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Allgemeiner Anzeiger : 17.04.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191204177
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-17
-
Monat
1912-04
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 17.04.1912
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Twilcbenaktsmusik. Präsident FaMres hat in Nizza der Ent hüllung eine« Denkmals für den König Eduard VII. und für seine Mutter (Königin Viktoria), die beide gern und oft in Nizza weilten, beigewohnt. Das ist an sich ein harm loser Vorgang, aber er gewinnt doch Bedeutung im Hinblick auf die internationale Lage, er wird doch dadurch in ein besonderes Licht gerückt, daß 600 Mann englischer Truppen der Feier bei wohnten und so gewissermaßen zum erstemal mit den französischen Kameraden Schulter an Schulter standen. Und er wird somit gleichsam zu einem neuen Symbol der englisch-französischen Freundschaft, die gerade jetzt lebhaft betont wird, wo die deutsch-englischen Verhandlungen offenbar ins Stocken geraten sind, die Verhandlungen, auf die die ewig Hoffnungsfrohen in Deutschland fest bauten. Aber in den Osterferien mußten sie ihre junge Hoffnung begraben; denn just in diesen Tagen ist ja am Themsestrand bekannt gemacht worden, daß England, (natürlich nur, um „jeder Möglichkeit" gewachsen zu sein) eine starke Luftflotte bauen wolle, gleich tüchtig für die Verteidigung wie für einen etwa notwendig werdenden Angriff. Bisher, d. h. bis Frankreich seine umfassende Heeres-Neuorganisation bekannt gegeben hatte, hörte man aus englischem Munde nie das Wort „Angriff". Jetzt, nachdem Herr Poincarch Frank reichs geistvoller Ministerpräsident, durch Neu- belsbung des langsam im Entschwinden be griffenen deutschen Gespenstes der Kammer eine Luftflotte förmlich abgetrotzt hat, nachdem der Kriegsminister durch dasselbe Mittel von der Kammer eins erkleckliche Summe für den Aus bau der strategischen Eisenbahnen an der deut schen Grenze bewilligt erhalten hat, jetzt ist man im Lande zuversichtlicher, jetzt ist Haldanes Friedensmisfion vergessen. Und Kriegs Minister Haldane selbst hat die sanfte Schalmei aus der Hand gelegt und läßt in der ,Westminster Gazette' und andern ihm gefälligen Organen wieder eifrig Propaganda machen für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Kurz, man macht sich (wie kürzlich das ,Journal de Paris' schrieb) bereit i Und was geschieht derweilen in Deutsch land? — Mit echt deutscher Gründlichkeit wird der Hader der Parteien immer wieder von neuem entfacht, weil man um jeden Preis den Gegner entweder vernichten oder bekehren muß. Man stellt Betrachtungen über die Kosten der neuen Heeresvorlage an und verbreitet hinter den Kulissen diploma- tiichen und politischen Klatsch, damit die Arbeit unsrer leitenden Männer dauernd erschwerend. Man nörgelt über das Zuviel und Zuwenig der Vorlage, hält die Deckungsmöglichkeiten für nicht ausreichend, kurz, man bemüht sich, dem Auslands den Glauben beizubringen, als sei in dem kritischen Gewissen der Nation alle Be geisterung verloren gegangen, die einst die Grundlage für den Reichsbau bildete. Daß unter solchen Umständen der Mistmut der Regierung mit jedem Tage zunimmt, ist nicht verwunder lich. Seit zwei Jahren wogt nun der leiden schaftliche Parteienkampf und wer nicht auf die Tiefen