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Allgemeiner Anzeiger : 03.01.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191201030
- PURL
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-03
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.01.1912
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Entwicklungsmöglichkeiten wettrüftung. ! hatte der Präsident werden. rber 100, während im ganzen ber^O Personen bracht, aus gestorben sind. Die maßgebeven Stellen sind ! wichen ist. muß gerüstet sein und darf nicht idealen Träume reien vom Weltfrieden nachhängen. Damit aber ist der Zwiespalt erklärt, der durch die Welt geht: die Sehnsucht nach ewigem Frieden und die harte Notwendigkeit, sich für alle Fälle stark zu machen. Ll. ^.. v. offen zu lassen. — Leben nicht andre Völker unter den gleichen Verhältnissen? Muß in Europa sich nicht besonders das rings einge schlossene Deutschland ebenfalls alle „Entwick lungsmöglichkeiten" offen halten? Tun nicht sogar die kleinen und kleinsten Balkanvölker, die noch immer auf die türkische Erbschaft rechnen, dasselbe ? Wer aber in den kommenden Dingen eine Rolle spielen und nicht abseits stehen will, Räucherfische, die er dann wieder an die Asylisten absetzte. Auch am zweiten Weihnachtstag übte er sein Geschäft aus. In der Schankwirtschaft von Isaak in der Danziger Straße verkaufte er zahlreichen Asylisten, allerdings ohne Wissen und Willen des Schankwirts, seine Bücklinge. Aber nicht nur er, sondern auch der bereits inzwischen gestorbene Kühnel und mehrere andre befaßten sich mit einem solchen Handel. Nur so ist es erklärlich, daß die Vergiftungen einen derartig erschreckend großen Umfang annehmen konnten. Die Behörde wird jetzt noch schärfer als bisher auf diesen gefährlichen Schleichhandel achten. , der Ver. Staaten, Herr Taft, zum ersten Male den Gedanken geäußert, die auf den Haager m Krankenhaus Moabit verstorbnen zwei Personen und der Vie im städtischerObdach ver- torbenen Personen Lträgt zusammen. Weitere Fälle derselben Kr-nkheitserscheinul sind nach amtlicher Feststellltg in keinem )er andern tädtischen Krankeihäuser zur Aneldung ge äugt. Die Leichnöffnung har geben, daß ür die Annahmt daß Jnfektio-krankheiten torliegen, kein Anialt vorliegt. D Vergiftung ist anscheinend ldiglich auf rerdcbenc Nah-, rungsmittel zurvtzuführen." Die Erklärung bezieht sich nur auf die im fldtchen Obdach in der Fröbelswße Erkrankten Sie Gesamt zahl der Erkraikten beziffert ich indessen auf Vie Massenvergistung iiBerlin. O Die eigenartige Krankheit, d im Ber liner Asyl für Obdachlose in der stacht zum Mittwoch ausgebrochen ist und tro aller ärzt lichen Maßregeln in kurzer Zeit übe 50 Todes opfer gefordert hat, ist leider nit ass ihren Herd beschränkt geblieben, denn i Loufe des Mittwoch und Donnerstag sind cht nur im Asyl in der Fröbelstraße neue Tdessälle' zu verzeichnen gewesen, sondern auch iden fernab gelegenen Asyl in der Wiesenstraßeim Polizei gewahrsam und auf Straßen uniPlätzen er eigneten sich weitere Erkrankungenind Todes fälle. Auch aus der Umgebungder Reichs hauptstadt, aus Hermsdorf und Psdam, wer den Todesfälle gemeldet, die das eiche Krank heitsbild zeigen. Die Ursache der merkwürdigen pankheit kann mit Sicherheit erst in einige Tagen fest gestellt werden, wenn die mit derlntcrsuchung der Leichen und Speisereste betram Ärzte und Mediziner ihr schwieriges Amt sendet haben werden. Nur soviel kann mit acht Nachdruck eifrig beschäftigt, die