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Hause. Die Frau hatte ihn erwartet, aber sie fragte nichts und sagte nichts. Auch er blieb wortkarg, denn seine frohe Laune hatte ihn verlassen und der Stoff zur Unter haltung fehlte ihm, um den er freilich bis dahin nie ver legen gewesen war. Die Frau fühlte das sehr gut; sie wußte, daß etwas Fremdes zwischen sie getreten war, sie ahnte auch den Feind, der ihr Glück bedrohte, aber das Versprechen ihres Mannes schwebte ja noch auf seinen Lippen und sie hatte nicht den Mut, ihren Zweifel gegen ihn auszusprechen, wenigstens heute noch nicht, sie wollte warten, bis sie volle Gewißheit haben würde. Diese sollte ihr leider bald werden. Werner hatte, wie immer, die Woche hindurch fleißig gearbeitet, aber mit fieberhafter Erwartung den Sonnabend herbeigesehnt. Mit dem Wochenlohn in der Tasche und in Begleitung seiner neugeworbenen „Freunde" hatte er, mit deren Lokalkenntnis, bald eine jener Winkelwirtschaften erreicht, deren Inhaber, gegen entsprechende Vergütung, sich um das Treiben seiner Gäste nicht kümmerte, vielmehr noch dafür Sorge trug, daß diese in ihrem „Ver gnügen" durch Unberufene nicht gestört wurden. Schnell war das Spiel im Gange und Werner fühlte sich in seinem Element. Aber auch diesmal wollte es ihm nicht glücken und obgleich er schon viel ruhiger war, das heißt mit mehr Vorsicht pointierte, konnte er es zu dem gehofften Gewinn doch nicht bringen. Ja, als der Morgen bereits graute und die Gesellschaft sich trennte, sah er sich um die Hälfte seines Wochenlohns im Verlust. Aber auch dieser Mißerfolg entmutigte ihn nicht, er hatte ja noch so viel für seine Frau, daß diese die Wirtschaftsausgaben für die laufende Woche damit bestreiten konnte. Am nächsten Sonnabend würde er ganz gewiß alles einholen, was er bis jetzt eingebüßt hatte. Mit diesen Gedanken sich beruhigend, hatte er sein Haus erreicht. So ge räuschlos, wie möglich, schlich er die Treppe hinauf und ebenso betrat er seine Wohnung. Die Frau hatte lange vergebens gewartet und ge weint, und sich dann ermüdet zu Bette gelegt, aber sie wachte und hörte ihren Mann kommen. Werner legte sich schweigend zu Bett. Vielleicht wäre es ein Glück für Werner gewesen, wenn er eine Frau gehabt hätte, die ihn am anderen Morgen ernst zur Rede gestellt hätte, ihm energisch ent gegengetreten wäre und ihm ohne Rückhalt das ver werfliche seiner Handlungsweise vorgehalten hätte, es wäre vielleicht von Erfolg gewesen; so aber unterblieb auch der Versuch; denn die Thränen und liebevollen Vor stellungen seiner sanften und geduldigen Frau rührten ihn zwar, aber besserten ihn nicht. So verging Woche um Woche in der Weise, wie Werner begonnen hatte. Er verlor fast immer. Was er von seinem Gelds noch hin und wieder rettete, reichte nicht hin, die nötigsten Ausgaben für den Haushalt zu bestreiten und die Not stellte sich ein. Aber Werner ließ nicht ab. Immer verbißener und hartnäckiger wollte er den Karten das Glück abtrotzen, doch immer tiefer brachte er sich und seine Familie ins Elend. Die Frau war geschickt mit der Nadel und versuchte, durch Handarbeit etwas zu verdienen. Sie nähte Damen mäntel für ein Konfektionsgeschäft, für welches sie schon als Mädchen gearbeitet hatte. Eine kurze Zeit konnte sie auch mit dem Verdienst der Wirtschaft etwas zu Hilfe kommen, daß sie nicht ganz zu Grunde ging, aber bald wurden ihre, durch vieles Weinen ohnehin geschwächten, Augen matt und krank und sie war gezwungen, die Arbeit wieder aufzugeben, damit aber kehrte auch die bittere Not wieder bei ihr ein und trostlos blickte sie in die Zukunft. Und wenn sie ihres Kindes, ihres lieben Fränzchens, dem die Entbehrung deutlich auf dem blassen Gesicht und in den großen müden Augen zu lesen war, gedachte, dann wollte ihr das Herz vor Wehmut brechen, da sie nicht § fehle // „Sie ff ASchmi Der 2 Itz '-Ich k rasch ging sie dem Ankommenden entgegen. hörte man den Doktor raisonnieren. -haben § Yetit?" Doktor Die K ip'Durch Mt, trw