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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, HmsMse, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend Ä bonnementSprei« inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten UnterhaltungSblatteS" rierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bet freier Zusendung durch Boten in» Hau» l Mark 20 Pfennige, durch di» Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpu»»eile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den Ml gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser» sämtliche Zeitungrbotea jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag ^/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/»11 Uhr »inzusenden. Lckriftleilung, Druck unö Verlsg von N. Lchurig, Breinig. Rr, 5. Mittwoch, Le» 17. Januar M2. 22. Jahrgang. A«S der Wache. Berti«, den 13. Januar 1912. D-r Wahlkampf ist vorüber, aver er hat, wie voi- auszusehen «ar, noch kein, Entscheidung ge bracht, denn e» sind zu viel« Stichwahlen er forderlich, al» daß schon jetzt ein abschließender Urteil über di« Zusammensetzung »es neuen R'ich»tag«S gefällt werden könnt». Man krnn nur von ganzem Herzen wünschen, daß mit den Aufregung«»! der Wahl auch die Parteien kämpfe ein Ense erreicht haben möchten, denn schließlich rufen un» Aufgaben, deren Trag weite noch nicht zu ermessen ist. — In Frank reich ist im Verlaufe d«r Senai»beratungen über da« deuffch-französtsche Kongo-Adkom nen ganz plötzlich eine Ministerkcise «»»gebrochen und unter den Männern, die in Zukunft die Geschicke Frankreich« leiten sollen, wurden in »rfter Linie Clemenceau, der einstige Minister präsident, d»r offen bekannt hat, daß er kein Freund Deutschland» sei und Herr Delcaffs der einstige Minister de» Aeußeren und jetzige Marineminister, genannt, der Mann also, der im Jahre 1905 ganz öffentlich i« Minister, rat zu« Kriege mit Deutschland gedrängt hat. Sprechen solche Vorkommnisse nicht eine deutliche Sprache? Zeigen sie nicht deutlich, wie man jenseit« der Vogesen über »ine Besserung in den Beziehungen zu dem Sieger von 1870 denkt? Wohl oder übel wird deshalb der kommende Reichetag die Frage zu erwägen haben, ob angesichts der Vorkommnisse de« Sommer« und angesicht« der letzten Ereig nisse in Pari» unsere Landesverteidigung al» ausreichend betrachtet werden kann. Dieser Gedanke muß neben allen andern bei den noch zur Entscheidung kommenden Wahlen «ine Rolle spiel»n. — In Österreich-Ungarn wird in den letzten Wichen immer eifriger die Frage besprochen, ob Italien bei dem Dreibunde verbleiben wird, und e« ist be zeichnend für die europäische Lage, daß gerade Politiker, die die Verhältnisse au» Erfahrung genau kennen, die Ueberzeugung vertreten, daß Italien infolge de« Tripolt«-Abenteuera schon au« Zweckmäßigkeitsgründen sich den Mittel- «eermächten anschließen müsse und daher für den Dreibund verloren sei. Selbst wenn über der Dreibund erneuert werden sollte, ist doch nicht zu verkennen, daß er durch Italien» Tripoli«fahrt bedeutend geschwächt ist, denn e» wird noch lange dauern, ehe Italien sich de» sicheren Besitz«» von Tripo- Utanien erfreuen und daran denken kann, einen größeren Teil seiner Streitkräfte zurück zuziehen. Mit Recht bemerkt die „Neue Freie Presse- in Wien, daß demgemäß Italien für den Dreibund nicht mehr ernstlich tu Betracht kommen könne. — Da« Zarenreich