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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-AnMtt für die Ortschaften «reinig, Hauswalae, Großröhrsdorf, Frankenthal nnd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich t»ei Mal: Mittwoch und Sonnabend ' bonnement»prei« inkl. de« allwöchentlich beigegebenen »Illustrierten UnterhaltungSblatt^" ' ierteljöhrlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark W Pfennige, durch dir Post l Mark exkl. Bestellgeld. Inserat-, die 4 gespaltene «orpu»z-il, 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den «L gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser« sämtliche Zeitung«bote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähr« wir Rabatt nach Uebereinkunft. Ins,rat« diu-, wir für di- Millw»».Rum«,r bi« Dxn«i°, »ormMa, ' ,!> Uhl, lii, di« «omi»b-»d.«umm«r bi« s>«»«« »»-will», >,.n Uhr Nr. 3. SArifHeilung, Vruilr unb Vrrisg von Ü. Uchuvitz, Drtkmg. 22. Jahrgaa« Mittwoch, den 10. Januar 1912 «u« »«» »«««. Berlin, den k. Januar 1912. Deutsch land steht unter dem Zeichn oe« Wahl kampfe«. Aber obwohl seit Sonaten davon gesprechrn wurde, daß diesmal die Schlacht be sonder« heftig toben werde, si will e« doch scheine«, al« ob jene starke Anteilnahme, die im Jahre 1907 die breitesten Vtksschichten be herrschte, diesmal nicht vorhawen ist. Gewiß geraten hier und da die Parte«« heftig anein' andek, e« werden Berge von Paper und Ströme von Tinte verschrieben, um einander anzuklagen oder zu widerlegen, aber di! große Masse der Wählerschaft bleibt bi« ium Wahltage doch kühl. Darum läßt sich hierzulande sehr schwer Voraussagen, wie sich dar Ergebnis der Wahlen gestaltet, und man muß abwarten, bi« der 12. Januar die allgemeine Spannung löst. — Leiver Hal auch die abgelaufene Woche wieder einmal gezeigt wessen wir un« auk dem Gebiete ttr Spionage zu verschen Haden. Dec Fal des au» der Festung Glatz entflohenen französischen Spion« Hauptmann Lux hat mit Rrchi die öffentliche Meinung Deutschland« erreft. E« mag dahingestellt bleiben, ob die Verwaltung es an der notwendigen Aufmerksamkeit hat fehlen lass«», da« Wort eine« Offizier« ist schließlich noch immer bindend gewesen, wenngleich ja 1870/71 französische, in Gefangenschaft ge ratene hohe Offiziere, nachdem sie gegen Ehrenwort entlasten worden saren, wieder am Kampfe teilgenommen habm. Lux aber hatte sein Wort gegeben. N«d mögen die französischen Zeitungen auch noch so geistvoll um den Kern der Sache heruisischreiben, Ker Entflohene, den sie zum Nationalhelden stempeln, hat sein Wort gebrochen. An uns wird «» sein, Maßnahmen gegen die Möglichkeit er neuten Wortbruch« zu treffen. — Noch immer sucht man in Frankreich nach einem SünSen- bock, der dir Schuld an der Abtretung de« Kongogebiete« an Deutschland tragen soll. Jetzt scheint man ihn endlich in der Person de« Botschafters Cambon gefunden zu Hiden. Er soll zuerst von der Gebietsabtretung ge sprochen haben. Der Arrgrr über die Ab tretung wächst in vem Maße, in dem die Schwierigkeiten bei den französisch-spanischen Verhandlungen sich häufen. Vergeblich steckt man sich Hinler England. Vie Londoner Regierung will augenscheinlich Spanien nicht kränken, indem e« zum Nachreden zuredet. Und Spanien denkt nicht daran, da» einmal besetzte marokkanische Gebiet zu räumen. Deutschland kann zufrieden sein, daß e« endlich von den marokkanischen Schmerzen befreit