der Volksseele zu blicken vermag, wer sich nicht gegenwärtig hält, daß das Volk der Dichter und Denker trotz des lauten politischen Lärms sich ein gut Teil unwandelbaren Idealis mus bewohn hat, muß glauben, wie das,Echo de Paris', daß „Deutschland zurzeit wohl schwerlich in der Lage sein würde, einem energischen Angriff zu widerstehen". Der Parteienhader rächt sich jetzt ebenso, wie unsre Friedensliebe, die wir bei den Marokko verhandlungen bewiesen haben. Und dennoch ist die Mär von der Schwäche Deutschlands eben ein Märchen; denn noch schlummern in den deutschen Stämmen dieselben Kräfte, die über Zank und Streit hinweg das einige Reich § schufen. Darum können wir getrost mit an- ! sehen, wenn England seine NordseeflotteMU- stärkt, wenn Frankreich seine Luftflotte gegen Deutschland dirigiert. Denn Millionen von Deutschen leben immer noch der Hoffnung, daß nach der Zwischenaktsmusik, die jetzt mißtönend an das Ohr klingt, das Schauspiel den Fort gang nimmt, in dem Deutschland die Rolle spielt, die ihm seiner Vergangenheit nach zu kommt und die es auf Grund seiner Tüchtig keit behaupten darf — wenn es sein muß, mit dem Schwerte. Vssrmann. Politische Aunälckau. Deutschland. XKaiser Wilhelm gedenkt nach zu verlässigen Mitteilungen am 15. Mai zur Teil nahme an den diesjährigen Maifsstspielen in Wiesbaden einzutreffen und dort einen etwa zwölftägigen Aufenthalt zu nehmen. In der Begleitung des Monarchen wird sich die Prin zessin Viktoria Luise befinden. Auch die Kaiserin beabsichtigt, ihre Kur in Bad Nauheim zu unterbrechen und auf einige Tage nach Wiesbaden zu kommen, um ebenfalls den Festspielen im Hoftheater beizuwohnen. "Reichskanzler v. Bethmann-Holl weg ist, von seinem Osterbesuch auf Korfu kommend, in München eingetroffen, wo er eine Unterredung mit dem bayrischen Minister präsidenten Frhrn. v. Hertling hatte. Von München aus fuhr der Kanzler nach Bad Nau heim, wo er sich der Kaiserin vorstellte. Herr v. Bethmann-Hollweg wird in Berlin seine Dienstgeschäfte sofort wieder aufkiehmen. "Wie die ,Germ.' aus unterrichteter Quelle erfahren haben will, wird der Staatssekretär des Äußeren v. Kidsrlen-WSchter dem nächst von seinem Posten zurücktreten. Herr v. Kderlen-Wächter, der in langwierigen Ver handlungen den Marokkovertrag mit Frankreich zustande brachte, scheidet angeblich aus dem Amt wegen „Meinungsverschiedenheiten" mit dem Reichskanzler und dem Staatssekretär des MarineamteL in der Behandlung der englischen VerständigungSfragen. — Im Anschluß daran ist das Gerücht von bevorstehenden entscheiden den Veränderungen im diplomatischen Dienst wie auch in den Ministerialämtern verbreitet. * Betreffs Entwertung der B e itra gs- marken für die Invaliden- und Hinier- bliebenen-Versicherung hat jetzt der Minister für Handel und Gewerbe auf Grund der Bekanntmachung vom 10. November 1911 bestimmt, daß im Einzugsverfahren (W 1447 ff. R.-V.-O.) — soweit nicht die Beiträge durch die Arbeitgeber nach Z 1454 R.-V.