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Allgemeiner Anzeiger : 17.02.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191202171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19120217
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19120217
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-17
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 17.02.1912
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1s Sckicklalsstunäen. . Seit dem Tage von Versailles hat das Deutsche Reich manche große und ernste Stunde erlebt, nie aber pochte das Schicksal so ge bieterisch an die Pforten, als in dem Jahre 1888, das uns zwei Kaiser entriß und bei der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. den Glauben in Europa aufkommen ließ, die blühende Kraft des jungen Monarchen, der für Flottenban und Kolonien schon damals be geistert war, strebe nach dem Lorbeer des Krieges, nach Sregestaten in Ost und West. Die Folge zeit bewies, daß der junge Kaiser den Frieden liebte und daß er entschlossen war, das Schwert nur zu ziehen, wenn es um die heiligsten Güter, um die Freiheit und Unabhängigkeit Deutschlands ginge. Dann kam eine zweite Schicksalsstunde, als sich der Monarch von dem Ratgeber seiner Väter trennte, als der Draht die Nachricht von der Entlassung Bismarcks, des ersten Staats mannes seines Jahrhunderts, in die Welt trug. Wieder malte Frau Fama das Schreckgespenst blutiger Auseinandersetzungen: aber wieder zeigte sich die Friedensliebe Kaiser Wilhelms allen Intrigen und Kabalen überlegen. Und zum dritten Male pocht in unsern Tagen das Schicksal an unsre Tür, zum dritten Male lebt Deutschland in einer Zeit von grundlegender und weittragender Bedeutung. Es gilt nicht nur, den innerpolitischen Kampf, den unheil vollen, nun fast drei Jahre währenden Bruder krieg zum Wohle des Vaterlandes irgendwie zu beenden, es gilt auch, Stellung zu nehmen zu dem Verbrnderungsplane Englands. Es soll hier nicht davon gesprochen werden, wie kehr berechtigt deutsches Mißtrauen ist, wenn jetzt von jenseits des Kanals lockende Friedens schalmeien ertönen, es soll als feststehend ange nommen werden, daß die englische Regiemng aus Rücksicht auf eine gewisse Strömung im Lande tatsächlich gewillt sei, mit dem Deutschen Reiche ein dauerndes Abkommen zu treffen, das alle Mißverständnisse des vergangenen Jahr zehnts beseitigt und das zugleich einer Annähe rung die Wege ebnet. Die Möglichkeit eines solchen Abkommens zu erkunden, seine Grund züge iestzulegen, war offenbar die Ausgabe oder mindestens die geheime Absicht des englischen Kriegsministers Haldane, der dieser Tage in Berlin weilte und bei dieser Gelegenheit längere Unterredungen mit dem Reichskanzler und dem Staatssekretär des Äußeren und der Marine und mit dem preußischen Kriegsminister hatte. Es schien also, als ob eine neue Zeit in dem Verhältnis zwischen Deutschland und England anbrechen wollte. Aber während Herr Haldane in der Berliner englischen Botschaft mit dem Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg auf gutes Einvernehmen anstieß, während sich schnell begeisterte deutsche Zeitungsschreiber mit einem Leitartikel zu Ehren der kommenden deutsch-englischen Freundschaft abmühten, zeigte in Glasgow der Erste Lord der Admiralität, der englische Marineminister also, Herr Churchill, in verklausulierten Formen die Grund linien des Verständigungsprogramms. „Eng land muß seine Vorherrschaft zur See behalten — Deutschlands