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Naunhofer Nachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1-20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 130 vierteljährlich. Mit einer vierseitige« Illustrierte« Eo««tagSveilaOe Verlag rmd Druck: Güirz L Eule, Nauuhof. Redaktion: Nsvert Gü«z, N«««tzOß. Anküudi-uuge« Für Inserenten der AmtShauptmann- schäft Grimma l2 Psg. die fünfge- spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige I5 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage?. Schlus; der Anzeigenannahme: Ve.-mittagS I i Uhr am Tage deS Erscheinens. Nr. 57. Sonntag den 12. Mai 1912. 23. Jahrgang. Amtliches Pflichtfeuerwehr. In diesem Jahr finden folgenoe Uebungen statt: Sonntag, den LS. Mai früh 7 Uhr gemeinschaftl. Uebung, Mittwoch, den S Juni abends /zS Uhr 1 und 4. Zug mit der freiwilligen Feuerwehr, Mittwoch, den IS. Juni abends V^S Uhr 2 und 3. Zug und Alarmmannschaft mit der freiwilligen Feuer wehr, Sonntag, den 18. August früh 7 Uhr gemeinschaft lkche Uebung, 23. bis 28. September Alarmbereitschaft. Zu diesen Uebungen haben die Mannschaften aller Züge am Spritzenhaus anzutreten. Die Armbinden find bei jeder Dienstleistung, also auch bei den Uebungen anzulegen. Das ungerechtfertigte Versäumen dieser Uebungen, sowie das Fehlen der Armbinden wird bestraft. Entschuldigungen sind schriftlich, spätestens 2 Tage nach der Uebung bei dem Zugführer ab zugeben. Zugführer sind die Herren: Tischlereibesitzer Hugo Schmidt, für den 1. Zug, Kaufmann Hermann Wendt, dessen Stellvertreter, Kaufmann Arno Wahren, für den 2. Zug, Waldwärter Emil Rackwitz, dessen Stellvertreter, s^eischermekster Otto Nebel, für den 3. Zug, Tischler Otto Stephan, dessen Stellvertreter, Gärtnereibesitzer Paul Gloger, für den 4. Zug, Klempnereibesitzer Hubert Becker, dessen Stellvertreter, Schneidermeister Emil Krönert, für den 5. Zug, Zimmermann Oswald Leine, dessen Stellvertreter. Jedem Feuerwehrpflichtigen ist eine hiesige Feuerlöschord nung zugestellt worden. Aus dieser sind die näheren Be stimmungen über das Feuerlöschwesen und namentlich das Ver halten bei den Uebungen und Bränden zu ersehen. Auf die Bestimmung dieser Ordnung wird deshalb ganz besonders hin gewiesen. Bei dieser Gelegenheit wird den Feuerwehrpflichtigen der Eintritt in die hiesige freiwillige Feuerwehr besonders empfohlen. Der Dienst bei der freiwilligen Feuerwehr befreit von der Dienstleistung bei der Pflichtfeuerwehr. Außerdem wird nach mehrjährigem Dienst in der freiwilligen Feuerwehr die Be freiung von dem späteren Feuerwehrdkenst erteilt. Naunhof, am 3. Mai 1912. Der Stadtgemeinderat. Gtraßenretnigung Nach den Vorschriften der hiesigen Straßenpolizeiordnung hat jeder Grundstücksbesitzer oder sein Stellvertreter die auf der Straßen und dem Fußwege vor seinem Grundstücke sich bildenden Rosenteile jährlich mindestens einmal gründlich beseitigen zu lassen. Diese Pflicht auf Reinhaltung erstreckt sich auf die gesamte Breite der Straße, in den durch zwei Grundstücksreihen eingeschlossenen Straße aber bis auf die Hälfte der Straße in der ganzen Länge des Grundstücks, also auch auf die Schnittgerinne. Die hiesigen Hausbesitzer oder deren Stellvertreter werden deshalb hierdurch veranlaßt, die Straßen und Fußwege noch vor Pfingsten in der vorgenannten Weise zu reinigen. Naunhof, am 11. Mai 1912. Der Bürgermeister. Mittwoch, de« IS. dsS- MtS., nachmittag '/z3 Uhr gelangen in Naunhof 5 Stück altdeutsche Grundöfen, grau glasiert meistbietend gegen sofortige Barzahlung öffentlich zur Versteigerung. Bieter sammeln sich daselbst im Gasthof „Stadt Leipzig." Grimma, am 11. Mai 1912. q». 