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- > —* Der nächste Ausflug der OrtSpruppe Schandau des GcbirgSvcrcins für die Sächs. Schweiz findet am Mittwoch den 23. Juni uachm. 2 Uhr statt und zwar nach Prosten, Lodcrstcg, Nathcn-Burgruine, Nauenstcin, Weißig, Strand, Königstein und zurück mit der Bahn oder Schiff. (Führer Herr C. Müller. Zur Teilnahme an demselben sind auch die hiersclbst Aufent halt nehmenden Kurgäste und Sommerfrischler freundlichst cingcladcn. —* Gegen dteFrcvlcr an der Gebirgsflora will der Niescngcbirgsvcrein schonungslos vorgchen, Indem er folgendes bekannt gibt: Nachdem die jahrelangen, von uns und von anderer Seite ausgesprochenen Belehrungen, Warnungen und Bitten um Schonung unserer Gcblrgs- blumen und des Knieholzes nahezu erfolglos geblieben sind, haben wir den Landrat ersucht, den so dringend ge botenen Schuh nunmehr durch die zuständigen Gendarmen sowohl auf dem Gebirge als auf den Bahnhöfen auS- übcn zu lasten und insbesondere solche Personen, die das Habmichlicb in Masten auSgcrlsscn oder Knieholz in ganzen Zweigen abgcschnittcn haben, zur Bestrafung auf Grund der Bestimmungen des Feld- und Forflpollzei- gcsctzcs anzuzeigcn. Wir machen besonders darauf auf merksam, daß unsere Gendarmen berechtigt sind, Ihren Dienst auch In ZIvIlklcidung auszuübcn." —* Die großen Schulferien In der Stadt beginnen in diesem Jahre Donnerstag, den 15. Juli und enden Sonntag, den 15. August. —* Das Pflücken von Kornblumen. Wie alljährlich um diese Zeit, tritt auch jetzt wieder ein Mißstand lebhaft in di«. Erscheinung, der nicht ost und streng genug gerügt werden kann, das Zertreten des Getreides und der Fluren beim Pflücken von Korn blumen. Die Verehrer der lieblichen Kaiserblume be gnügen sich gewöhnlich nicht mit dem Pflücken der an den Rändern der Felder stehenden Blumen, sondern dringen möglichst tief in die Felder hinein, dabet richtige Gänge bildend, wodurch die Aehren umgeknickt und zer treten werden. Eltern und Vormünder, deren Kinder oder Pflegebefohlene beim Kornblumcnraufen in den Getreidefeldern betroffen werden, können dafür zur Ver antwortung gezogen und für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden. Aber auch Erwachsene selbst stehen leider oft nicht zurück; besonders kann man dies bei Leuten sehen, die Blumen zum Wiederverkauf cln- sammeln. Einzelne Gerichte haben das massenhafte Pflücken der Kornblumen als Diebstahl erklärt, sodaß man unter Umständen in dieser Richtung sich zu verant worten haben kann. —* Seit die Postelwitzer Stetnbrüche ge schlossen sind, beginnen die Halden besser zu bewachsen; besonders gut entwickeln sich Birken. Leider sind vor kurzem von rohen Buben gegen 20 junge Straßen bäume umgebrochen und einige durch Abschälen der Rinde beschädigt worden. Den Tätern soll man auf der Spur sein. —* Unsere Mitteilung „Fernsprecher und Gewitter" hat Widerspruch hervorgerufen, ein Fach mann schreibt uns: Trotz Grob- und Feinsichcrung treten Funken bis 30 Zentimeter Länge an den Mctallteilen der Fernsprechapparate — auch bei entfernteren Gewittern — auf; ich habe das selbst mindestens zehnmal schon beobachtet, aber bisher, obgleich Elektrotechniker von Be ruf, nicht scharf erklären können, da nach der Erscheinung meist die Blitzsicherungcn nicht durchgebrannt waren, also entweder versagten oder von dem wilden Strom gar nicht durchflossen waren. Die Post nimmt ja auch auf die Gefahr Rücksicht, indem sie bei