Volltext Seite (XML)
Amtsblatt Mr die Ortsbehsrde und den Gemeinderat zu Bretnig. L»kal-«Miger für die «reinig. HaaSwalde, SroKrSdrsdorf, Kraakentdal and Nmgegens. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch unk Sonnabend bonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegrbenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" i ierteljährlich ad Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus I Mark ->N Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeine» Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsbote» jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach llebcreinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^/zll Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag Uhr einzusenden. Zckriftleilung, Druck und Verlag von N. Zchuvig, Drelnig. Rr 4. Sonnabend, Leu 13. Januar 1912. 22. Jahrgang. O-rtttches und SäälMches. Bretnig. Bei der Hauptwahl im Jahre 1907 betrug die Zahl der Wahlberechtigten im 3. sächsischen Reichstagswahlkreise 33 850. Davon machien 30 272 Wähler von ihrem Wahlrecht Gebrauch. — Schulwesen. Am 1. April 1912 tritt der vom Reichstag beschlossene neue § 120 der Gewerbeordnung in Kraft. Er wird als «in kleines Fortbildungssckulgesctz bezeichnet «nd soll überall, wo die Landesgesetzgebung noch rückständig ist, die Errichtung von Fort bildungsschulen ermöglichen, und zwar, was am bedeutsamsten ist, auch solche für Mäd chen. Alle gewerblichen Arbeiterinnen können, ebenso wie weibliche Handlungsgehilfen, durch Ortsstatut der Fortbildungsschulpflicht bi« zum 18. Lebensjahre unterworfen werden. „Als Fortbildungsschulen im Sinne dieser Bestimmung gelten auch Anstalten, in welchen Unterricht in weiblichen Hand« und Hausar beiten erteilt wird (§ 120, 2)/ Durch diese Vorschrift wird e» auch möglich, Schulen ein- zurichten für solche Mädchen, die in der Schnei derei, Weißnäherei, Putzmacherei beschäftigt sind. Für sie besteht ja jetzt die Möglichkeit, Gesellen« und Meisterprüfungen abzulegen. Wichtig ist auch die neue Bestimmung des 8 120, daß MädchenfortvildungSschulen durch die höhere Verwaltungsbehörde angeordnet werden können, wenn die Gemeinde die Errich tung derselben unterläßt, trstzdem ein Bedürf nis dazu vorhanden ist. Da» preußische Ministerium hält diesen neuen Zusatz zur Gewerbeordnung für so aursichtsvoll, daß e« sein Landetfortbildungtschulaesetz, das im vorigen Landtage von der Mehrheit zu Fall gebracht wurde, gar nicht wieder einbringen will. Hoffentlich bringt dieser § 120 auch für Sachsen einen (neuen Anstoß, die Mäd- chensortdilvungSschule ernstlich zu fördern. Hat doch unser Kulturminister bereits ange kündigt, daß die Mädchensorlbilbungsschule im neuen Schulgesetz enthalten ist. — Neue Verordnung für Chauffeure. Dar Ministerium de» Innern hat an die Kreis hauptmannschaften eine Verordnung erlassen, in der e» heißt: Zur Ausstellung der Zeug nisse über die Körperbeschaffenheit von Per sonen, die um die Erlaubnis zum Führen eine« Kraftfahrzeuge« nachsuchen, sollen in Zukunft nur noch befugt sein die Bezirksärzte, die Anstalt-bezirks- und Stadtbezirksärzte, sowie ihre Stellvertreter, die Gerichts- und die Potizeiärzte. Bei Ausführung der Unter suchungen sind die Grundsätze zu beachten, die in einer Anleitung ausgestellt sind, welche im Dresdner Journal abgedruckt ist. — Von der Eisenbahn. Ein neuer