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Allgemeiner Anzeiger : 08.06.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191206085
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19120608
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-08
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 08.06.1912
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pflichtet, eine innere Anleihe zu organi sieren und so eine Einmischung der Mächte in Chinas Finanzen zu verhindern. I^asernenäiebstakl LU Spionagen ecken. Ein verwegener Einbruchsdiebstahl wurde in der Nacht in dem Artilleriedepot zu Spandau bei Berlin verübt. Dort wurden etwa 160 Zeichnungen (allerdings nicht allzu wich tige) der Konstruktion eines jetzt gebräuch lichen Geschützteils entwendet. Der Diebstahl ist erst verhältnismäßig spät entdeckt worben, wann er verübt wurde, steht nicht fest. Das Artilleriedepot befindet sich in der Trainlaserne des 3. Armeekorps. Dir Geschäftsräume waren ordnungsmäßig geschlossen, Sonntags wird in den Räumen nicht gearbeitet, so daß man erst, als die Bureauräume wieder geöffnet wurden, den Diebstahl bemerkte. Dem oder den Dieben fielen, wie amtlich bestätigt wird, etwa hundert Konstruktionszeichnungen in die Hände. Sind diese auch nicht besonders wichtig, so ist die ganze Ange legenheit doch überaus peinlich, da es sich zweifel los um einen Spionagefall handelt. Die Diebe haben genau in der Kaserne Bescheid gewußt und sich vorher Nachschlüssel besorgt, mit denen sie sowohl die Türen zu den Räumen als auch die Schranktüren öffneten. Seit einigen Tagen ist ein Sergeant der Spaudauer Garnison, der in der Kommandantur beschäftigt wurde, spurlos verschwunden. Ob er mit den Dieben in Ver bindung zu bringen ist, muß die Untersuchung ergeben. Ist dies der Fall, so dürste die Sache noch ein ganz andres Aussehen gewinnen, da der Vermißte Kenntnis von andern wertvollen militärischen Dingen gehabt haben soll. Dann wäre cs auch zu erklären, woher dis genaue Ortskenntnis der Diebe rührt, da der in Frage kommende Sergeant auch in der Trainkaserne genau Bescheid wußte. Sowohl die Militär behörden als auch die Spandauer und die Berliner Polizei sind eifrig bemüht, die Sache aufzuklären und die Schuldigen zu ermitteln. Meäer ein 6ro6feuer in Konstantinopel. In der tückischen Hauptstadt ist wieder einer jener verheerenden Brände ausgebrochen, an denen die Geschichte der Stadt so reich ist. Das Feuer brach in Stambul, in der Nähe der Moschee Aja Sofia und des Justizministeriums aus und breitete sich schnell über die niedrigen Holzbauten nach vier Richtungen aus. Lei der Bauart Konstantinopels, das zum größten Teil aus Holzhäusern besteht, ist nicht ver wunderlich, daß auch hier wieder, wie bei früheren Bränden, weite Mächen eingeäschert wurden. Schon oft ist der Gedanke aufgetaucht, ganz Konstantinopel (auch in seinen älteren Teilen) nach modernen Grundsätzen umzubauen; aber die Bevölkerung hat bisher allen dahingehen den Bestrebungen immer erfolgreichen Wider stand entgegengesetzt. Wo immer ein Stadtteil niedergebrannt war, erstand an seiner «stelle dasselbe Straßenbild mit den charakteristischen Holzhäusern. , Dadurch erklären sich die großen Brände, die sich in den letzten Jahren er schreckend mehren, wie folgende Tabelle zeigt: Am 19. Januar 1910 brannte der Tschiragan- palast