ist. — Luf dem KrtezSschauplatz in Tripoli» hat sich in de„ letzten Tagen nur wenig Neue« ereignet. Die türkische Voraussage aber, daß Italien über Ainzara hinaus nicht werde Vor dringen können, scheint sich vollauf zu er füllen. Vielleicht kommt e» daher, daß wiever einmal Gerüchte von einem nahe bevorstehenden Frieden die Last burchschmirren. Hat doch selbst der türkische Aroßwesir in einem amt lichen Rundschreiben erklärt, die Türkei stände vor dem Abschlusse eine» ehrenvollen Friedens. Ob sich da« Gerücht bestätigt, muß freilich abgewartet werden. Jedenfalls läge ein solcher Abschluß de» tripolitanische» Abenteuer« im Interesse beider Kriegführenden, und darüber hinaus im Interesse ganz Earop iS. — Leiber würde dieser Friedensschtuß für da» Jahr 1912 nicht besonder« friedliche Aussichten eröffnen. Denn in Ehina geht der Wirge- «ngel der Revolution durch da« Land, und e» gewinnt immer mehr den Anschein, al» ob auch die R«volution dem erwacht«« Lande nicht die ««twendige Ruhe und Einigkeit bringen kann. Im Gegenteil: der Norden ist noch immer mandschutreu, der Süden wünscht die Republik, Tibet und di« Mongolei machen sich selbständig. Ein jahrtausende alte» Kulturlind zerfällt, «eil einig« Stürmer und Dränger e« in eine Form presse« wollt», in die e» nun einmal nicht hineinpaßt. E« wird noch lange dauern, eh» da« R-ich d«r Mitte bi« schwer« Revolution«krtse üderwunden hak. — Nnd noch schlimmer fast steht r» um Persien. E» war vorauszr sehen, oaß Per» si-n» Unabhängigkeit sehr bald ein unrühm liche« Ende nehmen würde, seit England unb Rußland in einem Vertrage die Unverletzlich keit und Unantastbarkeit Persien« sich und der Welt garantiert hatten. Verträge werde« bekanntlich auf Papier geschrieben und da» zerreißt man. Dann kann man ungestört da» Unrecht ,» Recht verwandeln, wi« e« jetzt Rußland im Norden und England im Süden Persien« tu«. Im Haag aber wird man demnächst wieder gerührt oo» der kommenden schönen Zeit der allgemeinen Völkerverbrüde rung sprechen. Oertli-e» unv SLSiMcheS. Bretnig. Unter starker Beteiligung selten» der Mitglieder und deren Gast« hielt am 6. Januar im Gasthof zum Tchützenhause der hiesige Homöopathische Verein sein 24. Stiftungsfest ab. Herr Bernhard Eichhorn, als Vorsteher de« Vereins, begrüßte nach einigen Konzertstücken all die Erschienenen und gab hierauf Herrn Lffert.Chemnitz da» Wort, der in einem langen, höchst lehrreichen vor trage über Fraueukrankh«iten sprach. Seine Ausführungen fanden allgemeines Interesse und lebhaften Beifall. Mit einem Tänzchen wurde das Fest beschlossen. Bretnig. (Anmeldung neuer Ferusprech- anschlüsse.) Neue Teilnehmeranschlüsse, die im Frühjahrs-Bauabschnitt zur Ausführung lam men sollen, sind spätesten« bis zum 1. März bei dem zuständigen Vermittlungsamt anzu melden. Später angemeldete Anschlüsse kön nen während Liese« Bauabschnitte« nur her gestellt werben, wenn zur Deckung de» Mehr- auswandr« ein entsprechender Kostenzuschuß entrichtet wird. — Als Stichwahltermin für die Rsich«- tagswahl im Königreich Sachsen ist im allge meinen der 20. Januar in Aussicht genom men. Je nach den örtlichen Verhältnissen bleibt es jedoch jedem Wahlkommissar über lassen, innerhalb dir gesetzlich sestgelegten Gren zen für seinen Wahlkreis einen anderen Termin frstzusetzen. — Die 2. Klaffe der 16 t. König!. Sächs. Landeslotterie wird am 17. und 18. Januar gezogen. Großröhrsdorf. Der