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Allgemeiner Anzeiger : 10.04.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191204104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19120410
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19120410
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-10
-
Monat
1912-04
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 10.04.1912
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QburckiU unä L,loyä George. T Nun haben kurz hintereinander die beiden Minister gesprochen, die dem englischen Kabinett, in dem Herr Asquith Premierminister ist, doch eigentlich das Gepräge geben. Sie waren es ja, die im abgelaufenen Sommer das Feuer in ihrer Heimat so lange schürten, bis ganz plötzlich — Ende August — der .Krieg mit Deutschland den Engländern ein alltäglicher Gedanke war. Und man mutz es ihnen lassen, datz sie sich beide genügend auf die öffentliche Meinung ver stehen. Sie sind glänzende Redner und aus gezeichnete diplomatische Blender. trotzdem Marineminister Churchill den Inhalt der deutschen Flottenvorlage kannte, nach der das Bautempo der Panzerschiffe in diesem Jahre halbiert werden soll, während die auf Schaffung eines weiteren Geschwaders hinzielenden Mass nahmen erst in etwa acht Jahren zur vollen Wirkung kommen können, trifft er Anordnungen, vermöge deren die englische Flotte zur höchsten, gegen Deutschland gerichteten Bereitschaft ge bracht wird, so daß in diesem Herbst unsern beiden aktiven Geschwadern sechs englische gegenüberstehen werden. Und wie lautet die Begleitung des Schatzkanzlers Lloyd George zu dieser kriegerischen Melodie seines Partners ? Nach einigen Bemerkungen über „die epilep tischen Anfälle von Militarismus, die die zivilisierte Welt von Zeit zu Zeit befallen", die der Menge zeigen sollen, datz es nur „not gedrungen" mitmacht, spricht er in dunklen An- deutuugen von jener sehr ernsten Möglichkeit, auf die Churchill hingewiesen habe und die er habe in Rechnung ziehen müssen. Mancherlei lätzt sich darunter denken, z. B. ein Krieg für den Fall, datz Deutschland es wagen sollte, einen ernsthaften Versuch zu Schutzmassnahmen gegen die neuesten englischen Flottenzusammen ziehungen zu unternehmen; wahrscheinlich aber nur ein sehr bedeutend erhöhtes englisches Flottenbudget. „Was sie bedeutet, darüber Ver mutungen anzustellen, wäre verfrüht," sagt Lloyd George, ein echt englisches Ministerwort, das seine zwiefältige Wirkung drüben und bei uns leider nicht verfehlen wird. Für die letztgenannte Auslegung spricht aber die Absicht, die gesamten Überschüsse als Reserve in Bereitschaft zu halten und nur dann zur Schuldentilgung oder zu andern Zwecken zu verwenden, wenn die sehr ernste Möglichkeit nicht eintreten werde. Be zeichnend ist die Bemerkung, daß er gehofft habe, in diesem Jahre eine bedeutende Ermäßigung und im nächsten Jahre eine noch bedeutendere des Budgets durchzuführen, daß aber unglück licherweise Bedingungen eingetreien seien, über die England keine Kontrolle besitze und die einen bedeutend höheren Etat verlangt hätten. Man fragt sich mit Staunen, welche Umstände dies wohl sein könnten. Doch nicht die Ein schränkung des deutschen Etats? Und wer hat denn England gezwungen, seine großen Ans landsgeschwader jetzt nach England zu verlegen, da doch die deutschen Massnabmen erst nach Jahren durchgeführt werden? Oder sollte man allen Ernstes daran gedacht haben, daß Deutsch