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Naunhofer Nachrichten : 18.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-191411181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19141118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19141118
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-18
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 18.11.1914
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gegeben. Da aber von mehreren Armeekorps die Rede ist, io dürfte eine Schätzung von 180 000 bis 200 OVO Mann erlaubt sein. Die hohe Zahl an Gefangenen läßt auf schwere Verluste der Russen an Toten und Ver wundeten sowie aus das Fluchtartige ihres Rückzuges schließen. Noch mehr spricht sich die Auflösung, in der sich ihre Truppen befanden, aus durch die deutsche Beute an Maschinengewehren und Geschützen. Allein 70 Maschinen gewehre! Das passiert nur bei Heereskörpern, die allen Halt verloren haben und in wilder Flucht planlos zurück stürmen. Die sicherlich von deutscher Seite rücksichtslos durchgesetzte Verfolgung dürfte die angegebenen Zistern wobl noch erhöhen. Der starke Verlust an Maschinengewehren dürfte sich auf die Dauer für die Schlagfertigkeit des russischen Heeres verhängnisvoll erweisen. Sie können diese Waffen in ihren Fabriken nicht oder nur in kleineni Maßstabe Herstellen, von ihren Verbündeten aber können sie keine erhalten, auch vorn übrigen Ausland nickt. Auch bei Lipno büßten die Russen außer 5000 Ge fangenen 10 Maschinengewehre ein. Lipno liegt nördlich von Wloclawec. Die hier vormarschierende russische Ab teilung scheint auch aus Thorn angesetzt gewesen zu sein. Sie wurde bis nach Plock zurückgeworfen. Hier dars man jetzt den rechten Flügel der von Warschau aus vor- gedrnngenen russischen Streitkräfte annehmen, während der linke östlich von Knlno steht. Das Fehlschlägen der russischen Offensive ist schon jetzt ersichtlich, ein baldiger Rückzug auf Warschau dürfte die Folge sein. Auch bei Stallupönen auf ostpreußischem Grenzgebiet wurde der russische Angriff abgewiesen. Hier scheinen die Rusten nicht mehr so starke Kruste wie anfangs einsetzen zu wollen, sondern sie hatten das Hauptgewicht wohl auf die Opera tionen im Warthe-Weichselgebiet gelegt. Unser Angriff auf ^pern. Das schlechte Wetter, das auf dem westlichen Kriegs schauplätze herrschte, hat die Tätigkeit beider Parteien ver ringert. Trotzdem ist der deutsche Angriff in Flandern langsam vorwärtsgeschritten. Er richtet sich nach allem, was man vernimmt, mit großer Wucht auf Ppern, das dauernd im Mittelpunkt des Kampfes gegen die Engländer steht. Wir erfahren darüber aus englischen und französischen Quellen das folgende: Der Kampf um Npern nimmt immer blutigeren Charakter an. Die Artillerie vermag wegen des dichten Nebels meist nur mittags zy schießen: es spielen deshalb Maschinengewehre und Bajonettangriffe wieder eine größere Rolle. Der Druck der deutschen Linie auf die Front der Verbündeten ist an mehreren Punkten stärker geworden, doch hielt sich diese, obgleich die indischen und afrikanischen Truppen durch die feuchte Kälte stark mitgenommen sind. Dpern, Böthune und Arras — so heißt es weiter — wurden aws neue beschossen. Sehr ernste Kämpfe fanden in den letzten Tagen in der Umgebung von Bethune statt. Das Artillerieduell wird dauernd fortgesetzt. Reims wird dauernd beschossen. An