allen Fernsprechämtern ohne Kabclbetrieb in deren Bereich auch nur deutlich merkbare Gewitter auftreten, den Verkehr einstellt und in der amtliche „Anweisung zur Benutzung der Fernsprech anschlüsse" vor der Berührung von Apparaten oder Leitungen während eines Gewitters warnt. —* Schutz der Sächsischen Schweiz. „Die Erhaltung der Naturschönheitcn in der Sächsischen Schweiz, insbesondere an den Elbufern, erscheint nicht gesichert, wenn nicht besondere Anstrengungen hierfür gemacht werden, vielmehr liegt Anlaß vor, dieser nicht bloß vom Standpunkte des HcimalschutzcS, sondern auch wirtschaft lich wichtigen Frage näher zu treten." Auf Grund dieser Erwägung hatte Amtshauptmann v. Nostitz In Pirna für den 15. Juni eine Anzahl von Herre» zu einer Be sichtigungsfahrt nach Pirna cingcladcn. Anwesend waren Krcishauptmaml Dr. Rumpelt, Bürgermeister Dr. May, Gcwerbcrat Heine von der Gewerbe-Inspektion Dresden, ferner Vertreter der Kunstakademie, der Vereine Säch sischer Hclmatschutz, GcbirgSvcrein für die Sächsische Schweiz, Verein zur Förderung Dresdens und des Fremden verkehrs, die Bürgermeister von Schandau, König stein, Wehlen, Vertreter der Stadt Pirna, der Forstvcr- waltung und andere. Die Fahrt mit Sonderschiff cr- strcckte sich von Pirna bis zur Landesgrenze. Dabei wurden unterwegs alle besonders bedrohten Punkte notiert und die wünschenswerten und möglichen Schutzmaßrcgcln eingehend besprochen. In einer gemeinsamen Beratung führte Kreishauptmann Dr. Rumpelt dann folgendes aus: allen Teilnehmern an der Fahrt habe sich die Ucber- zcugung aufgcdrängt, daß in der Sächsischen Schweiz durch schrankenlosen Industrie- und Stcinbruchsbetrieb hohe ideale und wirtschaftliche Güter gefährdet werden müssen, die wir uns nicht weiter beeinträchtigen lassen dürften. Das einzig mögliche Mittel dagegen sei die Selbsthilfe. ES müsse eine Vereinigung gegründet werden, die cs sich angelegen sein lassen müßte, die wichtigsten bedrohten Punkte anzukaufen. Er schlage deshalb vor, zunächst einen engeren Ausschuß zu bilden, der die An gelegenheit im engeren Kreise weiter berate und vorbe reite. Ihm sollten angehören: Amtshauptmann Dr. v. Nostitz, Oberbürgermeister Geheimer Nat Beutler, je ein Vertreter des Stadtvcrordneten-Kollcgiums zu Dresden, des Vereins Sächsischer Heimatschutz, des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz und des Vereins zur Förde rung Dresdens und des Fremdenverkehrs. Der Ausschuß würde sich schlüssig zu machen haben über einen Aufruf und weitere Unterschriften dafür zu gewinnen haben. Die an sich so angenehme und lehrreiche Fahrt werde durch einen Entschluß In diesem Sinne sicherlich auch ein prak tisches Ergebnis haben. Die weiteren Schritte aber sollten zunächst dem Amtshauptmann von Pirna, In dessen Ver waltungsbezirk die Sächsische Schweiz liegt, übertragen werden. Der Vorschlag des Herrn Kretshauptmanns wurde mit allgemeinem Beifall begrüßt und zum Beschluß erhoben. Amtshauptmann von Nostitz bestimmte dann weiter die Aufgaben des engeren Ausschusses dahin, daß eine große Vereinigung mit dem Rechte einer juristischen Person gegründet werden und die Negierung um die Er mächtigung zur Veranstaltung von Lotterien angegangen werden müßte, damit so die Mittel zum Ankauf der be drohten Punkte beschafft werden. Die weitere Besprechung erstreckte sich sodann auf die Anlage von Frabriken mit hohen Schornsteinen im Elbtale, auf die Herstellung von Kunststein