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Bo» de« Kriegsschauplätzen. Amtlich, Großes Hauptquartier, 11. September 1917. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Der Artillertekampf in Flandern erreichte an der Küste und im Bogen um Dpern zeitweilig grob« Stärke. Vorstöße der Eng länder südöstlich von Langemarck und nördlich Frezenberg wurden zurackgewiesen. Bei Villeret nordwestlich von St. Quentin entspannen sich heute morgen neue Gefechte, die für uns günstig ausgingen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Unternehmungen französischer Erkundungstrupps, meist durch heftiges Feuer vorbereitet, wurden nordwestlich von Reims und in mehreren Abschnitten der Champagne zum Scheitern gebracht. Auf dem östlichen Maasufer griffen gestern morgen starke französische Kräfte vom Fosses- bis zum Lhaume-Walde (3' z Km.) an. Südlich des Wavrille-Waldes in unsere Kampfzone eingedrungener Feind wurde durch Gegenstoß geworfen, an der übrigen Front brachen die französischen Skurmwellen in unserem Abwehrfeuer verlustreich zu- sammen. Im LWfe des Tages noch mehrfach erfolgende Angriffs- versuche des Gegners schlugen stets fehl. Im Aachdrängen schoben wir an einigen Punkten unsere Linien vor. Leutnant Voß schoß gestern 3 feindliche Flieger ab; er erhöhte dadurch die Zahl seiner Luftsiege auf 45. Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Zwischen den russischen und unseren Stellungen vom Meere bis zur Düna zahlreiche Zusammenstöße von Vortruppen. Der Feind büßte Gefangene ein. Vorstöße russischer Streisabteilungen im Wald gebiet nördlich von Kustatyn und am unteren Zbrucz wurden ab gewiesen. Front des Generalobersten Erzherzog Josef. Im Südostgipfel der Bukowina find die Russen zum Angriff übergegangen. Sie errangen nur örtliche Vorteile bei Solko. Zwischen Trotus- und Ojtoztal hat der Feind seine vergeblichen An griffe bisher nicht wiederholt. Mazedonische Front: Im Berggelände des Ochrida-Sees verwehrten deutsche und österreichisch-ungarische Kräfte den Franzosen gestern weiteres Vor dringen. Der erste Generalquarliermeister Ludendorff. Ktrcheernachrtchten. Ev. Iungfrauenverein. Mttwoch, t2 September, abends. 8 Uhr! Probe, ',,9 Uhr: Singestunde. Ev. Iünglingsverein. Donnerstag, 13. September, abends '/,9 Nhr Probe, S Udr: Posauncnstunde. Spietptnn der Leipziger Theater. Neues Theater. Mittwoch 7 Uhr: „DaS unterbrochene Opferfest". Donnerstag 7 Uhr: „FigaroS Hochzeit". Altes Theater. Mittwoch 7'/, Uhr: „Die beiden Seehunde". Donnerstag 7 Uhr: „Die Braut von M ssina". Neues Operetten-Theater. Mittwoch 7', Uhr: „Die Fahrt inS Glück". Donnerstag 7'/, Uhr: „DaS süße Mädel". Redaktion: Rodert Sünz. — Druck und Verlag: Günz L Eule in Naunhos Bestes Aufwasch-, Putz- u. Reini gungsmittel für Küche u. Kaushalt. Pak.zu10u.20Pfg.Verk.Spezialit. f.Kolonialw.-Landlung.Alleiniger Fabrikant: Herrn nun Zentseb, I.«!pxix St. Winterwirfing WmterHMpsianM bat abzugeben I*. 6srtnsrvi.krllm3nnsßnin8r8tr388s Bahnhof ÜMHlMM Ulm. Gegen Belohnung abzugeben. Gartenstraße 36, l. Aufwartung einigeStunden für Nachmittag gesucht. Kaiser Wilhelmstr. 3. g Urisss-KUss Ehrenerklärung. Die Beleidigung gegen Kerrn ksdal hier nehme ich hierdurch zurück, iiokmann, kldrsvktskain. NeneLadung des so beliebten Krast-Futter-Mh unterwegs. — Eingeführt bet König!. Marställen, militärischen Truppenteilen, bedeutenden Pferdebesthern und Landwirten. 60KiloM.66.00 -20KiloM.26.00 ab Leipziger Lager. Verpackung berechnet, wird zurück genommen. l.siprig 3 Uol8tsin-§1r388v 1. D neue ervstterte äuklsgs entdaltenä 8—82 Ksntten — > von Allen Iebauplatrsn dos zVsltkflsLe«. M «Vei-lax t llüleln k Lo., NeOIm 8 ein« K!sll«k W ru Kaden bei 8 Künr L Lule, ^aunkof. Für jede Gelegenheit passend, sei Ihnen als Geschenk für Ihre Lieben der „Buch-Roman" empfohlen. Unsere Geschäftsstelle und die Austräger geben Ihnen gern weitere Auskunft über Art und Preis. Teitr u. stlaunkok b. l_eipri§, den 9. 