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Allgemeiner Anzeiger : 11.04.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191204116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19120411
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19120411
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-11
-
Monat
1912-04
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 11.04.1912
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Xorfioter Trimmungen. Kaiser Wilhelm hat das Osterfest gemeinsam mit seinem Kanzler auf der herrlichen Insel Korfu verlebt — Herr v. Bethmann-Hollweg hat mit seinem kaiserlichen Herrn unter einem Dache gewohnt, alles in allem: eine Ehrung, die im Verhältnis zwischen Kaiser und Kanzler nicht gewöhnlich ist. Noch in der vorletzten Märzwoche munkelte man erst, dann verkündeten verschiedene Organe es laut, Herr v. Beth mann-Hollweg sei fest entschlossen, mit dem Schluß der Reichstagstagung aus dem Amte zu scheiden und als Gutsherr von Hohenfinow leine Tagcbuchblätter zu sichten. Jedermann glaubte 24 Stunden lang an einen Kanzlerwechscl und an eine umfassende Verschiebung in den Ministerialämtern. Und derselbe Mann, von dem es schon häufig hieß, daß er amts müde sei und das Staatssekretariat des Reichs marineamtes verlassen wolle, Herr v. Tirpitz, galt als aussichtsreichster Kandidat für den Kanzlerposten. Die Gerüchte schienen Gewißheit zu werden, als Kaiser Wilhelm seine Reise ganz plötzlich auf ungewisse Zeit verschob. 18 Stunden nachher kam der Befehl zur Reise — und zugleich wurde bekannt, daß der Schatz sekretär Wermuth aus dem Amte geschieden sei. Noch weiß niemand genau, welche Veranlasst! ng für diesen Minister vorlag, in entscheidender Stunde aus dem Amte zu scheiden, in dem er unleugbare Erfolge aufzuweisen hatte. Die Gründe kann man nur ver muten, wenn man an die geplante Deckung für die neuen Wehrvorlagen denkt. Diese An gelegenheit ist denn auch der Angelpunkt zwischen den Ostergesprächen auf Korfu gewesen. Sonst dürfte nichts vorliegen, was die Kanzlerfahrt zu einem Ereignis von besonderer politischer Tragweite machte. Daß bei dem Beisammensein von Kaiser und Kanzler auch die Politik zur Sprache gekommen ist, ist selbstverständlich, doch stand sie nicht im Mittelpunkt des Interesses. Der Kaiser hatte vielmehr das Bedürfnis, den Reichskanzler als Freund und Vertrauten an dem Genuß aller Schönheiten des Achilleions und der Insel Korfu teilnehmen zu lassen. Die Tage, die Herr v. Bethmann-Hollweg hier ver lebt, sollen ihn entschädigen für die vergangene, überaus anstrengende Arbeitszeit und ihn kräftigen, erfrischen und mit neuer Arbeitsfreude erfüllen. Daß Herr v. Bethmann-Hollweg einer solchen Erholung bedarf, steht außer allem Zweifel. Denn seit seinem Amtsantritt hat er sich noch keine längere Ruhepause gegönnt. Bismarck, Caprivi, Hohenlohe, Bülow, sie alle entwichen in den großen Sommerferien des Reichstages auf Wochen dem Häusermeer Berlins. — Herr v. Bethmann - Hollweg gönnt sich keine Ruhe. Und wenn es einst gelten wird, sein Kanzlerwerk vorurteilsfrei und ohne Parreileidenschaft zu beurteilen, wird man in . erster Linie von seinem außergewöhnlichen Fleiße, von seiner rastlosen Tätigkeit sprechen müssen, gleichviel, wie man sich sonst zu seiner politischen Leistung stellt. Aber gerade diese rastlose Tätigkeit läßt jetzt wieder doppelt ein dringlich das Gerücht von