hiesige Mili tärverein begeht am 2S. Jrnuar d. I. di« Feier seine« 50jährigen Bestehen». Bautzen, 8. Jin. Wegen Tierq zälerei und schweren Rltckfalloiebstahl» wurde der 27 Jahre alte, schon 22nal vorbestrafte Stall schweizer Richard August Matthe» au« Döhl-n von der I. Strafkammer de» hiesigen Kgl. Landgericht« zu 2 I ihren 4 Monaten Zucht- hms und 5 I ihren Ehrverlust verurteilt. Matthe« stano kurze Znl bei dem Gutsbe sitzer Vetter in Zochau al« Knecht m Dienst. Daselbst mißhandelte er da« ihm anvertraute Pferd in roher Weise, indem er da» Tier mit «ine« Heugabelsttile nnd einem Sensen, bäum schlug sowie auch mit der Heugabel in -a» Maul stach, so d-ß da» gequält, Tier längere Zeit nicht ordentlich fressen konnte. Nachdem der rohe Mensch seinen Dienst in Zochau verlassen hatte, kam er nach König»- brück. Dort lernte er einen Arbeiter kennen, in dess«n Wohnung er einen Kasten de» Kleider schranke» erbrach nnd daraus 000 Mk. stahl. Al» er festgenommen wurde, halte er da» Gel» verbraucht. Bautzen, K. Jan. Wegen Beleidigung de» Stadlrate» in Neustadt hatte der Bürger- meister Klag« gegen den I8S4 in Großröhrs dorf geboren--» Handelsmann Bernhard Iuliu« Nitsche in Neustadt angestrengt. Der Grund lag in der Einquartierung in N«ustadt. Nitsche wurde vom Schöffengerichte m Neu stadt zu 5 Tagen Gefängnis verurteilt, doch wurde nach erneuter Beweisaufnahme diese Strafe in eine Geldstrafe von SO Mk. umge wandelt. Zittau. (Gegen die Au«wüchse de» Tanze»«.) Da» hiesige Schöffengericht verur teilt« einen jungen Mann au« Dre«d«n und »in hier wohnende« Mädchen wegen anstößigen Tanzen» »e» sogenannten Schiebetanze» zu SO vez. 15 Mk. Geldstrafe. D r e » d e n. Da» Manöoerunglück in der Elbe im September 1911, da» zehn Oschatzer Ulanen da» Leben kostete, wird ohne gericht liche» Nachspiel blelben, da die alsbald ein geleitete Untersuchung ergeben hat. daß die beiden Offiziere, die die Patrouille führten, keine Schuld trifft. Dresden, 8. Januar. Die gestern in ganz Sachsen ausgetretenen starken Schnee fälle haben mit Au»»ahme von einigen gering- fügiaen Verspätungen aus keiner Linie der sächsischen StaalSbahnrn eine Verkehrsstörung hervorgerusen. Dippoldiswalde. (Konkursverfah ren.) Ueber da» Vermögen der durch die Veruntreuung ihre» Vorstandsmitgliedes Will komm in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Vereinsbank Dippoldtswaloe, e. G. m. d. H., wurde, nachdem die angestrebte Hilfsaktion de» Chemnitzer Bankverein» nicht zustande ge kommen ist, da» Konkursverfahren eröffnet. Der Direktor Willkomm erwarb sich während seine» zweijährigen Hiersein» weitgehende« Vertrauen und verstand e», Sa» Bankinstitut scheinbar oorwärt» zu bringen. Die ganze Schwere dieser Kunde kann man ermessen, weil fast jeder Bürger, der einen Notpfennig zurückzelegt, diesen auf die Vereinabank getra gen hat. Rochlitz. (Unglückssall.) Auf hiesigem Bahnhöfe wurde am Hohneujahr»tage der Hilssschirrmeister Meißner beim Rangieren durch Ueberfahren beider Beine schwer verletzt. Chemnitz. (Vergiftung durch bittere Mandeln.) I« dem Grundstücke Ealitzstraße 8 wurde am Mittwoch mittag die 30 Jahre alte ledige Schneiderin Lina Mina Hertig tot aufgrfunden. Da auf dem Tische bittere Mandeln und Wasser gesunden wurden, und au« anderen Begleitumständen schließt mrn, daß der Tod durch Vergiftung eintrat. Selbst mord dürfte kaum in Frage kommen, da sich vie Verstorbene