einem einzigen Tage sielen 300 Granaten in die Stadt und verursachten neuen Schaden an Personen und Gebäuden. Die Überreste der belgischen Armee. In den letzten acht Tagen büßte die belgische Armee 18 000 Diann ein; die Verluste an Offizieren belaufen sich auf 600. An 2000 Mann flüchteten in Bürgerkleidung nach Holland und wurden teilweise von der Grenzstadt Sluis nach Vlissingen gebracht. Die Zahl der von den Deutschen gefangenen Belgier wird auf 4000 geschätzt. Die belgischen Heeresreste befinden sich im Zustand völliger Auflösung. 25 000 Mann sind noch vorhanden, doch läßt sich mit den Mannschaften nichts mehr unternehmen. Es scheint, daß die französische Heeresleitung den demoralisierenden Einfluß der Belgier auf die Linien truppen befürchtet und eine strenge Scheidung zwischen Franzosen und Belgiern vorgenommen hat. Meutereien kamen in den letzten Tagen mehrmals vor. Die er schöpften Soldaten verließen nachts die Schützengräben und boten sich dem Feinde als Gefangene an. Ein Hauptmann, der seine Truppe zu einem Sturmanfall trieb, wurde durch einen Bajonettstich in den Nacken getötet. Dem König Albert ist es unmöglich, den Mannschaften Mut zuzusprecken. Seine Besuche in den Laufgräben werden von den Offizieren sehr peinlich empfunden, weil jedermann weiß, daß die Anstrengungen des Königs wertlos sind. Nach den entscheidenden Niederlagen, die den Belgiern bei Rousielaere, Bixschoote, Ramscapelle und Dixmuiden beigebrackt worden sind, sammeln die noch vorhandenen Kombattanten sich bei Zoonebeke: den franzö- sisch-engiischen Truppen fällt die Verteidigung der Linie Lombartzijde—Bvern zu. Kein deutsches Kriegsschiff in Fapans Hand. Tokio, 15. November. Amtlich wird gemeldet: Nach Tsingtaus Übergabe stellt sich heraus, daß folgende Schiffe durch Explosion versenkt worden sind: der österreichische Kreuzer „Kaiserin Elisabeth", die deutschen Kanonenboote „Iltis", „Jaguar", „Luchs", „Tiger" und „Cormoran", der Torpedojäger „Taku" und ein deutsches Minenschiff. * Qül kifcke Erfolge im Kaukasus Der nachstehende neueste amtliche Bericht des türkisch«« Hauptauartiers meldet wiederum gute Fortschritte deS türkischen Vormarsches im Kaukasus: Unsere Truppen griffen in der Zone von Lafistan (Wilajct Trapezunt) die Stellung von Liman—Siff (im russischen Gouvernement Charkow) in der Nähe der russischen Grenze an. Der Feind erlitt große Verluste, und unsere Truppen umzingelten die russischen Truppen, die sich dort befanden. Die Russen wollten Berstärkungs- truppen landen, aber diese wurden von unseren Truppen zerstreut. Eine andere Abteilung von uns besetzte Duzheny und umzingelte die feindlichen Truppen, die sich in der Stellung von Han Medressessi befanden. Wir nahmen dem Feinde eine Menge Munition und Lebens mittel ab. Die Russen bombardierten erfolglos die Posten vou Kokmuch und Ab Isiah nahe der Grenze. Lasistan ist der nordöstlichste Teil des Wilajets Trapezunt, der an der Küste des Schwarzen Meeres ge legen ist. Es war bereits früher gemeldet, daß die Türken von hier aus im Vormarsch auf Batum begriffen waren und erfolgreich die russische Grenze überschritten haften. — Wie der Konstantinopeler Terschuman i Hakikat erfährt, haben der Kadi von Medina, der Mufti der muselmanischen Kulte der Hanefiten und Schafiiten sowie die Wächter des Grabes des Propheten telegraphiert, daß die Bevölkerung an dem Heiligen