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Naunhofer Nachrichten Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TaqeS. Schl uh vcr Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage des Erscheinens. 23. Jahrgang Freitag den 15. November 1912. Nr. 136. Mit eirrer vierseitige« Illustrierte« SonNtagsbeilags Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend Bezugspreis: Frei irÄ HauS durch AuStrSger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 130 vierteljährlich. Ankündigungen: Für Inserenten der Amt-Hauptmann« schast Grimma l2 Pfg. die fünfge« spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige i5 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Verlag «nd Druck: Gü«z L Eule, Naunhof. Redaktion: Avvert Gü«z, NmmtzOf. Amtliches Stadtgemeinderatsfitzung Freitag, den IS. November ISIS, abends 8 Uhr. Tagesordnung r 1. Bausachen a) Golzsch, b) Michel, o) Weiß. 2. Dankschreiben der Sanitätskolonne. 3. Eintragung des bisherigen Gottesackers an der Klingaerstraße ins Eigentum des KirchenlehnS. 4. Eingabe des Vereins Sächsischer Gemeindebeamten wegen der Angcstellten-Versicherung. 5. BeschleusungS Angelegenheiten. 6. ParthenberichtigungS-Sachen. 7. AuSbesterung des Rathausdaches. Hebammen-Ortsgefetz. Das von der Aufsichtsbehörde genehmigte Ortsgesetz des Hebammenbezirks Naunhof über die Unterstützung der in den Ruhestand versetzten Bezirkshebammen wird hiermit bekannt gemacht und zu jedermanns Einsicht während der üb lichen Geschäftsstunden im Meldeamtszimmer des Rat hauses zu Naunhof S Wochen öffentlich ausgelegt. Naunhof, am 13. November 1912. Der Bürgermeister. Gchornsteinfegerwesen. Der nachstehende, von der Königlichen AmtShauptmann- schaft Grimma aufgestellte I. Nachtrag zur Ordnung für das Schornsteinfegerwesen im Bezirke der Königlichen Amtshaupt mannschaft Grimma vom 2. Januar 1912 wird hiermit öffent lich bekannt gemacht. Naunhof, am 13. November 1912. Der Bürgermeister. I. Nachtrag zur Ordnung für das Gchornsteinfegerwesen im Bezirke der Königlichen Amtshauptmannschaft Grimma vom S. Januar ISIS. In § 10 Absatz 1 werden die Kehrzeiten folgendermaßen abgeändert: Ziffer 2, bei russischen (unbesteigbaren) Esten 6 mal, „ 3, bei Schornsteinen von gewerblichen Feuerungen px. 8 mal. Der Nachtrag tritt mit seiner Veröffentlichung in Kraft. Grimma, den 4. Juni 1912. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Hänichen. Bekanntmachung. Nr. 7 des Verordnungsblattes vom Jahre 1912 des Ev.-luth. Landeskonsistoriums für das Königreich Sachsen ist eingegangen und liegt für die Mitglieder der Kirchgemeinde Naunhof zur Einsicht aus. Naunhof, am 11. November 1912. Der Kirchenvorstand. Sonnabend, den 16. dies. Mon., vormittags '/zis Uhr, gelangen in Naunhof I Sofa mit Plüschbezug, I Schreibtisch lackiert und I Wandbild meistbietend gegen sofortige Barzahlung öffentlich zur Versteigerung. Bieter sammeln sich das. im Gasthofe zur Stadt Leipzig. Grimma, am 12. November 1S12. H.1676/12 Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Kühn. Politische Aunälckau. Veutsckes Kelck). * Die Untersuchungskommission für den Fleisch- Handel tritt am 22. November im Reichsamt deS Innern zusammen. Sieben Hauptpunkte sind es, mit denen sich die Kommission befassen soll, und zwar: 1. Allgemeines. 2. Preisbildung beim Aufkauf des Schlachtviehes; 3. Der Zwischenhandel; 4. Schlachtung und Fleischverkauf; 5. Nach richtenwesen; 6. Statistik; 7. Sonstige Vorschläge. Zu den ersten Sitzungen werden die zahlreich geladenen Sach verständigen noch nicht geladen. Interessant sind auch die vielen Fragen, die weiter zur Erörterung stehen, u. a.: Laßt sich eine genaue Kenntnis der Stallpreise erzielen und wodurch? Ist der Zwischenhandel für die Produzenten hinsichtlich des Absatzes erforderlich oder erwünscht? Ist er ferner unentbehrlich im Interesse der Versorgung des Marktes mit Vieh? Welchen Einfluß hat der Zwischen handel auf die Preisbildung? Wie vollzieht sich der Fleischhandel durch die Warenhäuser? Welcher Einfluß kommt dieser Art des Fleischabsatzes auf die Preisbildung zu? Welche Wirkung hat der Fleischabsatz durch Konsum- anstalten? 