Ursachen der Massenver giftung festzustellen. Es wird immer klarer daß es sich um Massenvergistung durch verdorbene Räucherfische handelt. In den Müllkästen des Asyls wurden sich dadurch einige Groschen, daß er den Händlern und Schlächtern, die mit ihren Fuhrwerken vor der Markthalle hielten, die Pferde beaufsichtigte. Von den für diese Tätigkeit er haltenen Trinkgeldern kaufte er sich billige nämlich Überreste von verdorbenen Bücklingen und Dorschen gefunden. Ferner hat Kriminal kommissar Toussaint Feststellungen gemacht, die die anfängliche Annahme bestätigen, daß es sich um Massenvergiftungen durch verdorbene Räucherfische handelt. Der zuerst gestorbene Frieden nachzusinnen. Denn wie durch den Krieg in Tripolis die Aufrollung der schwierigen Balkanfrage in greifbare Nähe gerückt ist, so droht aus Anlaß der chinesischen Revolution eine gefährliche Krise in Asien. Schon seit Beginn der Wirren hat Japan mit der Möglichkeit einer bewaffneten Einmischung gerechnet und sich dieserhalb bereits mit Eng land und den Ver. Staaten in Verbindung gesetzt. Während man aber in England dem Verbündeten zustimmte (weil man durch ihn ja immer noch genügende Vorteile einzuheimsen gedenkt, wenn Japan in der Beilegung der Wirren eine besondere Rolle spielen sollte), hat die amerikanische Regierung nur eine aus weichende Antwort erteilt, in aller Eile und Stille aber ihr asiatisches Geschwader, das bisher aus sieben Schiffen bestand, auf elf Schiffe gebracht. Man bereitet sich also in Washington vor, an etwaigen kriegerischen Ereignissen tätigen Anteil zu nehmen. Herr Taft hat also allen Grund, von seiner Schiedsgerichtsidee zu schweigen; denn es könnte ihm leicht ergehen wie dem Zaren, der mitten in den Vorbe reitungen einer von ihm veranlaßten Friedens konferenz das Schwert gegen Japan zog, um den einmal errungenen Vorteil in der Man- dschurei mit Waffengewalt gegen Japans Ein spruch zu verteidigen. Daß man unter solchen Umständen nirgends an eine Beschränkung der Rüstungen oder gar an eine Abrüstung denkt, ist selbstverständlich. Zwar hat Japan der Welt verkünden lassen, daß es auf einen (schon beschlossenen) beschleunigten Ausbau seiner Flotte verzichten wolle, aber dieser Verzicht er scheint bedeutungslos, wenn man bedenkt, daß er nur für zwei Jahre Geltung hat und daß in diesen beiden Jahren noch das alte Flottengesetz zur Ausführung gelangt, das Japans Marine in demselben Maße wie die der Ver. Staaten wachsen läßt. Mit Recht hat Japan in voller Öffentlichkeit den Vorschlag des Herrn Taft ab gelehnt ; denn es hätte seine ostasiatische Politik aufgeben und damit auf die Möglichkeit Ver zicht leisten müssen, seiner Bevölkerung alle Friedenskonferenzen beschlossene Schiedsgerichts barkeit weiter auszubauen, aus den bestehenden Schiedsverträgen alle Vorbehaltsklauseln aus- zuscheiden und so in allen Fragen — also auch da, wo es sich um die nationale Ehre handelt — das Haager Schiedsgericht sprechen zu lassen. Als dann im Laufe des Sommers der Ent wurf dieses neuen Schiedsgerichtsvertrages nach England und Frankreich gelangte, ging ein Raunen durch die Welt, daß nun der Krieg unmöglich Von s^lab und fern. Hauptmann Lux aus der Festung Glatz entflohen. Der französische Spion, Hauptmann Lux, ist aus der Festung Glatz ent- "lohen. Er soll sich an Bindfäden, die ur- prünglich zum Verschnüren von Paketen ge- nent hatten, an der Festungsmauer herabge lassen haben. — Der französische Geniekapitän 2ux wurde am 