Kriege teilnehmen «erde. Die perfische Stadt Kotur besetzt. Konstantinopel, 15. November. Ein Privattelegramm der „Agence Ottomane" be stätigt die Einnahme der persischen Stadt Kotur durch die türkischen Truppen und die regellose Flucht der diesen Teil Persiens okkupierenden Russen. — Die nordwestlich vom Urmia-See gelegene Stadt Kotur ist der Hauptort des gleichnamigen Distrikts. Früher der Türkei gehörend, war sie durch den Berliner Vertrag zum Danke für die von Persien während des türkisch-russischen Krieges im Jahre 1878 beobachtete Neutralität an Persien gekommen, heute ist sie von der Türkei ivieder in Besitz genommen. Der Katechismus des Heiligen Krieges. In der Konstantinopeler Fatihmoschee wurde der „Fetwa" über den heiligen Krieg verlesen. Dieses Hinfort geschichtliche Schriftstück ist nach den Vorschriften des Islam wie ein Katechismus in der Form von Frage und Antwort abgefaßt und hat folgenden Wortlaut: Wenn sich mehrere Feinde gegen den Islam ver einigen. wenn Länder des Islams geplündert, die musel manische Bevölkerung niedergemetzelt und gefangen genommen witd und wenn in diesem Falle der Padischah des Islams nach den heiligen Worten des Korans den Heiligen Krieg verkündet, ist dieser Krieg Pflicht aller Muselmanen, aller jungen und alten muselmanischen Fuß soldaten und Reiter und müssen sich alle islamischen Länder mit Gut und Blut beeifern den Dschihad (Glaubenskrieg) zu führen? Antwort: „Ja!" Die muselmanischen Untertanen Rußlands, Frankreichs lind Englands und der Länder, die jene unterstützen, die auf diese Weise das Kalisat mit Kriegsschiffen und Land- Heeren angreifen und den Islam zu vernichten trachten, müssen auch sie derrHeiligen Krieg gegen die Negierungen, von denen sie abhängen, führen? Antwort: „Ja!" Jene, die, statt den Heiligen Krieg zu führen, in einem Zeitpunkte, wo alle Muselmanen dazu aufgerufen sind, daran tcilzunehmen vermeiden, sind sie dem Zorne Gottes, dem großen Unheil und der verdienten Strafe ausgesetzt? Antwort: „Ja!" Begeht die muselmanische Bevölkerung der genannten Mächte, die gegen die islamische Regierung Krieg führen, eine große Sünde, selbst wenn sie unter Androhung des Todes und der Vernichtung ihrer ganzen Familie zur Teilnahme am Kriege gezwungen worden sind ? Antwort: „Jai- Wenn Muselmanen, die sich in dem gegenwärtigen Kriege unter der Herrschaft Englands, Frankreichs, Ruß lands, Serbiens, Montenegros und jener Staaten be finden, die diesen Hilfe leisten, gegen Deutschland und Osterreich-Ungarn, die der Türkei beistehen, Krieg führen würden, verdienen sie den Zorn Gottes, weil sie dem islamischen Kalifat Nachteil verursachen? Antwort: „Ja!" Der Fetwa wurde bis zur Verlesung in dem Ge mache des alten Palastes verwahrt, wo der Mantel des Propheten Mohammed aufbrwLihrt wird. kleine kriegspolt. Bad Homburg, 16. Nov. Prinz Oskar von Preußen und seine Gemahlin verließen nach fast siebenwöchigem Aufenthalt Bad Homburg, um sich über Frankfurt a. M. nach Schloß Lieser an der Mosel zu begeben. Der Prinz ist von dort in das Grobe Hauvtauartier zurückgekehrt. Metz, 16. Nov. Das Gouvernement eröffnete auf Befehl des Gouverneurs die Untersuchung gegen den Ehren- Domherrn Abbe Collin, aus Metz, zurzeit unbekannten Aufenthalts, wegen Landesverrats und Majestätsbeleidigung, begangen durch einen Artikel in der französischen Zeitung „La Croix". Amsterdam, 