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Naunhofer Nachrichten : 21.02.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-191202217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19120221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19120221
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-21
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 21.02.1912
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Und. Da nun aber psknklSe Grundbesitze, die ihre Güter in Posen und Westpreußen verkauft baden, vielfach in den angrenzenden Provinzen, in Teilen von Schlesien, Pommern und Ostpreußen sich neu anzukaufen suchen, ist dort der deutsche Grundbesitz gefährdet, soweit er sich in wirtschaftlich schwachen Händen befindet. AuS diesem Grunde dürfte die Vorlage Kredite beantragen, die zu einer Besitzstandsfestigung erforderlich sind. Zur Durch» fübrung der Maßnahme werden sich dann in den be treffenden Gebieten Gesellschaften bilden, welche die Hypo» thekenregulierung nach den Grundsätzen durchführen, die sich in der Ostmark bewährt haben. * Der Kaiser ist von Kiel wieder in Berlin eingetroffen. * Zwischen dem Kaiser und dem Prinzregenten Luitpold von Bayern fand anläßlich des Stapellaufs des Linienschiffes „Prinzregent Luitpold" ein äußerst herz licher Depeschenwechsel statt. * DaS Deutsche Kaiserpaar wird nach den bisherigen Reisedispositionen in der zweiten Maiwoche zum alljährlichen FrüdiahrSaufenthalt in Wiesbaden eintreffen. Während des Aufenthalts des Kaisers in Wiesbaden sollen im Hoftheater vier Festvorstellungen stattfinden. * Kurz vor der in München stattgefundenen Trauung der Prinzessin Therese zu Öttingen-Wallerstein mit dem Prinzen Alfred von und zu Lichtenstein wurde der 8kjährige Fürst zu Windischgrätz von einem Schlaganfall getroffen. Der Erkrankte erholte sich jedoch nach einiger Zeit wieder etwas, so daß die Trauung stattfinden konnte. * Im Befinden des Großherzogs von Luxemburg ist wieder eine Verschlimmerung eingetreten. * Der Herzogregent von Braunschweig reist mit seiner Gemahlin auf zwei Tage nach Moskau. * Der König von Montenegro ist mit Gefolge, aus Petersburg kommend, in Berlin wieder eingetroffen. Klus In- unct Susianck. Berlin, 19. Febr. Der Reichstagspräfident Johannes Kaempf, der am 18. Februar 70 Jahre alt wurde, ist von der Universität Berlin zum Doctor juris ehrenhalber ernannt worden. Berlin, 19. Febr. Die Reichspartei hat den Abgeordneten Schröder in ihre Reihen ausgenommen, so daß sie jetzt über 16 Stimmen verfügt und im Sinne der Geschäftsordnung des Reichstags eine Fraktion bildet, der eine Vertretung in den Kommissionen und im Seniorenkongreß zusteht. München, 19. Febr. Der bayerische Landtag ist auf den 27. Februar einberufen worden. Gelsenkirchen, 19. Febr. Bei den letzten hiesigen Kirchenwahlen find sämtliche polnischen Kandidaten gewählt worden. Sie haben 13mal soviel Stimmen erhalten als bei der vorangegangenen Wahl. Ehristtania, 19. Febr. Das neue Ministerium ist ge bildet worden. Präsident ist Bratlie. *9. ^br. Infolge Ernennung des Grafen Berchtold, der ungarischer Abstammung ist, zum Minister des Äußern ist der Finanzminister Baron Burian, ebenfalls ein Ungar, von seinem Amte zurückgetreten. Es ist bisher Ge pflogenheit gewesen, daß von den drei gemeinsamen Ministern nicht zwei Ungarn sind. Madrid, 19. Febr. Die