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Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Sachs. Landeszeitung Illustr. Sonntagsbeilage Fernsprecher Nr. 2 für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdorf, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz,Threna re. Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, abends 6 Uhr. Bezugspreis vierteljährlich I Mark 50 Pfennige ausschließlich des Postbestellgeldes. Anzeigenpreis: die fünfgespaltene Korpuszeile 12 Pfg. An erster Stelle und für außerhalb der Amtshauptm. Grimma 15 Pfg. Reklamezeile 30 Pfg. Bei Wiederholung Ermäßigung. Beilagegebiihren nach Übereinkunft. Anzeigen-Annahme bis vorm. 10 Uhr. - » — >> > , Druck und Verlag: Günz L Eule In Naunhof. -»> - - > , > — > Nr. 40.Freitag, den 6. April 1917. 28. Jahrgang. Amtliches. Durch die vom lü. April ab eintretende Erhöhung der Fleisch- raiion werden mehr Schlachtrinder gebraucht; es ist fraglich, ob diese alle im freihändigen Verkehr werden eingekaust werden können. Auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern werden deswegen in nächster Zeit Kommissionen, bestehend aus einem Tier ärzte, einem landwirtschaftlichen Sachverständigen, einem Fleischer oder Viehhändler sowie einem Vertreter der Ortsbehörde, die Ställe durchgehen, um diejenigen Rinder zu bezeichnen, die bei einer etwa notwendig werdenden Enteignung zunächst entbehrt werden können. Die Kennzeichnung geschieht durch ein oder zwei Haarschnitte auf der linken Kinlerkeule. Die von der Kommission bezeichneten Rinder sind damit noch nicht enteignet, es handelt sich vielmehr zunächst nur um eine vorbereitende Maßnahme. Das von der Kommission eingeschnittene Zeichen darf nicht entfernt oder verändert werden. Im übrigen ist der Besitzer eines gekennzeichneten Rindes in der Verfügung über das Stück nicht behindert. Die Viehbesitzer haben den Kommissionen den Zutritt zu den Ställen zu gestatten und alle erforderten Angaben wahrheitsgemäß und vollständig zu machen. Jeder Viehbesitzer, der ein nach obigen Vorschriften gezeichnetes Rind abgibt, Hot dem Bezirksoerbande sofort unter genauer An- gäbe seines Namens und Wohnortes (mit der Ortslistennummer) so- wie unter genauer Bezeichnung der Tierart sowie des Käufers An- zeige zn erstatte«. Dieselbe Anzeige mutz der Käufer sofort nach Kaufabschlutz machen. Fleischern und Viehhändlern, die regelmäßig Rinder im Bezirke aufkaufen, kann der Bezirksverband auf Antrag Nachlassen, daß die Anzeigen gesammelt wöchentlich gemacht werden. Zuwiderhandlungen sind mit Geldstrafe bis zu 10000 M. und mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder einer dieser Strafen zu bestrafen. Bet Fleischern und Diehhändlerm wird die Entziehung der Kandelstzarte erfolgen. Grimma, 2. April 1917. kl. 3L7. Der BezirLsoerdand der Königlichen Amtshauptmannschaft. Amtshauptmann o. Bose. Polizeistunde. Die Königliche Kreishouptmannschaft Leipzig hat genehmigt, doh an den beiden Osterfeiertagen, den 8. und 9. dieses Monats, alte Gastwirte, denen nicht schon eine weikergehende Erlaubnis ge geben worden ist, erst nachts 11 Uhr ihre Schankstätte schließen. Grimma, 3. April 1917. n 71b. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Volksküche. Die Volksküche ist Montag und Dieftstag den 9. und 10. d. M. geschlossen. Der Speisemarkenverkauf für die nächste Woche findet Dienstag, den 10 d. M. nachmittags 4 bis 5 Uhr in der Volksküche statt. Außer den Marken von der Waren bezugskotte werden bei Entnahme der Speisen auf 2 Tage */z Pfund und auf 4 Tage 1 Pfund Kartoffeln angerechnet. Die Warenbezugskarte und die Kartoffelkorte find deshalb vorzu legen. Naunhof, am 5. April 1917. Der Bürgermeister. Das kneur. Karfreitagsgedanken von Pfarrer A Fi ick er-Berlin Warum steht das Kreuz, daran einer zu Tode ge martert