16. Nov. Dem „Telegraaf" wird aus Sluis gemeldet: Bei Kadzand sind acht durch den Sturm losge- rissene Minen angespült worden. Ein Marineoffizier ist mit einigen Leuten dorthin abgegangen, um die Minen unschädlich zu machen. Auch versuchen deutsche Marine soldaten in Booten Minen aufzufischen und zu sprengen. Paris, 16. Nov. Da der mit Wahrnehmung der fran zösischen Interessen beauftragte spanische Botschafter in Berlin die Ermächtigung erhalten hat, ein Gefangenenlager in Deutschland zu besuchen, bat der Kriegsminister dem Botschafter der Vereinigten Staaten gestattet, alle Lager für deutsche Kriegsgefangene in Frankreich zu besuchen. Athen, 16. Nov. Nach einer Mitteilung aus guter amt licher Quelle wird der Khedive, begleitet von 50 Personen, demnächst Konstantinopel verlassen, uin dos Kommando in dem Feldzug gegen Ägppten zu übernehmen. Mas bnglanä von Amerika foräert. Nack der Peitsche folgt das Zuckerbrot. Die Amerikaner haben den Drangsalierungen durch die englische Flotte widerstanden, jetzt sollen sie mit der Monroe-Doktrin ge kitzelt werden. Die englische Regierung hat in Washington Vorstellungen erhoben, daß die dentschen Schiffe, die vor Chile das siegreiche Seegefecht lieferten, sich auf den Galapagos-Inseln festgesetzt und außerdem aus Ecuador und Venezuela Funkennachrichten bekommen hätten. Natürlich sucht jeder Kriegführende Nachrichten zu er halten, wo er kann, und ein? Flotte braucht Stützpunkte. Die Galapagos-Inseln liegen um den Aguator herum, 150 deutsche Meilen (über 1000 Kilometer) westlich von Ecuador: sie gehören dem Namen nach zu Ecuador, sind aber so gut wie herrenlos. Nun soll Amerika, Nord amerika, nicht dulden, daß die deutschen Schiffe sich dort gelegentlich festsetzen. Den Amerikanern wird schwül dabei, denn sie können schlecht eingreifen, sie müßten denn sich auf die englische Seite stellen. Der Kitzel mit der Lehre Monroes hat seine zwei Seiten. Der Präsi dent Monroe hat 1823 die Lehre aufgestellt, daß fortan keine europäische Macht mehr amerikanisches Land als Kolonisationsgebiet behandeln soll. Diese Lehre, die später noch auf die einfache Formel „Amerika den Amerikanern!" ausgedehnt wurde, ist in der Tat seither die Richtschnur der amerikanischen Politik geworden, z. B. als die französische Einmischung in Mexiko zur Maximilian- Zeit hinausgeworfen wurde. Ferner im Kuba-Kriege und bei dem verschiedene Male versuchten Ankauf der dänischen Antillen. England hat die Monroe-Lehre nie anerkannt, es kann es auch nicht gut, denn es besitzt in Amerika große Gebiete: das „Dominion" Kanada, die Bahamas, Jamaica und einige kleine Antillen, Britisch- Honduras, Trinidad, Guauana, die Falklands-Inseln. Amerika ist, wenn jetzt die Engländer ganz unerwartet sich zur Lehre Monroes bekennen, in der Lage, den Spieß umzukehren und einmal zunächst die Räumung dieser eng lischen Besitzungen zn verlangen. Ver „äeutlcke" König von bnglanä. Englische Sorgen. In Rußland sucht man dem Deutschtum dadurch Schaden zu tun, daß man Städt« umtauft. Die britischen Verbündeten folgen ihrem moskowitischen Bundesgenossen bei diesen Streichen, indem sie zum Beispiel dem Herzog von Braunschweig seine englischen Titel abnehmen wollen — mit Gesetzeskraft. So richtete im Unterbaus das ehren werte Mitglied Swift Macneil an den Premierminister Asquith die Anfrage, ob es dem Premierminister bekannt sei, daß