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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Großröhrsdorf, Hauswalde, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend bonnementsprei« inkl. des allwöchentlich beizegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« 1 Mark SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag '/»II Uhr einzusenden. Sckristleilung, Druck unö Verlag von N. Schurig, Bretnig. 22. Jahrgang Sonnabend, den 18. Mai 1912. Rr. 40. König Friedrich von Dänemark Auf oer Rückkehr von einer längeren Erho lungsreise, die er zur Wiederherstellung seiner durch eine Lungenentzündung stA geschwächten Gesundheit nach dem Süden gemacht hatte, ist König Friedrich von Dänemark in Hamburg plötzlich am Herzschlag gestorben. König Fried rich VlU. war am 3. Juni 1843 geboren als Sohn Christians IX., de« „Schwieger- und Großvaters Europas". Da sein Vater erst im 88. Lebensjahre starb, so kam Friedrich bereit« als ein Mann in vorgeschrittenem Alter im Jahre 1906 auf den Thron. Der neue König Christian X. ist am 26. September 1870 geboren und mit Alexandrine von Meck lenburg vermählt. Er steht dadurch in beson der» naher Beziehung zum deutschen Kron- Prinzenpaar. Er wird in der deutschen Rangliste a 1» suits der 14. Husaren geführt. OertlicheS und Sächsisches. Bretnig. Bei der am I. Mai hier- seldst ersolgten Ardeiterzählung in gewerblichen Betrieben wurden gezählt: 257 männliche und 222 weibliche Personen, zusammen 479 und zwar über 21 Jahre 177 männliche und 135 weibliche, von 16—21 Jahren 34 m. und 83 w., von 14 bi» 16 Jahren 12 m. und 3 w., unter 14 Jahre 14 m. uns — w., Angestellte 20 m. und 1 w. — Militärische«. Vom Jahre 1S13 ab wird die Erlaubnis zum Eintritt al« Einjah rig-Freiwillige am 1. April in Dresden nur noch Studierenden der Technischen Hochschule und der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden erteilt, die im Frühjahr desselben Jahres das für ihr Studium erforderliche Examen bestan den haben. Al« Truppenteile werden sür diese Einjahrig-Freiwilligen abwechselnd dar Schützen-Regiment Nr. 108 und da« Infan terie-Regiment Nr. 177 bestimmt. Das Schützen-Regiment Nr. 108 beginnt im Jahre 1913. Für alle übrigen, die am 1. April als Einjährig-Freiwillige im Bereiche de» 12. Armeekorps eintreten wollen, wird al» Gar nison Bautzen — Infanterie-Regiment Nr. 103 — bestimmt. Rammenau. (Zur Weihe de» Fichte- Denkmals.) Wer an den Festtagen de» 19. und 20. Mal unsern Ort besucht, der versäume nicht dem Heimatsmuseum einen Besuch ab zustatten; e» befindet sich im 1. Stockwerk de» Sprttzenhauje« gegenüber der Postagentur und hat hier eine überaus günstige Ausstellung gefunden. Im ersten Raum befinden sich allerlei Altertümer, unter ihnen auch solche, welche an Fichte erinnern; auch der Stamm baum drr Familie Fichte, eine überaus ge diegene Arbeit, die viel Geduld verrät. Der zweite Raum stellte eine alte Bauernstube dar, wie sie zur Zeit Fichte'« und vor 100 Jahren gang und gäbe war. Da steht der alte „Näppelofen", in eigenartiger Form mit der Ofenbank; Spinnrocken und Spinnrad; ein überaus gut erhaltener Kleiderschrank von 1745. Neben dem Ofen ist ein Kaselsack, d. i. eine Leuchtstelle, welche dazu