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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Großröhrsdorf, Hauswalde, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend bonnementSprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen »Illustrierten Unterhaltungsblattes* rierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All» gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wi Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag I/,II Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/»1I Uhr einzusenden. Sckrislleilung, Vruck unö Verlag von N. Schurig, Bretnig. Rr. 26. Sonnabend, den 30. März 1912. 22. Jahrgang. Mekannlmachung. Nachdem die allgemeine Einschätzung zur Einkommen- und Ergänzungssteuer für das laufende Jahr im hiesigen Orte beendet ist, so werden in Gemäßheit der in tz 46 des Einkommensteuer gesetzes vom 24. Juli 1900 und bez. ß 28 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 enthaltenen Bestimmungen alle Personen, welche allhier ihre Beitragspflicht zu erfüllen haben, denen aber der vorschriftsmäßig ausgefertigte Steuerzettel nicht hat behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Orts steuereinnahme zu melden. Bretnig, den 26. März 1912. Der Gemeindevorstand daselbst. Elternpflichten! Ein Mahnwort an unsere christlichen Eltern am Konfirmationstag ihrer Kinder. — Mit der Konfirmation sind wieder unge zählte Scharen von Kindern aus der Schule in» Leben hinausgeströmt. Aber damit hören die Pflichten und Aufgaben, die Gott den Eltern mit ihrem Kinde an» Herz gelegt hat, nicht auf! Glaubt es nur, eure Kinder be dürfen auch nach der Konfirmation noch auf lange der Wegweisung und der Führung. Es ist ein Elend, daß heute viele Eltern meinen, mit der Konfirmation stehe ihr Kind auf eigenen Füßen und so behandeln sie er wie einen Erwachsenen und wse einen selbständigen HauSgenoffen. Nein, sie sina noch junge Bäume, und ein junger Baum bedarf einer ständigen Stütze. Ihr wißt es ja selbst aus eigener Erfahrung, wie unreif und unfertig ihr bei eurer Konfirmation noch wäret und wie die all,»große Freiheit, die euch vielleicht gegönnt wurde, euch in fo manchen Schaden Leiber und der Seele gestürzt hat. An euch, liebe Eltern ist e» nun, euer Kind vor solchen Gefahren mit Gottes Hilfe möglichst zu be hüten. Sonst könnten sie einst al» Ankläger vor Gottes Thron gegen euch auftreten. Ver geßt e» nie! Euer Kind nimmt schon jetzt ein Erdteil mit sich, da« bedeutsamer ist al» alle» irdische Hab und Gut- Das ist der Geist eure» Hause», da» ist die Sitte, die ihr ihm durch Wort und Beispiel empfohlen, da« sind die Anschauungen von Gut und Böse, von Mein und Dein, von Zucht und Keusch heit, von Pflicht und Beruf, von Arbeit und Erholung, von Sonntag und Werktag, von Höflichkeit und Ehrbarkeit, von Freundschaft und Nachbarschaft, die ihr durch euer Tun und Lassen in» jugendliche Herz eingepflanzt habt. Eltern müssen die besten Vorbilder ihrer Kinder sein, wenn diese int Leben hin austreten, soll man es rhnen anmerken, daß «in guter christlicher Geist in ihrem Vater hause geherrscht hat. Deshalb ist e» so wichtig, daß ihr euren Kindern, besonder» am Tage der Konfirmation, «in ernstes Wort sagt, daß ihr ihnen immer und immer wieder den alten