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* In Bukarester Hofkreisen verlautet daß die Ver lobung -wischen dem Kronprinzen Georg von Griechenland und-der Tochter de» rumänischen Kron- vrinzenpaares, der Prinzessin Elisabeth, nicht stattfinden werde. Die Lösung des Verlöbnisses gehe von der Prin zessin auS, auf die der Kronprinz angeblich .keinen beson deren Eindruck" zu machen vermocht habe. frankreick». X Bei der weiteren Vernehmung der Frau Caillaux erklärte diese: „Mein Gatte schlug an dem verhängnis vollen Tage plötzlich auf den Tisch und rief so erregt, wie ich ihn nie gesehen: „Wenn der Mensch fortfährt, sich in mein Privatleben -u mischen, so schlage ich ihm die Knochen entzwei!" In diesem Augenblick sah ich im Geist die un heilschwangeren Folgen einer persönlichen Begegnung meines Gatten mit Calmette. Eine gröbliche Beleidigung, ein nachfolgendes Pistolenduell schien mir unvermeidlich. Mir sagte eine innere Stimme, daß mein Gatte, ein aus gezeichneter Pistolenschütze, Calmette töten und alle Welt dann gegen den überlebenden Partei nehmen würde. Ich versuchte eine Ablenkung und kleidete mich an, um einen gesellschaftlichen Besuch zu machen. In einem plötzlichen Entschluß gab ich aber meinem Chauffeur den Auftrag, nach dem Waffenhändler zu fahren. Alles übrige wissen Sie." 6roÜbril»nnlen. X über das deutsche und englische Mottenprogramm ist im Unterhause verhandelt worden. Der liberale Ab geordnete Morrell fragte an, ob die britische Regierung der deutschen schon Vorschläge gemacht habe hinsichtlich eines Übereinkommens über die Rüstungen entweder für ein Flottenfeierjahr oder für eine Begrenzung des Tonnen gehalts der Großkampfschiffe, so wie es Churchill angeregt habe. Grey antwortete, daß der deutschen Regierung über diesen Gegenstand außer in öffentlichen Reden keinerlei Vorschläge gemacht worden seien. Abgeordneter Morrell frug weiter, l. ob Grey aufmerksam geworden sei auf die Rede des Staatssekretärs v. Tirpitz, der auf die in England gehaltenen Reden hingewiesen und gesagt habe, daß auf diese hin nichts erfolgt sei, daß, wenn aber von englischer Seite Vorschläge gemacht würden, sie die ge bührende Beachtung finden würden; 2. ob es die Absicht der englischen Regierung sei, das, was ihre Vertreter in öffentlichen Reden gesagt hätten, in bestimmte Vorschläge zu kleiden. Grey antwortete, daß man über diese Frage weit besser bei der Beratung des Flottenetats verhandeln könnte, als durch Frage und Antwort. ^Urkei. X Große Tumulte au der Bagdadbahu haben sich an der Strecke am Fluß Euphrat ereignet, die einen ernsteren Charakter annahmeu, als man anfangs vermutete. Kurdische Arbeiter griffen einen Schuppen an und überfielen die deutschen Ingenieure, von denen acht verwundet wurden. Auch ein Österreicher und ein Engländer wurden bei dem Kurdenangriff verletzt. In einer Meldung des britischen Konsuls in Aleppo wird zwar von dem verwundeten Engländer nichts erwähnt; er berichtet aber, daß zwei Eng länder, die dort Ausgrabungsarbeiten für das Britische Museum leiteten, die größten Anstrengungen machten, um die ihnen zugewiesenen Kurden zu verhindern, gemeinsame Sache mit den Meuterern zu machen. Hierbei soll auf einen von ihnen von der tscherkessischen Wache, die den Deutschen beigegeben ist, geschossen worden sein. Man nimmt an, daß mit dem Eintreffen von Militär die Ordnung wiederhergestellt worden ist. Die Entscheidungsschlacht in Mexiko, Schwere Verluste. Newyork, 24. März. Der eigentliche Angriff der Rebellen aus Torreon hat nach einer Meldung aus Elverijel gestern begonnen. Der Rebellengeneral Villa besetzte Lerdo, ohne Widerstand zu finden, und ging mittags zum Angriff auf General Gomez in Patacio vor, wo ein blutiges Gefecht ftattfand. Die Verluste sind aus