der Herzog von Cumberland, der Inhaber einer britisch-irischen Peerschaft und Prinz der vereinigten Königreiche ist, den Befehl über deutsche Truppen führt. Weiter fragte der Interpellant, was der Premier minister zu tun gedenkt, um den Herzog feiner englischen Titel und Vorrechte zu entsetzen. Herzog Ernst August ist, wie sein Vater, Königlicher Prinz von Großbritannien und Irland. Als solche sind sie zur Führung der Bezeichnung Königliche Hoheit berechtigt. Weitere englische Titel und Ehrenzeichen besitzt der Herzog selbst nicht, während sein Vater General ä la safte der kgl. großbritannischen Armee ist. Auch dem Sohne des Herzogs wurde unmittelbar nach seiner Geburt der Titel Prinz von Großbritannien und Irland verliehen. Das Herzogspaar von Braunschweig wird sich sicherlich kaum gekränkt fühlen, um so weniger als nach einer Mitteilung der „Braunschweiger Neuesten Nachrichten" Herzog Ernst August sofort nach der englischen Kriegserklärung an Deutschland freiwillig auf leine englischen Titel ver zichtete. Die Russen können nicht so vorgehen wie die Briten, denn wenn sie alle Leute mit deutschem Namen aus ihren Armee- und Würdenträgerlisten ausmerzen wollten, blieben ihnen kaum die nötigen Intelligenzen zur Weiter führung der Geschäfte übrig. Die Engländer aber, die neulich den Prinzen von Battenberg wegen seiner deutschen Abkunft vom Admiralsamt entfernten und jetzt ihren Mut am Herzog vou Braunschweig üben, sollen nun auch gründliche Arbeit tun. Da ist z. B. der jetzige König von England, Georg V„ Friedrich Ernst Albert. Er stammt aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha, ist ein Enkel des deutschen Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha aus denen Ehe mit Viktoria, Königin von Großbritannien, die ihrerseits eine Tochter des Herzogs von Kent war aus dem in England regierenden Hause Braunschweig- Lüneburg, auch das deutsche Kurhaus Hannover genannt oder kurzweg das Welfeuhaus. Der Vater des jetzigen Königs Georg V., Eduard VII., war also unzweifelhaft rein deutscher Abkunft. Die Mutter, Eduard VII. Ge mahlin, mar eine Prinzessin Alexandra von Dänemark aus dem dort herrschenden deutschen Hause Oldenburg-Schles- wig-Holstein - Sonderburg - Glücksburg. Verheiratet ist Georg V. mit Viktoria Marp, Fürstin von Teck. Dieses Haus Teck stammt aus der morganatischen Verbindung des 1885 verstorbenes Herzogs Alexander von Württem berg mit der Gräfin o. Rhedey, österreichischen Gräfin v. Hohenstein. Also wo man hinschaut, Vater, Mutter, Großeltern, Gemahlin und somit auch Kinder — alles deutschen Her- lommens. König Georg V. ist deutschen Blutes, seine sämtlichen Vorfahren und Nachfahren sind es. Wird da dem englischen Unterhause nicht bange? Und findet sich kein zweiter Swift Macneil, der wegen solcher höchst be denklichen Zustände eine Anfrage an Herrn Asquith richtet? Da man in England mit derartigen Dingen, Ab erkennung von Titeln, Verhaftungen harmloser Zivilisten, Mißhandlungen deutscher Reisenden usw. das Vaterland zu retten sucht — wir in Deutschland tun es nur auf dem Schlachtfelde — so empfehlen wir die angeschnittenen Fragen dringend der britischen Aufmerksamkeit. Afghanen unä Perser im feläe. lVon unseren! militärischen Mitarbeiter.) Afghaner und Perser werden wohl in den bevor stehenden Kämpfen gegen Rußland und England in Asien eine recht bedeutsame Rolle