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und sein Kind, das gute Fränzchen, davon habe ich mich oft überzeugt, aber —" „Aber wo zum Henker läßt er denn das Geld?" drängte der Doktor. „Er verspielt es," erwiederte Frau Schmidt leise und warf einen Blick nach Werner's Thür. „Die Frau will es durchaus nicht aufkommen lasten, fuhr sie flüsternd fort, „aber wir misten es alle." „Ein Spieler?! Dann ist keine Rettung möglich. Wen der Spielteufel ersaßt hat, runiert sich und seine Familie." Und mitleidig die Achseln zuckend fuhr er fort: „Arme Frau, armes Kind, Euch kann kein Arzt helfen." „Vielleicht doch! Ach, wenn Sie, Herr Doktor, einmal mit Werner darüber sprechen wollten," bat die gute Seele, „ich habe es einmal versucht, ihn zur Rede zu stellen; da sah er, wie gleichgültig, zum Fenster hinaus, aber die Hellen Thränen liefen ihm über das Gesicht, ich bemerkte es wohl." „Aber gespielt hat er nach wie vor," warf der Doktor ein. „Leider ja," bestätigte die Frau Schmidt. „Das weiß ich ja!" fuhr der Doktor, eifriger werdend fort. „Der soll erst noch geboren werden, der einen ein gefleischten Spieler durch Moralpredigten bessern will. Mit offenen Augen rennt er, in der trügerischen Hoffnung, das Glück werde ihm im letzten Augenblick doch noch eine Brücke hinüberbahnen, dem Abgrund zu. Aber Fortuna wendet ihm hochlachend den Rücken, er stürzt hinab und reißt alles mit sich, was sich, um ihn zu retten, liebend an ihn klammerte." „Ach, Herr Doktor," sagte fast weinend Frau Schmidt, „wenn Sie so zu Werner sprechen möchten, wie eben jetzt, so muß er ja ein Einsehen bekommen und sich bestem; oder er ist kein Mensch mehr." „Ein Spieler ist auch kein Mensch mehr, wenigstens kein vernünftiger, gute Schmidt," belehrte sie der Doktor, „er hat Vernunft und moralische Kraft verloren, sich selbst „Halt" zu geben und die Worte eines andern sind erst recht in den Wind gesprochen. Glauben Sie mir, ich habe darin Erfahrung. Doch nun muß ich fort; ich habe meine Patienten schon zu lange warten lassen. Aber die Leute interessieren mich. Sie, liebe Schmidt, sind ja eine getreue Nachbarin, wie ich sehe, sorgen Sie ein wenig für die schwache Frau und das ebenso schwache Kind. Und grüßen Sie ihren Mann." Mit den letzten Worten war er die Treppe hinuntergegangen und bald darauf hörte man seinen Wagen davonrollen. „Eine Seele von einem Herrn," meinte Frau Schmidt für sich, und schickte sich an das Nötige zu einer kräftigen Mahlzeit, wie Sie der Doktor für die Nachbarin ver ordnet hatte, herbei zu schaffen. Frau Werner war höchst erstaunt, als zur Mittags zeit die Nachbarin mit einer dampfenden Schüssel her eintrat und ihr erzählte, wem sie diese freudige Ueber- raschung zu danken habe. Mit Thränen des Dankes nahm Frau Werner die hochherzige Gabe des menschenfreundlichen Doktors an. Fränzchen ließ sich nicht lange nötigen, sie aß mit sichtlichem Behagen und auch der Mutter schmeckte die nahrhafte Kost vortrefflich, hatten beide doch schon mehrere Tage warme Speisen entbehren müssen. Frau Schmidt war zartfühlend genug, sie in ihrem wohligen Genüsse durch ihre Gegenwart nicht länger zu stören und entfernte sich mit einem herzlichen „Wohl bekomm's." Die gute Frau hatte ihre innnige Freude daran, daß sie morgen und auch die folgenden Tage noch den Armen geben konnte, was ihnen so dringend Not that, denn die Gabe des guten Doktors reichte ja für mehrere Mahlzeiten aus. Frau Werner legte plötzlich den Löffel nieder und aß nicht mehr; sie mußte an ihren Mann denken. Hatte er doch an den Folgen feines unglückseligen Hanges zu leiden, er darbte ebenso, wie sie. Vielleicht kommt er heute doch nach Hause, wie er versprochen, dachte sie, und dann wird ihm die kräftige Suppe wohlthun. Sie über redete sich, genug gegessen zu haben, und hob den Rest zum Abend für ihren Mann auf. Fränzchen hatte es sich wohl schmecken lasten. Das angenehme Gefühl der Sättigung hatte sie neu belebt; ihre sonst blaffen Wangen waren leicht gerötet und froh und zufrieden blickte sie aus ihren großen Augen. (Fortsetzung folgt.) Humoristisches. WaMiös „Siehst Du, da gehen die zwei klügsten Mädchen oes Städtchens vorüber." „Wieso?" „Die haben sich noch nie in einen Studenten verliebt!" Druckfehler. Wegen Platzmangel ist eine bei uns im Bazar gewonnene blaue Meißner Zwiebelnase, prachtvolles Dekorations stück, billig zu verkaufen. — (Aus einem Roman.) , . . Singend stand er unter Idas Fenster und erhielt bald darauf von Ihr de» ersten Guß. Gin aufgeweckter Beamter. Prinzipal zu dem neuen Gr- Hilfen: „Hat mein Buchhalter Ihnen nun gesagt, was Sie zu thu" haben?" — „Jawohl, Herr Prinzipal, ich sollte Ihn immer wecken, wenn Sie kommen!" Dilemma. „Warum gehen Sie nie auf Urlaub, Herr Kanzlei rat?" — „Ja, das ist so 'ne Sache! Verlange ich keinen Stell vertreter, so glaubt man, ich hätte nichts zu thun; verlange ich aber einen, so sieht der, daß ich nichts zu thun habe!" Bilderrätsel. Nachdruck aus dem Inhalt dieses Blattes verboten. Gesetz vom 11. Juni 1870. Redaktion, Druck und Verlag von.B. Angerstein, Wernigerode. Erschc nächste; !'ch Oe U die Mbes fische. Mph !n>d wi !>ndcn ^"sche Mate Mu > de Mem des vei sicher Mn ^däh'r zi