Schritt zur Vereinheitlichung des Eisenbahnwesen» ist jetzt getan, die geplante Gepäckeinnahmege- meiuschaft der deutschen Eisenbahnen ist zu stande gekommen. Die meisten Staatsbahnen, nur die Bayern» fehlt, sind übereingekommen, die Einnahmen au» dem Gepäckoerkehr nicht mehr einzeln nach den Berkehrrverbindungen, sondern »ach besonders ermittelten Verhält- ntszahlen summarisch zu verteilen. — Zum Beginn de» Jahre« 1911 waren noch 278 Inhaber des Eisernen Kreuzes 1. und 2. Klasse am Leben, gestorben sind im Lause dieses Jahre« 23, darunter 2 der 1. Klasse, so daß in der Rangliste 1912 noch 255 Inhaber zu finden find, und zwar 7 der 1., 233 der 2. Klaffe, 15 tragen das Kreuz am weißen Band. Bi« auf 3 Offiziere sino sämtliche Inhaber im Ruhestande, von den ersteren tragen die 2. Klass: Generaloberst Fchr. v. Hausen, Staats- und Krisgsmiaister, und die kommandierenden Generäls des Xll. und XlX. Armeekorps d'Zlsa und o. Kirch bach. Bischofswerda, 10. Jan. Heute nachmittag entstand kurz nach 2 Uhr in der am Markt gelegenen Bäckerei Ficht im Kohlen keller, in bem gegen 300 Zentner Kohlen lagerten, ein Brand, der nur nach angestrengter mehrstündiger Tätigkeit der Feuerwehr gelöscht werden konnte. — Wahlkcawall in Dresden. Der unge wöhnlich heiße Kampf um den NsichStagSwahl- lreis Dresden-Altstadt führte am Dienstag abend zu verschiedenen recht unliebsamen Auftritten. Der Wahlausschuß für die Kandidatur de« gemeinsamen Kandidaten der Ocvnunzsparteien Herrn LandgerichtSdirektoc Dr. Heinze, der den Wahlkreis bisher ver treten, hatte für Abend '/,9 Uhr in den ci. 2000 Personen fassenden Saale de« „Kiy'tall- palasies", der in einem Arbeiterviertel liegt, sine öffentliche Wahlversammlung elnberufen. Schon um 7 Uhr hatten von zunächst ver kappten, aber sich später demaskierenden Führern geleitete sozialvemokrstische Mengen, unter denen sich viele Frauen befanden, den Saal gefüllt, sodaß er polizeilich gesperrt werden mußte und nationalgesinnte Wähler nur noch ganz spärlich Platz finden konnten. Auf der Straße sammelten sich mehrere lausens Genossen an und drohten den Verkehr zu hemmen. Ein starke» Polizeiaufgebot war nötig, um wenigsten» die Gleise der Straßen bahn freizuhalten. Diese Blockierung der Straße dauerte bis in die erste Nichtstun de. Zur Aufrechterhaltung der Ocdnunz pa trouillierten Schutzleute zu Pferde und zu Fuß die belagerte sowie dis umliegenden Straßen auf uns ab. An faulen Witzen und höhnischen Zurufen war kein Mangel. Im Saale hingen die Genossen am Rsdnerpodium, an den Galsrie- brüstungen und Wänden, sowie an auseinander getürmten Hüten auf den Tischen Zettel und Plakate mit brr Inschrift: „Wählt G'cad- nauer!" Al» Herr LandgerichtSdirektorDr.Heinze den Saal betrat, rmpfing ihn schwacher Beifall, Hohngelächter, Pfeifen und Znchen, und im gleichen Augenblick kam auch Herr Schrift steller Dc. Gradnauer, der sozialdemokratische Kandidat, herein, dem nun ein Jubelstucm um brauste, der minutenlang anhielt. Da« etwa ir/zstündige, sachlich gehaltene, die sozial- polttischenFoctschritleDrulschland« behandelnde Referat wurde vielfach durch Pfeifen, Johlen, Gebrüll, höhnische» Gelächter und zum Teil ganz unflätige Zwischenrufe gestört, sodaß Herr Rechtsanwalt Dr. G. Kaiser drohte, die Versammlung zu schließen. Nach dem Referenten hielt Dr. Gradnauer eine sozialdemokratische