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Jedermann aus dem Wolke. Beilage zum Wochenblatt für Wilsdruff. Wilsdruff. 18SV. Nachdruck verboten. Der Dämon des Spiels. Erzählung von Otto Trendios. (Fortsetzung.) .»Du siehst, lieber Mann, was schlechte Gesellschaft i aus dem bravsten, ehrlichsten Menschen machen kann. ' Spiel ist ein unehrliches Gewerbe, es hat noch Uz Segen gebracht." »Unehrlich?" warf Werner unwillig ein, das kann "icht finden, ehrlich ist alles zu gegangen." »Glaubst Du?" erwiederte die Frau ungläubig Äd, dann fuhr sie in ernstem Tone fort: „Und ich k Dir, vom Spieler zum Betrüger ist nur ein kleiner A, dann folgt der Dieb, der Verbrecher." Und, Mann fester umklammernd, flehte sie: „Ach, Werner, -k Mann, laste den gestrigen Abend Dir eine Warnung Das verlorene Geld wollen wir verschmerzen. Ich es durch doppelte Sparsamkeit bald wieder ersetzen, s laste Dich nicht wieder verleiten, ich bitte Dich, spiele Meder." »Und Du glaubst, daß ich meinen schwer verdienten Mohn so leicht wegwerfen könnte? Das verlange von mir. Aber ich will keine Heimlichkeiten vor 'haben, das habe ich Dir ja auch eben bewiesen; sage ich Dir ganz offen, daß ich unter allen Um- M meinen Verlust wieder einholen werde. Dreißig sind durch Arbeit nicht so rasch verdient, im Spiel ?ich im Handumdrehen dazu kommen. Und mache . M Uebrigen keine Sorge um mich, ich werde trotzdem ehrliche Werner bleiben, der ich bin." , »Du willst also ein Spieler werden?" fuhr die Frau A auf. i »Das habe ich nicht gesagt," erwiederte Werner ruhig, ,W erst mein Geld wieder haben, davon lasse ich ^icht abbringrn." . »Und wenn Du es wirklich zurückgewonnen hast, was fragte die Frau ängstlich gespannt. -.»Dann bekommst Du natürlich auch dein Geld und wirst darüber ganz froh und zufrieden sein," ? Werner mit einem Anflug von Humor, wobei er Frau umarmte. «. »Froh und zufrieden? Ueber im Spiel gewonnenes ' erwiederte sie mit Thränen im Auge. „Nein, Werner, gewiß nicht. Ich würde mit Freude mein ganzes kleines Ersparnis hingeben, und sehr glücklich sein, wenn Du mir nur versprechen möchtest —" „Mein Glück nicht mehr im Spiele zu versuchen," fiel Werner ihr in die Rede. „Ja, lieber, bester Mann, versprich mir das?" bat sie weinend, indem sie seine Hand an ihre Lippen führte und mit Küssen bedeckte. „Was machst Du denn? sagte Werner betroffen und entzog ihr seine Hand. „Wenn Du es denn für gar zu schrecklich hälft, und ich Dir, wie ich sehe einen großen Gefallen damit erweise, so, so verspreche ich Dir, daß auch ich den Verlust verschmerzen und es mit dem gestrigen, unglücklichen Versuche im Spiel bewenden lasten will." „Ach, Werner!" jauchzte die Frau auf, „wenn Du wüßtest, wie glücklich Du mich mit diesem Versprechen machst. Und daß Du es halten wirst, weiß ich, denn darin kenn ich Dich. Ach, ich möchte Dich noch einmal so lieb haben, wenn es nur möglich wäre. Aber aufmerk samer, wie zuvor, will ich gegen Dich sein, Du mein lieber, herziger Mann, um Dir meine Dankbarkeit zu be weisen. Und nun auch kein Wort mehr darüber." Sie herzte und küßte Werner stürmisch und ging froh und glücklich an ihre Arbeit. Werner blieb allein im Zimmer. Mannigfache Ge fühle bewegten ihn. Er liebte seine Frau, ihre Bitte, ihre Treuherzigkeit hatten ihn gerührt, und nur, um sie nicht weiter zu betrüben, um sie zu beruhigen, hatte er ihr das Versprechen gegeben, aber gegen seins Ueberzeugung, denn in seinem Vorsatz war er nicht einen Augenblick schwankend geworden. Er hatte sie also belogen und be trogen in ihrem Vertrauen auf sein Wort. Das quälte und peinigte ihn. Er war unzufrieden mit sich und konnte es doch nicht ändern, denn, daß er nur nötig habe, den unglückseligen Gedanken an das Spiel auf zugeben, kam ihm garnicht in den Sinn. So verging der Sonntag, der erste, an dem sie keinen Ausflug ins Freie machten, oder sich sonst ein gemeinsames Vergnügen bereiteten. Werner war allein ausgegangen; denn er hatte nun seine eigenen Wege, auf denen seine Frau ihn freilich nicht begleiten konnte. Zwar fand er nicht, was er suchte, aber er hatte doch Fühlung mit Gleichgesinnten bekommen, und das war ihm, der dieses unsichere Fahrwasser garnicht kannte, vorläufig genug. Er kam auch nicht allzuspät nach