nieder, der dem jungen türkischen Parlament als Heim diente, und ein Jahr nachher, am 5. Februar 1911, wurde das Ge bäude des Auswärtigen Amtes mit der Kanzlei des Großwesicats und dem Ministerium des Äußeren zum größten Teil eingeäschert. Am 28. Februar desselben Jahres vernichtete ein Feuer fast vollständig den Villenvorort Kusgund- schuk am Bosporus, am 4. und 5. April brannte das Stadtviertel Kadiköi aus dem astatischen Ufer nieder, und am 14. Juni zerstörten Riesenbrände, die wahrscheinlich böswillig an gelegt waren, in den Stadtvierteln Balat, Aivan Serai und Bujukdere etwa sechstausend Häuser. Am 23. Juli, dem Nationalfeiertag, wurde Konstantinopel dann von einem neuen Brand unglück heimgesucht; in der Umgebung des Kriegsministeriums wurde an vielen Stellen Feuer angelegt, und mehrere taufend Häuser wurden ein Raub der Flammen. Im Oktober vernichtete ein Brand im Viertel Kum Kapu einige hundert Häuser. Am 14. Dezember brannte die Sommerresidenz des englischen Bot schafters in Therapia nieder, und am 29.. März dieses Jahres äscherte ein großes Feuer im Stadtteil Pera den Konak Tewfik-Paschas ein, den der Minister des Äußeren bewohnte. f)eer unä flotte. — Die Übungen im Verbände der Flotte sind als beendet anzusehen. Vor einigen Tagen fanden auf der Höhe von Skagen die Schluß manöver statt, worauf die Schiffe auf der Reede von Skagen zu Anker gingen. Kohlen einnahme sand von Transportdampfern aus teils in See, teils auf der Reede statt. Die Schiffe gehen aber nicht, wie ursprünglich be stimmt war, nach ihren Heimatshäfen, sondern setzten die Übungen in den Einzelverbänden fort. — Der seit Mitte November v. Js. von der ostafrikanischen Station nach dem östlichen Mittelmeer beorderte Kreuzer „Geier" hat in der Hauptsache bisher nur in den Häsen Dort Said, Alexandrien und Piräus geankert, wenn man von seiner Beorderung nach Korfu zur Inspizierung durch den Kaiser in der ersten Hälfte vorigen Monats absieht. Jetzt ist der Kreuzer nach der syrischen Küste beordert worden, nachdem das Schiff letzthin bei seinem Aufenthalt in Port Said seinen Besatzungs wechsel bewerkstelligt hat. Von uncl fern. Ter erste weibliche Rektor. Eine Volks schullehrerin aus Bielefeld hat jetzt in Münster in Westfalen die Rektorenprüfung bestanden. Sie ist die erste Lehrerin in Deutschland, die sich der Prüfung zum Rektor unterzogen hat. Für »0 000 Mk. Postwertzeichen ge stohlen. In einem Kölner Postamt wurde ein ! Einbruchsdiebstahl verübt, bei dem den Dieben Postwertzeichen in Höhe von 50 000 Mk. in die Hände fielen. Verhängnisvolles Spiel mit einer Platzpatrone. In Kalk bei Köln brachte im Kreise spielender Kinder ein Knabe eine Jnfan- terieplatzpatrone zur Explosion. Mehrere Kinder wurden schwer verletzt. Einem Knaben wurde ein Auge ausgerissen. Der Ballon als Heiratsvermittler. In den Pfingstfeiertagen ließ in Worms ein junger Mann in übermütiger Stimmung einen kleinen Kinderballon in die Lüste steigen, an den er ein Briefchen befestigt hatte, aus dem hervorging, daß der ledige Absender des Ballons nicht übel Lust hätte, in den Stand, der Ehe zu treten, und daß er sich freuen würde, wenn der Ballon ein Brautwerber sein könnte, um vielleicht von einer heiratslustigen Schönen gesunden zu werden. Natürlich' glaubte der Absender keineswegs an einen Erfolg des Heirats gesuchs auf diesem mehr wie