Beschlagnahme des Vermögens des Aufrührers Francisco Ferrer ist aufgehoben worden, bannt diejenigen, die ein Recht auf ein zivilgerichtliches Vorgehen bezüglich dieses Vermögens zu haben glauben, ihre Forderung geltend machen können. . Teheran, 19. Febr. Der britische und der russische Ge sandte haben der persischen Regierung die erwartete gemein same Erklärung übermittelt. Ihr Inhalt ist nicht veröffent- licht worden. Peking, 19. Febr. China wird die europäische Zeit rechnung annehmen. SöckMcke um! bokale Mitteilungen. Naunhof, den 20. Februar l9!2. Merkblatt für den 2t. Febrnar. Sonnenaufgang 7" ü Mondaufgang 8" V. Sonnenuntergang 5'° Monduntergang 9°° N. 1677 Philosoph Baruch Spinoza in Haag gest. — 177b Rechtslehrer Karl o. Saoigny in Frankfurt a. M. geb. — 1809 Anatom Karl Bock in Leipzig geb. — 1836 Französischer Komponist L6o Delibes in St. Germain geb. — 1861 Bildhauer Ernst Rietschel in Dresden gest. — 1862 Dichter Justinus Kerner in Weinsberg gest. — 1902 Afrikareisender Emil Holub in Wien gest. — Naunhof. Frühlingstage waren der verflossene Sonntag und Montag. Es war prächtiges Wetter, so mild, so warm die Luft, angenehm und» ruhig, was wunder auch, daß einige Wagehälse im Freien saßen und zechten, wie es bereits am Sonntag in Lindhardt beobachtet wurde. Der Frühling hat eine Gastrolle gegeben und angedeutet, daß des Winters Macht gebrochen ist. Unberechenbar bleibt aber trotzdem die Witterung, das haben wir bisher erlebt. Erst mild, dann über Nacht grimmig kalt und jetzt wieder Frühlingsstimmung! Dauer im Wechsel, wandelbar wie immer! — Heute ist Fastnacht! Es endet die Herrschaft des Prinzen Karneval, des Närrischen, der von seinem Freiheits briefe so ausgiebigen Gebrauch machte. Noch einmal flammt der Humor und Scherz auf; denn morgen ist Aschermittwoch. Es beginnt die ernste Passionszeit, an die auch die Pfannkuchen erinnern sollen, die gebacken wurden. In seiner runden Form soll der Kuchen an den Schwamm erinnern, mit dem Christus am Kreuz getränkt wurde. Fastnacht ist ein uraltes Fest, der Name ist nach Wackernagel von dem alten Zeitworte fasten abgeleitet, was faseln, sich läppisch benehmen, bedeutet. Einstmals waren die Fastnachtsspiele von großer Bedeutung. Sie sind auf die römischen Saturnalien unv wohl auch auf die griechischen Dionysien, vor allem auf die Feste der Ceres und des Bacchus zurückzusühren. Zu Anfang des Mittelalters waren die Fast nachtsspiele sehr religiöser Natur; nach und nach aber gestalteten sie sich zu sehr scherzhaften Darstellungen in volkstümlicher Auffassung. Ueberreste von den Fastnachtsbelustigungen, wie das Schönbartlaufen, das Quarkschießen, das Tod-Austreiben, die Gugelfuhre und das prächtige, eines neuen Auferstehens werte Bohnenkönigfest sind nahezu gänzlich verschwunden. — Naunhof. Der Zivilvorsitzende der Aushebungsbezirke Grimma-Wurzen gibt bekannt, daß die Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften Naunhof, Albrechts- hain, Ammelshain, Beucha, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Kleinpösna, Klinga, Seifertshain, Staudnitz und Wolfshain Montag, den 4. März ds. Js., im Gasthof zum goldenen Stern in Naunhof, vormittag ^9 Uhr beginnt. — Nauuhof. Der hiesige Turnverein hielt am vergangenen Sonnabend im Ratskeller seine diesjährige Haupt versammlung ab. Anwesend waren 59 Mitglieder. Der Kaffenbericht