3. Dezember 1910 in Friedrichs hafen unter dem Verdacht der Spionage ver- -aftet. Es stellte sich heraus, daß er Chef des und flotte. — Wie verlautet, beabsichtigt die Marine verwaltung jetzt eine vermehrte Ausrüstung ihrer Werften mit Schwimmdocks auch für die großen Flottenbauten an Linienschiffen und Linienschiffskreuzern. NachdemKiel ein Schwimm dock erhalten, das sich glänzend bewährt hat, wie die schnellen Dockungen der in Kiel an wesenden Dreadnoughts oder des Panzer- Afien. * Nach langem Zögern hat sich derkaiser - liche Hof in Peking, dem Dräigen Juan- schikais nachgebend, zu einem folgnschweren Schritt entschlossen. Er will in Schanghai, dem Hauptsitz, erklären lassen, daß sich di Dysastie und Regierung den Beschlüssen eier konsti tuierenden Versammlung unterwerfet werden. Die Revolutionäre hegen keinen Zteifel, daß diese Konferenz für die Republk stimmen wird. Sie schenken den GerüHn keinen *Die österreichisch-ungarische Re gi e r u n g hat in Berlin und in Paris ihre endgültige Zustimmung zu dem deutsch französischen Marokko-Abkommen schrift lich erklären lassen. Frankreich. *Jm weiteren Verlauf der Verhandlungen der Senatskommission über das Marokko- IAbkommen gab der Minister des Äußeren de Selves Aufschlüsse über die Vorgeschichte der Abtretung des Kongogebietes. Er erklärte, Herr v. Kiderlen-Wächter habe anfangs die Besetzung marokkanischen Ge biets durch Deutschland gefordert, dann aber, als diese Forderung von den französischen Unter händlern abgelehnt worden war, auf die Ab tretung des Kongogebietes bestanden. Längere Zeit erforderte die Besprechung der Notwendig keit des Marsches nach Fez, der Deutsch land erst zur Entsendung des Kreuzers nach Agadir veranlaßt hat. Die Senatskommission ist nur schwer zu überzeugen, daß dieser Marsch notwendig gewesen sei. *Was nach dem Abschluß des Marokko- Abkommens vielfach befürchtet wurde, ist bereits eingetreten. Es heben bereits Streitig keiten wegen der Kongo grenze an. Der ,Figaro', angeregt durch einen Artikel des Londoner deutsch-feindlichen ,Observer', erklärt schon jetzt, die mannigfachen „Verdrießlichkeiten", die sich aus der Festsetzung der Kongogrenzen ergeben, müßten dem Haager Schiedsgericht unterbreitet werden. Man wird gut tun, eine Äußerung der deutschen Regierung abzuwarten, um was es sich bei diesen Nörgeleien eigentlich handelt. Afrika. * Noch immer haben die Spanier mit den Rifleuten in Marokko heftige Kämpfe zu führen. Wie spanische Blätter melden, sind in den letzten Kämpfen an tausend Eingeborene gefallen, doch hatten auch die Spanier schwere Verluste. Die spanische Regierung hat beschlossen, in den nächsten Tagen noch 10 000 Mann Ver stärkung in das Risgebiet zu entsenden. Politische Kundlcbau. Deutschland. * Die Reisepläne Kaiser Wil helms für 1912 sind nach einer amtlichen Veröffentlichung noch nicht endgültig festgelegt. Es darf lediglich als sicher gelten, daß der Monarch im April (nicht Ende Januar, wie früher berichtet wurde) einen längeren Aufenthalt auf Korfu nehmen wird. * Der Krankheitszustand des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern hat sich soweit ge bessert, daß die Ärzte mit einer baldigen völligen Genesung rechnen. *Die Eröffnung des preußischen Landtags wird nach einer amtlichen Be kanntmachung des Ministers des Innern am 15. Januar 1912 im Weißen Saale des Ber liner Königlichen Schlosses erfolgen. Osterreich-Ungarn. *Um allen Gerüchten über eine ernste Erkrankung Kaiser Franz Josephs