beiden Seiten sehr schwer. Mafien von Verwundeten wurden nach dem Hospital von Elverijel gebracht. Nach einem Tele gramm aus dem Hauptquartier der Aufständischen in Matamoros haben die Aufständischen Guerrero nach einem neunstündigen Kampfe eingenommen. Der Leipziger MSnnerchor in Wien. Wien, am 24. März 1914. Wie überall, so holt sich Gustav Wohlgemuth mit seinen Sängern auch in der schönen Donaustadt Wien neue Lorbeerzweige. Das Konzert am Montag abend, welches im Musikvereinssaal stattfand und über das wir bereits kurz be richteten, war von tausenden von Menschen besucht, der prunk volle Saal mit seiner großen Orgel und der prächtig elektrischen Beleuchtung findet kaum irgendwo seinesgleichen. Die Aufnahme der Leipziger seitens der Wiener Sänger ist eine über alles Lob er habene. Sämtliche Tageszeitungen sind voll des Lobes über den schönen Gesang, und ganz Wien ist unterrichtet von dem Leipziger Besuch. So schreibt u. a. das „Neue Wiener Tagebl.": Der Leipziger Männerchor gab gestern abend im großen Müsikvereinssaale unter dem Protektorat der Erzherzogin Maria Josefa ein Konzert zugunsten des Vereins „Kinderschutz stationen", das einen großen Erfolg hatte. Die Wiener wissen Männergesang wohl zu schätzen und zu beurteilen. Aber ob wohl sie durch das unerreichbare Können des Wiener Männer gesangvereines und des SchubertbundeS sehr verwöhnt sind, konnten sie trotzdem die Leistungen der Leipziger Sänger mit ungetrübter Bewunderung genießen. Es sei ohne Einschränkung konstatiert: Der Leipziger Männerchor singt prachtvoll. Er ver fügt über eine kompakte Masse schöner, Heller Tenore, denen das Stimmaterial der Bässe nichts nachgibt. Der mächtige Gesangskörper — auf dem Podium standen 230 Sänger — ist von einer Seele erfüllt; er beherrscht alle Künste des Männergesanges und ergreift durch die dynamischen Schattier ungen seines Vortrages. Der Männerchor begann mit Grells ergreifendem Gra duale. Dann sang er Kremsers „Hymne an die Madonna", nielche gleiche Ovationen für den anwesenden Komponisten wie für die Sänger auslöste. Von tiefer Wirkung war Richard Röhrs „Landsknechts Abendritt" und Math. Neumanns „Golgatha". Ueberwältigend war H. Zöllners „Alaska", eine Ballade, mit welcher Gustav Wohlgemuth, der Meister dirigent der Leipziger, wohl dar Beste erreicht hat, was er von seiner Sängerschar erreichen wollte. Der vorzügliche Vor trag von Viktor Keldorfers „Ungewrinte Kränen" (Gedicht von Max Kalbeck), Josef Reiters „Feierabend", und Eduard Göttls „Altes Liebeslied" brachte diesen drei anwesenden Kom ponisten, ebenso wie den Sängern und ihrem glänzenden Diri genten, verdiente Ehrungen, welche, wenn möglich, noch herzlicher wurden, nachdem „Scheiden" von Adolf Kirchl und Wohl gemuths „Pappelmäulchen" verklungen waren. Beide Kom- poniften wurden stürmisch akklamiert. Am Schluss« des Konzertes wollten die Ovationen für den genialen Gustav Wohlgemuth kein Ende nehmen. Dem Konzerte wohnten bei: Erzherzogin Maria Josefa, Prinzessin Mathilde von Sachsen, Erzherzog Max mit Obersthofmetster Altgrafen Salm und die Hofdamen Gräfin Johanna Thvn und Baronin Schöneberg, der deutsche Bot schafter Herr v. Tschirschky und Bögendorff, der sächsi sche Gesandte Graf Rex mit Gemahlin und Tochter Mrs. Russel-Rex, der bayrische Gesandte Baron Tücher, Lega tionssekretär v. Bethmann Hollweg, Unterrichtsminister R. v. Hussarek, Sektion-ches Doktor Milosch v. Fesch und Gemahlin, Prinzessin Johanna Liechtenstein, Baronin Anka Bienerth, Bürgermeister Dr. Weiskirchner und Gemahlin, Stadtkommandant Feldzeugmeister Wikullil und Gemahlin, der deutsche Generalkonsul Baron Liebig und Ge mahlin, der deutsche Konsul Dr. v. Vivenot, Ministeralrat Dr. R- von Hartel, Bezirkshauptmann Dr. Lieger, SektionS- rat Dr. Schaffner, die