8ept. 1917. Helene >Veißel Z6b. Satiren u. Liselotte, Konrad und Nans-Qeorß. s^rau vervv. k^ommen^iennat u. l^incten. franr ^Vatiren. bleute erhielten wir die unerwartete, unkakbare I^ackriclit, dak mein geliebter IVsann, der treu8orßende Vater seiner Minder, mein lieber, Zuter 8obn und ZebwieAer- sobn, unser Zuter kruder ^nton WeiZel vnlerottirier cl. l^. uncl Okkiriers Aspirant in einem l^es.-lnf.-l^egt. Inliaber des Eisernen streures II. i^l. seiner scbweren Verwundung im l^riegslairarett erlegen ist. ldnsern lierrliclisten Dank Vie t^auern^en Hinterbliebenen. 83A6N wir allen denen, die in 80 überaus ssblreieber V7eise ibre ^nwünadmo an dem blinsebeiden unserer teuren Lntseblakenen, der Ländkankt, t t. September 1917. f-rau franxi8ka Illig Mb Qsuäeck durcb wobltuende Trostworte, prücbtigsten kerbstdlumenscbmuek und letztes Oeleit bezeugt baden, ^ucb allen denen unsern innigsten Dank, die der lieben keimgegaugenen wäd- rend ibrer Deidens^eit so viele beweise wärmster ^nteilnakme entgegengebraebt baden. ^11 das bst uns, denen die liebe Lnlseblafene so unendlieb viel war, herzlich woblMtan. Du, liebe Tränre, rub aus von Deinem ZebmersenslaMr — wir gedenken immer Deiner. Der Grbe von ZLuchenau. Roman voll Herbert von der Osten. 23 „Rücksichtslose Offenheit allein ist in diesen» Falle Pflicht. Bus Dein Gewissen frage ich Dich deshalb: „Ist es Dein Wunsch, daß »vir uns trennen?" „Bei Gott im Himmel, nein!" brach Hans Dietrich leiden schaftlich ans. „Ich würde keine ruhige Stunde mehr haben, wenn Du von mir gingest." Es war, als ob seine Worte Marga neues Leben einge haucht hätte»». Dir schwermütigen Augen bekamen wieder Licht. „Gott sei Dank, daß ich unser schönes Buchenau nicht ver lassen muß," rang eS sich wie ein Seufzer der Erlösung von ihren Lippen. lieber das finstere Gesicht der Manne- flog ein Heller Schein. „Hast Du Bnchenau denn lieb?" fragte erweich, während sich sei»» Ann unwillkürlich um die schlanke Taille der Frau legte. „Wie wäre es rpohl möglich, daß ich Buchenau »richt liebte!" rief Marga schwärmerisch. Hans Dietrich bog einer» Zweig zurück, der ihre Wange zu streifen drohte. „Wenn Du'S doch auch lernen könntest, Dich in meine Art zu finden," sagte er zärtlich. „Ich will Dir »a nicht weh tun. Die Schroffheit und Härter» in meinen» Charakter, welche Dich verhätscheltes Prinzeßchen so oft ver wunden, sind nur die Folgen eines schweren Lebens. Ein Mensch, der ohne Liebe aufwächst, wird selten liebenswürdig." In Marga wallte heiß das Mitleid auf. Leise drückte die arbeitsharte Hand, die auf ihrem Arme ruhte. Ihn umdrängteu noch immer die Schatten der Vergangen heit. „Ich mußte zu viel Bitteres erfahren in meiner Jugend," klagte er. „Wie etivaS Selbstverständliches ist mir stets der Verzicht auf die Jugendfreude abgefordert worden. Immer habe ich arbeite»» müssen mit der Preisgabe meiner ganzen Kraft; aber ein anerkennendes Wort bekam ich nie zu hören. Im Gegenteil, hundertmal konnte ich's noch hinnehmen, daß der Bruder „Lüderlich," der die Früchte meiner schweren Ar beit verjubelte, auf mein« Kosten als „der gute Soh»»" gelobt wurde, der die „Pflichten gegen seine alten Elter»»" nie ver- aag, weil er galant aufspraug, sobald di« Mutter einen Wunsch äußerte, was ich, wenn ich todmüde vom Felde zu- rückkam, allerdings versäumte. Euch Frauen fehlt eben die Logik und der Blick in die Tiefe. Wenn Euch einer schöne Flausen macht und Händchen küßt, dann ivird er geliebt, »nag an ihn» dran sein, was da will." AuS MargaS ernsten Augen flimmerte eS eigen zu ihm anf; aber sie sagte nichts dagegen, und er fuhr erbittert fort: „Meine Mutter war noch ein Kind mit grauen Haaren, und mein Vater konnte ihr nichts abschlagen. Sie wurde auch