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Hlll« «ll« Oong»fr»uen lkre l^Ietcker mxcken. Wenn wir heute ein neues Kleid brauchen, so gehen wir einfach in ein Geschäft, wählen einen Stoff, und einer Schneiderin überlasten wir das weitere. Nicht so einfach aber haben es unsere Mttschwestern fern von uns in der Süd- see aus den sogenannten Freundschafts inseln. Eine dieser Inseln heiht Tonga: Lorten gibt es keine Läden mit schönen Auslagen, nur üppige Wälder mit grobem Pflanzenreichtum, und die Bewohner Lieser Insel mästen sich mühselig her- stellen, was sie an Kleidern brauchen. Da bat ihnen die gütige Vorsehung einen Baum gegeben, dem sie viel verdanken: es ist der Papiermaulbeerbaum, den die Männer reihenweise anvstanzcn. Wenn die Bäumchen eine bestimmte Höhe er reicht haben und noch ganz dünn sind, werden sic von den Frauen ausgertssen, ihrer Äste und Wurzeln beraubt, der Länge nach ausgeschnitten und, mit einem Brett beschwert, in fliehendes Master ge legt. Wenn die Rinde im Master bieg sam geworden ist und die Gummiteile, Lie die Bäumchen enthalten, aufgelöst sind, nehmen die Frauen Muschelschalen und schaben die Rinde unter fort währendem Anseuchten und legen die schmalen Nindenstreifen sorgfältig neben einander auf die groben Blätter des Musa- oder Äananenbaumes, und zwar so lange Blatt an Blatt, bis die nötige Länge des Zeuges erreicht ist. über Nacht bleibt die Maste liegen, und durch den Gummi, der immer noch darin ent halten ist, kleben die feineren Fasern fest aneinander, so dahcinzusammenhängcndcs Stück entstanden ist. Jetzt wird der Stoss in einen Schuppen gebracht, die Frauen versehen sich mit langen, vier eckigen Kculcnhölzern, die an den vier Seiten verschieden eingekcrbte Muster enthalte», und schlagen nun tüchtig auf den Stoff los, damN sich die einzelnen Fascrteile fester miteinander verbinden. Er erhält zuletzt ein geripptes Aussehen. Ist ein Stück fertig, wird es gewaschen und in der Svnne gebleicht, und erst dann können sie an die Herstellung ihrer Kleidungsstücke gehen. für unsere löchter k>anäscknkt»kcke. Zur Herstellung eines Behälters für Handschuhe benötigt man cremesarbigen Kongrchstoff in einer Länge von 42 Zenti meter und 3S Zentimeter Breite, ein- schliehlich des an den vier Seiten zu berechnenden Einschlags. Die eine Seite dieses Kongrebstreifcns wird nach einem beliebigen Muster in Seide ausgestickt und das Stück so zusammengesaltct, dab !die Stickerei nach oben kommt. In der selben Farbe wie man die Stickseide ge wählt, nehme man auch das Seidenfutter, womit das Täschchen abzufüttern ist und ebenso die an den vier Seiten anzu nähenden Vcrschlubbänder. Kln1icktokLrtcnm»ppe. Unsere Zeichnung zeigt eine hübsche, geschmackvolle Mappe, die zur Aufnahme von Ansichtskarten dienen soll. Die Her stellung ist leicht zu bewerkstelligen und origineller wie die landläufigen Alben, die sonst zu Ansichtskarten genommen werden. Die Mappe besteht aus zwei ISO Zentimeter langen und 10 Zentimeter breiten Ahornholzplatten, die je mit einem 1'/« Zentimeter breiten Einschnitt ver sehen sind. Durch diese Einschnitte ziehe -man 1 Zentimeter breites Seidenband jür irgend einer hübschen Farbe und schliche die Mappe au den 4 Seiten mit einer Schleife ab. Die obere Decke der Mappe kann durch Brandmalerei verziert werden: ein passendes Ornament, wie z. B. Kleeblätter oder dergleichen, eignet sich gut dazu, oder falls eine einfache Herstellung gewählt wird, nehme man aus dem reichen Schatz der Ansichtskarten eine schöne Landschaft oder einen Studien- kopf und klebe die Karte auf den Deckel. Selbstkritik. Eine junge Dame, glühende Ver ehrerin Jean Pauls, befand sich, ohne ihr Glück zu ahnen, in einer Gesellschaft an besten Seite. Der übelgelaunte Dichter war nichts weniger als galant gegen seine Tischgenosten, und ebenso kärglich als kur- in seinen Worten. Man brachte ein Hoch aus ihn aus, und lebhaft ergriffen wandte sich die Dame mit der Frage an ihn: „Wie, Sie sind der Dichter, dessen Werken ich die erhabensten Stunden verdanke?" Beschämt küsite Jean Paul ihre Hand, indem er sagte: .Ich bin der Verfasser der .Flegeljahre", aus denen ich Ihnen soeben einige Züge gab." ^^^^^ükvie Mussestunde V»s ftstkaktenüe SelästNck. Der kleine Zauberkünstler will be weisen, dab ein in die Handfläche ge legtes Geldstück darin liegen bleibt, auch bei dem Versuch eines anderen, es mittels Bürste herunter zu werfen. Unsere Zeich nung zeigt die Situation: ein Zehn- Pfennigstück in einer Handfläche und die Kleiderbürste in der Hand eines anderen. Die Lösung ist eine einfache: dadurch, dab die Hand in der Mitte eine Ver tiefung bat und die Borsten beim Her überstreichen über die Handfläche nach geben, bleibt das Geldstück unberührt und infolgedessen ruhig auf seinem Platze. 