Gemeinderäte Philp, Stangel- berger und Sommer, der Vizepräsident der Gesellschaft der Musikfreunde Dr. Kraus mit Vorstandsmitglied kaiserlichen Rat Dillmann, der Vorstand des Männergesanavereines Dr. Krükl mit den Vorstandsmitgliedern, der Vorstand des Schubert bundeS kaiserlicher Rat Jaksch mit dem Gesamtvorstand, die Ausschüsse der meisten Wiener Gesangvereine und andere. Stimmungsbild a«- dem Landtag. Die II. Kammer beschäftigte sich in ihrer Sitzung vom Mittwoch mit einer großen Anzahl von Eisenbahnangelegenheiten. Das Dekret 32, das eine Reihe von Eisenbahnwünschen be friedigt, eine noch größere Zahl solcher Wünsche aber unbe friedigt läßt, gab Gelegenheit, der herrschenden teils befriedigten teils unbefriedigten Stimmung Ausdruck geben. Die Finanz deputation ö wird zunächst das Dekret einer eingehenden Prüfung unterziehen. Sodann bewilligt das Haus ohne Debatte die zweite Rate für den Umbau des Bahnhofes Aue, ebenso einstimmig ersucht man die Regierung um Errichtung einer Haltestelle in Cosmannsdorf und dieselbe Einmütigkeit hinsichtlich der zweiten Rate zum viergleisigen Ausbau der Strecke Mügeln—Pirna auf der Linie Dresden—Bodenbach. Zu einer größen Aussprache kommt es bei der 7. Rate für den Umbau des Hauptbahn Hofes Leipzig. Von allen Seiten des Hauses kommt die Freude über das im allgemeinen wohl gelungene Werk und der Dank für die an dem Werke Be teiligten zum Ausdruck Eine Reihe dankenswerter Verbesse- rungsvorschläge macht der nationalliberale Abg. Dr. Löbner. Der Fortschrittler Günther regt an, daß die Regierung für einen gefahrlosen Ab- und Zugang zum Leipziger Bahnhofe dadurch sorgt, daß sie den Platz vor dem Bahnhofe unter tunnelt. Die Regierung, für die Staatsminister von Seyde witz das Wort ergreift, neigt allerdings dazu, die dazu nöligen Summen der Stadt Leipzig zur Last zu legen. Sodann wird noch eine größere Reihe von Eisenbahnpetitionen erledigt. SSckÜlcke uoö kokale MlltÄluoyen. Naunhof, 26. März 1914. Merkblatt für de» L7 März. Sonnenaufgang 5'° Mondaufgang V. Sonnenuntergang 6"» Monduntergang 7^ N. 1813 Kriegserklärung Preußens an Frankreich. - 184ö Physiker Wilhelm Konrad Röntgen in Lennep geb. — 1871 Dichter Heinrich Mann in Lübeck geb. Für MNeiltmgkn lokaler Neuigkeit«» aus all«« Orlen für unsere Iettuoo sind mir iederzeil »anbb-i D. R. — Nannhof. Die Examen an unserer Schule be ginnen nächste Woche. Gestern bereits fand die Prüfung der Musikerfachklafie statt, aus die wir des Näheren noch zurück kommen werden. Am Montag, den 30. März sind die Prü fungen und Entlassungen der Fortbildungsschule. Am gleichen Tag beginnen auch die Examen unserer Bürgerschule. — Naunhof. Ein Damenvortrag findet am Freitag, den 27. März, abends Uhr im Saale des Ratskellers statt. Ueber diese Vorträge liegen von der auswärtigen Presse die besten Empfehlungen vor. Es kommen brennende zeitge mäße Fragen zur Erörterung, und wollen wir daher nicht ver fehlen, noch besonders darauf aufmerksam zu machen. Zutritt haben nur weibliche Personen über 18 Jahre. Alles Nähere siehe Inserat in heutiger Nummer. Zahlreicher Besuch ist zu erwarten. — Naunhof. Einen würdigen Abschluß des Winter - Programms unserer Stadtkapelle bildete das am Dienstag abend veranstaltete 4. (letzte) Abonnementkonzert. Schon zeitig begann sich der große Sternsal zu füllen und zu Beginn des Konzertes war fast kein Platz mehr frei. Ein sorgfältig zusammengestellles Programm fesselte die Zuhörer und Herr Direktor Blohm erntete mit seiner Kapelle reichen, wohlver dienten Beifall. An das Konzert schloß sich ein gemütlicher Ball an, Jung und Alt drehte sich lustig im Kreise und vielen erschien e« zu früh, als gegen l/z2 Uhr der Schlußwalzer ertönte. — Die diesjährigen Frühjahrs-Kontrollver sammlungen für