wirkungsvoll entgegenzutreten, hat der Minister des Äußeren Graf Ährenlhal in einer amt lichen Mitteilung erklärt, daß das Befinden des greisen Monarchen günstig sei und daß keinerlei Besorgnisse gerechtfertigt sind. ' Weltfrieden und Just vor einem Jahre ranzösischen Nachrichtendienstes gewesen ist, der m der deutsch-französischen Grenze existiert, und der in der Zeit von Februar bis November 1910 brieflich und mündlich zahlreiche Aufforde rungen an Personen in Deutschland gerichtet hat, geheim zu haltende Gegenstände in Er fahrung zu bringen. Er würde Ende März 1911 zu sechs Jahren Festung verurteilt. Am 24. Juli wurde Lux nach der Festung Glatz ge bracht, aus der er jetzt, nach fünf Monaten, ent» versichert werden, daß es sich cht um eine Seuche, also Cholera oder GeniÄrre sondern um eine Vergiftung handelt, lodirch diese hervorgerufen worden ist, konnte benalls noch nicht einwandsfrei ermittelt wdel- Man nimmt indessen an, daß es sichum Fischver giftung oder Wurstvergiftung indlt. Die Ansicht einiger Erkrankter, daß ihn vergifteter Schnaps gereicht worden sei, damlsunhaltbar gelten, vielmehr hat die Meinunfir sich, daß die Massenerkrankungen infolge ls Genusses kreuzers „Moltke" bewiesen haben, soll jetzt zunächst auch die Wilhelmshavener Werft mit einer Schwimmdockanlage für große Schiffe ausgerüstet werden, nachdem die Nordseestation bisher nur mit einem Schwimmdock für Tor pedoboote oder kleinere Kriegssahrzeuge ver sehen war. Die Marinewerft Wilhelmshaven wird dann im Besitz — außer dem Torpedo bootsdock — von sieben weiteren Dockgelegen heiten sein, zn denen im Notfall auch noch die beiden großen Schleusen der neuen dritten Ein- ahrt zu rechnen sein werden, wenn sie für der- irtige Zwecke Verwendung finden, wie man dies bei dem Bau derselben mit in Rechnung zog. Die Marineverwaltung wird dann nach )em Bau dieser Anlagen zunächst im Besitz von drei großen Schwimmdocks sein, die sich zur Dockung für sämmtliche Schiffsgattungen der Flotte eignen, zu denen dann noch die Torpedobootsdocks in Kiel, Wilhelmshaven und Danzig, sowie die großen Schwimmdocks der Privatwerften in Hamburg usw. zu rechnen sind. verdorbener Bückliye erfolgt sind, wie sie nach »en po^eicheu Fest stellungen in den letzten Tchen vorzwi oder drei Obdachlosen in denKreisenchrerSiickrlsgenossen verkauft worden sind. Tas GeLch daß die Erkrankungen auf den Gnuß dc n Asyl ge reichten Mehlsuppe, in dr sich Lutrkorn (ein schnell wirkendes Gift) befundn »oben soll, ebenso wie das andre, te seien mf nsauberkeit )er Kochkessel im Asyl zurnckzusihrl, ist voll- tändig unbegründet uw haltlos, wi die Unter- uchungen der Staatssiwaltschaf awandsfrei ergeben haben. Der Magistrat wiBerlin hat olgende amtliche Erklärung erlassen: „Wegen dc Vergistungsicheinungen 'ind bis Donnerstagabend 8 Uhr 1 Erkrankte n das städtische Kvnkenhaus AnFriedrichs- )ain eingeliefert wcden, von den 38 ver- torben sind. Die Ksamtziffer einsließlich der geworden sei. Nur einige Zweifler ließen sich nicht blenden. Sie hielten die Anschauung auf recht, daß die letzte Weisheit des VMkerrechts noch immer die Entscheidung des Schwertes ge wesen sei und daß sie es bleiben müsse, weil Völker und Staaten nur durch Kriege wachsen und ihre Wirtschaft ausdehnen können. Diese Erwägung führte auch im Senat der Ver. Staaten zu einer Ablehnung der Taftschen Vorschläge. Aber Herr Taft gab seinen Plan so leicht nicht auf. Er schrieb an andre Regie rungen — darunter auch an