-O. ent richtet werden — bei Beitragsmarken als Tag der Entwertung auch der Tag des Einklebens der Marken in die Quittungskarten angegeben werden kann. * Der Streit zwischen Preußen und Holland um die Fischereirecht e auf der Unter- ems und dem Dollart, der bisher trotz mehr facher Verhandlungen zu einem Abschlusse nicht gebracht werden konnte, soll einer Konferenz unterbreitet werden, zu der Preußen und Holland Vertreter entsenden werden. Vorläufig wird den preußischen Fischern gestattet, und zwar bis auf ein Jahr, auf den holländischen Schlickgründen ihr Gewerbe auszuüben. Frankreich. "Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß die Neuordnung des französi schen Flugwesens, die mit einem unge heuren Kostenaufwand jetzt durchgeführt werden soll, sich gegen Deutschland richtet, so ist er jetzt durch die Bestimmung erbracht, wo nach in kurzer Zeit alle Militärflugzeuge, die gegenwärtig in ganz Frankreich zerstreut seien, in den Ostgegenden, nicht weit von der Grenze, vereinigt werden sollen. Italien. "Falsche Gerüchte vom Ableben des Papstes wurden am Donnerstag von Madrid aus verbreitet. Die Entstehung dieser Falsch meldung ist auf ein Telegramm an einen Be amten der Nunziatur zurückzuführen, das den Tod seines Vaters meldete. Das Wort „Papa" (Vater) des Telegrammtextes wurde vom Telegraphenamt als „Pape" (Papst) übermittelt. Der spanische Ministerpräsident Canalejas, dem der Inhalt des so verstümmelten Telegramms gemeldet wurde, teilte Journalisten die Nach richt von dem Tode des Papstes mit, die un verzüglich verbreitet wurde und die überall große Bewegung hervorrief. Erst nach mehreren Stunden, nachdem das Gerücht in allen euro päischen Zeitungen verbreitet worden war, klärte sich der Irrtum auf. Rustland. "Wie an Petersburger amtlichen Stellen erklärt wird, ist das Gerücht von einem ernsten diplomatischen Konflikt zwischen Rußland und der Türkei und von kriegerischen Vor bereitungen Rußlands vollständig unbegründet. Balkanstaaten. G Wie verlautet, werden jetzt die fünf Großmächte Rußland, Deutschland, Osterreich- Ungarn, Frankreich und England erneut in Konstantinopel Schritte unternehmen, um einen Friedensschluß herbeizuführen. — In zwischen bemüht sich Italien noch um strategische Erfolge auf dem Kriegsschauplatz, um damit die Türkei gefügiger zu machen. Bei dem tripoli- tanischen Küstenort Zuara wurden in den letzten Tagen 12 000 Mann ausgeschifft, denen noch 20 000 in den nächsten Tagen folgen sollen. Da die in Tripolis befindlichen Truppen schon seit Wochen untätig sind, ist schwer begreiflich, was Italien mit diesen gewaltigen Verstärkungen beabsichtigt. Amerika. * Der republikanische Staatskonvent hat sich nunmehr nach langem Schwanken für den früheren Präsidenten RH o s ev e lt als Pr Ss i- dentschaftskandidaten entschieden. Da alle Staaten des Westens sich für Roosevelt erklärt haben, ist dieser der aussichtsreichste Kandidat. Afrika. * Für die P a ri s er R e i s e des Sultans Muley Hafid, die im Juni stattfinden soll, werden jetzt die Vorbereitungen getroffen. Wie verlautet, wird das Gefolge des Scherifen aus 1200 Personen bestehen. Englische Blätter meinen, Muley Hafid benutzt die Reise als Bor wand, um sein Vermögen in Sicherheit zu bringen; er werde nicht mehr nach Marokko zurückkehren. Aste«. "Die Verworrenheit der persi schen Verhältnisse scheint den Regenten Nassir el Mülk zum Verzicht auf seinen Posten bewogen zu haben. Er leidet an einer Nervenzerrüttung und erklärte wiederholt, er müsse eine längere Auslandsreise nach Europa antreten. Die Selbstverwaltung Irlands. Nach langem Zögern hat jetzt die englische Regiemng den heftig umstrittenen Gesetzentwurf betr. die Selbstverwaltung Irlands im Unter