Tobiasspruch rtnschärst: Dein Leben lang habe Gott vor Augen und im Herzen und hüte dich, daß du in keine Sünde willigest und tust wider Gott«» Gebot! — Euren Kindern wird e» zum Segen gereichen und euer Schade wird da« nicht sein. Da» helfe euch Gott! Amen! vertliches und SLchflfche-. Bretnig. Zu besserem Verständnis der Theateraufführung de« Jüngling«- und de« Jungfrauenverein» am Palmsonntage abends 7 Uhr im Deutschen Hause sei folgende» noch milgeteilt: Die beiden Vereine haben sich der großen Mühe unterzogen, zwei Stücke «inzu- ftudieren, die die höchsten Anforderungen an die Lernkraft und Darstellerkraft stellen. Auch erfordert die Kostümauüstattung der beiden Stücke bedeutende Kosten, sodaß recht zu wün schen ist, daß den Vereinen ein recht volle» Hau« zu teil werde. Ueber den Inhalt bei beiden Stücke fei kurz sollende» mitgeteilt: Da« erste: »Die heilige Elisabeth* ist ein fünf- aktige» Volk«vühnenspiel und zum ersten Male ausgeführt worben im Wormser Spiel- und Kesthause. E» behandelt die schöne Erzählung »on der hochherzigen Landgräfin Elisabeth von Thüringen, der Gemahlin des Landgrafen Lud wig. Diese war schon als Kind von Ungarn nach Eisenach auf die Wartburg gebracht wor den, um später des Obengenannten Gemahlin zu werden. Sie ist im deutichen Volke weit hin rühmlichst bekannt geworbe» wegen ihrer edlen Wohltätigkeit, sodaß manche schöne Sage sich später um ihre Gestalt geschlungen hat. Im Vorspiel unseres Stückes wird die Sage des sogenannten Rosenwunders zur Darstellung gebracht. Der Hergang ist folgender: Elisa beth wird von ihrem künftigen Gatten getrof fen, wie sie soeben einen Korb Eßwaren zu den Armen von Eisenach trägt. Auf die Frage ihres Gemahls, wa» sie in dem Korbe trage, antwortete sie ganz erschrocken: Rosen. Und stehe, als Ludwig, ihr Gemahl, ungläubig den Korb öffnet, Haden sich tatsächlich die Eßwaren in Rosen verwandelt. — Ja dem eigentlich:-,, Schaustück sind Elisabeth und Ludwig bereits vermählt, sie übt auch als Fürstin unbeirrt ihre Mildtätigkeit weiter. Ihr Gemahl zieht einige Jahre in den Kreuzzug, wo ec fällt. Nun erlebt Elisabeth da« Fürchterliche, daß sie von der Burg vertrieben wir, mit ihren Kindern und — e» ist mitten im kalten Win ter — kein Bürger in Eisenach, denen sie so viel Gutes getan, nimmt sie auf. S«e bleibt aber auch in ihrer Armut die mildtätige Frau. Schließlich geht sie in ein Kloster, um ganz vec christlichen LiebeStätigkeit zu leben, des wegen schlägt sie sogar eine Kaiserkrone au«. Eine rührende Scene ist die: Ern Bettler bittet sie um den goldenen Ring, oen sie zum Andenken an ih eu verstorbenen Gemahl trägt. Sie gibt ihn hin, der Bettler verpraßt ihn. Da betet Elisabeth für diesen Bettler, dieser kommt gerade in diesem Augenblick zu ihr und wird, gerührt durch solche Liebe, ein anderer Mensch. So stirbt Elisabeth mit dem schönen Bewußtsein, wenigstens einen Verlorenen durch ihre Liebe gerettet zu haben. — Das zwei!