land so töricht wäre, dieses Jahr, ausgerechnet nach den Erfahrungen des Sommers 1911, ein weisses Blatt in seinen Bauplan einzufügen, wie Churchill ihm freundlich riet? Es fällt schwer, bei dieser Gattung von Ministerreden nicht an die Zeit zwischen 1866 und 1870 zu denken, wo unsre westlichen Nachbarn so lange von einer „Rache für Sadowa" und einem ge störten europäischen Gleichgewicht redeten, bis die Volksleidenschaft einen Krieg herbeiführte, dessen Verantwortung nachher keiner der Regie renden übernehmen wollte. Solange jede Stahl platte, die auf deutschen Kriegsschiffswerften ge nietet wird, als ein England zugefügtes Unrecht dargestellt wird, solange wird von einer Ver ständigung sehr schwer gesprochen werden können. Und schließlich ist die Hauptsache: Will England eine Verständigung ? Wenn man den gelegentlichen Worten der K 6m stiller Mensch. LSj Roman von Paul Bliß. KorUctzuag.) Unten bat Kurt noch einmal, jetzt aber ruhiger, um jedes Aussehen zu vermeiden: -Also, bitte, mach' dich fertig, wir wollen gleich fahren!" Dann verließ er Tante Marie und eilte hinaus, um schnell anspannen zu lassen. Aus dem Saal her drangen die Töne eines schönen, langsamen Walzers. Aber das reizte ihn nun nicht mehr. Jetzt gab es für ihn nur eines: Fort, schnell fort von hier! Ein gräßlicher Aufruhr tobte in ihm. Wut, Arger, Scham, Schmerz und Hohn, alles wild durcheinander, und alles peitschte seine Nerven, daß er rasend zu werden drohte. — Was galt ihm jetzt noch das Leben, was jetzt noch die Zukunft. Gleichgültig war ihm alles! Wie lange Zeit der Försterknecht zum An spannen brauchte! Hätte er jetzt nur seinen eigenen Kutscher hier! Aufgeregt, bereits im Mantel, lief er selbst »ach dem Stall und trieb zur Eile an. Endlich, endlich war's so weit. Er sprang auf den Schlitten und nahm die Leine. Um möglichst unbemerkt fort zu kommen, wollte er vom Hof aus auf einem kleinen Umwege durch den Wald fahren. Wer kaum zogen die Pferde an, blaffte die grosse Hosdogge los, so daß die jungen Tiere scheu wurden, aufbäumten und wild los rasten. Doch Kurt griff die Zügel fest an. Mochten Minister bei Festessen und dergleichen trauen darf, ist allerdings der Wunsch nach einer Ver ständigung da. Aber es darf niemals ernst werden! Man darf niemals erwarten, daß solchen Worten einmal eine Tat folgt. Darum ist es sehr schwer zu glauben, daß auf dem von der englischen Regierung vorgeschlagenen Wege jemals sich ein Verhältnis finden läßt, in dem die beiden Völker, wenn auch nicht dauernd freundschaftlich, so doch wenigstens dauernd friedlich und ohne „ernste Möglichkeiten" neben einander leben. Politil'cke Kunälckau. Deutschland. »Kaiser Wilhelm reist am Tage nach der Herbstparade über das Gardekorps am 2. September nach der Schweiz. Es ist jetzt endgültig festgesetzt, dass er an zwei Tagen, und zwar am 3. und 4. September, den Ma- növern beiwohnen wird. Nach den jüngsten Meldungen, die nach Berlin gemacht wurden, werden die Manöver zwischen der Thur und dem Ostufer des Züricher Sees stattfinden. Es nehmen daran zwei Divisionen teil, die auf 30 000 Mann gebracht werden. Dem Kaiser wird voraussichtlich bei seinem lebhaften Interesse für diesen eigenartigen Gebirgskriegsschauplatz, der ihn besonders anzieht, wie für die Leistun gen der Schweizer Miliztruppen von dem Leiter der Manöver, dem Korpskommandeur Oberst Wille, schon vorher die Anlage der Übungen: „Allgemeine und besondere Kriegslage und die