haus« eingebracht. Nach den Mitteilungen des Ministerpräsidenten Asquith, der den Gesetz entwurf in einer glänzenden Rede verteidigte, sind folgendes die Hauptpunkte des Gesetzes: Das Reichsparlament gibt nichts von seinen Rechten ab. Der Gesetzentwurf gewährte Ir land in rein irischen Angelegenheiten wirkliche Selbstverwaltung. Lokale Interessen müssen lokaler Verwaltung überlassen werden. Das irische Parlament soll sich aus einem Senat und einem Unterhause zusammensetzen. Irgend welche Fragen über die Rechtmäßigkeit irischer Gesetze müssen erst dem irischen Appellations gericht vorgelegt werden und später einem be sonderen Richterkomitee. Der irische Senat wird vorerst von der Reichsregierung ernannt. Das Unterhaus jetzt sich aus 164 Mitgliedern zusammen, die gewählt werden. Das irische Parlament wird nur das Recht haben, Gesetze zu schaffen, die sich ausschließlich mit Irland beschäftigen. Was nicht in die Machtbefugnis des irischen Parlaments fällt, find die Angelegenheiten der Krone, der Armee, der Marine und des Reiches. Die Atters-Versicherung und das r A Oer glückUcke Zufall. 1) Skizze von Franz Wichman n.") Nach einer Premiere mußten sich die beiden Freunde immer streiten. Kaum hatten sie sich an einen der runden Marmortiichchen im „Kaffee Tannhäuser" niedergelassen, so platzten auch schon die entgegengesetzten Meinungen auf einander. „über die Zischer habe ich mich wirklich geärgert," meinte Doktor Rother. „Ich finde das Stück sogar recht gut l" „Wenn es nur nicht ganz unmöglich wäre." „Unmöglich — wieso?" Um Laubingers Mund erschien die kritische Falte. . „Weil alles darin vom Zufall abhängig ist." ' „Erlaube mal, das ist es im Leben auch." „Oho, — der Mensch muß sich sein Schicksal selber schmieden! Anders bringt es keiner zu was." „Der Mensch sorgt höchstens für das glü hende Eisen. Wer es aber schmiedet, ist der Zufall." „Eins kühne Behauptung." „Und wenn ich sie dir beweisen könnte?" „Das dürste dir schwer fallen," widersetzte sich Laubinger eigensinnig. „Der Zufall mag wohl Augenblicke bestimmen, aber niemals, wie in dem Stücke, ein ganzes Leben." „Bitte, das Leben ist nur eine Reihenfolge *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. > von Augenblicken, die logisch oder unlogisch sich emer aus dem andern entwickeln. Kuno von Renner ist mir das beste Beispiel dafür." „Renner — der Abgott unsrer Theater — der für seine Schwänke die unglaublichsten Tantiemen einheimst?" „Früher hat er die blusigsten Tragödien geschrieben," bemerkte der Doktor trocken. „Woher weißt du das?" „Von der Zeit, da ich zu seinen wenigen Freunden zählte." Laubinger schüttelte den Kopf. „Der aus gelassene Spaßmacher — Trauerspiele?! So konnte er sich selbst verkennen?" „Gewiß, bis ihm ein glücklicher Zufall die Augen über sich öffnete." „Das ist einfach unmöglich. Jeder Künstler muß sich doch über sein Talent klar sein." „Keineswegs. Ohne den glücklichen Zufall hätte Kuno von Renner das seine nie entdeckt." „Da bin ich wahrhaftig neugierig. Erzähle doch." Dr. Rother tat erst einen kräftigen Zug, streifte die Asche von seiner langen Holländer und lehnte sich behaglich im Stuhle zurück. „Nun also: Kuno hatte Geld und Talent. Der oberflächlich Urteilende wird meinen, der Mammon müsse befruchtend auf das Talent wirken und dieses wiederum den Mammon ver mehren." „Das ist auch