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Dauer der Manöverzeit verschmolzen worden ist, anderseits in dem Gelände zwischen Bautzen und Löbau sind am Dienstag durch große Kriegsmärsche der feindlichen Armeen eingeleitet worden. Bei Weißenberg entspann sich dann ein etwa halbstündiger Artilleriekampf, den der Kaiser be obachtete; die beiderseitigen Kavalleriedivisionen plänkelten nur mit einander, llm '/.,4 Uhr Nachmittags traf der Kaiser mittels Sonderznges ans dem Manövergelände wieder in Görlitz ein, wo die Fürstlichkeiten und fremd herrlichen Offiziere schon eine Stunde vorher angelangt waren. Abends 7 Uhr fand bei den Majestäten im Ge sellschaftshause ein Festessen für die Provinz statt, wo später der Görlitzer Kreissängerbund den Majestäten eine Serenade brachte. Um '/2II Uhr reiste die Kaiserin mit Gefolge nach Karlsruhe ab. Großherzog Friedrich von Baden feierte unter den Freudenbezeugungen des gesammten badischen Landes und der herzlichen Theilnahme des deutschen Volkes am Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Die Kaiserin, welche Mittags gegen 12 Uhr von Breslau in Karlsruhe einge- troffeu war, überbrachte dem Großherzog die innigen Glück wünsche des Kaisers. Zur Feier des freudigen Ereignisses hatte sich die Stadt Karlsruhe auf's Glänzendste geschmückt. Bereits im Laufe des Dienstag hatte der Großherzog zahlreiche Beglückwünschungs-Abordnungen empfangen; er verfügte eine größere Reihe von Ordensverleihungen und von Beförderungen. U. A. wurden durch Verleihung der goldenen Kette zum Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen ausgezeichnet der sächsische Gesandte v. Fabrice, der preußische Gesandte v. Eisendecher, der schwedisch-norwegische Gesandte v. Lagerheim und der Kommandeur des 14. Armee korps, General v. Bülow. Se. Majestät der Kaiser hat an den Großherzog nachstehendes Telegramm gerichtet: „An den Großherzog von Baden, königliche Hoheit, Karlsruhe. Zu Deinem 70jährigen Geburtstage, au welchem Dir von Deinem Volke nnd aus alle» Theilen Deutschlands Beweise auf richtiger Verehrung und Liebe dargebracht werden, drängt es auch Mich, Dir Meine aus vollem Herzen kommenden Glückwünsche zu senden. Indem Ich freudig anerkenne, wie hervorragend Deine Verdienste um die Begründung und Erhaltung der Machtstellung unseres gesammten Vater landes sind, nnd wie Du es verstanden hast, die Bande der Freundschaft zwischen uns und unseren Hänsern und Regierungen immer fester und dichter zu knüpfen, danke Ich dem Allmächtigen, daß er Dich bisher so gnädig be wahrt hat, und flehe zu ihm, daß er Dich, begleitet von der Liebe des deutschen Volkes und seiner Bundesfürsten, zum Segen Deines Landes und des ganzen Reiches noch lange in rüstiger Kraft erhalte. Die Kaiserin schließt sich diesen Glück- und Segenswünschen von ganzem Herzen an und wird Mich bei Dir vertreten, da Mich die Pflicht hier fesselt. Görlitz, den 9. September 1896. Wilhelm." Der Kaiser richtete, wie die „Karlsruher Zeitung" meldet, folgendes Schreiben an den Großherzog von Baden: „Königliche Hoheit, durchlauchtigster Fürst, freundlich ge liebter Vetter, Bruder und Onkel! Zum heutigen Tage, an welchem Ew. königl. Hoheit durch Gottes Gnade ver gönnt ist, Ihr 70. Lebensjahr zu vollenden, spreche Ich Ew. königlichen Hoheit Meine wärmsten Glück- und Segens wünsche ans. Die Feier des Ehrentages Ew. königlichen Hoheit wird weit über die Grenzen des badischen Landes hinaus im deutschen Vaterlande freudige Theilnahme er fahren, verehrt das deutsche Volk in Ew. königl. Hoheit doch denjenigen Fürsten, dessen von großen Gedanken und weiser Staatskunst getragenes Wirken wesentlich zur