die im Landwehrbezirk Wurzen aufhält lichen Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve und Land wehr 1. Aufgebots, Ersatzreservtsten, der zur Disposition der Ersatzbehörden und der Truppenteile entlassenen Mannschaften, Halbinvaliden und auf Zeit anerkannten Ganzinvaliden und Rentenempfänger finden statt: In Naunhof, Gasthof „Goldner Stern" Donnerstag, den 23. April, vormittags 9 Uhr: Aus der Stadt Naunhof und den Dörfern Beucha, Kleinsteinberg und Wolfshain. Donnerstag, den 23. April 1914, vormittags 11 Uhr: Aus den Dörfern Albrechtshain, Ammelshain, Belgers hain, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Klein pösna, Klinga, Köhra, Lindhardt, Setfertshain, Staudtnitz und Threna. — In Otterwisch, Gasthof „zum goldenen Lamm" Sonnabend, den 18. April, nachmittags 2^/z Uhr: Aus den Dörfern Otterwisch, Bernbruch, Etzolvshain, Glasten, Großbuch, Lauterbach, Pomßen und Rohrbach. — In Machern, Gasthof „zur Eisenbahn" Sonnabend, den 18. April, vormittags 8r/< Uhr: Au» der Stadt Brandis und aus Borsdorf. Sonn abend, den 18. April, vormittags St/z Uhr: Aus den Dörfern Cämmerei, GerichShain, Leulitz, Lübschütz mit Poppitz, Machern, Plagwitz, Polenz, Posthausen, Püchau, Zeititz und Zweenfurth. — Auch die Mannschaften des Beurlaubtenstandes, die augen blicklich außer Kontrolle stehen, haben zu erscheinen. Befreiungs gesuche sind spätesten» eine Woche vor der Versammlung unter Anfügung eines die Behinderung beglaubigenden Zeugnisses des GtadtratS bezw. Gemeindevorstandes beim Bezirksfeldwebel anzubringen. Nähere Bekanntmachungen hierüber sind von den Ortsbehörden an geeigneten Stellen ausgehängt worden. Verschärfte Bestimmungen für Kontroll versammlungen. Aus Anlaß der bevorstehenden Kontroll versammlungen der Reservisten und Landwehrleute werden von der Militärbehörde zum Teil sehr verschärfte Bestimmungen be kanntgegeben. Nicht nur das Zuspätkommen der Versammlungen, sondern auch das Erscheinen zu einer anderen als der befohlenen Kontrollversammlung wird bestraft. Unentschuldigtes Fernbleiben hat unter Umständen fortan gerichtliche Bestrafung, sowie Zu rückversetzung in die nächste jüngere Jahresklafie zur Folge. Die zu den Kontrollversammlungen einberufenen Mannschaften ge hören während des ganzen Tages der Gestellung zum aktiven Heer und unterstehen den Militärgesetzen. Die Kriegervere nS- abzeichen dürfen zu den Kontrolloersammlungen angelegt werden. — Köhra. Dem hiesigen Kirchschullehrer Herrn Julius Curth wurde in Anbetracht seiner langjährigen gewissenhaften Amtstätigkeit der Titel „Kantor" verliehen. Diese Auszeichnung wurde ihm von Herrn Amtshauptmann von Bose in Gegen wart des Ortspfarrers überreicht. — Grimma. Die Allgemeine Ortskrankenkasse genehmigte den Vertrag mit den Aerzten nach den Forderungen des Ober versicherungsamtes. Die Mehrausgabe- an die Aerzte ist auf 8000 zu schätzen, wozu noch 4000 höhere Zahnarzt kosten kommen. Der Rechnungsooranschlag für das laufende Jahr weist einen Fehlbetrag von 11000 auf. -ff Die Osterferien des Sächsischen Landtages beginnen am Freitag, den 3. April und enden Mittwoch, den 15. April. Der Schluß des Landtages wird voraussichtlich am 20. Mai erfolgen. -s- 67 678 Feuerbestattungen sind bisher im großdeutschen Kulturgebiet oorgenommen worden. Im Februar dieses Jahres waren es in den 48 Krematorien Deutschlands und der deut schen Schweiz (davon 40 in Deutschland) insgesamt 1066 Ver brennungen. An der Spitze steht Leipzig mit 101 Feuerbe stattungen, dann folgen u. a. Berlin mit 96, Bremen mit 64, Dresden und Gotha mit je 56, Zürich mit 54 und Chemnitz mit 51. Von den 257 Feuerbestattungen in den 5 sächsischen Krematorien waren 164 Einheimische. 