usw. Amtshauptmann v. Nostitz wird sobald als möglich den gewählten Ausschuß zusammenberufcn und die bedeutsame Angelegenheit weiter in die Wege leiten. —* Zu welcher furchtbaren Geisel des Menschengeschcchts die Trunksucht geworden ist, lehren folgende im Auftrag der englischen Negierung 1874 von einem beamteten Arzt auf einer Inspektionsreise durch die Gefängnisse erhobenen Tatsachen. „Von der 1740 geborenen und als Trinkerin und Prostituierte noch Anfang des 19. Jahrhunderts lebenden Ada Juke konnten 834 direkte Nachkommen festgestellt werden. Bei 709 derselben gelangten folgende genauere Ermittelungen: 106 waren Uneheliche, 181 Prostituierte, 142 Bettler, 64 Armenhäusler und 76 Verbrecher mit 7 Mordtaten. Der Zeitraum, den diese Familie im Gefängnis ver brachte, belief sich auf 116 und der, während dessen sie aus öffentlichen Mitteln unterstützt wurde, auf 734 Jahre. In der 5. Generation waren nahezu alle Frauen Prostituierte und nahezu alle Männer Verbrecher. Von der 6. Generation waren, obgleich der älteste Sproß erst 7 Jahr zählte bereits 6 in Armenhäusern unter- gcbracht. Diese einzige Familie hatte dem Staat im Laufe der Jahre an Gefängniskostcn, Unterstützungen und direktem Schaden einen Aufwand von 5 Millionen Mark verursacht". —* In Nr. 7 des „Alkoholgegner" befindet sich folgende bezeichnende Auslassung eines Herrn Franz Wagler: „Die heutige Wcinbcrcituug ist eigentlich nur ein Notbehelf. Weil bis In unsere Zett kein Mittel be kannt war, die Gärung, d. h. die Zersetzung zu verhindern, ließ man sie eben statlsindcn. Dabei werden aber die wertvollen Stoffe Zucker und Eiweiß zerstört und Gift: Alkohol, hcrvorgebracht. Der Vorgang Ist folgender: Die Hcfcnpilze, mikroskopische Kleinwescn, verzehren den Zucker und scheiden den Alkohol aus. Wenn sic bis zu einem gewissen Grade den Nährstoff verbraucht und die Flüssigkeit verunreinigt haben, sterben sie an und in ihrer eigenen Jauche .... Man sagt dann die Gärung ist beendigt und trinkt die Jauche. Man verzeihe das harte Wort aber der Alkohol Ist gemäß wissenschaftlicher Fest stellung seiner Entstehung nach nichts anderes ..." — Man verzeihe das harte Wort: Der Mist Ist Jauche! —* Sind schulpflichtige Kinder ver pflichtet, an einer von der Schule veran stalteten Kaiser- oder Königsgcburtstagsfeier teilzunehmen? Diese bislang wohl noch nicht er örterte Frage lag jetzt dem Königlich Sächsischen Ober- landesgericht zu Dresden zur Beantwortung vor. Am 27. Januar d. Js. sollte in der 13. Vczirksschule zu Leipzig anläßlich des Geburtstages des deutschen Kaisers ein Schulaktus stattfindcn. Unentschuldigt fehlte die Stief- und Pflegetochter der Kutschersehefrau Wilhelm. Diese hatte dem Kinde die Teilnahme an dem Festaktus verboten und der Schülerin auch die Herausgabe der erforderlichen Kleidung verweigert. Die Mutter wurde daraufhin wegen Vergehens nach ß 5 des Sächsischen Volksschulgesctzcs bestraft. Das Landgericht Leipzig be stätigte als Berufungsinstanz das Urteil. In der beim Oberlandesgericht eingelegter Revision machte die Mutter geltend, daß die Eltern nach den Bestimmungen des Volksschulgesetzes nur anzuhalten seien, die Kinder in die Schulstunde zu schicken. Ein Festaktus, an dem auch Erwachsene teilnchmen könnten, sei aber keine Schul stunde und die Kinder nicht verpflichtet, an einem solchen teilzunchmen. Das Oberlandesgericht erkannte auf kostenpflichtige Verwerfung der Revision und führte aus, daß dem Wortlaute