dem baldigen Rücktritt des Herrn v. Bethmann-Hollweg die Runde machen und ein Wiener Blatt, das angeblich aus verläßlichen Berliner Quellen schöpft, weiß sogar zu melden, am ersten Oster- jeierlag sei an der intimen Tafel im Achilleion die Nachfolgersrage erörtert worden! Nicht als ob Kaiser und Kanzler über die Rücktrittsfrage bereits einig seien — aber man hat doch den möglichen Fall eines Kanzlerwechsels, der ein treten könnte, wenn die Heeresvorlagen auf irgendwelche Hindernisse stoßen, erwogen, und dabei sollen auch die Namen von Nachfolgern genannt worden sein. Wenn es sich hierbei natürlich auch nur um Bermutungen handelt, so sind doch diese Namen, die jetzt durch den deutschen Blätterwald schwirren, be zeichnend für die immer zunehmende tiefe Zer rissenheit unsrer politischen Verhältnisse. Die K 6m stiller Mnlck. Roman von Paul Bliß. .Süwiß.) Mit einem starken Schnupfen würde Kurt davonkommen, meinte der Arzt. Da erst atmete Tante Marie zum erstenmal wieder frei auf, denn bisher war sie angst- bebend umhergegangen und hatte alles nur mit halbem Bewußtsein getan. Nun saß sie am Bett ihres Lieblings und tat ihm die nötigen Handreichungen. Zärtlich streichelte sie über sein weiches Haar und lieb kosend preßte sie ihr Gesicht an das seinige. „Mein lieber, armer Junge/ sagte sie leise, »wie danke ich unserm Schöpfer, daß er dich gerettet hat!* Und ihre alten guten Augen schwammen in Tränen. „Und Bruno,* flüsterte er leise, „ihm, ihm habe ich ja so viel zu danken; wäre er nicht dagewesen, wer weiß, was dann aus mir ge worden wäre.* Stumm nickte sie ihm nur zu. Ja, ja, wer hätte das wohl dem Bruno zugetraut; ein ganz unberechenbarer Mensch war er doch; von jetzt an würde man ihn nun doch mehr ins Haus ziehen müssen. Auch Onkel Klaus und Grete kamen ans Lager des Kranken, aber lange verweilten sie nicht dort. Das Tantchen meinte, es könne ihn zu sehr erregen, und der Arzt habe doch vor allem Ruhe angeordnet. So gingen sie denn bald wieder. Nur die junge Frau trat nochmals näher, reichte Kurt die Hand und fragte voll stiller einen wollen wissen, daß der jüngst zum bayB rischen Ministerpräsidenten ernannte Frhr. von Hertling ausersehen sei, Herrn v. Bethmann- Hollweg in der Berliner Wilhelmstraße abzulösen. Sie begründen diese Vermutung mit dem Hin weis, daß damit das Zentrum für die Heeres vorlage und für die geplante Regelung der Deckung gewonnen würde. Andre bezeichnen die Wiederkunft Dernburgs als feststehend. Und auch ihre Gründe er scheinen einleuchtend, obwohl die Ernennung des ehemaligen Staatssekretärs des Reichs kolonialamtes auf eine völlige Kursänderung deuten würde. Man meint aber, Dernburg wäre der Mann, der für den immerhin mög lichen Fall einer aus Anlaß der Debatten um die Heeresvorlagen erfolgenden Reichstagsauf lösung die neuen „Wahlen am besten für die Regierung machen" könnte. Wieder andre meinen Herrn v. Tirpitz als den aussichtsreichsten Kandidaten ansprechen zu müssen. Neben diesen dreien taucht auch der Name des preußischen Landwirtschafts ministers v. Schorlemer-Lieser wieder auf. Es handelt sich, wie gesagt, nur um Vermutungen. Welche davon sich bestätigt und ob überhaupt ein Kanzlerwechsel stattfindet, wird sich zeigen, wenn im Reichstage die Redeschlacht anhebt, die über die neuen Wehrvorlagen und über die Deckungsfrage entscheiden soll. Einstweilen scheint alles beim alten zu bleiben. Das ist die