1145/11. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Bereinsbank Naunhof verzinst Spareinlagen mit 4°/„ mit günstiger Kündi gungsfrist. Kunä um äie Mocve. tDer Mann muß hinaus . . .) Die Frau herrschet weise im häuslichen Kreise — baS wissen wir, seit Schiller — und der Mann „muß hinaus". Hinaus ins feindliche Leben. Aber wenn der Mann, wie wir es beim Skandal im preußischen Abgeoptz«et<u- Hause erlebt haben, hinaus muß, weil zwei Schutzleute ihn mit sanfter Gewalt dazu zwingen, so ist das einiger maßen peinlich. Wenigstens bei uns in Deutschland. In anderen Ländern ist man es längst gewohnt, daß gelegent lich „ein Leutnant und zehn Mann" im Parlament er scheinen und obstruierende oder randalierende Abgeordnete trotz allen Strampelns — hinaustragen. Das sind bei leibe nicht immer Sozialdemokraten: in Men ließ Präsident Abrahamowitsch den Alldeutschen Schönerer und mehrere seiner Genossen genau so an die Luft setzen. Es ist also nicht richtig, wenn man von etwas ganz Neuem und Unerhörtem spricht. Alles schon dagewesen. 4- Es würde wohl nicht allzuviel Unglück für unser politisches Leben bedeuten, wenn die Aufregung über den Vorfall im preußischen Parlament sich bald legen würde. Die Sozialdemokratie selbst im Abgeordnetenhause hat übrigens gegen den Hinauswurf Borchardts nicht allzu lebhaft protestiert, dagegen den „Fall Leinert" als be sondere Schmach gebrandmarkt. Auch Abgeordneter Leinert nämlich „mußte hinaus", wenigstens aus der Bank, damit die Schutzleute an Borchardt, der dahintersaß, herankonnten. Als er sich weigerte, wurde er hinausspediert. „Und dabei war er doch ganz unschuldig!" Ja gewiß. Aber er war — ein Verkehrshindernis, und das hat die Polizei weg geräumt. Wenn sie das nicht dürfte, so käme sie überhaupt nie an Leute heran, die sie sistieren soll. Es brauchten sich bloß einige „Unbeteiligte" rundum zu stellen und sich nicht anfassen zu lassen. Dann wäre also überhaupt nichts zu machen * Die Verabschiedung des Grafen Wolff- Metternich von dem Londoner Botschafterpasten ist nun herausgekommen. Gesundheitsrücksichten sollen maßgebend sein. Freiherr v. Marschall wird voraussichtlich den freigewordenen Platz einnehmen, und von seiner Tätigkeit oder seinem Glück wird es abhängen, ob die Hoffnungen auf „verbesserte" Beziehungen zu dem Vetter jenseits des Kanals in Erfüllung gehen. * In Marokko soll der weiße Mann hinaus, aber bitte, etwas plötzlich. Der Aufstand der Marokkaner, der zunächst nur lokale Bedeutung in Fes zu haben schien, stellt sich doch als eine allgemeine antifranzösische Gärung heraus, unter der auch andere Europäer, darunter Deutsche, bereits zu leiden hatten. General Liautey, der Feldherr von Casablanca, ist auf der Ausreise dorthin, um in dem insurgierten Lande den Oberbefehl zu übernehmen. Er macht aber von vornherein die Pariser Presse darauf auf merksam, daß nicht so bald Siegesnachrichten eintreffen würden. Man werde gezwungen sein, monatelang, in der Defensive zu verharren, denn