« Stück ist das bekannte: „Wallenstein-Lager" von Fr. v. Schiller. Es führt uns in die Zeit de« 30 jährigen Krieges und entrollt vor uns ein herrliche« Bild jenes ungebundenen Soldatenleben« jener Zeit. E» ist ein Stück, wa« bisher stet« großen Erfolg bei seinen Zu schauern gezeitigt hak. Möge daher dem Abende von allen Kreisen der Gsmeinoe ein recht zahlreicher Besuch zu teil werden. Bretn.ig. (Post.) Vom 1. April ab ist der hiesire Postschalter wieder von früh 7 Uhr an geöffnet. Bretnig. Einen interessanten Vortrag über da« Thema: „Wie ist den Gefahren, die die Trockenheit de« Jahre« 1911 dem Obst bau gebracht hat, am besten zu begegnen", hielt am Sonntag Herr Obstbaulehrer Ocklitz-Bautzen gelegentlich der Generalversammlung de» Bl- zirksobstbauverein« für Kamenz. Der Redner beleuchtete zunächst eingehend die schädigenden Einflüsse der außergewöhnlichen Trockenheit de» vergangenen Jahres. Die Erfahrung habe UN» gelehrt, daß der Satz: Ohne Wisser kein Obstbau, eine der wichtigsten Haup,regeln im Obstbau darst^lle, da die Pflanze ihre Nahrung eben nur in flüssiger Form auszunehmen ver möchte. Ohne Wasser können dem Obstbaume die unbedingt nötigen Nährstoffe wie Kali, Phosphor, Stickstoff, Kalk u. a., nicht zuge- sührt werden. Zeige sich die vermtuderte Nahrung»zusuhr schon äußerlich in verminder tem Wach»tume, so sei umsomehr zu befürchten, daß die Trockenheit ihren schädigenden Einfluß zeigen könne durch da» frühzeitige Abwerfen oer Früchte. Anscheinend hätten ja die Obst bäume die furchtbare Trockenheit leidlich über standen, wie der reiche Blütenansatz zeige, den man allerorten zu beobachten Gelegenheit habe. Sehr günstig sei e« gewesen, daß das Früh jahr noch reichliche'Feuchtigkeit gebracht habe, doch soll- sitz der Obstzüchter, der auf einen Ertrag rechnen möchte, dadurch nicht abhalten taffen, j tzl noch seins Obstdäume nach Mög lichkeit rerchilch zu bewässern, so, daß auch die tiefliegenden Wurzeln das ihre bekommen könnten. Kirschen und Birnen würden vet- nögs ihrer tiesgehenden Pfahlwurzeln die Gi- 'ahren leichiec überstehen können, al» w»e die fl ich wurzelnden Apfel und Pfliumen, deshalb solle mm inSiesonoere den Aevfetbäumen, nicht allein den Zweig-, sondern auch den Hochstämmen reichlich Wasser geben in G äben und liefen Löchern. Jetzt sei e» auch die höchste Zeit, seine Bäume Mil flüssigem Dünger zu versa gen und ihnen zu ihrer E holung und Kräftigung Amaniak, PhoSphorsäuce und Kali zu reichen. — Da» sächsische Volktschulgesetz. In de Dienstags-Sitzung der außerordentlichen De putation zur Varberatung oe» Voltsschalgesetz- entwucfe« wurde über H 7 abgestimmt, der dl Berücksichtigung se« Rcligionsoekenntmfft» be handelt. Da eine frühere Mehrherl die konfessionelle Trennung der Schulen und de. Schulgemeinde beschloss-» hat, mußte dieser Paragraph nach dec Regierungsvorlage im allgemeinen angenommen werden. Bezüglich der Dissidentenklnder gab die Regierung die Erklärung ab, daß sie auf dem Entwürfe be stehen müsse. Bautzen. Wie dem Amtsblatt von zu verlässiger Seite mttgeteilt wird, hat sich eine Gesellschaft gebildet, die da« Strehlaer Wäld chen, südlich de« Wasserwerks gelegen, mit dem durchfließenden Wasser, sowie der im Tal reizend gelegenen Wiese angekauft hat, um daselbst einen Naturpark mit Sportplatz, Teich mit Gondelsahrt, im Winter eine herr liche große Schlittschuh- sowie eine Rodelbahn anzulegen. Es ist die Errichtung elne« Milch- unv Eafegaclens geplant, um der natur- und sportlievenden Bewohne schäft Bautzens einen rettenden, idyllischen Au«flug»ort zu