Kriegsgliederung" zugesandt erhalten, da er den Wunsch geäußert hat, sie vorher zu studieren. *Als künftigen Gouverneur von Samoa nennt man jetzt in eingeweihten Kreisen den Gouverneur von Togo, Dr. Brückner, dessen Gesundheitszustand dem ungünstigen Klima Togos nicht gewachsen ist. »Die ,Nordd. Allg. Ztg.' hat mitgeteilt, datz die W ehrv orlag e und die Deckungs vorlage gleichzeitig dem Reichstage zugehen würden. Aus diesem Umstande nun hat man vielfach den falschen Schluß gezogen, daß diese Vorlagen ein Ganzes bilden würden, daß man also ein sogenanntes Mantelgesetz machen würde. — Wie halbamtlich verlautet, besteht keinesfalls die Absicht, die Wehrvorlage mit der Deckungs vorlage zu einem untrennbaren Ganzen zu vereinigen. Jede der beiden Vorlagen besteht für sich, nur sollen sie beide zu gleicher Zeit vorgelegt werden. »Die Nachricht verschiedener Blätter, im Reichsschatzamt sei ein Gesetzentwurf in Vor bereitung, der eine Bierfabrikatsteuer sowie eine Reichsumsatzsteuer für das Gastwirtsgewerbe vorsieht, entspricht nach halbamtlichen Erklärungen nicht den Tat sachen. Osterreich-Ungar«. »Infolge des Ausnahmezustandes, der in Kroatien durch Aufhebung des Parla ments und der Verfassung von seiten der ungarischen Regierung geschaffen worden ist, beabsichtigen die Kroaten eine Sperre der ungarischen Waren und eine gesellschaft liche Ächtung aller Ungarn durchzuführen. England. »Bei der Abstimmung der englischen Berg arbeiter, ob der unheilvolle Streik zu be enden oder fortzusetzen sei, ergab sich eine knappe Mehrheit für die Fortsetzung des Aus standes. Da aber zu einem solchen Beschluß eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig ist, so wird die Arbeit demnächst wieder ausgenommen wer den. Regierungsseitig wird der durch den Streik angerichtete wirtschaftliche Schaden auf etwa 6 Millionen Pfund (120 Millionen Mark) berechnet. Italien. »Immer weitere Kreise erklären sich jetzt gegen den Krieg. Nachdem erst kürzlich eine angesehene Zeitung in Rom sich in heftigen Worten gegen „die Fortsetzung dieses Krieges, die man als aussichtslos längst erkannt" haben müsse, gewendet hat, beschloß jetzt der in Mailand tagende italienische Gewerkschaftskongress ein- die Biester nur ein bisschen rennen! Das schadete keinem etwas. Und jetzt konnte es ihm ja gar nicht wild genug gehen. Aber mit ein mal fiel ihm das Tantchen ein. Er mußte ja umkehren, sie abzuholen. Und eben, als er umwenden wollte, trat vom Waldweg jemand heraus, und wieder kläffte ein grosser Köter los. Diesmal aber erschraken die Gäule so sehr, daß sie, wie vön einer Tarantel gestochen, angstgehetzt davonjagten, immer querfeldein, aus dem Wald hinaus, über Wiesen und Felder, in rasender, gestreckter Karriere, immer wild und blind drauflos. Noch immer zwar hielt Kurt die Zügel stramm, aber dennoch hatte er keine volle Ge walt mehr über die Tiere. Da versuchte er ein Letztes, riß mit aller Kraft die Leine zurück, um die Racker herum zubringen, aber auf einmal nß der Riemen. Nun war es auS. Die Tiere, sich ihrer Freiheit bewußt, stürmten nun erst recht weiter, wie gehetzt. Und direkt auf den See steuerten sie los. Das merkte Kurt erst jetzt. Er wollte aus dem Schlitten springen, aber die Decke hinderte ihn. Und schon im nächsten Moment gab es einen fürchterlichen Ruck. Das leichte Gefährt prallte gegen einen halb verfaulten Stamm, der am Ufer lag, kippte erst hoch und schlug dann um, die Deichsel brach, die