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(Fortsetzung.) Die Krondiamanten. - Roman von Ü o n r a d D ö r ! u g. i5!nchdruck verboten.) Um elf Uhr vormittags war der offizielle Empfang ange- iagt, rind der Saal des herzoglichen Schlosses war kaum im. stände, die Menge der geladenen Gäste zu fassen. Mit ge wohnter Pünktlichkeit erschien Waldemar der Fünfte an der Seite der Herzogin und nahm unter einem Thronhimmel Plah, ihm zur Seite die regierenden Fürsten und deren Vertreter, die schon vorher einzeln empfangen worden waren. Tie Klänge des Albrechtsburger Marsches verstummten, und es traten die Ver treter der Ritterschaft vor, die mit dein Versprechen unwandelbarer Treue einen kostbaren Ehrendegen über reichten. Dann folgte das Präsidium des Albrechtsburger Landtages mit einer künstlerisch ausgeführtenAdresse, dann die Bürgermeister der Städte, die Vertreter der Industrie, deS Handels, der Geistlichkeit, der Be amten, der Landwirtschaft mit reichen Geschenken, kurz alle Stünde, alle Berufe und alle Klassen der Be völkerung wetteiferten, ihrer An hänglichkeit für den Landesherrn Ausdruck zu geben. Der Herzog dankte einen: jeden mit freundlichen und huldvollen Worten und konnte feine Rührung kaum verbergen, während die Herzogin schon wieder holt das spitzenbesetzle Taschentuch an die Augen geführt hafte. Nach einer Stunde war der Empfang vorüber und die hohen und höchsten Herrschaften begaben sich nach dein Exerzierplatz, uni dort die Pa rade über die Garnison abzuuehmeu. Mit strammem Schritt marschierten die Grenadiere vorbei, und in flottem Trab defilierten die Ulanen, beide Truppenteile aus eingeborenen Al- brechtsburgerLandeskinderu bestehend. Hinter ihnen rumpelte die Artillerie vorüber. Dann ritt der Großherzog die Front ab und berief die Kom mandeure zu sich, um ihnen seine Zufriedenheit auszudrücken. Unter den zahlreichen Zuschauern, die den Landesherri: bei seines Rückkehr nach dem Schloß mit läuten Hochrufen be grüßten, war auch Richard von Waldnngen. Sein Gemüts zustand war kein allzu rosiger, denn er befand sich immer noch unter dem Eindruck des peinlicheu Vorkommnisfes des gestrigen Abends, das er immer noch nicht klar übersehen konnte. Wohl znm erstenmal in: Leben wußte er, der ehemalige Offizier und deutsche Edelmann, nicht, wie er sich in einem Ehrenhandel benehmen sollte. Nach dem in s.inen Kreisen üblichen Ehren kodex wäre der Franzose, als der gekränkte Ehemann, ver pflichtet gewesen, ihn zu sordern, doch Delavigne hatte ihm weder seine Karte abverlangt, noch die geringste Notiz von ihn: ge nommen, ja nicht einmal nach seiner Wohnung geforscht, die zu erfahren doch eine Leichtigkeit gewefen wäre. Was sollte er von dein Verhalten des Franzose:: denken? War Delä- vigne zu seige, den Anbeter seiner Frau vor die Pistole zu forderu? Wohl kaum, denn feige hatte der Mann eigentlich nicht ausgesehen! Oder wollte ihn: der Gatte Evan gelines durch das völlige Ignorieren feiner Person seine Verachtung be zeugen? Teufel ja, das konnte es fein! Aber follte der hergelaufene sranzösifche Abenteurer es wagen, ihn, den Oberleutnant vonWaldungen, nicht für fatisfaktionsfähig zu halten! Sein Blut kochte in ihn: auf! Ob er sich an irgend einen Freund wandte und durch diesen Erkundi gungen über das eigenartige Ver halten Delavignes einziehen ließ? Richard von Waldungen hielt in seinen Gedanken inne. Wenn nun aber die Schritte wirklich zu eiuem Zweikampf führten, in dem er, der sichere Pistolenschütze, den vielleicht doch ganz Harn: losen Plantagen besitzer erschösse, würde nicht das Blut uud der Schatten Delavignes ewig zwischen ihn: und Evangeline stehen, Evangeline, nach der sein Herz leidenschaftlich verlangte, die er Wiedersehen mußte, koste es, was es wolle. Richard sann und sann und fand keinen Ausweg. „Zu dumm, daß ich gestern in: Wintergarten nicht besser 2um 200. Geburtstag: srieäricb äer SroKe.