hat seine Asienpolitik in alter Eroberermanier wieder aukgenommsn. Amtlich will man zwar nicht zugeben, baß mit der Besetzung Nord persien» die Austeilung de» Lande« begonnen hat, aber man kann doch nicht umhin, zu bekennen, daß die militärische Besetzung eine Zeitlang dauern wird, um dem Laude, da» au« eigner Kraft nicht für Ruhe im Inner» zu sorgen vermag, die Ordnung zu erhalten. Di« Errichtung einer russischen Schutzherr schaft zum mindesten in der Rordprooinz Aserbeidschan ist nur eine Frage der Zeit und England hat bereit« in einem Artikel de« (der Regierung nahestehenden) „Daily Telegraph- darauf hingewiesen, daß sich für di« Londo»«r Regierung leicht die Notwendig, keit ergeben könnt», die Häsen de« Persischen Golf« zu besetzen. — Und wie in Persien, so bereitet sich auch in Ehma die Auflösung de« Reichs« vor. Zvar wird Raßlano hier (in der Mongolei) nicht da» Lrna besetz m, oder gar unter seins Vervaltunz bringen, aber auch hier wird s» dato unter Zustim mung Japans und Englands eine Art Schatz- Herrschaft errichten, bec Jrpan aber «ine solche in der Mandschurei folgen lassen wico. Drr jahrtausendealte Reich ist dem Vicfall g-wecht, weil Vie Unsinigkeit im Innern Herzen Uli Augen der Streitenden so olsnoel«, daß sie die oon außen drohende schwere Gefahr nicht zu erkennen vermochten. Sollte da« näht für un« eine Lehr« sein, alle Volkskräfte zu sam meln, um in der Stunde der Not jedem An sturm von außen gewachsen zu sein? Gewiß, man kann rmt dem Deutschen Rüche nicht umspringen wie mit China, aber dec Streit im Innern schosst so viel Verärgerung, legt so viele Kräfte lahm, daß es sehr wohl wahr scheinlich wird, war ein englische« B.alt dieser Tuge schrieb: „Da» in sich uneinige Deutsch land vermöchte jetzt schwerlich Vie Energie auszubringen, die 1870 zum Siege und zur Einheit führte.- Diese nationale Einheit aber ist das grüßte Gut. Sie gilt «» zu velteidigen. vertttche- und SLckstscheS. Bretnig. Wie wir bereit» durch Extra- Blatt bekannt gegeben haben, findet im 3. sächsischen Reich-tagswahikceise Stichwahl zwi schen Gräfe (Rsf.) und Buck. (Soz.) statt. Gräfe erhielt 13 313, Pudor 7775 und Buck 11 024 Stimmen. — In unserm Orte wur» den für Gräfe 121, für Pudor 96 und für Buck 363, in Großröhrsdorf für Ä. 298, für P. 454 und für B. 877, in HauSwlde für G. 88, für P. 29 und für B. 123, in Ohorn für G. 68, für P. 166 und für B. 279, in Puls nitz für G. 264, für P. 422 und für B. 193, in Kamrnz für G. 648, für P. 560 und fürB. 836, in Bischofswerda für G.589, für P. 417 und für B. 699, in Bautze» für G. 2028, für P. 1772 und für «. 2038 Stim- men abgegeben. — Da« Ergebnis in Sach sen ist folgendes: 1. Wahlkreis Zittau: Fffchec, soz., gewählt. — 2. Bernstadt, Löbau : Stich wahl zwischen Wehrmann, nat.-liv., und Krä tzig, soz. — ,3. Bautzen: S'ichwahl zwischen Gräfe, Res., und Buck, soz. — 4. Dresden- Neustadt: Kaden, soz., gewählt. — 5. Drer- den-Altkadt: Stichwahl zwischen Dkr, Heinz«, nat.-lib., und Dr. Grabnauer, soz. — 6. Dresden-Land: tzor», soz., gewählt. — 7. Meißen: Schmiot, soz., gewählt. — 8. Pirna: Rühle, soz., gewählt. — 9. Freiberg: Stich, wähl zwischen Dr. Wagner, kons.. und Wen del, soz. — 10. Roßwein-Döbeln: Pinkau, soz, gewählt. — 11. Oschatz-Grimma: Stich wahl »wischen Gies«, kons., und Lipinski, soz. — 12. Leipzig-Stadt: Stichwahl zwischen Dr. Junck, nat.