Debatterede von 2 Stunden. Ein Schlußwort Dr. Heinze'« wurde durch Höllenlärm zur Un möglichkeit. Unter Absingung eines revolutio nären Liedes und Hochrufen auf Dr. Gras« naucr zogen die Massen gegen 1 Uhr auf die nur noch schlecht beleuchtete Straße und warteten hier auf Herrn Landgerichtsdirektor Dr. Heinze. Als dieser erschien, hob der Lärm von neuem an. Etwa 10 Schutzleute nahmen den Kandidaten in die Mitte, um ihn zu einem daherkommenden Straßenbahnwagen zu geleiten. Schreiend und johlend, pfeifend und gestikulierend rannten Hunderte der Es korte nach, und dem stark mit Schutzleuien besetzten Wagen wurden bei der schnellen Ab fahrt widerwärtige Schimpfworts nachgerufen. Nunmehr gelang es der Polizei, die sehr nachsich- ttg war, oen Mob zu zerstreuen. Aus den Reden der abziehenüen Trupps war zu entnehmen, daß oie Kcawalle wohl vocbecertöt waren und man ihre Verstärkung beabsichtigt hule. Dresden. (Landtagsnachrrchten.) Den Anforderungen der Zeit entsprechend soll im Königl. Ministerium de« Innern eine Ver mehrung der Stellen der sachverständigen Räte erfolgen. Die bisher teilamtlrche Funktion os» medizinische» Rates und oes Rates für Vetecinärsachen wird in eine ordentliche Ra?s- stelle verwandelt und außerdem ein bau technischer Rat neu einge,ühct, sodaß neven den Juristen im Mmmerrum oe» Inner» in Zukunft wilksn werden j; 1 landwirtschaftlicher, geweroetechnischer, medizinischer und bau- lschnischer, sowie ein Rat für Leterinärsachen (LandeSlierarzt). Vorausjetzung zu derNeuerung ist die Zustimmung res Landtages, mit deren Opportunität sich die Fmanzdepulation -st. der Zweiten Kammer demnächst d-fchäfligen wird. Nach der Begründung, die die Königs. Staats- regierang oer euispcechenoen Vorlage gegeben hat, werde» die Kammern ihre Zustimmung hierzu kaum versagen könne». Dippoldiswalde. (Verhaftung.) Unter dem Verdachte, mit dem flüchtigen Direktor der Vereinsoank Willkomm Geschäfte zweifelhafter Art gemacht zu haben, sind oer Mühlenvesitzer Wünschmann in Neinyardt»- gcimma uno sein Sohn, Leiter der Hambur ger Filiale dec Aktiengesellschaft Mann u. Willkomm in Heidenan bei D:e»osn, verhaftet wokden. — In Zachen dec V.'reinsbank Dippoldis walde wird weiter gemeldet, baß Artur Wünschmann wieder aus sreien Fuß gesetzt worben ist, nachdem er in Freiberg, wohin er gebracht worden war, nachgewie,en hatte, daß er nicht der eigentliche Leiter der Ham burger Filiale der Flcma Mann u. Willkomm in Heidenau gewesen ist. Em Gerücht wollte wissen, der flüchtige Kassierer Willkomm sei von russischen Gendarmen an der Grenze ver haftet worden. Es bestätigt sich jedoch nicht. Ein von einem Sportplätze eingegangenes Telegramm scheint bestimmt zu sein, die Spur Willkomm» verwischen zu helfen. Sckandau, 11. Jan. Gestern nach mittag ertrank beim Schlittenfahren der 11- jähcige Schulknabe Henry Ehrlich von hier. Die Warnungen seiner Mitschüler nicht vs- achleno, fuhr er zu nahe an den Elbstrom, sodaß er die Herrschaft üser den Schlitten ver lor und in den Fluten versank. Sein Leich nam ist noch nicht geborgen. — (Vlutvergistung.) Wie vorsichtig man auch bei leichten Verletzungen sein muß, be weist wiederum ein Fall, oer sich in Königs walde Mitte Dezemoer ereignet Hal. Ein Einwohner war bei Reparaturardeiten im Schweinestall beschästigt und hatte sich hierbei mit dem Hammer eine kleine Wunde an