die deutsche — die ihm sämtlich grundsätzlich beistimmten, er reiste in den Ver. Staaten umher und schien bald wie sein Vorgänger ein Anwärter auf den Friedenspreis zu sein, als plötzlich der italienisch-türkische Krieg ausbrach und zugleich am Himmel Chinas die Flammenzeichen der Revolution lohten. Seit dem ist Herr Taft schweigsam geworden und auch in London und Paris hat man die Ent würfe der neuen Schiedsgerichtsverträge in die Truhen gepackt, um sie vorläufig nicht wieder herauszunehmen. Die harte Notwendigkeit stellt eben den Diplomaten und Staatsmännern andre Aufgaben, als den Problemen vom ewigen Glauben, daß Japan erklärt habe es werde nicht anerkennen und die Man-^Wst Max Voigt war in der Zentralmarkt, bewaffneter 1 Halle am Alexanderplatz eine wohlbekannte Per- Hand auf dem Dhron halten. fapan hat sz^lichkeit. In den Kreisen der Markthallen- uberdies auch nur erklärt, e^> werdielngrelfen, Hecher hjgß der „Platzmajor". Er verdiente wenn die Wirren nicht so oder > beigelegt dadu^cki pinia? G^nsi-üon dak er den Händlern blick in ihr von bangen, nageden Sorgen er- Sie sprang cn und ihre Augen ausreden. Sohn unmöglich für einen gemeinen Verbrecher halten könnten." „Meinen Sohn? Ich verbiete Ihnen, ihn so zu nennen, denn es gibt zwischen ihm und mir keine andre Gemeinschaft, als den ver haßten Namen, den zu behalten ich leider ver urteilt bin. Und ich will nichts von ihm hören. Es ist mehr als genug an der Ver zweiflung und dem .Krimmer, den er bereits über mich gebracht hat. Wenn Ihnen an meiner Freundschaft gelegen ist, so darf jenes Menschen zwischen uns nie — niemals wieder Erwähnung geschehen.' hager gewordenen Gesicht einen eigentümlich unliebenswürdigen, verbitterten Ausdruck gaben. Mit einer Freundlichkeit, der das Gezwungene deutlich genug anzumerken war, hieß sie Else willkommen. Der fies eingewurzelte Haß gegen ihren Stiefsohn hatte sich zum Teil auch auf das junge Mädchen übertragen, von dem sie eine Zeitlang geglaubt hatte, daß er es zur Gattin wählen würde. Wenn an eine solche Möglichkeit nun auch nicht mehr zu denken war, so war von der alten Wneigung doch immer noch ein Rest zurückgeblieben, der ihrer Höflichkeit gegen die unerwartete Besucherin einen häßlichen Bei geschmack gab. — „Meine Tochter bedauert sehr, Sie nicht sprechen zu können," sagte sie, als Else nach ihrer Freundin fragte, „aber die Ärzte haben ihr jede, auch die kleinste Auflegung streng ver boten. Mein Schwiegersohn hat deshalb ange ordnet, daß niemand zu ihr gelassen werde. Gott gebe, daß das bevorstehende Ereignis, dem man in andern Familien voll froher Hoff nung als einem freudigen entgegensieht, für uns nicht zu einem namenlos traurigen werde." Sie führte ihr duftendes Taschentuch an die Augen, und Else, die aufrichtig bestürzt war, eine so ungünstige Auskunft über das Befinden der jungen Frau zu erhalten, sprach ihr, soweit sie es bei ihrer Unerfahrenheit vermochte, aus warmem Herzen tröstend und ermutigend zu. Die warme Teilnahme, die sich in ihren Worten kundgab, blieb auch nicht ganz ohne jede Wirkung auf Ludwig Gernsdorffs Witwe. Sie „Was hat er Ihnen bestätigt, der Elende! Was kann er Ihnen bestätigt haben, als daß er den Namen Gernsdorfs mit unauslöschlicher Schmach bedeckt und seinen unglücklichen Vater vorzeitig ins Grab gebracht hat!" „Nein, gnädige Frau, er hat mir bestätigt^ daß er schuldlos verurteilt worden ist, und es ist sehr traurig, daß ich genötigt bin, Ihnen das erst zu sagen. Denn ich war bis zu Else war totenbleich geworden, denn eines so wilder maßlos leidenschaftlichen Ausbruchs war sie h nicht gewärtig gewesen. In der Ausfuhr^ g ihres Vorhabens aber, mit dem sie hierher wmmen war, ließ sie sich trotzdem nicht dein n. U I^mäesUebe. 