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Allgemeiner Anzeiger : 15.06.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191206156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19120615
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19120615
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-15
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 15.06.1912
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Die Wehrvorlage in Österreich. Der österreichische Minister des Innern gab den bei ihm versammelten Führern der Parteien des Wgeordnetenhauses über die Stellung der Regierung zur Wehrvorlage folgende bedeut« same Erklärung ab: „Das internationale An sehen der Monarchie, unsre Bündnissähigkeit sowie die Sicherung der von uns stets fest gehaltenen Politik des ehrenvollen Friedens erfordert die schleunige Inkraftsetzung der Wehr reform. In gleicher Weise verlangen dies die militärischen Interessen, wie auch die Interessen der Bevölkerung selbst, die die in den Vorlagen enthaltene Erfüllung zahlreicher dringender Wünsche erwartet. Die ohne dies wesentlich verzögerten Aushebungen lassen sich nicht weiter hinaus schieben. Die Aushebung muß unter allen Umständen bereits auf der Grundlage des neuen Wehrgefetzes, das heißt unter dem Gesichts punkte der zweijährigen Dienstzeit, erfolgen. Die bisher in andren Staaten der Wehrreform entgegenstehenden Schwierigkeiten erscheinen wohl angesichts der Annahme des Gesetzes im ungarischen Abgeordnetenhanse als behoben. Für alle verantwortlichen Fak toren des Reiches erwächst daher die Pflicht, unter allen Umständen auch bei uns die Vor aussetzungen für das Inkrafttreten der Vorlagen zu schaffen. Die Einhaltung des in unmittel barer Nähe befindlichen Termins für die Durch führung der Reform erheischt, der Wehrreform unter allen Arbeiten des Reichsrates den ersten und vornehmsten Rang einzuräumen. Eine Verquickung dieser Angelegenheit mit irgend welchen sonstigen Fragen würde dem Ernst des Augenblicks nicht entsprechen, ebenso wie die Regierung die Bewilligung lediglich als unbedingte Staats notwendigkeit und nicht etwa als konstitutionellen Vertrauensbeweis anspricht. Der einzig mög liche Weg zur Verwirklichung der festen Absicht der großen Mehrheit der Parteien des Ab geordnetenhauses, die Durchführung der Wehr reform zu sichern, ist die Ausstellung und strenge Einhaltung eines genauen Arbeitsplanes. Die Regierung verlangt daher entsprechende Beschleunigung der Beratungen Wehrausschuß, den Beginn der zweitem Lesung der Wehroorlagen bis spätestens 17. Juni sowie die Erledigung aller Lesungen bis spätestens am 25. Juni, damit noch die termin mäßige Erledigung des Budgets möglich sei." All diese Erklärung knüpfte sich eine Debatte, in der nur die Vertreter der Sozialdemokratie sowie der Ruthenen sich dagegen aussvrachen, daß die Wehrreformvorlagen vor dem Budget provisorium zur Verhandlung gebracht werden. Am Schluffe der Konferenz betonte der Minister, wenn das heutige Vorgehen der Regierung als ein ungewöhnliches bezeichnet werde, so gebe dies der Minister auch ohne weiteres zu. Es sei aber auch die Lage eine ungewöhnliche. Unter dem Druck dieser Erklärung befindet sich das österreichische Parlament in einer überaus peinlichen Lage: ein so viel um strittenes und so tief in das Volksleben ein greifendes Gesetz wie das Wehrgesetz