-lib., und Lohen, soz. — 13. Leipzig-Land: Geyer, soz., gewählt. — 14. Borna-Pegau: Stichwahl zwischrn v. Liebert, Reich«-., und Ryssel, soz. — 15. Mittweida- Burgstädt: Stückten, soz., gewählt. — 16. Lhemnitz: Ro»ke, soz., gewählt. — 17. Mee rane-Glauchau: Molkenduhr, soz., gewählt. — 18. Zwickau: Stolle, soz., gewählt. — 19. Stollberg-Lößnitz: Schöpflin. soz., ge wählt. — 20. Zschopau-Marienberg: Göhre, soz., gewählt. — 21. Annaverg-Schwarzen- birg: Grenz, soz., gewählt. — 22. Klrchberg- Suirbach-Reichenbach: Dr. Lensch, soz., ge wählt. — 23. Plauen: Stichwahl zwischen Günther, fortschr. Bolk«p., und Jäckel, soz. Bretnig. Zac festlichen Begehung oe» 41. Sustungifeste« halte» sich am Sonntag me Mitglieder ds» hiesigen Mstitacorcein« mi ihren Gästen in großer Z,hl im „Deutschen Hause" eingestellt. Rich einigen oie Feier eröffnenden Konzertstücken nahm der Vor sitzende, Herr Fabcikoesigec Georg Gebler, oat Wort uno hieß die Erschienenen herzlich will kommen. Weltec warf er einen Blick auf sie ü ltscstützungskaff: uns hob dann dis stamecaoichafr, die oec Verein pflege, sowie den in ihm herrschenden Patriotismus ganz oesondec» hervor. Die hübsche Begrüßung», aasv-achs gipfelte in einem begeistert auige- nommenen Hoch auf Se. Majntät den König Fcierrich August. Hierauf wurde den An« wtsenven durch die Aufführung eine» Drei akter« eine angenehme Unterhaltung geboten. Die Darsteller verstanden es, durch treffliche Wiedergabe de» Stücks» die Zuhörer zu fes seln und ihnen lebhaften Beifall abzugswin- nen. Gin animiertes Tänzchen bildete den Abschluß des Vergnügens. Bretnig. GemeinderatSbericht vom 13. d. M. 1. Die Verpflichtung oe» neugewähl ten Gemeindeältesten Herrn Hermann Gebler durch die Königliche Amtshauptmannschafl geschah am 14. Dezember 1911 im Beisein de» Herrn Gemeindeoorstande». 2. liegt der Bericht vom Bezirkstaae vom 18. Dez. 1911 vor. Die vezirkssteuer wird auch im Jahr« 1912 noch in der birhrrigen Weise zur Hälfte nach Grundsteuereinheiten, zur anderen Halste nach Köpfen erhoben. 3. Der Gemeindevorstand wird ermächtigt, die Eingabe um Gleisan schluß an die Bahn Großröhrsdorf mit zu unterschreiben. 4. Die Wasserschöpfe bei Nr. 203 ist Eigentum de» Otto Senf, jedoch darf au» dem Bovenschen Hause Wasser von Kiffer Schöpse geholt werden. 5. Bei der Durchfahrt bei Nc. 135 werden Schilder mit der Aufschrift „Nichtöffentlicher Weg- ange bracht. 6. Die Gebührenordnung der Leichen frau wird dahin abgeändsrt, daß sie 8 Mk. für Erwachsene über 14 Jahre, 6 Mk. für Knaben und Mädchen von 6—14 Jahren, 4 Mk. für Kinder unter 6 Jahren bezieht. Diese Beträge gelten für alle Bemühungen bei einer Leiche, namentlich für da» Waschen, Ankleiden und Emsargen der Lffche. die Be festigung de» Blumenschmucks» und die Be gleitung zum Grabe, sowie für Erstattung der erforderlichen Anzeigen an das Standes amt, den amtierenden Geistlichen und den Gottesackervorsteher. Die früheren Bestim mungen werden aufgehoben. 7. Da« Gesuch der Borsitzenden de» Hebammenverein» um Gewährung einer Entschädigung bei einer Karenzzeit läßt man auf sich beruhen. 