allgemeine Stimmung im Hinblick auf des Kanzlers bedeutsame Korfufahrt. N. v. polmlcke Kunälckau. Deutschland. *KaiserWilhelm wird in diesem Jahre vor Beginn seiner Nordlandreise den Hansa- städten Hamburg, Lübeck und Bremen einen Besuch abstatten. * Zur Abschaffung der Branntwein- Liebesgabe haben alle bayrischen Likör- und Branntweinfabrikanten folgendes beschlossen: Die von der Reichsregierung beabsichtigte Aufhebung der Liebesgabe bedeutet im Hinblick auf die nahezu völlig geschloffene Monopolstellung des Spiritussyndikats eine weitergehende Erhöhung der Branntweinsteuer um jährlich 35—40 Mil lionen Mark, wenn nicht das neue Branntwein- stsuergesetz vom 9. September 1909 eine um fassende Änderung erfährt. Die bayrischen Likör- und Branntweinfabrikanten erwarten daher von der Neichsregierung wie vom Reichstag gleich zeitig mit der Aufhebung der Liebesgabe eine durchgreifende Änderung des Branntweinsteuer gesetzes, wobei insbesondere die Aufhebung der vor zwei Jahren neu geschaffenen Bestimmungen über den Durchschnittsbrand und die Ver gällungspflicht erfolgen müßte. Durch Aufhebung dieser Bestimmungen würde verhindert werden, daß die Verbraucher und die Branntwein ver arbeitenden Industrien auf unabsehbare Zeit hinaus die Lasten übernehmeu müßten, die ihnen infolge der Aufhebung der seit 25 Jahren be stehenden Liebesgabe seitens des Spiritus syndikats zugemutet werden dürften. — Es haben sich nunmehr alle in Betracht kommenden Interessenten für eine grundlegende Ande- rung des Branntwein st euergesetzes ausgesprochen und man darf daher gespannt sein, welchen Eindruck diese Stellungnahme auf die Abgeordneten im Reichstage machen wird. * Der Gewerkoerein christlicher Berg arbeiter hat an den Zechenverband im Nuhrrevier ein Schreiben gerichtet, in dem er ihn ersucht, allen, auch den freiwillig Streikenden, die Kontraktbruchsstrafen zurück zuerstatten, da die unschuldigen Familien, zu gleich auch die Geschäftswelt und die beteiligten Gemeinden unter dem Lohnausfall am schwersten zu leiden haben. * Aus den verschiedensten Teilen Deutsch- Südwestafrikas laufen Nachrichten über das Übermaß von Niederschlägen ein, die in der diesjährigen Regenzeit niedergehen. In Windhuk regnete es tagelang in Strömen. So wohltuend der Regen dem Lande auch ist, so sind doch seine Begleiterscheinungen recht Zärtlichkeit: „Zürnst du mir noch? Bitte, tu's nicht! Verzeih' mir! Ja, willst du?" Da nickte er ihr stumm lächelnd zu und hauchte einen langen Abschiedskuß auf ihre Hand. So schieden sie versöhnt voneinander. Und Onkel Klaus übernahm es, den alten Herrn daheim schonmd vorzubereiten. Dann fuhr die ganze Gesellschaft zurück nach Hause, nur das Tantchen blieb noch draußen, bis der Patient wiederhergestellt war. Auf der Rückfahrt saß Grete still und bedrückt da. Noch immer machte sie sich Kurts wegen Vorwürfe. Aber auch um Bruno sorgte sie sich im stillen. Und selbst die gute Laune Onkelchens konntc sie nicht erheitern. Und kaum daheim angekommen, gingen beide gleich zum alten Herrn Waldemar. Der war nun halb außer sich vor Schreck. Sofort wollte er hinaus zu seinen beiden Söhnen. Und erst den vereinten Zureden der andern gelang es, ihn zu überzeugen, daß es besser sei, erst morgen zu fahren. So verbrachten denn alle drei eine un ruhige, halb schlaflose Nacht. Und mit der ersten Helle des Tages war man bereits wieder auf. Schon um zehn Uhr früh fuhr