ward, im Mittelpunkt eurer Religion? Warum das Kreuz in allen euren Reden, Liedern, Kirchen? so bat so manche lebenslustige Zeit, die das Dasein sich freute, die den Tod nicht dachte, ihn nicht denken wollte, gefragt. Manches Geschlecht, viele, viele einzelne haben sich abge- wandt von einem Glauben, aus dem das todes''rnste Antlitz mit der Dornenkrone sie anschaute, haben geglaubt, einen neuen schöneren Lebensglauben, sonnig, fröhlich, geistvoll oder praktisch sich aufbauen zu können. — Ob sie jetzt es wissen und gelernt haben, warum der Glaube, der sie alle umschließen soll, die Könige und die Bettler, die Jugendstarken und die Altersmüden, die Arbeitenden und die Ruhenden, die Zeiten des Krieges und die Jahre des Friedens, die Lebenden und die Sterbenden und die Toten — warum dieser Glaube das Kreuz und den Dornen- gekrönten in seiner Mitte hat? . Weil zum Leben der Tod, zur Seele das Leid, zur Welt die Sünde gehört, weil es hier auf Erden kein Leben ohne Sterben, keine Seele ohne Tränen, keinen Flecken in der Welt gibt ohne den bitteren Kampf deS Guten mit dem Bösen. Wer das nicht sieht und weiß, der hat noch nicht gelebt, ein Glaube, der die- nicht mit umfaßt, reicht nicht aus für daS ganze Leben, eine Weltanschauung, die darüber hinweggeht, ist phantastischer Traum, der die Wirklichkeit verhüllt, statt sie zu deuten. Der Christenglaube hat nicht nur das Kreuz. Vielmehr vor Karfreitag liegt die lichte selige Weihnacht, eS breitet sich vor deS Christen Augey der sonnenbeglänzte See Genezareth und an seinen Ufern sehen wir den lehrenden, helfenden, heilenden Jesus, dann erst erhebt sich der Hügel, der da heißt Golgatha, Schädel stätte, — und nach Karfreitag und dem Todespassah kommt licht, strahlend, sieghaft Ostern, das Fest des Lebens. Aber in der Mitte, hochragend, unübersehbar steht das Kreuz, muß das Kreuz stehen. Nicht nur im Leben, so verkündet das Kreuz, auch im Sterben bist du in Gottes Hand und Macht, auch das Sterben ist Gottesordnung und Gotteswille. So brauchst du das Sterben ebenso nötig, wie du das Leben brauchst, sie gehören in dem einen Ratschluß Gottes fest zusammen. Du bist nicht fertig ohne den Tod, er ist die andere, die neue Geburt nach jener ersten in die Zeit hinein, nun die Geburt in die Ewigkeit. So verliert unter dem Kreuz und durch das Kreuz der Tod seinen Schrecken: — „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Händel" Und das Leid, das die Menschen fürchten und meiden wie den Tod? Das Leid, wider das sie die Geigen und die Becher klingen lassen, das sie mit Rosen und Flitter und Tand bedecken möchten, bis es in stiller Nacht doch an sie kommt, dann erst recht furchtbar und schreckhaft mit seinem Dunkel und seiner Notwendigkeitl „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" So klingt es vom Kreuz und dieses Wort heiligt alles Leid; denn der, dem das Leid dies Wort von der Seele reißt, der ist's, der von sich wußte: Gott ist mein Vater, der ist's, der uns verkündet hat: Gott ist euer Vater. Woher also das Leid? Wer gibt es und legt es auf mit allen Schmerzen und Qualen? Derselbe Gott und Vater Jesu Christi, der es ihm auferlegt hat, der legt'S unS auf aus Liebe, aus Vater liebe. Leid ist nicht Erdenwucht, sondern Himmelswürde. Weil du ein Mensch bist und sein darfst, darum fühlst du das Leid — je mehr du Mensch, je innerlicher, reiner, tiefer dein Wesen ist, um so innerlicher und tiefer fühlst du's, das leere, oberflächliche Gemüt emp findet's kaum. Wogen wirst nur der Ozean, des Tümpels Oberfläche kann auch der Sturm nur ein wenig kräuseln. Freue deines Leidens dich, denn es offenbart dir deinen Gegensatz zu allem Irdischen und Vergäng lichen, Schweren und Stofflichen, weil du ein Kind des Himmels, des Lichtes, der Ewigkeit, ein Kind Gottes bist. Trage dies Leiden, weil es dich