nunmehr gewissermaßen auf höheren Befehl und ohne jede Möglichkeit, auch nur einen Beistrich zu ändern, annehmen zu müssen. Denn der geringste Versuch, irgendeine Änderung vorzunehmen, müßte die neuerliche Beratung im ungarischen Abgeordnetenhause notwendig machen, da das Wehrgesetz in beiden Staaten der Monarchie gleichlautend sein muß. Bei dem Stande der Dinge in Ungarn wäre aber eine solche Zurück verweisung ein so gefährlicher Versuch, daß keine der beiden Regierungen und noch weniger das gemeinsame Kriegsministerium sich darauf einlassen kann. Unter dem Drucke dieser energischen Erklärung der Regierung, die einfach den Paragraphen 14 (der sie auch ohne Zu stimmung des Parlaments in außerordentlichen Fällen zum Erlaß von Gesetzen ermächtigt) an- i O Siegende I^iebe. 17) Roman von Paul Bliß. lifortsetzttag.. Nun saßen sie in dem molligen, kleinen Raum, ganz allein in einer Nische; nebenan saß ein alter Herr bei seiner Zeitung, und gegenüber kicherte ein andres Pärchen. Els beth trank Schokolade, Holms Bier. Lächelnd und verliebt sah er sie an, dann sagte er halblaut: „Diesem Regen bin auf richtig dankbar; sonst wäre mir sicher nicht die Freude zuteil geworden, Sie hier bei mir sitzen zu sehen." Sie wurde rot, schwieg aber. Da bat er leise: „Fräulein Bürger, können Sie mich denn gar nicht leiden?" Nun zitterte sie, nahm sich aber zusammen, sah ihn fest und ernst an und antwortete ruhig: „Ich verstehe Ihre Frage nicht, Herr Holms." Er seufzte, lächelte wehmütig und flüsterte: „Ich glaube, Sie wollen sie nicht verstehen." Darauf schwieg sie. Dann sah sie zum Fenster hinaus nach dem Himmel. Lächelnd beruhigte er sie. „Ja, ja, es gießt noch immer — vorläufig sind wir noch gefangen." Schweigend trank sie ihre Schokolade. Da holte er aus dem Paletot ein kleines Bäckchen, wickelte ein Etui aus, öffnete es und stellte es vor sie hin. Erstaunt rief sie: „Ach, das ist ja die ent zückende Uhr, die ich neulich abends so be wunderte !" wenden würde, falls das Parlament versagt, dürfte die Mehrzahl der Parteien, gewiß aber die zur Beschließung des Wehrgesetzes not wendige Zweidrittelmehrheit, den Versuch machen, in den sauren Apfel zu beißen und die Wehr reform nach dem Diktate der Regierung durch zuberaten. Gefahr besteht lediglich bei den Ruthenen, die wegen ihrer bisher vergeblichen Forderung einer eigenen Universität Widerstand leisten werden. — Fällt die Wehrvorlage im österreichischen Abgeordnetenhause, so sind neue schwere innere Krisen unvermeidlich. Politische Kundsckau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm weilte am Montag zum Abendessen beim Reichskanzler. Damit sind alle Gerüchte hinfällig, die neuer dings von einer Entfremdung zwischen dem Monarchen und seinem ersten Ratgeber zu be richten wußten. *Kaiser Wilhelm wird voraussichtlich am 3. August zum Sommeraufenthalt m Wilhelmshöhe bei Kassel eintreffen. * Der Präsident des preußischen Ab geordnetenhauses, Frhr. v. Erffa, der kürzlich einen Schlaganfall erlitt, ist auf dem Schlosse Wernburg (Thüringen) im Alter von 67 Jahren gestorben. Der Verstorbene hat 27 Jahre hindurch, seit 1885, dem Abgeordneten hause angehört, nachdem er zuvor als Leutnant den Krieg von 1870/71 mitgemacht hatte, wo er sich das Eiserne Kreuz erwarb. MS Herr v. Kröcher im Januar dieses Jahres sein Amt als Präsident des Abgeordneten hauses niederlegte, wurde