diente, die Stube zu erleuchten, und viele» andere. Da» Heimatsmuseum macht unserem Orte alle Ehre und zeigt, was auf einem einfachen Dork« geleistet werden kann, wenn geschickte Leute mit Lust und Liebe an die Arbeit gehen und wenn es Bewohner gibt, die sür die ent stehenden Kosten in hochherziger Weise auf- kommen. Vollung. (Messerheld.) Am vergangenen Sonnabend wurde hier non der hiesigen Gen darmerie ein 23 jähriger Arbeiter fsstgenom- men, der seinen Pflegevater, den Schuhmacher Sch., im Streite mit einem M-ffer in die rechte Seite aestochen und erheblich verletzt hatte. Die Ueberführung de« Verletzten nach dem Pulsnitzer Kcankenhruse macht« sich not wendig. Kamenz. Der zweite Regimentstaq ehe malig« 103 er, der dieses Jahr am 1., 2. und 3. Juni in unserer lieben Leffmzstavl abge- halten werden soll, rückt immer näher. Es sind nun leider in bezug auf die Beteiligung am Feste Zweifel entstanden. Ist doch wieder holt von Kameraden ungefragt worden, ob diese Feier nur für die früheren Angehörigen des 2. Bataillons sein solle. Dieser irrigen An sicht gegenüoer kann nicht laut genug betont werben, daß der Regimentstag selbstverständ lich die Angehörigen aller 3 Bataillone, ja sogar der früheren 13, und 14. Kompagnie, in unseren Mauern versammeln soll. Wollen wir hoffen, und wir dürfen e« auch bestimmt erwarten, daß recht viele Kameraden unserer Einladung Folge leisten werden, Männer und Jünglinge, die sich gern der Erlebnisse au» ihrer Dienstzeit erinnern, sich im frohen und heitern Gespräch dann wieder einmal aufleben lassen und Waffenbrüder, die sich vielleicht nach vielen Jahren erst wieder einmal sehen. Die Bürgerschaft und unser Militär-Verein ehe maliger 103 er werden alle» tun, um den lie ben Gästen einen recht angenehmen Aufenthalt zu bereiten. Zum Schluß werden noch die Herren Verelnsvorsteher recht herzlich gebeten, ihre Mitglieder teil» im eigenen Interesse, teils um unseren Ausschüssen dadurch die Arbeit zu erleichtern, zur rächt baldigen Anmeldung zu veranlassen. Und so laute für jeden echten ehemaligen 103 er die Parole am 1., 2. und 3. Juni: „RegimentStag-Kamen,". Zittau. Für ein Flugzeug „Oberlausitz" bewilligten die Stadtverordneten, einem RatS- antrage entsprechend, 500 Mk. mit 12 gegen 10 Stimmen. Klotzsche. (Verhaftete Kindesmörderin.) Der Unbekannten, die vor kurzem ihr neuge borene« Kind in einen am Fußweg von Lausa nach der Klotzsch« Straße gelegenen Teich geworfen hat, ist die Polizei bald auf die Spur gekommen. Als Täterin ermittelte die Polizei eine verheiratete, von ihrem Manne getrennt lebende Frau. Die Verhaftete hat bereits ein Geständnis abgelegt. Sie wurde in da» AmtSgrricht eingeliefert. — Eine Versöhnungsaktion war jetzt zwi schen der konservativen und der nationsllibe- raten Friktion der Zweiten Kammer ringe- leitet worden: leider erwiesen sich die Bemü hungen aber als erfolglos. Wie von konser vativer Seite hierzu geschrieben wird, war es selbstverständlich, daß bet den vermittelnden Schritten auch die Frage wegen der künftigen Präsidentenwahl in der Zweiten Kammer in den Kreis der Erörterungen gezogen und, weil diese Frage den Ausgangspunkt für die Ver schärfung der Gegensätze namentlich auf per sönlichem Gebiete gebildet