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ernsprcchstelle Nr. 22. D ie „Sächsische Elbzeituuq" »rs chcint Dicustaq, Damicrs- ta q «ad Sonnnbcnd. Die A iisqnbc des Blattes erfolgt T agS vorher nachin. 4 Uhr. 'A boimcmciits-Prciö vicrtcl- jäl>>lich1.50Mk.2«unwtlich 1 Mk, 1 monatlich 50 Pfg. Einzelne Nnnnnern lO Pfg. Alle kaiserlich. Poslnnstaltcn, Postboten, sowie die Zcitnngöträgcr nehmen stets Bcstcltnngcn ans die „Sächsische Elbzcitnng" an. Tägliche Nomnn-Acilagc. Sonnabends: „Jllnstrierteö Uiiterhaltmigsblatt". ÄffilEe Lheitmls. siii dlis iiMiBcijt Amtszklichi, ks BmBlllt Hmstjillaml Atd den LlMM z» SlltMlitmi. sclck siir kn SllAWmdml j» Hilzcyki». Verantwortlicher Redakteur: Richard Giirkc, Schandau. — Druck und Verlag: Legler L Zeuner Nachf. Tel.-Adr.: Elbzeitung. Auzciqc« ,bci der weiten Ver breitung d. Bl. von großer Wirknng, sind Montags, Mittwochs und freitags bis svätcstens vorniittags 9 Uhr anfzngcben. Preis fiir die 5 gespaltene Pctitzcilc oder deren Ranm 15 Pfg. (tabel larische und komplizierte An zeigen nach Ucbcreinkunst). Auswärtige Anzeigen 2OPfg. „Eingesandt" und „Reklame" 30 Pfg. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Alle 14 Tage: „Landwirtsch. Beilage". In seraten-A n n ahmcstellen: In Schandau: Expedition Zaukcustraßc 134; iu Dresden und Leipzig: die Annoncen-Bnrcaus von Haascnstcin L Vogler, Jnvalidcndank und Rudolf Mosse; in Frankfurt a. M.: G. L. Daube K Co. 55. Jahrgang. Nr. 26 Schandau, Donnerstag, den 2. März 1911. Politische Tagesübersicht. Dit diesjährigen Wintcrfcsttichkeiten nm kaiserlichen Hose haben init dem am Dienstag abend im Berliner Rcsidcnzschlosse abgehaltenen herkömmlichen Fastnachts ball ihren Abschluß gefunden. In den nächsten Tagen tritt dann das Kaiserpaar die angckiindigte Reise nach Korfu an. In Äertretnng des Königs Friedrich Anglist werden steh Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg zu den Kröuungsfeierlichkcitcn nach London begeben. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: „Der Kriegsminister v. Hecringen hat im Laufe der Debatte über den Militäretat, als von anderer Seite die Sprache auf die französische Fremdenlegion gebracht wurde, mit berechtigter Schärfe seine Entrüstung über die deutschen Blätter ausgedrückt, die für diese bekanntlich größtenteils aus deutschen Fahnenflüchtigen bestehenden Truppe Re klame machen. Nicht nur der preußische Kriegsminister, sondern auch jeder gute Deutsche wird über ein solches unpatriotisches Gebaren entrüstet sein. Der „Temps" und einige andere französische Blätter fanden sich bemüßigt, von Heeringen wegen dieser Worte anzugreisen, und fabelten dabei sogar von einer Beleidigung der franzö sischen Armee. Wir müssen diese Vorwürfe auf das ent schiedenste zurückweisen, und möchten den „Temps" daran erinnern, daß die Art der Rekrutierung der Fremdenlegion und die sich daraus ergebenden Folgen wiederholt die Oeffent- lichkeit in einer Weise beschäftigt haben, die nicht geeignet ist, in der gesitteten Welt Sympathien zu erwecken." — Es ist erfreulich, in dem norddeutschen Ncgicrungsorgan einmal eine erfrischend klare und deutliche Sprache zu finden, die man an der Seine wohl verstehen wird. Allerdings sind auch in dieser Frage alle guten Gründe so ausschließlich auf feiten Deutschlands, daß man sich über den Mut wundern muß, mit dem die französischen Blätter, der „Temps" an der Spitze, eine Debatte über das unerquickliche Thema eröffneten. Im Ncichstagswahlkrcis Allenstem—Rössel (Ostpreußen) sand am Montag die Ersatzwahl für den verstorbenen Vertreter dieses Wahlkreises, Erzpriester Hirschberg (Ztr.) statt. Das genaue Wahlresultat liegt noch nicht vor, doch steht bereits sest, daß der Zeutrumskandidat Or lowski mit einigen tausend Stimmen absoluter