Herr v. Erffa mit allen gegen die Stimmen der Sozial demokraten zu seinem Nachfolger gewählt. Nur ein paar Monate ist es ihm beschieden gewesen, den Präsidentensitz einzunehmen. Es war eine stürmische Tagung. Herr v. Erffa hielt sich mit der peinlichen Gewissenhaftigkeit des korrekten Beamten an den Buchstaben der Geschäftsordnung. Und so ist denn sein Name mit dem ersten Eindringen der Polizei in den Saal der preußischen Volksvertretung verbunden. *Jm Neichskolonialamt haben neuerdings wieder Erwägungen über die Gewährung von Personalkredit an die Farmer in Südwestafrika stattgefunden. Es ist be absichtigt, dem Reichstage im Winter eine be zügliche Vorlage zu unterbreiten, in der dem Gouverneur Mittel zur Verfügung gestellt werden, um Beihilfen für Farmer zur Aus dehnung des Viehbetriebs, Erbohrung von Wasser und Überwachung von Land zur Verfügung zu stellen. * Verschiedene Automobil-Vereinigungen haben angeregt, die Erträge der Automobil- steuer an die einzelnen Bundesstaaten ab zutreten, die sie zum Unterhalte der öffentlichen Straßen verwenden sollen. — Bei der soge nannten Automobilsteuer handelt eS sich um eine Reichsstempelsteuer auf Grund der letzten Ergänzung zum Stempelsteuergesetz. Eine Revision der Reichsstempelgesetzgebung wird nach halbamtlichen Erklärungen zunächst nicht erfolgen und eine Überweisung der Stempel erträge für die Ausstellung von Kraftfahrzeug scheinen an die Bundesstaaten kommt daher nicht in Frage. England. * Eine überraschende Kunde, die für die Be ziehungen zwischen Deutschland und England möglicherweise von erheblicher Be deutung ist, kommt aus London. Danach ist der Lord-Großkanzler und Groß-Siegelbewahrer Earl Loreburn zurückgetreten. Lord Haldane ist zu seinem Nachfolger, also zu dem vor nehmsten Amte, das der König von England zu vergeben hat, bestimmt. Der Nachfolger Haldanes ist Oberst Seely aus dem Kriegs amt. Daß Haldane, der sich um bessere Be ziehungen zwischen beiden Ländern, so weit ersichtlich, redlich bemühte, durch den Obersten Seely, der schon manches bittere Wort gegen Deutschland fand, ersetzt wird, ist ein bedeut sames Zeichen der Zeit. * In bezug auf die Ministerzu - Lächelnd nickte er. — „Genau dieselbe, jawohl." „Sie haben sie gekauft?" „Noch am selben Abend!" Bewundernd sah sie das kleine Kunstwerk an, das sie aufrichtig erstellte. „Also gefällt sie Ihnen wirklich so gut?" Mit naiver Freude antwortete sie: „Wunder voll ist siel Das müssen Sie doch auch finden!" Er nickte nur. Noch immer war sie ins Anschauen ver sunken. Da sagte er leise: „Ich erlaube mir, Ihnen die Uhr zu schenken." Sie zuckte zusammen. Das hatte sie nicht erwartet. Bebend schob sie das Etui zurück. Bittend wiederholte er: „Ich schenke sie Ihnen. Machen Sie mir doch die Freude, sie zu tragen." Nun nahm sie alle Beherrschung zusammen und sagte leise: „Für was halten Sie mich, daß Sie mir ein derartiges Geschenk anzubieten wagen?" Einlenkend bat er: „Wer Fräulein Bürger, ich wollte Ihnen eine Freude machen! Ver stehen Sie mich doch nicht falsch!" „Ich verstehe Sie durchaus nicht falsch, Herr Holms," entgegnete sie ruhig, doch bitter ernst, „aber ich erkläre Ihnen, daß Sie sich getäuscht haben." „Fräulein Bürger," bat er von neuem, „ich, will Ihnen nur eine Freude machen! Glauben Sie mir doch, ich interessiere mich für Sie k Ich bin doch nicht der erste beste hergelaufene