spielen. Die Streitkräfte dieser beiden Länder und immerhin, auch wenn sie nickt Armeen in unserem europäischen Sinne aufzustellen ver mögen, nicht zu unterschätzende Gegner. Das heutige Heerwesen Afghanistans stammt in seiner Zusammensetzung von dem Vorgänger des gegen wärtigen Emirs, von dem Emir Abd er Rahman. Die Armee ist nicht nach europäischem Muster eingerichtet, und es besteht im Lande auch keine gesetzlich ge regelte Dienstpflicht. Aber es gibt doch dort ein Heer von etwa 80 000 Mann Infanterie, 12 000 Reitern und etwa 800 Geschützen. Zu diesem Stamm der Heereskräfte dürfte fick noch im Kriege eine große Zahl von irregulären Truppen gesellen. Ein Teil der Armee ist kaserniert. Die Pferde aller dings haben keine Unterkunftsräume. Im Sommer sowohl wie im Winter stehen sie, zu hundert oereifiigt, unter freiem Himmel in einer langen Stallgasse, gefesselt am HalS und am rechten Hinterfuß, uud sie haben nur so viel Bewegungsfreiheit, uni sich die kümmerliche Nahrung suchen zu können. Außer der Leibwache des Emirs, die ungefähr 500 Mann stark ist, besitzt die afghanische Armee keine einheitliche Uniform. Alle andern Mannschaften tragen einen nach innen gewendeten Pelz, Beinkleider aus Leinenstoff und verschiedenartige Kopfbedeckung. Die Fuß truppen führen hauptsächlich das Heurp-Martini-Gewehr, die Reiterei eine Lanze. Die Berichte über die Be schaffenheit des afghanischen Militärs lauten einstimmig dahin, daß sowohl Infanterie wie Kavallerie, wenn sie auch nicht im europäischen Sinne geschult sind, doch im Gefechte reckt Gutes leiste«. Bei der Artillerie sind un gesähr 100 Kruppgeschütze vorhanden, und sie führt anch '-0 Elefanten zur Beförderung der Geschütze mit. Der gegenwärtige Emir Habib Ullah Khan interessiert sich sehr für das Militärwesen seines Staates, und mit richtigem Verständnis erblickt er in einer starken Artillerie eine sehr förderliche Unterstützung der Armee und oer Landesver teidigung. So wie sein oerstorbeuer Vater es getan hat. ivohnt auch er häufig den Übungen der Artillerie bei, und es soll sogar mitunter Vorkommen,' daß er selbsttätig in die Bedienung der Geschütze eingreift. Die Grenzgarnisonen gegen Indien sind augenblicklich besonders stark mit Truppen besetzt. Persien hat eine Armee, die gegenwärtig sich in voll ständiger Umgestaltung befindet. Eine festgelegte Wehr pflicht und Dienstzeit besteht auch hier nicht. Für die Aushebung und Entlastung der Soldaten fehlt jede Vor schrift, und im Kriege ist ine Dienstzeit unbeschränkt. Bestimmte Provinzen des Landes sind verpflichtet, dem Heere Infanterie und Artillerie zu stellen, und sie sind demgemäß in Regimenisanshebnugsbezirke eingeleilt. Den einzelnen Gemeinden fällt es dann zu, nach der Grundlage der Einkommensteuer eine festgesetzte Anzahl von Mann schaften zu stellen. Jedes Regiment besitzt einen sogenannten „Regimentsinhaber- Leine Sacke ist es, dafür zu sorgen, daß das Regiment seinen vollzähligen Stand erhält. Die einzelnen Gemeinden bringen die Anzahl durch Werbung auf, uud nur die großen Städte sowie etwa neugebildete Gemeinden sind davon be freit, Rekruten zn stellen. Jene Provinzen des Reiches, die von umherziehenden Völkerschaften bewohnt werden, stellen nur irreguläre Kavallerie auf. Die Dienstpflicht der -mm Heere eingestellten Mannschaften dauert in der
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