ergab eine Einnahme von 775 Mk. 32 Pfg. und eine Ausgabe von 678 Mk. 86 Pfg., mithin einen Kaffenbestand von 96 Mk. 46 Pfg. Einschließlich der Vermächtnisse beläuft sich das Gesamtvermögen auf 2082 Mk. 3V Pfg. Außerdem besitzt der Verein einen Turnplatz und einen darauf befindlichen Geräteschuppen. Die Rechnung wurde geprüft, für richtig b,- funden und dem Kassenwart Entlastung erteilt. Nach den vor- genommenen Wahlen setzt sich der Turnrat wie folgt zusammen: K. Schneider, Vorsitzender, Th. Kern, stellvertretender Vor sitzender, P. Hänisch el, Schriftwart, W. Kunze, stellvertretender Schriftwart, A. Angermann, Kassenwart, K. Wendler, I Turn- wart, K. Kunze, 2. Turnwart, R. Kötz und P. Sebald, Thrnfreunde. Zu Vorturnern wurden ernannt: Kretzschmar, Quaas, Häntschel, Bähr, Reichel und Döring, und zu Anmännern: Wadewitz, Stephan, H. und P. Riehle. Die Monatsbeiträge wurden in der bisherigen Höhe, 30 Pfg. für aktive und 40 Pfg. für passive Mitglieder, beibehalten. Der von der Gauleitung vorgeschlagene und von der Ver sammlung noch erweiterte Zusatz zu dem Grundgesetz wurde einstimmig angenommen. Der l. Turnwart erstattete den Turnbericht. Aus dem Bericht war zu ersehen, daß der Verein im verflossenen Vereinsjahre einen ganz wesentlichen Aufschwung genommen hat. Als Abgeordnete zu dem am 25. Februar 19l2 in Colditz stattfindenden Gautage wählte man Schneider und Peterhänsel. Weiter beschloß man die Beibehaltung des Klaffenturnens, die Aufnahme eines Mitgliedes, und nahm Kenntnis von der Gründung einer Sportabteilung. — Naunhof. Vergangenen Sonntag hielt der Ev ang.- lut h. Jünglingsverein seine diesjährige Hauptversammlung im Konfirmandensaale ab. Die Mitglieder waren fast voll zählig erschienen. Die Versammlung wurde mit dem Liede „Mit dem Herrn fang alles an", und einer kurzen Einleitung des Herrn Pfarrer Herbrig eröffnet. Nun wurde in die Tages ordnung, welche sehr reichhaltig war, eingetreten. Der stell vertretende Vorsitzende gab bekannt, daß der Verein gegenwärtig aus 29 Mitgliedern, 11 über 17 Jahren und 18 unter 17 Jahren, besteht. Im verflossenen Jahr sind 19 Versamm lungen abgehalten worden. Hierauf wurden die Kastenverhält- niffe geregelt und zur Vorstandswahl geschritten. Zum Leiter und ersten Vorsitzenden wurde Herr Pfarrer Herbrig wieder gewählt, zu dessen Stellvertreter Herr Gärtnergehilfe A. Strauß. Der gesamte Vorstand besteht aus 11 Mitgliedern. Es wurde ferner noch bekannt gegeben, daß der Stadtgemeinderat einen Beitrag von 50 Mk. bewilligt hat, wofür an dieser Stelle der Dank zum Ausdruck gebracht sei. Nach Erledigung einiger anderer Angelegenheiten erreichte die Versammlung gegen ^/z11 Uhr ihr Ende. — Es würde uns eine große Freude bereiten, auch mal einige ältere Herren in diesen Vereinsabenden begrüßen zu dürfen. -tr. h Zur Versorgung der hiesigen Stadt sind im Monat Januar v. Js. 3625,884 obm Wasser entnommen morden, im gleichen Zeitraum des Vorjahres 2466,879 obm. In diesem Jahr wurden demnach 1159005 cbm mehr gebraucht. -h Wann kehren unsere Zugvogel wieder? Diese Frage beantwortet ein Vogelliebhaber auf Grund viel jähriger Beobachtungen folgendermaßen: Den Reigen eröffnet die Lerche, sie trifft meistens um den 12. Februar ein. Kurz darauf erscheint der Star. Beide kommen zu einer Zeit bei uns an, in der sonst noch alles in Schnee und Eis liegt. Nach einer längeren Pause folgt die wilde Taube und Ende März das in bunte Farben gekleidete Rotschwänzchen. Der April mit seinem wärmeren, aber unbeständigen Wetter bringt uns um den 14. die traulichen Schwalben, um den 26. den Kuckuck. Einer der letzten Ankömmlinge ist die Goldamsel (Pirol), deren Durchschnittstermin der 7. Mai ist. Jugendpflege.. Das Kultusministerium sowie das Ministerium des Innern haben das ev.