nach wohl Bedenken entstehen könnten, ob unter Schulstunde im Sinne des Volks- schulgesctzeS auch ein Schulaktus gelegentlich einer Fest lichkeit zu verstehen sei. Zweck des Volksschulgesctzcs sei aber, daß der durch das letztere festgelegte Schulzwang sich auf alles das erstrecken solle, was zur Erziehung des Kindes diene und hierzu sei auch ein Festaktus zu rechnen. Schmilka, 21. Juni. Vor kurzem war es 30 Jahre, daß die Bootstation an der oberen Schleuse Im wildromantischen Kirnltzschtalc, nahe Hinterhermsdorf gelegen vom Gebirgsverein eröffnet wurde. Mit dieser Eröffnung nahmen auch die so beliebtgewordenen Kahn fahrten auf der Schleuse ihren Anfang. Zu dieser Zeit genügte zunächst ein Kahn, den zu liefern damals die Gebirgsvereinsscktion Schmilka In der Lage war. Auf Anregung der Dresdner Mitglieder hatten die Schmilkaer Gebirgsvercinler die damals existierende Kirchenschaluppe (zu Kirchenfahrten nach Schandau bestimmt) käuflich erworben und ließen dieselbe über Hinterhermsdorf nach der oberen Schleuse überführen, woselbst dieses Fahrzeug, von den Gcbirgsvercinlern und dem damaligen Nevier- vcrwalter, Herrn Oberförster Schlegel übernommen wurde. Letztgenannter Herr, welcher das Unternehmen des Gebirgsveretns föroern half, ließ das Schleusengebiet zugängiger machen und so kam es nach und nach, daß diese Bootstation und die Kahnfahrten mehr und mehr iw Aufnahme nahmen. Rechnet man den Besuch der Schleuse seit 1879 jährlich gegen 10000 Touristen, so stellt sich mit diesem Jahre die stattliche Zahl von 300000 Besuche^ Martin Greif ein Gedcnkblatt zu seinem 70. Geburtstage. In München beging am 18. Juni 1909 der Dichter M. Greif, umjubelt und vergöttert von seinem immer mehr wachsenden Freundeskreis, seinen 70. Geburtstag. Hunderte von Verehrern, darunter auch Exellenz v. Wehner, hatten sich bereits im Konzertsaale des Hotels „4 Jahreszeiten" zusammengeschart, um in Stimmung feierlicher Gchobenheit den Zauber seiner Poesie zu ge nießen. In körperlicher, und was viel sagen will, auch in geistiger Rüstigkeit vermag der Dichter die Lorbeeren zu ernten, die man ihm heute mit dankbarem Herzen spendet. Leider ist er noch viel zu wenig gelesen und zu wenig gekannt, aber wer ihn liest, der wird und muß ihn schätzen und lieben lernen. Seine Poesie hat oft einen schmucklosen Ausdruck sür den flüchtigen Hörer, aber dem andächtig Lauschenden muß sofort der wunder bare Klang der Sprache und des Ausdruckes ausfallen. Es wird dem Dichter mitunter Weichlichkeit vorgcworfen, aber mit Unrecht. Freilich ist nicht zu verkennen, daß Greifs Gemüt sich zur Gesühlsseite und zum Zarten hinneigt, doch deutet er in echt deutscher Weise die ihn beseelenden weichen Gedanken nur an, während sie bei den modernen Lyrikern mehr ausgeführt werden und so mitunter zum Sinnenreiz verleiten. Greifs Natur zeigt echte keusche, unentweihte Art, und was er dichtete, ist alles erlebt. Selbst unbedeutende und vielleicht mitunter etwas prosaische Einfälle hat er zum Gegenstand seiner Muse gemacht und sie mit derselben kritiklosen Liebe aus genommen, wie den Stoff, der seine schönsten Gedichte reifen ließ. In all diesen Versen liegt ein leiser Hauch von Liebe und Leidenschaft, und im Hauche klingen auch seine anderen Gefühle aus. Nicht achtlos ist er an den bewegenden Ereignissen seiner Zeit vorübcrgcgangcn, alles hat er mit künstlersichem Verständnis in seinen Werken verarbeitet und hineingelebt (oder