Pferde stürmten am Ufer weiter, Kurt aber flog in hohem Bogen aus dem Schlitten, fiel auf die dünne Eisdecke, brach durch und sank sofort unter. stimmig eine energische Kundgebung gegen den Tripoliskrieg und erklärte mit allen gegen vier Stimmen die kriegsfreundlichen sozialistischen Deputierten des Vertrauens der italienischen Arbeiterschaft für verlustig. — Die Mächte haben ihre Vermittlungsversuche in Konstantinopel vorläufig eingestellt. Amerika. »Die mexikanischen Bundes truppen haben die Aufständischen in einer heftigen Schlacht geschlagen und sie zum Rückzug gezwungen. Man hofft sie gegen die Grenze der Der. Staaten zurkckzudrängen, wo sie entweder von den dortigen Truppen ent waffnet werden, oder sich ergeben müssen. — Präsident Taft scheint also recht zu behalten, daß es am besten ist, wenn man die Streitenden sich selbst überläßt. Von äer Insel ^reta. Zu der Lage auf der Insel Kreta, die sich durch die Wahlen zur griechischen Kammer wieder sehr ernst gestaltet hat, wird der ,Köln. Ztg/ aus Kanea geschrieben: „Der Kreter ver langt durchaus, von Europa nicht vergessen zu werden. Es ist ihm gelungen, allmählich die Bande , die die Insel noch mit der Türkei ver knüpfen, so zu lockern und ganz zu kappen, daß heute nur noch die nebelhaften „Hoheitsrechte" die türkische Inschrift über der Tür der Leucht- turmvrrwaltung in Kanea und die unschuldige Halömondfahne auf einer Suda-Insel, die von Fremden bewacht wird, übrig geblieben find. Man könnte noch das türkische System der Einfuhrzölle rechnen, 8 Prozent vom Wert, wozu noch 3 Prozent für Speisung der Ent schädigungskasse aus der Ausstandszeit kommen. Es ist Schuld der Schutzmächte, daß dies System nicht längst zugunsten eines selbständigen Zolltarifs beseitigt ist, der auch beigetragen hätte, die etwas magern kretischen Staatskassen zu füllen. Sonst ist der Kreter frei. In unsrer Zeit der Abrundung nationaler Gebiete strebt auch der Kreter nach Anschluß an Griechenland. So wiederholen sich in kurzen Abständen die Zuckungen im Volke der Insel, um den letzten dürftigen Rest der alten Türken herrschaft abzuschütteln, möge er noch so be deutungslos sein. Durch die wiederholten Ver sprechungen der Schutzmächte, „die Entwicklung im nationalen Sinne förden zu wollen", ist dies begünstigt worden. Heute nun stehen die Dinge so, daß die Kreter die Aufnahme ihrer Abge ordneten in das griechische Parlament erzwingen wollen. Es schwebt ihnen als erreichbare Möglichkeit eine Ordnung vor, wie sie von 1885 bis 1908 zwischen dem Fürstentum Bulgarien und der türkischen Provinz Ostrumelien bestanden hat: die Abgeordneten der Provinz saßen im bul garischen Parlament, und die Heere beider Länder waren organisch verschmolzen. Aber die Kräfte, von denen das abhängt, die Schutz mächte und die Türkei, wollen solche Ordnung nicht, während Bulgarien 1885 mehr Glück hatte. Allerdings hatte Bulgarien und hatte auch Ostrumelien schon damals ein gutes zahl reiches Kriegsheer, während Griechenland erst seit einem Jahre seinem Heerwesen Aufmerksam keit widmet und Kreta zu klein ist, um durch Heeresmacht wirken zu können. Die Kreter machen geltend, daß eine Verwaltung wie die ihrige für ein kleines Land mit nicht ent wickelten Hilfsquellen zu teuer sei, daß die Parteien des Landes sich abgenutzt hätten, weil in dem allzukleinen Staatswesen die Gegensätze einander nicht ausweichen könnten, ferner, daß der Zustand beständiger Ungewißheit, in dem