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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehürde und den Gemeinderat zu Aretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften «reinig, GcoßrihrSeorf, Hmswalde, Frankenthal und Umgegend Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend xbonnementsprei» inkl. des allwöchentlich beizegebenen »Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Voten in« Hau« 1 Mark SO Pfennige, durch di» Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsbolen jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre» mir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag '/,1t Uhr, für di« Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag > »11 Uhr einzusenden. Lckrifileilung, Druck und Verlsg von N. Lchuvig, Bretnig. 22. Jahrgang. Mittwoch, den 13. März M2. Nr. 21. Streik im Ruhrrevier — 200 00V Bergarbeiter im Ausstand. Die entscheidende Konferenz des Bergarbeiter- Dreibundes: des Alten sozialdemokratischen, des Hirsch-Dunkerschen und des Polnischen Bergar beiterverbandes hat am Sonntag in Anwesenheit von fast 600 Delegierten in Herne stattgefun den. Mit 507 gegen 74 Stimmen wurde be schlossen, am Montag, den 11. März, früh mit dem Streik auf allen Zechen zu beginnen. Am Streik sind rund 200 000 Bergarbeiter beteiligt. Die christlichen Gewerkschaften nehmen am Streik vorläufig nicht teil. Welche weitere Ausdehnung der Streik neh men wird, hängt zum Teil von dem Schutz der Arbeitswilligen ab. Es ist damit zu rechnen, daß diejenigen Zechen, deren Betriebe durch den Streik in nennenswerter Weise betroffen wer den, im Interesse der Arbeitswilligen nur in einer Schicht fördern lassen, etwa 8 Uhr srüh bis 4 Uhr nachmittags. Der Ab- und Zugang der nicht streikenden Bergarbeiter vollzieht sich dann am Hellen Tage, und dadurch wird ein erhöhter Schutz gegen die Belästigungen der Streikenden geschaffen. Ueber die Dauer des Streiks läßt sich nach einer vorliegenden Mit teilung noch nichts sagen. Die Streikenden verfügen insgesamt nur über etwa 30 Mark pro Kopf der Organisierten. Oertlicho- und SLckstscheS — Verteilung der Güteranfuhr aus die Tagesstunden. Wie uns die Handelskammer zu Zittau mitteilt, wird von der Eisenbahn verwaltung darüber lebhaft Klage geführt, daß die Frachtstackgüter zumeist erst in den späten Nachmittagsstunden bei den Güter abfertigungsstellen angefahren werden. Wäh rend am Vormittag und in den ersten Nach- mittagrstunden die Güteranfuhr nur schwach ist, seien in später Nachmittagsstunde die Ladestraßen mit hochdeladenen Geschirren an- gesüllt, die aus die Abfertigung warten. Da» habe zur Folge, daß sich die Güteranlieserung bi« in die späten Abendstunden, zuzeiten star ken Verkehr» sogar bi» in die Nacht hinziehe. Dieser Zustand sei für einen geordneten Be trieb auf den Güterböden unhaltbar und lasse eine wirtschaftliche Ausnutzung der Arbeits kräfte nicht zu. Abgesehen hiervon brächten sie für die Handelswelt den Nachteil, daß mit dem rechtzeitigen Abgänge der Güter nicht ge rechnet werden könne. Da die Handelswelt da» Bestreben habe, die Ware dem Besteller so schnell als möglich zukommen zu lassen, werde sie mit alten Gewohnheiten endgültig brechen müssen, die bisher der Eisenbahnoer- waltung da» Verladegeschäft erschwerten und damit — namentlich zuzeiten lebhaften Ver kehrs — den beschleunigten Abgang der Güter verhinderten. Die Handelskammer nimmt diese Tatsache zum Anlaß, die Interessenten hierdurch zu ersuchen, möglichst früh am Tage mit der Güteranfuhr zu beginnen, außerdem aber auch den Geschirren ausreichende« Per- sonal zur Abladung dec Güter beizugeben. Sr»ßrühr»dorf. Eia musikalische« Wunderwerk ist im Hotel Haufe (Mittelgast hof) hier zu sehen und — wa» mehr ist — zu hören : ein Phonoliszt-Biolina von der Welt- Prma Hupfelv in Leipzig. Wenn schon oie automatischeMeisterung oerKlaviertastatur durch die verschiedenartigsten Spietappacate und ihre nahe an« Individuelle kommenden Ausdruck»- sormen Staunen und Bewunderung erregten: «ie viel mehr erst diese« Instrument, das eine Kombination von selbständig spielendem Kla ¬ vier und drei automatisch gespielten Violinen oarkelll. Beide, da« künstlerisch vollendete Klavierspiel und die ganz hervorragende Biolinbegleitung, werden durch mechanische Hämmer und künstliche Finger erzeugt. Durch