8. Tin Gesuch um Erlaß der Gemeindesteuern auf 1911 wird nach vorliegendem Krankheits fälle genehmigt. — Stichwahltermin. Wie bekannt, ist den Wahlkommiffaren in Sachsen von der Regie rung die Aestsetzlng der Stichwahlen auf Sonnabend, den 20. Januar, empfrhlea wor den. Die Kommissare sind aver nicht an die sen Termin gebunoen. So ist für Plauen, wo der Kandidat der Fortschrittlichen Lolks- partei, Kaufmann Günther, gegen den Sozial demokraten in Stichwahl steht, die Wahlhand lung auf Montag, den 22. Januar, anbe raumt worden. Großröhrsdorf. Der diesjährige Kantoretschmau« findet am 16. uno 17. Januar im Mittelgasthsf« statt. — Ein Opfer de» Bankkrach» von Dip« volBLwalde. In seiner Vllla zu Cossebaude bei Dc-soen hat sich am Sonuadenv oec 50 Jah-e alte Bsrlagsbuchhärdlsc Alwin Eichler erhängt. Ec besaß in Dressen ein große« Lulagsgrschäst mit Druckerei, in d«r er 70 bi« 80 Schnellpressen im Betriebe hatte. Ser» Hiuptoerlag waren Jasianrrgffchrchlen, Sen« sationsromans usw. Ec unterhielt im In« und ÄiNlaide Malen und galt al» sehc oec- mizend. We verlautet, soll ec in Aaslanoe große Gelooecluste durch verfehlte Spekula« tionen erlitten haben. Vsa anderer Sette jedoch wird mitgeteiit, daß er mit dem flich- ligen Direktor Willkomm oec VeceinSdank in Dippoldiswalde, di« bekanntlich mit emer Million Mark in Konkurs geriet, bei Dred« oen eine große Filiale habe errichten wolle». Die bereit« eingezahlten Lummen in Höhr von etwa 100 000 Mark soll Eichler bei de» Zusammenbruch der Beremsvank eingebüßt haben. Da» hat ihn in den Tod getrieben. — Ein schreckliche» Ende. Kurz vor Wrih- nachlen wuroe «in au« Aey:r stammender junger Menn bei einem Diebstahl «rtappt, konnte aber entkommen. Auf dem Schutt haufen, einer bei Geyrr niedecgebrannte« Scheune, fand man bild darauf menschliche Ueberriste. Durch zwei Schlüssel, die man ebenfalls dort auffand und die dem Flüch tigen gehört haben sollen, will man die Iden« tität de» Verbrannten und Flüchtigen erkannt haben. Leipzig-, 12. Jan. Schon jetzt wird in wetten Turnerkceisen mit einer nach Zehnta«» senden zählenden Beteiligung am deutsche« Turnfeste 1913 in Leipzig gerechnet. Insbe sondere erwartet man, daß da» Fest zu einer gewaltigen Demonstration de» Deutschtum« im Auslande werden wird. Wie aber jetzt bekannt wird, wird gleichzeitig mit dem Leip ziger Fest ein deutsch-amerikanische» Turnfest in Denver (Colorado) stattfinden. Im In teresse beider Feste ist das sehr zu beoauern, da bei kemem eine geschloffene Beteiligung der deutsch-amerikanischen Turner sich ermögliche« lassen wird. Leider aber wird man an dieser Sachlage nicht» ändern können, da da» ame rikanische Fest durch Beschluß der Bunde-sa- tzung festgelegt ist. Niederschlema, 15. Jan. Am Sonn abend wurde der Werkmeister Reite in »er Leonharvtschen Papierfabrik Jot aufgefunden. Wie sich jetzt heraurgestellt hat, liegt Mord vor. Dem Ermordeten war auf Ser linke« Seite der Schädel zertrümmert, so daß da» Gehirn vollständig blobgelegt war. Der Täter hat sich anscheinend eine» schweren eiserne« Instrumente» bedient. Der Wochenlohn wurde bei Nette noch vorgffunden. Dre-dner SM«chwtetz«i»rtt vom 15. Januar 1912. Zum Auftrieb kamen 5115 Schlachttier« und zwar 866 Rinder, 1004 Schafe, 292» Schweine und 322 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 48—51, Schlachtge wicht 91—97; Kalben «ud Kühe: Lebend gewicht 45—49, Schlachtgewicht 82—SO; Bull-n: Lebendgewicht 48—51, Schlachtgewicht 86—90; mittlere Mast- und gute Saugkälber: Lebendgewicht 53 —57, Schlachtgewicht 91 di» 96; Schafe 85—90 Schlachtgewicht; Schwein«: Lebendgewichts —47, Schlachtgewicht 61 —5». S» sind nur oie Preise für die besten Vieh sorten verzeichnet.