dem rechten Zeigefinger beigeoracht. Der Finger schwoll nach kurzer Zeit stark an. Obwohl schließlich ärztliche Hitte in Anspruch genom men wurde, ist der bedauernswerte Mann an Blutvergiftung gestorben. — Um die in Kirchberg ausgeschriebene Sürgecmeisterstelle sind 57 Bewerbungen ein- grgangen. — In Laußnitz ist die Familie der Stein arbeiters Stögvauer von einem schweren Un glücksfall heimgesucht woroen. In Abwesen heit der Eitern Halle sich bas etwa 4 Jahre alte Töchterchen wahrscheinlich am Olea zu schaffen gemacht, hierbei Haven sich die Klei der entzündet und da» Kina ist hilflos so ver brannt, daß es tot in bec verqualmten Woh nung aufgesunde» wurde. Da» traurige Ereignis erregt lebhafte Teilnahme. Köuigstern, 11. Jan. Die vom hie sigen Lehrerkollegium ausgegangene Einrich tung, armen und unterernährten Schulkindern ein Töpfchen warmer Milch zu oeraareichen, ist mit dem Schulbeginn dieses Jahres m» Leben getreten. 90 Schulkinder au» dec Schulgemeinde Königstein lulks oer Ziüe mit Hütten erhalte» während oer großen Pauss um 10 bez. 11 Uhr '/i Liter warme Mili an den Schultagen, uno soll bei» Beteiligt«» bi» Ostern mess Wohltat zuteil weroen. Johanngeorgenstadt. (Dem Tode ausgesetzt.) In Neudek wurde in einer Dach kammer eine vor Hunger völlig erschöpfte uno halb erfrorene 26 Jahre alte Frau ausgsfan- oen und in« Krankenhaus übergesühct. Ela Kiecht Halle die Unglückliche vor 3 Wochen heimlich an diesen Ott georacht, wohin ec ihr täglich Nahrung brachte. Vor 14 Tagen schied er au« dem Dienste und seit dieser Zeit blieb bas Maschen verlassen zurück. Der Unmensch wurde verhaftet. Bodenbach, 9. Jan. Der seit langem dringend notwendige Umbau oe» Bodenbacher Bahnhöfe« soll nunmehr im Jahre 1913 erfolgen. Die Kosten de» Baue» sind mu 9 Millionen Kronen veranschlagt. Die bezüglichen Pläne find bereit« aurgeacbeilel uno dem Finanzministerium oorgelegl worden, sodaß bis erste Baurate in üen Voranschlag für da« kommende Jahr eingestellt werden kann. Der Umbau soll einen Zeilram von 8 Jahren um- sasien. Ferner soll eine Unterführung oe» Bahnkörpers in Rosawitz, unb zwar noch in diesem Jahre eriolgen. In Tetschea sollen die Bahnyossanlagen gründlich geändert werden. Kirchennachrichten von Bretnig. 2. Sonntag nach Epiphania«: 9 Uhr: Pre» Liglgottesoienst, Text: Psalm 8, 2—10, Thema: „Laßt uns achten auf die Predigt der Sterne!" Ertrag der Heidenmissionskollekte: 80,49 M. Getauft: Linda Frida, Tochter d. Fab rikarbeiters Otto Alwin Klengel; Emma Annemarie, Tochter de» Kaufmanns Georg Albert Horn. Ev.-luth. Jüngling-Verein: Sonn tag den 14. Januar abend» 8 Uhr: Versamm lung im Anker. Ev lnth Juagfranenverei« Mitt woch den 17. Januar abenos 8 Uhr: Ver^ sammlung in der Rose. Klrchennachcichten von Großröhrsdorf. Geburten: Arthur Hellmul, S. oe« Fabrikweder» uno Musiker» Gustav Arthur Großmann Nr. 338 c. — Frida Ilse, T. de« Heizer» Emil Arthur Müller Nr. 134 f. — Martha Gertrud, T. de« Fabrikarbeiter« Alwin Paul Hempel Nr. 314 i. — Erna Ilse, T. de» Tifchlecmstrs. Hermann Martin Schreier Nr. 134p. — Außerdem 1 unehelicher Knabe. Ehei chließungen: Otto Hugo Schä fer, Fabrikarbeiter Nr. 134 k mit Anna Martha Schöne, HauSwolde. Sterbefälle: Selma Sibylla Schöne ged. Brückner Nr. 301, 75 I. 1 M. 17 T. alt. — Willi Kurl, S. o. Schneidemühlen- arveilei« Gustav Emil Janke Nc. 250, 7 M. 10 T. alt.