lochte Notenrollen gleiten über eine Skala von kleinen Hoffnungen für «indringende atmosphärische Lust. Diese zieht die Hämmer an, die an die Stahlseiten de« Klavier« an- schlazen, und ebenso die künstlichen Finger, die sich auf die Saiten der Violine legen. An einen kreisrunden, innen mit vielen Tausenden von kolophonierten Roßhaaren versehenen Rei fen (an Stelle de» Violinbogen«) werden dre »auf oem Kops stehenden" Geigen herange- bcacht. Sobald die mechanischen Finger grei fen, ertönt der Geigenton. Da« ganze Wun derwerk wird durch einen kleinen Elektromotor in Gang gesetzt. Da» so störende häßliche Geräusch ist so gut wie ganz vermieden. Da« Stnstimmen der Geigen ist auch dem Liien auf einfachste Weise möglich. Jedem Freunde guter Musik und jedem, der sich für Fort schritt und geniale Technik interessiert, kann nur empfohlen sein, diese« Wunderwerk im Mittelgasthof zu Großröhrsdorf, da« überdies den ansehnlichen Preis von 9000 Mark ge kostet hat, kennen zu lernen. M. M. Ohorn. Unter dem Rinderbestande de» hiesigen Rittergut«» ist die Raul- und Klauenseuche au«gebro chen. Rittergut Ohorn ist Sperrbezirk. Zum Beobachtungrgebiete gehört die Gemeinde Ohorn mit sämtlichen Ortsteilen und die Stadt Pulsnitz. Kamenz. Am 1., 2. und 3. Juni 1912 findet der 2. RegtmentStag ehemaliger 10»sr in Kamenz, dem früheren Standorte de« 2. Bataillon« de» 103. Regiment«, statt. Dre Vorbereitungen dazu find bereit« im Gange. Die Mitteilung von Abhaltung de« Regi- ment«tage« in Kamenz dürfte allgemein — von den alten ehemaligen Angehörigen de« 2. Bataillons gewiß ganz besonder« freudig — begrüßt «erden. -» Kronprinz Georg von Sachsen bestand am 8. März die mündliche Reifeprüfung am Königlichen Gymnasium zu Dresden-Neustadt in Gemeinschaft mit vier Oberprimanern der sogenannten Pcinzenschule. Am nächsten Tage fand dann die f-ierlichs Entlassung de« Kron prinzen und seiner Kameraden im Taschen- bergpalai« in Gegenwart de» König», der Prinzen und Prinzessinnen de» königlichen Hauses, der Staatsminisier u. s. w. statt. König Friedrich August hielt bei dem Ent- laffungsakt« eine Ansprache, in welcher er die Abiturienten ermahnte, immer die Grundsätze der Rechtlichkeit, der Pflichttreue und der wahren Religiosität hochzuhalten. Im weite ren betonte der König, wie er noch immer da» alte humanistische Gynnasium al» die beste Lorbildungaanstalt für die deutsche aka demische Jugend erachte. Neustadt i. S. Eine Zusammenkunft sächsischer und österreichischer Veteranen au« dem Feldzuge von 1866 wird am 7. Juli d. I. in Neustadt kattfinden. Der hiesige Mili- läroerein hat bereit« ein umfangreiche» Pro gramm aufgestellt, um den alten Kämpfern, die vor 46 Jahren Schulter an Schulter stan den, einen weihevollen Tag zu bereiten. E» werden gegen 400 Veteranen au» beiden Ländern erwartet, und gegen 1000 Festteil, nehm» überhaupt. Luch ore Veteranen aus den Krteg-jahren 1864 und 1870/71 werden sich zu dieser Zusammenkunft in stattlicher Zahl einfinden. —- Schwere Verletzungen erlitt ein Ein wohner von Bernsdorf namens Erdmann. Mit Abräumungsarbeiten beim Niederlegen eine» Schornstein« beschäftigt, hat der Mann beim Besetzen eine» Schusses durch vorzeitige« Losgehen derselben größere Verbrennungen der linken Gesichtshälfte und de« linken Auge«, sowie Brandwunden an den Händen davon getragen. — Am Freitagmorgen ist in Stollberg der von der Firma F. E. Woller zum Geldab holen beauftragte Kontorlehrling Paul Scheit hauer nach Abhebung von 10 000 Maik in Tausenomarkscheinen und Gold vom Postamt flüchtig geworden. Er hat den Zug 9,5 Uhr nach St.-Egidien benutzt. Man vermutet, daß er sich nach einer der sächsischen Großstädte gewandt hat. Tharandt. Einen aufregenden Kamps mit einem böswilligen Schuldner hatten zwei Gericht«vollziehergehilsen in Spechl»hausen zu bestehen. Der Provision-reisende S. sollte, da ihm sonst nicht beizukommen war, zur Ableistung de« OffenbarungSeide» in der 5. Morgenstunde verhaftet werden. Al« die Be amten bet ihm an die Tür pochten, sprang er au« dem Fenster seiner Wohnung. Aus der Flucht wurde er von oem anderen Beam ten ergriffen und nun kam e« zu einem er bitterten Kampfe zwischen ihm uns den beiden Beamten. S. gebärdete sich wie rasend und schlug wie wild um sich. Alle« Zureden war erfolglos und nach dem Siege der Beamten vlted ihnen