seine Unioersalerbin, und wie die Tollen wirtschaftete»» sie und »nein Bruder nach des VaterS Tode drauf los. Wo ich daS Geld zu den» Aufwande hernahm, das war meine Sache. Wenn der Schwarm unserer eleganten Gäste sich im Herbst zerstreute und die Mutier ihrem Liebling in die Residenz nachgereist war, habe ich mit den Knechten aus einem Topfe gegessen und Wasser dazu getrunken; aber die Setlfeste von dein Herrn Bruder mußte ich bezahlen. Doch ich will Dich nicht mit diese»» traurigen Bildern quälen," brach er plötzlich ab. „Deine Großmut hat mich ja tausendfach für alles entschädigt, was ich unter meines Bruders Leichtsinn dulden mutzte. Ich danke Dir so viel!" „Di» hast mir nichts zn danke»»." „Leider nur zu viel," widersprach er erregt. „Wie ein Schuldner, der seine Schulde» nicht bezahlt, komme ich mir immer Dir gegenüber vor, seit ich erkenne»» »nutzte, daß ich nicht imstande bin, Dir irgend eine Gegengabe zu gewähren." „Sei nur gut zn »nir; etwas andere- verlange ich gar nicht," flüsterte sie, sich leise an ihn schmiegend, „und fahre nicht immer gleich so heftig auf, wenn es mir einmal nicht gelingt, Deine Wünsch« zn erfüllen. An meinem Willen liegt es doch nie, nur an meinem schwache»» Können." Er zog sie tiefbewegt an seine Brust. „De»» größten Wunsch meines Lebens zu erfüllen, daS liegt »licht in Deiner Macht," sagte er mit erstickter Stimme. „Dn warst ja noch ein Kind und wußtest gar nicht, waS e- heißt, einem Manne zi» ge hören, als Dn Dich »ntt mir verlobtest. Ich hätte Mitleid mit Dir habe»» sollen, statt Dich mein« Enttäuschung fühle»» zu lassen." Da- Wort Enttäuschung griff mit brennendem Weh an Margas Herz. Ihre Lippen zuckten. Er kütste sanft die Träne fort, die sich zwischen di« dünnen Wimpern drängte. „Daß Deine lieben Augen so viel weinen mußten, ist nur ein schwerer Vorwurf; aber hab' nur Geduld. Mit der Zeit werde ich's schon noch lernen, wie ich mein zartes Elfchen zu behandeln habe." „Sei mir ein Freund. Laß mich teilnehme»» an Deinem geistige»» Leben." „Gedankenversunken strich Hank Dietrich über die blüten- schlveren Zweige der JaSminbüsche, die bei» Weg emfaßten. Mein geistige- Leben ist die Politik. Wie soll ich es aufan- gen, Dich daran teilnehmen zu lassen, Herzenskind?" „Hast Du denn ganz vergessen, wie innig ich mit den» Vater zusammenlebt« ?" mahnte Marga. „In den beiden letz te», Jahren, da die Gicht dem Vater den Arm lähmte, have ich seine ganze Korrespondenz geführt." Hohenegge blickte sinnend in das holde, junge Gesicht, das sich an seine Schulter»» lehnte. Er schien sich es nicht vorstcNeu zu können, daß hinter dieser Kinderstirn Verständnis für seine hochfliegenden Pläne und Gedanken sein sollte; aber vielleicht war e-doch möglich! Die dunklen Augen schauten so ernst! Sie schimmerten so tief! In den Wangen der jungen Frau blickte plötzlich ein Schelmengrübchen auf. „Wenn ich an Dich schreiben mußte, nahm ich immer eine neue Feder." Hans Dietrich fand das iin höchste», Grade amüsant. „Und wie haben Dir meine Briefe gefallen?" erkundigte er sich- „Sehr, sehr gilt!" war die eifrige Antwort. „Ach, ich »var sehr orientiert damals über Dein Programm; alle Deine Wünsche und Ziele kannte ich. Nur seitdem ich Deine Frau bin, habe ich nicht- mehr davon erfahren." Der Freiherr verstand den Borwurf in ihren Worten. „Du hättest mir nur zu verraten brauchen, daß Du Interesse für diese Dinge hast," versicherte er. „Ich kann mir ja gar nichts Schöneres denke»», als alle-, waS mich beschäftigt, mit Dir besprechen zu dürfen." Mit einer warmen Bewegung bot er ihr die Rechte: „Laß un- unser Leber» von heute ab noch einmal neu beginnen und die Vergangenheit begraben, meine Marga," bat er. „Was in der Vergangeuheit an lieben Toten gefehlt wurde, ist schwer zn sühnen; aber die Zukunft gehört uns; die können wir uns schaffen." 232.20