-luth. Landeskonsistorium ermächtigt, den Standpunkt beider Ministerien betreffs her Tätigkeit der Geistlichen in den Jünglingsvereinen in folgender Weise zum Ausdruck zu bringen: „Als die Königliche Staats regierung in Erfüllung einer hohen Pflicht des Staates die Anregung zur Bildung des Landesausschuffes für die Jugend zwischen Schul- und Wehrpflicht und damit zu einer Jugend pflege auf breitester Grundlage gab, hat sie nicht nur keinerlei Beeinträchtigung der bisherigen kirchlichen Betätigung auf diesem Gebiete beabsichtigt, im Gegenteil in der diesbezüglichen General verordnung vom 12. Dezember 1910 ausdrücklich betont, daß hierbei jeder Eingriff in den Wirkungskreis bestehender Organi sationen zu vermeiden, vielmehr Anschluß an sie zu suchen sei. Hierbei ist u. a. der christlichen Jünglings- und Arbeitervereine besonders Erwähnung geschehen. Die Königliche Staatsregierung kann in der Anschauung, als habe der Staat die Jugendpflege in vollem Umfange übernommen und als brauchten sich des halb die kirchlichen Kreise in dieser Angelegenheit nicht weiter zu regen, nur ein irreführendes Mißverständnis erblicken, das möglichst bald zu zerstreuen im allgemeinen vaterländischen Inter« esse liegt. f Lutherspende 100000 Mark! Die zweite öffent liche Quittung ist in den „Mitteilungen" des Luthervereins er schienen. Ihr entnehmen wir vie erfreuliche Tatsache, daß in der erstjährigen Agitation bereits 100000 Mark, also das erste Zehntel gesammelt, resp. gesichert ist. Besonders fallen neben namhaften Beiträgen aus Lehrerkollegien in dieser 2. Quittung 13 000 Mark ins Gewicht, welche von sächsischen Kirchenvor ständen stammen. -s- Zu den Kosten des Volksschulgesetzes wird dem „V. A." geschrieben: Dem im Landtage geäußerten Verlangen, es möchten die Kosten des Volksschulwesens von der Gesamtheit der Steuer zahler durch StaatSsteuern aufgebracht werden, wurde von be rufener Seite entgegengehalten, daß dies nur durch eine Er höhung der Einkommensteuer um 45 bis 50 Prozent zu ermög lichen sein würde. — Grimma. Die diesjährigen Prüfungen der Kandi daten des hiesigen Lehrerseminars sind vom Königl. Kultus ministerium für ungültig erklärt worden, da in der Prüfung im Latein, in dem die Schüler des Grimmaer Seminars gegen über denen anderer Seminars bekanntermaßen weit zurückstehen, unerlaubte Hilfsmittel zur Verwendung gelangt sind. Einer der betroffenen Kandidaten unternahm daraufhin nachts in der Krankenstube einen Selbstmordversuch, wurde aber noch lebend aufgefunden. Die Prüfungen sollen im nächsten Jahre wieder holt werden: mehreren Kandidaten ist dies dadurch abgeschnitten, daß sie bereits 7 Jahre Seminarbesuch hinter sich haben und nunmehr sich einem anderen Berufe zuwenden müssen. Leipz. Tgbl. — Die Brandstifter, die vor Wochen schon in er schreckender Weise in der Gegend von Wurzen ihr Unwesen trieben, sind noch immer unentdeckt und machen sich zum Ent setzen der Bewohnerschaft jetzt