Kommis l Sie wissen doch, daß ich über kurz lammen! unft auf der Insel Malta erklärte der Marineminister Churchill auf eine Anfrage im Unterhause, er sei nicht in der Lage, irgend welche Auskünfte über das Ergeb nis der Konferenz zu geben. * Da zwischen den Reedern und den streiken den Transportarbeitern im Lande eine Einigung nicht erzielt worden ist, hat der Ausschuß des Transportarbeiterverbandes den General streik in sämtlichen englischen Häfen beschlossen. Balkanstaate«. *Die Türkei hat an die Mächte eine Note gerichtet, worin sie mitteilt, daß sie aufs neue die Dardanellen schließen werde, falls Italien noch weitere Inseln in der Nähe der Dardanellen-Einfahrt besetzen sollte. — Der diplomatische Streit um Öffnung oder Schließung der Meerengen wird also aufs neue entbrennen. Afrika. * Trotz der beruhigenden Nachrichten, die die französische Negierung über die Lage in Marokko verbreitet, kann von einer end gültigen Niederwerfung des Aufstandes keine Rede sein; denn der Stammesführer El Haiba, der sich um die Thronfolge bewirbt, hat eine bedeutende Streitmacht gesammelt, die er gegen das von den Franzosen nur schwach befestigte Tarudant (wo kürzlich zwei Deutsche gefangen genommen wurden) führt. Der Zernflug Berlin—Men. Nachdem am Sonntag morgen zum Fern flug Berlin—Wien sich elf Flieger (sechs Deutsche und fünf Österreicher) mit ihren Passagieren (sämtlich aktive Offiziere) dem Start auf dem Flugfelde in Adlershof-Johannisthal gestellt hatten, sind acht von ihnen abgeflogen. Leider nicht alle mit gleichem Erfolg. Nur drei von ihnen, der Deutsche Hirth und die Österreicher Csakay und Bergmann, erreichten glücklich den Zwischenlandungsplatz Breslau. Alle andern blieben auf der Strecke liegen, um später den Flug fortzusetzen. Nur Oberleutnant Bier stürzte mit seinem Apparat ab, wobei er und sein Passagier Verletzungen erlitten, die glück licherweise nicht gefährlich sind. Der große Wettbewerb begann also nicht gerade viel versprechend, zumal am Sonntag das Wetter auf der Strecke Breslau—Wien alle Hoffnungen auf ein gutes Gelingen zunichte zu machen schien. Dennoch errang der Deutsche Hirth, der als dritter in Breslau angekommen war, einen glänzenden Sieg. Er landete Montag morgen 6 Uhr 1 Mrute nach einem Fluge von 2 Stunden 56 Minuten von Breslau aus auf dem Flugplatz Aspern bei Wien. Er hatte den schwierigen Weg über das Mvatergebirge gemacht. Helmut Hirth brauchte für die etwa 300 Kilometer lange Strecke Berlin—Breslau 4 Stunden 26 Minuten, für die etwa 350 Kilometer lange Strecke Breslau—Wien 2 Stunden 54 Minuten. Er hat also die ganze Strecke in 7 Stunden 20 Minuten zu rückgelegt. Der beste Schnellzug Berlin—Wren fährt elf Stunden. Der österreichische Flieger Csakay, der dicht hinter Breslau einen Schaden an der Maschine erlitt, dann aber wieder auf stieg, war kurz vor Wien abermals zu einer Notlandung gezwungen. Nicht besser ging es seinem Landsmann Bergmann. Der Flieger Krieger (der frühere Chauffeur Kaiser Wilhelms), der bereits aus dem Wege nach Breslau bei Guben landen mußte, war acht Minuten hinter Guben abermals zur Landung gezwungen. Alle andern Flieger haben bereits am Montag morgen den Wettbewerb aufgegeben. Die Preise. An Preisen stehen für den Fernflug Berlin- Wien im ganzen 50 000 Mark und 47 100 Kronen nebst einer Anzahl von Ehrenpreisen zur Verfügung. Die Verteilung der Geldpreise ist in folgender Weise gedacht: 47 100 Kronen werden im umgekehrten Verhältnis der Flug zeiten an alle Teilnehmer, die den ganzen Flug zurückgelegt haben, verteilt. 