Flotte ist mehr oder weniger Luxus! Wenn aber auf dem Festland gerüstet wird (d. h. wenn die deutsche Negierung in kluger Wertung der Sommerereignifse eine ent sprechende Flottenvorlage einbringt), so werden wir nicht nur nach dem Grundsatz weiter bauen, unsre Flotte immer so stark, als die zweier andrer Länder zu halten, sondern außergewöhnliche Matzregeln ergreifen, um unsre Überlegenheit zur See gegen jeden nur denkbaren Wettbewerb zu sichern." — Das sind zwei Hauptstellen aus Herrn Churchills Rede, desselben Herrn Churchill, der im Vorjahre (in den kritischen Augusttagen) erklärte, daß es Umstände geben könne, die einem Lande den Angriffskrieg zur harten Pflicht machen. — Nein, es nützt nichts, der breiten Öffentlichkeit das Trugbild friedlicher Entwicklung zu malen, die Zeichen der Zeit O bin stiller Mnlck. 8j Roman von Paul Blitz. Wortsetzl^s.) Schweigend sah der Vater Kurt an. Er dachte an seine eigene Jugend. Er fühlte, daß es richtiger war, hier nicht Wester zu fragen, sondern einfach und still zu vertrauen. Deshalb reichte er ihm stumm die Hand hin, die Kurt, wie in einem Glücksrausch, herzinnigst küßte. O wie leicht, wie befreit, wie froh verließ er dies Gemach. Nun war ja alles wieder gut! Nun konnte er wieder hoffen. Wer kaum war er draußen, fiel ihm ein, daß ja morgen dieser zweite Wechsel fällig war. Verwünscht! Daß er auch so bodenlos leichtsinnig gewesen war! Einfach unverzeihlich war das! Was sollte denn jetzt nur werden!? Er hatte ja gar keine Zeit zu verlieren. Morgen mußte das Geld zur Stelle sein, sonst kam der andre Wucherer auch hierher. Und das mußte mn jeden Preis vermieden werden. Angstbeklommen ging er umher. Dabei mußte er noch ein sorglos heiteres Gesicht machen, damit man ihm hier nicht anmerkte, wie es in seinem Innern aussah. Furchtbar war das, denn er konnte sich nicht gut so verstellen. Mit jeder Stunde wurde seine heimliche Angst größer, denn noch immer fand er keinen Rat, trotzdem er sich das Hirn zermarterte. Gestern, als er seinem Freund Stetten die ganze Affäre gebeichtet, hatte er das in einem forciert fröhlichen Ton getan, um sich den An strich zu geben, als berühre ihn so ein Streich sind in Wahrheit trotz Herrn Haldane auf andre Dinge gestellt. Es nützt nichts, immer wieder den Wgrund mit einer bemalten Leinewand zu verkleiden — er ist da, und nur die Träumen den und die Bequemen, die Gleichgültigen und die Gegner der Größe des Reiches können sich der Erkenntnis seiner Gefährlichkeit verschließen. Es nützt nichts, die Leier zu friedlichen Akkorden zu stimmen, sie klingt mißtönend, und ihre Laute wecken Lei den Ernsthaften keine Be geisterung. Es nützt nichts, den wahren Sach verhalt zu verschweigen, denn bald werden ihn die Glocken von den Türmen läuten, die Sperlinge von den Dächern-pfeifen, und jedes Kaffeekränzchen ihn zum Gegenstand der Unter haltung nehmen: Das deutsch-englische Verhältnis ist unhaltbar geworden. Wer unbefangenen Auges die Tages geschichte verfolgt, muß erkennen, daß über den Frieden verhandelt wird, während man mit eifrigster Energie den Krieg vorbereitet! Für- wahr, das Deutsche Reich steht in einer Schick salsstunde. Wehe uns, wenn wir die Zeichen der Zeit mißdeuten und nach der Hoffnungen weckenden Unterhaltung unsrer Staatsmänner -mit Herrn Haldane vertrauensselig einschlummern. Wehe uns, wenn Herrn Churchills neueste Droh rede uns abhält, dem Reiche zu geben, was die Notwendigkeit des Tages heischt und die Pflicht der Selbsterhaltung