augenblicklich sei das Klima für Europäer mörderisch, und erst im Herbst werde die Säuberung des Landes beginnen können. „Na, denn prost!" pflegen gefühllose Leute in solchen Momenten zu sagen; wir Deutschen haben jedenfalls nicht die geringste Veranlassung, den Franzosen alles erdenkliche Gute zu wünschen. ! Mas gibt es f^eues? (Telegraphische und Korrespondenz-Meldungen.) Duett uncl IVlannIckLktsloknung. Berlin, 10. Mai. Mit der Duellfrage beschäftigte sich der Kriegsminister in der Budgetkommission des Reichs tags ausführlicher, da auch die fortschrittliche Volkspartei und die Sozialdemokraten Antiduell-Resolutionen eingebracht hatten, nach welchen jedem Duellanten die Entlassung aus dem Heere angedroht wird. Diese Reso lutionen bezeichnete der Kriegsminister als ungerecht. Mit der Resolutton des Zentrums erklärte er sich einverstanden. Sie bedeute keinen Eingriff in die Kommandogewalt, gebe vielmehr nur eine Anregung zu weiterer Arbeit in der bisherigen Richtung. Er werde diese Anregung prüfen und auf strengste Durchführung der KabinettSorder hin wirken. — Am Schluffe der Sitzung wurde der Zentrums antrag, der die Erhöhung der Mannschaftslöhne schon am 1. Oktober 1912 in Kraft setzen will, angenommen. Es ikt alles nickt Rom, 10. Mai. Die italienische Regierung laßt durch das amtliche Depeschenbureau, die „Agencia Stefani", er klären: Eine Berliner Zeitung veröffentlichte Enthüllungen eines deutschen Politikers, wonach Italien mit England ein Geheimabkommen zur Besetzung von Rhodus und anderen Inseln im Ägäischen Meere abgeschlossen habe, und daß Italien infolge dieses Abkommens auf ein weiteres Vorgehen gegen die Dardanellen verzichten wolle. „Diese angeblichen Enthüllungen" — so erklärt unsere Regierung — „sind reine Phantasie." Diese Erklärung ist klar und schließt jedes Mißver ständnis aus; es ist eben „alles nicht wahr", wie es in einem Brettlliede heißt. Der bllrgerttcke Sieg in Varel-Jever. Oldenburg i. Gr., 10. Mai. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Gestern ist in der Stichwahl im Reichstagswahlkreis Varel-Jever der Fortschrittler Dr. Wiemer gegen den Sozialisten Hug gewählt worden. Niemand hatte diesen Ausgang erwartet; allgemein rechnete man mit der Wahl deS Sozialisten, der in der Haupt wahl nahezu 2000 Simmen mehr hatte als der fortschritt liche Mitbewerber und nur rund 1200 Stimmen weniger als alle bürgerlichen Kandidaten zusammen. Gestern aber erhielt Dr. Wiemer 15954 Stimmen gegen 13 561 für Hug; also 2400 Stimmen mehr als Hug, 2000 mehr als alle bürgerlichen Kandidaten bei der Hauptwahl, während Hug einen Zuwachs von nur etwa 750 Stimmen zu ver zeichnen hatte. Der Sieg Wiemers kommt um so über raschender, «lS bekanntlich die Konservativen Stimm enthaltung proklamiert und die Nationalliberalen sich ge weigert hatten, eine Parole für den Fortschrittler aus zugeben. Dennoch scheinen sich, ohne Rücksicht auf Partei, die bürgerlichen Wähler -usammengefunden zu haben, um dem 111. Sozialisten den Eintritt in den Reichstag zu wehren. Gntküttungen Mrei» «t»s „Ott»nie"-Ungtt1ck. London, 10. Mai. Bor der hiesigen Kommission zur Untersuchung der „Titanic"-Katastrophe sagte heute der Maschinist Dillon aus, er hätte auf Befehl des Chef ingenieurs die erst geschlossenen wasserdichten Abteilungen des Riesendampfers wieder