20 000 Mark werden als Kilometerpreis ohne Rücksicht auf die Flugzeiten verteilt. 10 000 Mark werden als Zusatzpreise verteilt für die drei besten oder lang der Kompagnon meines Vaters werde — als solcher kann ich doch etwas für Sie tun, kann ich Ihnen doch iw Fortkommen nützlich sein!" Mit bitterem Lächeln nickte sie: „Jawohl — und um welchen Preis?" „Wer ich bitte Sie!" scherzte er. „Weil es mir Freude macht, Sie fröhlich zu sehen! Glauben Sie mir nur, ich bin ein guter und treuer Freund!" Wieder nickte sie nur. Sie hielt noch an sich. Sie wollte erst alles hören. Und lebhaft sprach er weiter: „Sehen Sie, ein junges Mädchen, das hier allein steht, braucht doch einen Freund. Na gewiß! Wer soll Ihnen denn sonst das schöne Berlin zeigen — all die Theater und Opern, und was sonst noch da ist? Na, sehen Sie denn das nicht ein? Ich meine es doch wirklich gut mit Ihnen, Fräulein Bürger!" Mit leiser, aber fester Stimme entgegnete sie; „Ja, wirklich, nun weiß ich eS aus eigener Erfahrung, was ich bisher noch immer nicht glauben wollte — nun weiß ich, daß ein reicher junger Herr glaubt, einem armen Mädchen könne er alles bieten — alles — für sein Geld könne er alles haben! — Nun weiß ich es. Schmachvoll, daß die arbeitenden Frauen noch so wenig Ehre und Ansehen genießen! — Wer nun lassen Sie sich dafür auch von mir sagen, daß ich auf Ihr Geld, auf Ihre Geschenke und auch auf Ihre Freundschaft verzichte. — So, nun wissen Sie, woran Sie sind. Und in Zukunft lassen Sie mich nun wohl unbehelligt, wenn ich bitten darf." Gesamtleistungen. Die drei ersten Ankömmling« des ganzen Fluges in Wien erhalten als Zusatz preise unbeschadet ihrer Flugzeit: der erste 5000 Mark, der zweite 3000 Mark, der dritte 2000 Mark. 6000 Mark (vom preußischen Kriegsministerium) erhält der deutsche Flugzeug führer, der den Flug Berlin—Wien auf einem Flugzeuge zurücklegt, das in allen Teilen.(ein schließlich des Motors) deutschen Ursprungs ist, das ferner den militärischen Anforderungen voll entspricht, und das während des Fluges stets einen Passagier an Bord gehabt hat. 4000 Mark erhält der zweitbeste deutsche Flugzeug führer, der den Flug Berlin—Wien auf einem Flugzeuge zurücklegt, das in allen Teilen deutschen Ursprungs ist. Das preußische Kriegs ministerium hat außerdem den Ankauf zweier Siegermaschinen in Aussicht gestellt. f)eer und floNe. — New Jork steht vollständig unter dem Zeichen des Besuchs des deutschen Geschwaders. Nach Schätzung der Polizei hat sich bei der Ankunft an den den Schiffen benachbarten Fluß ufern eine Menschenmenge von etwa einer Million Personen gedrängt. Die allgemeine Stimmung geht dahin, daß sich durch den Flottenbesuch die amerikanisch-deutschen Be ziehungen weiter befestigen. Etwa 10 000 Per sonen haben die „Moltke" besucht. Die Blätter widmen der Flotte seitenlange Artikel und be tonen, die Herzlichkeit des Empfanges und das Interesse des Publikums sei größer, als es bei der letzten amerikanischen Flottenschau gewesen sei. Eine Botschaft des Konteradmirals von Rebeur-Paschwitz an die New Iorker führt aus, er habe dem Präsidenten Taft die Grüße des Kaisers überbracht und übermittle außerdem Grüße des Prinzen Heinrich an seine