gebietet. Es ist ein harter Kampf, aber »ollen wir nicht tatenlos uns selbst aufgeben, müssen wir ihn führen. Und der Reichstag muß den Nachweis liefern, daß Deutschland nicht aufgehört hat, den Frieden zwar zu lieben, aber auch den Krieg nicht zu fürchten. Wird der Reichstag in dieser Schicksalsstunde das Bild der Einheit und Ge schlossenheit bieten, die die letzten Jahre so hitter vermissen ließen, die allein aber eine Antwort an Herrn Churchill bedeuten würden? lll. n. Politische Kuncilckau. Deutschland. * In verschiedenen Blättern ist die Nachricht verbreitet, Kaiser Wilhelm werde im Herbst d. Js. einen Besuch in England machen. Demgegenüber wird halbamtlich erklärt, daß ein solcher Plan nicht besteht und auch nicht bestanden hat. (Ebenso sind die Meldungen von einem bevorstehenden Besuche des eng lischen Königspaares in Berlin durch aus unzutreffend.*» * Für die W ertz u w a ch s st eu er ist in den nächstjährigen Reichshaushaltsetat genau so wie in den laufenden die Summe von 13 Millionen Mark als voraussichtliche Ein nahme eingestellt. Die Veranlagung und Er hebung der Steuer hat nach Lage der Ver hältnisse nicht überall gleichmäßig in Angriff genommen werden können. In einem erheb lichen Teile des Reiches haben die Arbeiten erst vor kurzem begonnen. Die Einnahmen aus der Zuwachssteuer fließen noch nicht regel mäßig und bieten keinen Anhalt für die Schätzung des Aufkommens im Jahre 1912. Italien. * Eine allerliebste Neuigkeit verbreiten fran zösische Blätter. Danach sei Italien entschlossen, den Dreibund nur unter der Bedingung zu erneuern, daß auch die Schweiz dem Bunde bestritt und daß die deutsch-türkischen Beziehungen keine immer engeren werden. — Daß die Schweiz als neutrales Land keinem Bündnis beitreten kann, ist Schulknabenweis heit; im übrigen werden die Bedingungen der Erneuerung des Bundes gegenwärtig noch nicht unter den Beteiligten besprochen, wie eine halb amtliche Wiener Note ausdrücklich hervorhebt. * Unter dem Druck der öffentlichen Meinung, die nun nachgerade des Krieges in Tripolis überdrüssig wird, hat die Regie rung die Ausbeutung des besetzten Landes in der Weise beschlossen, daß der gesamte Bodenbesitz italienischen Burgern, die darum nachsuchen und den Nachweis der Fähigkeit, das Land zu kultivieren, beibringen, kostenlos überlassen werden soll. Die ein- nur ganz oberflächlich, als gaukle er, wie ein richtiger Lebemann, spielend über so ein Vor kommnis hinweg, — heute aber, nun er die Konsequenzen seiner Tat sah, heute war er tief beschämt und niedergedrückt, denn er kam sich in diesem solid bürgerlichen Hause der Arbeit wie eine Drohne vor. Bei jedem Gedanken daran trat ihm das Blut ins Gesicht. Während des Mittags saß er der Tante allein gegenüber, denn der alte Herr sollte sich noch weiter ruhen. Er gab sich die erdenklichste Mühe, seine heimliche Angst zu verbergen und sprach mit heiterer Laune von allen möglichen Dingen und Ereignissen des Tages. Aber das Tantchen, obgleich scheinbar zu hörend, sah ihn doch oft von der Seite an, denn sie merkte, daß seine Heiterkeit nicht ganz echt war. Endlich bekam sie Angst und fragte gerade heraus: „Was ist dir, Kurt? Du verbirgst mir etwas!" Er erschrak. Doch lächelnd antwortete er: „Du siehst Gespenster, liebes Tantchen. Ich verberge dir nichts, absolut gar nichts." Sie schwieg. Wer ihre Unruhe wich nicht. Denn sie fühtte zu deutlich, daß er ihr doch etwas verheimlichte. Gleich nach Tisch kam ihm eine rettende