Wiederaufrichtung des deutschen Reiches beigetragen hat. Wie Ew. königl. Hoheit Meinem hochseligen Herrn Groß vater und Meinem in Gott ruhenden Herrn Vater in treuer Freundschaft allezeit mit Rath und That zur Seite ge standen haben, so erfreue auch Ich Mich Ew. königlichen Hoheit Zuneigung nnd werthvollen Unterstützung in Meinem Bestreben, das Erbe des großen Heldenkaisers weiter aus zubauen und durch Werke des Friedens das deutsche Reich zu kräftigen und zu befestigen. Ew. königl. Hoheit auch bei dieser Gelegenheit auszusprechen, wie glücklich Mich dieses Bewußtsein macht, ist Mir Herzensbedürfnis In dem Ich Ew. königl. Hoheit bitte, das beifolgende Modell zu dem Denkmal, welches die Station dem ersten Kaiser m dessen Reichshanptstadt errichtet, als eine Erinnernug an die durchlebte große Zeit und die ehrwürdige Person des theueren Kaisers Wilhelm I. freundlich anznnehmen, bleibe Ich mit der Versicherung wahrer Hochachtung und Freundschaft Ew. königl. Hoheit frcundwilliger Vetter, Bruder und Steffe. Görlitz, den 9. September 1896. Wilhelm I. U." Berlin. Der Czar hat nicht, wie von einigen Seiten gemeldet wird, bestimmt zugesagt, auf seiner Rückreise nach Petersburg in Berlin bezw. Potsdam Halt zu machen, aber dies immerhin als möglich in Aussicht gestellt. Es wird nun abzuwarten sein, ob er an Berlin vorbeireiscn oder hier einen kurzen Aufenthalt nehmen wird. Der zweite Besuch beim deutschen Kaiser nach so kurzer Zeit würde selbstverständlich nur ein privates, rein verwandt schaftliches Gepräge tragen, aber dennoch für die Fran zosen eine deutliche Sprache reden. Inzwischen hat man hier über die Gesinnungen nnd Absichten des Czaren hin reichende Klarheit erhalten, nm dein Pariser Besuche mit allem, was drum und dran hängen wird, mit noch größerem Gleichmuth, als bisher schon, entgegensetzen zu können. Der Czar hat dem Generallieutenant Villaume,dem Oberstlientenant Freiherrn von Zedtwitz und dem Major Lauenstein, welche den Ehrendienst bei dem russischen Kaiscr- paare versahen, goldene, reich mit Edelsteinen geschmückte Dosen geschenkt. Den 2. Garde-Dragonern verlieh er silberne Pauken, den Paderborner Husaren Pelze. Eine offiziöse Auslassung, wonach zwischen den leitenden deutschen und russischen Staatsmännern bei den Breslauer Konferenzen völlige Uebereinstimmung bezüglich aller obschwebenden Fragen konstatirt wurde, giebt der „Nationalzeitung" Anlaß zu folgenden Auslassungen: Einer so rückhaltlosen Ankündigung des Einverständnisses der deutschen und russischen internationalen Politik wird überall in der Welt hohe Wichtigkeit beigemessen werden. Vaterländisches. Wilsdruff, 11. September. — Der September ist in unserer Gegend der schönste des Jahres. Der Himmel überzieht sich nur an wenigen mit einem zusammenhängenden Wolkenschleier. Nur kurze Reg^ schauer pflegen herniederzusprühen, die nach vieljährigen obachtungen im Durchschnitt nur 11 Tage unsicher machet Mit ruhigem Licht und milder Wärme überfluthet die die September-Landschaft. Ihr Kuß erweckt noch maE Blümlein zu kurzem Dasein. Bald nimmt der Sommer schied; den bunten, duftenden Blumenkranz reißr er sich dem Haar, er legt sich hin zum Sterben; ein einziges Blüuü^ bekränzt seine Gruft; die Zeitlose. Schneller, als er gekollM^ zieht er dahin. Allmählich deckte er den reichbesetzten Tisch Früchte; nun pflegt er rasch zum Feierabend abzuräumen. den segenschweren Kronen der Okstbäume lispelt uns dcr HeE wind zu: Greift zu! Im Blau der unendlichen Himmels wird es still; nur der Wanderruf der kleinen Sänger dM' noch durch die Lüfte. Sie rüsten sich zur weiten Reise; ö „halten Sebule", um den Jungen die Reiseerfohrungen ° Alten anzueignen; in langen Geschwadern ziehen sie mit di Sommer dahin. Der Pflug spaltet oon Neuem die Erde, ein lockeres Bett für die künftige Saat zu bereiten. Des Blätterhallen lichten sich; schüchtern versucht der junge Herbsts Maler die ersten leuchtenden Tinten aufzutragen. Sonnens^ und Wärme vermögen uns eben nicht darüber hinwegzutäus^' daß der Sommer zur Rüste geht. ., — Wie aus den Kreisen der landwirthschaftlichen MW mitgetheilt wird, ist infolge des fortwährenden Regenwetters ft zur Aufbereitung als Flechtstroh bestimmt gewesene derart beschädigt worden, daß an Herstellung von Flechtstft, in größeren Mengen aus der 1896er Ernte nicht mehr werden kann. Der landwirthschaftliche Krcisverein Dres^ der sich durch Umfragen über die betr. Verhältnisse eingrft« Kenntniß verschafft hatte, sah sich infolge der erwähnte« trübenden Thatsache veranlaßt, die für diesen Herbst gewesenen Flechtstroh-Ausstellungen abzusagen. — Nossen, 8. September. Negicrungsrath von Wc mann auf Wendischbora hat in erneuter Bethätigung seinro.^ sorge für das Wohl der Kirchgemeinde, deren Patron " ' einer früheren Spende von 1000 M. vor kurzem weitere 1500 hinzugefügt, mit der Bestimmung, daß die ErträgniP Stiftung zum Theil zur Verstärkung des Stammkapitals, der Hauptsäche aber zu Unterstützung bedürftiger Glieder Kirchgemeinde Wendischbora verwendet werden sollen. — Dem Oberlehrer Fester an der I. Bezirksschs" Glauchau wurde am 8. d. M. Vormittags 11 Mß Aula dieser Schule, unter Anwesenheit des Schulroths h aus Zwickau, sowie des Lehrerkollegiums, durch , Meißner das Verdienstkreuz feierlich überreicht. Oberlehrer v wirkt seit 44 Jahren ersprießlich im Schuldienste m 36 Jahren als Lehrer in Glauchau; zu Michaelis aw ven wohlverdienten Ruhestand treten. dem die Ehrenwache, welche das Leibgarderegiment gcM hatte, unter den Klängen der russischen NatioumhynM vorbeimarschirt war, begaben sich die hohen HerrMV in sechsspännigen Wagen nach Schloß Bernstorff, -uc Fahrt erfolgte ans einem Umwege durch die im O'bMw schmuck prangenden, von einer großen Menschenmenge wo gefüllten Hauptstraßen der Stadt. Die Majestäten wurden überall mit enthusiastischen Huldigungen begrüßt. Christiania, 9. September. 70 fast überfuM Dampfer waren Nansens Schiff „Frain" entgegengefahren, welches in Begleitung von 20 Schiffen in den Christiama- Fjord einfuhr. Alle Aussichtspunkte längs des Fjorft waren von einer jubelnden Menschenmenge besetzt, welche den „Frain" mit begeisterten Hurrarufen begrüßte. Tie Begegnung der Schiffe bot einen unvergeßlichen Anblick Der „Fram" ging sodann auf der Pipervike vor Anker, wo er von Kriegsschiffen, Vergnügungsdampfern und sonstigen Privatbooten umringt und von Kanonenschüßen und Musikkapellen begrüßt wurde. Zwischen einem Spalier von Segelbooten ruderte die Mannschaft des „Frain" an Land. Als Nansen an das Land stieg, branste enthw siastischer Jubel empor, während die Musik einfiel. Nach dem sodann entblößten Hauptes ein Psalm angehört und das Vaterlandslied gesungen worden war, trat Nansen die Fahrt nach dem Schlosse an, welche sich zu einem wahren Triumphzuge gestaltete. Als der Zug vor der Universität angekommen war, begrüßte Professor Schioft den Forscher, dankte ihm für seine unermüdliche stille Arben und rühmte seine Voraussicht, seine Energie und M wissenschaftliche Einsicht. Nansen dankte sichtlich beweg! und entgegnete, er habe sich als Vorposten norwegischer Wissenschaft gefühlt. In Konstantinopel und auf Kreta ist endlich eine entscheidende Wendung zum Bessern eingetreten, dagegen läßt die Lage in Macedonien und Alt-Serbien mit einen' Male zu wünschen übrig. Aus beiden türkischen