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Tharandt, Mn, Mrnlkhn und dir UvWtndtn. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags nnd Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 105 Sonnabend, den 3. September 1896. ^olzvevstsigevung auf Naundorfer Staatsforstrevier. In IiIotL8vIl«'8 ««8<I»»1 LN As»NII«Iork sollen Freitag, den 11. September 1896 von Bormittags 9 Uhr an nachstehende Asni»- «»«I als: 20 weiche Derbstangen, 190 weiche Stangenklötzer, 87 Nm. weiche Brennscheite, 20 Nm. weiche Brennknüppe!, 2 Nm. weiche Zacken und 550 Nm. weiche Stöcke versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Orte aushängenden Plakate. König!. Forstrevierverwaltung Naundorf und König!. Forstrentamt Tharandt, am 3. September 1896. von Lindenfels. Wolfframm. versichert, diejenige Seite, welche sich bisher jeder Konversion entgegenstemmte, habe sich mit der geplanten Maßregel nunmehr einverstanden erklärt. Hoffentlich steht aber mindestens zu erwarten, daß die Parlamente des Reiches und Preußens die Berathung und Beschlußfassung meiner so wichtigen und einschneidenden Frage, wie es die Herab setzung der vierprozentigen Anleihen wäre, nicht über's Knie kommen wird, was natürlich angesichts der uenen Orient- wirren besonders werthvoll wäre. Sicherlich aber werden die Friedensaussichten durch die persönliche Aussprache auch zwischen den beiden Herrschern Deutschlands und Rußlands nur eine weitere Festigkeit ersahreu, und darum kaun mau überall da, wo die Erhaltung der Völkerharmonie Europas gewünscht wird, den Breslauer Kaisertagen gewiß nur mit Genngthnnng entgegensehen. Leider fällt auf dieselben ein leiser Schatten durch den so Plötzlich, unmittelbar nach der Wiener Kaiser-Zusammenkunft erfolgten Tod des russischen Ministers des Auswärtigen Fürsten Lobanoff-Rostowsky, dieses anerkannten friedensfreundlichen und Deutschland zn- geneigten Staatsmannes. Hoffentlich ist indessen der junge Czar bei der Wahl seines Nachfolgers gnt berathen und beruft wiederum einen Mann an die Spitze der auswärtigen Angelegenheiten des Czarenreiches, dessen Name für die Fortsetzung der in den letzten Jahren so wohlthuend her- vorgetretenen konsequenten Friedenspolitik Rußlands bürgt Tagesgeschichte. An den Dispositionen für den herangenahten An trittsbesuch des Czarenpaares beim deutschen Kaiser ist durch den plötzlichen Tod des russischen Ministers des Auswärtigen Fürsten Lobanow-Rostowsky nichts ge ändert worden. Czar Nicolaus II. und seine Gemahlin werden dennoch an diesem Sonnabend Vormittag, von Kiew kommend, in Breslau eintreffen und dann auch, wie inzwischen amtlich angekündigt worden ist, an der Kaiserparade zu Görlitz theilnehmen. Von Schlesien aus begeben sich die russischen Majestäten bekanntlich direkt nach Kiel, um hierauf zu Schiff nach Kopeuhageu zum Besuche des dänischen Hofes weiterznreisen. — Das deutsche Volk sieht der vor der Thür stehenden Kaiserbegegnung von Breslau gewiß mit ungetheilten Sympathien entgegen. Sie bespiegelt vor Allem die unter der Regierung des jetzigen Czaren eingetretene günstige Wendung in den deutsch-russischen Beziehungen und laßt von der persönlichen Aussprache zwischen den Kaisern Wilhelm und Nikolaus eine Festlegung des wiederhergestellten durchaus freund schaftlichen Verhältnisses zwischen Deutschland und Ruß land auf längere Zeit erhoffen, womit sich natürlich auch für die Fortdauer des europäischen Friedens die besten Aussichten trotz der gegenwärtigen Balkanwirren eröffnen. Der Plan einer Umwandlung der vierprozentigen preußischen Konsols nnd Reichsanleihcu scheint nun doch vor seiner Verwirklichung zu stehen. Die beschlossene Kon version der vierprozentigen bayerischen Werthe hat offen bar den Stein in's Rollen gebracht, wie aus einer bezüg lichen Berliner Meldung der „Frankfurter