Idee. Der Bruder! Wenn er ihm sein Herz aus schüttete, wenn er ihm alles beichtete! Vielleicht würde der ihm diesmal helfen! Zwar sagte er sich wohl, daß wenig Aus sicht dazu vorhanden war, und ebenso wurde es F heimische araoische Bevölkerung soll jeden Besitzanrechts für verlustig er klärt werden. Man erhofft von dieser ein schneidenden Maßregel eine baldige Vernichtung des arabischen Elements. Es fragt sich nur, ob sich diese dem Völkerrecht Hohn sprechende Gewaltmaßregel so leicht durchführen lassen wird. Rußland. G Aus Anlaß des Besuches, den der König von Montenegro dem Zaren abgestattet hat, fand im Petersburger Schlosse ein Fest mahl statt, bei dem zwischen dem Zaren und seinem Gaste auffallend herzliche Trinksprüche gewechselt wurden. — Es scheint, daß der König von Montenegro, der noch immer gewisse Hoff nungen bezüglich eines Gebietszuwachses an der türkischen Grenze nährt, jetzt den Zaren für seine ehrgeizigen Pläne gewonnen hat. Es wird jetzt auch begreiflich, gegen wen sich eine kürzlich veröffentlichte Note der türkischen Re gierung richtete, in der festgestellt wurde, daß für das kommende Frühjahr alle Maßregeln „für jedweden Zwischenfall auf dem Balkan gestossen" seien. Afrika. G Bei dem Kaiser Menelik von Abes sinien trifft das alte Sprichwort zu, daß Totgesagte noch recht lange leben. Schon vor länger denn einem Jahre war die Nachricht durch englische Blätter verbreitet worden, daß der Kaiser Menelik gestorben sei. Jetzt berichten englische Zeitungen dasselbe mit dem Zusatz, daß in ganz Abessinien Unruhe herrsche, die das Leben der Europäer bedrohen. In einer Zu schrift, die der ,Voss. Ztg.' vom „Afrikanischen Studien-Syndikat" zugehr, wird nun darauf verwiesen, daß englische Blätter diese falschen Nachrichten verbreiten, um deutsches Kapital aus Wessinien fern zu halten. Die Wahrheit ist, daß Menelik, wenn auch in geistiger Umnachtung, lebt, und daß in Abessinien nirgends Unruhen ausgebrochen sind. — Unsre Freunde jenseits des Kanals sind „smarte" Geschäftsleute! Asien. * Obwohl die Ma n d s ch u -D y n a sti e in China formell auf den Thron schon seit drei Wochen verzichtet hat, erläßt der Hof nach wie vor Kundgebungen und nimmt sich der Um wandlung des Kaiserreiches in eine konsti tutionelle Republik mit einem Eifer an, der dem Europäer unverständlich ist. So ist an die Gouverneure jetzt ein Erlaß ergangen, in dem sie mit dem Verzicht des Kaisers be kannt gemacht und aufgefordert werden, dem Lande vor allem die Ruhe zu erhalten. Deutscher Keickstag. Am 13. d. Mts. eröffnet erster Vizepräsident Scheidemann die Sitzung um 2 Uhr 16 Min. Der Vizepräsident teilt zunächst das nach der letzten Sitzung von den Schriftführern ermittelte Ergebnis der Schriftführerwahlen mit. Von 381 abgegebenen gültigen Stimmen haben erhalten die Abgg. Bärwinckel <»at.<!ib.) 363, Neumann-Hofer (fortschr. Vp.) 360, Stückten lsoz.) 290, Morawski (Pole) 280, Rogalla v. Bieberstein (kons.) 241, Engelen (Zentr.) 234, Beizer (Zsntr.) 227 und Fischer- Berlin (soz.) 2l6 Stimmen. Dann teilt der Präsident die Mandatsniedsr- legung des Abg. Frhrn. v. Hertling wegen Er nennung zum Ministerpräsidenten der Krone Bayerns mit. Er verliest ferner ein Schreiben des bisherigen Präsidenten Spahn, das folgenden Wortlaut hat: „Berlin, den 12. Februar 1912. Dein Reichs tags-Präsidium teile ich ergebenst mit, daß ich hier mit das Amt des Präsidenten niederlege." Ein Verzicht des zweiten Vizepräsidenten Paasche ist nicht eingelaufen. Die Abgg. Gröber (Zentr.) und Basser mann (nat.