ungewöhnlichen Wege. Aber jetzt erhielt der lustige Wormser aus Frankenthal einen Brief, in dem sich eine Dame meldete, die den Ballon und damit vielleicht einen Anschluß gesunden hatte. Erdsturz in Tirol. Infolge eines Erd absturzes im Silltale ist der Wasserstollen des großen Elektrizitätswerkes der Stadt Innsbruck milgerissen und zerstört worden. Für 1OOOOO Frank Juwelen ge raubt. Eine Bande von Juwelendieben, die schon seil Wochen in Gens ihr Unwesen treibt, hat dieser Tage einen neuen großen Streich ausgeführt. Sie brachen in einen großen Juwelenladen ein und stahlen kostbare goldene Uhren, Perlen und Diamanten im Werle von 100 000 Frank. Unglück bei einer schweizerischen Schieß übung. Bei einem Schießen, das von Schülern der Züricher Schule veranstaltet wurde, traf einer der Schützen aus Unvorsichtigkeit seinen Kameraden, den einzigen Sohn eines Arbeiters. Das Geschoß drang dem Getroffenen bis zur Lunge. Er war sofort tot. Daz Geheimnis von Malta. G Merkwürdigerweise hat man sich auf dem europäischen Festlande weder in der Presse noch sm Publikum sehr eingehend mit der geheimnis vollen Tagung englischer Staatsmänner auf der Insel Malta beschäftigt. Man kann aber mit Sicherheit annehmen, daß diese Tagung von allen europäischen Kanzleien mit um so lebhafterem Interesse verfolgt wird und im Mittelpunkt aller diplomatischen Erörterungen steht. Daß die Malteser Zusammenkunft mit irgendeiner Wendung des türkisch - italienischen Konfliktes im Zusammenhang steht, wird ziemlich allgemein angenommen, aber in welcher Richtung? Darüber gehen die Meinungen sehr weit aus einander, und man wird wohl am besten tun, sich auf die Aufzählung der bisher einigermaßen feststehenden Tatsachen zu beschränken: Zusammen kunft englischer Minister mit dem Verweser Ägyptens, Lord Kitchener, auf der Insel Malta, daran anschließend Besuch der englischen Minister in Biserta, dem nordafrikanischen Kriegshafen Frankreichs, Vorbereitung eines neuen italienischen Expeditions-Korps zur Besetzung weiterer türkischer Gebietsteil«, wahrscheinlich Chios und Mytilene, Verstärkung der englischen Garnison auf Cypern, angeblich beschleunigte Heimreise des englischen Kriegs ministers, Lord Haldane, aus Deutschland. Es wird der Diplomatie nicht gerade leicht werden, in diesen nebelhaften Umrissen ein Bild zu er kennen, und" dennoch wird allgemein ange nommen, daß es ein neues Bild ist, das im östlichen Mittelmeer in die Erscheinung treten soll. Am bedeutungsvollsten ist aber wohl die Tat sache, daß alle 'ährenden englischen und fran zösischen Zeitungen darüber einig sind, an die Konferenz auf Malta werden sich eingehende Verhandlungen zwischen England und Frankreich anschließen, die zum Ziel den Abschluß eines Bündnisvertrages haben. Schreibt doch der ,Temps': „Trotz aller Geheimnistuerei der be teiligten Staatsmänner kann es dem Einsichtigen nicht schwer fallen, zu erkennen, daß Frankreich und England auf dem, besten Wege sind, sich noch fester aneinander anznschließen, und daß damit die gesamte Orientpolitik zu einer ent scheidenden Wendung geführt wird." Das ist durchaus zutreffend. Das jetzt vor aller Welt zur Schau getragene Bestreben der beiden Länder, ihr Abkommen immer weiter auszu- gestalten, läßt mit Rücksicht auf den Krieg im Ägäischen Meer nur die Bedeutung zu, daß wichtige Veränderungen der Valkanpolitik