in durchaus qeorvneten Ver hältnissen befand; e» scheint sich vielmehr um eine nicht beabsichtigte Vergiftung durch bit tere Mandeln zu handeln. Chemnitz. Gme schwere Benzinexplo sion ereignete sich am Donn-r»tag früh gegen 6 Uhr auf eine« Grundstück in der Kloster kroße. Dort wollte« Angestellte der Düng«' abfuhrgesellschaft die Düngergrube -«tlerr«»- Sie Hoden einen eisernen Deckel hoch, t» der Meinung, daß dieser die Lbortgrub, vn* schließe, tatsächlich aber einen Benzinvehälter verschloß. Al» ein Arbeiter d,m »,«,m mit einem Lichte zu nahe kam, »xplodi^t» diese»; ein Arbeiter erlitt schwere Brandw««- den im Gesicht, ein anderer wurde an den Händen und Armen erheblich ""letzt. Plauen i. V, 5. Jan. (Der Schuft«:» junge al« Etaat«anwalt.) Der „falsche Staat», anwalt" au» Planen, dessen Saunerstr«lch i« November v. I. in dem Städtchen Pausa lm Vogtland Aussehen erregte, hatte sich Donneritag vor dem Plauener Landgericht zu verantwort«». Es handelte sich uw de« 16 jährigen ehemaligen Schuhmachttlehrlmg Han« Paul Herrmann aus Chemnitz, der e» verstanden halte, einen jungen Pausaer Buch. Halter zur Herausgabe von 50 Mk. zu «er» anlaffen, indem er sich für einen Staat»««, malt au»gad und mit Weiterungen drohte, weil sich der Buchhalter an einem jung,» Mädchen vergangen haben sollte. Herrmann war selbst mit dem 16 jährigen übelberüchtig« len Mädchen bekannt geworben uns hatte von ihr alles Nähere über ihr Verhältnis zu dem Buchhalter erfahren. Al« rr mit Hilfe eine» gefälschten Schtine« von oem Buchhalter «ei tere Summen verl«ngen wollte, wurde er ent larvt und soeben vom Landgericht Plauen wegen schwerer Urkundenfälschung, Erpressung und Di-bstahl» — er hall, sein.» Meister in Harthau bestohlen — zu 1 Jahr 3 Mona ten Gefängnis verurteilt. Leipzig, 7. Januar. Hauptmann Lux and seine Transporteure. Al« der französische Hauptmann Lux nach seiner Verurteilung vor r-m Reichsgericht zu Leipzig nach der Festung Glatz überführt wurde, oa ließ ihn die Behörde von zwei handfesten GerichlSvienern begleite«, die die Weisung httten, ihrem Arrestanten ungesäumt Fess-l» anzulegen, sowie er etwa Miene machen sollte, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Der Gefangene schien aber an» Auskneifen gar nicht ru denken. Da er dec deutschen Sprache mächtig ist, so unterhielt er sich lebhaft mit seinen beiden Begleitern und meinte im Laufe der Reise: „Man hz^te mir keine Transporteure mitgeben brauchen, ich wäre auch ganz allein nach Glatz gefahren und hätte mrch dort gemeldet." E- sah j den,all» «n, daß tue beiden Beamten scharf auf de« Posten waren und thm keine Gelegenheit zum Entwvchtn Ueßen, die hat er dann nachher erst gefunden. Vom Winter. Starker Schneefall wird aus West, und Ostpreußen gemeldet. In Danzig schneite e« 24 Stunden ununter brochen. Dresdner Schlachtvieh markt vom 8. Januar 1912. Zum Auftrieb kamen 5117 Schlachttier« und zwar 1121 Rinder, 920 Schase, 3067 Schwein; unv 349 Kälber. Dre Pcecs, stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 49—51, Schlachtge- wicht 92—97; Kalben u.»d Kühe: Lebend gewicht 46—50, Schlachtgewicht 8Z—91 ; Bull-n: Lebendgewicht48—51, Schlachtgewicht 86—90; mittlere Mast- und gute Saugkälber: Lebendgewicht 52 —56, Schlachtgewühl 90 di» 96; Schafe 85 —90 Schlachtgewicht; Schweine: Lede»dgrwicht46 —48, Schlachtgewicht 62 —64. E» sind nur oie Preise für vie besten Lleh- sorten verzeichnet.