-lib.) beantragen Vertagung, die ein stimmig beschlossen wird. Der Präsident schlägt vor, die nächste Sitzung Mittwoch abzuhalten, mit der Tagesordnung: Wahl des ersten Präsidenten; Interpellationen und Etat. Schluß 2 Uhr 20 Minuten. k^raftwagenboote in äen I^aisermanövern. M In dem diesjährigen Kaisermanöver werden Versuche mit einem neuen Kraftwagen ihm herzlich schwer, gerade dort als Bittender zu kommen, aber schließlich waren sie doch Brüder, durch das Band des Blutes zusammen- gehalten — ganz gleich, er tat es. Gegen drei Uhr fuhr er hinaus. Um aber jedes Aufsehen und jeden Verdacht von vornherein abzulenken, nahm er nicht das Gespann des Geschäfts, sondern ging von Hause zu Fuß weg und mietete sich erst am andern Ende des Städtchens ein Fuhrwerk. Herzklopfend kam er in Schönau am Nun erst empfand er das Peinliche, das Beschämende seiner Lage. Als Bruno ihn kommen sah, war er ganz sprachlos. Was bedeutete denn nun das wieder? Erst der. Vater und nun der Bruder? Sollte das vielleicht gar nochmals solche Komödienszene geben wie letzthin. Das dürfte nett werden! Schon die Begrüßung von feiten Brunos fiel geradezu formell aus. Wer dennoch raffte Kurt allen Mut zu sammen und ging geradeswegs auf sein Ziel los. „Staune nicht über mein Kommen," begann er mit bittenden Blicken, „wie du mich hier, siehst, bin ich in größter Not." Schweigend, in eisiger Ruhe, stand Bruno da. „Alle meine Hilfsquellen sind erschöpft. Ich weiß mir absolut keinen Rat mehr. Deshalb komme ich nun zu dir." „Natürlich, der Notnagel bin ich euch ja immer nur gewesen," klang es bitter zurück. „Lieber Bruno, ich bitte dich, jetzt nicht in diesem Ton! Es handelt sich hier um meine Existenzfrage! Also sag', darf ich ganz offen zu dir sprechen?" - gemacht werden, der sich augenblicklich im Bau befindet und voraussichtlich im Mai oder Juni dieses Jahres sertiggesiellt werden wird. Es ist eine Zusammensetzung von Automobil und Boot, das sich durch eigene Kraft gleichmäßig auf dem Lande wie auf dem Wasser bewegen kann. Der Bau des Kraftwagenbootes ist derartig eingerichtet, daß durch die Fahrt im Wasser keinerlei Beeinträchtigungen der Wirk samkeit des Wagens erfolgen kann. Ins besondere wird dieses Kraftwagenboot beim Bau von Brücken zum Überschreiten von Flüssen Verwendung fickden können. Ähnliche Fahrzeuge sind in Österreich und Fransteich probeweise zur Verwendung gelangt. Während das französische sich wegen einiger Fehler in der Bauart nicht bewährte, hat das österreichische Kraftwagenboot bei mehreren Versuchen in Manövern gute Dienste geleistet. Es sind darum in diesem Jahr weitere Versuche mit dem Kraftwagenboot auch in Österreich vorgesehen. Im Anschluß daran sei erwähnt, daß ein deutscher Erfinder bekanntlich vor ungefähr Jahresfrist ein Flug zeug baute, mit dem er infolge einer Vorrichtung, die die Anlegung der Flügel an den Rumpf ge stattete, durch die Straßen fahren konnte. Außerdem war das Flugzeug mit Schwimmern versehen, so daß es sich hätte im Wasser bewegen können. Es wäre dies also eine Vereinigung von Automobil, Motorboot und Flugzeug gewesen. Die Bauart hat sich seinerzeit nicht bewährt und wird augenblicklich umgebaut. Trotzdem aber liegt sie durchaus im Bereich der Möglichkeit, denn das Wasser flugzeug vom Curtiß-Typ 1912 ist bereits derart ausgerüstet, daß sich unter den Schwimmern ein Nädergestell befindet. Das neueste Wasserflugzeug von Curtiß kann also