man zu dreien ab. Zuerst ging es zu Kurt. Aber der war so wohl und munter, daß er durchaus schon mit wollte. Indes riet der Arzt doch noch zur Vorsicht. Un nun alle drei hinüber nach Brunos Gut. Onkel Klaus war prächtig bei Laune. Aber dem alten Herrn Waldemar wurde immer weh ^enig erwünscht. Krankheiten aller Art, nament lich Ruhr und Rheumatismus, sind stark ver breitet. Auch die Pferdesterbe, die in der Trockenheit ganz nachgelassen hatte, ist wieder aufgetreten. Italien. * Das Befinden desPapstes ist ent gegen anderslautenden Nachrichten so, daß er am Ostersonntag in kleinem privaten Kreise die Messe selbst lesen konnte. Doch müssen alle Aufregungen vom Papste ferngehalien werden. So war in Rom vor einigen Tagen die Nach richt verbreitet worden, daß der Papst das neue Glockengeläut bei Eröffnung des wiederherge stellten Markusturms in Venedig (von wo aus der Papst zu seinem hohen Amte gewählt wurde) durch telephonische Leitung, die der Staat zur Verfügung stellen wollte, anhören würde. Wie jetzt aus vatikanischen Kreisen verlautet, ist der Plan aufgegeben worden, da man befürchtet, daß die damit verbundene Aufregung dem Papst schaden könnte. Balkanstaate«. G Auf dem tripolitanischenKriegs- schauplatz wird es nach langer Pause wieder lebendig; aber nicht die Italiener geben den Anstoß zu neuen Plänkeleien, sondern die ver einigten Türken und Araber griffen in den letzten Tagen wiederholt die Stellungen der Italiener bei Derna und Benghasi an. Jedes mal verscheuchten italienische Flugmaschinen, die Bomben warfen, den Gegner. — Der mehr mals angekündigte Schritt der Botschafter bei der türkischen Regierung findet nicht statt. Es herrscht nämlich die Meinung vor, daß die Pforte so lange für jede Friedensver mittlung unzugänglich bleiben dürfte, als der italienische Angliederungserlaß aufrecht erhalten wird. Unterrichtete Kreise rechnen mit einem Meinungsumschwung in Italien, dessen schüchterne Anfänge bereits sichtbar seien. Afrika. *Der Sultan Muley Hafid wird im Juni eine Reise nach Paris machen, wo ihm zu Ehren große Festlichkeiten veranstaltet werden sollen. Asten. *Der japanische Premierminister Saionji erklärte in einem Telegramm an die New Iorker ,Times', daß, entgegen der Nachricht amerikanischer Blätter, zwischen Japan und Mexiko keinerlei Verhandlungen wegen Er richtung einer Flottenstation in der Magda- lenenbai gepflogen worden seien. Jedoch habe eine japanische Gesellschaft Fischereirechte zwischen Tepic und Oaxaca, an der Küste Mexikos, erworben. Dieses Unternehmen sei ein rein geschäftliches und habe keine politische Be deutung. — Ob man in den Ver. Staaten den schlauen Japanern glauben wird? *Jm Gegensatz zu Rußland nimmt England gegen Persien eine wohlwollene Haltung ein. Wie aus Teheran gemeldet wird, hat England der persischen Regierung endgültig versprochen, daß die englischen Truppen aus Schiras und Jspahan nach zwei Monaten zurückgezogen werden sollen, wenn die Stämme ihre freundliche Haltung, die sie in der letzten Zeit eingenommen haben, auch fernerhin zeigen und die Gendarmerie den Anforderungen voll ständig entspricht, die man an sie stellt. Hoffent lich folgt Rußland diesem Beispiele. Vie VolksNugmalckme. UL Die deutschen Fliegerwerke Heinrich Weckler in Darmstadt haben mit einem Flug zeug, das sie erbaut und zum Patent ange meldet haben, einen der bedeutsamsten Schritte auf dem Gebiete der Flugtechnik