Zeitung" erhellt. Die Anträge auf Konvertirung der vierprozeutigen Reichs und Staatsanleihen sollen dem Reichstage, resp. dem preußischen Landtage alsbald nach dem Wiederzusammen tritte dieser parlamentarischen Körperschaften zugehen. Wie es heißt, handelt es sich um eine einfache Abstempelung der vierprozentigen Anleihen anf ll^prozentige; von einem Versprechen, die auf 3'/2 Prozent abgestempelten Anleihen für eine Reihe von Jahren Hinans nicht Weiler zn kon- vertiren, ist dem Vernehmen nach keine Rede. Es wird Zur Kaiser-Begegnung von Breslau. Nachdem Kaiser Nikolaus von Rußland mit seiner Ge- 'nahlin in den letzten Angnsttagen der Gast des Kaisers mauz Josef in Wien gewesen, trifft er an diesem Sonn abend in Breslau ein, um daselbst mit dem deutschen Kaiser susammenzukommen. Wie man ans halbamtlichen Berliner Mttheiluugeu weiß, hat Kaiser Wilhelm mit Rücksicht auf oie iu Schlesien stattfindeuden großen Manöver die russischen Majestäten ersticht, in der schlesischen Hauptstadt seine Gäste ju stin, und seitens des Zaren ist diesem durch die Um- Illinde wohlbecstündcten Ersuchen ohne Weiteres entsprochen Morden; cs braucht also kein Wort mehr darüben verloren ju werden, daß der jugendliche Herrscher des Czarenreiches Wen Antrittsbesuch beim deutschen Kaiser nicht in des Wches Hauptstadt, sondern in Breslau abstattet. Ange- Ws des Heraugekommenen Czareubesuches in Deutschland kird unwillkürlich die Erinnerung an die letzte Anwesenheit M Kaisers Alexander III. auf deutschem Boden wach, an kine im Juni 1892 in Kiel stattgefnudene Zusammenkunft Kit Kaiser Wilhelm l>. DamalsJvar die Aera der „Miß- Mtändnisse" zwischen Deutschland und Rußland, welche M zum guten Theil aus der kurzsichtige» und mißtranischen Politik des Fürsten Gortschakoff gegenüber dein deutschen Weiche entwickelt hatte, noch lange mcht vorüber, und anch m Kaisertag von Kiel sollte die deutsch-russische Verstimm ungen nicht beseitigen. Die Kieler Monarchenbegegnung be ugte sich iu durchaus kühlen, ja steifen Formen, woran W zurückhaltende Wesen des dritten Alexander allerdings -st meiste Schuld trug, und dauerte nur weuige Stuudeu, W Wunder daher, wenu eine solche flüchtige und ceremo- ^ose Begegnung zwischeu den beiden Herrschern die auf dem jenseitigen Verhältnisse ihrer Reiche ruhenden Schatten Wt zu bannen vermochte. Ein neues „Wochenblatt für das arbeitende Volk" wird nun unter dem Namen „Der arme Konrad" heraus gegeben. Das Blatt vertritt sozialistisch-anarchistische Ideen und macht bereits in der Probenummer einen recht viel versprechenden Anfang. Wir lesen da beispielsweise: „Die Armnth soll nicht bestehn — brauchte auch nicht zu be stehn. Seht, die Vettenspeicher liegen voll; die Kleider magazine sind vollgestopft bis in alle Winkel; die Brod- fabriken werfen ungeheure Meugen Brot auf deu Markt. Da siud Leute, die Häuser bewohnen, so groß wie die ganze Rosenstraße, und die Gärten und Waldungen da bei haben, so groß und noch größer als ganz Amsterdam. Da laufen Menschen herum, die soviel Geld besitzen, daß sie es selbst nicht znsammenzählen können." Es fehlt nur noch die Aufforderung: Los! plündert! Nehmt, was euch von rechtswegen zukommt! Doch auch ohne diesen be sonderen Hinweis wird das „darbende Proletariat" seine Nntzanwendnug aus dem Vorstehenden ziehen. Ferner bringt „Der arme Konrad" die nachstehende Leistung: „Feiern sollen wir wieder eininal, und womöglich den „Feiertag" noch nicht eininal bezahlt kriegen; — es ist Alles schon dagewesen. Was giebt's denn zu feiern? Das einige deutsche Reich? — Holsderteufel, das mögen die feiern, die was davon haben." Es ist ein schlimmes Zeichen, daß solch schamloses, aufreizendes Zeug gedruckt uud verbreitet werden darf; ein noch schlimmeres aber, daß die Herausgeber derartiger Blätter auf Abnehmer und Leser