New Iorker Freunde. Die Blätter betonen in ihren Begrüßungsleitartikeln, daß die deutschen Schiffs „Schiffe der Freundschaft" seien. Sie be wundern die „Moltke" und erinnern an den Empfang der amerikanischen Flotte in Kiel. DaS Blatt ,American' hebt die deutsch - ameri kanische Freundschaft hervor. Deutschland Hab ben jüngsten amerikanischen Schritten wegen der gegenseitigen Handelsbeziehungen sofort zu stimmend geautwortet, während geographisch näherliegende Nattonen diese Schritte mit altem Verdacht aufnahmen. Ein Artikel der ,Times' über ein englisch-deutsches Einvernehmen erklärt, das Streben Deutschlands nach wirtschaftlicher Ausdehnung sei rechtmäßig und sogar unver meidlich. — Das neue Linienschiff „Oldenburg" ist nach der Beendigung seiner Probefahrten von Danzig nach Kiel gedampft. Das zweite Ge schwader der Hochseeflotte ist ebenfalls dort ein gelaufen. Von und fern. Die Rheingauer Weinversteigerung hatte, da der 1911er von besonderer Güte ist, sehr schönen Erfolg. Man schätzt die Einnahme der diesjährigen Versteigerung auf drei Millionen Mark. Die Vereinigung der Rheingauer Wein gutsbesitzer allein hat in 27 Versteigerungen für 400 Fässer rund 1800 000 Mark erlöst. X Ein Einjähriger als dreifacher Lebensretter. Eine mutige Tat führte vor wenigen Tagen der Einjährig-Freiwillige Huhnt vom 51. Infanterie-Regiment in Breslau aus. Ans der dortigen Füllertinsel spielten die fünf jährige Tochter und der siebenjährige Sohn des Fuhrmanns Neumann, sowie der Sohn einer Familie Hahn. Dabei kamen die Kinder des Fuhrmanns dem tiefen, ausgemauerten Graben an der Holzbrücke hinter dem Schießwerder zu nahe und fielen ins Wasser, das gerade sehr hoch stand. Der kleine Hahn wollte seinen Spielgefährten Hilfe bringen, wurde aber eben falls in die Flut gerissen. Die Verunglückten wären sicherlich ertrunken, wenn nicht der Ein jährige Huhnt dazu gekommen wäre, der in voller Uniform in das tiefe Wasser sprang und alle drei rettete. Sie klopfte auf den Marmortisch, zahlte ihre Schokolade, grüßte höflich und ging. Es regnete noch immer ein wenig, aber sie lief bis zur nächsten Haltestelle, dort ergattert» sie einen Wagen, und beruhigt fuhr sie nun nach Hause; ordentlich leicht war ihr jetzt, nach dem sie ihrem Herzen mal Lust gemacht hatte. Aber der Mutter sagte sie nichts davon, um sie nicht zu beunruhigen. Herr HolmS saß bleich und wütend allem in der Konditorei. So ein Abfall war ihm noch nicht vorge kommen! Das hatte noch keine ihm zu bieten gewagt! Er, der einstige Millionenerbe, und so ein Bettelmädchen! So eine Gans wagte es, ihn so herunterzukanzeln wie einen dummen Jungen! O, er war wütend. Noch dazu dort in der Ecke der heimlich grinsende Kellner! Vermutlich hatte der Kerl noch etwas aufgeschnappt von dem Gewäsch. dieser Krabbe! Gräßliche Blamage! Er zahlte und ging nun fort! Fort von Hierl Verstimmt und verärgert lief er durch die Straßen, rempelte rücksichtslos die Passanten an und endete schließlich in seiner Stammkneipe, wo er seinen Groll mit Rotspon fortspülte. Vom andern Tage an war Fräulein Bürger für ihn nicht mehr da — er sah sie nicht, grüßte sie nicht und ging ihr aus dem Wege, wo er nm konnte. Selbstverständlich ignorierte auch sie ihn voll ständig. Wer das gerade empörte ihn am meisten, daß sie so gar keine Notiz von ihm nahm und
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