unmittelbar bevorstehen. Es fragt sich nur noch, ob die beiden Weststaatsn ebenso wie Rußland sich auf feiten Italiens stellen, oder aber ob sie bei der Entwirrung dec Lage auf dem Balkan sich der Türkei annehmen werden. Jedenfalls dürfte der Krieg in Tripolis — entgegen allen andern Nachrichten und trotz der türkischen Ab leugnungsversuch- — sehr bald beendet fein. Unter dem sanften Druck der Mächte wird die Türkei sich unter das Joch beugen müssen. Dann wird daS Geheimnis von Malta offenbar werden; denn wenn nach dem Friedensschluß Italien die Lage im Ägäischen Meer überblickt — wird Englands Stellung dortselbst ge stärkt sein. Politische Kunäschau. Deutschland. * Wie verlautet, wirdKaiser Wilhelm während der diesjährigen Kaisermanövcr sein Quartier im Schloß Hubertusburg (bei Oschatz) Umschlägen. * Alle Darlegungen, die an den Besuch des Prinzen Ernst August von Cumber land bei K a is e r W il h elm Vermutungen knüpfen, die sich auf eine Veränderung in bezug auf Braunschweig beziehen, werden halbamtlich als durchaus hinfällig bezeichnet und hervor- gehoöen, daß, so lange der Herzog von Cumber land, der aus Hannover nicht verzichtet, am OL Siegenäe ^Lebe. 15) Roman von Paul Blitz. j»-,.... . NsarNesung.' r- Wie anders, wieviel offener und freund licher war man hier in Berlin — nichts von Neid, nichts von Klatsch oder Bosheit oder Kleinlich keit — hier war jeder ehrlich bestrebt, seine Schuldigkeil zu tun und so zum Gedeihen des Ganzen beizutragen — hier war Elsbeth unter gebildeten, intelligenten Menschen, mit denen man über alles mögliche sprechen konnte — hier fühlte sie sich wohl — die Erkenntnis kam ihr schon jetzt. Und darum ging sie nun mit um so größerer Freude an ihre Arbeit. Als um sechs Uhr geschlossen wurde, ver abschiedete man sich und stob nach allen Himmels richtungen auseinander. Elsbeth war allein. Einen Augenblick über legte sie, ob sie mit der Elektrischen fahren sollte, dann aber besann sie sich anders — nein, der Abend war prachtvoll und sie kannte ja noch fast gar nichts von dem Straßenleben Berlins, also wollte sie ihren Weg zu Fuß machen; sie hatte sich ja gemerkt, wie sie gehen mußte. Sie bog in die Leipziger Straße ein, in der soeben die elektrischen Lampen erglühten. Hei, das war etwas für sie! Nun war sie mitten drinnen im Trubel des Weltstadtlebens. O, dies Treiben und Drängen auf den Bürgersteigen, dies Fahren und Geräusch auf dem Fahrdamm I Das war etwas Neues. Und diese Schaufenster — etagenhoch und Leben bleibt, fick an dem bisherigen Zustand! nicht das geringste ändert. * In verschiedenen Eingaben an den Reichs tag sind wiederholt Wünsche geltend gemacht worden, den etwa durch die Zündwaren steuer in der Zündwareninduftrie beschäfti gungslos gewordenen Arbeitern eine Unter stützung ähnlich derjenigen für die Tabak arbeiter zu gewähren. Wie dazu halbamtlich bemerkt wird, können alle diese Anträge keine Berücksichtigung finden, da es an der hierfür notwendigen gesetzlichen Grundlage fehlt. Eine solche Entschädigung von Reichswegen hat auch deshalb erhebliche Schwierigkeiten, weil kaum festzustsllen ist, welche Arbeiter im Zusammen' hange mit der Zündwarenfteuer etwa beschäfti gungslos geworden sind. * Das Gerücht, der Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Frhr. v. Erffa, wolle in folge des Konfliktes mit den sozialdemokratischen