach zwei stündigem Kampfe. Als die Truppen darauf ungestüm gegen die Albanesen vordrangen, stoben diese unter Hinter- lassung von dreißig Toten und unter Mitnahme einer großen Zahl Verwundeter nach allen Richtungen aus- emander. AIS spater noch Fadil Pascha mit zehn Ba- taillonen m Ipek ernttaf, fand er auf dem ganzen Wege keinen Albanese« mehr.