nicht« andere« übrig, al» den böswilligen Schuldner mit «nein Geschirr oem Amtsgerichte abzuliefern. — Nrch Unterschlagung einer bedeutenden Summe Postgelder hat sich der auf dem Post amte de» Oberen Bahnhöfe« in Plauen be schäftigte Postbote Gustav Otwald Hörer auf die Flucht begeben. Ec hatte beim Nrchtdienk morgen« in der 4. Stunde einen Postsack, in dem sich mehrer« kleine Beutel befanden, in Empfang zu nehmen. Höfer nahm den P)st- sack an sich und «ährend ein Oberpostschaffner über den Empfang quittierte, flüchtete Höser von der Hinteren Gerte de« Bahnhofes au« über die Gleisanlagen dem Sladtparke zu. Unweit der früheren Unterführung der Bahn nach Eger Hut sich Höser dann über den Post sack gemacht; er entnahm daraus die kleineren Beutel, schnitt sie aus und nahm die Bank noten und Wertpapiere an sich, die nach den bisherigen Ermittelungen einen Wert von über 20 000 Mk. haben. Genau konnte der unterschlagene Betraa vorläufig nicht festgestellt werden, da Höser angeblich auch die Belege dafür mitgenommen hat. Alsdann entledigte er sich unweit davon seiner Postuntformstücke (Litewka, Hose und Mütze) nnd verbarg sie nebst den Geldbeuteln in dortigem Strauch werk, wo sie gefunden und der Polizeibehörde au«gehändizt wurden. Allem Anscheine nach hatte er einen Zivilanzug, der bet ihm zu Haus» fehlt, gleich unter der Uniform ange zogen und ist nun mit diesem flüchtig geworden. E» scheint demnach, daß der Flüchtling die Tat schon seit einiger Zeit geplant und sich entsprechend vorbereitet hat. Wo sich Höser vom Stadtpark au» hingewandt hat, ist vor- läufi; noch nicht zu ermitteln gewesen. Höser ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Ec hatte von 1899 an beim 107. Infanterie- Regiment gedient und war später in der Schutztruppe tätig gewesen. Vorläufig fehlt von dem ungetreuen Menschen jede Spur. Wie sich noch herausgestellt hat, waren e» insgesamt 8 Beutel, .die sich tu dem Poftsack befanden. Sie waren von der Bahnyok Dresden—Reichenbach und von der Bahnpoft von Leipzig au» usw. mit übernommen worden. Der Flüchtige wird folgendermaßen beschriebe»-. Größe: 1,55 bi« 1,60 Meter, Figur mittel, Alter 34 Jahre, Haar kurz geschnitten, schwarz, grau meliert, Anflug von Glatze, Schnurrbatc schwarz, ganz kurz geschnitten, Gesicht voll- g-sundfarbig, Zähne gut, Sprache sächsischer Dialekt, schwarzer, mit feinen weißen Adern durchzogener .Jackett-Lnzuq, Schnürstiefel, schwarzer Stock mit gebogenem, mit Blumen verziertem silbernen Griff. Besondere Kenn zeichen: Auffallend kleine Füße. — Auf die Ergreifung de« Täter» und Wiederherbei schaffung ve» Geldes hat die Kaiserliche Oder- postdtrektion eine Belohnung von 800 Mark ausgesetzt. Glauchau, 8. März. E.n großer Thea terkrach erregt zur Zeit die Bewohner der Industriestädte C immitschau, Meerane und Glauchau. Der Direktor Willi Brosch von den vereinigten Stadltheatern dieser 3 Städte mußte vrn Betrieb einstellen, da der Besuch angeblich so gering war, daß er mit den Ein nahmen nicht einmal die Gagen der Schau spieler bezahlen konnte. Die Stadtverwal tungen der 3 Slävle werfen jedoch oem Direk tor vor, daß er ein schlechte» R.'portoir gespielt habe. Hiergegen wendete der Direk tor ein, daß er bessere und teurere Werke nicht auffühcen könne, da die Unterstützung der Städte geradezu kläglich sei. Glauchau habe für jede Vorstellung eine Subvention von 30 Mark gewährt, die sie aber mitten in der Spielzeit wieder zueückzog. Erimmuschau habe für Lie ganze Spielzeit eine Unterstützung von 500 Mark in Au»sicht gestellt, hiervon aber nur LOO Mark auszezahlt. Die Stadt Glau chau hab', außeroem verlangt, daß dl« Mit glieder de» Ensemble» in Glauchau wohnen und dort also ihren Verdienst verzehren soll ten. Dazu lamme noch, daß die Kinemalo- graphen-Theater den Besuch oer Theater sehr ungünstig beeinflußt hätten. Bei dem Zu sammenbruch konnten nicht einmal die Gagen »er Schauspieler bezahlt werden und so fitzen nun die bedauernswerten Künstler in Not und Elend und werden zuoem noch von ihren Hauswirten fortwährend gedrängt, zu bezah len. Dieser Fall ist geradezu ein Schulber- spiel, wie notwendig e« ist, sowohl im Jn- tereffe der Schauspieler, al» im Interesse de« theaterbesuchenden Publikum«, da« Anspruch auf ein gediegene» Repertoir erheben bart, endlich mit dem Reich-theatergesetz ernst zu machen.