Mehrheit gegenüber den von den Polen und von den Sozialdemo kraten aufgestellten Gegenkandidaten gewählt worden ist. Die Zentrumspartei hat diesen vstpreußischen Reichstags- Wahlkreis schon seit 1871, mit alleiniger Ausnahme der Wahlperiode 1893/98, in Besitz. Die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt die Zeitungsnotiz, Herr v. Waldow, der Oberpräsident der Provinz Posen, werde infolge der angeblich zwischen ihm und der Staats regierung bestehenden Differenzen wegen der bisherigen Nichtanwendung des Enteignungsgesetzes in den Ostmarken und des Planes, einen kaiserlichen Prinzen im Posener Schlosse Hof halten zu lassen, für unbegründet. Der Notar Dr. Foröt in Aleh ist vom Statthalter des Reichslandes auf Grund eines Vorschlages des Metzer Gemetnderates zum Bürgermeister von Metz ernannt worden. Der Bürgermeisterposten dieser wichtigen deut schen Grenzstadt war bekanntlich seit der Ernennung des bisherigen Inhabers, Dr. Böhme, zum Unterstaatssekre tär im Neichskolonialamte erledigt. Politisch gehört der neue Bürgermeister von Metz der elsaß-lothringischen Zentrumspartei au. (Mau kann es in patriotischen Kreisen nicht verstehen, wie man einen so entschieden sranzosenfreundlichen Mann zum Bürgermeister unserer ersten Festung machen kann!) Oesterreich-Ungarn. Der Beschluß des, in seiner Mehrheit tschechischen, Landcsausschusscs von Böhmen, wegen der kritisch werden den Finanzlage des Landes die Landeszuschläge in der künftigen Höhe von 65 Prozent zu erheben, hat die kaiserliche Sanktion nicht gesunden; es verbleibt demnach bei den bisherigen 55 Prozent Landeszuschlägc. Da gegen ist in der betreffenden allerhöchsten Kundmachung als Ersatz für die abgelehnte Umlagenerhöhung die Weiter auszahlung der Zuweisungen aus der Einkommensteuer und aus der Branntweinsteuer im Betrage von 14 Milli onen -Kronen bewilligt worden, womit vor allem die Weiterzahlung der Gehälter der Lehrer in Böhmen ge sichert erscheint. Die tschechische Mehrheit des Landcs- ausschusses hat zwar gegen die Ablöhnung der beschlossenen Erhöhung der Landesumlagen auf 65 Prozent bei der Regierung prntestiert; doch wird dieser Protest nichts nützen. Das Gesuch des österreichischen Staatsangehörigen Angelo Maturo in Riva ani Gardasee, ini Interesse des Fremdenverkehrs mit seinen Benzinmotorbooten auch in den Häfen aus der italienischen Seite des Gardasees an- lcgen zu dürfen, ist von der hierfür zuständigen italienischen Behörde der Eiscnbahudirektion in Verona auffälliger weise ablehnend beschieden worden. Man kann den Verdacht nicht unterdrücken, daß irredentistische Einflüsse bei diesem ablehnenden Bescheid mit im Spiel gewesen sind. Der abgewiesene Gesuchssteller will sich nun mit seinem Anliegen direkt die italienische Negierung unter Berufung auf dir Schiffahrt auf dem Gardasee betreffenden Bestimmungen des österreichisch-italienischen Handelsver trages wenden. Frankreich. Der Rücktritt des Ministeriums Briand In Frank reich hat zunächst einen großen Wirrwarr in der politischen Lage in Paris zur Folge gehabt. Zwar werden schon eine ganze Reihe bekannter politischer Persönlichkeiten als für die Bildung des neuen Kabinetts in Betracht kommend genannt, offenbar handelt es sich aber hierbei einstweilen nur um Kombinationen. Hierbei wurde auch der Name Delcassäs genannt, des ehemaligen französischen Ministers des Auswärtigen, der infolge seiner antideutschen Intriguen beinahe einen Krieg zwischen Frankreich und Deutschland herbeigesührt hätte; doch wurde er 1905 noch rechtzeitig aus der Regierung entfernt. Zweifellos würde die Berufung Delcassös an die Spitze der fran zösischen Regierung eine schwere Verstimmung in Berlin Hervorrufen, indessen gilt nach neueren Pariser Berichten die Kombination Delcassö bereits wieder