erneut bemerkbar. In Roitzsch, wo noch 3 Scheunen als Brandruinen von der frevelhaften Tätigkeit der Buben zeugen, ging am Freitagabend gegen 7 Uhr die gefüllte Scheune des Gemeindevorstands Winkler in Flammen auf und fiel völliger Zerstörung anheim. Einige Stunden später brach im unweit davon an der Leipzig-Dresdner Chaussee gelegenen Vorwerk Kornhain ein weiterer Brand aus, dem das Schäfereigebäude des Rittergutes Mühlbach zum Opfer fiel. Mehrere j Stück Rindvieh kamen in den Flammen um. Vorher sollen die Verbrecher, die wiederum entkamen, beim Straßenwärter Seidel in Kornhain einen Einbruch versucht haben. — Der früher in Wurzen angestellte Ratssekretär Herre, bis letzt Bürgermeister in Altenberg, ist unter weit über 100 Bewerbern zum Gemeindevorstand des Kurortes „Weißer Hirsch" bei Dresden gewählt worden. — Zum Konflikt in der nationalliberalen Partei. Der Arbeitsausschuß rechtsstehender Wähler in Leipzig beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der Haltung Dr. Juncks im Reichstage. Nach längerer, eingehender Besprechung wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen: „Wer Bebel in der Stichwahl für das Präsidium die Stimme gab und wer einen Scheidemann wählte, hat den Charakter eines nationalen Politikers ver loren und das Recht verwirkt, als Vertreter des nationalen Bürgertums angesehen zu werden. Als solcher ist aber Dr. Junck gewählt worden, der, nach seiner politischen Ver gangenheit zu urteilen, sicher beide Male den Sozialdemo kraten unterstützt hat. Zum mindesten hat der Leipziger Ab geordnete solchen Meinungen bisher nicht widersprochen, ander seits bet der Etatsdebatte die Haltung seiner Fraktion sogar noch verteidigt. Der Arbeitsausschuß rechtsstehender Wähler in Leipzig erblickt in dieser Haltung Dr. Juncks einen neuen Beweis dafür, daß der jetzige Abgeordnete Leipzigs national nicht zuverlässig ist. Der Arbeitsausschuß erwartet daher, daß Dr. Junck, der das Vertrauen der Wähler getäuscht hat, die Folgerungen seines Verhaltens zieht." — Leipzig, 17. Februar. Gegenüber der Erregung über das Verhalten des Leipziger Reichstagsabgeordneten Tr. Junck in Sachen der Präsidentenwahl wird jetzt von nationalliberaler Seite betont, daß Dr. Junck nicht für Bebel als Präsidenten, sondern nur für Scheidemann als Vizepräsidenten gestimmt habe. — Leipzig. Der englische Spion Steward hat am Donnerstag Leipzig in Begleitung zweier Transporteure ver laffen und ist nach Glatz gebracht worden. Die Abfahrt vom Dresdner Bahnhof erfolgte ohne jede Störung und ohne be merkt zu werden, ebenso die Ankunft in Glatz, über die folgende Meldung lautet: Der englische Spion Steward ist Freitag um 7 Uhr 8 Minuten, von Leipzig kommend, in Begleitung zweier Transporteure in Glatz angekommen. Am Bahnhof stand für ihn ein Wagen bereit, der den Engländer zunächst zur Meldung nach der Kommandantur brachte. Von da aus wurde er in die Festung geleitet, wo ihm ein Raum angewiesen wurde, von dem aus es ihm unmöglich ist, sich mit den anderen auf der Festung befindlichen englischen Spione in Verbindung zu setzen. Die Beaufsichtigung stuf der Festung ist nunmehr äußerst scharf. — Leipzig. Wenn alljährlich zur schönen Sommerszeit die Bänke der Leipziger Parks und Waldungen sich nächtlicher Weile mit Liebespärchen bevölkern, so kann nur ein überaus schlechter Mensch den Störenfried spielen