Provinzen wird eine auffällige Erregung der Muhamedaner gegen die Christen gemeldet, sie scheint mit dem Reform-Jr^ des Sultans für Macedonien und Alt-Serbien zusammen- zuhängen. Bemerkenswerth ist, daß die Athener „AB dem macedonischen Revolulionskomitee angerathen hat, der aufständischen Bewegung in Macedonien ein Ende zu machen, sie habe die Gefühle der Griechen und der Macedonier wenigstens dargethan. Die Kaiserin von Japan hat, wie das „Arme-M- ordnungsblatt" mittheilt, aus Anlaß des Unterganges M. Kbt. „Iltis" znr Unterstützung der Hinterbliebenen der verunglückten Besatzung die Summe von 1000 W gespendet. — Ein Mn hat nach dein gegenwärtigen Knlß einen Werth von 3 Nik. 35 Pfg., während der Nennwerr" 4 Nik. 2 Pfg. beträgt. Die Spendung der Kaiserin von Japan bezifferte sich also auf 3350 Mark. Ju deu gegenwärtig schwebenden Fragen, als welche in der ebenfalls rassische Uniform angelegt hatte, der Dom erster Reihe die der Balkanhalbinsel und Ostasiens zu be- Prinzessin, der Prinzessin von Wales und den anvcrcn trachten sind, bedeutet „Uebereiuftimmuug" die Unterstützung hier anwesenden Fürstlichkeiten empfangen worden. Swa der russischen Politik durch Deutschlaud, eine Unterstützung " ' welche, für Rußland ohne Zweifel sehr werthvoll, für das Deutsche Reich geboten ist durch die Erwägung, daß von anderer Seite- auf Durchkreuzung der russischen Politik, auf Herbeiführung von Perwickelungen hingearbeitet wird, die den Frieden geführten würden. Die „Gesammtlage" wird noch immer wesentlich durch die deutsch-französischen Beziehungen bedingt. Indem auch hier völlige Ueberein stimmung festgestellt wird, erhält die Bezugnahme beider Kaiser in ihren Breslauer Trinksprüchen auf die traditio nellen Beziehungen eine bedeutungsvolle politische Grundlage. Vom Reichsversicherungsamte ist das Ergebniß der Vertheilung der während des Jahres 1895 gezahlten Jn- validitäts- undAltersrenten sowieBeitragserstattungen bekannt gegeben worden. Danach sind in dem genannten Jahre 26,5 Mill, für Alters- und 15,5 Mill, für In validenrenten, zusammen 42,1 Mill, ausgegeben worden. Von den Altersrentenzahlungen sind 10,5 Mill, und von den Jnvalidenrentenzahlungen 6,3 vom Reiche erstattet worden. Auf den Kopf der Bevölkerung des Reiches ent fallen von den Altersrentenzahlungen 53,8 Pf., von den Jnvalidenrentenzahlungen 31,4, zusammen 85,2 Pf., auf den Kopf der versicherungspflichtigen Bevölkerung von deu ersteren 232,3, von den letzteren 135,7 zusammen 368 Pf. In den einzelnen Staaten sind diese Zahlen natürlich ver schieden. Den größten Betrag in beiden Rentenzahlungen hatte Mecklenburg zu verzeichnen. Hier entfielen auf den Kopf der Bevölkerung überhaupt von beiden Renten 1,25 Mk., auf den der versicherungspflichtigen Bevölkerung 4,40 Mk., Bei Preußen betrugen die gleichen Zahlen 0,95 Mk. nnd 4,09 Mk. Hier wiederum hatte Ostpreußen für den Kopf der versicherungspflichtigen Bevölkerung den größten Antheil mit 5,44 Mk. und Berlin mit 1,94 Mk. den geringsten. Diese Zahlen illustriren auch den auf die andere Regelung der Vertheilung der Rentenlast bezüglichen Theil der Novelle zum Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetze. Was schließlich die Beitragserstattungen angeht, so sind im Laufe des Jahres 1895 in Heirathsfällen 158662,78 Bi. und in Todesfällen 60806,32 Mk., zusammen 219369,08 M. erstattet worden. Nächst Preußen mit rund 24600 Nik. den größten Antheil an den erstatteten Beiträgen gehabt, und zwar kamen von der letzteren Summe rund 18 500 M. auf Heirathsfälle. Der auf das Reich für Doppelmarken entfallende Betrag der Erstattungen ist so gering, daß es sich nach deu Erfahrungen