als ausgeschlossen. Norwegen. Die Frauenemanzipationsfrage kann in Norwegen, wo die Frauen mit gewissen Einschränkungen schon das allgemeine Stimmrecht besitzen, einen weiteren wichtigen Fortschritt verzeichnen. Der norwegische Ministerrat be schloß im Prinzip, die Frauen zu sämtlichen Aemtern zuzulassen, mit Ausnahme der Aemter des Minister präsidenten und der übrigen Negierungsmitglieder, der Aemter in der norwegischen Staatskirche, sowie der diplomatischen, konsularischen, militärischen und zivil- militärischen Aemter. Serbien. In Serbien ist der schon erwartete Rücktritt des Kriegsministers Gajkowitsch nunmehr erfolgt. Die Stell ung des Kriegsministers war unhaltbar geworden, nach dem er in einer Skupschtinarede hatte durchblicken lassen, der Gesandte Deutschlands in Belgrad, Freiherr von Reichenau, habe an den deutschen Geschützlieserungen für Serbien ein persönliches Interesse. Ueber den Nachfolger Gojkoivitschs ist noch nichts entschieden, zumal die Mög lichkeit nicht ausgeschlossen ist, daß schließlich das ge samte jetzige serbische Kabinett demissioniert. Ostasicn. Die Pestepidemie in der Mandschurei uud im eigent lichen China scheint nunmehr ihren Höhepunkt überschritten zu haben. In allen neueren Berichten hierüber wird im allgemeinen eine Abnahme der Seuche konstatiert, nur au vereinzelten Punkten erfordert sie noch immer eine ziemlich erhebliche Anzahl Opfer. Dcutsch-Kiautschau ist dank den ergriffenen energischen Abwehrmaßnahmcn der Behörden pestfrei geblieben. Amerika. Schon wieder wird aus der Neuen Welt eine Re volution gemeldet. Nach einer „Times"-Depesche aus Buenos-Aires ist in dem Staate Paraguay eine Revolution ausgebrochcn. Man glaubt, daß die Bewegung von dem ehemaligen Minister des Innnern, Niquelmo, geleitet wird. Deutscher: Weichstug. Der Reichstag beendigte am Montag die mehrtägige allgemeine Anssprache, welche sich beim Ausgabeposten „Gehalt des Kriegs- ministcrs" des Militäretats entspannen hatte. Die Jndenfrage in der Armee spielte auch an diesem lebten Tage der allgemeinen Militärdebatte eine hervorragende Nolle. Mehr oder weniger jndcnfrcnndllch äußerten sich die Abgeordneten Gröber (Zentr), Dr. Osann (natl.), Schöpflin (soz.) nud Kopsch (Fortschr. Vp.); selbst der ReichSpartciler v. Ocrhcn meinte, wegen der Religion dürfe in der Armee kein Unterschied gegen den Juden gemacht werden. Nur der Abgeordnete Naab von der Wirtschaftlichen Vereinigung, der ja als Antisemit bekannt ist, äußerte sich wiederum, wie schon in der letzten Sitzung, iu autijudischcm Siune. Im übrigen kamen crncnt die Soldatcnmißhandlnngen, die Neform- bednrftigkeit des ehrengerichtlichen Verfahrens im Offizicrkorps, die Aufbesserung der Mannschaftslöhne nsw. anfs Tapet. Re gierungsseitig griffen der preußische KriegSministcr v. Hecriugeu, der sächsische Milüärbcvollmächtigc, Freiherr von Salza uud Lichtcuau, uud der bayrische Militärbcvollmächtigtc, Freiherr v- Gcbsallcl, in die Montagsvcrhandlnng ein. Der Kricgsmiuistcr erklärte, er mißbillige den Antisemitismus iu der Armee uud würde er iu vorkommcudcu Fälle« ciugrcifcn. Weiter verteidigte er die Wahl der Offiziere durch das Offizicrkorps und polemisierte im übrigen besonders gegen den Abgeordneten Schöpflin. Freiherr von Salza und Lichteuau verbreitete sich hauptsächlich über die vom Abgeordnete» Schöpflin vorgcbrachtcn Mnnnschaftsmiß- haudlnugcn beim sächsischen ttlancuregiment Nr. 17 in Oschatz und teilte mit, daß von der sächsischen Militärverwaltung gegen die beteiligten Schuldigen mit aller Strenge vorgcgangcu worden sei. Auch der bayrische Mililärbevollmächtigte beschäftige sich mit einer vom Abgeordneten Schöpflin vorgebrachteil Beschwerde. Nach Schluß der allgemeinen Debatte bewilligte der Reichstag das Ge halt des