a»!' Aarin - die A Worte versagten ihr und erschöpft schloß sie die Augf und Fränzchen richtete noch einen Blick so verzagt, B doch so innig auf ihre kranke Mutter, dann nahm sie d« „.Frau zu un Wieder L »i°r wuf Äigst ve Me und helfen konnte und oft mischte sich der heiße Wunsch in ihr Gebet: einzuschlafen mit ihren Kinde und nicht wieder zu erwachen. Werner war keineswegs taub und blind für die stummen Klagen seiner Frau, für die Not in seinem Hause. Er sah den gänzlichen Vorfall der Wirtschaft, er fühlte, wie das herzliche Band zwischen ihm und seiner Frau sich gelöst hatte, wie das häusliche Glück geschwunden war und daß er allein die Schuld an allem trug. Das machte ihn tief unglücklich, denn er liebte ja seine Frau und sein Kind noch immer. In schlaflosen Nächten, unter heißen Thränen rang er oft mit sich und faßte wohl auch den Enschluß zum Guten; dann arbeitete er noch fleißiger wie zuvor die Woche hindurch, aber wenn der Sonnabend kam und er das Geld in der Tasche hatte, waren alle guten Vorsätze dahin, und nur der Gedanke hielt ihn ge fangen, dem Spielteufel das wieder abzuringen, was er verschlungen hatte. Doch auf diesem Wege lag die Rettung nicht. Der Abgrund, den er sich und den Seinen grub, wurde immer tiefer, unübersteigbarer und ihr Sturz hinab unvermeidlich. Frau Werner war sehr krank geworden. Sie wußte nicht, worüber sie so eigentlich klagen sollte, sie fühlte keine Schmerzen, aber matt, erschöpft lag sie auf ihrem ärmlichen Lager, regungslos mit geschloffenen Augen. Neben ihr saß Fränzchen. Sie war jetzt sechs Jahre alt, ein bleiches, schwächliches Kind, aber klug und versiändig. Es wußte wohl, worin die Krankheit seiner lieben, guten Mutter bestand. Fränzchen war auch fleißig und trotz ihrer Jugend recht geschickt in Handarbeit. Sie häkelte an einer Tisch decke für Frau Schmidt, die gute Nachbarin. Arbeit wieder zur Hand und häkelte weinend weiter. „Er kommt, er kommt!" sagte freudig erregt Nachbarin, eine herzensgute Frau, indem sie eilig Zimmer trat. Fränzchen sprang fast erschreckt von ihrem Sitze und Frau Werner, fragte ängstlich erregt: „Wer kommt? meine liebe Frau Schmidt." Jetzt ließ sie die Arbeit in den Schoß fallen und er- HanFrai faßte die Hand der Mutter; diese öffnete ihre matten Fr Augen und sie begegneten dem unsagbar wehmütige" sr dem Blick ihres Kindes. H fehle „Warum bist Du so traurig, mein Fränzchen? Habe schmerz Mut! Jetzt wird ja alles gut werden. Weißt Du nicht „Schme was der Vater mir heute fest versprochen hat, als er B Dokti Arbeit ging?" ^igentlic „Der Herr Doktor!" antwortete sie ermutigend. „3" habe es Ihnen ja gesagt, daß ich ihn herbeischaffen wü^- .. .. hier muß doch etwas geschehen. Er ist nur noch nebei^^imZi zu Krause's krankem Kinde eingetreten, dann kommt er! Ihnen, meine liebe Frau Werner. Haben Sie nur kci" Bange, der Herr Doktor poltert ein bischen, ist aber e'f Seele von einem Herrn. Oh, ich kenne ihn, denn ich"! - ja vor meiner Verheiratung acht Jahre in seinem Hafi ^°er Ap gewesen. Doch still, ich höre ihn auf der Treppe," "" "" "" t«' km pr - , Zsichc .Verdammte Stiege, die man da hinausklettern nM' t^nd, I man den Doktor raisonnieren. ^Aen, „Bi den Kopf Sag dnhnschaff Eener S §er bugsi dir nicht derben." ,. „He: Nnd, hjei «chmidt, „Las dehrle ih: fiesen Wi Mt zi Werner Kien T Ku! O Hen wir! ^gegriff deben Si Ad." E fsd er fü MS der! ?nn mur .Eich:,,' R schwa Zte sich Mhl nie Fränzche „Ich weiß es wohl, liebe Mutter," erwiederte Fränzchen- Antworte: „aber ich weiß auch, daß der Vater noch nie am SoiE Ake, „< abend nach Hause gekommen ist und Dir Geld gebracht?!o mat hat, und daß wir hungern und frieren müssen. Ich wein Mt." auch, daß Du nur aus Gram und Not krank geworden « --Sie ff bist, und glaube nur, der Vater wird auch heute niA ^"4," i kommen." "Echmi „Das wäre grausam von dem Vater, wenn er i" r.sich ka handeln könnte," sagte die Kranke fast tonlos. „Er weif eA und daß wir nichts mehr haben, nichts, und ich, ach!" A - Stube