Abgeordneten sein Amt niederlegen, bestätigt sich nicht. *Die von den sozialdemokratischen Land tagsabgeordneten Borchardt und Leinert gegen den Polizeileutnant Kolb und vier Schutz leute erstattete Anzeige wegen ihres Vor gehens im Sitzungssaale des preußischen Ab geordnetenhauses, ist vom Berliner Oberstaats anwalt z ur ü ck g e w i es en worden. Die Beamten hatten vor einiger Zeit auf Ersuchen des Präsidenten die Entfernung deS Abgeord neten Borchardt aus dem Parlament erzwungen und dabei auch den Abgeordneten Leinert, um zu dem ersteren zu gelangen, gewaltsam von seinem Platze entfernt. Osterrelch-Ungarn. * Im ungarischsn Abgeordneten hause kam eS bei der Beratung der Wahl- und Wehrcesorm zu ununterbrochenen Lärmszenen, die den Präsidenten Tisza ver anlaßten, die Hilfe der Polizei in Anspruch zu nehmen. Hundert Beamte stellten darauf im Parlament die Ordnung wieder her, nachdem eine ganze Reihe von Abgeordneten mit Gewalt aus dem Saale gebracht -worden war. Belgien. * Anläßlich des großen Wahlsieges, den die (klerikale) Regierungspartei errungen hat, ist es an verschiedenen Orten zu Kundgebungen der unterlegenen Gegner und in deren Verlaus auch wiederholi zu Zusammen stößen mit der Polizei gekommen. Drei Per sonen wurden dabei getötet, sehr viele ver wundet, und etwa 50 verhaftet. Die Arbeiter drohen infolge des Wahlausfalls mit einem Generalstreik. Amerika. * Die Lage in Mexiko ist nach wie vor äußerst unsicher, und wie im Anfang deS Auf standes, ist auch jetzt noch das Leben der Fremden gefährdet. Erst jetzt ist wieder ein Deutscher, Hugo Beel, in San Miquel von einer Banditenschar in seinem einsamen Hause überfallen, ausgeplünderi und dann ermordet worden. Der deutsche Gesandte hat infolge dieses bedauerlichen Vorfalles bei der mexi kanischen Negierung erneut ernste Vorstellungen erhoben. Es schein! aber, als ob die Regierung nicht in der Lage sei, nachdrücklichst für die Wiederherstellung von Ruhe und Sicherheit im Lande zu sorgen. Afrika. G Um da§ Vertrauen der Marokkaner zu gewinnen, hat der französische Resident General Lyautey verschiedenen Städten die ihnen auf erlegte Kriegs st euer erlassen. Diese Maß regel hat besonders in dec Hauptstadt Fez sehr beruhigend auf die Gemüter gewirkt, so daß man hofft, es werde gelingen, die Aufständischen zum Friedensschluß mit Frankreich zu bewegen. Man gibt sich dieser Hoffnung um so zuversicht licher hin, als es gelungen ist, dem Feinde vor den Mauern von Fez eine empfindliche Nieder lage beizubringen und einen Teil der Kämpfer in die Flucht zu schlagen. Asien. * Die chinesische Regierung hat sich entschlossen, das ihr von der „Gesellschaft zur Rettung des Vaterlandes" gemachte Angebot anzunehmen, wonach sich die Gesellschaft ver- glänzend hell beleuchtet — und voll von den erlesensten Herrlichkeiten, die jemals ihr Auge gesehen hatte. Sie stand und staunte und ging weiter und staunte, je weiter sie kam, desto größer wurde ihr Erstaunen. Plötzlich stand sie vor einem Fenster, in dem Gemälde ausgestellt waren.. Da dachte sie an Fritz Fröhlich. Wenn er wüßte, daß sie jetzt hier -in seiner nächsten Nähe lebte! Aber wer weiß, vielleicht hatte er sie schon längst vergessen — sicher war es so! — Für ihn, den welterfahrenen Künstler, war dies sommerliche Erlebnis sicher nur eine Episode ge wesen, mehr wohl kaum. Seufzend ging