getan. Sie haben nämlich die Frage der Volks-Flugmaschine gelöst, da das neue Flugzeug, ein Wunderwerk der Technik, das von den Erbauern von Anfang an als Volkssportflugzeug gedacht ist, allen Anforderungen an Preis, Bau und Sport mäßigkeit entspricht, die an ein derartiges VolkS- flugzeug für die breite Masse gestellt wurden und bisher nicht erfüllt werden konnten. Die bisherigen Flugzeuge konnten niemals volkstüm lich werden und ms breite Publikum dringen, mütiger ums Herz, je näher man nach Schönau kam. Und Grete war so aufgeregt, daß ihre Backen glührot brannten. Mit einem lustigen Hussa fuhr Onkelchen in den Hof. Doch an der Tür erschien Fräulein Berta mit ganz verweinten Augen und berichtete, daß Bruno schon am frühen Morgen fort gefahren sei. In maßlosem Erstaunen sahen die drei sich an. Endlich fragte Onkel Klaus nach dem Näheren. Aber die Wirtin konnte auch nichts weiter sagen, als daß er in aller Frühe den Koffer gepackt, schnell dem Inspektor die notwendigen Anweisungen gegeben habe und mit dem Be scheid weggefahren sei, er verreise auf ein paar Wochen, seine Rückkehr könne er noch nicht be stimmt angeben. Das Erstaunen der drei wurde immer größer. „Na, ist er denn schon wieder ganz kuriert?* fragte Onkelchen weiter. „O ja. Schon gestem abend war er wieder auf. Und er war so munter und lustig, wie lange nicht. Bis elf Uhr hat er noä: mit dem Inspektor gesessen und Burgunder ge trunken." „Was sagt ihr bloß dazu?* lachte der Alte los. „So ist der Bengel nun mal! Nimmt einfach Reißaus, um allen Dankesworten zu entgehen." Aber Waldemar war gar nicht lustig. Und auch Grete konnte nur ganz schwach lächeln. Also fuhr man enttäuscht wieder heim. da sie dazu nicht nur viel zu teuer waren — ein Flugzeug kostet 15 000 bis 25 000 Mk. — sondern auch viel zu viel Schwierigkeiten und Gefahren Lei der Bedienung boten. Aus allen diesen Gründen konnten die jetzigen Flugzeug arten dem allgemeinen Verlangen nach einem billigen und gefahrlosen Sport-Flugzeug nicht genügen. Das neue Flugzeug Weckler, das sich bereits bei Zahlreichen Versuchen als völlig flugtüchtig bewährt hat, zeichnet sich vor allen Dingen dadurch aus, daß es in vollkommener Ausstattung nur 2000 Mk. kostet, wobei der Unterricht im Fliegen völlig kostenlos ist. Außer dem unterscheidet sich das neue Volksflugzeug von den bisherigen Apparaten dadurch, daß an diesem Flugzeug keinerlei Propeller angebracht sind, ebenso wie der Motor völlig fehlt. Das Fliegen erfolgt durch neuartige Antriebvor richtungen mit eigener Kraft, durch die der Motor überflüssig wird. Die Bedienung der Höhen» und Seitensteuer ist leicht und einfach zu hand haben und in kurzer Zeit zu erlernen. Das Fehlen des Motors bürgt dafür, daß die Uuglücksfälle, die durch das Versagen des Motors Hervorgemfen wurden und eine rein liebhabermäßige und allgemeine sportliche Aus bildung der Flugkunst unmöglich machten, aus geschlossen sind. Das Flugzeug ist sehr standfest nach den letzten Erfahrungen der Flugtechnik gebaut. Besonders die Tragflächen zeichnen sich durch eigenartige Form und Haltbarkeit aus und gewährleisten einen sicheren Flug. Ma« kann jetzt erst erwarten, daß der neue Sport auch in weite Kreise des Volkes dringt und hier das bisher noch vielfach fehlende Interesse für die Flugkunst schafft. Die Volksflugmaschine wird das bisherige — rein militärische — Flug zeug nie verdrängen, da es andern