ebensogut auf dSm Lande wie auf dem Wasser aufsteigen. Nimmt man dazu, daß der Ein decker von Marcay Moonen, die „Heuschrecke", die Tragdecken um 90 Grad drehen und an den Körper anlegen und so als Automobil fahren kann, dann dürfte diese endgültige Lösung nicht mehr in weiter Ferne stehen. Die „Heu schrecke" hat sich bisher ausgezeichnet bewährt und soll jetzt sogar als Wasserflugzeug gebaut werden. Deer uncl flotte. — Unter Leitung von Offizieren des Kraft fahrbataillons findet zurzeit im Harz eine vier zehntägige Prüfungsfahrt des neuen Armee- lastzuges statt, der am 1. April n. JS. zur endgültigen Einführung gelangen soll. — Nach dem Jndiensthaltungsplan für die auswärtigen Stationen im Jahre 1912 kommen zur Verwendung: für Ostasien zwei große und drei kleine Kreuzer, vier Kanonenboote, zwei Torpedoboote, drei Flußkanonenboote und ein Begleitdampfer. Die Besatzung dieser Station Wied eine Summe von 5 497 850 Mk. erfordern, d. h. 145,926 Mk. mehr als im Jahre 1911; für die australischen Gewässer zwei kleine Kreuzer und ein Vermessungsschiff, deren Jn- diensthaltungskosten auf 883 560 Mk. zu stehen kommen werden; für die westafrikanische Station zwei Kanonenboote und ein Vermessungsschiff, für deren Jndiensthaltungen 155 560 Mk. vor gesehen worden sind; für die ostafrikanische Station zwei kleine Kreuzer, deren Stationierung 567 000 Mk. beanspruchen wird; für die amerika nischen Stationen ein kleiner Kreuzer, dessen Stationierung 513 420 Mk. beansprucht, und für Konstantinopel ein Stationsschiff, dessen Jndiensthaltung mit 72 420 Mk. vorgesehen worden ist. Von unä fern. V Kaiser Wilhelm und die arme Kon firmandin. Ein vor der Konfirmation stehendes Mädchen in Förderstedt, dessen Eltern in den ärmlichsten Verhältnissen leben, hatte sich kürz lich an den Kaiser mit der Bitte gewandt, ihm doch zu einem Konfirmationskleide zu verhelfen. Da die Recherchen die Mittellosigkeit der Eltern des Mädchens feststellten, ließ der Kaffer der Bittstellerin aus seiner Privatschatulle jetzt ein Geldgeschenk von 40 Mk. überweisen. „Wenn es sein muß — bitte." Sie setzten sich gegenüber. Und Kurt be gann schweren Herzens zu beichten. Mit beben den Lippen erzähüe er alles, was er getan. Nichts verschwieg er. Sein ganzes leichtsinniges Handeln enthüllte er hier schonungslos und klagte sich vor dem Bruder an. Der hörte ihn zuerst mit Verwunderung, dann mit wachsendem Erstaunen an. Manchs mal mußte er sogar an sich halten, um nicht zu lachen. Solche Dummheit, solchen bodenlosen Leichtsinn begriff er absolut nicht. So konnte nur jemand handeln, der keine Ahnung vom Wert des Geldes hatte, der nie im Leben einen Taler selber zu verdienen imstande war. Sonst gab es keine Erklärung dafür. L Als Kurt zu Ende gesprochen, sah er den Bruder fragend an. Der jagte nun: „Ja, da ist doch die einfachste Lösung, du erklärst dich dem Vater." „Das ist nicht möglich, Bmno! Du hörst ja, daß Papa vor jeder Aufregung bewahrt bleiben soll." „Nun, so geh' doch zu deinen reichen Freunden, mit denen zusammen du dein Geld . verjubelt hast. In solchen Situationen pflegt man sich ja in diesen Kreisen auch gegenseitig Herauszureißen." Kurt wurde wt vor Arger, aber er nahm sich zusammen. Noch einmal bat er: „Bruno, laß doch in diesem Augenblick den ironischen Ton. Du kannst doch den Emst meiner Lage nicht verkennen." Ruhig erwiderte der Were: „Wer hat dich in diese Lage gebracht? Wer anders als du?"
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