4- Am Dienstag Ht in Malchin der mecklenburgische Landtag zu einer Session zusammengetreten. Nach der Regierungsvorlage werden für Mecklenburg-Schwerin "/io, für Mecklenburg-Strelitz "/io Landeskontribution gefordert. Für die Schweriner Rentei wird ein Zuschuß von 130 000 Mark gegen 150 000 Mark im Vorjahr gefordert. Unter den Regierungsvorlagen befindet sich auch die Vor lage für Gehaltsaufbesserung der Mecklenburgischen Eisenbahnbeamten. * Die nationalliberale Fraktion des Reichstag- bean tragt den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Anfechtung amtlicher Verfügungen. Das Gesetz hat folgenden Wort laut: Alle von Behörden oder Beamten ergehenden Ent scheidungen, Bescheid.e, Beschlüsse, Anordnungen, Verbote und anderweiten Verfügungen, deren Anfechtung an die Innehaltung einer Frist gebunden ist, müssen am Schluß die Eröffnung enthalten, innerhalb welcher Frist, in welcher Form und bei welcher Stelle die Anfechtung anzubringen ist. Fehlt die Eröffnung, oder ist sie unvollständig oder unrichtig, so beginnt die Frist erst zu laufen, sobald sie nachgeholt, ergänzt oder berechtigt ist, in den beiden letzteren Fällen jedoch nur dann, wenn inzwischen eine Anfechtung erfolgt ist, die den in der Eröffnung gegebenen Weisungen genügt. * Eine neue Bergpolizeiverorduung für Preusten ist im Handelsministerium fertiggestellt worden. Da in letzter Zeit häufig Unglücksfälle bei den Bergwerken durch Sprengschüsse vorgekommen sind, soll in Gesteinsbergwerken die Verwendung von Dynamit außerordentlich beschränkt werden und zu Sprengungen nur noch sogenannte Sicher heitssprengstoffe verwendet werden. Die Verwendung von Dynamit ist nur noch für ganz außerordentliche Fälle gestattet, sie darf nur von besonders ausgebildeten Beamten ausgeführt werden, wobei die Benutzung von Zeitzündern verboten ist, weil diese Zünder leicht Kohlenstaubexplosion herbeiführen können. * Man rechnet in parlamentarischen Kreisen damit, daß dem am 26. November zusammentretenden Reichstag als bald der Reichshaushaltsvoranschlag für 1913, die Novelle zum Handelsgesetzbuch, betreffend die Konkurrenzklausel und der Gesetzentwurf über das Verfahren gegen Jugend liche zugehen werden. In bezug auf die Konkurrenz klausel verlautet, die Vorschläge der Reichsregierung gingen dahin, die Vereinbarung einer Konkurrenzklausel bis zu einer Geltungsdauer von drei Jahren, wie bisher, bestehen zu lasten. Indessen soll in Zukunft der Prinzipal verpflichtet sein, für die Einhaltung des Konkurrenzklaufel- oertrages seitens des Angestellten eine Entschädigung zu zahlen. Die zweite wichtige Bestimmung in der Novelle ist die Vorschrift, daß alle Anstellungsverträge mit Handlungsgehilfen und Lehrlingen, in denen eine Kon kurrenzklausel enthalten ist, in schriftlicher Form ab geschlossen werden müssen. * Mittwoch nachmittag traf der Kaiser in Breslau ein und fuhr alsbald zum Jagdaufenthalt bet dem Grafen Tiele-Winckler in Moschen weiter. * Der Schwager des Kaisers, Prinz Friedrich Leopold von Preußen vollendete am Donnerstag sein 47. Lebensjahr. Der Prinz wohnt auf Schloß Klein-Glienicke bei Potsdam. * Es steht nunmehr endgültig fest, daß de« österreichische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, an der am 22. November in Springe stattfindenden Hofjagd teilnehmen und bei der Gelegenheit mit dem Deutschen Kaiser zu sammentreffen wird. Die Einladung des Kaisers ist übrigens alten Datums und schon im September erfolgt. s In- uncl Zuslanck. München, 18. Noo. Nach einer heutigen Entscheidung des hiesigen Verwaltungsgerichtshofes ist die Feuer bestattung in Bayern in Zukunft gestattet. ,,, dB???: 13- Nov. Während der heutigen Debatte im osterrerchlschen Abgeordnetenhaus stürzte der Justizminister Hachenburger plötzlich von seinem Fauteuil ohnmächtig nieder. Er wurde von mehreren Abgeordneten aus dem Saal getragen und erholte sich bald wieder. Milwaukee, 13. Nov. In dem Prozeß gegen Schrank, der am 14. Oktober auf Roosevelt einen Anschlag ver übte, wurde der Angeklagte für schuldig befunden. Das Gericht beschloß, den Angeklagten auf seinen Geisteszustand untersuchen zu lasten Groübritannten. X Das Kabinett will die Niederlage der Regierung nicht zugestehen. Ministerpräsidelfi Asquith gab vielmehr im Unterhaus eine Erklärung des Inhalts ab, daß er un verzüglich die Ungültigkeitserklärung des Beschlusses in Sachen der Homerule-Bill durch das Haus beantragen werde. Das läuft auf ein glattes Vertrauensvotum heraus. Die Regierung besitzt jedoch eine genügende Majorität, so daß ihr ferneres Verbleiben im