meine Ansicht", fiel ihm Laubinger ins Wort. „Um schaffen zu können, muß man Zeit haben, und die hat man nur, wenn man Getd hat." „Aber bei Freund Kuno war es umgekehrt. Kaum zwanzig Jahre war er alt, da hinter ließen ihm seine Eltern ein hübsches Vermögen und jetzt hielt er es für seine Pflicht, sich aus zuleben." „Da wird das Kapital bald zum Kuckuck gegangen sein." „Durchaus nicht. Der gute Kerl hatte wohl Talent zum Dichten, aber absolut nicht zum Leben. Nicht einmal die Zinsen brauchte er. Und das drückte ihn so, daß er immer unzu friedener, seine Lyrik immer pessimistischer wurde. Zu größerem Schaffen fand er gar keine Zeit mehr und beneidete alle, die arbeiten mußten. Wie ost klagte er mir, daß er Bedeutendes würde leisten können, wenn er nur dazu ge zwungen würde." „Und dem Manne konnte wirklich nicht geholfen werden?" fragte Laubinger ungläubig. Der Doktor lächelte. „Allerdings wurde ihm schließlich geholfen. Aber das war eben der „glückliche Zufall". Kuno war immer ein Theater-Enthusiast gewesen. Nur mit dem modernen Realismus sowohl in den Stücken als bei den Künstlern konnte er sich nicht be freunden. Er hatte deshalb auch nie einen Versuch gemacht, etwas für die Bühne zu schreiben. Die Schauspieler aber erschienen ihm trotzdem wie Götter und sein Ideal war es, ihre Kunst zu reformieren, sie zu dem alten deklamatorischen Pathos zurückzuführen. Natür lich war das nur diwch persönliche Belehrung möglich. Aber sein schüchternes Wesen ließ ihn nie dazu kommen, mit einem Mimen bekannt zu werden. Wohl saß er bald in diesem, bald in jenem Restaurant, wo das Theatervolk ver- Pensionsgesetz unterstehen der Kontrolle deS Reiches, ebenso die Polizei, die Postsparkasse und die öffentlichen Anleihen. Die religiöse Freiheit wird garantiert. Die Reichsregierung behält sich das Recht des Einspruchs über alle vom irischen Parlament angenommenen Gesetze vor. Das Recht übt der Lord-Statthalter in ihrem Auftrage aus. Die Zölle und Steuern werden weiterhin dem Reichsfinanzministerium zufließen. Das irische Parlament trägt alle Kosten der Verwaltung mit Ausnahme der vom Reiche in Vorbereitung genommenen Maßnahmen. Alljährlich wird vom Finanzminister des Reiches dem irischen Finanzministerium ein festgesetzter Zuschuß über wiesen werden, und zwar im ersten Jahre etwa zehn Millionen Mark und in jedem folgenden Jahre ungefähr eine Million Mark weniger, bis der Zuschuß vier Millionen Mark erreicht hat. Sollte diese Summe nicht ausreichen, so muß Irland den Rest sich selber verschaffen. Irland wird im Reichsparlament durch 42 Mitglieder vertreten sein; die Universitäten jedoch lenden keine Vertreter ins Parlament. Am Schluß seiner Rede fragte der Premier den Führer der Unionisten Bonar Law, ob er seine in Belfast gemachte Behauptung, daß die liberale Regie rung sich den irischen Nationalisten verkauft habe und das Unterhaus in einen Feilschplatz zu verwandeln gedenke, auch im Hause aufrecht erhalte. Bonar Law erklärte, nichts zurück nehmen zu wollen. Ein großer Tumult auf der Regierungsseite war die Folge, der von Hochrufen der Konservativen unterbrochen wurde. Man zweifelt nicht, daß das Gesetz angenommen wird. Vie Marine-Etats -er größeren Seemächte für W2. Die Marine-Ausgaben der acht größten Seemächte für das Jahr 1912/13 stellen sich im Vergleich mit denen des Vorjahres wie