sie weiter. Plötzlich stand ein junger Mann an ihrer Seite, der den Hut zog und „Guten Abend, Fräulein Bürger" sagte. Sie war so erschrocken, daß sie gar nicht danken konnte. Angstvoll sah sie ihn an. Und er lächelnd: „Sie kennen mich wohl nicht wieder, Fräulein?" Errötend verneinte sie. „Mein Name ist Holms, ich bin Ihr Kollege — schon heute in der Pause hatte ich das Vergnügen." „O, bitte, verzeihen Sie!" entschuldigte sie sich schnell, fürchtend, sie könnte ihn beleidigt haben. „Bitte, bitte," sagte er galant, „so etwas kommt ja oft vor; bei so einer Massenvor stellung merkt man sich selten die Namen. Aber wenn Sie gestatten, gehe ich ein paar Schritte mit Ihnen." Sie war noch immer ganz verschüchtert, und um es nur mit ihm nicht zu verderben, daß er ihr vielleicht gar im Geschäft schaden könnte, er widerte sie sehr freundlich: „O, bitte sehr!" Lächelnd und dankend zog er wieder artig den Hut. — Sehr liebenswürdig! Sie wohnen wohl im Westen, wie?" Ein wenig verlegen verneinte sie: „Nein, wir haben draußen im Nordwesten gemietet." „O, das trifft sich ja gut; ich wohne nämlich auch in Moabit, da können wir ja den selben Weg machen — vorausgesetzt, daß es Ihnen recht ist." „Gewiß, bitte sehr," versicherte sie, obgleich sie kein großes Vertrauen zu ihm hatte; denn sein Lächeln kam ihr so sonderbar vor. Langsam gingen sie weiter, von dem vor wärts flutenden Menschenstrom fortgedrängt. „Nun, wie gefällt Ihnen dies Getriebe hier? Ein bißchen toll, was?" Lächelnd und mit verhaltener Bewunderung sah er sie von der Seite an. Auch sie lächelte. — „Es ist mir neu, ich bin ja erst ein paar Tage hier, und um etwas von dem Leben kennen zu lernen, bin ich zu Fuß gegangen." Er horchte auf. — „Ach so, sonst fahren Sie mit der Elektrischen, nicht wahr?" „Wenigstens einen Teil; den ganzen Weg kann ich doch wohl kaum immer laufen." „Ratsam wäre es nicht." Wieder lächelte er sie an. Und wieder fühlte sie sich unange nehm berührt davon. — ! " —s» Einen Augenblick schwieg er und überlegte, wie er sich ihr am besten nähern könnte; gleich heute mittag, als er sie kennen gelernt hatte, war er entzückt von ihrer Schönheit gewesen und hatte sich vorgenommen, so schnell wie möglich mit ihr anznbandeln, bevor ein andrer ihm zuvorkäme — denn darüber war er sich einig, daß so ein bildschönes Mädel nicht vier Wochen ohne Verehrer sein konnte. Dann begann er wieder: „Recht nett bet uns im Geschäft, was?" „O sehr," versicherte sie eifrig, „ich glaube, daß ich mich sehr wohl fühlen werde." „Ja, glaube ich auch. Ich bi» auch erst ein Vierteljahr da, aber mir gefällt's brillant. Ja, wirklich!" Sie nickte und schwieg. Er aber sprach eifrig weiter: „Ich bin vom Rhein, ja, aus Köln. Mein Alter hat ein«! große Fabrik, ist ein Freund von unferm Alten hier, ja! — Und ich bin hier so als — na, nicht als Kommis, bewahre — bloß, um mich mal so'n bißchen umzusehen in der Welt — so um mal auch diese Branche hier kennen zu: lernen — .na, Sie verstehen wohl, wie?" Wieder lächelte er sie an. Elsbeth nickte. Jetzt war er ihr direkt zu wider, doch sie zwang sich zur Freundlichkeit, um ihn nicht zu verletzen. „Was machen Sie denn nun abends, Fräulein?'* fragte er heiter. Ganz erstaunt sah sie ihn an. — „Da bin ich bei meiner Mutter." Er lachte. — „Ach nee! Jeden Abend?"
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