Amte ge- sichert ist. X Für die vom Unterhause mit geringer Majorität be schlossene Einführung der Prügelstrafe für Zuhälter haben sich in einer großen Demonstrationsversammlung gegen diese Strafe die englischen Bischöfe ausgesprochen. Der Erzbischof von Canterbury erklärte, der Einwand, die Prügelstrafe erniedrige einen Mann, sei hinfällig. Ein Mensch, der so niedrig handle wie ein Zuhälter, könne nicht mehr erniedrigt werden, als er selbst es schon getan habe. Der Bischof von Birmingham erklärte, im all gemeinen gegen die körperliche Züchtigung zu sein, in diesem Falle aber gerade im Namen der Menschlichkeit seine Einwilligung zur Prügelstrafe nicht verweigern zu können. Okln«. X Das jüngste russisch-mongolische Abkommen hat namentlich in Peking und Mukden die größte Erregung heroorgerufen. Die Blätter, die von Entrüstung über sprudeln, erblicken darin den Wiederbeginn der russischen Tätigkeit im fernen Osten und sehen eine baldige Annexion der Mandschurei voraus. Angesichts der erwiesenen Feind schaft Rußlands gegen China klagen sie Rußland an, daß es die Zerstückelung Chinas einleite und fordern die Re gierung auf, mit einer militärischen Expedition nach Khalka darauf zu antworten. Sie sind überzeugt, daß die Nation die Würde und Integrität Chinas zu schützen wissen werde. Canalejas ermordet! Madrid, 12. Nov. Ein unbekannter Mann feuerte heute vormittag 11 Uhr 50 Miauten auf den Minister präsidenten Caualejas vier Revolverschüste ab, Canalejas war auf der Stelle tot. Der Mörder wurde ergriffe», gewann aber dabei Zeit, sich selbst zu töte». Der ermordete Staatsmann hat in der jüngsten spanischen Geschichte eine hervorragende Rolle gespielt. Er verwaltete ab wechselnd die Ministerien der Justiz und der Finanzen, ehe er zum Ministerpräsidenten berufen wurde. Das Attentat erinnert lebhaft an das gewaltsame Ende eines seiner Vorgänger in der Ministerpräsidentenwürde. Premierminister Canovas wurde am 8. August 1897 von einem Anarchisten ermordet. * * * X Zur Ermordung Canalejas werden aus Madrid noch zahlreiche Einzelheiten mitgeteilt. Canalejas soll bereits vor einigen Tagen gesprächsweise mitgeteilt haben, daß er von der Anarchistenliga zum Tode verurteilt sei. Der 27jährige Mörder Pardinas Sarrato kam aus Buenos Ayres, wo er ausgewiesen worden war. Er soll de« Auftrag erhalten haben, entweder den König oder den Ministerpräsidenten zu ermorden. Sofort nach dem Morde begab sich der König zu der Witwe des Toten, um ihr sein Beileid auszusprechen. In ganz Spanien herrscht größte Entrüstung über die grauenvolle Tat. Der König ernannte zum vorläufigen Präsidenten des Ministeriums den Minister des Äußern Garcia Prieto. Der frühere Ministerpräsident Maura und andere Persönlichkeiten der konservativen Partei haben dem König geraten, die Krise nicht dazu verwenden zu wollen, einen Wechsel in der politischen Richtung oorzunehmen. Sie rieten dem König, Moret mit der Neubildung des Kabinetts zu betrauen. Der Leichnam des Ministerpräsidenten Canalejas ist mit der Ministeruniform bekleidet und ruht in einem kostbaren, mit grauer Seide auSgeschlagenen Sarg. Auf dem Deckel des Sarges liegt ein Elfenbeinkruzifix. Fast von allen Staatsoberhäuptern, auch vom Papst, und allen Regierungen sind Beileidstelegramme in Madrid eingelaufen. Ein deutscher General über französische Stimmung. Man wird, so schreibt ein soeben aus Frankreich zurück gekehrter General, bet uns in der Diplomatie wie in den leitenden Heereskreisen, gut tun, fich durch die Tagesereignisse am Balkan nicht völlig in Anspruch nehmen zu lasten, vielmehr mit geschärftem Auge nach dem näheren Osten und Westen zu blicken, um nicht wieder unliebsame Ueberrafchungen zu erleben. Wer in Frankreich — in Rußland bildet die immer noch nicht voll demobilisierte angebliche Probemobilmachung ein beachtens wertes Symptom — Auge und Ohr öffentlich öffnet, der wird leicht, erkennnen, daß das französische Selbstdewußtsein ber Siedehitze fast ebenso nahe ist wie im Herbst 1911 während der Marokkobesprcchung, und daß bei unseren westlichen Nach barn das „Bewußtsein der Ueberlegenheit an der Seite der Bundesgenosten", bas Bismarck als Vorbedingung für einen Krieg gegen Deutschland bezeichnete, auch heute wieder zum Ausoruck kommt. In RegierungS- und erst recht in Heeres - kreisen — französische Fachblätter, wie „France Militaire",