28 s Roman von Rolf Cormans, 'ivortictzu^. Else war vor keinem saurem Gang zurück geschreckt, von dem sie sich irgend welchen Erfolg versprechen zu dürfen wähnte. Es galt ihr gleich, ob sie sich damit vor fremden Menschen dem Verdacht der Unweiblichkeit anssetzte und sie das Geheimnis ihrer Liebe erraten ließ. Und mochte ihr auf der Schwelle das Herz auch noch zum Zerspringen geklopft haben, mochte ihr bei den ersten Worten die Angst wie mit eisernen Klammern die Kehle zu sammenpressen, nach wenigen Minuten hatte sie doch diesmal alle Befangenheit abgestreift und dann konnte sie eine Beredsamkeit offenbaren, von deren Besitz sie selbst sich noch vor wenigen Monaten nichts hatte träumen lassen. Ihr erster Besuch hatte Gernsdorffs ehe maligem Verteidiger gegolten, und am folgen den Tage hatte sie sich aufgemacht, um mit seiner Stiefmutter und mit seiner Schwester zu reden. Frau Charlotte Gernsdorfs selbst empfing sie. In den wenigen Monaten, seitdem Else sie nicht mehr gesehen, hatte die schöne, stattliche Frau sich gewaltig zu ihrem Nachteil verändert, wenngleich sie unverkennbar noch immer eifrig bemüht war, die verblühende Schönheit mit allen erdenklichen Mitteln vor völligem Welken zu bewahren. Aber die verräterischen Fältchen an den Augenwinkeln ließen sich ebensowenig wegschminken, als die hatten, tief eingeschnitte- ncn Linien um Mund und Nase, die dem grausam verfolgtes, mitleilwürdizes Weib, und sie empfand es als ein sehr schmerzliche Notwendigkeit, gerade in dicm Augenblick an einer Wunde rühren zu solfl die frisch genug war, um bei jeder Erinnung von neuem zu bluten. Aber um w großen Auf gabe willen, die sie au sich genommen, konnte und dmfte sie dwr nicht zurück- schrecken. Zögernd nannte sicst alter Gernsdorffs Namen, um von dem großeDienst zu sprechen, den er ihr geleistet; und dm, da die Witwe keine Antwort gab, sondn mit fest ver schlossenen Lippen und ptzlich wieder ver härtetem Antlitz schweigend isaß, fuhr sie, all ihren Mut zusammennehmei sott: „Ich habe bei dieser Gelegenheit mitJhrem Sohn ge sprochen, ich habe ihm gesax daß ich niemals an seine Schuld geglaubt h»e, und ec hat mir bestätigt, was für mich freili keiner Bestätigung bedurft hätte, daß —" Aber Charlotte Gernsnss ließ sie nicht trat aus ihrer anfänglich beobachteten Zurück- Haltung hervor und gewährte Else einen Ein- Megkne. „Ich werde diesen Befehl respektieren, gnädige Fcau, nachdem Sie die Güte gehabt haben, mir noch eine einzige Frage zu be- antworten. Wenn Sie in einem so traurigen funkelten wie die Augen aner mordgierigen < Irrtum befangen sind, Ihr Gatte kann un- " i möglich darin befangen gewesen sein. Er wußte füllies Muttechrz. Wenn sic sich dabei auch nur auf Andestungen beschräfle, s> ließen ihre Äußerungen d'ch erkennen, da die arme Käthe längst ausgehitt hatte, sich inhrerEhe glücklich zu fühlen, uw daß Frau Gersdofff selbst die demütigende Abhängigkeit vonjhren Schwieger sohn wie einc furchtbare Stra emffand. So unsystpathisch die kattberechnende Frau „„ Else auch von jeher gewesensein mochte, jetzt diesem Augenblick überzeugt, daß Sie Ihren erschien sie ihr doch nur als rin VM Schicksal
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