öffnen müssen, wodurch das unerwartet schnelle Sinken des Schiffes zu erklären sei. Der Heizer Hendrickson sagte auS, das Rettungs boot, in das er sich rettete, hätte 40 Personen aufnehmen können, 12 wären aber nur darin gewesen: 7 vom Schiffs personal, zwei weibliche und drei männliche Paffagiere. Und obgleich in ihrer Nähe Tausende mit dem Tode in den eisigen Wellen rangen, wäre nicht der geringste Versuch gemacht worden, ihnen zu helfen, weil die im Boot be findlichen Lord und Lady Duff-Gordon aus Angst ums eigene Leben davon abrieten und Lord Duff jedem der 7 Seeleute 100 Mark Belohnung gegeben hätte. König Georg im Unterseeboot. London, 10. Mai. Daß Angehörige regierender Häuser eine Fahrt im Luftschiff wagten, ist schon vorgekommen. Der König von, England hat jetzt eine von den „Land ratten" meist noch als viel gefährlicher angesehene Fahrt unternommen, nämlich im Unterseeboot. Als der König zu den großen Seemanöoern in Weymouth eintraf, konnten die Kriegsschiffe am ersten Tage wegen des Nebels nicht ausfahren. Der König benützte daher die Zeit, um in dem Tauchboote „v 4" eine Unterwasserfahrt zu unternehmen. Die Fahrt dauerte nur 10 Minuten. Auch ging das Boot nicht tief unter der Oberfläche des Meeres, denn der Deckel des Einsteigrohres blieb stets über Wasser sichtbar. Politische Aunälckau. Deutliches Kelch. 4- Auch in diesem Jahre sollen militärische Ernt* Urlauber den Landwirten in größerer Zahl zur Verfügung gestellt werden. In Bekanntmachungen der Militärbehörden und der Landwirtschaftskammern werden die Landwirte ersucht, sich möglichst frühzeitig wegen der Gestellung militärischer Ernteurlauber an die Landwirtschaftskammern oder an die landwirtschaftlichen Kreisvereine zu wenden. Direkte Gesuche an di« Truppenteile selbst müssen unbe rücksichtigt bleiben. Die Truppen selbst werden angewiesen, zur Erntehilfe in erster Linie nur solche Leute zu beurlauben, die am landwirtschaftlichen Unterricht teil genommen haben und sich schriftlich verpflichten, nach ihrer Entlassung aus dem aktiven Militärverhältnis in landwirt schaftliche Dienste zu treten. Die Landwirte dagegen müssen sich verpflichten, den militärischen Ernteurlaubern Unterkunft und Logis zu gewähren und außerdem für alle Schäden und Unfälle aufzukommen, die den Leuten während der Zeit der Beurlaubung zustoßen sollten. 4- In der württembergischen Zweiten Kammer hat die sozialdemokratische Fraktion den Antrag eingebracht, die Verhältniswahl für die Wahlen zur Zweiten Kammer einzuführen. Ob sich eine Mehrheit für die Annahme dieses Antrages findet, erschein^ zweifelhaft. 4- Die Abteilung Berlin-Charlottenburg der Deutschen Kolonialgesellschaft hat durch die Ernennung des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg zum Gouverneur von Togo ihren Vorsitzenden verloren. Wie verkantet, wird mm Prinz August Wilhelm von Preußen den Vorsitz überne^nen. 4- Die Wafsergesetzkommisfion deS preußischen Ab geordnetenhauses wird nach der Vertagung des Landtags noch etwa fünf Wochen im Juni und Anfang JiL Sitzungen abhalten, und zwar ist beabsichtigt, in der Woche vier Sitzungen anzuberaumen. Die Kommission hofft in dieser Zeit die erste Leimig deS Gesetzes zu Ende führen zu können. Die -weite Lesung des Wassergesetzes soll erst im September ooraenommen werden. Die SteuerkommissÜN