hatte, so auch zum Ausgangspunkte für die Versühnungsaktion gemacht 'wurde. Wie die hierzu »orlisgende nationalliberale Mitteilung besagt, sei von den Konservativen al» Bedingung gestellt worden, daß sich die Nationalliberalen sür die Präsidentenwahl im Jahre 1915, also nach den nächsten allgemeinen Wahlen, bänden. Eine solche Bindung haben jedoch die Rational liberalen al» ihnen nicht möglich abgelehnt, weil sich die zukünftige Sachlage in keiner Weise übersehen lasse. Dis unternommene BersöhnungSaktion ist hiernach, wie e» in der konservativen Auslassung weiter heißt, als gescheitert anzusehen und auch die Aussicht, daß in nächster Zeit auf sie zurückgekommen werden könnte, ausgeschlossen. Großenhain. (Von einem Bullev getö/et.) Der in den sechziger Jahren stehende Gutsbesitzer Dienst im benachbarten Groß dobritz wollte seinen sonst nicht bösartigen Bulle» an einen anderen Platz bringen. Beim Äboinben wurde das Tier plötzlich wütend, rannte Dienst mit den Hörnern an die Wand, dann bearbeitete dar Tier den schon Schwer verletzten, welcher zum Fallen gekommen war, mit den Beinen, wodurch dem Umglücklichen einige Rippen gebrochen wurden. Der Schwer verletzte verstarb bald daraus. —Maffsnoisbstahl im Barackenlager. In einigen Schiafräumen oes Barackenlager« m Zeithain, das gegenwärtig vom 104. Infan terie-Regiment bezogen ist und in dem zurzeit eine größere Anzahl alter Mannschaften einer Reserve, und Landwehrübung genügen, wurden in der Nacht zum 6. Mai nicht weniger al- einige 30 Geldbeutel au» an Kleiderhaken hängenden Beinkleidern beraubt und dabei von dem oder den Spitzbuben gegen 400 Mark bare» Geld erbeutet. Der andere Inhalt der Beutel, wie Lotlerielose und dergleichen, lag früh in den Schlafsälen auf dem Fußboden verstreut. Zwei sofort an den Ort der Tat geholte Polizeihunde konnten zur Ermittelung nichts beitragen, so daß e« nicht ausgeschlossen erscheint, daß der Diebstahl von fremden, Lem Regiment nicht angehörenven Personen au-ge- führt ist. — Die schweren Sonntagsgewitter haben in Grimma und dessen Umgebung große Ver wüstungen angerichtet. Zerschmetterte Ziegel, zersprungene Scheiben und zahllose gestürzte Bäume.bezeichnen den Weg, den der Orkan genommen har. In den städtischen Anlagen wurden vier mächtige Linden entwurzelt und ein Dutzend prachtvoll blühender Fliederbäume umgebrochen. Von vielen Dächern wurden die Schornsteine herabgeriffen, besonders litten die Dächer de« Roten Vorwerks und der Real schule. Im benachbarte« Großbarkau hat ein fürchterlicher Wirbelwind gehaust, dem Dächer, Stallungen und Feldscheunen zum Opfer fielen. Der Sturm nahm dann seinen Weg südwärts über Groß-Sermuth nach Col ditz. Da» Dorf Sermuth wurde von furcht barem Hagelschlag betroffen, der sämtliche Feld-, Garten- und Baumsrüchte vernichtet hat. Besonders schwere Verluste erleiden dadurch die Gärtnereibesitzer, deren Bestände an Gemüse- und Blumenpflanzen verloren find. Chemnitz, 13. Mai. Wegen Straßen raub standen die beiden Brüder Emil und Erwin Junghans au« Chemnitz und der Kino- vorleser Rudolf Engler au» Dresden vor dem hiesigen Schwurgericht. Sie hatten im März v. I. einem Weberlehrling einen Sack mit c». 