rechnen. Schwedt a. O., 1. September. Am Montag, 31. Ang., hat ein Unwetter die ganze Tabakernte, das Hauptein- konunen der Landwirthe jener Gegend, vernichtet. Montag Nachmittag gegen 5 Uhr verkündeten dumpfes Donnerrollen und der immer schwärzer sich verfärbende Himmel ein hef tiges Unwetter. Um 5 Uhr brach das Wetter über die Umgegend herein und sandte einen vernichtenden, vom Sturme gepeitschten Hagelschlag mit wolkenbruchartigem Regen hernieder. Der Hagel fiel so dicht, daß die Fluren innerhalb weniger Minuten haudhoch damit bedeckt wurden; die Schloßen waren ganz außerordentlich groß, einzelne erreichten die Größe einer Wallnnß. Daneben der ge waltige Regenguß: Straßen und Plätze wurden in Seen verwandelt und die Wafferfluthen rissen Rinnsteinbelege, kleine Brücken ec., mit sich fort. Zahlreiche Fensterscheiben wurden vom Hagel zerschlagen, in einzelnen nnd freiliegenden Gebäuden an 20 bis 30 Stück. Der Sturm hat viele Bäume entwurzelt und in den Obstplantaaen durch Ab- rcißen der besetzten Tragzweige und des Obstes großes Unheil angerichtet. Was bedeuten aber diese verhaltniß mäßig kleinen Schäden gegenüber der Vernichtung der Tabakernte? Haben auch einzelne ihren Tabak versichert, so sind doch die Meisten dieser Vorsichtsmaßregel nicht ge folgt; diese büßen Alles ein, denn die so und so oft durch geschlagenen Tabakblätter sind entwerthet. Die Tabak- fcldcr zeigen nnr noch die leeren Stengel, die zersetzten Blätter sind abgeschlagen und bedecken den Erdboden. Soviel bis jetzt bekannt, sind die Feldmarken fast der ganzen tabakbanenden Umgebung betroffen worden. In Holland nnd Belgien bestehen seit längerer Zeit sozialdemokratische Lehrervereine; der belgische ist ziemlich bedeutend und wird von den sozialdemokratischen Führern ganz besonders gepflegt nnd beschirmt. Diese Ver eine haben jetzt Aufrufe erlassen, nm auch in den anderen Kultnrstaateu zur Bildung sozialistischer Lehrervereine au- zuregen. In Deutschland werden sie damit kein Glück haben; abgesehen davon, daß der Staat derartige Bildungen nicht dulden würde, ist auch in der deutschen Lehrerschaft w . Ganz anders ist es erfreulicher Weise jetzt. Seit dem fiegierungsautritte des gegeuwärtigcu russischen Herrschers E sich immer günstigere Klärung in den Beziehungen Mchen Deutschland nnd Rußland vollzogen, die sich u. A. Willentlich in dem Hand- in Handgehen beider Mächte in op ostasiatischen Frage ausprägte und die schließlich zu ihrem Aemvärtigen freundschaftlichen Einvernehmen geführt hat, Asts unbeschadet der fortdauernden intimen französisch- sAchcn Freundschaft möglich geworden ist. Selbstver- aus muß dem jungen Czaren der bestimmende Einfluß ostse eingetreteue Wendung in dem deutsch-russischen znerkannt werden, bekundete er doch schon als ^Afolger wiederholt, daß ihm von der Abneigung seines Nin» E hegen Deutschland und das gesammte Deutschthum Aikn,M Mindeste innewohnte. Anch als Herrscher hat hAong diese seine dentschfrenndlicheren Gesinnnngen sjA'8 nicht geändert, wir Deutsche dürfen daher den rus- Distki Monarchen bei seinem Erscheinen anf deutschem Bodeu Atiff? Gefühle aufrichtiger Freude uud Herzigkeit bc- Nklwsi Auch die Kaiserin Alexandrowna wird, nach den Nack amtlichen Meldungen, ihren kaiserlichen Gemahl kbcm , Eslau begleiten, und daß die hohe Frau bei uns schon's eine sympathische Aufnahme finden wird, dies ist HM?? Hinblick anf ihre deutsche Abstammung über jeden Nl schaben. Mvo^lcho politischen Früchte nun etwü me Breslauer i>ohj Fchenbegegnnng zeitigen wird, das mutz natürlich noch ssche Wellt bleiben, aber mindestens dürften die europä- sjcht Friedensfreunde dem Ereignisse erhöhte Zuver- klinstchöbfen. Es gilt bereits von der Wiener Zusammen- WtAschon Kaiser Franz Josef und Czar Nikolaus als HW, daß sie dem europäischen Frieden zu statten > brechen.