hineingewebt), ins besondere die große Zeit von 1870/71. Bereits seit 40 Jahren steht M. Greif vor der Leserwelt, und lang sam, aber stetig, ist seine wunderbare Lyrik in die weiteren Kreise des Volkes gedrungen. Kein Schullese buch oder keine neuere Gedichtssammlung ist denkbar ohne Grcifsche Gedichte. Allerdings hat der Dichter schwere innere Kämpfe durchmachen müssen, ehe er die Früchte seiner stillen Arbeit sah. Am schwersten traf ihn die entmutigende Kritik Geibels. Man könnte behaupten, die damalige Zeit krankte am Geibelbazillus; die alten Gartenlauben und Zeitschriften brachten mit Vorliebe Geibelsche Gedichte, man denke besonders an die Zeit des deutsch-französischen Krieges. Unter schwerem Ringen raffte sich Greis damals auf, als er väteriiche Ratschläge und liebevolle Aufnahme bei Ed. Mörickc fand. Dieser ermutigte ihn, seine Gedichte unter dem Pseudonym „Martin Greif" (der eigentliche Name heißt Hermann Frcy) zu veröffentlichen. Jetzt war bald Wandel ge schaffen. Nach und nach entstanden mehrere Auflagen seiner Werke und gegenwärtig zählt man über 30 Kom ponisten, welche Grcifsche Gedichte vertont haben. Er wähnt sei hier nur das echt patriotischen Sinn atmende Gedicht: „Deutsch Afrika", dessen 1. Strophe lautet: Deutsch Afrika, ob auch bon dir uns trcuilt der Ozcnu, Wie Heimatküste mutet schier dein fremder Strand uns au; Die Palme grüßt herüber dort, wo mancher Held uns ruht, Ja, uns gehörst du fort und fort, erkauft durch deutsches Blut. Von seinen 12 Dramen, die meist geschichtlichen Hintergrund haben, ist am künstlerischsten die Agnes Bcrnaucrin geschaffen, ein Stoff, an den sich schon mehrere Schriftsteller mit mehr oder weniger Erfolg ge wagt haben. Am Donnerstag fand im Münchener Hoftheatcr zu Ehren Greifs eine Aufführung seines „Prinz Eugen" statt. Auch in all diesen Dramen zeigt sich Greif als einen Mann, der Land und Menschen studiert hat. Als Offizier in bayrischen Diensten öfter auf Urlaub begriffen, bereiste er Spanien, Italien, Dänemark, Frankreich und England, und hier war es, wo er sich einen großen Schatz von Menschenkenntnis aneignete, den er in seinen Werken weise benutzte. Eins seiner berühmtesten Gedichte ist „Der Zweifler", es stellt einen ringenden, an Gott verzweifelnden Mann dar, der aber zuletzt doch noch seinen Seelenfrieden im Glauben an eine göttliche Macht findet. Ueber 30 Jahre lang hat Greif an diesem Gedicht gearbeitet. Noch sei ein Gedicht erwähnt, das die Leser interessieren dürfte. Es ist Im Jahre 1902 anläßlich seines längeren Aufenthaltes in dem reizenden Luftkurorte Gohrisch entstanden und trägt die Aufschrift: „In der Sächsischen Schweiz". Es lautet: »Aom trümmerglcichcu Felsgcstciu Führt in den tiefsten Schlund Der Pfnd durchs Lanbgewölb' hinein Zum stillsten Waldcsgrnnd. Kein Lunt wird rings umher erlnuscht, Huscht nicht ein Reh vorbei; Du fürchtest, wenn es oben rauscht, Daß cs die Windsbraut sei. Doch wenn aus cil'geu Wolken dann Ei» kurzer Regen bricht: Wie leuchtet der vcrschwieg'ne Tann Im goldncn Sonnenlicht!" Das Gedicht ist entnommen der Sammlung „Neue Lieder und Mären" von Martin Greif. Leipzig. C.jF. Amelangs-Verlag. Die Zeit wird nicht mehr fernlicgcn, in derZman M. Greif allgemein als einen unserer größten Lyriker anerkennt. Und sollte der eine oder andere der geschätzten ZeitungSlcscr auf ihn als einen der edelsten Menschen mehr aufmerksam werden, so wäre der Zweck dieser Zellen erreicht. , B. F. in G.