Zwecke« oient und bei den großen Wettbewerben und militärischen Erkundungsflügen vorerst noch nicht in Betracht kommt. Dagegen wird es als das erste motor- und propeüerlose Flugzeug der Welt eine bedeutsame Bereicherung der Sports betätigung bilden, die nicht gefahrvoller ist als das Radfahren. ^eer unä flotte. — Die Wehrvorlage bringt für die preußische Feldartillerie eine Vermehrung deS Osfiziers- etats um 129 Stellen vom Hauptmann auf wärts. Das bedeutet für die Beförderung zum Hauptmann ein um fast 17- Jahre be schleunigtes Avancement. Danach würden die Oberleutnants der Feldartillerie später darauf rechnen können, nach etwa 17 Offizierdienst jahren, statt wie jetzt nach 18V- bis 19 Jahren, das Hauptmannsgehalt zu beziehen, also immer hin noch erst mit rund 37 Lebensjahren, aber doch wenigstens nicht mehr, wie augenblicklich vielfach, mit 40 Jahren. — Entgegen anders lautenden Gerüchten wird die Hochseeflotte ihre Sommerübung, wie alljährlich, auf dem Atlantischen Ozean abhalten. Von und fern. Ein Badeort in Deutsch-Ostafrika. In Hamburg wurde eine Gesellschaft mit einer halben Million Mark Kapital gegründet, die eine Kuranstalt an den Schwefelquellen von Amboni und hier sowohl wie in dem nur fünf Kilometer entfernten Tanga je ein Hotel er richten will. Die Quellen sollen nach der ,Deutsch-Ostafrikanischen Zeitung' eine ausge zeichnete Heilkraft haben und in ihren Bestand teilen den Aachener gleichkommen. Zudem wird in Tanga demnächst eine Brauerei eröffnet, die Bier nach Pilsener Art herstellt. Eine tragikomische Diebesgeschichte. In Schauenstein (Oberfranken) wurde morgens in einem Gasthause auf dem Boden ein fremder Mann entdeckt, der sich nachts unerlaublerweise einlogiert hatte. Man warf den unbekannten , Gast kurzerhand hinaus, was er sich ruhig ge fallen ließ, denn er hatte 8000 Mark bei sich, die er nachts aus Lem Schlafzimmer des Wirtes gestohlen hatte. Dieser ist jetz; untröstlich darüber, daß er sich den Fremdling nicht näher angesehen hat. Und ebenso still und enttäuschl verliefen nun auch die nächsten Tage, keiner brachte Nachricht von dem Ausreißer. * * * Indessen fuhr Bruno in der Welt umher. Er hatte wirklich Angst gehabt vor den viele« Besuchen und Dankesworten, die sich nun über ihn ergießen würden, deshalb packte er schnell und heimlich seinen Koffer und fuhr davon. Zwar merkte er, daß ihm doch wohl noch etwas von der Erkältung im Körper stecke« mußte, jedoch nahm er das nicht so ernst und hoffte, daß es nach und nach schwinden würde. Aber es schwand nicht. Er hatte sich einen Reiseplan nach de» Süden zusammengestellt: über München,Brenner, Verona, Mailand und Venedig. Überall hatte er ein paar Tage Station gemacht, aber rechte Freude fand er nirgendwo, weil er in all den bunten Bildern, die an ihm vorbeihuschten, unausgesetzt von einem Paar dunkler Schelmenaugen verfolgt wurde. Und das machte ihn trüb und ernst. Aber dennoch raffte er sich wieder auf und fuhr weiter und weiter. Schon in Mailand war es bitter kalt. Er lächelte dazu und fuhr südwärts weiter. Aber als er in Venedig ankam, lernte « zum erstenmal in seinem langen Leben das Frieren. Grau und trostlos sah es aus in de» einsamen Wasserstraßen, öde und verfalle« schauten die einst so stolzen Paläste drein, well ihnen die goldene Sonne fehlte. Trübe und traurig stimmte ihn das. Und dabei erkältet«
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