frei und freier macht in der Zeit für die Ewigkeit. Wie der rechte Jünger mit Plagen, Mühen und saurem Schweiß lernt und übt, und eben dadurch zum Meister wird, so wirst du unter des Lebens Leiden zum Meister des Lebens, wirst von ihm frei in der Zeit für die Ewigkeit. Aber wenn dem so ist, warum darf die an Leiden freie Zeit nicht im frohen Genuß, im Ausleben aller Triebe, in rücksichtslosem Gebrauch unserer Kräfte sein? Warum dem gegenüber der bittere Ernst des Gewissens, das eiserne „Du sollst" in der Brust? Einst haben Ehr geiz, Neid, Lüge, Feigheit das Kreuz auf gerichtet und den, der das Evangelium der Gottes kindschaft brachte, daran zu Tode gemartert, weil er ihre Vernichtung in den Herzen der Menschen und im Leben der Völker wollte. Nun sind sie durch den Tod des Unschuldigen für ewige Zeiten gebrandmarkt als Sünden, daß niemand sie mehr dulden oder entschuldigen darf, daß der Kampf wider sie geht auf Leben und Tod, daß sie gerichtet sind durch Jesukreuzessterben: Es ist vollbracht. In diesem Gegensatz erst gegen alle Sünde ist durch Jesus die Menschheit vollkommen zur Menschheit erhoben, sie würde ohne ihn zur Tierheit zurücksinken. Vom Tode befreit, im Leiden geheiligt, mit der Sünde auf ewige Zeit entzweit, so ist die Menschheit geworden durch das Kreuz, so wird ein Volk und ein Mensch, der das Kreuz zu seinem Zeichen nimmt. In diesem Zeichen werden wir siegen im Weltenkrieg, weil Mut und Freu digkeit bis in den Tod unsere tapferen Scharen führt, weil Leidensgcduld und Dulderfreudigkeit unser Volk in der Heimat erfüllt, weil die Sünden der Habsucht, der Heuchelei, der Verleumdung, der Rachsucht nicht siegen können, sondern als die Feinde der Menschheit unter dem Kreuz gerichtet, endlich erliegen müssen. Oer ?<elcb8lckAt2sekreräf über üie leckste Kriegsanleihe. Der Vorsitzende des Vereins deutscher Zeitungsverlegkl. Dr. Faber, und der Vorsitzende des Retchsverbandes de- deutschen Presse, Chefredakteur Marx, haben sich entschlossen, einige immer wiederkehrende Zweifel und Unklarheiten in Bezug auf die Kriegsanleihe dem Reichsschatzsekrekär Grafen o. Roedern vorzutragen. Der berufene Mann hat dadurch Gelegenheit gefunden, diese Fragen in einer jeden Zweifel behebenden Weise zu beantworten, über die Unterredung er hallen wir folgenden Bericht: Können Euer Erzellenz schon Mitteilungen über das Ergebnis der 6 Kriegsanleihe machen? Soweit es sich übersehen läßt, laufen die Zeichnungen überall gut ein. Insbesondere bleiben die großen Zeichnungen nicht hinter den früheren zurück. Nach den vorläufigen Meldungen ist jedenfalls die Einzahlungssumme am. ersten - freiwilligen — Einzahlungstage gröber als bei der letzten Anleihe Ich möchte auch bei dieser Gelegenheit meiner Freude über die fachliche und erfolgreiche Mitarbeit der Presse bei der im vollen Gange befindlichen Kriegsanleihe-Propaganda Ausdruck geben. Glauben Euer Exzellenz, daß die immer noch um laufenden Gerüchte den kleinen Zeichnungen, besonders denen aut dem Lande Abbruch tun? Die Gerüchte sind so häufig widerlegt worden, zuletzt noch von den Abgeordneten im Reichstage, daß man nicht gut annehmen kann, daß sie heute noch von irgendjemandem ge glaubt werden. Es ist selbstverständlich, daß das Deutsche Reich vor dem Jahre 1924 eine Zinsherabietzung nicht vor nehmen kann. Und wenn das Reich dann den Zins herab- setzen will, muß es den Besitzern der Anleihe die Rückzahlung zum vollen Nennwert anbieten, also etwa 2über dem Aus gabekurs der Anleihe Ich habe bereits bei der letzten Anleihe gesagt, daß jede Regierung und jedes Parlament, die für die Verwaltung des Reichs und seine Gesetzgebung verantwortlich sind, es als ihre vornehmste Aufgabe betrachten werden, den Gläubigern des Reichs, zu denen viele Millionen wirtschaftlich Schwache gehören, das gegebene Zahlungsverfprechen