KricgSmiuistcrs; eine vom Abgeordneten Ablaß (Fortschr. Vp.) beantragte Resolution, die Beförderung in der Armee ledig lich von der persönlichen Tüchtigkeit abhängig zn machen, wurde jedoch abgelchnt. Am Dienstag beschäftigte sich der Reichstag mehr mit den Einzelheiten des Mililärctats. Aus Stadt und Land. Schandau, den 1. März 1911. —* Äom Wetter und bom Aschermittwoch. Am gestrigen Fastnachtstage hatte sich auch das Wetter einen kleinen Scherz erlaubt — es war schön; heut dagegen scheint auch vbeu reine Aschermtttwochstimmuug zu sein, grau in grau, wenigstens vormittags, denn bei der affenartigen Geschwindigkeit mit welcher das Wetter wechselt, kann kein Mensch wissen, wie es die nächste Stunde aussieht und besorgten Auges schaucu die Hausfrauen gen Himmel, von ihm schönes Wetter für die Wäsche erstehend, das auch ein Zeichen für die eheliche Treue des Gatten sein soll. Nun ist der seit fast zwei Monaten ursidele Prinz Karneval in ein Nichts zusammengcschrumpft und an seine Stelle trat der Aschermittwoch, ein bleicher und trauriger Geselle, der höchstens die eine gute Eigenschaft hat, als Samariter durch Heringssalat oder etwas Aehnlichem denjenigen aus die Beine zu helfen, die dem jetzund weilend Prinzen Karneval ein wenig über Gebühr am Fastnachtsabend gehuldigt haben. Ob auch jeder zufrieden sein wird mit dieser Saison 2 Was ist da gelaufen, ge hastet und geschwitzt worden, „und ist doch nichts mehr unter der Sonne", wie König Salomo sagt, der vor nehmste Vertreter des Katzenjammers. Zufrieden! Du lieber Gott! Zufrieden sind nur die Ballmütter und -Väter, die ihr Töchterchen an den Mann gebracht haben; aber auch von ihnen seufzen manche — denn so ein Mann kostet Geld! —* Elbschiffahrtsnotizen. Vom 19. 2. bis 25. 2. 1911 passierten das Königliche Zollamt für den Schiffsverkehr in Schandau 25 mit Braunkohlen, Sand- nnd Basalt steinen, sowie 25 mit Stückgütern beladene Fahrzeuge. Vom 1. Januar bis mit 25. 2. 1911 sind insgesamt 345 beladene Fahrzeuge bei dem genannten Zollamte zur Abfertigung gelangt. —* Äon der Elbe. Beginn des regelmäßigen Schiff- fahrtsbetriebcs bei einem Hvchwasserstaude von 222 Zenti meter Uber Null am hiesigen Pegel und Ueberflutung der böhmischen Umschlagsplätze — das ist die Signatur des 1. März. Regen und Schnee, darunter einmal ein paar Stunden Sonnenschein sorgen dasür, daß der Elbspiegel nicht so schnell auf eine vernünftige Höhe zurückgeht und wenn auch heute ganz hübscher Wasserfall von den oberen Stationen gemeldet wird, so ist doch vorderhand, vorausgesetzt, daß nicht stärkere Nachtfröste eintreten, mit einem langwierigen Hochwasser zu rechnen. — Wie hat es sich doch gewaltig geändert gegen früher, wenn die Schiffahrt aufgenomineu wurde. Die Depeschen flogen da nur so in die Welt, womit die Mannschaften zum Antritt aus ihre Fahrzeuge beordert wurden. Bestimmte Persoucnzüge waren halb von Schiffern besetzt, und es gab ein interessantes Bild, wenn die Leute mit ihren Reisesäcken die Bahnhöse belagerten. Heute merkt man schon nicht mehr viel davon, weil infolge des milden Winters, ivo die Schiffahrt nicht völlig zum Stillstand gekommen ist, Ansammlungen von Gütern nicht vor handen sind; die Kohlenvorräte sind auch nicht so zu- sammengeschrumpst, daß der Bezug von Schiffsladungen brennend geworden ist, und so merkt man es kaum noch, wenn hier und da ein Schiffer abrückt, um auf unbe stimmte Zeit seiner Beschäftigung nachzugehen. Wie war es vor 10—15 Jahren interessant zu beobachten, wieviele Ladungen große Hanftaue der alte Scilermeister Fuchs täglich im Frühjahr an die verschiedenen Fahrzeuge ab- lieserte. Es wurde mit 8—10 Gesellen ständig auf seiner Seilerbahn gearbeitet. Doch heute ist „Draht" Trumpf uud der Haufen ist nicht groß, den ein solches Schlepp-