0l« bSke sieden. Unter einer beliebigen Anzahl von Mitspielern werden 77 Kärtchen verteilt, welche mit den Zahlen von 1—77 be schrieben sind. Wer Nr. 1 besitzt, hat das Recht, diese Karte zuerst auszuspielen und beginnt zu zählen. Die Mitspieler, die ihre Karten vor sich verdeckt liegen haben, nehmen die oberste Karte ab, um nach der folgenden Zahl zu sehen. Stimmt es nicht, so legt der Betreffende das Kärtchen mit der unrechten Zabl unter seine anderen Karten und der Nächstfolgende fleht seine oberste Karte nach. Wird bei dem Auflegen der Karten, was Schlag auf Schlag geschehen mub, die Zahl .7" genannt, oder eine mit dieser Zahl -usammengestellte Zahl so mub Strafe gezahlt werden. Man kann auch so weit darin gehen, dab man selbst eine durch .7" teilbare Zahl bei Strafe verpönt, so z. B. 40,41, „halt" 43, 44, 46, 46 .halt" usw. Dadurch, datz im Eifer des Gefechts die betreffende Zahl leicht übersehen wird, regnet es viele Strafen, die derjenige einhetmst, der am Schlub mit der Zahl .77" her auskommt. Vie erste Uuktvkrung <1eo „Otkello". Es war im Jahre 1602. Königin Elisabeth stand am Ende ihrer glorreichen Laufbahn: sie war siebcnzig Jahre alt und von einer tiefe» Traurigkeit be fangen. Unaufhörlich stieg die blutige Gestalt ihres Günstltngs Ester, den sie dem Henkerbeile überliefert hatte, vor ihr auf, verfolgte sie im Wachen wie im Traume und machte sie tief betrübt und lebensmüde. Die Höflinge erschöpften ihre Erfindungsgabe, die Tochter Hein richs VIII. zu zerstreuen! Fest folgte auf Fest, man wollte Elisabeth an ihre Jugend glauben lasten, und die alte Königin tanzte mechanisch, den Tod im Herzen. Endlich bereitete die von den Poeten jener Zeit hochgeprtesene Ladn Derby der Königin ein prächtiges Fest auf ihrem Schlöffe. Ein neues Werk des Meisters William Shakespeare, Othello, der Mohr von Venedig, sollte zum ersten Male auf geführt werden und zwar am 30. Juli 1602. Der gröbte Saal des Schlaffes war zum Theater eingerichtet worden. Ein in Bridgewater-House aufgefundenes Manuskript hat die Namen der Glück lichen aufbewahrt, welche dem Feste von Harefield und auf diese Weise der ersten Vorstellung des Othello beiwohnen durften. Und es war eine köstliche Vor stellung. Tief erschüttert, in atemloser Spannung lauschte der Hof, für einen Augenblick die Wirklichkeit über die Kunst vergessend. Welchen Eindruck aber brachte die Vorstellung auf Elisabeth hervor? Der furchtbare Irrtum des Mohren zeigte ihr ihr eigenes Spiegel bild. Wie er den Einflüsterungen des Jago und seinem eigenen Argwohn, so hatte auch sie .diesem Ungeheuer mit den grünen Augen" ihr Ohr geliehen, das selbst die Nahrungsmittel hervorbringt, die ihm zur Speise dienen. Getrieben von der Eifersucht, hatte sie Esser ver folgt, sie war auf Raleigh, auf Lord Hundson, auf Leicester eifersüchtig ge wesen. Unter einem Vorwande hatte sie Shakespeares Freund, Lord Southampton, in den Tower geschickt, besten Verbrechen einzig darin bestand, sich ohne ihre könig liche Genehmigung vermählt zu haben. Die Eifersucht, welche das Gespenst ihres Lebens gewesen, sollte ihre finstersten Schatten noch auf ihre letzten Tage werfen. Noch düsterer als sie gekommen, verlieb die Königin das Schloss der Gräfin Derb», Shakespeares Meisterwerk hatte sie bis in die tiefste Seele getroffen, immer tiefer versank sie in Trübsinn, und als ihr endlich von einer von Gewissens« Listen gequälten Hofdame der Ning über bracht wurde, den Essex derselben einst anvertraut, und den dieselbe ihr aus Hab gegen ihn nicht übergeben hatte, da rib der letzte Foden, der Elisabeth am Leben hielt. Ester erschien ihr unaufhörlich an Desdemonas Seite, und diesen fort währenden Aufregungen erliegend, starb Englands grobe Königin im Jahre 1603 und mit ihr der letzte Sprühling des Hauses Tudor.