2000 Mk. Bargeld auf offener Straße mit Gewalt entrissen. Sie wurden damals noch an demselben Tage verhaftet. Emil Janghan« und Engler wurden zu je 4 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrenrechtioerlust und Erwin Junghans zu 3 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Dohna, 13. Mai. Eine hiesige 67 Jahre alte Frau, der man eine reiche Erbschaft au« Amerika vorgespiegelt hatte und die dadurch geistig gestört wurde, war am Sonnabendabend von zu Hause entwichen und trieb sich plan los umher. Am Sonntag kurz vor Mittag fand man sie unter Gebüsch auf einer zum Rittergut Gamig gehörigen Wiese versteckt vor, so daß sie ihren Angehörigen wieder zugeführt werden konnte. Zwickau. (Vom Bären überfallen.) Ja drm zurzeit in Zwickau gastierenden Zirka« Blumenfeld Wtw. wurde in der SonntazS- nachmittagsoorstellung eineDressurnummer vou vier Bären vorgeführt. Plötzlich stürzte ein kleiner schwarzer Bär auf einen in dec Loge sitzenden, etwa 5 Jahre alten Knaben, ergriff diesen mit den Tatzen am Genick und zerrte ihn aus der Loge. Wärter uno Feuerwehr leute konnten da« Tier mit Mühe von seine« Opfer abbringen. Der Junge hatte zum Glück nur einige blutende Kratzwunssn am Halse erhalten. Leipzig. (Ein zerstörte» Dorf.) Da» Dörfchen Sohli« bei Taucha wurde in der Gewitternacht vom Sonntag zum Montag von einer Windhose getroffen und fast völlig zer stört. Leipzig, 15. Mai. Ein neuer Spionage« prozeß findet am 13. Juni vor dem Reichs gericht statt. Angeklagt ist der Buchhalter E. Barbier aus Lyck, oer ve» Verrats mili tärischer Geheimnisse beschuldigt wird. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag Exaubi: 8 Uhr: Beichte und Abendmahl. ^z9 Uhr: PredigtgotteSdienk, Text: Joh. 14, 12—17. Thema: »Auf dem Wege zu Gott." »/,11 Uhr: Kirchlich« Unterredung mit der konfirmierten weibliches Jugend. Ertrag der Kollekte sürH«tdenmiffion:15,04M. Getauft: Paul Alfred, Sohn d. Fab- rikarb. Alwin Edwin P-tzold; Arthur Paul, Sohn L. Fabrikard. Max Arthur Horn. Gestorben: Malwina Magdalena Schnei der geb. Schaffrath, Kantorsehefrau, 42 I. 10 M. 25 T. alt; Gustav Hermann Grütz ner, Leinweber, Witmer, 72 I. 4 M. 29 T. alt; Paul Alfred, Sohn d. Fabrikard. Alwin Erwin Petzold, 25 T. alt. k» MgliNßrvereii», Sonatagabend- verfammlung fällt au«. Mittwoch den 22. Mai abend» 8 Uhr: Bibelstunde im Konftrmandensaal de« Pfarr hauses. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Helmut Wilhelm, S. d. Fabrikarbeiter« Hermann Wilhelm Schneider Nr. 279 c. Aufgebote: Fabrikarbeiter Richard Bern hard Großmann Nr. 125 x und Ida Marga rethe Hause Nr. 255. — Fabrikarbeiter Otto Martin Petzold, Bretnig uno Anna Gertrud Boden Nr. 120 d. — Bierschröter August Richard vriut, Bretnig und Martha Frida Nitsche Nr. 19. — Schermeister Josef Wahl Nr. 15» und Marie Helene Haufe geb. Burck hardt, Nr. 136 d. Eheschließungen: Betrieb-affistent Emil Ernst Mauksch Nr. 196 b, mit Minna Clara Philipp Nr. 258. — Maschinist Paul Martin Schreier, Bretnig, mit Minna Frid» Ander» Nr. 125 v. Sterbesälle: Selma Auguste Horn geb. Philipp Nr. 77 b, 64 I. 9 M. 26 T. alt. — Bertha Emilie Büttner geb. Senf Nr. 120 b, 62 I. 7 M. 25 T. alt. — Willi Rudolf, T. d. Fabrikarbeiter« Gustav Adolph Kanne gießer Nr. 227, 1 I. 2 M. 24 T. alt.