schließlich auch unangenehme Über raschungen möglich seien, den Fortschritt lähme, und sie könnten noch hinzufügen, dass alles, was die Schutzmächte auf der Insel und für die Insel geschaffen haben, den Stempel des Vorübergehenden deutlich trägt, so daß die Frage nach dem Ende sich aufdrängt. Man sagt den Kretern, sie sollten warten; es habe keinen Sinn, wegen des noch ausstehenden Das alles war das Geschehnis weniger Sekunden. Es vollzog sich alles in so rasender Eile, daß von der Oberförsterei niemand so schnell hatte folgen und Hilfe bringen können. Nur einer hatte es gesehen, hatte alles, alles genau mit angesehen. Bruno war auf dem Wege zur Oberförsterei gewesen. Er wusste von der Schlittenpartie. Und es hatte ihm keine Ruhe gelassen. Er mußte hinüber, mußte sich überzeugen, wie das Liebespaar sich gebärdete. Mit eigenen Augen wollte er es sehen. Dann erst würde er die Ruhe wiederfinden, eher nicht. So war er also gegangen. Und gerade, als er aus dem Waldweg trat, war der Schlitten an ihm vorbeigerast. Sofort erkannte er das Gefährt und den Insassen. Aber er hielt es für eine tolle Luftfahrt, wie so ein Junker Leichtsinn ja manchmal gross tun will. Erst als der Schlitten umwarf und der Insasse in den See flog, da begriff er alles. Einen Augenblick lang stand er wie ge bannt still. Und er dachte: Das ist die Hand Gottes! Endlich, endlich greift das Schicksal ein, dich zu rächen! Jetzt wird der dort untergehen, jetzt muß er ertrinken, jetzt ist er unrettbar verloren! Und nun ist sie wieder frei, nun darf ich meine Hoffnung noch einmal aufleuchten lassen. Nun werde ich zu ihr gehen und ihr alles, alles gestehen, und jetzt werde ich sie an mich reissen und sie in wilder, heißer Wonne küssen, bis auch sie mich nun lieben wird. kleinen Schrittes zur völligen Vereinigung mit Griechenland einen Krieg mit der Türkei herauf zubeschwören. Der Augenschein lehrt, dass «Les das keinen Eindruck auf die Kreter macht. Unter den Gewählten, die den Eintritt in die griechische Kammer erzwingen sollen, sind merk würdige Gestalten, u. a. ein griechischer General major und mehrere nationale Kämpen, die in Mazedonien als griechische Bandenführer sich als Türken- und Bulgarentöter große Namen gemacht haben. Die Kreter werden in die Kammer einziehen, und damit wird, so meint man, das Steinchen ins Rollen gebracht, das, zur Lawine geballt, die Türkei zertrümmern und erdrücken soll. DaS aber werden die Mächte nach wie vor verhindern." Üeer unä flotte. n? Die Zahl der in der neuen Heeres vorlage geforderten neuen Offiziersstellen, die zur Entlastung der Truppenoffiziere dienen sollen, ist auf insgesamt 556 festgesetzt. Es sollen nach den Verlautbarungen 160 Infanterie- Regimenter je 3 neue Offiziersstellen erhalten. Ferner ist eine Vermehrung um 76 Feldartillerie offiziere in Aussicht genommen, und zwar werden im Regimentsstabe jeder Brigade je ein Oberstleutnant zuerteilt werden, während andrt Feldartillerie-Regimenter eine neue Hauptmanns stelle erhalten. Die neuen Offiziersstellen haben den Zweck, die Offiziere, die zur Ausbildung der Reserveoffiziere auf den Truppenübungs plätzen kommandiert werden, zu entlasten. Außerdem aber werden sie für die Neuforma tionen im Mobilmachungsfalle in Betracht kommen. Die Offiziersstellenbesetzung im Mobil machungsfalle erhält dadurch eine weitere Ver besserung und bedeutet eine Annäherung an die Maßnahmen Frankreichs auf dem gleichen Gebiete, die den