zu halten. Ich kann dies nur wiederholen. In vielen Kreisen bestehen Sorgen darüber, daß nach dem Kriege die Flüsstgmachunä des Geldes Schwierigkeiten bereiten könnte. Könnte man diesen Sorgen nicht noch wirksamer als bisher entgegentreten? Die Darlehnskasien sollen noch mehrere Jahre nach dem Kriege bestehen bleiben. Die Besitzer von Kriegsanleche können versichert sein, daß bei der Bemessung des Zinssatzes während dieser Zeit auf sie gebührend Rücksicht genommen wird. Es werden fernem Einrichtungen vorbereitet, die nicht nm die Beleihung der Anleihen durch die Darlehnskasien, sondern auch den Verkauf ermöglichen werden. Daß der Zinssatz für Darlehen auf Kriegsanleihezeichnungen auf ö'/s^o herabgesetzt worden ist. haben Sie gelesen: damit wird die Benutzung der Darlehnskasien noch weiter erleichtert. Könnte nicht eine Beschleunigung in derAusgabe der Anleihestücke eintreten? Viele Leute stoßen sich daran, daß sie so lange auf dieStücke warten müssen? Die Stücke der 6. Anleihe bis zu 500 Mark sind jetzt fertig und werden in diesen Tagen ausgehändigt. Eine Beschleuni gung der Herstellung ist nicht mehr möglich. Die Stücke müssen sorgfältig und genau hergestellt werden, und was heute die Anfertigung von Drucksachen bei dem Mangel an Arbeitskräften und bet der Beschränkung der Rohmaterialien beißt, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Das Publikum wird verstehen, daß die Anfertigung von 35 Millionen Stück Anleihe- scheine Zeit erfordert. Es hat doch inzwischen bei allen Kriegs- anleihen gesehen, daß jeder seine Stücke erhält, auch wenn es manchmal etwas länger dauert. über die Verwendung von Kriegsanleihe zu Zwecken der Steuerzahlung bestehen noch viele Zweifel? Die Kriegsanleihe kann zur Zahlung der Kriegssteucr (Kriegsgewinnsteuer) und des soeben zum Gesetz gewordenen 20°/«igen Zuschlages benutzt werden. Der Vorteil liegt für die Zahlungspflichtigen auf der Hand. Die Anleihe wird zu 100 angenommen, obwohl der Ausgabekurs nur 98 oder 97,80 ist. Wie Sie wissen, ist auch das sogenannte Sicherungs gesetz vom Reichstag angenommen und damit eine Wieder holung der Kriegsgeivinnsteuer für später in Aussicht ge stellt worden. Auch Mr diese spätere Kriegssteuer wie über- Haupt Mr etwaige sonstige zur Schuldentilgung bestimmten Abgaben wird die Möglichkeit geschaffen werden, in Kriegs anleihen jeder Art der Steuerpflicht zu genügen. Es wird auch zu erwägen sein, ob nicht bei den mit der Demobili sierung sich ergebenden Verkäufen der Heeresverwal tung von Pferden. Wagen und anderem Material an Landwirte und Gewerbetreibende Zahlung des Kaufpreises in Anleihe unter besonderen Umständen zu- gelassen werden könnte. politische Kunälckau. Veutsckep Kelek. 4- Die Nordd. Allg. Z1g. wendet sich gegen den Auf ruf der russischen vorläufigen Regierung an die Polen der die Errichtung eines polnischen Reiches verspricht, das sämtliche Teile des ehemaligen Königtums umfassen soll. Dieser Aufruf laste die Abhängigkeit der provisorischen russischen Regierung von der orm England gegen Deutsch land zurechtgemachten Kriegssormel erkennen, das Polen der Zukunft, das die Mittelmächte errichten wollen, sei ohne einen weiteren Schwertstreich, ohne das Opfer auch nur eines einzigen polnischen Lebens, der Freiheit gewiß, sobald die neue Regierung Rußlands sich entschließe, den blutigen Weg deS Krieges zu verlassen, auf dem der ent thronte Zar sein geknechtetes Volk ins Verderben getrieben hat. Die Mittelmächte sind es, die Polen in Händen haben. Durch Taten, nicht durch Worte, haben sie den Beweis geliefert, daß sie dem schwer geprüften Lande die Freiheit bringen. Kein Tropfen polnischen BluteS braucht dafür zu fließen, wenn Rußland wirklich nichts anderes als den gesicherten, ehrenvollen Frieden erstrebt, den es haben kann, sobald es ihn will.