schaffen. Radeberg. Da« Stadtoerordnetenkol- legium befaßte sich in seiner letzten Sitzung u. a. auch mit den durch dre neue Wehrvor tage bedingten Neuformalionen rn Sachsen und Neuerrichtung von Garnisonen. Stadtv. Mauersberger äußerte dazu: Di« Nachvarstadl Bischofswerda habe sich lchon längst gerührt. Auch für Radevelg sei der gegebene Zeitpunkt gekommen, wo sich die Stgdt um eine Gar nison bemühen müsse. Radeberg habe gewiß sermaßen ein historische» Recht aus Garnison. Namentlich denke er an da» neue Bataillon mit Maschinengewehlkompagnie de» Kamenze> Regimen»», da» 1913 formiert werden soll. Die Stadt müsse nalüflich Opfer bringen. Hler sei der 22 ü» große Exernerplatz vor handen. Dl- Staat muffe Land kostenlo- geben, vie Gebäude errichten und an den Mm- tärfirkus veim.eten. Der Mlelzin» sttll- ei» Sprozentige Verzinsung dar. Ec sei nicht Sachverständiger, aber er halte oen Exerzier platz auch für ein« zu schaffende Mitttär-Lutt- schifferabteilung sür geeignet. — Dre wut- schafllichen Vorteile einer Garnison liegen auf der Hand. Die Handwerker, Bäcker, Fleischer usw. haben nur Vorteile von einer Garnison. Auch das gesellschaftliche Leben, das durch die nahe Großstadt jetzt sehr zertrieben sei, würde günstig beeinflußt werden. Wichtig sei ja die Wohnungsfrage. Aber erfahrungsgemäß würde und müsse die private Bautätigkeit sür Woh nungen sorgen, wie e» ja auch in anderen Städten der Fall gewesen sei. Da» Eisen mässe geschmiedet werden, solange es warm ist, der Rat solle schleunigst olle Maßregeln ergreifen, eine Garnison herzubringen. — Eia Antrag wurde nicht gestellt. — In Dittersbach hat sich die Wirtschaf terin F. mit einem Revolver eine Kugel in oen Kopf geschaffen. Die Unglückliche wurde asm Johannilerkrankenhauje Dohna-Heidenau iugesühci, wo sie ihren Verletzungen erlegen «st. D e Tit dürste in einem Zustande schwerer N cuosität und Hysterie ausgesührt worden fern Dresden. (Ein unangenehme» Aben teuer.) Wie aus Kottbu» gemeldet wird, ist -ort am Donnerstag früh au» Dresden eia Reisender >n Begleitung einer weiblichen Per« io» eingetroffen, die er aus dem Dresdner Hauptbahnhole kennen gelernt hatte. Der Reisende suchte mit seiner Begleiterin den Waitesaal dritter Kluffi auf, entfernte sich j-ooch auf fünf Minuten, um eine Depesche auszugeben. Als er zurückkehrte, war seine Begleiterin verschwunden, seine Reisetasche ausgeschnitten und daraus ein Barvetrag von 2350 Wk. entwendet. Leipzig. (Der Leipziger Schweinedieb verhaftet.) Ja aller Erinnerung ist noch der Streich des Berliner Schweinetreiber» Hermann Pelz, der eine Schweinesendung, die nach Unterfranken bestimmt war, in Gemeinschaft mit seinem Bruder nach Leipzig zu leiten und dort gegen 7600 Mark zu verkaufen wußte. Mit dem erbeuteten Gelde floh er dann nach England. Ec scheint jetzt indessen mit den 7600 Mark zu Ende gekommen zu sein, denn er hat sich vor einigen Tagen den deutschen Polizeibehörden selbst gestellt und wird wohl binnen kurzem zur Aburteilung gelangen. — Zum Bergarbeiterstreik in Sachsen. Im Zwickauer Bezirke streikten am Dienstag abend von 4184 Bergarbeitern 2494 und am Mitt woch früh von 4631 Bergarbeitern 2434. Im Oelsnitz-Lugauer Bezttke streikten Diens tag mittag von 1615 Bergleuten 887 und am Abend von 2904 Bergleuten 1413,