unsrigen überlegen sind. Diese rund 550 neuen Offiziersstellen werden auch eine Verbesserung des Avancements mit sich bringen, so daß diese Maßnahmen der neuen Heeresvorlage Nach den verschiedensten Richtun gen hin für unser Heer von großer Bedeutung sein wird. Man kann annehmen, daß dadurch auch der noch bestehende geringe Mangel an Offizieren völlig beseitigt wird. Es ist anzu nehmen, daß die Nebenbeschäftigungen der Bataillons- und Kompanieführer jetzt von diesen neuen Offizieren geleistet werden, so dass die Bataillonskommandeure usw., die bisher des öfteren zu andern Dienstleistungen abkomman diert wurden, sich vollkommen dem Dienste der Truppe werden widmen können. Die Aus bildung der Mannschaften wird durch die Schaffung dieser neuen Osfiziersstellen beträcht lich verstärkt und verbessert. Es ist also von der Neuschaffung dieser Stellen nicht nur eine Verbesserung des Avancements, sondern auch eine Stärkung unsrer Kriegstüchtigkeit und der Ausbildung unsrer Mannschaften im Frieden zu erwarten. — Die Marineverjuchsanstalt für die Schlepp schiffversuche, die jetzt seit einer Reihe von Jahren besteht und sich ständig mehr als ein wertvolles Glied des Konstruktionsdepartements des Reichsmarineamts erwiesen hat, erhält mit dem Beginn des Sommerhalbjahres einen neuen Assistenten zur Entlastung des bei der Versuchsanstalt in Marienfelde-Berlin tätigen oberen Mariuefchiffsbaubeamten. Der Marine- Schiffsbaumeister Koch von dem Schiffsbau ressort der Wilhelmshavener Marinewerft ist zum Assistenten bei dieser Anstalt kommandiert wor den, die jetzt im Begriff steht, mit den aber mals verbesserten Gattungen der verschiedenen Schiffstypen im Modell die wichtigsten Schlepp versuche in Angriff zu nehmen. — Gegenüber den durch die Presse gehenden Meldungen über Truppenverlegungen und Bildung neuer Regimenter in einzelnen rheini schen Städten wird an unterrichteter Stelle mit geteilt, daß betreffs der Unterbringung der durch die Heeresvermehrung neu entstehenden Truppen teile noch für keine rheinische Stadt eine end gültige Entscheidung getroffen ist. Frei! frei! frei! Wie ein Jnbelklang vom Himmel klingt es in seiner Seele, klingt es m seinen Ohren, braust es in seinem Blut. Und er, der Gehaßte, der ihm immer im Wege geständen, der ihn immer und immer wieder verdrängt, verdunkelt, verbittert hatte, nun ist er fort, verloren, für ewig fort! Bor seinen Augen schwirrt und flimmert eS. In seinem Hirn tobt und rast es. Er muß sich an einen Baum halten, um nicht um zusinken. Noch begreift, noch faßt er es ja nicht. EL ist ja wie ein Wunder vom Himmel. Und in dieser Minute, in dieser eine« schnellen Mnute zieht sein ganzes schweres, be kümmertes, bedrücktes Leben an ihm vorbei — das Leben, das ihn immer und immer nur i« den Schatten gestellt und dem andern allem alle Sonne gespendet hatte, — in dieser einen Minute erlebte er alles noch einmal. Aber nun ist das vorbei! Von nun an wir über ihn die Sonne leuchten. Und der andre, der Verhaßte, wird nun im Schatten der Nacht bleiben! Wie ein wilder, stürmender Jubel ringt eL sich hoch in seiner Brust. Da auf einmal schwebt ein Ruf durch die Luft, matt, wie verweht, von fern her: „Hilfe I Hilfe! Hilfe!" Plötzlich geht es wie ein Ruck durch Brunos Körper. Was denn!? Was war das? Was war denn nur geschehen!? Er begreift es nicht gleich. Sein Sinn hi noch wie benommen. Ganz wüst ist sein Kops.
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