des ersten Äolljahres vollständig rechtfertigt, bei der Berechnung des in den Etat einzu stellenden Reichszuschusses diesen Posten überhaupt außer Ansatz zu lassen. Der Bund der Landwirthe hat einen Gesetzentwurf über die Regelung derKunstweinfabrikation Herstellen lassen. Danach soll der Kunstweiu den Namen „Vinosiue" führen. Die gewerbsmäßige Herstellung soll der Besteuerung (15 Mark pro Hektoliter) nach der Menge des hergestellten Produkts unterliegen. Der Betrieb ist der Steuerbehörde auzumelden und ein steueramtlicher Erlaubnißschein für die Fabrikation zu erwirken. Die Herstellung sowie die Lagerung der Rohstoffe und Fabrikate darf nur in den im Erlaubnißschein bezeichneten Räumen stattfinden. Auf ein Hektoliter fertiger „Vinosine" ist mindestens ein Gramm Phenolphthalein zuzusctzen. Der Fabrikant hat über Zu- und Abgang an Rohstoffen und Fabrikaten fortlaufende Abschreibungen zn führen, die den Steuerbeamten auf Verlangen sofort zur Einsichtnahme vorzulegen sind. Ferner sollen die zur Lagerung und zum Transport dienenden Fässer an augenfälliger Stelle die Inschrift „Vinosine" sowie den Namen und die Firma des Fabrikanten tragen. Auch Flaschen müssen mit der Aufschrift „Vinosine" ver sehen sein. Holtenau. Das kaiserliche Kanalamt macht bekannt: Der dänische Dampfer „Johann Sim" ist bei Kilometer 77 im Kaiser-Wilhelm-Kanal gesunken. Der Kanal ist bis auf Weiteres gesperrt. Im mittleren Galizien finden zur Zeit die großen österreichischen Manöver statt, welche durch die Gegen wart des Kaisers Franz Josef ausgezeichnet sind. Am Dienstag war Rasttag für die Manövertruppen. Der Kaiser wohnte am Vormittag in Krysowice einer Messe bei. Die Truppen befinden sich trotz der unternommenen überaus schwierigen Märsche in bester Stimmung. Wieder holt schon äußerte der allerhöchste Kriegsherr seine besondere Genugthuuug über Aussehen nnd Leistungen der Truppen, namentlich über die Feuerdisziplin derselben. In den Kreisen der französischen Sozialisten herrscht Entrüstung wegen der erfolgten Ausweisung der deutschen Sozialistenführer Bebel und Bueb aus Frankreich. Die sozialistischen Abgeordneten Guesda und Chauvin haben in der Deputirtenkammer bereits eine Interpellation wegen der Affaire Bebel-Bueb eingebracht, womit die Herren frei lich wenig Gegenliebe finden werden. Der „Vofsischen Zeitung" wird aus London ge meldet: Der Satz in dem Görlitzer Trinkspruch des Kaisers, in dem von dem Schutz der heiligsten Güter die Rede ist, wird in den heutigen Morgenblättern lebhaft erörtert. „Daily Siews" sagen: Elsaß-Lothringen ist eine der Be sitzungen des deutschen Kaisers. Wenn diese Worte etwas bedeuten, bedeuten sie, daß das französisch-russische Bünd- niß jetzt eine Abmachung ist ohne irgend eine giltige Rück sicht auf den Vortheil Frankreichs. — Die Rede, welche der Kaiser in Görlitz nach der Abreise des Czaren gehalten hat, ist von diesem vorher gelesen worden. Die russische Regierung trägt sich mit Zollerhöhungs- niaßnahmen gegen Deutschland, angeblich wegen der Schwierigkeiten, welche man deutscherseits der Einfuhr russischer landwirthschaftlicher Produkte bereiten soll. Da stünde also ein neuer deutsch-russischer Zollkrieg in Aus sicht, trotz des jetzigen Handelsvertrages? Kopenhagen, 9. September. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind gegen 12 Uhr Mittags an Bord des „Polarstern" hier eingetroffen und an der Landungstreppe vom Könige in der Uniform des Preo- braschensky-Garderegiments, der Königin, dem Kronprinzen, Kirchennachrichtcu aus Wilsdruff- Am 15. Sonntag nach Trinitatis Vorm. 8O2 Uhr Gottesdienst, Predigt über Matth v,^ Nachm. 1 Uhr Kindergottesdienst.