wollen. Leider aber hat im letzten Jahre diese Spezies von Leuten eine geradezu gemeingefährliche Tätigkeit entfaltet. Mitten im schönsten Tete-a-Tete tritt plötzlich aus dichtem Gebüsch ein Mann von unheimlichem Aeußern hervor, gibt sich als Kriminalbeamter zu erkennen, und fordert den Liebhaber auf, eine Strassumme zu zahlen oder sich schleunigst zurückzuziehen. Wählt der ein geschüchterte Kavalier diesen Ausweg, so nimmt sich dann der „Kriminalbeamte" des verlassenen Mädchens in „liebevoller" Weise an. Da auch in den letzten milden Nächten wieder der artige Pseudo-Kriminalbeamte sich bemerkbar gemacht haben, fordert die Leipziger Polizeibehörde das Publikum auf, sich von solchen lichtscheuen Individuen nicht einschüchtern zu lasten. Man möge sie vielmehr auffordern, in die nächste Wache mit- zugehen, dann werde der Herr „Beamte" sofort verschwinden. — Verstorben ist iin Krankenhause zu Leipzig das zwei Jahre alte Kind eines in der Seeburgstraße wohnhaften Ar beiters. Dasselbe sollte gebadet werden und hatte sich, als die Mutter das Zimmer auf kurze Zeit verließ, in einen Topf kochendes Master gesetzt, wobei es am ganzen Körper schwere Verbrennungen erlitt, die den Tod herbeiführten. — Von einem Automobil überfahren wurde ein in Wahren, wohnhafter 31 Jahre alter Zimmermann beim Ueber- schreiten der Reitzenhainer Straße in L. Thonberg. Derselbe erlitt einen Oberschenkelbruch und mußte mittels RettungS- automobils in das Krankenhaus übergeführt werden. Sein Begleiter, ein gleichaltriger Mann, wurde hierbei mit umgeristen und kam glücklicherweise nur mit dem Schrecken davon. — Zwenkau. Die vereinigten Petrikowsky'schen Brauereien in Oelzschau haben sich mit der Zwenkauer Dampfbrauerei, A-G., verschmolzen. Der Betrieb in Oelzschau wird in kurzem ganz eingestellt. — Falsche Anschuldigung eines Gemeinde vorstandes. Der 66jährige Rentenempfänger K. in Sitten stand vor dem Landgericht Leipzig unter der Anklage der wissent lich falschen Anschuldigung und der Urkundenfälschung. Dem Superintendenten in Lei-nig ging vor einiger Zeit ein Schreiben zu, in welchem der Gemeindeoorstand M. in Sitten mehrerer Einbruchsdiebstähle und anderer ehrenrühriger Delikte bezüchtigt wurde. Der Brief, der die Unterschrift Kunze trug, war nicht einmal ordnungsgemäß frankiert, vielmehr waren schon einmal verwertete Postwertzeichen darauf geklebt worden. Weiter lies bei der Staatsanwaltschaft eine mit Schmidt unterzeichnete An zeige ein, in der sowohl dem Gemeindevorstand M. als auch dessen Ehefrau der Vorwurf des schweren Diebstahls, der Hehlerei und der Beamtenbestechung gemacht wurde. Weiter waren noch gegen Gutsbesitzer R. nnd dessen Tochter Anschuldigungen er hoben worden. Bei den angestellten Recherchen stellte es sich heraus, daß der Rentenempfänger K. der Schreiber der beiden Schriftstücke gewesen war. K. stellte in beiden Fällen die Täter schaft entschieden in Abrede, die Beweise gegen ihn waren aber so erdrückend, daß Anklage gegen ihn erhoben wurde. Er be hauptete auf der rechten Seite gelähmt und daher gar nicht zum Schreiben derartiger Briefe imstande zu sein. Der An geklagte räumte ein, daß er mit dem Gemeindevorstand auf gespanntem Fuße stehe, weil dieser ihm bei der Abfassung eines Gesuchs nicht behilflich gewesen sei. Gr suchte die Schuld auf
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