1- Was ist ein Starnest wert? Die Starenbrut zählt meist 5 Köpfe. In jeden Schnabel werden täglich rund 50 kleinere oder größere Schädlinge gesteckt. Dies dauert etwa 20 Tage. Es werden .im ganzen 5000 Schädlinge vertilgt. Wer also einen Garten oder passenden Hausgiebel hat, der hänge flugs einen Starkasten auf. Erlöschen der Maul- und Klauenseuche. Selt Mitte März ist das Königreich Sachsen wieder frei von Maul- und Klauenseuche. Die diesmalige Verseuchung betraf 13 Amts- haupimannschaften, 21 Gemeinden und 26 Gehöfte, außerdem wurden je einmal die Schlachthöf in Dresden und Leipzig be troffen. 1 's- Ehescheidungen. Es gibt boshafte und dabei glücklich verheiratete Männer, die meinen: der Hauptwert der Ehe besteht darin, daß man sich scheiden lassen kann. So reden berufsmäßige Spötter. In Deutschland wird viel ge heiratet, mehr als früher und in jugendlichem Aller. Das ist eine erfreuliche Tatsache. Aber die Kehrseite: die Scheidungen nehmen grauenhaft zu Nach der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches gab es eine Zeit, in der die Bremse gut zu arbeiten schien. Dann aber, als sich dar Volk mit der Strenge des Gesetzes ausgesöhnt hatte, fand es in seinen Winkeln die liebens würdigen Formeln und — es wird keck darauf los geschieden. Die Zahlen wachsen unheimlich schnell. Nicht allerorten gleich mäßig. Einige Provinzen bringen für die Scheidungen mehr Begeisterung auf. In anderen gilt die Ehe noch als ein heiliges, unantastbares Gut. Aber an der Spitze der neuen Zivilisation — wer steht da? Berlin! Hier werden nicht nur die Rekorde im Sechstagerennen geschlagen. Hier wird auch der neue Rekord im Ehescheidungsrennen aufgestellt. Dieses ist die Höchstleistung: Von 100 Ehen, die geschlossen werden, gehen zehn in die Brüche! Die neueste Statistik hat uns da vor einen fürchterlichen Abgrund gestellt. Da die Ehen im Himmel geschlossen werden, vertragen manche die Lust im Erdental nicht. Das versteht sich. Es will so scheinen, als ob die Steigerung der Ehescheidungen in den Großstädten weniger an der Ehe als an der Großstadt liegt. In die Gemeinsamkeit der Lebensinteressen schieben sich fremde Ge walten. Au» tausend Ablenkungen werden Verführungen. Und wer einmal auf den schiefen Weg gekommen ist, wird von keiner öffentlichen Moral, von keiner Rücksicht mehr gehemmt. Die Enge zwingt aneinander. Auf dem weiten Plan findet jeder sein gesondert Plätzchen. Die Ehen lassen sich scheiden, ohne daß sie erst zerbrechen, oder zerbrochen werden. Z. Sommerfeld Der Kistenbauer Bernhard W. in der Kistenfabrik des Herrn Petermann am Sägewerke wurde derart von starkem Unwohlsein befallen, daß er rücklings zu Fall kam und sich eine starke Wunde am Htnterkopfe zuzog, mittels Auto wurde er in seine Wohnung transportiert und sofort ärzt liche Hilfe in Anspruch genommen. Würde er nach vorn ge fallen sein, hätte er sicherlich alle beide Arme elngebüßt. — Am 24 feierte Herr Teich mit seiner Gattin dar silberne Ehejubiläum. Die Familie Teich ist wohl zu einer der ältesten Familien im Orte zu rechnen. — Gesangs-Aufführung von der Leipziger Singakademie im Innern des Völkerschlachtdenkmals. Für nächsten Sonntag hat die Leipziger Singakademie die Ausübung der Gesänge im Innern des Völkerschlacht-Denkmals über nommen. Die Leitung dieser Aufführung liegt in den Händen des Herrn König!. Musikdirektor Gustav Wohlgemuth, sie be ginnt nachmittags 6 Uhr. Einlaßkarten zu 2 sind in Leipzig in der Hofmusikalienhandlung C. A. Klemm, Neumarkt 28, im Teppichhaus Frank L Co., Rathauöring 10, in der Geschäftsstelle des Deutschen Patriotenbundes, Blücherstraße 11 und an der Tageskasse am Völkerschlacht-Denkmal zu haben. — Leipzig. Bei den Abbruchsarbeiten an dem alten Leihhause ereignete sich gestern früh ein schwerer Unglücksfall. Mehrere Arbeiter sollten einen schweren Balk i forttragen.