folgt: 1811/12 1912/13 Millionen Mark England »05,6 89S,3 Ver. Staaten von Amerika 531,2 542.S Deutschland 450,3 449,6 Frankeich 333,1 338,6 Rußland 237,7 354,9 Japan 180,8 194,6 Italien 156,2 173,5 Österreich-Ungarn 104,8 116,9 Das Rechnungsjahr, das in Frankreich, Rußland und Osterreich-Ungarn mit dem Kalenderjahr zusammenfällt, in England, Deutschland und Japan am 1. April, in den Ver. Staaten und Italien am 1. Juli anfängt, hat für die Mehrzahl der angeführten Staaten begonnen, ohne daß die Etats die parlamen tarische Genehmigung erhallen haben. Bis jetzt sind nur der französische, der italienische und der japanische Etat bewilligt, für die übrigen Marinen find daher die Voranschläge gegeben. In England werden die letzten Kapitel des Etats immer erst im Laufe des Sommers be- raten, doch ist es nicht üblich, dabei Änderungen in der Etatssumme vorzunehmen. Das letztere gilt auch für Osterreich-Ungarn. Wie die Über sicht zeigt, ist überall eine Zunahme der Aus gaben zu verzeichnen mit Ausnahme von Großbritannien und Deutschland. Bemerkens wert ist die Erhöhung des russischen Etats, der in seinem Voranschlags bereits den französischen übersteigt und damit zum ersten Male an die vierte Stelle unter den Marineetats der Groß mächte tritt. Der französische Etat hat übrigens schon eine Erhöhung durch eine Nachbewilligung von 9,5 Mill. Mk. erfahren, welcher Betrag ausschließlich für die Ergänzung der Pulver vorräte für die Flotte Verwendung finden soll. Die Erhöhung der Marineetats von Japan, Italien und Osterreich-Ungarn entsprechen den kräftig geförderten Flottenbauplänen dieser drei Länder. Bei Osterreich-Ungarn ist in den an gegebenen Summen ein Sonderkredit enthalten, der für 1911 46,8 und für das laufende Jahr 56,95 Mill. Mk. beträgt. kehrte, aber nur als stiller Bewunderer von ferne. — Darüber kam er nicht hinaus und so hatte der arme Kerl, der ein Lebemann sein, wollte und nicht konnte, allmählich sein fünf- undzwanzigstes Jahr erreicht. Da fiel ihm eines Tages im Kaffeehause in einer Zeitung ein Inserat in die Augen, das ihn geradezu bezauberte. Wieder und wieder las er es und schließlich wurde seine Erregung so stark, daß er mitteflen, mir die Annonce zeigen mußte. Sie lautete, wie ich mich noch gut erinnere, folgendermaßen: „Feine, intelligente Dame, Bühnenkünstlerin, sucht, in gegenwärtig sehr bedrängter Lage, finanzielle Hilfe. Beste Referenzen und zu verlässige spätere Rückvergütung. Nur wohl gemeinte, nicht anonyme Offerten unter „Glück licher Zufall".' — Die Sache machte sich also. Kuno war plötzlich zum MScen geworden. Seine Mittel erlaubten ihm das ja. „Beate Becher heißt sie," teilte er mir an einem der nächsten Tage mit. Ter Wohlklang des Namens schien ihn förmlich zu berauschen, schöner konnte ein künf tiger Stern gar nicht heißen. Damit hatte es freilich noch gute Wege, denn Bühnenkünstlerin war die Beate einstweilen noch gar nicht, wollte es vielmehr erst werden. Das war Kuno, der die Mittel zu ihrer Ausbildung bereitwilligst zur Verfügung stellte, gerade recht. Deklamieren konnte sie prachtvoll, ganz wie es seinem Ideal entsprach. Ein ausrangierter Mime von Ler alten Schule mußte ihr Unterricht geben, und ihr Beschützer begann unterdessen Trauerspiele zu schreiben, mit denen sie einst auf der Bühne
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